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Dr. Peter Axt Gesundheitswissenschaftler im Gespräch mit Astrid ...

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http://www.br-online.de/alpha/forum/vor0612/20061206.shtml<br />

Sendung vom 06.12.2006, 20.15 Uhr<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Peter</strong> <strong>Axt</strong><br />

<strong>Gesundheitswissenschaftler</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong> <strong>mit</strong> <strong>Astrid</strong> Hofmann<br />

Hofmann: Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, herzlich willkommen zu alpha-forum.<br />

Als Gast darf ich heute Herrn Professor <strong>Dr</strong>. <strong>Peter</strong> <strong>Axt</strong> begrüßen. Er ist<br />

<strong>Gesundheitswissenschaftler</strong> und Buchautor. Wir werden in den nächsten 45<br />

Minuten viel über Gesundheit sprechen, u. a. auch über Ihre Annahme, wie<br />

der Geburtsmonat die Gesundheit eines jeden Menschen beeinflusst.<br />

Zuerst einmal eine persönliche Frage, Herr Professor <strong>Axt</strong>: Was macht denn<br />

ein <strong>Gesundheitswissenschaftler</strong> genau?<br />

<strong>Axt</strong>: Allgemein ist das nur schwer zu definieren. Denn schon <strong>mit</strong> dem Wort<br />

"Gesundheit" hat man ja so seine Schwierigkeiten. Wir sprechen z. B.<br />

<strong>im</strong>mer vom öffentlichen Gesundheitssystem und meinen eigentlich ein<br />

Krankenbehandlungssystem. Die Fachleute in diesem Gesundheitssystem<br />

sind daher eigentlich Fachleute für Krankheiten und nicht für Gesundheit.<br />

Ähnlich ist es bei den <strong>Gesundheitswissenschaftler</strong>n. Auch die beschäftigen<br />

sich häufig <strong>mit</strong> Krankheiten. In meinem speziellen Fall ist das jedoch wieder<br />

etwas anders. Denn ich habe noch einen pädagogischen Auftrag: Ich<br />

beschäftige mich ausschließlich <strong>mit</strong> Gesundheit. Wenn man nun die<br />

Fragestellung dieser beiden Gruppen n<strong>im</strong>mt, dann stellt man fest, dass die<br />

eine Gruppe fragt: "Warum wird jemand krank?" Meine Fragestellung lautet<br />

jedoch: "Warum bleibt jemand gesund, während alle anderen krank<br />

werden?"<br />

Hofmann: Genau diesem Thema haben Sie sich auch in verschiedenen Büchern<br />

gewidmet, denn Sie haben <strong>im</strong> Laufe der Jahre mehrere Bücher dazu<br />

veröffentlicht. Auf diese Bücher werden wir gleich noch zu sprechen<br />

kommen. Wie würden Sie denn Ihre Themenbereiche einigermaßen<br />

präzise beschreiben?<br />

<strong>Axt</strong>: Es geht mir <strong>im</strong>mer um das Gesundbleiben, um ein langes Leben und<br />

darum, wie man das Altern verzögern kann. Wenn man das Neudeutsch<br />

ausdrückt, dann kann man sagen, bei mir geht es um Anti-Aging.<br />

Hofmann: Den Wunsch, gesund sein zu wollen, haben die meisten Menschen ja oft<br />

erst, wenn sie krank geworden sind: Erst da wird ihnen häufig bewusst, wie<br />

gesund sie davor gewesen sind. Wie kann man denn üben, die eigene<br />

Gesundheit zu erhalten? Geht das überhaupt, bevor man krank wird?<br />

<strong>Axt</strong>: Das hat etwas <strong>mit</strong> dem Lebensstil zu tun. Ich glaube, es gibt ungefähr 50<br />

Theorien, die sich <strong>mit</strong> dem Altern und der Lebenszeit von Menschen<br />

befassen. Diese Theorien definieren das Altern <strong>im</strong>mer nur von einem ganz<br />

best<strong>im</strong>mten Blickwinkel aus. Die umfassendste Theorie hat jedoch ein<br />

Physiologe bereits vor etwa 100 Jahren geliefert, das ist die so genannte<br />

Stoffwechseltheorie. Sie besagt, dass jedes Lebewesen gleich alt wird –<br />

und zwar gleich alt, wenn man den Kalorienverbrauch pro Gramm<br />

Körpermasse zugrundelegt. Jedes Lebewesen, ob das nun ein Alligator,<br />

eine Schildkröte oder ein Kolibri ist, verbraucht pro Gramm Körpermasse


ungefähr 2500 Kilojoule an Kalorien und dann ist die Lebenszeit zu Ende.<br />

Hofmann: Das heißt also, jeder Mensch hat die Chance alt zu werden, wenn er sich<br />

entsprechend verhält, wenn er <strong>mit</strong> seiner Energie gut wirtschaftet. Aber das<br />

hieße ja auch, dass man dann, wenn man <strong>mit</strong> seinem Leben, <strong>mit</strong> seinen<br />

Energien gut wirtschaftet, auch automatisch nicht krank wird.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, in der Regel bleibt man dann auch gesund. Man bleibt gesund und fit,<br />

wenn man nach diesem Prinzip lebt. Wir starten ja <strong>mit</strong> einem ganz<br />

best<strong>im</strong>mten Energiekonto und können <strong>im</strong>mer nur abheben von diesem<br />

Konto. Wir können jedoch nichts einzahlen auf dieses Konto. Man kann<br />

also keine Energie zurückzahlen, egal wie man sich verhält. Man kann<br />

<strong>im</strong>mer nur abheben. Und Personen, die sparsam <strong>mit</strong> dieser Energie<br />

umgehen, leben entsprechend länger – jedenfalls ist das nachgewiesen bei<br />

den Tieren. Vor etwa 15 Jahren hat der Frankfurter Professor Prinzinger<br />

das noch einmal <strong>mit</strong> ganz modernen Methoden nachgeprüft und diese<br />

Theorie, die 100 Jahre alt ist, bestätigt.<br />

Hofmann: Wenn Sie sagen, dass diese Theorie erst vor 15 Jahren bestätigt worden<br />

ist, dann ist natürlich auch klar, dass es bis jetzt noch keinen Menschen gibt,<br />

der von Geburt an gemäß diesem Muster des Lebensenergiehaushalts<br />

gelebt hat und nun bereits alt ist. Es gibt also noch keinen Menschen, der<br />

bewiesen hätte, dass man nach diesem Muster wirklich gesund alt wird.<br />

<strong>Axt</strong>: Solche Menschen gibt es da in der Tat noch nicht und es ist auch schwierig,<br />

Menschen auf diese Weise zu untersuchen. Aber man führt<br />

Untersuchungen bei Tieren durch, bei Ratten und Mäusen. Sie eignen sich<br />

sehr gut für diese Untersuchungen. Auch Sch<strong>im</strong>pansen sind geeignet. Da<br />

hat man festgestellt, dass eine lebensverlängernde Maßnahme z. B. darin<br />

besteht – das ist die am meisten bewiesene Maßnahme –, wenig zu essen.<br />

Wer ein Leben lang wenig Kalorien zu sich n<strong>im</strong>mt, der lebt wahrscheinlich<br />

sehr lange.<br />

Hofmann: Aber macht es nicht auch einen Unterschied aus, welche Veranlagungen<br />

man hat? Der eine ist eher groß gewachsen, der andere ist eher kleiner, der<br />

eine braucht vielleicht auch berufsbedingt mehr Energie als der andere.<br />

Man kann doch nicht sagen, dass jeder Mensch, egal ob männlich oder<br />

weiblich, egal wie alt oder groß, wie klein oder jung, die gleiche<br />

Energiezufuhr braucht.<br />

<strong>Axt</strong>: Es geht <strong>im</strong>mer um die Energiezufuhr pro Gramm Körpermasse: Wer groß<br />

ist, hat etwas mehr Körpermasse und verbraucht daher auch etwas mehr<br />

Energie. Aber wenn das Leben zu Ende geht, dann haben alle pro Gramm<br />

Körpermasse in etwa die gleiche Energie verbraucht.<br />

Hofmann: Was heißt das jetzt konkret? Da kommt ein Baby auf die Welt und man sagt<br />

sich als Mutter, dass man selbst und das Baby jetzt nach diesem Muster<br />

leben möchte, dass man sich energieschonend verhalten und trotzdem<br />

gesund leben möchte. Wie kann man sein Kind oder auch sich selbst so<br />

erhalten, dass man anhand dieser Regel vom Energieverbrauch eine gute<br />

Chance hat, gesund alt zu werden?<br />

<strong>Axt</strong>: Hier muss ich vielleicht etwas ausholen. Eigentlich sind sich alle<br />

