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v<strong>de</strong>-BibliothekWolfgang Borchert: <strong>Die</strong> KüchenuhrLiteratur-Tipp <strong>zum</strong> Thema: „Deutschland 1945 › Der Neuanfang“<strong>Die</strong> zerstörte Berliner Innenstadt 1945mit <strong>de</strong>r Ruine <strong>de</strong>s Berliner Schlosses.Der Handwagen mit <strong>de</strong>n letzten Habseligkeiten.„Er hatte ein ganz altesGesicht, aber wie erging, daran sah man,dass er erst zwanzigwar“, so die Beschreibungeines Mannes in<strong>de</strong>r Kurzgeschichte„<strong>Die</strong> Küchenuhr“ vonWolfgang Borchert.Anscheinend verwirrt, streift <strong>de</strong>rMann mit einer Küchenuhr untermArm durch die Ruinen einer <strong>de</strong>utschenStadt. Er ist auf <strong>de</strong>r Suche nach seinerWohnung. T<strong>aus</strong>en<strong>de</strong> Deutsche verlorenbei <strong>de</strong>n Bombenangriffen <strong>de</strong>r Alliiertenihre Häuser. Auch Wolfgang Borchert,<strong>de</strong>r 1946 in seine zerstörte HeimatstadtHamburg zurückkehrte, fand eineTrümmerwüste vor. Dort sah er Familien,die versuchten, in Geisterwohnungenohne Außenwän<strong>de</strong>, Türen undFenstern zu leben; er sah Men-schen, die sich in Erdhöhlen,ohne Wasser und Strom einge-richtet hatten.Wolfgang Borchert gehörtneben Heinrich Böll zu <strong>de</strong>nwichtigsten Vertretern <strong>de</strong>rso genannten „Trümmerliteratur“.Seine Kurzgeschichtensetzten sich konkretmit <strong>de</strong>n Alltags-Folgen<strong>de</strong>s Krieges<strong>aus</strong>einan<strong>de</strong>r. <strong>Die</strong>Protagonisten wirken <strong>de</strong>sillu-sioniert und verbittert. Der MannProtagonist, -en, <strong>de</strong>r.......mit <strong>de</strong>r Küchenuhr möchte <strong>de</strong>nzufällig auf einer Bank sitzen<strong>de</strong>nPassanten freudig mitteilen,dass er von <strong>de</strong>r Wohnung seinerEltern wenigstens noch die Küchenuhrgefun<strong>de</strong>n hat. Dabei ist<strong>de</strong>r Umstand, dass die Uhr umhalb drei stehen blieb, für ihnein Zeichen <strong>de</strong>r Hoffnung. Zudieser Uhrzeit bewirtete ihneinst seine Mutter zu H<strong>aus</strong>ein <strong>de</strong>r Küche. In <strong>de</strong>r Erinne-rung ist das für ihn das Para-dies. Doch bei <strong>de</strong>n Passantenruft die Uhrengeschichte nurErinnerungen an <strong>de</strong>n Krieg her-vor. „Wenn die Bombe runter-geht, bleiben die Uhren stehen.Das kommt von <strong>de</strong>m Druck“,erwi<strong>de</strong>rt ein Mann gleichgültig. „Und ihreFamilie?“, fragt eine Frau weiter. „Ach,sie meinen meine Eltern? Ja, die sindauch mit weg. Alles ist weg“, antwortet<strong>de</strong>r Mann mit <strong>de</strong>r Küchenuhr verlegen.<strong>Die</strong> an<strong>de</strong>ren starren teilnahmslos vorsich hin.<strong>Die</strong> Zerstörungen und Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kriegeshaben in <strong>de</strong>r Seele und <strong>de</strong>r Sprache<strong>de</strong>r Deutschen tiefe Spuren hinterlassen.Nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dritten Reichsverstan<strong>de</strong>n die Menschen lange nicht,was eigentlich geschehen war. Sie fan<strong>de</strong>nkeine Worte mehr. Dem damals erst26-jährigen Borchert gelang es meisterhaftdiese Sprachlosigkeit literarischeinzufangen und eine tiefere Be<strong>de</strong>utungzu geben. Seine Kurzgeschichten wur<strong>de</strong>nmit ihrem alltäglichen Inhalt undihrer knappen, schmucklosen Sprachezur zeitgerechten literarischen Form <strong>de</strong>rNachkriegszeit. Marina Lopatinabewirten............. здесь: кормить,..накрывать на столeinfangen......................................................уловитьGeist, -er, <strong>de</strong>r................ здесь: призрак,..привидениеглавное действующее лицоschmucklos........................ простой,..без украшенийSpuren hinterlassen.......................... оставить следыstarren, vor sich hin ................смотреть перед собой.........................................отсутствующим взглядомstreifen........................................бродить,..блуждатьTrümmerwüste, die.............................груда развалинverbittert............................................ ожесточенныйverlegen..................................................смущенныйWeitere Kurzgeschichten <strong>zum</strong> Thema:<strong>Die</strong> Hun<strong>de</strong>blume, Radi, An diesem<strong>Die</strong>nstag, Der Kaffee ist un<strong>de</strong>finierbar,Nachts schlafen die Ratten doch,<strong>Die</strong> lange lange Straße lang, Das Brot.„<strong>Die</strong> Küchenuhr“ in: Wolfgang Borchert,Das Gesamtwerk. Rowohlt Verlag,368 Seiten, ISBN 3-499-22509-328 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 26Kurz-Biografie:Wolfgang Borchert (1921–1947),Buchhändlerlehre, Sch<strong>aus</strong>pieler,1941 Kriegsdienst, 1942Verwundung in Russland, Verur-teilung wegen „<strong>de</strong>fätistischerÄußerungen“, ab 1943 Arbeitals Kabarettist, Fronteinsatz,schwer erkrankt, Borchertschreibt, unheilbar krank, innerhalb einerWoche das expressionistische Drama„Draußen vor <strong>de</strong>r Tür“.Zu seinem Gesamtwerkgehören auch Gedichteund Prosastücke.Fotos: Stiftung Preußischer Kulturbesitz,Carl Weinrother, Abraham Pisarek,Rowolth Verlag


