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S. 1-27 - Evangelische Kirchengemeinde Lünen

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600 JAH RESTADTKIRCHEST. CEORCLUNEN


INHALTSVERZEICHNISL Die stadtkirde st ceorg in LünenDr. Almd Langsnbadr, Oberstudien!ätitr i, R,1. Das Gebäude und seine Cesdridrte2. Die Kunstwerkell. Orgeln unserer KirdreHäns Klssing. Kantorlll, Aus dei Cesöidte der Gemeinde und ihrer PfarrerWalter Thelitz, Pastor1. Von den Anfängen bis zur Reformation2. Die Einführung der Reformation (1555)3. Von der Reformation bis zum ,ahr 16614, Aus der reformierten Cemeindegesdridrte (1661-1826)5. Aus der lutherisdlen Cemeindegesdridrte (1661-1826)6. Von der Union bis zur ceSenwartlv. von alten und neuen Glo&en der Sl. Georgskiröe zu LünenD!. AlEa Lüngenbaöv. GeborgenheitProfesso! Dt, Bruno BeDdokat (gest. 19,ß)vl. Nad|wod des HerausgebersHerausgegeben im Auftrage des Presbyteriums von Walter Thelitz, Lünen 1960Fotos: losef van Heekern; Landesdenkmalamt Münster; Stadtardliv Lünen; Foto-Kramer, Lünen - Gesamtherstellun8: Dru&erei Bongers, Lünen, Inh. H. Contzen5172a2934J)43596364DIE STADTKIRCHE 5T. qEORq IN LUNENI. DAS GEBAUT}E UND SEINE CESCHICHTEDie cründung der St. ceorgskiröe in l-ünen fällt in die Mitte des 14. ,ahrhunderts.Es ist eine zeit der machtpolitisdren Auseinandersetzungen zwisdren den geistliöenund weltlichen Territorialfürsten im Raume Westfalen um wirtschaftlich und strategisdlbedeutende Cebiete. Eine strittige Grenze bildete lange Zeit die Lippe, und es warvorauszusehen, daß dje kleine Festung Lünen nördliö der Lippe, die im Anfang des14. rahrhunderts in die Pfandschaft der Crafen von der Mark gekommen war, in denKämpfen mit den Bischöfen von Münster schlecht verteidigt werden konnte. Die Crafenvon der Mark aber legten großen Wert aut diesen Besitz, zumal hier eine Brüde überdie tippe führte, die dem aufblühenden Hansahandel den Weg von den märkischenBesitzun8en und von Dortmund nadr Münster und darüber hinaus zu den Nord- undOstseehäfen vorsdrrieb. So faßten sie sdron zu Anfang des 14. .lahrhunderts den Plan,Lünen auf das südlidre Ufer der Lippe zu verlegen.tn die zeit der Kirdrengründung fallen audr große geistige BeweSungen und Auseinandersetzungen.Die Kreuzzüge waren zwar vorüber, aber private PilSerfahrten westfälisdrerRitter mit ihren Mannen fanden immet nodr statt, was nidrt ohne Wirkungauf die Heimat blieb.In dieser Zeit voll 8€istiger, winsdraftlidrer und politischer spannungen wurde derPlan der Crafen von der Mark um die Mitte des 14, rahrhunderts zu. Wirklichkeit,Die Eewohner der kleinen Altstadt zog€n in den Jahren von 1336 bis 1341 mit all ihrenHäusern und ihrer Habe vom Nordufer aul das Südufer der Lippe. Hier hatten siezunädrst keinen gottesdienstliöen Raum, denn sie waren aus der Marienkirdte in derAltstadt, d. h, aus dem Bistum Münster - dessen Crenze bis heute die Lippe ist - indas damaliSe Eistum Köln übe.gesiedelt und gehörten nun zum Kiröspiel Bredrten.Als Büfger von Neulünen mußten sie zunädrst ihten .eligiösen Pflidtten in Bredttennadlkommen. Dodr der Weg war weit und besdrwetlidr und die wegeverhältnisseedrledrt, Die Urkunden jener Zeit betonen, daß es audt verhängnisvoll sei, die iungestadt während der gottesdienttlidren zeiten unSesdrützt zu lassen, weil die wehrtähi8enMannen im Fall der Not von Bredrten her nidrt sönell genug eingreifen könnten,wenn etwa plötzlidr Feindseligkeiten' oder Feuersbrünste drohten."bösartiSeCraf Adolf ll, von der Mark 11328 bis 1347), der die Stadt hatte verlegen lassen, kamnun audl seinen Neubürgern zu Hilfe, indem er, ohne den Erzbischof von Köln umCenehmigung zu bitten, eine kleine Kapelle aus Holz mit einem Strohdach errichtenließ, deren kleine Clocke zur Andadrt rief. Wann hier der erste Altar Seweiht wurde,ist bisher unbekannt. Die Stittungsutkunde für den Altar ,in der Kapelle det Neustadt


ken Turmhelm übergeht. Eine Wendeltreppe in einem Treppentürmchen an der Nord.seite des Turmes führt zr-r den Clocken hinauf. Wahrsdreinlich diente der Turm ehemalsaudr strategischen Zwecken, weil man von dort aus einen weiten Rundblick hat unddie ersten Bürgerhäuser verhältnismäßig niedrig waren.Das Außere der Kirche ist einfadr. Die Außenwände bieten dem Ause keinen besonderenReiz, einfache Strebepfeiler stützen das Mauerwerk zwischen den gotjschenFenstern. Das Maßwerk der zwei- und dreiteiligen Fenster mit Dreipaß- und Fischblasenmusterläßt den sakralen Raum erkennen. schlicht ist das spitzbogjge Hauptportal ander Westseite des Turmes, dem alten Markt zugewandt. Die kleinen Nord_ und Süd_portale haben waagerechten oberen Abschluß.Durch das Turmportal tritt man in die dreijochige von vier mädttigen Rundpfeilern getragenenHalle, die mit einem einjodrigen Chorraum und 5/B Chor abschließt. öieKreuztewölbe mit ihren Rippen- und Schlußsteinen ruhen auf den runden ,,Schaften,,oder auf Wandkonsolen. Die Längsgurte sind breit und glatt. An den Triumphbo8en_pfeilern sind die Cewölberippen unrerhalb der Kapitäle in gleicher profilführung fort_8e5elzt.Es i5t keine mitreißende Cotik, wie sie sich in den hohen Domen iener Zeit kundtutund den Eintretenden gleicfisam ins Metaphysische emporträgt. Vielmehr umfängt dasInnere unserer Kirdle den Betrachter mit einer ruhevollen Ceborgenheit, die man sonstnur in romanisdten Räumen empfindet. Das ist m. E. nidtt nur tedlnisch _ durch diegeringe Höhe der Gewölbe bedingt -, sonde.n muß seinen Crund in den wohlabee_wo8enen Verhältnissen der Cewölbekonstruktion haben, bei denen der Baumeisierdie Breite und die Höhe in eine solche Beziehung rückte, daß die genannte Empfindungvorherrscht. Der Baumeister unserer Kirche ist unbekannt. Oolch finden wrr aneiner Konsole im südlidren Seitensöiff einen Männerkopf in Stein gehauen, der nachder Sitte jener Zeit den Baumeister darstellen kann.In.diesem ehrwürdigen Cebäude hat sidr nun 600 lahre lang das gottesdienstlidrel-eben der StadtSemeinde entfaltet. Wenn wir ein S;id von djn Anfingen gewinnenwollen, müssen wir zunächst von def heutigen Einridltung absehen. Bänke gao eswahrsdreinlich nodr nidrt in der Kirdre des 14..lahrhunderts, höchstens einig; Sitzeim Chor für die Ceistlidten. Oft wurden pfarrer oder Bürgermeistef der Stadt, audrAdelige aus der Nadrbarsöaft in der Kirdte beigesetzt, so äaß ein festes BanKsysremnur störend gewirkt hätte. Alte Crabsteine mir Wappen und Insdrriften sind noch bis]906 im Fußboden sidrtbar gewesen. Die Seitenschiffe blieben anfangs ßanz frei. Hieroder an den Pfeilern wurden im Laufe der Zeit Nebenaltäre aufge;iel"k, so daß dieKircie allmählich reidrer ausgestattet war. lo der Mitte der Nordwind des nördlidrenS€itensdriffes_war die Org€l aufgehängu sie hat ihren platz