einkaufswelten - Altstoff Recycling Austria
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Foto: Westside.ch<br />
des „Westside“ zuständig war. Er hat als Entertainmentcenter-<br />
Berater erfolgreich eine lukrative Nische besetzt: „Spannend<br />
ist, dass sich heute weltberühmte Architekten dafür interessieren,<br />
Shoppingcenter – so genannte ,dritte Orte‘ – zu bauen“,<br />
sagte er in einem Interview mit dem Online-Portal persoenlich.com.<br />
Dritte Orte, das seien beispielsweise Museen, Restaurants<br />
oder Hotels, also jene Orte, die neben der Wohnung<br />
(erster Ort) und dem Arbeitsplatz (zweiter Ort) existierten.<br />
Modellhafte Innenansicht des Food-Court<br />
im Schweizer „Westside“<br />
BEGEHBARE WERBUNG. Relativ neu dabei ist, dass man im<br />
Rahmen eines „erlebnisorientierten Marketing“, das in den<br />
1980ern zunehmend auf den öffentlichen Raum überschwappte,<br />
diese dritten Orte inszeniert. Wichtig dabei sei die Atmosphäre,<br />
die durch die Geschichte, die erzählt wird, durch den Stil,<br />
den Sound, die Gerüche, entstünde. Auch setze man zunehmend<br />
auf Echtheit. Als Beispiel nennt Mikunda den Sony<br />
Flagship Store in New York: „Im Untergeschoss des Stores gibt<br />
es eine Lounge, in der das teure Spielzeug für Erwachsene wie<br />
zu Hause erlebt werden kann.“ Der ganze Raum habe Wohnzimmeratmosphäre.<br />
„Man kann verblüfft beobachten, dass sich<br />
Kunden wie zuhause verhalten.“ Ein Flagship Store sei schließ -<br />
lich nichts anderes als begehbare Werbung und die Visitenkarte<br />
eines Labels. Er verleihe nachhaltige Effekte in der Image bildung<br />
und bei Public Relations. All diese Maßnahmen geschähen<br />
aber nicht aus purer Menschenfreundlichkeit, hält Mikunda<br />
fest: „Man will damit die Aufenthaltsdauer verlängern, man will<br />
die Leute emotional involvieren, einen Zustand der Auf gekratzt -<br />
heit erzeugen, die Aufmerksamkeit geht hoch, die Sinne werden<br />
geschärft, man fühlt sich wohl, und – man kauft mehr ein.“<br />
SIZE DOES MATTER. Und dafür steht immer mehr Fläche zur<br />
Verfügung. So können die europäischen VerbraucherInnen<br />
nach Angaben des Immobilienberaters Cushmann & Wakefield<br />
bis Ende dieses Jahres bereits auf einer Fläche von mehr<br />
als hundert Millionen Quadratmeter in Shoppingcentern<br />
einkaufen. Die Kleinen bleiben dabei zwangsläufig auf der<br />
Strecke. Laut ACNielsen gewinnen Supermärkte mit einer<br />
Fläche über 400 Quadratmeter weiter an Boden und verdrängen<br />
kleine Handelsflächen – Stichwort Greißlersterben.<br />
Österreichweit sperren jede Woche fünfzehn Kaufleute ihr<br />
Geschäft zu. Sie werden von den Niederlassungen der Han-<br />
Topic<br />
delsketten verdrängt. Die Dichte an Lebensmittelgeschäften<br />
lasse für kleine, nicht hoch spezialisierte Geschäfte keinen<br />
Platz mehr. Diese Ansicht bestätigt auch Peter Wartusch,<br />
Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Tirol.<br />
Durch den Verdrängungswettbewerb der großen Lebensmittelketten<br />
seien Geschäfte unter 250 Quadratmeter nicht mehr<br />
wirtschaftlich zu führen. Gegen Shoppingcenter auf der grünen<br />