**Auf einer S-Bahn-Stationim Berliner StadtteilNeukölln. Zwei junge Männermit Baseballkappen,Turnschuhen und zu großenJeans unterhalten sich. ImVorbeigehen hört man: „Hey,echt krass, Alter!“Ist das die Jugend in Deutschland?Ja, sie ist schräg,schrill und hat ihre eigene Sprache.Von einer Jugendkultur lässt sichheute nicht mehr sprechen. Es gibtviele kleine Jugendszenen,die nebeneinan<strong>de</strong>r existieren.Zum Beispiel Gothic, Punk, Techno,Hip-Hop. Hinzu kommen jungeLeute, die sich mit Computerspielenbeschäftigen. Alle diese Szenendienen <strong>de</strong>m gleichen Zweck: I<strong>de</strong>ntifizierung,Abgrenzung und Kontakt mit Gleichgesinnten.Ungefähr die Hälfte <strong>de</strong>r 9,6 MillionenJugendlichen in Deutschland fühlt sich einer Szenezugehörig und ist durchschnittlich 20 Jahre alt.Jugendszenen haben einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nVorteil: Man kann hin- und weggehen, wann manwill. Je<strong>de</strong> Szene hat ihr zentrales Thema. Es hatJugendwelten› schräg und schrill<strong>zum</strong>eist mit Musik, Sport, Mo<strong>de</strong>, Weltanschauungo<strong>de</strong>r mit Spiel- und Tüftel-Spaß mit neuenMedien zu tun. Nach diesem Thema richtetsich <strong>de</strong>r Lifestyle mit eigenen Sprachgewohnheiten,Umgangsformen, Treffpunkten, Ritualen,Festen und Körperinszenierungen <strong>aus</strong>.Je<strong>de</strong> Szene hat ihre Zeit, in <strong>de</strong>r sie für beson<strong>de</strong>rsviele Jugendliche interessant ist. Hip-Hop und Gothic erleben gegenwärtig einenzweiten Frühling. Techno hingegen ist <strong>de</strong>rzeitnicht son<strong>de</strong>rlich angesagt, wird aber in nichtallzu ferner Zukunft ein Revival erleben. Sobleibt die <strong>de</strong>utsche Jugendkultur weiterhinfarbenfroh und vielseitig.Abgrenzung, -en, dieAmoklauf, <strong>de</strong>rWut<strong>aus</strong>bruch, <strong>de</strong>reinen zweiten Frühling erleben hier: etwas kommt wie<strong>de</strong>r in Mo<strong>de</strong>einbüßenverlierenFreak, -s, <strong>de</strong>rengl. jemand, <strong>de</strong>r sich übertriebenfür etwas begeistertGewaltspiel, -e, dasein brutales Computerspielkrass(Jugendsprache) gut, schönRevival, -s, dasengl. Wie<strong>de</strong>rauflebenschrägvon <strong>de</strong>r Norm abweichendschrillauffallendtüfteln sich mit viel Ausdauer mit etwas Schwierigem beschäftigenUmgangsform, -en, die Art, sich zu benehmenZugehörigeiner bestimmen Kategorie zugeordnet seinTechnoTechno ist nicht nur eine Richtungelektronischer Musik, son<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Zeitgeist <strong>de</strong>r 90er Jahre. Kulminationspunktdieser Bewegung wardie Love-Para<strong>de</strong> in Berlin. Auch wennTechno heute an Popularität eingebüßthat, gibt es rund zwei Millionen jungeErwachsene, die diesem Lebensstilfolgen. Sie mögen Techno-Musik undwollen Spaß haben. <strong>Die</strong> gute Launewird <strong>zum</strong>eist am Wochenen<strong>de</strong> auf Partysund in Klubs <strong>aus</strong>gelebt. <strong>Die</strong> Kleidung istvielfältig und bunt. Je<strong>de</strong>r kann seinenKörper so inszenieren, wie er mag. <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 32ComputerfreaksSeit <strong>de</strong>m Amoklauf <strong>de</strong>s 19-JährigenRobert Steinhäuser in Erfurt wer<strong>de</strong>nGewaltspiele wie „Counter Strike“ problematisiert.<strong>Die</strong> Spielefans sind aber nichtgewalttätig. Bei Wettbewerben,so genannten LAN-Partys, tretensie in Computerspielen gegeneinan<strong>de</strong>ran. Das Ziel dieser Tref-fen ist <strong>de</strong>r sportliche Wettkampfund das gesellige Zusammensein. <strong>Die</strong>Spieler betrachten <strong>de</strong>n Computer nichtals Selbstzweck, son<strong>de</strong>rn als Werkzeug,um mit an<strong>de</strong>ren im Internet o<strong>de</strong>r im lokalenNetzwerk (LAN) zu spielen.Texte von Wilhelm Siemers.Hip-HopHip-Hop ist mehr als Musik.Er vereint vier Elemente: dasAuflegen von Musik (DJing),<strong>de</strong>n Sprechgesang (Rap), das Tanzen(Breaken) und das Sprayen (Graffiti).Es geht darum, etwas Künstlerischeszu entwickeln. In Deutschland gibt esungefähr drei Millionen Jugendliche, diesich für Hip-Hop interessieren. Sie verstehenihre Lebensart als Möglichkeit,auf soziale Probleme hinzuweisen. BeiWettkämpfen, so genannten „Battles“,zeigen sie, wer <strong>de</strong>r Beste ist. Natürlichmüssen Kleidung und Accessoiresstimmen, damit man „cool“ ist.


Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>Wie eine Acht schlängelt sich die Straße<strong>de</strong>r Romanik durch das <strong>de</strong>utscheBun<strong>de</strong>sland Sachsen-Anhalt.Sie ist keine echte Straße. Vielmehrist sie eine Reiseroute zu <strong>de</strong>n schönstenund ältesten Bauwerken <strong>de</strong>s Mittelaltersin Deutschland.Straße <strong>de</strong>r Romanik› Romantisches Deutschland*


Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>Eine Stadt wieein FreilichtmuseumQuedlinburg ist wie ein großes Freilichtmuseum.<strong>Die</strong> Stadt ist älter als1 000 Jahre. In Quedlinburg wur<strong>de</strong> 919<strong>de</strong>r sächsische Herzog Heinrich I. <strong>zum</strong>ersten König <strong>de</strong>r Deutschen gewählt.Unter Heinrich wur<strong>de</strong> die Stadt zu einerKönigspfalz, einem Wohnsitz <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschenKönige. Hier lebten später auchseine Söhne, Enkel und Urenkel, diealle Otto hießen. Deswegen wer<strong>de</strong>n siezusammenfassend Ottonen genannt. Aufeinem hohen Berg <strong>aus</strong> Sandstein in <strong>de</strong>rMitte <strong>de</strong>r Altstadt steht noch heute ihrSchloss. Unmittelbar daneben befin<strong>de</strong>tsich eine <strong>de</strong>r ältesten und schönstenromanischen Kirchen Europas, dieStiftskirche St. Servatius. Seit 1994gehört Quedlinburg <strong>zum</strong> Weltkulturerbe<strong>de</strong>r UNESCO, <strong>de</strong>r Kulturkommission <strong>de</strong>rVereinten Nationen. Und bereits seit1993 ist die Stadt außer<strong>de</strong>m eine <strong>de</strong>rHauptattraktionen auf <strong>de</strong>r Straße <strong>de</strong>rRomanik.Eine geschichtlicheAttraktionEntlang <strong>de</strong>r Straße <strong>de</strong>r Romanik kannman viele <strong>de</strong>r ältesten mittelalterlichenBauwerke Deutschlands bewun<strong>de</strong>rn.Dabei ist die Straße keine richtige Straße,son<strong>de</strong>rn eine Reiseroute. <strong>Die</strong> Regierung<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>slan<strong>de</strong>s Sachsen-Anhalthatte sich vor rund 15 <strong>Jahren</strong> überlegt,wie sie ihre Heimat noch attraktiverfür Besucher machen könnte. Deshalbwur<strong>de</strong>n die in Sachsen-Anhalt beson<strong>de</strong>rszahlreich vorhan<strong>de</strong>nen Bauwerke <strong>aus</strong><strong>de</strong>r kunstgeschichtlichen Epoche <strong>de</strong>rRomanik in einer Reiseroute mit insge-samt 80 Bau<strong>de</strong>nkmälern zu einer tou-ristischen Attraktionzusammengefasst.„Durch dieseStraße fällt <strong>de</strong>rZugang <strong>zum</strong> The-ma <strong>de</strong>r Romanikleichter“, sagtAndreas Wasch-müsch, Geschäfts-führer <strong>de</strong>s EuropäischenRomanik-Zentrums in <strong>de</strong>rStadt Halle.Romanik – massive Mauernund kleine Fenster<strong>Die</strong> Romanik ist eine Epoche, die vonKunsthistorikern auf die Zeit zwischen800 und etwa 1250 datiert wird. Dabeihan<strong>de</strong>lt es sich <strong>zum</strong>eist um Kirchen,Klöster und Burgen, die <strong>aus</strong> Steingebaut wur<strong>de</strong>n. Erkennen kann manromanische Architektur an typischenBauelementen, wie z.B. Rundbögenüber Fenstern, wuchtigen Kapitellensowie Tonnen- und Kreuzgewölben alsDachkonstruktion. <strong>Die</strong> Fenster sindmeist sehr klein, die Mauern massiv undhoch. Dass es gera<strong>de</strong> in Sachsen-Anhaltnoch so viele gut erhaltene Bauwerke<strong>de</strong>r Romanik gibt, liegt daran, dass <strong>de</strong>rLandstrich zur Zeit <strong>de</strong>r Ottonen daspolitische Zentrum Deutschlands war.Damals entstan<strong>de</strong>n viele öffentliche undkirchliche Bauten. Dann verlor die Gegendwie<strong>de</strong>r an Be<strong>de</strong>utung, erklärt AndreasWaschmüsch. Doch die Gebäu<strong>de</strong>blieben und sie wur<strong>de</strong>n kaum verän<strong>de</strong>rt.Der Kunsthistoriker erklärt das so: „InGegen<strong>de</strong>n, die permanent wichtig waren,wur<strong>de</strong>n auch die Gebäu<strong>de</strong> im Laufe <strong>de</strong>rGeschichte umgebaut o<strong>de</strong>r abgerissen.Darum fin<strong>de</strong>t man dort weniger alteSubstanz als <strong>zum</strong> Beispiel in Sachsen-Anhalt.