hier bis 1BO1 gehabt. Woder efste Taufstein gestanden hat, ist unbekannt. Der heute noch vorhanderie Taufsteinstand bis 1908 näher an den drei Stufen, die zum Chor führen. Eine Kanzel hat eswahfscheinlidt erst seit der Reformationszeit gegeben, als man vom Messelesen mehrzum PrediBtgottesdienst überging.fins aber können wir (wie erwähnt) mit ziemlidter Sjcherheit ersdlließen: Der imJahre'1351.für die Kapelle,r gestiftete "hölzerneSt. Ceorgs- und Katharinen_Attar istwahrscheintich als Hochaltar in die Kirdte überführt worden und unter dem Schlußsteindes Chorgewölbes, der das Antlitz Christi trägt, aufgestellt worden, St. CeorF wird voni!l:1.:1,:." Chronisren als Hauprparron der Kirchi bezeugt, er wurde in-der Folleauch Stadtpatron und_sogar Sdrutzpatron der Bäckergilde, der ältesten und vornehmstön(,roe.unserer stadt, die am St, Ceorgstage, dem 23. April, besondere ZusammenkünfteaontetLSpormecker und nadr ihm andere chronisten behaupten, die Kirche-sei.nach Vollendung(1366) dem HeiliSen Ceorg als Hauptpatron und Johannes dem Täufer als Nebenoatöneeweiht *orde-n(.lohannesder Täufer war in der Mutterkirche zu Brechtenilauptpa'tron). Aber noch 1473 werden 5t. Ceorg und Katharina urkundlich als Altar-Heilieö anseeeben. Allerdings erscheint um dieselbe Zeit auf dem FlüSelaltar unsererfirch-e lohinnes der Täufer als Nebenpatron, über dessen Patrocinium aber bisherkeine Urkunde bekannt ist. Spormecker lebte von etwa 1490 bis 1562, er hat denPatrociniums-Wandel nidrt miterlebt, hat also nur nach dem Altarbilde mit Johannesdem Täufer geurteilt, und seine NachfolSer haben diese Ansicht nachgeschrieben'lm Wandel der Zeiten hat unsere St. Ceorgskjrche die Schicksale der Stadt Lünen mitgetragen.Die Strohbedachung der mittelalterlichen Häuser und ihre offenen Herdfeueriiefe'ioft stadtbrände hervor, von '1366 bis 1430 fünfmal. Die Kirche scheint manchmalunversehrt ßeblieben zu sein, wahrscheinlich weil sie schon frühe ein festes Dach hatte,und die w;hnhäuser nicht unmittelbdr heranreichten.Große überschwemmungen haben oft der Stadt und manchmal der Kirche Seschadet'lm 15. Jahrhundert ist zweimal das Hochwasser der Lippe und Seseke bis in die Kirdtegedrunien. 1463 stand es an der südlichen Kirchentür und ,,trieb die Leute aus demüt. C"iä"", d. h. es üieb die Armen aus dem Hospital zum heiliSen ceiste, das an derSüdseite der Kirche lag. Von der Übersdtwemmung des Jahres 1492 Sibt es einen ze'tgenössischenVers, der die gefährdete Lage der Stadt und der Kirche anschaulich mac}lt:Die zesage und LiPPe, moge 8i merken,gingen inein to Leunen in die kerken,(Die seseke und Lippe, das mö8t ihr eudr merken,Singen hinein zu Lünen in die Kirdle.)lm ,ahre 1603 stand das Hodrwasser auf dem Kirdrhof, in der Kirdre und in der Cerkammer(Sakristei). lm 17. Jahrhundert erreichte es mehrmals den Taufstein in deriirdre. lm November-1890 bede&te das Hodtwasser den ganzen Kirchplatz und stand7,5 cm hoö am Taufstein, was heute nodl Augenzeugen berichten können'Audr Stürme 1r,612, 18c/J,,1836, 1900) und Erdbeben (1504) haben dem Kirchengebäudeeesdradet, den Turm beschädi8t, das Dach zerstört. Nadl der Erdbebenkatastroohevoi 1504 dauerten die wiederherstellungsarbeiten bis Michaelis 1512 {29. Septem-'ber).Der sdron genannte ält€ste Lüner Chronist, der Vikar Ceorg Spormecker hät dieseZeit persönlidr e.lebt und in lateinischer Spracie darüber berichtet. Durch ihn wissenwir, daß im Jahre 1512 des ganzen Sommers die dem Märtyrer 5t. Ceorg"währendseweihte Pfarrkirche in Lünen neu und von Grund auf umgebaut" wurde. ,,Sie wurdeitit n"uen Pfeilern und Wandfenstern ausgestattet und vollkommen neu eingedecktund ausgemalt". Hier handelt es sidr um die Cewölbe- und Wandmalereien, von denenunten die Rede ist,Schon im November desselben Jahres wurde Lünen von einer furchtbaren und reißendenFeuersbrunst von Grund auf zerstört. ,,Nur wenige Häuser wurden durch die Anstrengungenund den Einsatz der in der Nähe wohnenden Bürger Serettet Das war nunscho; der siebente schwere Erand an der Stelle, wo jetzt nach der Umlegung die Stadtgelegen ist. An diesen Brand erinnert noch der Sprudt, der alles besagt:,,abstvllt Vna dles Magnos eCCe ecce Labores."(Siehe, ein einziSer Tag machte alle unsere 8roßenMühen zunichte). Das Chronogramm ergibt die Jahreszahl 1512.


Hier knüpft Spormecker als Seelsorger seiner Vaterstadt Lünen eine gußpredigt an. Ersieht die Brandkatastrophe als ein Süafgericht Cottes an und sdrließt seine Predittmit der Bemerkung, daß mancher njdrts weiter retten konnte, als sein nacktes Lebenund seine sünden. Er fährt fort: ,,lch sehe noch heute, wie die Menschen am Tage nachdem Brande, um sich zu erwärmen, nackt um ihre Hcrdstätten saßen, drei Männerkamen in den Flammen um, und zwar zwei Söhne mit ihrem Vater Johann Schroeder,von denen man nicht einmal die Asche wiedergefunden hat. Ferner zwei Frauen,Schmidt und Heymann mit Namen. Der Turm der Kirche mit seinen sieben Clockenwurde ein Raub der Flammen. Das Rathau stürzte ebenfalls mit den anderen Häusernein. Hier Krachen und Prasseln, dort Weinen und Wehklagen und furchtbare Menschenauflär-rfe.Der Pfarrer verließ aus Furcht vor dem Feuer mit dem heiligen Sakramentedie Stadt, und der Pfarrer von Altlünen holte ihn mit einem Boot hinüber. Nachdemer das heilige Sakrament dort zurücJ€elassen llnd sicherSestellt hatte, kehrte erzu seinem Hause zurück und suchte von seiner Habe und von seinem Hausrat noch zuretten, was zu retten war. Wer vorher ein Krösus gewesen war, war über Nacht zumEettler geworden.",,Nachdem die Bürger sich wieder etwas erholt hatten, nahmen sje wieder ihre Zufluchtzu Cott. Sie erhielten von der Kiröe in Altlünen ein kleines Glöckchen, hingenes an einem Pfahl auf und riefen damit wieder zum Cottesdienst. Sie be5ölossen dann,zunächst Holz und anderes Baumaterial zusammenzufahren, um erst einmal die Kircheneu zu decken. sie begannen, das Dach wieder neu zu richten und stellten esunter Meister Hermann Pannekoken von Hamm sehr sönell fertis. Sie söickten auchVertreter zu ihrem Landesherrn" (seit 1461 der Herzog von Clevials Erbe der Crafenvon der Mark), ,um ihm Nachricht von ihrer traurigen Lage zu geben, worauf derFürst ahnen nach einer Beratung hundert Coldgulden und hundert Malter Roggenübergab für die Linderung der ersten Not und für den Wiederaufbau ihrer Häuser.Dje Bürger aber gaben und vermadrten nadr einmüti8em Besdrluß die hundert Coldguldender Kirche für die neu zu gießenden Clod