Wissenschaftler darin einig, dass die max<strong>im</strong>ale Lebenszeit so ungefähr bei<br />

130 Jahren liegen wird. Diese Zeit hat aber noch niemand erreicht. Die<br />

älteste Frau, die qua Geburtsurkunde ihr tatsächliches Alter nachweisen<br />

konnte, war eine Französin: Sie wurde 122 Jahre alt. Aber wenn wir<br />

insgesamt 130 Jahre an max<strong>im</strong>aler Lebenszeit haben, dann können wir<br />

selbstverständlich in unserer Jugend auch etwas Energie zum Fenster<br />

hinauswerfen. Wir können viel Sport treiben, wir können auch mal die Nacht<br />

zum Tag machen und dennoch werden wir dann vielleicht 90 Jahre alt.<br />

Aber insgesamt sollte man schon ein bisschen auf den Energieverbrauch<br />

schauen. Sportler z. B., die sehr, sehr viel trainieren, werden in der Regel


nicht alt. Sie sterben häufig genau an den Krankheiten, die wir allgemein <strong>mit</strong><br />

Sport verhindern wollen, nämlich an Herzinfarkt und auch an Krebs.<br />

Hofmann: Aber auf der anderen Seite heißt es oft, dass man sich sportlich aktiv halten<br />

soll, um gesund zu bleiben. Das ist doch jetzt eigentlich ein Widerspruch,<br />

oder?<br />

<strong>Axt</strong>: Das ist kein Widerspruch, das kommt auf die Menge an. Ich denke, den<br />

Sport muss man so einsetzen wie ein Medikament. Wenn man ihn<br />

überdosiert, dann ist er schädlich. Und in den vergangenen Jahren, als die<br />

Fitnesswelle ihren Höhepunkt hatte, war es ja schon so, dass man versucht<br />

hat, möglichst viel Sport zu treiben, möglichst viele Marathonläufe zu<br />

überstehen. Aber ich glaube, das ist nicht gesund. Stattdessen muss man<br />

den Sport richtig dosieren, wenn man in betreibt. Da reicht schon ein<br />

Min<strong>im</strong>um an Bewegung. Es reicht aus, sich jeden Tag etwa 20 bis 30<br />

Minuten moderat zu bewegen. Dann bleibt man gesund, dann bleiben die<br />

Organe und die Gelenke funktionsfähig. Man kann auch etwas mehr<br />

machen, das ist schon in Ordnung. Aber wer sich z. B. <strong>mit</strong> 50, 60 Jahren<br />

noch auf Wettkämpfe vorbereitet, der leidet. Er leidet meiner Meinung nach<br />

unter dieser Anstrengung.<br />

Hofmann: Sprechen Sie da auch ein wenig aus eigener Erfahrung? Sie waren selbst<br />

mal Marathonläufer: Gab es bei Ihnen einen Punkt, an dem Sie erkannt<br />

haben, dass Ihnen das jetzt nicht mehr gut tut, dass Sie das Ganze jetzt ein<br />

wenig zurückschrauben müssen?<br />

<strong>Axt</strong>: Ich habe eigentlich nie Sport getrieben, um gesund zu bleiben. Daran habe<br />

ich in meiner Jugend nicht gedacht. Ich wollte vielmehr gewinnen. Und ich<br />

war dann ja auch einige Jahre als Marathonläufer Mitglied in der<br />

Nationalmannschaft. Aber <strong>im</strong> Nachhinein würde ich sagen, dass es<br />

vermutlich ganz gut gewesen wäre, wenn ich in meiner Jugend etwas<br />

weniger Sport betrieben hätte.<br />

Hofmann: Bleiben wir noch ein bisschen bei dem Thema, wie man seine Gesundheit<br />

erhalten kann. Sie haben gesagt, man sollte am besten nicht allzu viel<br />

essen und man sollte sich nicht allzu viel bewegen: nur ein bisschen, 20 bis<br />

30 Minuten jeden Tag moderat. Und dieses vermutlich bis ins hohe Alter<br />

hinein.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, bis ins hohe Alter hinein.<br />

Hofmann: Was kann man noch machen, da<strong>mit</strong> man möglicherweise 130 Jahre alt<br />

wird, insofern man das möchte?<br />

<strong>Axt</strong>: Wenig Stress haben! Denn Stress ist ein Kalorienräuber. Wenn man<br />

permanent unter Stress steht, dann verbraucht man pro Zeiteinheit durch<br />

die ausgeschütteten Stresshormone mehr Kalorien. Zweitens sollte man<br />

sich moderat bewegen und nur moderat Sport treiben, wie ich bereits<br />

gesagt habe. <strong>Dr</strong>ittens sollte man wenig essen: Die Hundertjährigen sind<br />

meist ein Leben lang schlechte Esser gewesen. Und der vierte Punkt ist:<br />

lange schlafen! Denn <strong>im</strong> Schlaf ist der Kalorienumsatz reduziert. Acht bis<br />

achteinhalb Stunden Schlaf pro Tag: Das ist wahrscheinlich die Menge an<br />

Schlaf, die sinnvoll und gut ist. Die meisten Menschen in Deutschland<br />

schlafen jedoch nur sechs bis sieben Stunden. Und das ist auf lange Sicht<br />

gesehen zu wenig.<br />

Hofmann: Gibt es da nicht doch auch wirklich individuelle Muster? Ich kenne<br />

Menschen, die wirklich <strong>mit</strong> vier, fünf Stunden Schlaf pro Nacht gut<br />

auskommen und jeden Tag putzmunter sind. Und es gibt andere, die sich<br />

nach acht Stunden Schlaf <strong>im</strong>mer noch die Augen reiben und lange<br />

brauchen, bis sie in der Früh in die Gänge kommen. Sie jedoch sagen, dass<br />

das generell für jeden Menschen gilt.<br />

<strong>Axt</strong>: Man muss ja nicht acht oder neun Stunden schlafen jeden Tag. Es kommt


einfach darauf an, dass man ruhig <strong>im</strong> Bett liegt, vielleicht meditiert oder über<br />

Dinge nachdenkt, die einen in den Morgenstunden beschäftigen. Man muss<br />

ja nicht sofort aktiv werden. Abgerechnet wird am Ende des Lebens. Es gibt<br />

Leute, die sagen, dass sie nicht viel Schlaf brauchen, die wirklich nur vier,<br />

fünf Stunden pro Nacht schlafen und sich dennoch wohl fühlen dabei und<br />

auch leistungsfähig sind. Die Frage ist nur: Was ist nach 20, 30 Jahren? Ich<br />

denke, diese Menschen haben nicht so große Chancen, sehr alt zu werden.<br />

Hofmann: Sie sagen, dass man eigentlich sehr viel mehr Geld und Wissen investieren<br />

müsste in das Thema "Erhaltung der Gesundheit". In unserer Gesellschaft<br />

ist das ja eigentlich kein großes Thema, auch in der Politik spielt das keine<br />

so große Rolle. Es gab mal ein paar Ansätze in der Richtung: Man<br />

entwickelte ein Prämienmodell bei den Krankenkassen, aber das griff alles<br />

nicht wirklich. Welchen Vorschlag würden denn Sie machen, da<strong>mit</strong> mehr<br />

