neues aus den heimenlindeneggantenne <strong>45</strong> | 0415 Jahre <strong>Wohn</strong>- <strong>und</strong> PflegeheimLindeneggDie Lindenegg <strong>und</strong> fünf Mitarbeiterinnenfeiern JubiläumWir wollen Sie an unserem Erleben miteinem Interview teilhaben lassen.Hedwig, wie war dein erster Eindruckvon der Lindenegg?An meinem Schnuppertag im September1989 sagte eine sehr junge Schwesterzu mir: «Hedwig, da du <strong>als</strong>o sehrgern mit alten Menschen arbeitenmöchtest, wollen wir dir heute die Lindeneggso lieb wie möglich machen.» Indiesem Moment spürte ich, dass ichsehr lange hier sein werde, ja es für micheine Lebensaufgabe bedeuten würde,<strong>und</strong> ich habe es nie bereut.Christine, was gefällt dir in der Lindeneggbesonders gut?Ich habe an unseren Haustieren Freude.Wir haben einen Streichelzoo, eineHauskatze, Zwergziegen, Kaninchen<strong>und</strong> Ponys. Gerne versorge ich gelegentlichdie Tiere.Gret, seit Jahren arbeitest du 4-6Nächte pro Monat im Nachtdienst.Welche Herausforderungen musst dubewältigen?Die Autofahrt zum Arbeitsort nutze ichbereits zur Einstellung. Das Lindenegggebäudesehe ich mir jedes Mal vonaussen genau an. «Welche Storen sindoben oder unten? Wo brennt Licht?» ImHaus sehe ich mich ebenfalls um <strong>und</strong>zwar von Stockwerk zu Stockwerk. Riechen,schnuppern <strong>und</strong> hören gehörenebenso dazu. Nach diesen Erk<strong>und</strong>ungenist mein Geist wach <strong>und</strong> körperlicherTatendrang macht sich bemerkbar- auch, wenn ich eine halbe St<strong>und</strong>e davorzu Hause sagte: «Uff, eigentlich istes mir nicht drum...» So wird bereits diepersönliche Einstimmung zum tragendenBoden.Gespenstische Stille. Endloses Geklingel.Nein, nicht schon wieder Zimmer18. Jetzt sollte Frau X aber mit SingenSchluss machen. Ausgerechnet bei mirwieder ein nasses Bett zum frisch beziehen.Paff, kracht eine Tür ins Schloss.Huh, heult der Wind durchs ganze Haus:«Was, wie, wo öffnen oder schliessen,so dass wir doch noch Sauerstoff haben?»Nicht schlafen können – vielleicht hilftein kleines Mitternachtsbankett. Wachbleiben – ein Kaffee, ein Cola, ein Blickdurchs offene Fenster hinaus in dieNacht ist mir hilfreich.Es war.. dam<strong>als</strong>..! Mit anvertrauten Geschichten,die das Leben eines Heimbewohnersbeschrieb, heisst es vertraulichumgehen. Teile daraus können zur Pflegeplanungsowie zum besserem Verständnisvon Eigenheiten eines Bewohnersbeitragen. Morgens Krankenbeobachtungenweitergeben an den Tagdienstkann heissen, dass Interventionen<strong>und</strong> Therapien schnell eingesetztwerden können. Nachtdienst, <strong>als</strong>o garnicht ein unprofessioneller Job.08H. Isoz, Ch. Obrist, Hj. Ott, H. Schär, M. Scheidegger, G. Bolli (v.l.n.r.),15 Jahre an der gleichen Stelle sindheute sehr selten, was magst du andeiner Stelle?Heidi: Ich mag alte Menschen, des Weitereninteressieren mich die neuen Erkenntnisseder Gerontologie. Dabei fasziniertmich, was alles bei deren Umsetzungim Pflegealltag bei älteren Menschenbewirkt werden kann.In der Lindenegg gab <strong>und</strong> gibt es Vorgesetzte<strong>und</strong> Kolleginnen, die bereit sind,alte Gewohnheiten gegen Erneuerungeneinzutauschen, diese um- <strong>und</strong>durchzusetzen. Wir haben zusammendiskutiert, geplant, gestritten <strong>und</strong> neu