kus zu Mariengraden und Pater oder Rektor an 5t. Maximin in Köln, Rotger Schwede (r)(Swederus), der wie Degenhart Witte aus Lünen stammte. Die Bücherei wurde allmählichdurci Scienkungen vergrößert, Durch die Möglichkeit, Bibellektüre zu treiben,wurde in Lünen der Boden für die Reformation vorbereitet.Um 1555 entschieden sich der Rat der Stadt und die meisten Bürger von Lünen für dieAugsburgische Konfession, d. h. für die Reformation Martin Luthers. Seitdem hat dieSt, Ceorgskirche 400 Jahre lang der evangelischen Bevölkerung in Lünen als Pfarrkirchegedient. Die wenigen Katholiken der Stadt hielten sich von nun an zur Altstadtkirche,weil deren Gemeinde die reformatorische Lehre nicht anSenommen hatte.ln daesem Jahrhundert war der Kirchturm mehrmals beschädigt. lm Jahre 1559 wareine neue Kircht!rmspitzerforderlich, und diese wurde mit einem fünfzehn Fuß hohenKreuz gesdrmückt. lm folgenden Jahre wurde der obere Teil der Spitze mit Blei eingedecktund der untere mit Schiefer. '1562 war die Bürgerglocke im Kirdrturm zersprungen,sie wurde zwei ,ahre später vor dem Lipptor ,,am Hilgenhuse" durch den Dortmunder,ohann Sluck (Schluck) am Sonnabend vor Exaudi neu gegossen, was großeKosten verursachte. Wahrsdreinliö wählte man das Nordufer der Lippe als Arbeitsplatzfür den Clockentuß, weil hier bessere Vorbedingungen zum Celingen des Werkesgegeben waren als in der Stadt.Um 1600 war unsere Kiröe wieder einmal reparaturbedürftig, und im Jahre -1604wußte man sich gegenüber den Schäden an den Wänden nidtt anders zu helfen, alsdaß man die Cewölbe- und Wandfresken einfadr mit Kalk übertündlte. Sie haben sichunter der Tünöe bis zum Anfang des 20. ,ahrhunderts gehalten.Mit dem Aussterben des Clevischen Herzoghauses im Jahre 1609 kam Lünen mit derCralschaft Mark an Brandenburg-Preußen. Dadurdr wurde die Crenzfestung nodlmehr als vorher in die große europäische Politik hineinSezogen. Der ,ülich-ClevischeErbfolgestreit, der 1614 im Vertrag zu Xanten vorläufig beruhigt worden war, flackerte1618 bei Beginn des 30jährigen Krieges erneut auf. Die Stadt Lünen litt dauernd unterden Kriegswirren. Einmal waren die protestantischen Fürsten mit den Brandenburgern,Niederländern, Hessen und Schweden Herren der Stadt, dann wieder die katholischend. h. die Kaiserlichen, Pfalz-Neuburger, Spanier und Österreicher sowie die Bayern.Auch das Kirchengebäude litt während dieser Zeit mehrfach unter der Beschießung vonFreund oder Feind, besonders im Jahre 1636. Nach dem Kriege SinB es an den Wiederaufbauvon Stadt und Kirche, wovon ein Teil der Schnitzereien an der Orgelemporemit der ,ahreszahl 1661 Zeugnis ableSt. Schon 1650 war durch den Orgelbauer Holyaus ,,Ostfriesland" die Orgel wiederhergestellt worden.lm folgenden Jahrhundert hat unsere Kirche besonders unter den kriegerischen Auseinandersetzungenzwischen Preußen und Frar,kreidr gelitten. Während des siebeniährigenKrieSes drangen ,,im lahrc 1759 die Franzosen nach der Weser hin vor. Sie rissendie Mauern um Lünen nieder, räumten auch die Mauer um den Kirchhof im Orte we8und legten im lutherischen Pfarrhause, in den beiden Armenhäusern, im reformiertenSchulhause und anderen Cebäudeh 15 Backöfen an, wozu sie die ziegelsteine der abgebrochenenMauern gebrauchten. Die lutherisdre Kirdre machten sie zu einem Magazinfür Mehl und andere Bedürfnisse, so daß die cemeinde daraus verdrängt wurde undgenötigt ward, sich einstweilen mit der kleinen reformierten Kircfie zu behelfen"(Bremer). Das Kirciengebäude zu zerstören, lag diesmal nicht im Interesse der feindlichenMacht, aber von Plünderungen wejß der Chronist zu bericiten, z. B. ,,Diemessingenen Altar- und Kronleuchter in der Kirche, welche ebenfalls von den Plündererndavongetragen wurden, kaufte ein hiesiger Jude, der noch etwas Geld übriggehaltenhatte, und überlieferte sie sogleich ge8en Wiedererstattung seiner Auslagen demdamaligen Kirchen-Provisor Meininghaus, wie von alten Leuten, die jene Plünderungerlebt hatten, dem Verfasser dieser Ceschichte (Pfarrer Bremer) mehrmals erzählt worden".Nacfi dem siebenjährigen Kriege waren umfassende Reparaturen an der Kirche erforderlich.Schon 1758, als die Franzosen Besitz von der Kirche ergriffen, war der Bartholomäus-Altar,,weggeräumt' worden, wahrscheinlich, weil er zerctört war. über seinenStandort und seine Ausstattung sind wir nicht unterridltet. lm lahre 1765 ,,mußte aufder Ostseite ein neuer Pfeiler aufgeführt werden, weil das Chorgewölbe auf schwachenMauern ruhte". Wahrscheinlich wurde damals das östliche Chorfenster mit Mauerwerkausgefüllt und von außen der stilwidrige Strebepfeiler aufgeführt, der erst vorwenigen Jahren entfernt worden ist, als man das vermauerte Fenster wieder öffneteund es mlt neuem Maßwerk und farbigem Clas in einer Art Teppichmuster versah.Manche Kriegszüge noch hat unsere älte Kirche äeSehen, ued es berührt uns eigenartig,wenn wir in der Bremerschen Chronik lesen, daß im Jahre'1813 während desKrieges mit Frankreich ein brandenburgisches Landwehr-ReSiment wegen des schlechtenWetters in der Kirche verpflegt worden sei: ,,Ceräuschlos und still saßen diese Männerin der von ihnen angefüllten Kirche und dankten freundlidr für die ihnen zuteilgewordene Erfrischung".lm Jahre 1814 ritten drei russisöe Kavallerie-Regimenter, damals Verbündete derPreußen gegen Frankreidr, durch Lünen, was mehrere Tage dauerte. Der Cottesdienstfiel aus, denn, ,,da es an ausreichender Stallung fehlte, wurde der untere Turmraum derhiesigen Kirchen mit Pferden besetzt/ was bis dahin noch nicht geschehen war,,. Cleichnach den Befreiungskriegen (1813 bis 1815) wurde die Orgel von dem OrgelbauerMellmann aus Dortmund einer gründlichen Reparatur unterzogen. Sie wurde mit einemneuen Windkasten, neuen Ventilen und Kanälen versehen, auch wurden die pfeifenund dle Bälge ausgebessert.lm jahre 1819/20 wurde die Kirche nach dem Bericht des pfarrers Bremer ,,neu gestühlt",dazu kam eine neue Kanzel, ,,die späterhin 1832 wieder versetzt wurde,,. Wodiese Kanzel gestanden haben mag, isl nicht übermittelt, es ist anzunehmen, daß siemeistens den Platz der heutiten Kanzel gehabt hat, und zwar dort, wo die Südwanddes Chores mit der Ostwand des südlichen Seitenschiffes zusammenstößt. Hinrer oemKanzelplatz befindet sich bis heute die Tür zur Sakristei.Schon vor der napoleonischen Herrsciaft hatte sich ein neues Verhältnis zwischen denLutheranern und Reformierten angebahnt. Noch ehe in preußen die Unjon der beidenevangelisöen Konfessionen durch den König Friedrich Wilhelm lll. eingeführt war(1817), kam es in Lünen auf freiwilliger Basis im Jahre 1006 zu einem Simultaner.rm,d. h. zur gemeinsamen Benutzung eines Cotteshauses durch zwei Konlessronen.Wegen des Krieges mit Frankreiö konnte das Simultaneum nicht sofort durcheeführtwerden. Die Baufälligkeit der kleinen reformierten Kirche, die 1Bl1 abgebiochenwerden mußte, beschleunigte die praktische Einigung. Die reformiefte öemeindebenutzte von nun an die lutherische 5t. Ceorgskirche. Die beiden parteieneinigten sich friedfertig über die gottesdienstlichen Zeiten, bis in Lünen diepreußische Union mit gemeinsamem Ritus im Jahre 1826 endgültig durchgeführr wurde.Das Vereinigungsfest wurde in unserer Kirche am 14, Oktober 1826 geieiert. Die Urkundeüber die Union der lutherischen und reformierten Cemeinde'zu einer tinheitunter,,einem Hirten zu einer Herde,, ist noch im pfarrarchi vorhanden.In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts forderte die preußisdre Verwaltung dieKirdrengemeinden aut über das Vorhandensein ihrer Kunstschätze zu bericttten, Dert2