Augenmerk auf dieses Thema der Erhaltung der Gesundheit gerichtet wird?<br />

<strong>Axt</strong>: Das hat etwas <strong>mit</strong> Pädagogik und <strong>mit</strong> Lebensstil zu tun. Momentan ist es<br />

so, dass das gesamte Geld in die Behandlung von Krankheiten hineinfließt.<br />

Aber das Gesundheitssystem ist, wie wir wirklich jeden Tag in der Zeitung<br />

lesen können, marode, ist am Ende und kann sich so nicht mehr halten. Die<br />

Politiker greifen daher dem Bürger <strong>im</strong>mer tiefer in die Tasche. Aber<br />

irgendwann wird das nicht mehr so weitergehen können, weil dann das<br />

gesamte Geld für die Krankheiten der anderen zur Verfügung stehen muss.<br />

Ich denke, man kommt von all diesen Schwierigkeiten weg, wenn man<br />

bereits <strong>im</strong> Kindergarten <strong>mit</strong> der Gesundheitserziehung beginnt. In diese<br />

Gesundheitserziehung sollten nicht nur die Kinder involviert werden,<br />

sondern man sollte in dazugehörigen Kursen auch den Eltern der Kinder<br />

sagen, wie die Kinder richtig ernährt werden, welche Übungen sie machen<br />

können, welche Spiele sie machen können usw. Mittelfristig wird das dann<br />

eine Menge Geld sparen. Aber der Trend geht ja <strong>mit</strong>tlerweile ohnehin schon<br />

von der Pharmazie, von der ärztlichen Behandlung weg. Es gibt sehr, sehr<br />

viele Bürger, und es werden jeden Tag mehr, die von sich aus bereits eine<br />

Menge tun, um sich ihre Gesundheit zu erhalten. Manchmal übertreiben sie<br />

dabei freilich noch etwas, wenn sie z. B. zu viel Sport treiben. Viele<br />

Menschen betreiben wirklich den Sport in dem guten Glauben, dass er gut<br />

für sie sei; oder aber sie fangen an, ihre Nahrung <strong>mit</strong> Vitaminen und<br />

Mineralstoffen zu ergänzen. Das sind alles Dinge, die in die richtige<br />

Richtung zielen.<br />

Hofmann: Sie sagen also, dass das Gesundheitsbewusstsein insgesamt gestiegen ist.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, das wächst.<br />

Hofmann: Was könnten denn die Ärzte noch konkret tun? Denn meistens suchen die<br />

Menschen einen Arzt erst dann auf, wenn sie bereits krank sind. Vielleicht<br />

gibt es auch hier schon einen Ansatz in dem Sinne, dass die Ärzte<br />

anfangen, die Patienten darüber aufzuklären, wie sie ihren gesundheitlichen<br />

Status erhalten können, wenn er denn gut ist.<br />

<strong>Axt</strong>: Theoretisch ist das alles möglich, aber die Ärzte sind ja gefangen in diesem<br />

Krankheitssystem. Sie bekommen ja nur Geld, wenn sie Krankheiten<br />

diagnostizieren. Deswegen bleibt keine Zeit, über eine längere Zeit hinweg<br />

und intensiv die Leute auf dem Gebiet der Gesundheit zu trainieren und zu<br />

beraten. Das bleibt <strong>im</strong>mer nur bei einigen wenigen Sätzen.<br />

Hofmann: Da könnte man also ansetzen.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, da könnte man ansetzen. Wenn wir bei den Ärzten bleiben: Es müsste<br />

einfach wesentlich mehr Geld investiert werden in die<br />

Gesundheitsberatung. Und es müsste auch für die Prävention oder die<br />

Health Promotion, also die Gesundheitsförderung, mehr Geld zur<br />

Verfügung stehen. Aber ich glaube, das Ganze geht wohl doch an den<br />

Ärzten vorbei und in Zukunft werden sich andere Berufsgruppen um die


Gesundheit der Bürger kümmern. Das sind die Sportwissenschaftler, das<br />

sind die Ökotrophologen und heute gibt es auch schon die Gruppe der<br />

Gesundheitspsychologen. Auch Sozialpädagogen versuchen in diesen<br />

Gesundheitsbereich hineinzugehen. Schauen Sie sich nur einmal die Hotels<br />

an bei uns. Vor 30 Jahren war es so, dass man hin und wieder mal eine Kur<br />

gemacht hat. Dafür hat man eine Kurklinik aufgesucht. Mittlerweile gibt es<br />

dafür jedoch nur noch wenig Geld. Aber in dem Maße, in dem die<br />

Kurkliniken weniger geworden sind, haben die Gesundheitshotels<br />

zugenommen. Mittlerweile gibt es Wellnesshotels, Sporthotels,<br />

Fitnesshotels, die alle das Ziel haben, die Menschen gesund zu halten. Das<br />

wird in Zukunft weiter ausgebaut werden, davon bin ich überzeugt.<br />

Hofmann: Aber es ist doch <strong>im</strong>mer ein best<strong>im</strong>mtes Klientel, das diese Kurkliniken<br />

aufsucht: Das sind meistens die so genannten Besserverdiener, die<br />

vermutlich ohnehin schon bewusster <strong>mit</strong> dem Thema "Gesundheit"<br />

umgehen, weil sie dafür ja auch die finanzielle Kapazität haben. Aber<br />

eigentlich sollte man natürlich alle Bevölkerungsschichten erreichen.<br />

Gerade die Ärzte sind doch diejenigen, die wirklich den Kontakt zum<br />

Patienten haben, während die Berufsgruppen, die Sie soeben aufgeführt<br />

haben, etwas weiter weg sind von den Menschen. Insofern bräuchte es<br />

also eine sehr breite Öffentlichkeitskampagne, um die Leute wirklich<br />

aufzuklären und sie wachzurütteln. Das stelle ich mir jedoch schwierig vor.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, so müsste es sein, das ist ganz klar. Aber ich glaube, es wird nicht so<br />

kommen, solange das Gesundheitssystem bei uns so funktioniert, wie es<br />

momentan funktioniert, dass also nach der Gebührenordnung abgerechnet<br />

wird, dass es Punkte gibt für ganz best<strong>im</strong>mte Handgriffe usw. Solange das<br />

so ist, wird sich daran nichts ändern. Aber ich muss Ihnen sagen, die<br />

Apotheker befinden sich auf diesem neuen Weg. Die Apotheker versuchen<br />

die Gesundheitsberatung <strong>mit</strong> in die Apotheken zu integrieren. Wir bilden seit<br />

einiger Zeit auch Apotheker aus, die sich weiterbilden zum Anti-Aging-<br />

Berater. Das hat eine sehr, sehr große Resonanz - und eine Zukunft.<br />

Hofmann: Wobei Anti-Aging für mich eher so ein bisschen nach kosmetischer<br />

Fassade klingt. Wenn ich Anti-Aging höre, dann denke ich sofort an weniger<br />

Falten, an eine positive Lebensausstrahlung – die natürlich schön ist. Ich<br />

denke da an jemanden, der den Eindruck erwecken will, gesund zu sein –<br />

es jedoch in Wahrheit gar nicht sein muss. Anti-Aging ist für mich also eher<br />

so etwas in die Richtung "Wie bleibe ich fit und schön?". Das hat für mich<br />

weniger <strong>mit</strong> der Frage zu tun, wie man am besten gesund bleibt. Oder ist<br />

das eine falsche Annahme von mir?<br />

<strong>Axt</strong>: Das eine ist unweigerlich <strong>mit</strong> dem anderen verbunden. Es nutzt ja nichts,<br />

zum Schönheitschirurgen zu gehen und sich die Haut straffen zu lassen,<br />

wenn man be<strong>im</strong> Treppensteigen außer Atem kommt. Wer jung bleiben will,<br />

der muss also auch innerlich, von den Organen her, jung bleiben.<br />

Deswegen bedeutet für mich Anti-Aging Gesundheitsförderung <strong>im</strong> wahrsten<br />

Sinne des Wortes. Das ist halt ein moderner Begriff. Man kann sich darüber<br />

streiten, ob er ideal gewählt ist, aber das ist letztlich genauso wie <strong>mit</strong> dem<br />

Wort "Wellness". Wellness hat auch etwas <strong>mit</strong> Gesundheit zu tun, aber es<br />

ist ein amerikanischer Begriff, ein zusammengesetztes Wort aus "Wellbeing"<br />

und "Fitness" bzw. "Happiness". Auch das ist natürlich kein ideales<br />

Wort für uns Deutsche. Und dennoch hat es sich auch bei uns<br />

durchgesetzt.<br />

Hofmann: Diese Begrifflichkeit ist also nicht ideal, denn das, was dahintersteckt, ist<br />

eigentlich wesentlich tiefgreifender, als auf den ersten Blick erkennbar.<br />

<strong>Axt</strong>: Es geht jedenfalls um Gesundheitsförderung.<br />

Hofmann: Ich möchte auf eine Definition der WHO kommen, der<br />

Weltgesundheitsorganisation. Sie definiert nämlich Gesundheit als "Zustand<br />

des vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens".