Wiese spricht sich auch die Präsidentin der Wiener Wirtschafts<br />
kammer, Brigitte Jank, aus: „weil diese nachweislich<br />
Kaufkraft aus den Einkaufsstraßen abziehen und die Nahversorgungsfunktion<br />
der Straßen und Grätzel schwächen“.<br />
SELBSTBEDIENUNG ALS PRINZIP. Rezepte gegen das Aussterben<br />
der Nahversorger sind aber nur schwer zu finden.<br />
Erfolge können nur durch ein verändertes Kaufverhalten der<br />
KonsumentInnen erzielt werden. Zwar sei laut Wartusch ein<br />
langsames Abgehen von der „Geiz ist geil“-Mentalität zu<br />
beobachten – der guten Konjunktur sei’s gedankt –, aber für<br />
viele GreißlerInnen käme dies wohl zu spät. Ausgelöst wurde<br />
diese Entwicklung unter anderem durch das Selbstbedienungsprinzip,<br />
das sich zuerst in den USA durchsetzte, wo in den<br />
1930ern die ersten Supermärkte mit einem Lebensmittel-<br />
Komplettangebot eröffneten. Man hatte damals herausgefunden,<br />
dass KundInnen, wenn sie die Ware angreifen konnten,<br />
mehr kauften. Österreichs Lebensmittelketten jedenfalls<br />
setzen ihren Aufschwung fort. Die Branche konnte ihren<br />
Umsatz in den ersten drei Quartalen 2007 um 3,3 % steigern.<br />
Wie in den Vorjahren holten sich die Diskontketten Hofer<br />
und Lidl den größten Teil des Kuchens: Beide bauten ihren<br />
Umsatz in den ersten neun Monaten um 7,4 % aus.<br />
Auf Seiten der KonsumentInnen stellte ACNielsen mittels<br />
Telefonbefragung fest, dass diese den deutlichen Preisanstieg<br />
bei Lebensmitteln sehr wohl registriert hätten: Obwohl 56 %<br />
der Befragten angaben, künftig stärker auf Sonderangebote<br />
zu achten und 40 % öfter bei Diskontern shoppen zu wollen,<br />
hätten die höheren Preise bei rund einem Viertel der Österreicher<br />
Innen keinerlei Auswirkungen auf deren Shoppingver<br />
halten. Marktforscher zählen jährlich im Mittel 250 Shoppingtrips.<br />
Die gestiegenen Kosten bei Wohnen, Energie und<br />
Freizeit seien weitaus schmerzhafter fürs Geldbörsel. Pro Jahr<br />
gibt eine durchschnittliche Familie 4600 Euro für Lebensmittel<br />
aus, Besserverdienende sogar bis zu 6000 Euro. Damit gibt<br />
eine Familie im Durchschnitt 13 % der Haushaltsausgaben<br />
für Lebensmittel aus. Zum Vergleich: Für Wohnen und Energie<br />
wenden die Österreicher laut Statistik <strong>Austria</strong> 22,3 %, für<br />
Verkehr 16,2 % ihres Haushaltsbudgets auf. Der Anteil der<br />
Ausgaben für die Ernährung ist in den vergangenen Jahrzehnten<br />
im Sinken. Seit 1980 haben sich die Ausgaben für<br />
Lebensmittel halbiert. Damals wurden 26 % für Lebensmittel<br />
ausgegeben.<br />
UMSATZBRINGER WEIHNACHTEN. Bleibt zu hoffen, dass das<br />
Weihnachtsgeschäft so gut wie letztes Jahr wird. „Die Erwartun<br />
gen der Unternehmen sind natürlich groß“, meint die<br />
Präsi dentin der Wiener Wirtschaftskammer Brigitte Jank.<br />
Schließlich bestimme das Weihnachtsgeschäft für manche<br />
Branchen den wirtschaftlichen Erfolg des ganzen Jahres. „Um<br />
aber nichts dem Zufall zu überlassen, wird es in den Wiener<br />
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