Briefwechsel des evangelischen Pfarramtes Lünen mit den Behörden wurde vornehmlichüber den mittelalterlichen Flügelaltar geführt, der noch heute eine der Kostbarkeatenunserer Kirche ist. Das Pfarramt berichtete am 25. Februar 1834 in dieser sache, daßsich im Besitz der Kirche ,,noch vier alte Cemälde auf Holz, iedes etwa vier Fuß hochund dreieinhalb Fuß breit", mit Darstellungen aus dem Leben Jesu Christi befänden.,,Sie bildeten früher die Seitenflügel des Altars, wurden aber im Jahre 1820 bei demdamals geschehenen Einbau ins Chor und der Versetzung des Altars abgenommen. Siesind vielleicht mehrere Hundert Jahre alt, da sie jedoch als Kunstwerke keinen besonderenWert haben, so sind sie auch bei der im.lahre 1832 vorgenommenen Reparaturder Kirche und Wiederherstellung des Chores nicht wieder aufgestellt worden. Weilsie aber als Denkmäler der Kunst früherer Zeit in alterthümlicher Hinsicht allerdinsseinen gewissen Werth haben, so ist audt seit ihrer Abnahme für ihre sute Erhaltu;sSesorgt worden. Seit zwei Jahren stehen sie in der pfarrwohnung des pÄigers Bremeian einem trockenen Orte." Der Berichterstatter hat nicht den künstlerisdren wohl aberden kunsthistorischen Wert der Altartafeln gesehen.Am 24. April 1834 beridltete der Pfarrer auf eine erneute Anfrage vom Oberpräsidiumin Münster über die Veränderungen und den Ersatz der mittelalterlichen Altarbilderdurch eine Kopie der ,,Crablegung" von dem ltaliener Michelangelo Caravaggio, dervon 1569 bis 1609 lebte. Er schreibt; ,,Dieses cemälde, auf Leinewand gemalt undungefähr zehn Fuß hoö und sechs Fuß breit, welches sich früher in der päbstlichenGalerie befunden haben soll, wurde im lahre 1831 in Münster zum Ver[auf auseeboten,von dem Freifräulein Hermine von Diepenbruch (Diepenbroick) zu Schwansb,-ellfür 150 Reichsthaler Berliner Courant angekauft und der hiesigen Kirche zu einem Attargemäldegeschenkt. . . Dieses Cemälde bildet gegenwärtig die Rückwand des Altarsund ist, indem es hell und trocken 9teht, gegen jeden nachteiligen Einfluß der Witte_rung durchaus gesichert." Aus dem weiteren Briefwechsel geht hervor, daß die Behördenfür eine Veräußerung des mittelakerlichen Altaraufsatzes waren. Aber dasPresbyterium und die Cemeinde hingen an den ererbten Tafelbildern und behielten sie.Um allen Parteien gerecht zu werden, ließ man Mitte des lg. rahrhunderts die Kopie derGrablegung aus der Barockzeit zwisdren den spätgotischen Altargemälden In ernen,neugotischen/' Altaraufsatz aus Holzschnitzerei einbauen, - für den heutißen Kunsthi_storiker eine groteske Sache.Hier sei gleich angeschlossen, daß das jahr'1908 eine grundlegende Anderung desAltares mit sich brachte, Unter der Beratung des provinzialkonservators t-udorff trännteman die mittelalterlichen Tafelgemälde von der Grablegung und fügte dje Tafeln inalter Weise zum Flügelaltar zusammen. Die Crablegung wurde gesondert in der Mitteder Nordwand aufgehängt. Heute befindet sich dies Bild im TurmEum, es hat durclrZeit und Witterungseinflüsse sehr stark gelitten.lm taufe des l9. Jahrhr.rnderts gab es nodr mandterlei Reparaturen und Veränoeruneenim Inneren der Kirche. Zur Vorbereitung der 400-rahrfeier von Luthers Ceburtiaeam-10. November 1BB3 wurde schon zwei Jahre vorher die Orgel durch den OrgelbaueiHerbst aus Dortmund von der Nordwand iur Westwand auf die Empore verlest undder oben genannte Anbau für das Gebläse abgebrochen. Auch wurden auf dem-Kirchhofedie alten Pappeln gefällt und verkauft, die dem alten Gebäude bis dahin gewißeinen malerisdren Rahmen gegeben haben.Bis 1884 war an unserer Kirche das Ziegelsteinmauerwerk nodr sichtbar. Erst in diesemJahre erhielt sie einen Zementv€rputz in Quaderform, was siö in der Folgezert verhängsnisvollerwies; denn der Zementputz ist nidlt porös genu& um den Ziegelsteinendie notwendige Luftzufuhr zu gewähren. Vor einigen Jahren wurde daher der Zementputzabgeschlagen und durch Kalktraßputz ersetzt.lm rahre 1884 wurde auch die hohe,,alte östlicfie Ciebelwand aus Brettern beseitigtund durch Mauerwerk aus Ziegelsteinen mit Zementverputz ersetzt,,. Dies ist dieheute noö bestehende Ciebelwand, die durch ihr Fachwerk malertsch wirkt. Vor einigenJahren wurde sie gründlich überholt.Eine große Renovierun gab es zum Anfang unseres Jahrhunderts. Vom.Jahre 1902 anschritt man zu den Reparaturen und Anderungen, die im Jahre 1908 ihren Abschluß fanden.Zu den Vorbesprechungen wurde der Provinzialkonservator Ludorff herangezogen. DerLeitgedanke bei allen Vorhaben war, möglichst viel des Cuten an alten Kunsrwertenzu erhalten. Die Kosten lür diese Renovierung wurden wie so oft aus Kollekten bestritten,auch stifteten einzelne wohlhabende Cemeindeglieder besondere Summen fürdie Ausstattung der Kirche.Das Kirchendach war vor 1905 mit Hohlziegeln be?eckt. Jetzt wurde das Dach beschiefertund dadurch dem mit Schiefer gedeckten Turmhelm angepaßt. Die Sakristei wurdeneu und größer aufgeführt und zugleich wurde in deren Keller eine warmluft-Heizungsanlageingebaut.Die Fenster erhielten neue Verglasung, im Chorraum wurden die Clasgemälde aufgrundvon Stiftungen besonders reich ausgestattet.Bei den vorbereitenden Arbeiten an den Innenwänden und im Cewölbe kam es zu denüberraschenden Entdeckungen der gotiscien Wandmalelei unter der Tünche aus demAnfang des 17. Jahrhunderts. Die szenischen Cemälde wurden z.T- erneuert, z.T.wieder bedeckt, weil sie nicht vollständig erhalten geblieben waren und ejne Ergänzungnicht möglich schien. Die an eanigen Stellen aufgefundene Ornamentmalerei imCewölbe wurde ergänzt und die übrigen Cewölbe dementsprechend nach den altenVorlagen ausgemalt.Der Flügelaltar wurde wie erwähnt auf seine ursprüngliche Anlage zurückgeführt.Cestühl und Kanzel wurden völlig erneuert.Aus dem steinernen Fußbodenbelag wurden die mit Wappen geschmückten Grabsteinealter Ceschlechter herausgehoben und an den Außenmauern der Kirche senkrecht aufgestellt,an Stelle der Crabsteine wurden dann einfache Steinplatten als Fußbodenbelagverwendet.Vor allen Dingen beseitigte man die schweren, waagerecht gelagerten Eichenbalken inden Cewölben, die seit dem 18..,ahrhundert zur Verankerung des gesamten Cewölbesystemsdienten/ und ersetzte sie durdr Metallanker von geringerem Durchmesser. Auchwurden die großen öfen entfernt, deren Ofenrohre in unschöner Weise durch dieCewölbe hindurchgeführt waren. Von nun an sorgte die erwähnte Warmluftheizungfür die Erwärmung des Kirchenraumes.Die schönen Renaissance-Leuchter, für Kerzenbeleuchtung eingerichtet, wurden durchCaskronleuchter ersetzt.Die Empore, die bis 1906 bis zur Seitentür im nördlichen Seitenschiff reichte, wurde bjsauf die heutige Länge verkürzt. Die Westempore wurde für die neue Walcker-Orgeleingerichtet.Während der Renovierungsarbeiten fand der Cottesdienst im neuen Saale des altenGemeindehauses statt.Die Ieierliche Neueinweihung der Kirche wurde am 9. Februar 19OB durch den CeneralsuperintendentenD. Zöllner aus Münster vorgenommen. Er legte seiner Festpredigtden Text Jesaja 60, Vers 1, zugrunde. Pfarrer lrey predigte üb;r das Wort aus deml4