“ Waschmüsch empfiehlt, eineReise auf <strong>de</strong>r Straße <strong>de</strong>r Romanik inMag<strong>de</strong>burg zu beginnen.Mag<strong>de</strong>burg – dasdritte RomMag<strong>de</strong>burg ist heute die Lan<strong>de</strong>shauptstadtvon Sachsen-Anhalt. Im Mittelalterwar Mag<strong>de</strong>burg ein kulturelles Zentrumund galt neben Konstantinopel als dasdritte Rom. Otto I., <strong>de</strong>r Sohn Heinrichs I.,soll sich hier sehr gern aufgehaltenhaben. Er machte die Stadt seiner Frau<strong>zum</strong> Geschenk und baute sie zur Königsresi<strong>de</strong>nz<strong>aus</strong>. Im Mag<strong>de</strong>burger Domkönnen Besucher noch immer das Grab<strong>de</strong>s einstigen Königs besichtigen. DasInformationszentrum mit <strong>de</strong>m Namen„H<strong>aus</strong> <strong>de</strong>r Romanik“ liegt nicht weit vomDom entfernt. Dort kann man seine Reiserouteentlang <strong>de</strong>r Straße <strong>de</strong>r Romanikplanen.Leben wieim MittelalterNach Angaben <strong>de</strong>r Tourismus- undMarketing-Gesellschaft Sachsen-Anhaltreisen jährlich mehr als 1,2 MillionenBesucher auf dieser Straße. <strong>Die</strong> Routeschlängelt sich wie eine Acht durch daskleine Bun<strong>de</strong>sland. Es gibt zwei Möglichkeiten:<strong>Die</strong> Reisen<strong>de</strong>n nutzen entwe<strong>de</strong>rdie Südroute rund um die Städte Hallean <strong>de</strong>r Saale und Mag<strong>de</strong>burg o<strong>de</strong>r siefahren die Nordroute entlang <strong>de</strong>r StädteStendal und Salzwe<strong>de</strong>l. Dort fin<strong>de</strong>n sie10 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 37


z.B. ein sehr gut erhaltenes Klosterin <strong>de</strong>r kleinen Ortschaft Jerichow. DasKloster ist einer <strong>de</strong>r ältesten Backsteinbauten<strong>de</strong>r Romanik und kompletterhalten. „So wie man in Quedlinburgeinen Eindruck vom städtischen Lebenim Mittelalter bekommen kann, so kannman in Jerichow ein Gefühl dafür bekommen,wie die Mönche damals gelebthaben“, sagt Kunsthistoriker AndreasWaschmüsch.Halberstadt und NaumburgEr empfiehlt weiterhin einen Ausflugnach Halberstadt. <strong>Die</strong> Innenstadt wur<strong>de</strong>im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört.Doch <strong>de</strong>r Dom, <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>s Bischofs,ist stehen geblieben. Dort befin<strong>de</strong>t sicheiner <strong>de</strong>r kostbarsten Schätze sakralermittelalterlicher Kunst. <strong>Die</strong> <strong>zum</strong> Schatzgehören<strong>de</strong>n Reliquien sind <strong>zum</strong> Teil reichmit Gold, Perlen und E<strong>de</strong>lsteinen verziertund wur<strong>de</strong>n im Mittelalter religiösverehrt. <strong>Die</strong> kleine Stadt Naumburg istweltbekannt für ihren Dom St. Peter undPaul. <strong>Die</strong> Hauptattraktion dort sind diezwölf lebensgroßen Figuren <strong>de</strong>r Stifter.<strong>Die</strong>se Steinskulpturen stellendie Auftraggeber und För<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>sKirchenb<strong>aus</strong> dar. <strong>Die</strong> bekanntestensind Uta und Ekkehard.Beson<strong>de</strong>rs im Sommer sind romanischeBauwerke in Sachsen-Anhaltsehenswert. Dann fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n altenMauern Konzerte, Theatervorstellungenund Mittelalterfeste statt und lassenlängst vergangene Zeiten wie<strong>de</strong>r aufleben.Spätestens dann lohnt sich dieReise auf <strong>de</strong>r romantischen Straße <strong>de</strong>rRomanik, die auf <strong>de</strong>r Landkarte <strong>aus</strong>siehtwie eine Acht.Christina Wittichabreißenein Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>montieren, abtragenaufhalten, sichsich befin<strong>de</strong>n, Zeit verbringenBacksteinbau, -ten, <strong>de</strong>rein Gebäu<strong>de</strong>, das <strong>aus</strong> Ziegelsteinen gebaut wur<strong>de</strong>Bischof, -“-e, <strong>de</strong>rein hoher kirchlicher Wür<strong>de</strong>nträgereinstigehemaligFreilichtmuseum, -seen, dasein Museum, das sich unter freiem Himmel befin<strong>de</strong>tKreuzgewölbe, -, dasrechtwinklige Durchdringung zweier gewölbter DeckenLandstrich, -e, <strong>de</strong>rGebiet, GegendReiseroute, -n, dieWeg, <strong>de</strong>m man auf einer Reise folgen kannRundbogen, -“-, <strong>de</strong>r architektonische Konstruktion, die Öffnungen im Mauerwerk überbrücktSandstein, <strong>de</strong>rStein, <strong>de</strong>r <strong>aus</strong> Sandkörnern bestehtschlängeln, sichnicht gera<strong>de</strong> verlaufenStifter, -, <strong>de</strong>rGeldgeber, Sponsor, Grün<strong>de</strong>rTonnengewölbe, -, das eine gebogene Decke mit zwei gleichlangen parallelen Wi<strong>de</strong>rlagernverehrensehr hoch schätzen, achten, bewun<strong>de</strong>rnverzieren<strong>de</strong>korieren, verschönernwuchtigmassiv, schwer, sehr groß<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 37 11


