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Geologischer Wanderführer - AlpCity

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<strong>Geologischer</strong>Wanderführer


<strong>Geologischer</strong> WanderwegAusgangspunktDie Wanderung beginnt im Kurpark der Gemeinde.Unterhalb des großen Felsblockes vor dem Rathaussteht das erste Schild.GEO 1:Felsblock am RathausNN-Höhe 750 mAus dem Bayerischen Schneekar unter dem Zugspitzgipfelging vor rund 3700 Jahren ein riesigerBergsturz nieder. Die ausgebrochene Felsmasse stürztein das Eibsee-Becken und das Loisachtal brandeteam Gegenhang des Kramer-Gebirgsstockes bis etwa100 m hoch. Am Bergrücken Zirmerskopf—Höhenrainwurde ein großer Teil der Sturzmasse nachOsten bis zum Westrand des Talkessels von Garmisch-Partenkirchen abgelenkt; als gleitungsfördernder Horizontwirkte dabei eine späteiszeitliche Seeton-Decke.Die Bergsturzmasse nimmt eine Fläche von rund15 km 2 ein; ihre Mächtigkeit schwankt zwischen wenigenMetern und über 50 m. Die Reichweite der Sturzbahnbeträgt rund 10 km, das Volumen der Sturzmasserund 300–400 Mio. m 3 . Damit handelt es sich umden größten Bergsturz der Bayerischen Alpen. DieBergsturzmasse weist ein unruhiges Kleinrelief auf. Eshandelt sich um eine stark gegliederte, von einem teilweiseintensiven Wechsel von hügeligen Aufragungenund dazwischen liegenden Senken gebildete Felstrümmerlandschaft.Diese verleiht – im Zusammenwirkenmit zwischengestreuten Auen (See- und Bachablagerungen)– dem Ortsbereich von Grainau sein vielfältiges,typisches Gepräge. Auch der Hügel, auf dem dasRathaus steht, stellt ein Relikt des seinerzeit katastrophalenEreignisses dar. Die eindrucksvollen Blöckebestehen aus hellem Wettersteinkalk. Der große Block,vor dem der Wanderer steht, lässt auch erahnen, mitwelcher Wucht die Massen zu Tale donnerten.Gehen Sie nun auf die Waxensteinstraße und gehennach rechts rund 100 Meter in Richtung Untergrainau.Links neben der Hütte des Minigolfplatzes sehen Sieden Brücklesbach hervortreten.GEO 2:Brücklesbach-UrsprungNN-Höhe 744 mVor dem Rathaus liegt ein Felsblock, der vor rund 3700 Jahren vonder Zugspitze herabstürzte.Hier, am Ostfuß des bewaldeten Hinterbichel-Rückens,tritt ein Grundwasserstrom aus der Bergsturzmassezutage. Unter dem Pflaster der Waxensteinstraßeliegen fünf Quellen; ihre Schüttung ist sehrgleichmäßig und auf 50–100 l/s zu veranschlagen. DieWassertemperatur betägt 7-10° (im Winter niedrig, imSommer hoch). Mit hoher Wahrscheinlichkeit handeltes sich um den unterirdischen Abfluss des 22 m höhergelegenen Badersees (GEO 4), worauf nicht nur die Lagegegebenheiten,sondern auch der saisonale Temperaturgang(siehe Diagramm auf der folgenden Seite)hindeuten: Das den Badersee speisende, gleichmäßigtemperierte Grundwasser unterliegt beim Durchströmendes Sees im Sommer einer leichten Erwärmung,im Winter dagegen einer Abkühlung.