zweiten Korintherbrief, Kap. 5, Vers 17. Der Kirdtendror sang die 8roße Do)(ologie,begleitet von der neuen Orgel. Außer dem BürSermeister der Stadt Lünen waren Behö;denvertreteraus Dortmund, Arnsberg und Münster zugegen. In allen Straßenwehten flaggen, und die meisten Häuser waren mit Tannengrün oder Tannenbäumengeschmückt.Der größte Verlust, den unsere Kirdte während des ersten Weltkrie8es zu tragenhatte, war die Abgabe der Glocken zu KrieSszwecken im Oktober 1918. Leider wurdendie Glocken zur Weiterverarbeitung sehr bald zersdtlagen, so daß sie nach dem Kriegenicht mehr zurüdgeliefett werden konnten. Ein Ersatz war erst vier rahre später mö8-lidr, Am eßten Ostertage 1923 wurde das neue Viergeläut im Festgottesdienst durdlPfarrer Frey geweiht.Der Initiative von Pfarrer Frey verdanken wir audt die Cedenktafeln für die cefallenendes ersten Weltkrieges. Diese Zeichen des Cedenkens und Dankensind im Turmraumneben den cedenktafeln aus dem lg, rahrhundert angebracht.Bis zum Eeginn des zweiten Weltkrieges wurden keine 8rößeren Veränderungsarbeitenan der St. öeorgskirdre vorgenommen. Während des Krietes beseitigte man anfangsnur die geringeren KrieSsschäden. lm Jahre 1942 wurden die Tafelgemälde aus demFlügelaltar entfernt und in Sdrloß Cappenberg sidrergestellt. sie sind nach dem Kriegeunversehrt zurückgekehrt.Im letzten Kriegsjahre sind größere Kriegssöäden eingetreten, deren BeseitiSung nadl-1945einen erhÄblichen Kostlnaufwand erfordene. Tischler-, Maurer, zimmerer-, DadtdeckerundKlempnerarbeiten wurden in großem Umfange vorgenommen, ebenfallseine einfache Notverglasung der Kirchenfenster. lm Kirchen- und Turmdachstuhlwurdengrößere zimmerarbeiten ausgeführt, und 1947 wurde der Turmhelm mit neuen Kupferblecieneingedeckt. Audr wurden am Turmhelm und am Kirchendach kr-rpferne Dachrinnenangebracht. Das Material zu diesen Arbeiten .ührte aus Stiftungen her.In den folgenden Jahren wurden drei Chorfenste. durch den Maler W. Heyer in Boöummit farbiger Clasmalerei geschmückt. Der mittelalterliche FlüSelaltar wurde im Landesmuseumzu Münster 8ründlich restauriert. lm'1956Jahre erwies sidl die Abstützungder beiden südlichen Säulen durch eine tief in den Boden reichende Betonfundamentierungals unumgänglich notwendiS, es war eine gefahrvolle und schwieriSe Arbeit,Die Cesamtleitung der künstlerisdlen RenovierunSs- und Ausstattungsarbeiten imInneren der Kirche lag seit 1956 in den Händen des Kiröenmalers r. van Heekern ausEssen-Werden. lm Rahmen dieser Arbeiten wurden der Kruzifixus aus dem 15. Jahrhundertund die Gewölbe- und wandmalerei aus dem Anfan8 des 16. lahrhundertsrestaurieft. Die Empore wurde abgebeizt und der ursprünSliche Charakter ihrer Malereiwiederhergestellt.lm Jahre 1958 wurde die neue Kemper-Orgel aufgestellt, das Rückpositiv 1960.zum Schmuck der Kirche an den Fest- und Feiertagen wurden Paramente aus dem Diakonissenhausezu Witten angesöafft.zu den Kosten aller wiederherstellungsarbeiten haben alte und junge cemeindeSliederund öffentlidre Stellen bereitwillig erheblidre Mittel beiSetragen,Nun Seht das alte Gebäude der 600-lahrfeier seines Bestehens entgegen. wenn mandie weöselvolle ceschidrte des Kirdrengebäudes, die großen Brände und sonstiSenzerstörungen kennt, muß man dankbar sein, daß das cotteshaus in den vergangenenJahrhunderten so gnädiB behütet worden ist.Der Heilige Ceorg ist uns nicht mehf Fürbitter, vielmehr Vorbild lm Kampfe Segen denVersucher, gegen die Versudrung, Begen das Böse. In diesem Sinne möge uns die 8e'zeidrnunB St. Ceorgskirdre in die Zukunft begleitenlII. DIE KUNSTWERKEDie cewölbemalerelBeim Betreten des Kirdrenraumes von Westen her fallen uns zunächst die spätgotischenCewölbemalereien im Mittelschiff aus dem Anfang des 15, Jahrhunderts ins Auge. Inder Ostkappe des zweitenjoches sehen wir eine Darstellung des Sündenfalles. Adamund Eva stehen unter dem Lebensbaum, um den sich die versucherische sch lange windet.Die drei übrigen Gewölbekappen dieses Joches sind heute frei von Malereien, weilsich hier keine Reste älterer Darstellungen gefunden haben. bei denen es sich lohnte,sie wiederherzustellen. In der Ostkappe des folgenden joches erscheint Christus alsWeltenrichter auf dem doppelten Regenbogen. Zur Rechten und zur Linken knienMaria und Johannes der Täufer auf Wolkenballen. über dem Haupte Christi sind dieZeichen seiner Macht darSestellt: Nach links weist das richtende Schwert, nach rechtsdie Friedenspalme (die hier allerdings einer Lilie ähnlidr sieho.-Sein Mantel rst so angeordnet,daß die fünf Wunden zu sehen sind, ähnlich wie bei der Christusgestalt aufdem Schlußbild des Flügelaltars vom Ende des 15. Jahrhunderts. Schriftbänder umflatterndie richterlich erhobenen Hände des Erlösers- Den Auferstehenden zur RechtenChristi gelten die Worte: VENITE BENEDICTI PATRIS MATEI XXV (Kommr, ihr Cesegnetenmeines Vaters. Matth. 25). Zur Linken Christi lesen wir auf dem Sprucfiband:ITE MALEDICTI lN ICNUM ETERNUM (Ceht, ihr Verdammten, in das ewige Feuer).In den Cewölbezwicteln erheben sich aus den Cräbern die Auferstehenden mit teilsfrohen, teils ängstlichen Cesichtszügen, Die Cräber sind streifenförmig überetnanderangeordnet. Ein Engel über dem Haupte Christi kägt die Marterwerkzeuge.lm Denkmalamt zu Münster liegen Photos der Restbemalung von der ersten Auffindungunserer Cewölbemalerei von 1905/06. Dazu gehört eine Cruppe von Seligen, dievon Petrus empfangen werden, der kenntlich an reinem 8roßen Schlüssel, ,,mrr ernemChormantel angetan, als Rückenfigur im Vordergrund steht", eine andere Cruppe wirddurch einen Engel geten angriffslustige Teufel geschützt. Außerdem hatte sich unterder Tünche der Jahrhundertein eindrucksvoller Posaunenengel erhalten neben Restenvon flatternden Spruchbändern. Die Restbestände der Malerei konnten nicht wiederaufgefrisdrt werden. Doch können wir aus den Photos im Landesdenkmalamt in Münstererschließen, daß das gesamte Kreuzgewölbe mit endzeitlichen Cruppen geschmücktNadr den Untersudrungen von Dorothea Kluge über gotisdte Wandmalerei in Westfalen(1959) ist die Auffassung des Lüner Jüngsten cerichtes einmalig und bezeichnetschon die ,,Wende von der Cotik zur Renaissance. Alle wesentlichen Züse weisenauf enge Beziehungen zur kölnischen Kunst um 1500 hin. Cewisse Einzelhlrren, wteHaltung und Manteldrapierung des Weltenrichters, ferner die Wolkenbänke der Fürbittererinnern an ein Wandbild des Jüngsten Ceridttes aus dem Umkreis des Meistersdes Marienlebens in St. Andreas in Köln, das aber in der Stilhaltung einer älterenGeneration angehört. Der ruhigen Feierlichkeit don setzt der Maler in !