v<strong>de</strong>-TestIm Test› Wie fit bist du für einen Urlaub in Deutschland?Ihr möchtet Urlaub in Deutschland machen. Ihr wollt Berlin besuchen,euch die Sehenswürdigkeiten <strong>de</strong>r Hauptstadt anschauen. Aber ihr seidnoch unsicher, ob euer Deutsch <strong>aus</strong>reicht. Unser Test verrät euch, wie gutihr schon seid. Welche Antwort ist richtig? a, b o<strong>de</strong>r c?1Du bist in Deutschland gelan<strong>de</strong>t.Nun möchtest du zu <strong>de</strong>inem Hotel.a. Entschuldigen Sie bitte, welchesBus geht <strong>de</strong>nn ins Stadtzentrum?b. Entschuldigung Sie bitte, aufwelchem Bus komme ich <strong>de</strong>nn insStadtzentrum?c. Entschuldigen Sie bitte, welcherBus fährt <strong>de</strong>nn ins Stadtzentrum?2Du bist in <strong>de</strong>inem Hotel angekommen.Es liegt in Berlin, nicht weitvom Alexan<strong>de</strong>rplatz entfernt. ImFoyer spricht dich ein junger Mannan. Er fragt: „Können Sie mir vielleichterklären, wie ich <strong>zum</strong> Fernsehturmkomme?“ Was antwortest du?a. Entschuldigung, ich auchnicht weiß.b. Nein, tut mit leid, ich kenne michhier auch nicht <strong>aus</strong>.c. Ja, aber er ist sehr weit weg. Manfin<strong>de</strong>t ihn nur schwierig.3Auf <strong>de</strong>r Straße rempelt dich einTeenager an. Er ruft: „Ey duKlopskind, musst du hier so dahinschnecken?!“Was meint er?a. Gar nichts.b. Dummkopf, musst du so langsamgehen?c. Entschuldigen Sie bitte!4Du hast dir die Stadt an-geschaut. Du kennst dieMuseen und Sehenswürdigkeitenvon Berlin.Welche Sehenswürdigkeitbefin<strong>de</strong>t sich nichtin Berlin?a. die Frauenkircheb. das Bran<strong>de</strong>nburger Torc. <strong>de</strong>r Potsdamer Platz5Nach einem langen Tag bist duhungrig. Du gehst essen in einemRestaurant. Wie fragst du nach<strong>de</strong>r Speisekarte?a. Könnte ich bitte die Speisekartehaben?b. Haben Sie ein Menü?c. Das Menü bitte.6Nach einer Woche reist du wie<strong>de</strong>rab. Du hast viel gesehen und netteLeute kennen gelernt. Bei <strong>de</strong>rDame an <strong>de</strong>r Rezeption möchtestdu dich bedanken. Was sagst du?a. Ich bedanke mir ganz herzlich fürdas schöne Aufenthalt.b. Ich bedanke mich ganz herzlich für<strong>de</strong>n schönen Aufenthalt.c. Ich bedanke für die schönenAufenthalte.Punkte A B C1 1 2 32 1 3 23 1 3 24 3 1 15 3 1 26 2 3 16 bis 9 PunkteMit <strong>de</strong>inem bezaubern<strong>de</strong>n Lächelnbekommst du alles, was du möchtest.Nur unterhalten kannst dudich noch nicht so gut. Lies weiter<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>, dann wird <strong>de</strong>in Urlaub inDeutschland noch entspannter.10 bis 14 PunkteSehr gut. Du kannst dich schonganz gut verständigen. Du weißtauch schon viel über das Land.Mach weiter so und du wirst baldselbst Führungen durch Berlin anbietenkönnen.15 bis 18 PunkteBravo! Du plau<strong>de</strong>rst auf Deutsch,als wür<strong>de</strong>st du schon lange inDeutschland leben. <strong>Die</strong> Leute lobendich für <strong>de</strong>ine guten Sprachkenntnisse.Woher du die hast? Du hastnatürlich immer <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> gelesen.30 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 37