Wenn ich mir das näher vor Augen führe, dann denke ich mir, dass das<br />

doch ziemlich illusorisch ist. Wie könnte man denn so einen Zustand ein<br />

Leben lang erhalten? Geht das wirklich, selbst dann, wenn man all die<br />

Dinge, die Sie soeben aufgeführt haben, macht, wenn man sich also<br />

gesund ernährt, wenn man <strong>mit</strong> dem eigenen Energiehaushalt gut<br />

wirtschaftet, wenn man genügend schläft usw.? Ich stelle es mir als sehr,<br />

sehr schwierig vor, das dauerhaft zu gewährleisten.<br />

<strong>Axt</strong>: Zu 100 Prozent wird dieses Ziel sicherlich niemand erreichen. Aber wichtig<br />

ist, dass wir auf dem Weg zu diesem Ziel sind und dass wir sowohl <strong>im</strong><br />

körperlichen wie auch <strong>im</strong> seelischen und <strong>im</strong> sozialen Bereich etwas dazu<br />

beitragen, dass die Gesundheit stabilisiert wird. So sehe ich das zumindest.<br />

Hofmann: Das wird vermutlich nicht für jeden gleichermaßen leicht zu verfolgen sein,<br />

denn das hängt von vielen Lebensumständen ab. Es wäre<br />

selbstverständlich zu wünschen, dass sich das jeder Mensch zuerst einmal<br />

bewusst macht. Das wäre wahrscheinlich der erste Schritt. Und der zweite<br />

Schritt wäre, dass er das dann auch entsprechend lebt.<br />

<strong>Axt</strong>: Der erste Schritt ist es, sich das bewusst zu machen, der zweite ist die<br />

Umsetzung der Information. Ich hatte es ja bereits zu Beginn des<br />

<strong>Gespräch</strong>s gesagt: Das alles muss über die Kindergärten, über die Schulen<br />

laufen. Das darf aber in der Schule nicht aufhören, sondern es müssen<br />

auch die Volkshochschulen involviert werden, es müssen die Betriebe<br />

einbezogen werden, denn gesunde Mitarbeiter leisten mehr und sind<br />

weniger häufig krank. Im Grunde genommen ist das also eine Investition,<br />

die sich auch für die Betriebe lohnt.<br />

Hofmann: Ich möchte nun auf eines Ihrer neueren Bücher eingehen, das Buch "Mai-<br />

Frau sucht Dezember-Mann. Wie unser Geburtsmonat Gesundheit,<br />

Karriere und Partnerschaft beeinflusst und wie wir diese Chance nutzen<br />

können". In diesem Buch untersuchen Sie die Annahme, dass der<br />

Geburtsmonat ganz wesentlich die Gesundheit beeinflusst. Wie ist das zu<br />

verstehen?<br />

<strong>Axt</strong>: Wir sind darauf gekommen, in diesem Bereich zu recherchieren, weil die<br />

Astrologie ja ähnliche Behauptungen aufstellt. Der Industrielle Gunter Sachs<br />

hat ja vor einigen Jahren ein Buch zum Thema Astrologie geschrieben. Er<br />

hat dabei die Daten von etwa einer Million Schweizer Bürger untersucht und<br />

festgestellt, dass die Sterne – so ist seine Meinung – in Verbindung stehen<br />

<strong>mit</strong> dem Handeln und der Gesundheit der Menschen. Wir jedoch sind der<br />

Meinung, dass das nichts <strong>mit</strong>einander zu tun hat. Das ist nämlich genauso,<br />

als würde man Folgendes behaupten: Die Geburtenrate hat etwas <strong>mit</strong> der<br />

Zahl der Störche in Deutschland zu tun! Seit 1960 ist die Zahl der Störche in<br />

Deutschland in der Tat zurückgegangen. Und gleichzeitig ist die Zahl der<br />

Geburten in Deutschland zurückgegangen. Wenn man das nun in einen<br />

statistischen Zusammenhang bringt, dann würde man sagen: "Die Störche<br />

sind schuld daran, dass es in Deutschland so wenig Kinder gibt!" Aber das<br />

sind zwei Faktoren, die nichts <strong>mit</strong>einander zu tun haben. Und genauso ist<br />

es <strong>mit</strong> den Sternen. Die Sterne haben keinen Einfluss auf das Verhalten der<br />

Menschen. Aber es gibt einen anderen Grund: Das ist die Zeit <strong>im</strong> Mutterleib.<br />

Die Zeit <strong>im</strong> Mutterleib prägt das Leben eines Menschen ein Leben lang. Es<br />

gibt – von der Medizin längst anerkannt – Dinge, die sich noch <strong>im</strong> Mutterleib<br />

abspielen und die dann die Gesundheit dieses Babys in seinem späteren<br />

Leben stark beeinflussen können. Jeder weiß: Wenn die Mutter <strong>im</strong> ersten<br />

oder zweiten Schwangerschaftsmonat Röteln bekommt, dann kann das<br />

Kind einen Herzfehler bekommen oder blind werden. Deswegen ist es so<br />

wichtig, und darauf machen die Ärzte ja auch aufmerksam, dass sich jede<br />

Frau, wenn sie selbst noch nie Röteln hatte, gegen Röteln <strong>im</strong>pfen lässt,<br />

bevor sie schwanger werden möchte.<br />

Hofmann: Diese Dinge sind ja hinlänglich bekannt.


<strong>Axt</strong>: Ja, die sind hinlänglich bekannt.<br />

Hofmann: Was hat es nun da<strong>mit</strong> auf sich, dass ich <strong>im</strong> Dezember oder <strong>im</strong> Juli geboren<br />

bin? Denn ich gehe ja mal davon aus, dass die meisten aufgeklärten Mütter<br />

versuchen, einen gesunden Lebensstil zu pflegen während der<br />

Schwangerschaft. Gehen wir einfach mal von diesem Idealzustand aus.<br />

Alle Mütter ernähren sich also gleich gesund und die eine Mutter bekommt<br />

ihr Kind <strong>im</strong> Juli und die andere ihres <strong>im</strong> Dezember: Und das soll nun einen<br />

je verschiedenen Ausgangspunkt darstellen für die Gesundheit dieser neu<br />

geborenen Menschen. Warum?<br />

<strong>Axt</strong>: Das, was ich soeben gesagt habe, hat ja noch nichts <strong>mit</strong> dem<br />

Geburtsmonat zu tun; das hat nur etwas da<strong>mit</strong> zu tun, dass sich Ereignisse<br />

in den ersten zwei Monaten lebenslang auf die Gesundheit des Kindes<br />

auswirken können. Wenn wir nun die Geburtsmonate nehmen, dann<br />

müssen wir wissen, dass sich <strong>im</strong> Jahresablauf sehr viel ändert: um das Kind<br />

herum und um die Mutter herum. Im Sommer ist es warm, die Sonne<br />

scheint viel, <strong>im</strong> Winter ist es kalt und auch die Ernährung ist eine andere. Da<br />

spielen also viele Faktoren eine Rolle. Und diese Faktoren wirken sich auf<br />

das Kind <strong>im</strong> Mutterleib aus. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen. Wenn die<br />

Entwicklung der Knochen und Zähne des Babys <strong>im</strong> Mutterbauch <strong>im</strong> Winter<br />

stattfindet und dieses Baby dann meinetwegen <strong>im</strong> Juli auf die Welt kommt –<br />

ich glaube, <strong>im</strong> vierten Monat entwickeln sich die Zähne –, dann haben diese<br />

Kinder später häufiger Schwierigkeiten <strong>mit</strong> den Knochen und <strong>mit</strong> den<br />