ünen einebarocke BeweStheit entgegen; darin steht er dem Meister der Ursulalegende und demMeister von St. Severin nahe"..., ,Zusammenfassend läßt sich sagen, daß in demJüngsten Cericht in Lünen entscheidende Einflüsse aus dem Kreis dieser späten KölnerMaler spürbar werden, deren Kunst aus der Verbindung holländisch-niederrheinischerAnregunten mit der altkölnischen Tradition erwachsen- ist. Der Eleichen Hand oderwerkstatt wie das Jüngste Cericht 5ind weiter die Darstellungen dei t-tl. Stephanus undder Hl. Ursula mit ihren Cefährtinnen an der Nordwand', zuzuschreiben, ,,vermutlici17


auch der 5ündenfall.am Mittelsdriffgewölbe, während die vier Apostel im Chor wegender starken Ubermalung sdtwer zu beurteilen sind".+Der.oder die Maler des beginnenden 16. ,ahrhunderts haben mit der Komposition derbeiden erhaltenen Gewölbemalereien Anfang und Ende der Heilsgeschichje nane zusammengefügt.lm Sündenfall tritt uns die Ursünde entgegen, das ,,sein wollen wieCott", das,,Eritis sicut Deus,,. Diese Hybris beschließt alie Einzelsünden ein. Wir, dieNachfahren Adams und Evas, stehen unter der gleichen Versuchung wie die Urelternund gehen wie alle unsere Vorfahren dem Jühgsten Tage, dem Geriaht entgegen. Aberwir sind im Raum der Kirche in der cemeinschaft mit dem erhöhten Herrn, Wir dürfenunter seinem Kreuze her zum Altare schreiten und dort ,,in, mjt und unter Brot undWein" den Leib und das Elut ,esu Chrjsti empfangen, die für uns gegeben sind zurVergebunt unserer Sünden. Ein trostvoller CanslDer FlügelaltalAuf einer alten Mensa aus grauem Sandstein im Chorraum ist der dreiteilige, spärgota_sche Flügelaltar aufgericfitet. Auf den Außentafeln sind der Ritter st. C"ä,g Lnj 1o_hannes der Täufer mit Maria und dem Kinde dargestellt. St. Ceorg war von Anfangan der Hauptpatron der Kirche, wann Johannes der Täufer als Nebenpatron angeseheiwurde, ist urkundlich nicht festzustellen. lm ersten Jahrhundert nach der Cründungder Krrche ist jedenfalls die heilige Kathorina nodr die Nebenpatronin St. Ceorgs. Nacf,den Forschungen von Paul Pieper u. a. m, ist der Flügelaltar um 1420 entstanden.Als Urheber der Altargemälde kann man keinen einzelnen Maler benennen, obwohldas-Teilbild von der Ceistausgießung zu pfingsten ein Monogramm AS aufweist. ManmulJ das Cesamtwerk als Cemeinschaftsarbeit mehrerer Künstler ansehen, zumal dieeinzelnen Tafeln von verschiedener Qualität zeugen. Als Meister dieser Künstlerge_meinschaft können wir mit großer Sicherheit den sogenannten ,,Meister von Liesborn.,ansehen, dessen bekanntestes Werk der Altar der B;nediktinerkirche zu Liesborn ausdem jahre 1465 ist. Leider ist dieses Werk nur in Brucistücken erhalten geblieben, diesich zerstückelt im Landesmuseum zu Münstet bzw. als Teitbilder in der National_Ca_lerie in London befinden.Der Meister von Liesborn ist in Westfalen bekannt als ein reifer realistischer Künstlerder zweiten Hälfte des 15, ,ahrhunderts, der sich durch seine Ausbilduns in den Niederlandenhinsiötlidr der Technik der ölmalerei bei den Brüdern van Eick, in der stimmungsgebundenenDarstellung bei Hans Memling und in def Beherischung der per_spektive bei.beiden Malern große Kenntnisse erworben hatte. An diesen-Vorzügenhatte auch die nach ihm benannte ,,Schule des Meisters von Liesborn" Anteil undsomit audt der Lüner Altar, der um 1420 don entstanden sein muß.Die Innenseiten des Lüner Altafes bringen. dem Betradtter in zehn Tafeln das Lebenund leiden.,esu Christi von der Verkündigung bis zum Weltgericht nahe. Die Themender Teilbilder außer der Tafel mit dem Ritter St. Georg rührän also aus der Bibel her.Wahrscheinlidr ist dies ein Grund für die Beibehaltun;der Cemälde in der ororesran_tischen Zeit. Es sind zwar keine Bilderstürmer füf Lünen bezeugt, aber es ist anzuneh_i) Die zuletzt genannien Apost€t - a_n jhren Attribulen nodl eben als die Jünger Johannes, paulus,Aütreas ud Jakobs zu erk€rne.E _.Lehen Äut gebrlr€n Konsot€n, €iD€ lln das J.hr lsoo ü!_lid'e Anordüllhs. Die Cesralleo d€6 Sr€phanus ünd der Hl. Ursula ,ind in d€n letzten Jahr€nvöuig u.kenntlid g€word€n. söadhafi lind !uci.ri€ uberr."l,€ eirer Hirohelfahrtsdarsreltünsa! der westwaod Dalle det Trepp€ zu. Enpore.l8men, daß Altarbilder mit außerbiblischen Cestalten oder Szenen sich nach der Reformationnicht gut hätten behaupten können.Die Restaurierung des Lüner Altares in den Jahren 1951 und 1952 geschah im Landesmuseumzu Münster. Sie hat den alten Farben ihre stille und tiefe Leuchtkraft wieder8e8eDen.A. DIE BITDEN AUSSENTAFELN DES FLÜGELALTARESlohannes der Täuler und Maria mit dem KindeVor einem Brüngemusterten Wandteppich stehen auf weißroten Fliesen lohannes derTäufer und Maria mit dem Kinde einandir 2ugewan{t, Johannes mit dem reichgefaltetenmattrosa Mantel wendet sein dunkles Haupt im Halbprofil zur Cemeinde und weistbedeutungsvoll mit dem rechten Zeitefinter auf das jesuskind in Marias Armen. DasLamm auf dem heiligen Buche in Johannes' linker Hand verdeutlicht seine Predigt:Siehe, das ist Cottes lammlMaria mit dem hellblonden Haar über dem mattgraugrünen Mantel, der das dunkelblaueKleid weithin verdeckt, blickt in stillem Mutterglück über das Kind hinweS indie Ferne, wie von einer glücklichen Zukunft träumend, und ohne den erschreckendenSinn der Täuferpredigt zu verstehen.Das Christuskind erscheint ein wenig steif in den Händen der Mutter, die Iinke Mutterhandist besonders liebevoll gezeichnet. Wahrscheinlich wollte der Maler uns dieErhabenheit des 8öttlichen Kindes deutliö machen und das Kind in den Mittelpunkt derBetrachtungen rücken, was ja auch durö.lohannes des Täufers hinweisende Cebärdegeschieht.Ritter St. Georg im Kampfe mit dem DradrenWährend das erste Bild eine verhaltene Stimmung ausdrüc.ld, bringt das zweite vielfältigeBewegung. In einem hügeligen Wiesengelände - mit zwei türmereichen Burgenim Hintergrunde - windet sich ein Drache zu Füßen des Ritters St. Ceorg, der Seradeden Hals des wütenden Tieres mit einem lanzenstidr