Der an<strong>de</strong>re BlickBerlin› Meine LieblingsstadtVolha Siamaschko <strong>aus</strong> Minsk<strong>de</strong>r Hauptbahnhof unsere Träume vonWürstchen und Pommes zu realisieren.So ist <strong>de</strong>r Bahnhof auch mein Lieblingsrestaurantgewor<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m habeich am Hauptbahnhof Bücher, Kleidung,Schmuck und natürlich auch Fahrkartengekauft. Letztlich ist <strong>de</strong>r Bahnhof <strong>zum</strong>einem Lieblingswarenh<strong>aus</strong> gewor<strong>de</strong>n.Fotos: dpa Picture - Alliance, privat<strong>Die</strong> Friedrichstraße in Berlin››Wie sehen junge Menschen Deutschland? In <strong>de</strong>r Rubrik „Der an<strong>de</strong>reBlick“ schreiben junge Leute <strong>aus</strong> Osteuropa, was ihnen an Deutschlandauffällt. <strong>Die</strong>smal ist es die 27-jährige Belarussin Volha Siamaschko <strong>aus</strong>Minsk, die im Herbst 2007 beim Programm „Journalisten International“ inBerlin mitmachte.In Deutschland wun<strong>de</strong>re ich michimmer über Berlin. Ich habe dasGefühl, dass ich je<strong>de</strong>s Mal wie<strong>de</strong>r einean<strong>de</strong>re Stadt besuche. <strong>Die</strong> Deutschensagen selbst, dass „Berlin nimmer ist,son<strong>de</strong>rn immer nur wird“. In dieser immerwer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stadt habe ich meineLieblingsorte, Lieblingsmenschen undLieblingstiere während meines dreimonatigenAufenthaltes gefun<strong>de</strong>n.Berlin-HauptbahnhofMein Lieblingsort ist <strong>de</strong>r Berliner Hauptbahnhof.Das nicht nur <strong>de</strong>shalb, weil ichvon dort <strong>aus</strong> nach H<strong>aus</strong>e o<strong>de</strong>r irgendwohinfahren kann. Einmal am Sonntag, alsalle Lebensmittelgeschäfte wie immergeschlossen waren, rettete mich <strong>de</strong>rHauptbahnhof vor <strong>de</strong>m Hungertod. So ist<strong>de</strong>r Bahnhof für mich mein Lieblingslebensmittelgeschäftgewor<strong>de</strong>n. An eineman<strong>de</strong>ren Tagarbeiten gehenhaben meineohne Bezahlung, kostenlosFreundin undMini-Straßen-Restaurantich sehr lan-niege nach einer<strong>de</strong>r Mund bei TierenImbissbu<strong>de</strong>gesucht. Wie-wer nie <strong>aus</strong> <strong>de</strong>m H<strong>aus</strong> geht<strong>de</strong>r half unsArbeit nachgehen, <strong>de</strong>rgratisImbissbu<strong>de</strong>, -n, dienimmerSchnauze, -n, diestreiken die Arbeit verweigern, um For<strong>de</strong>rungen durchzusetzenStubenhocker, -, <strong>de</strong>rLokführerEin junger Mann erzählte mir, er wollegern ein Lokomotivführer sein. Ichhabe gelacht, aber seine Aussageüberraschte mich nicht. In <strong>de</strong>n letztenMonaten ist <strong>de</strong>r Beruf <strong>de</strong>s Lokführers inDeutschland populär gewor<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>nMassenmedien sind die Lokführer bekanntwie Superstars. Früher gingen dieMänner unauffällig ihrer Arbeit nach undfuhren ihre Lokomotiven. Jetzt habenLokführer ein neues Hobby – sie streiken.Sie wollen mehr Geld. Gleichzeitighaben die Fahrgäste gratis ein neuesHobby dazubekommen – sie suchennach alternativen Fahrmöglichkeiten,wenn S-Bahnen und Regionalzüge nichtfahren. Problematisch ist nur, dassselbst die Lokführer oft nicht wussten,wann es einen Hobbytag o<strong>de</strong>r einenArbeitstag geben sollte. <strong>Die</strong>ses Chaosgefiel mir. So wur<strong>de</strong>n die Lokführer undFahrgäste <strong>de</strong>r Deutschen Bahn zu meinenLieblingsmenschen.Gar keine H<strong>aus</strong>tiereIm Unterschied zu ihren belarussischenVerwandten ist das Leben von <strong>de</strong>utschenHun<strong>de</strong>n ein sehr aktives. Beiuns ist <strong>de</strong>r Hund ein „H<strong>aus</strong>tier“. Erverbringt die Zeit zu H<strong>aus</strong>e. Nur ein paarMal pro Tag kann er draußen laufen. InDeutschland sind die Hun<strong>de</strong> gar keineStubenhocker. Ich habe sie überall undimmer getroffen, in Bussen, in S-Bahnenund sogar in Cafés. Einmal hat mir einHund sogar eine Zeitung am Kiosk mit<strong>de</strong>r Schnauze gegeben. In Berlin ist essogar unmöglich, diesen Freund <strong>de</strong>sMenschen zu übersehen. Sie sind alleso riesig. Kleine Hun<strong>de</strong> habe ich kaumgesehen. So wur<strong>de</strong>n die großen BerlinerHun<strong>de</strong> zu meinen Lieblingstieren.Volha Siamaschko*<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 36