Zähnen als Kinder, die in anderen Monaten geboren wurden. Ein zweites<br />

Beispiel. Das Immunsystem eines Babys entwickelt sich erst nach der<br />

Geburt bzw. <strong>im</strong> letzten Monat <strong>im</strong> Mutterbauch. Wird nun das Baby in eine<br />

Jahreszeit hineingeboren, in der sehr viele Pollen fliegen, dann ist das<br />

Immunsystem noch nicht in der Lage, sich gegen die Pollen zu wehren.<br />

Das wäre also <strong>im</strong> März oder <strong>im</strong> April der Fall. Kinder, die in dieser Zeit<br />

geboren werden, haben häufiger Schwierigkeiten <strong>mit</strong> Allergien, bekommen<br />

häufiger Allergien. Sie könnten nun fragen: Das ist ja alles schon<br />

geschehen, wenn wir auf die Welt kommen, was können wir da noch<br />

machen?<br />

Hofmann: Das hätte ich jetzt in der Tat gesagt: Ich bin jetzt nun einmal auf der Welt<br />

und kann das nicht mehr rückgängig machen.<br />

<strong>Axt</strong>: Das ist klar. Aber die Mutter kann sehr viel tun.<br />

Hofmann: Während der Schwangerschaft?<br />

<strong>Axt</strong>: Vorher schon, bei der Geburtsplanung.<br />

Hofmann: Wenn eine Frau also meint, ihr Baby müsste <strong>im</strong> Juli auf die Welt kommen,<br />

dann sollte sie <strong>im</strong> Oktober schwanger werden.<br />

<strong>Axt</strong>: Ich würde das jedem empfehlen, der z. B. aus einer Allergikerfamilie<br />

kommt, in der es viele Pollenallergiker gibt, denn da ist die Gefahr groß,<br />

dass dieses Kind dann auch ein Allergiker wird. Diese Gefahr sollte man<br />

nicht noch dadurch erhöhen, dass man sein Kind genau in dieser Pollenzeit<br />

zur Welt bringt. Stattdessen würde ich bei diesen Kindern so planen, dass<br />

sie <strong>im</strong> Herbst zur Welt kommen, denn da gibt es weniger Pollen. Wenn man<br />

aus einer Familie stammt, in der es <strong>im</strong>mer schon Schwierigkeiten <strong>mit</strong> den<br />

Zähnen oder <strong>mit</strong> den Knochen gegeben hat, dann sollte man so planen,<br />

dass das Baby nicht <strong>im</strong> Sommer zur Welt kommt. Denn die<br />

Knochenentwicklung des Kindes <strong>im</strong> Mutterbauch würde in der<br />

sonnenarmen Zeit stattfinden, also <strong>im</strong> November und Dezember. So kann<br />

man also bereits <strong>im</strong> Vorfeld sehr viel tun, da<strong>mit</strong> das Kind nicht unnötig und<br />

zusätzlich <strong>mit</strong> Risiken belastet wird, die in der Familie vorhanden sind.<br />

Hofmann: Die Erkenntnisse, die Sie darüber haben, resultieren aus Auswertungen von<br />

Statistiken, oder?


<strong>Axt</strong>: Wir haben eigene Untersuchungen durchgeführt, aber wir haben auch<br />

seriöse Statistiken herangezogen. Denn es beschäftigen sich ja auf der<br />

ganzen Welt Wissenschaftler <strong>mit</strong> diesem Phänomen. Das bezieht sich ja<br />

nicht nur auf Menschen, sondern auch auf Tiere. Man weiß nämlich, dass<br />

Hunde, die in einem ganz best<strong>im</strong>mten Monat des Jahres geboren werden,<br />

häufiger Probleme <strong>mit</strong> ihren Hüften haben. Man nennt das HD,<br />

Hüftgelenksdysplasie. Das Max-Planck-Institut für demographische<br />

Forschung in Rostock ist selbstverständlich ebenfalls ein ganz seriöses<br />

Institut. Es hat festgestellt, dass Menschen, die <strong>im</strong> Herbst geboren werden,<br />

länger leben als Menschen, die <strong>im</strong> Frühjahr, <strong>im</strong> Sommer oder <strong>im</strong> Winter<br />

geboren werden. Das Interessante ist ja, dass Wissenschaftler auf der<br />

ganzen Welt dieses Phänomen untersucht haben. Wenn man auf der<br />

Südhalbkugel der Erde geboren wurde, wo die Jahreszeiten ja genau<br />

umgekehrt zu unseren sind, dann ist es so, dass dort die Menschen, die <strong>im</strong><br />

Frühjahr geboren werden, länger leben als diejenigen, die <strong>im</strong> Herbst<br />

geboren werden. Dieser Effekt bleibt also lebenslang erhalten. Wenn<br />

jemand aus Australien nach England oder in die USA auswandert, dann<br />

n<strong>im</strong>mt er diesen Langlebigkeitsfaktor <strong>mit</strong> in dieses neue Land. Dass er<br />

länger lebt, hat also nichts <strong>mit</strong> der Ernährung in diesem neuen Land zu tun.<br />

Hofmann: Wenn ich aber nach den Vorgaben lebe, die Sie vorhin gemacht haben,<br />

wenn man also auf seinen Lebensenergiehaushalt achtet, wenn man lange<br />

genug schläft usw., dann müsste sich doch diese ganze Statistik aufheben.<br />

Diese Statistiken würden doch hinfällig werden, wenn wir alle bis zu 130<br />

Jahre alt werden bzw. zumindest die Chance haben so alt zu werden.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, schon, aber man muss das sozusagen in Punkte umsetzen. Man kann<br />

Punkte gewinnen, wenn man entsprechend lebt, und man kann Punkte<br />

gewinnen, wenn man sich nach diesen Geburtsmonaten richtet. Aber da<strong>mit</strong><br />

Sie mich nicht falsch verstehen: Es gibt nicht für jede Erkenntnis, die wir<br />

gewonnen haben, auch eine Begründung. Denn in manchen Fällen stehen<br />

wir da und wissen nicht, warum es so ist, wie es ist – zumindest bis jetzt<br />

wissen wir das noch nicht.<br />

Hofmann: Aus Ihrem Buch kann ich aber doch zumindest ableiten, dass die<br />

Winterbabys ein bisschen das Nachsehen haben, während alle diejenigen<br />

jubeln dürfen, die <strong>im</strong> Sommer und <strong>im</strong> Herbst geboren wurden. Gerade die<br />

Herbstkinder haben ja Ihrem Buch zufolge gute gesundheitliche Chancen<br />

und sind darüber hinaus auch noch oft die Erfolgstypen.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, die Herbst- und Winterkinder.<br />

Hofmann: Das geht bis einschließlich Dezember und <strong>im</strong> Januar knickt das dann um.<br />

<strong>Axt</strong>: Es gilt schon noch bis Januar und Februar. Diese Wintertypen sind<br />

eigentlich die Erfolgstypen, während die Sommertypen häufig die lustigen<br />

Menschen sind, die Entertainer, die Schauspieler, die Moderatoren usw.<br />

Wenn man sich die verschiedenen Typen und deren Berufswahl genauer<br />

ansieht, dann stellt man fest, dass aus den Winter- bzw. Herbstmonaten<br />

mehr Naturwissenschaftler kommen, während aus den Sommermonaten<br />

mehr Sprachwissenschaftler kommen. Die Kanzler der Bundesrepublik sind<br />

alle – bis auf Frau Merkel – <strong>im</strong> Winterhalbjahr geboren worden. Frau Merkel<br />

ist jedoch <strong>im</strong> Sommer geboren worden. Auch unter den amerikanischen<br />

Präsidenten überwiegen diejenigen, die <strong>im</strong> Winterhalbjahr geboren wurden.<br />

Gut, Herr Bush junior ist <strong>im</strong> Sommerhalbjahr geboren worden.<br />