durchbohrt hat. Der eisengepanzerteRitter steht sieghaft mit beiden Füßen auf dem Drachen und schwin8t seinSchwert, um dem Tiere den Kopf abzusölagen. Stirn und Hals des Ritters sind durchHelm und Halsberge verdeckt, aber die Augen schauen unerschrocken, ja ruhig undgefaßt unter dem Helm hervor, obgleich auf dem Boden noch Totengebeine aus früherenKämpfen zu sehen sind. Woher kommt dem Ritter die ruhige überlegenheit? -Links oben auf einem Felsenvorsprung sehen wir ihn vor dem Kampfe im Cebet.Er hebt seine Hände flehend zu dem Jesuskinde auf dem Schoß der Mutter Maria, diebeide in einem Wolkenriß ersdteinen. Von hier aus ist das Bild zu deuten. VomHimmel her strömen die göttlicfien Kräfte zu dem Ritter hernieder, der durch seinetapfere Tat die von dem Dradlen bedrängte lun8frau im Hintergrunde errettet. DasLamm an der Seite der lungfrau ist das Sinnbild ihrer Unschuld. (Die Außentafeln sindnur am Karfreitag bei geschlossenen Flügeln zu sehen).B. DIE INNENTAFELN DES T[ÜCELALTARESVe*ündigung der Gebud ChdsliWir schauen in ein wohlgeordnetes Cemadr, in dem der Engel Gabriel mit weißem Cewandund reichem Mantel vor der lungfrau Maria kniet. Maria - vor einem retm verziertenBetpult kniend - lausdlt ersdrrocken, dodr gefaßt auf die Botsdraft des Engels.19


lhre verschränkten Hände und ihr Seneigtes Haupt spiegeln ihre seelische Erre8theitwider, Die worte des Engels sind auf dem Schriftband zu lesen, das sich um den Botenstabschlingt: ,,lch grüße Dich, Du Cnadenvolle. Der Herr ist mit Dir!",,Cott ist in der Mitten" .... Er ist unsichtbar doch spürbar Segenwärtig.Die seelische Feinheit und Reinheit der Jttngfrau spricht aus ihrer Haltung und denruhigen Farben ihref einfachen Kleidung. Der Blick ist nach innen gerichtet, das blondeHaar rieselt über den blauen Mantel herab, nur ein weniS von dem roten Kleide istsichtbar.Jeder Teil des Cemaches, die Bibelsprüche an der wand und die still-leuchtende Kerzebis hin zu dem Alkoven an der Rückwand fügen sich in Form und Farbe wie in ihrersymbolischen Bedeutung dem Cesamtraum ein.Die friedvoll ausgebreitete Landschalt hinter den klaren wappen8e5ömückten Fensternatmet dieselbe Stimmung wie das von der Engelsbotschaft erfüllte Gemach,(Dieses Bild ist ein fast genaues Spiegelbild der aus dem Liesborner"Verkündigung"Altar in der National-Calerie zu London).Die Heilige NadrtMit einer zarten und fürsorglidren Bewegung seiner linken Hand hütet roseph dasbrennende Lidrt in seiner Rechten. Etwas sdreu und sdrüdrtern sdraut er auf Maria,die ganz versunken ist in den Anblick ihres Kindes,Nackend liegt das kleine Wesen auf dem Boden und zieht die Blicke und Cedankenaller Betraöter auf sidr, wie auf dem Verkündigungsbild herrsdrt in dieser cruppedie durchgeistitte Stimmung einer feinen Mystik.Zu den beiden andächtigen Cestalten und den knienden Engeln sdreinen die zertrümmerteHütte mit dem morsöen Brettergiebel und die groben, fressenden Tierehinter dem Trog nicht zu passen.Aber doch ist gerade in dieser Zusammenstellung das wesentlich Weihnaötliche richtiSgesehen: Def Sohn Cottes, vor dem seine irdischen Eltern mit Ehrfurcht und Staunenniederknien, er ist in die Niedrigkeit eines Stalles hineinversetzt. So sinSen es ja auödie Weihnadrtslieder der Lutherzeit: ,.Ach, Herr, Du Schöpfer aller Ding, wie bist Duworden 50 gering..." Die stolze Stadt im Hintergrunde sdtaut allerdings unbewegtund unBerührt zu.Die Weisen aus dem MorgenlandeAnbetung der heidnischen Herren aus fernen Welten ist das Thema dieses Bildes, aufdem die königlich Bekleideten und geschmückten Männer mit demütigen Gebärdendem Kinde nahen.Der erste und älteste ünter ihnen hat seine Krone schon beiseite Belegt und berührtmit der rechten Hand fein und vorsichtig das Kind, während seine Linke der MutterMarja einen kostbaren goldenen Kelch überreicht.Die beiden anderen Männer stehen mit ähnlich reichen Caben bereit, dem Kinde ihreHuldigung darzubringen. lhre feinen Cesichtszüge wollen zu den farbenfreudigen,brokatenen und pelzverbrämten Cewändern nicht so recht passen. Sie entsprechenvielmehr dem Ausdruck des fürsorglichen Joseph vom weihnachtsbilde und dem desEnSels Cabriel vom Verkündigungsbilde. Es sind Menschen mit feinem Innenleben, diesich von der Armseligkeit der zertrümmerten Behausung nicht stören lassen und denendie Anbetung des Kindes Herzenssache ist.Sache des Herzens ist es dem Maler, seine Andacht in vielfachen Farben leuchten zulassen und über der Hügellandschaft - mit Botischen stadt- und Kirchtürmen - dasGold des Himmels als Symbol des Ewigen erglänzen zu lassen.Die Darstellung lesu im TempelVor einem goldenen Hintergrunde erhebt sich ein altarähnlicher Aufbau mit dem Bildedes Moses, der die Cesetzestafeln in den Händen hält. Diese Cestalt dient zur Veranschaulichun8der Gesetzestreue von Maria und roseph, die im Evangelium des Lukas,Kap. 2, Vers 22 und 23, berichtet wird. Auch die Frauengestalt vor Maria entsprichtdiesem Bericht, denn sie trä8t in einem Vogelbauer die ,,zwei jungen Tauben"lm Mittelpunkt des Geschehens steht auch hier das Kind, das Maria dem alten Manneim reichen BrokatgewandentSegenhält. Dieser ist der greise Simeon, der ein Lebenlang auf,den Trost lsraels" gewartet haf. Sein abgeklärtes Anditz ist der Mutter Marianicht voll zugewandt, so, als horchte der Creis noch auf die Stimme des HeiliSenCeistes, der ihn mit prophetischen Worten besdrenken wird. Und so wird er auchvoller Ernst und Zartgefühl spredreni ,Es wird ein Sdrwert durch Deine Seele dringen,.."(Auch die ,,Darstellun8" hat ihr vorbild in einem Teilbilde des Liesborner Altars in derNational-Calerie zu London).Die Krcuzigung ChristiEhe wir zu dem gekreuzigten christus aufsdrauen, wird unser Blick von leidenschaftlidrerregten und hämisdr g.insenden Folterknechten angezogen, die den kreuztragendenHerrn begleiten und ihn zur Eile antreiben. Einer von ihnen versetzt sogar derMutter Maria einen Tritt mit dem redrten Fuß, worauf sie sich in stillem Schmerzeabwendet.Über dieser farbigen und feindlichen Cruppe zieht uns nun das Haupt iesu Christi an,ein Antlitz voller Trauer und Leid und dodr voller Hoheit und Erhabenheit. Der hilfloseKörper ist vom Blute des Erlösers überströmt, kein Atemzug hebt mehr dieBrust. "Esist vollbraöt.'Audr die beiden Söädrer sind still geworden. Aber - weldr ein Trost: über dem reumütigenSöächer sdrwebt ein Engel, der die Seele dieses Mannes ais kleines Kindim Arme hält und sie zum Himmel trägt. ,Heute nodr wirst Du mit mir jm Paradiesesein." Dem zweiten Sdrädrer aber sitzt de. Teufel im Nacken. um ihn zur Hölle zuführen.Die drei Kreuze ragen als Trost und Mahnung in den stillen Goldgrundes Himmelshinein.Die näöste Szene zeigt, wle Maria nadl der Kreuzigung, von rohannes gestützt, zusammenbricht.Zwei Frauenähern sidr ihr helfend und mitklagend.Unter dem rechten Kreuzesarm finden wir zwischen einigen Kriegsknechten den alten,blinden Longinus, der von einem anderen angeleitet wird, Christus mit der Lanze dieSeite zu öffnen. Unter dem linken Kreuzesarm steht eine Cruppe von spottenden priestern,die, wie fast alle Feinde Christi, besonders kostbar gekleidet sind, so auch ganzam Rande die beiden.jungen Stutzer.Canz allein kniet am Fuße des Kreuzes Maria MaSdalena, die voller Verzweiflung denKreuzesstamm umfaßt. Aller Trost und alle Hoffnung ist für sie in dem Cekreuzigtenbeschlossen.tine liebliche Hügellandsdraft bildet den Hintergrund zu dem großen Geschehen.N