Fotoreportage › Ich in DeutschlandDeutschland ist ein Einwan<strong>de</strong>rungsland. Rund 15,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund lebenin <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik. Von ihnen sind nur knapp die Hälfte, 7,3 Millionen, Auslän<strong>de</strong>r, weil die an<strong>de</strong>ren achtMillionen bereits eingebürgert wur<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Fotografin Lisa Ajtay ging an einem Samstagnachmittag durchdas Zentrum <strong>de</strong>r Stadt Dortmund. Sie machte Bil<strong>de</strong>r von jungen Menschen, <strong>de</strong>ren Heimat Deutschland istund fragte die Jugendlichen, woher sie kommen und was sie so an einem freien Tag machen.Kubi Mensah, 19,DortmundKubis Vater stammt <strong>aus</strong> Ghana,seine Mutter ist Deutsche. Er istin Dortmund geboren und aufgewachsen.Er macht gera<strong>de</strong> einekurze P<strong>aus</strong>e vor <strong>de</strong>m Geschäft, in<strong>de</strong>m er arbeitet.Nadja Helpenstell, 16 ,DortmundNadja kommt <strong>aus</strong> Deutschland undist erst seit einigen <strong>Jahren</strong> in Dortmund.Vorher hat sie in Trier gelebt.Ihre Freundinnen sind jetzt lei<strong>de</strong>rnicht da. Alle sind über die Feriennach H<strong>aus</strong>e gefahren. Daher ist ihrein wenig langweilig.Cig<strong>de</strong>m Heran, 18,BochumCig<strong>de</strong>m ist Deutsch-Türkin.Ihre Eltern sind <strong>aus</strong> <strong>de</strong>rTürkei, sie ist in Deutschlandaufgewachsen. Cig<strong>de</strong>mgeht gera<strong>de</strong> einkaufen.Marco Cebula, 17,DortmundMarcos Eltern kommen <strong>aus</strong> Polen. Erist <strong>de</strong>r einzige von drei Brü<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>r inDeutschland geboren ist. Seine Brü<strong>de</strong>rsind wie<strong>de</strong>r in die alte Heimat gezogen.Marco blieb in Deutschland. Heute hängter mit seinem Freund Chris an <strong>de</strong>r Dortmun<strong>de</strong>rReinoldikirche rum.10 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> EXTRA 2007


Konstantin Buss, 19,DortmundAls Konstantin neun Jahrealt war, ist er mit seinen Eltern <strong>aus</strong>Russland nach Deutschland gezogen.Am Anfang war es schwer mit<strong>de</strong>r Sprache, aber jetzt hat er sichganz gut eingelebt.Julia Ronnacker, 16, SaschaJähnichen, 17, WittenJulia ist Deutsche, Sascha ist Deutsch-Italiener.Sein Vater kommt <strong>aus</strong> Italien. Heutesind bei<strong>de</strong> <strong>aus</strong> <strong>de</strong>r Stadt Witten <strong>zum</strong> Einkaufennach Dortmund gefahren. In Dortmundgibt es einfach bessere Geschäfte.Ümran Kocabey, 18, AnnamariaPerritore, 17, DortmundÜmrans Eltern stammen <strong>aus</strong> <strong>de</strong>r Türkei, Anna-marias Eltern <strong>aus</strong> Italien. Bei<strong>de</strong> haben ihrenSchulabschluss gemacht und genießen nun ihrefreie Zeit. Ihr Freun<strong>de</strong>skreis ist bunt zusammengewürfelt.Sie haben Freun<strong>de</strong> <strong>aus</strong> Russland, <strong>de</strong>rTürkei, Italien o<strong>de</strong>r auch Marokko.bunt zusammengewürfelt разношерстный, пестрый (о компании)einbürgernпринять в гражданствоeinleben, sichакклиматизироваться (в стране)Hintergrund, -“-e, <strong>de</strong>rздесь: корни, истокиrumhängen находиться, болтаться где-л. без определенной целиAlina Lehrke, 14,DortmundAlina ist Deutsche und in Dortmundaufgewachsen. Sie gehtgera<strong>de</strong> mit einer Freundin einkaufen.Alina kennt kaum Jugendlichean<strong>de</strong>rer ethnischer Herkunft.<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> EXTRA 2007 11


Jugendsprache von A bis ZJugenDsprache› rasanter Wan<strong>de</strong>l<strong>Die</strong>sen Sommer „Zehentanga“ getragen? Und wie sieht es mit „Vokuhila“ <strong>aus</strong>?Nein, ist ja voll „out of time“. Wer diese Ausdrücke bei Teenagern hört, wird dieStirn runzeln. Doch dabei han<strong>de</strong>lt es sich nicht um Vokabeln einer fremdländischenSprache, son<strong>de</strong>rn um <strong>de</strong>utsche Jugendsprache.angepisst sein – verärgert seinbehaarte Bifi – kleiner Hundchecken – wahrnehmen, verstehenDVD schauen – Geschlechtsverkehr habenErzeugerfraktion – ElternFünf-Finger-Rabatt – klauenGesichtspullover – Barthacke – betrunkenischig – zickigKieskneipe – Banklabern – re<strong>de</strong>nMünzmallorca – SolariumNullchecke – eine nicht intelligente Frauödig – langweiligpeilen – verstehenquarzen – rauchenreal sein – ehrlich seinsimsen – SMS schreibenTaschendrachen – Feuerzeugunterirdisch – ohne Niveau seinversumpfen – sehr lange auf einer Party bleibenWumme – Pistolezutexten – auf jeman<strong>de</strong>n einre<strong>de</strong>nZwei Schüler sitzen im Café. Sagt <strong>de</strong>r einezu seinem Freund beunruhigt: „Alter, Meyerhat mich in <strong>de</strong>r Schule schon wie<strong>de</strong>rbeim Twixen erwischt.