Hofmann: Das heißt, die berühmten Ausnahmen bestätigen wieder einmal die Regel.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja. Das ist so wie <strong>mit</strong> dem Rauchen. Es handelt sich hier ja um<br />

epidemiologische Untersuchungen. Nicht alles, was hier ausgesagt wird,<br />

muss daher auf jeden einzelnen Menschen zutreffen. Es gibt also <strong>im</strong>mer<br />

wieder Ausnahmen. Jeder von uns weiß, dass das Rauchen schädlich ist.<br />

Aber es gibt Menschen, die bis zu ihrem 80. Lebensjahr rauchen und doch


gesund bleiben. Das beste Beispiel dafür ist der ehemalige Bundeskanzler<br />

Helmut Schmidt. Er ist jetzt über 80 Jahre alt, aber er raucht, wenn ich ihn<br />

richtig verstanden habe, <strong>im</strong>mer noch seine 60 Zigaretten am Tag.<br />

Hofmann: Und trinkt dazu viel Kaffee, was ja auch ungesund ist.<br />

<strong>Axt</strong>: Und doch wird er älter als der Durchschnitt der Menschen bei uns. Sie<br />

sehen also, es gibt <strong>im</strong>mer wieder Ausnahmen. Es gibt auch bei dem, was<br />

ich vorhin gesagt habe, Ausnahmen. Deswegen darf man sich eben nicht<br />

Angst machen lassen, wenn man in meinem Buch über die Geburtsmonate<br />

eine Aussage findet, die so klingt, als wäre das nicht so sehr gut für einen<br />

persönlich.<br />

Hofmann: Haben Sie sich selbst denn in diesen Statistiken auch wiedergefunden?<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, ich finde mich wieder.<br />

Hofmann: Ich habe mich nämlich nicht wiedergefunden. Ich bin <strong>im</strong> Januar geboren<br />

und habe mir be<strong>im</strong> Lesen gedacht: Das st<strong>im</strong>mt alles leider gar nicht bei mir.<br />

Es heißt doch, die Winterkinder seien oft mathematischnaturwissenschaftlich<br />

begabt und hätten so gewisse<br />

Charaktereigenschaften und Berufsvorstellungen. Ich muss sagen, dass ich<br />

da wohl zu den Ausnahmen gehöre.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, dann gehören Sie zu den Ausnahmen. Ich jedoch gehöre ganz zu<br />

denen, die wir da beschrieben haben. Ich bin <strong>im</strong> Juli geboren worden: Ich<br />

habe keine Beziehungen zu Naturwissenschaften und ich habe etwas<br />

Probleme <strong>mit</strong> meinen Füßen, aber das hängt eventuell auch da<strong>mit</strong><br />

zusammen, dass ich früher sehr viel gelaufen bin. Und auch <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

die Partnerwahl st<strong>im</strong>me ich <strong>mit</strong> unseren Untersuchungen überein. Ich bin <strong>im</strong><br />

Juli geboren und meine verstorbene Frau war <strong>im</strong> Dezember geboren<br />

worden. Das passte eben auch ganz genau.<br />

Hofmann: Sie sagen über die Partnerwahl generell, dass diejenigen gut<br />

zusammenpassen, deren Geburtstage nicht so arg weit auseinander liegen.<br />

<strong>Axt</strong>: Häufig ist es so, dass sich diejenigen Leute gut verstehen, die sehr dicht<br />

beieinander Geburtstag haben.<br />

Hofmann: Warum ist das so?<br />

<strong>Axt</strong>: Das wissen wir nicht. Vielleicht liegt es daran, dass sie die gleichen<br />

Umwelterfahrungen gemacht oder die gleichen Interessen haben. Wenn die<br />

<strong>im</strong> Sommer Geborenen mehr die Entertainer, mehr die<br />

Sprachwissenschaftler sind, während die <strong>im</strong> Herbst Geborenen mehr die<br />

naturwissenschaftlichen Typen sind, dann könnte das <strong>mit</strong> den gleichen<br />

Interessen eine gute Erklärung dafür sein. Ich denke jedenfalls, dass gleiche<br />

Interessen, gleiche Eigenschaften durchaus dazu führen, dass man gut<br />

<strong>mit</strong>einander auskommt. Aber es gibt auch da Ausnahmen, wie Sie an mir<br />

und meiner verstorbenen Frau sehen können. Wobei ich aber auch hier<br />

wieder sagen muss: Meine Frau war eher der Typ, der sich für Zahlen<br />

interessiert hat. Sie hat die ganzen Berechnungen gemacht, sie hat den<br />

Haushalt geführt, sie hat dafür gesorgt, dass unser Geld richtig angelegt<br />

wird usw. Diese Dinge haben mich all die Jahre über gar nicht interessiert.<br />

Hofmann: So haben Sie sich wieder gut ergänzt.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, so haben wir uns gut ergänzt.<br />

Hofmann: Sie haben über diese Erfolgsmenschen, die ja oft <strong>im</strong> Herbst oder <strong>im</strong> Winter<br />

Geburtstag haben, eine sehr interessante Feststellung gemacht. Sie haben<br />

nämlich über unsere deutsche Fußballnationalmannschaft gesagt: "Die<br />

meisten Nationalspieler hatten in der Vergangenheit <strong>im</strong> November<br />

Geburtstag. Bei der heutigen Nationalmannschaft ist es wieder so."<br />

<strong>Axt</strong>: Es gibt da eine Statistik, die wir zitiert haben, die die englische Profiliga <strong>im</strong>


Fußball betrifft. Auffällig viele Profifußballer sind <strong>im</strong> Herbst geboren gemäß<br />

dieser Statistik. Nachdem wir diese Statistik kennengelernt hatten, haben<br />

wir uns die deutsche Nationalmannschaft und die Bundesliga angesehen.<br />

Wir haben also zuerst einmal die Bundesliga untersucht. Dabei kamen wir<br />

nicht auf ähnliche Ergebnisse wie in der englischen Profiliga. Irgendwann ist<br />

uns aber aufgefallen, dass es sehr viele Ausländer gibt, die in der<br />

Bundesliga spielen, die aber auf der Südhalbkugel der Erde geboren<br />

wurden. Deswegen war dieses System eben nicht übertragbar. Dann<br />

haben wir uns aber der Nationalmannschaft zugewandt. Dort fanden wir<br />

dann wieder die gleichen Ergebnisse wie die Engländer – und zwar <strong>im</strong>mer<br />

dann, wenn die deutsche Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft<br />

die Plätze eins bis vier belegt hat. Dann war es wirklich so, dass sehr viele<br />

Spieler dieser Mannschaft <strong>im</strong> Herbst geboren worden sind. Auch bei der<br />

aktuellen Nationalmannschaft ist es so, dass sie aus sehr vielen Personen<br />

besteht, die <strong>im</strong> Herbst Geburtstag haben.<br />

Hofmann: Alle Frauen, die eine Schwangerschaft planen und garantiert einen sportlich<br />

erfolgreichen Sohn oder eine erfolgreiche Tochter haben wollen, sollten<br />

schauen, dass ihr Kind <strong>im</strong> Herbst geboren wird.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, wenn es sich für Sport interessiert.<br />

Hofmann: Wenn die Mutter sich für Sport interessiert. Wenn die Eltern also gerne<br />

hätten, dass sich das Kind später für Sport interessiert, dann kann man<br />

dadurch Einfluss darauf nehmen.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja. Bis zu einem gewissen Grad kann man das.<br />

Hofmann: Und auch wenn die Oma oder der Opa sehr sportlich waren, dann stehen<br />

die Chancen für den Enkel oder die Enkelin ebenfalls sehr gut in dieser<br />

Hinsicht.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, auch dann.<br />

Hofmann: Vielleicht waren ja auch Ihre Eltern sportlich.<br />

<strong>Axt</strong>: Meine Vater war sportlich, meine Mutter weniger.<br />

Hofmann: Also hat es doch auch ein bisschen was <strong>mit</strong> den Genen zu tun.<br />

<strong>Axt</strong>: Vielleicht auch <strong>mit</strong> der Erziehung.<br />

Hofmann: Es kommt also auf alles zusammen an. Ich möchte nun auf ein weiteres<br />

neues Buch von Ihnen eingehen. Das Buch heißt: "Skin Food. Schlemm<br />

dich schön." Ich habe mir das Buch angeschaut und ich muss sagen, dass<br />

das bei mir geradezu einen revolutionären Aha-Effekt ausgelöst hat. Sie<br />

beschreiben nämlich in diesem Buch, dass Falten von Entzündungen <strong>im</strong><br />