Der Austritt wird verursacht durch den Staueffekteiner Seeton-Decke, die bei der Anlage von Baugrubenim Ortsbereich von Grainau immer wiederaufgeschlossen wird. Der Brücklesbach nimmt denvom Plateau der Neuneralm kommenden Alplebach(Quellwasser) auf und mündet im Untergrainauer Feldin den Krepbach.Nun überqueren Sie die Waxensteinstraße und folgendem Wanderweg in Richtung Badersee. Der Wegführt anfangs steil bergauf.GEO 3:Rosensee und BaderseewaldNN-Höhe 745–790 mRechts unterhalb des Wanderweges ist das grünklareWasser des Rosensees zu erkennen. Der See liegt aufPrivatgrund und ist nicht öffentlich zugänglich. Seinemaximale Fläche beträgt rund 3.500 m 2 , die größteWassertiefe etwa 4 m (bei hohem Wasserstand). DasStillgewässer liegt vollständig in der Bergsturzmasse;die Ufer und Seegrund bildenden Sturzblöcke sindgut zu erkennen. Es herrscht Analogie zum Badersee(GEO 4): Die Speisung erfolgt allein durch Grundwasser,oberirdische Zu- und Abflüsse fehlen; aufgrundder Lage in einer oberflächenabflusslosen Mulde istvon einem Blindsee zu sprechen. Ungewöhnlich ist diehohe Schwankung des Wasserspiegels: Sie beträgt bisetwa 2 m. Offenbar ist der Ablauf durch die knapp östlichbeginnende Seetondecke gestaut (siehe GEO 2).Bei Niedrigwasserstand zerfällt der See in zwei Teilflächen.Bei mittlerem und hohem Wasserstand lässtsich beobachten, wie der Grundwasserstrom an derwestlichen (vom Betrachtungspunkt aus linken) Eckein den See eintritt.Die unruhige Geländeoberfläche des bewaldetenHinterbichel-Rückens, durch die der Weg führt, istcharakteristisch für grobblockige Bergsturz-Trümmermassen(zur Entstehung siehe GEO 1). Muldenund Aufragungen wechseln einander in rascher Folgeab. Wie an zahlreichen Öffnungen im Waldbodenzu erkennen, ist der Untergrund von Kleinhohlräumendurchzogen und hoch durchlässig; alles Niederschlagswasserversickert flächenhaft, ohne oberirdischeRinnsale zu bilden.Folgen Sie nun weiter dem Wanderweg, dann kommenSie an den Badersee. Gehen Sie auf der Nordseitedes Sees am Hotel vorbei und genießen Sie den einmaligenBlick auf die Kette der Waxensteine und Riffelwände.GEO 4: Badersee NN-Höhe 766 mDer See weist eine Fläche von 12.810 m 2 auf (Länge177 m, Breite 131 m, Umfang 580 m). Die grobenBergsturzblöcke prägen das morphologische Erscheinungsbilddes Sees und seines Umfeldes. Der größteBlock bildet im Ostteil des Sees eine kleine, bewachseneInsel. Zwischen den Blöcken des Seegrundes liegtheller Sand. Die mittlere Wassertiefe liegt im Westteildes Seebeckens bei 2–3 m, im Ostteil bei 5–6 m; diemaximale Tiefe beträgt 8 m (Senke zwischen Inselund Südufer). Die Sohle des Sees besteht im Westteilgroßteils aus Sand, im Ostteil vorwiegend aus Blöcken.Den Untergrund des Seebeckens bilden feinkörnigeSedimente, die abdichtend wirken.Ebenso wie der Rosensee (GEO 3) weist der Baderseeoberirdisch weder Zu- noch Abfluss auf. Er istTeil eines starken Grundwasserstrom-Systems, das dieBergsturz-Trümmermasse des Hinterbichels durchfließt.Man kann beobachten, wie das Grundwasser amWestufer an mindestens drei Stellen aus Blockwerk inden See eintritt. Dagegen sind die Ablaufstellen