“ Daraufhin meintsein Freund: „Ach, die checkt doch nichts.Locker mal ab!“* Nichts verstan<strong>de</strong>n? Nichtso schlimm. Auch die Generation <strong>de</strong>r über20-Jährigen kann sich keinen Reim auf diesesGespräch machen. Jugendsprache wirdvornehmlich von Heranwachsen<strong>de</strong>n unter 20<strong>Jahren</strong> gesprochen. Mit dieser eigenen Spracheversuchen sich die Teenager von <strong>de</strong>rWelt <strong>de</strong>r Erwachsenen abzugrenzen. Für diePsychologin Sybille Weber ist dies ein normalerProzess <strong>de</strong>r Persönlichkeitsentwicklung.„Jugendliche wollen so eine gewisseMacht über die Eltern gewinnen“, sagt sie.Mit ihrer eigenen Sprache hätten die Jugendlichenetwas, was <strong>de</strong>r Elterngeneration unzugänglichbliebe. Doch gebe es keinen Grundzur Sorge, <strong>de</strong>nn die eigene Sprache dienenur <strong>de</strong>r individuellen Abgrenzung <strong>de</strong>r Sprösslinge.Eine einheitliche Jugendsprache gibtes in Deutschland jedoch nicht. Eher kannman von Sprachstilen sprechen, die sich vonRegion zu Region und von Szene zu Szeneunterschei<strong>de</strong>n.Wer aber ein bisschen mehr von <strong>de</strong>r Jugendspracheverstehen möchte, sollte einWörterbuch benutzen. Anfang <strong>de</strong>s Jahresgab PONS sein siebtes Wörterbuch <strong>de</strong>rJugendsprache her<strong>aus</strong>. Das grüne Nachschlagewerkhilft bei <strong>de</strong>r Übersetzung vonJugendsprache ins Hoch<strong>de</strong>utsche. In <strong>de</strong>mWörterbuch fin<strong>de</strong>n sich 410 unzensierteStichwörter von „abschimmeln“ (herumhängen)bis „Zehentanga“ (Flipflops), welche diePONS-Redaktion <strong>aus</strong> 19000 Einsendungenvon Schülern zwischen 11 und 18 <strong>Jahren</strong>her<strong>aus</strong>suchte. So erfährt man, dass „Vokuhila“die Abkürzung für „vorne kurz, hintenlang“ ist und einen Mädchenhaarschnittbeschreibt. Doch bei <strong>de</strong>r praktischen Anwendung<strong>de</strong>s Nachschlagewerks ist Vorsicht zuempfehlen. Fragt man einen Jugendlichennach einem „Popelteppich“ (Taschentuch)o<strong>de</strong>r eine „Ranzratte“ (junge Person, dieihre Körperhygiene vernachlässigt), wird erwahrscheinlich nur große Augen machen.<strong>Die</strong>se Begriffe wer<strong>de</strong>n schon nicht mehrverwen<strong>de</strong>t. Jugendsprache verän<strong>de</strong>rt sichsehr schnell. Was heute „in“ ist, kann morgenschon „megaout“ sein. Wer meint, auf<strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Zeit zu sein, um mit <strong>de</strong>r jungenGeneration mithalten zu können, <strong>de</strong>r kannsein Wissen in <strong>de</strong>m Jugendsprache-Quiz aufSeite 18 testen. Ann-Christin Doms›› www.pons.<strong>de</strong>*„Ich wur<strong>de</strong> schon wie<strong>de</strong>rvon Frau Meyer beimRauchen erwischt.“„Ach, die bekommt dochnichts mit. Bleib malganz ruhig!“Zwei Freundinnen. Tina erzählt Ninavon <strong>de</strong>r gestrigen Party.Betti und Thorstenhaben gestern<strong>de</strong>n ganzen AbendSpeichelhockeygespielt.*Wie kann Bettinur! Das ist dochätzend. Thorstenhat doch immerMundgulli.***Betti und Thorsten haben sich gestern <strong>de</strong>nganzen Abend geküsst.**Wie kann Betti nur! Das ist doch abscheulich.Thorsten hat doch immer Mundgeruch.Einsendung, -en, dieздесь: письмоFlipflop, -s, <strong>de</strong>rсланцы, вьетнамкиHeranwachsen<strong>de</strong>, -n, <strong>de</strong>rpl. подрастающее поколениеherumhängenболтаться без делаkeinen Reim machen, sich auf etw. (Akk.)не разбиратьсяв чем-л., не понимать что-л.mithalten, mit jmdm./etw. (Dat.)не отставать от кого/чего-л.Nachschlagewerk, -e, dasсправочное пособиеrasanter Wan<strong>de</strong>l стремительные переменыSprössling, -e, <strong>de</strong>rотпрыскStirn runzeln, dieморщить лобSzene, -n, dieздесь: субкультураvernachlässigenпренебрегатьzickigраздражительный, капризный<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> EXTRA 2007 13

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