Körper und auf der Haut herrühren. Wie sind Sie auf diese Erkenntnis<br />

gestoßen?<br />

<strong>Axt</strong>: Das ist keine Erkenntnis von uns, sondern Wissenschaftler haben das<br />

einfach so festgestellt. Und das bezieht sich eben nicht nur auf Falten,<br />

sondern man geht <strong>mit</strong>tlerweile sogar davon aus, dass Herzinfarkte durch<br />

Entzündungen verursacht werden. Nicht bei allen, aber doch bei einigen<br />

Herzinfarkten scheint es so zu sein, dass eine Entzündung die Grundlage<br />

für den Infarkt bildet. Bei den Falten ist es so: Unterschwellige<br />

Entzündungen <strong>im</strong> Unterhautfettgewebe, die man überhaupt nicht<br />

wahrn<strong>im</strong>mt, führen häufig zu vorzeitiger Faltenbildung.<br />

Hofmann: Für mich war es aber schon eine ziemlich revolutionäre Erkenntnis, dass die<br />

Faltenbildung nicht nur ein natürlicher Alterungsprozess ist, sondern von<br />

Entzündungen herrührt. Ich finde, das ist doch etwas Neues.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, die Zusammenhänge zwischen Faltenbildung und Entzündungen so wie<br />

auch zwischen Entzündungen und dem Herzinfarkt werden erst seit einigen<br />

Jahren diskutiert. Aber sie werden eben <strong>mit</strong>tlerweile tatsächlich weltweit


diskutiert. Diese Diskussion ist bisher eigentlich ohne Widerspruch<br />

geblieben. Bei der Faltenbildung darf man sich jedoch diese Entzündungen<br />

nicht wie z. B. rheumatische Entzündungen <strong>mit</strong> einem geschwollenen, sehr<br />

warmen und roten Gelenk vorstellen. Nein, das sind min<strong>im</strong>ale<br />

Entzündungen, die man eigentlich nur <strong>mit</strong> einem speziellen Bluttest<br />

aufspüren kann. Dieser Bluttest heißt hsCRP (high sensitive C-reactive<br />

protein). Wenn dabei die Werte ein best<strong>im</strong>mtes Maß überschreiten, dann<br />

sind die Entzündungen so weit fortgeschritten, dass man etwas dagegen<br />

unternehmen kann und sollte.<br />

Hofmann: Wie und wo macht man diesen Test?<br />

<strong>Axt</strong>: Diesen Test kann man von jedem Arzt durchführen lassen. Man kann aber<br />

auch zu einem Laborarzt gehen und sich dort einen Milliliter Blut abnehmen<br />

lassen, das dann untersucht wird.<br />

Hofmann: Wie entstehen denn diese Entzündungen <strong>im</strong> Körper? Wenn man normal,<br />

gesund, durchschnittlich lebt und nichts von irgendwelchen Entzündungen<br />

auf der Haut spürt, wie soll man darauf dann Einfluss nehmen? Reicht es<br />

nicht, dass man sich dann eine schöne Creme kauft, von der ich weiß, dass<br />

sie nicht aus Erdöl produziert worden ist? Reicht es nicht, wenn man dann<br />

auch noch viel an die frische Luft geht usw.?<br />

<strong>Axt</strong>: Auf Cremes setzen ja die meisten Frauen. Aber diese vorzeitige<br />

Faltenbildung kann man nur begrenzt <strong>mit</strong> Hautcremes in den Griff<br />

bekommen. Hauptursache für diese unterschwelligen Entzündungen ist die<br />

Ernährung. Immer dann, wenn man Nahrungs<strong>mit</strong>tel zu sich n<strong>im</strong>mt, die<br />

Arachidonsäure oder Omega-6-Fettsäuren in sich haben, dann setzt man<br />

da<strong>mit</strong> Entzündungsmarker. Arachidonsäure ist z. B. <strong>im</strong> Schweinefleisch in<br />

sehr großen Mengen enthalten. Im Sonnenblumenöl z. B. sind Omega-6-<br />

Fettsäuren enthalten. Diese beiden fördern aber Entzündungsprozesse <strong>im</strong><br />

Körper.<br />

Hofmann: Wenn ich Sie richtig verstehe, dann muss man bei der Ernährung darauf<br />

aufpassen, dass diese Fettsäuren in einem guten Gleichgewicht stehen. In<br />

Ihrem Buch schreiben Sie von den Omega-6- und den Omega-3-<br />

Fettsäuren. Die einen sind entzündungsfördernd und die anderen<br />

entzündungshemmend. Wenn das <strong>im</strong> Ungleichgewicht ist, dann entstehen<br />

die Falten.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, dann entstehen diese Falten und unterschwelligen Entzündungen. Ich<br />

will das vielleicht noch einmal wiederholen. Omega-6-Fettsäuren und<br />

Arachidonsäure fördern Entzündungen. Sie sind <strong>im</strong> Fleisch enthalten.<br />

Schweinefleisch und Schweineschmalz sind wohl die Hauptlieferanten von<br />

Arachidonsäure für uns. Sonnenblumenöl ist ein Omega-6-Lieferant. Der<br />

Gegenspieler dazu sind die Omega-3-Fettsäuren. Diese findet man <strong>im</strong><br />

Fisch oder auch <strong>im</strong> Rapsöl. Daher sollte man diese Nährstoffe häufiger zu<br />

sich nehmen, wenn man gegen diese Entzündungen ankämpfen möchte.<br />

Hofmann: Das heißt, man kann diese Faltenbildung <strong>mit</strong> der Ernährung positiv wie<br />

negativ beeinflussen. Positiv beeinflussen kann man sie in dem Sinne, dass<br />

diese Faltenbildung erst sehr spät eintritt.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, man kann das etwas verzögern. Aber es kommt noch etwas anderes<br />

hinzu, denn das sind ja drei Faktoren. Erstens sind das diese kleinen<br />

Entzündungen unter der Haut, die zur vorzeitigen Faltenbildung führen.<br />

Zweitens sind das die so genannten Freien Radikalen. Freie Radikale<br />

entstehen, wenn man raucht, wenn man sich zu häufig der Sonne aussetzt<br />

oder wenn man viel Sport treibt. Mit jedem Atemzug Sauerstoff, den man<br />

einatmet, werden sehr, sehr viele freie Radikale gebildet, die die Hautzellen<br />

angreifen und sie zerstören. Der dritte Faktor ist der Zucker. Der Zucker<br />

schädigt nämlich die Collagenfasern: Die Haut wird praktisch nicht mehr<br />

beweglich und die Falten graben sich tief in das Oberhautfettgewebe ein.


Hofmann: Es ist ja hinlänglich bekannt, dass man, wenn man sich viel der Sonne<br />

aussetzt, wenn man viel raucht und wenig schläft und sich generell nicht gut<br />

ernährt, der Haut schadet. Aber das schadet natürlich nicht nur der Haut,<br />

sondern dem gesamten Organismus. Worauf es mir jedoch ankommt, ist<br />

der Umstand, dass man selbst <strong>mit</strong> der Ernährung aktiv etwas für die<br />

Eindämmung der Faltenbildung tun kann. Was empfehlen Sie da ganz<br />

konkret? Was sollte man da genauer beachten? Sie haben schon gesagt,<br />

dass man verschiedene Öle meiden sollte, während man andere Öle wie z.<br />

B. Hanföle mehr einsetzen sollte. Was sollte man noch beachten, um länger<br />

eine schöne Haut zu haben?<br />

<strong>Axt</strong>: Im Grunde genommen sind es drei Dinge, die Sie beachten müssen. Man<br />

sollte erstens in größeren Mengen Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen.<br />

Die findet man in Fisch, Rapsöl und in einigen anderen Ölen. Zweitens<br />

sollte man nicht so viel Sport treiben. Wenn sehr viel Sport getrieben wird,<br />

dann sollte man sich aber auch gleichzeitig um einen Antioxidantienschutz<br />

bemühen. Man sollte also in großen Mengen Vitamine zu sich nehmen, die<br />

anti-oxidativ wirken. Das sind die Vitamine A, C und E und das<br />

Spurenelement Selen. Das <strong>Dr</strong>itte ist: Man sollte keine Weißmehlprodukte<br />

zu sich nehmen, sondern nur Vollkornprodukte.<br />

Hofmann: Und bei den Vollkornprodukten weiß man ja, dass das nicht nur der Haut<br />

gut tut, sondern dass das dem ganzen Körper gut tut.<br />

<strong>Axt</strong>: Alles, was der Haut gut tut, das tut auch dem ganzen Körper gut. Im<br />