kaumauszumachen. Der Abfluss durchströmt teilweise denRosensee und tritt am Brücklesbach-Ursprung (GEO 2)wieder zutage. Im Gegensatz zum Rosensee schwanktder Wasserstand des Badersees nur um etwa 0,7 m.Mehrjährige Messungen an zwei Quellen am Westuferdes Sees ergaben eine mittlere Wassertemperaturvon 8,3 °C bzw. 8,7 °C (Minimum 7,9 °C, Maximum8,9 °C). Die ganzjährig niedrige Temperatur des Seeserklärt sich aus der ständigen, starken Durchströmungmit kühlem Grundwasser. Erwärmung des Seewassersim Sommer und Abkühlung im Winter findet nur inunbedeutendem Umfang statt. Deshalb friert der Seenie zu, ist aber auch als Badesee ungeeignet. Auch dieaußerordentliche Klarheit und hohe Sichttiefe desSees resultiert aus der ganzjährigen Durchspülung mitnährstoffarmem Grundwasser bei gleichzeitigem Fehlenvon Oberflächenzufluss, der Trübungspartikel undorganische Stoffe eintragen könnte.10 11


BreitlaVor allem im tiefen Ostteil finden sich am Seegrundausgedehnte Rasen von Wasserpflanzen, bestehendaus Armleuchteralgen (Characeen), Moos und Laichkraut.Die zu den Grünalgen rechnenden Characeenbilden Indikatoren für saubere, nährstoffarme Gewässer.Ihr massenhaftes Vorkommen wird als Mitursachefür die reizvolle Smaragdtönung des Sees erachtet.Einige Meter westlich der Insel liegt auf einem Felsblockin einer Wassertiefe von rund 5 m die lebensgroßeBronzeguss-Skulptur einer Nixe. Sie lässt sich vomBoot aus gut betrachten. Die Gattin des damalien See-Eigentümers Staatsrat Rudhart von Schwaigwangließ dieses Kunstobjekt Mitte des 19. Jahrhunderts anbringen.Es war nicht zuletzt diese Skulptur, die demSee zu seiner Bekanntheit verhalf. Der Name des Seesrührt von den ursprünglichen Besitzern her, der FamilieBader aus Grainau.Gehen Sie nun vom Norwesteck des Sees in RichtungEibsee weiter. Sie wandern hier durch den vongroßen Felsblöcken gestalteten Wald des Hintern Bichelszum Vorderbrand. So nennt sich die Weide, dieSie beim Hochbehälter der Grainauer Wasserversorgungerreichen.GEO 5:Vorderbrand / BreitlaNN-Höhe 820 mHier hat der Rohrbach (GEO 6) im Laufe von Jahrtausendenaus dem mitgeführten Schotter einenSchwemmkegel aufgeschüttet; seine Spitze liegt ander Christlhütte. Die leicht gewölbte, durch trockengefalleneAbflussrinnen nur unwesentlich gegliederteOberfläche des Schwemmkegels zeigt einen im Großenruhigen Verlauf, der sich deutlich unterscheidetvom unruhigen Relief der umgebenden Bergsturz-Ablagerungen.Die glatte Oberflächengestalt und der relativtiefgründige Boden ermöglichten eine landwirtschaftlicheKultivierung (Nutzung als Grünland). DieSchwemmkegel-Spitze liegt im Bereich einer oberirdischenWasserscheide.Es existierte eine Phase, in welcher der Bach nichtüber die Breitla und zum Krepbach, sondern nachObergrainau, also südlich des Hinterbichel-Rückensfloss. Davon zeugt der ruhige Sohlverlauf der flachprofilierten Talrinne. Im heutigen Trockental zwischenChristlhütte und Obergrainau verlaufen die Trasse derZahnradbahn und ein Fahrweg. Der Talboden trägtdie Flurbezeichnung Obergrainauer Feld, welche aufdie einstige Nutzung als Ackerland hinweist (heuteWeidefläche der Obergrainauer