Die KreuzabnahmeAlle die schmerzlidre Liebe des Liedes ,O Haupt voll Blut und Wunden" ist in deminnigen Blick des Joseph von Arimathia und in seiner türsorglidten Haltung bei derKreuzabnahme zu lesen. Auö die übrigen Helfer bei dieser liebevoll-schmerzlichenBetätiBung spredren uns ähnlidr an: der helfende Mann aul der zweiten Leiter und derieni8e,der die Nägel auszieht, ebenfalls die Frau, die weinend, dodr mit Fassung, dieNägel weitergibt an.lohannes, sdrließlidr Maria Magdalena und die übrigen Frauen.Alle diese Cestalten finden wir im Hintergrund wieder bei der Begräbnisszene, in Blickund Cebärden zartfühlend und sorglidr wie bei der Kreuzabnahme.In der letzten Szene betritt Christus mit der Kreuzesfahne als Sieger die Vorhölle, woAdam und Eva mit anderen Cestalten des alten Bundes auf den Erlöser warten (ZwischenAdam und Eva sehen wir wahrscheinlichSelbstbildnis des Malers), Zu Füßendes Erlösers liegt das zerbrochene Höllentor und danrnter der maötlos gewordeneTeufel. Auch die übriSen Teufelsgestalten oder Dämonen hinter der Cruppe der Erlöstensind entmächtiSt worden, sie fliehen eilend. Es wird dem Betrachter ö5terliö-frohzumute im Sinne des Osterliedes: ,,Er hat zerstön der Höllen Pfort', die Seinen all'herausgeführt und uns erlöst vom ew'gen Tod. Hallelujal',Die Aufe.stehung lesu ChristiDie Cestalt des Auferstehenden ragt aus dem 6rabe heraus und reidrt mit dem erhobenenHaupte bis in den Coldgrund der Ewigkeit. Aufrecht und mit neuem Lebenerfüllt, schatit Er uns mit wahrhaft herrscherlichem Blick an. Wohl sieht man an SeinemKörper noch die Zeichen des Leidens, die Nägelmale und die Speerwunde, doch fortist alle Kreuzespein. Ja, das Kreuz ist zum Siegeszeidlen in der Hand des Todesüberwindersgeworden. Die Recite zum Segnen erhoben, so wird Er vom rcten Manteldes Siegerkönigs umflammt.Drei Crabwädrter stellt der Mäler vor uns hin. Zu Häupten des Crabes ist der ammeisten mit Eisen Cepanzerte völlig kraftlos hingesunken, sich beugend vor der übermachtdes Stärkeren. Vorn liegt ein elegant Cekleideter in gestid


Personenkreis kehren wir in cedanken zurück zum ersten Teilbild unseres Altares,das auch Maria und Johannes den Täufer zeigt. Das Kind in Mariens Armen ist auf demSchlußbild der Herr der Herrlidrkeit, 5einem Geridrssprudr sind alle Mensdren untertan.DER TAUFSTEIN (spätgothdr, um 1500)Der kelcfiförmige Aufbau des spätgotischen, ehemals farbig bemalten Taufsteines mißtin der Höhe 1,16 m und im Durchmesser 1,0o m. Das mächtige achtseitige Becken wirdvon einer Art Pfeilerbündel getragen, das auf einem weitausladenden Sockel ruht.Zwischen den acht 5äulenbasen ist Platz gelassen für kleinere Skulpturen, die im Laufeder Jahrhunderte verloreneegan8en sein mö8en.Dieselbe Form des Taufsteines finden wir in der St. Johanniskirche zu Billerbeck imSandsteinSebiet der Eaumberge, nur mit anderen Relieffiguren.Das Becken trägt an jeder der acht seiten ein Doppelrelief: christus und Maria, diezwölf Apostel in Gruppen zu zweien; den Beschluß bilden St. Antonius und St. Ceorg.5ie umgeben als stumme, doch beredte Zeugen das sakramentale Ceschehen durch dieJahrhunderte hindurch, Der Taufstein stand zu Beginn des 20. Jahrhunderts unmittelbaran der ersten Stufe zum Chor. Seit 1908 hat er seinen heutigen Platz unter demCewölbe des dritten Joches, d. h. unter dem Schlußstein mit dem Relief des Ritters St.Ceorg. Bei der Renovierung von 1908 wurden mittelalterliche Farbrestentfernt undBeschädigungen an den Relief-Figuren ausgebessert. In den Redrnungen jener Zeitklingt es fast humoristisdr, wenn es z. B. heißt ,Maria zwei Finger neu; Petrus zwei Flickenam Bart, eine neue Locke, ein Flick am Schlüssel; Jakobus der Altere neueschwertj Philippusneue Buchecke; Matthias Bart bis zu den Augen, Spitze am Beil; Ceorg Flicken imHut und neue Lanzenspitze', u. a. m. Der Heiland und einige andere Cestalten warenunversehrt. Als Material für die Ausbesserungen wurde Baumberger Sandstein benutzt.Die Steinmetzarbeiten führte der Steinbildhauer A. Mormann in Wiedenbrüd< aus.lm Jahre 1959 erhielt das Taufbecken einen sdrmud


verläuft, Bei dieser Gelegenheit wurde der mittlere Teil der Westempore wegen desEinbaues der neuen Orgel höhergelegt. Inzwisöen waren audt die beiden TreDoenantelegt worden, die kleine Tür zum Treppentürmdten wurde vermauert.Schießlici wurden 1958 alle Teile der Empore auf gleiöe Ebene gebradlt und dieKemper-Orgel auf der Westseit eingeridttet.Die Empore wird von Holzsäulen getragen, von denen einige mit Kapitälen im ionisdrenStile aus der Renaissancezeit herrühren. Typisdte Renaissance-Ornamente sind dieHalbrosetten über dem Sprudrband der Querbalken. Zwisdren den Rosetten findensici Köpfe von versdriedenem Typus und Ausdruck,Die rechteckigen Tafeln an der Emporenbrüstung tragen farbige Ornamente und öristlidreSymbole, aljßerdem eigenartige. undeutbare Fabelgestalten. Einige dieserSdrmr-rcktafeln mußten dem Einbau des Rückpositivs der Orgel weidren, wurden aberunter dem Rückposjtiv eingefügt; sie zeigen dö Lamm Cottes, den pelikan und dielahreszahl'1661,Die sprüche an der Empore lauten (von süden nadt Norden gelesen):,,thr seid dasSalz der Erde",,,Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet".TUO FOVEASANCTO"CHRISTESPIRAMINE CUNCTOS HAEC QUI TECT ADEUNT,5ANCTE DEUS, FOVEAS, HIQZ (I) TUI PURE DOCEANTUR DOCMATA VERBI SAIVI-FICI CREX HIC SIT TUUS, ALME DEUS" 1607 (Christus, mögest Du alle, die diese Stätteaufsuchen, durch Deinen Heiligen 6eist erleudtten, Heiliger Cott, hege und pflege sie.Mögen die Claubenswahrheiten Deines heilbrin8enden Wortes hi;r fein verkündetwerden. Diese Herde sei Dein, gütjger Cott).,,Trachtet zuerst naö dem Reich Gottes und nadl seiner Geredttigkeit."seid das Licht"lhrder Welt."KUNSTGEWERBLICHE GERATEUnter den kleineren Kunstwerken der Kirdre befindet sich eine silberne Hostiendosemit silbernem Deckel, die der Cemeinde wahrsdreinlich zur Erinnerung an eine Verstorbenegeschenkt worden ist, Auf dem Ded

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