Grunde genommen ist das ein Gesundheitsplan, den man dann umsetzt.<br />

Hofmann: Aber man ist doch best<strong>im</strong>mt auch genetisch vorbelastet: Wenn die Eltern<br />

eine schöne Haut hatten, eine ausgeglichene Haut, die nicht zu fett und zu<br />

trocken war, dann ist man da von der Natur aus wohl besser gestellt als all<br />

diejenigen, bei deren Eltern das nicht so gewesen ist.<br />

<strong>Axt</strong>: Wenn man eine helle Haut hat, dann muss man seinen Körper deutlich<br />

besser schützen als <strong>mit</strong> einer dunklen Haut. Wenn man eine trockene Haut<br />

hat, dann braucht man auch entsprechende Pflegeprodukte. Und man kann<br />

natürlich auch durch Karotten und durch Tomaten den Sonnenschutz in der<br />

Haut bis zum Sonnenschutzfaktor 4 anheben - ohne zusätzliche Cremes.<br />

Wenn man sich jedoch der Sonne länger aussetzen möchte, dann muss<br />

man natürlich schon Cremes <strong>mit</strong> einem entsprechenden<br />

Sonnenschutzfaktor verwenden.<br />

Hofmann: Auf gute Cremes und Pflegeprodukte sollte man also auch Ihrer Meinung<br />

nach nicht verzichten. Sie sind jedoch nicht das Allheil<strong>mit</strong>tel für eine schöne<br />

Haut, denn bei der Haut kommt es, wie Sie sagen, auch ganz stark auf eine<br />

gesunde Ernährung an. Und die Genetik spielt natürlich auch eine Rolle. Ich<br />

denke da an die Asiaten wie z. B. die Japaner: Sie haben oft bis ins hohe<br />

Alter hinein eine Haut, die wie glattgebügelt aussieht. Man führt das bei den<br />

Japanern aber nicht nur auf ihre genetische Disposition zurück, sondern<br />

schon auch auf ihre gesunde Ernährung und ihren gesunden Lebensstil.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, das hat wirklich nicht nur genetische Ursachen. Die Japaner und die<br />

Chinesen essen nämlich sehr viel Fisch und nehmen über den Fisch sehr<br />

viel Omega-3-Fettsäure, die ja hautschützend wirkt, zu sich. Und deswegen<br />

ist bei diesen Menschen die Haut auch <strong>im</strong> hohen Alter noch fast faltenfrei.<br />

Hofmann: Sie haben in Ihrem Buch auch geschrieben, und ich fand das sehr nett,<br />

dass Käse und Milch von glücklichen Kühen auf Almen wesentlich<br />

gesünder sind als die Milch und der Käse von Kühen, die <strong>im</strong> Stall stehen<br />

müssen. Man sollte also nicht nur generell auf die Art der Öle achten und z.<br />

B. viel Tomaten essen – Tomatenmark ist Ihrer Ansicht nach ebenfalls sehr<br />

gut für die Haut –, sondern man sollte auch ein bisschen darauf schauen,<br />

welche Qualität man kauft. Ist das ein Appell von Ihnen, dass man eher in<br />

den Bioladen zum Einkaufen gehen sollte?


<strong>Axt</strong>: Da gibt es <strong>mit</strong>tlerweile doch schon einschlägige Untersuchungen. Das<br />

hängt wieder <strong>mit</strong> dieser Arachidonsäure zusammen. Tiere, die <strong>im</strong> Stall <strong>mit</strong><br />

aufbereiteter Nahrung gefüttert werden, haben häufiger und in größeren<br />

Mengen Arachidonsäure <strong>im</strong> Körper. Und diese Säure nehmen wir dann<br />

eben auch auf, wenn wir z. B. deren Milch trinken oder Käse essen, der aus<br />

dieser Milch hergestellt worden ist. Tiere, die frei leben wie z. B. Wild oder<br />

auch Tiere, die auf der Alm ihr Gras fressen, haben weniger<br />

Arachidonsäure. Das ist also, was den Entzündungsschutz betrifft, das<br />

bessere Nahrungs<strong>mit</strong>tel.<br />

Hofmann: Wir haben viel darüber gesprochen, wie man verhindern kann, dass es zu<br />

einer erhöhten Faltenbildung kommt. Warum ist es denn aus Ihrer Sicht<br />

überhaupt so wichtig zu verhindern, dass viele Falten entstehen? Ich kenne<br />

Menschen, die sprühen vor Lebenslust und sind wunderschön, obwohl sie<br />

sehr viele Falten <strong>im</strong> Gesicht haben.<br />

<strong>Axt</strong>: Ich st<strong>im</strong>me Ihnen da sofort zu: Es gibt keine Verpflichtung die Falten zu<br />

reduzieren. Aber in unserer Gesellschaft geht der Trend nun einmal dahin,<br />

möglichst lange jung auszusehen. Von diesem Trend profitiert ja auch die<br />

Kosmetikindustrie. Auch die ästhetischen Chirurgen sehen, dass es sich<br />

hier um ein Riesengeschäft handelt, wenn man die Haut etwas strafft. Ich<br />

persönlich würde sagen, dass Falten das Leben widerspiegeln und dass<br />

man in den Falten quasi lesen kann, wie der betreffende Mensch gelebt hat.<br />

Und das ist manchmal ganz interessant. Menschen <strong>mit</strong> Falten sind<br />

jedenfalls interessanter als Menschen ohne Falten. Aber das Ganze hat<br />

eben auch etwas <strong>mit</strong> Selbstbewusstsein zu tun. Ich meine, wer <strong>mit</strong> seinen<br />

Falten persönlich nicht zurechtkommt, wer meint, Falten wären ein Manko,<br />

der kann eben auch etwas tun gegen diese Falten. Aber letztlich muss jeder<br />

selbst entscheiden, wie er sich zukünftig verhält.<br />

Hofmann: Man kann die Faltenbildung ja nicht ganz aufhalten, auch nicht <strong>mit</strong> einer<br />

sehr gesunden Lebensweise und auch nicht <strong>mit</strong> tollen und hilfreichen<br />

Cremes. Sie würden also auch sagen, dass die Faltenbildung einen<br />

Menschen bis zu einem gewissen Grad auch ausmacht. Vielleicht sollten es<br />

nicht gleich zu viele davon sein, aber ein paar Falten verraten eben doch,<br />

was dieser Mensch erlebt hat, verraten etwas über den Charakter dieses<br />

Menschen. Sie würden aber schon auch sagen, dass in unserer westlichen<br />

Welt die glatte Haut einen hohen Stellenwert hat.<br />

<strong>Axt</strong>: Ja, sie hat einen hohen Stellenwert, aber egal was man untern<strong>im</strong>mt gegen<br />

die Falten: Man kann die Faltenbildung nur um max<strong>im</strong>al zehn Jahre<br />

verzögern. Das heißt, man kann durch eine entsprechende Lebensweise<br />

oder auch durch chirurgische Maßnahmen vielleicht zehn Jahre jünger<br />

aussehen. Am Ende des Lebens haben wir jedoch alle Falten – wenn wir<br />

lange genug leben.<br />

Hofmann: Ich wäre ja gespannt zu sehen, wie wir aussähen, wenn wir 130 Jahre alt<br />

werden würden. Denn Sie haben zu Beginn ja gesagt, dass wir eigentlich<br />

die Chance haben, so alt zu werden. Ich danke Ihnen ganz herzlich, Herr<br />

Professor <strong>Axt</strong>, dass Sie hier bei uns zu Gast waren. Ihnen, liebe<br />

Zuschauerinnen und Zuschauer, wünsche ich noch eine gute und natürlich<br />

vor allem sehr gesunde Zeit.<br />

© Bayerischer Rundfunk

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