Landwirte). – Bei demumzäunten Gebäude am Waldrand handelt es sich umden Hochbehälter der Grainauer Wasserversorgung.7865Wegeplan vom Badersee bis zum FrenzelFolgen Sie nun dem Wanderweg durch die Allee, hinaufbis zur Christlhütte (links am Bahngleis). ÜberquerenSie hier die Eibseestraße und halten Sie sich aufdem Parkplatz rechts. Sie finden die nächste Stationdirekt auf der Brücke.GEO 6:Rohrbach und ChristlhüttenquelleNN-Höhe 840 mDer Rohrbach kommt aus der Zuggasse (Grabenan der NW-Flanke der Waxensteinkette) herab. Seineobersten Äste werden gespeist aus einem lang gestrecktenQuellhorizont im Muschelkalk-Sockel derWand (GEO 12). Bei starkem Gewitterregen bildensich in den nackten Felsflanken Sturzbäche, die großeMengen an Gesteinsschutt mitreißen und am Wandflußablagern. So finden sich im oberen Abschnitt der12 13


Zuggasse mächtige steinige Wülste niedergegangenerMuren. Mit Austritt aus der Zuggasse versickert beiNiedrig- und Mittelwasserabfluss der Bach vollständigim kiesigen Untergrund. Dauerhafte Wasserführungbesteht zunächst wieder ab der Christlhüttenquelle(siehe unten). Aber auch dieses Wasser versickert diemeiste Zeit vollständig auf dem kiesigen Schwemmkegelder Breitla (GEO 5). Zum Schutz der GrünlandflächeBreitla vor Vermurung hat man ein Schotter-Auffangbeckenangelegt. Unterhalb der Breitla setzt sichder Rohrbach als Krepbach fort, nachdem er starkenZulauf aus den Krepbach-Quellen erhalten hat. Diesenahe der Eibseestraße in der Bergsturzmasse gelegeneQuellgruppe schüttet bis einige hundert Liter pro Sekunde;mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sichhierbei in der Hauptsache um den unterirdischen Abflussdes Eibsees (GEO 10).Die am linken Ufer des Rohrbaches austretendeChristlhüttenquelle diente in früherer Zeit zur Trinkwasserversorgungvon Grainau. Wegen häufiger bakteriellerBelastung ist diese Fassung seit dem Jahre 1977aufgelassen. Ihre Schüttung schwankt zwischen 3 und82 l/s (Durchschnitt 37 l/s). Die mittlere Wassertemperaturbeträgt 7,2 °C. Vermutlich gelangt hier das imoberstromigen Abschnitt des Rohrbaches versickerteWasser zum Wiederaustritt. Die Trinkwasserversorgungvon Grainau erfolgt heute aus zwei Bohrbrunnen,welche den Grundwasserstrom erschließen, derdie Krepbach-Quellen speist.Eine Besonderheit ist, dass es sich hier um eine sehrrobuste Lärchenart handelt, die an anderer Stelle nichtmehr vorkommt (autochthone Art). Die oft von Heidelbeer-Gestrüpp(Vacci-nium myrtillus) überwuchertenBergsturz-Blöcke bilden eine reizvolle Szenerie.Im Verbreitungsgebiet der Bergsturz-Trümmermasseverhinderten das unruhige Kleinrelief und derflachgründige Boden eine landwirtschaftliche Nutzung.Deshalb blieben diese Flächen waldbestanden;sie werden forstwirtschaftlich genutzt (Staatswald).Der Bodentyp im Bereich der Bergsturzmasse ist imAllgemeinen als Moder-Rendzina, stellenweise gar nurals Rohhumus-Auflage anzusprechen. Es herrscht einniedriger Entwicklungsgrad, der dem geologisch sehrjungen Alter des Bergsturzes entspricht.Biegen Sie nun nach links ein. Nach kurzer Streckeerreichen Sie den Eibsee-Fußweg. Dort biegen Sienach rechts ab und folgen dem