antenne <strong>45</strong> | 04neues aus den heimenDas Merkwürdige an der Zukunftist wohl die Vorstellung,dass man unsere Zeit späterdie gute alte Zeit nennen wird.John Steinbeckgestaltet. Wir haben uns gemeinsamgefreut, wenn Positives bei unserenHeimbewohnern erreicht werden konnte.Aber es setzte Mut, Beweglichkeit,Einsatz <strong>und</strong> vor allem einen guten Teamgeistvoraus. Diese Eigenschaften habeich im <strong>Wohn</strong>- <strong>und</strong> Pflegeheim Lindenegg(fast) immer vorgef<strong>und</strong>en. Sie habenbei mir so etwas wie ein Heimatgefühlam Arbeitsplatz entstehen lassen,eine Verb<strong>und</strong>enheit mit Heimbewohnern<strong>und</strong> Mitarbeitern in guten <strong>und</strong> inschwierigen Tagen, deshalb möchte ichmeine Lindenegg-Jahre um alles in derWelt nicht missen.Maryann: Ich bin gerne mit alten Menschenzusammen. Es gefällt mir immernoch gut. Wir haben ein gutes Team. Wirkönnen uns weiterentwickeln, in demuns Kurse angeboten werden. Und esgibt auch einige Heimbewohner, die mirsehr ans Herz gewachsen sind.Christine, du arbeitest im hauswirtschaftlichenBereich. Wie hast du mitden Heimbewohnern Kontakt?Nebenbei plaudere ich mit ihnen, michinteressiert, wenn die Heimbewohneraus ihrem Leben von früher erzählen.Maryann, was hat sich in den 15 Jahrenverändert?In 15 Jahren erlebte ich viel Freude, aberauch Leid. Immer wieder hiess es Abschiednehmen von lieben Heimbewohnern,aber auch von Arbeitskolleginnen.Neue Situationen mussten gemeistertwerden, auch grössere Heimumbautensorgten für Abwechslung im Alltag.Gret, was würdest du <strong>als</strong> Vorzügedes <strong>Wohn</strong>- <strong>und</strong> <strong>Pflegeheime</strong>s Lindeneggbezeichnen?Die gut überschaubare Grösse von26 Heimbewohnerinnen <strong>und</strong> -bewohner.Ein ganz normales <strong>Wohn</strong>haus mitLeben auf 3 Stockwerken mit Winkeln<strong>und</strong> Nischen, zum Sitzen <strong>und</strong> Herumgehen.Der Garten <strong>und</strong> die Umgebung lassendie Jahreszeiten zur Geltung kommen.Der feine Geruch, der aus der Küche indie Nase steigt, regt den Appetit <strong>und</strong> dieVerdauungssäfte an. Erinnerungen werdenwach gehalten. Bei uns ist jederzeitTag der offenen Tür: Angehörige derHeimbewohner sind willkommen <strong>und</strong>eingeladen, mitzuleben, zu essen, zuhelfen <strong>und</strong> zu pflegen.Maryann, du hast schon in drei verschiedenenHeimen gearbeitet, wasist im <strong>Wohn</strong>- <strong>und</strong> Pflegeheim Lindenegganders oder besonders?Ja, ich lerne viele alte Leute in verschiedenenLebensphasen mit verschiedenenEinschränkungen kennen. Dasmacht es interessant.Ich bin gerne mit alten Menschen zusammen<strong>und</strong> die Lindenegg ist ein kleines,wohnliches Heim, in dem die 26 betagtenMenschen mit ihren Gebrechen<strong>und</strong> Gewohnheiten möglichst normal lebenkönnen.Als Nachtwache bieten sich viele Gelegenheitenfür persönliche Gespräche;<strong>und</strong> von ihren Lebenserfahrungen kannich profitieren.Christine, weisst du noch wiederkehrendeAussagen von unseren Heimbewohnern?Ja. Bestimmte Aussagen verstummennicht so schnell. Dazu kommen mir Beispielein den Sinn wie:– «Chum mer göh heim.»– «Es isch nid mögli!»– «Hallo, Hallo, Hallo»– «Chanig es Zigeli haa!» (Zigarette)– «Wenn gits Znacht.»– «Ig bi numäno Babi.»Maryann, was machst du noch gerneausser Nachtwache?Als Abwechslung durfte ich auch beiden Dekorationen an Festanlässen mithelfen,was mir auch Spass machte.Kreative Blumensträusse erfreuen nämlichauch unsere Betagten.Habt ihr Wünsche für die Zukunft derLindenegg?Hedwig: Dass sich immer wieder jungeMenschen auf oder an der Arbeit mit altenMenschen freuen <strong>und</strong> hier «Zuhause»sein können, wie ich es bin, <strong>und</strong> dieLindenegg <strong>als</strong> Ausbildungsstätte nutzenkönnen.Gret: Sicher. Einer erscheint mir wichtigerdenn je: Die Lindenegg soll ein Ortsein, an dem sich Menschen motivierenlassen, um mit Freude, Kompetenz, Förderung,Hoffnung <strong>und</strong> Liebe in unmittelbarerZukunft dem alten Menschenbeizustehen.Vielen Dank für eure Antworten <strong>und</strong>Berichte!Hans-Jürg Ott, Heimleiter09