Fußweg bergauf. Linksliegt der Frenzel. Sie können auch zum Bienenhaus amWiesenrand gehen. Bitte denken Sie daran, dass Bienenkeinen Lärm vertragen.Wenn Sie nun von der Brücke bachabwärts sehen,entdecken Sie einen Trog. Das ist die Tränke für dasJungvieh, das im Sommer hier auf die Weide getriebenwird. Das Wasser kommt aus der Christlhütten-Quelle.Gehen Sie nun den Weg hinauf bis zur nächstenKreuzung, wo Sie links zum Eibsee abbiegen können.Dort finden Sie die Tafel des Lärchwaldes.GEO 7: Lärchwald NN-Höhe 855 mDer Name dieses Waldes rührt von den hier häufigerauftretenden Lärchen her. Durch Bewirtschaftung desWaldes ging der Lärchenbestand zurück; heute überwiegtdie Fichte. Die Lärche (Larix decidua) liefert einbegehrtes, da haltbares und witterungsbeständiges(harzreiches) Bauholz.Im Lärchwald stehen imposante Lärchen mit ihrer unverwechselbarenRinde.14 15


GEO 8:FrenzelNN-Höhe 860–885 m10Längliche Wiese inmitten der bewaldeten Bergsturz-Trümmermassen;im unteren Teil sehr flach,nach oben zunehmend steiler. Es besteht Analogiezum Talboden Obergrainauer Feld (GEO 5): Einstfloss hier der Rohrbach durch eine Depression derBergsturzmasse, lagerte Schotter ab und glättete damitdas unruhige Kleinrelief. Infolge einer Laufänderungdes Baches wurde die Mulde zum Trockental.An der Wegkehre über dem oberen Ende der Frenzel-Wieselässt sich ein steiler Graben mit Bergsturz-Blöcken als Relikt des einstigen Bachbettes erkennen.Die ruhige Oberfläche der Aufschüttung im Frenzelund der (im Vergleich zur Trümmermasse) tiefgründigeBoden ermöglichten eine landwirtschaftlicheNutzung. Gleiches gilt für die oberhalb (entlang derEibseestraße) gelegene Wiese Auf dem Rohr, welcheebenfalls eine Aufschüttung des Rohrbaches darstellt.Es bestehen nun zwei Möglichkeiten, zum nächstenWanderziel zu kommen. Entweder folgen Sie dem Wegam Waldrand weiter bis zum Sattel, wo es dann wiederbergab zum Eibsee geht, oder Sie gehen wenige Meterzurück und folgen dem steilen, schattingen Weg bergan.Dies ist der alte Weg zum Eibsee, der durch eineromantische Felsblock-Landschaft führt. Die Blöckesind reizvoll von Moosen und Heidelbeer-Sträuchernüberwuchert.9Wegeplan vom Frenzel bis zum Untersee8Zwei Orchideen am WegesrandGEO 9:RadschuhNN-Höhe 1000 mDie Passhöhe der Eibseestraße wird auch als Radschuhbezeichnet. Der Name dieses Ortes kommtdaher, dass hier früher die Fuhrleute die Hinterräderihrer Wagen vor der Talfahrt mit einem Bremsschuhversehen haben. Die Steilheit der Straße machte dieserforderlich.Der Wanderweg zum Eibsee führt hier durch eineAnsammlung von Riesenblöcken. Diese bestehen ausWettersteinkalk, und zwar aus Partien mit massigerGesteinsausbildung. Solche kompakten Groß-Kluftkörper,die mechanisch widerstandsfähig waren,blieben beim Absturz relativ unbeschädigt, währendgeschichtete Partien – entsprechend ihrer jeweiligenBankdicke – in kleinere bis kleinste Trümmer zerbrachen.Die Bergsturzmasse ist generell durch ein extrembreites Korngrößenspektrum charakterisiert: vonRiesenblöcken bis zum Gesteinsmehl. Das Trümmer-Haufwerk ist i. allgem. ungeschichtet; die Komponentensind schlecht sortiert und eckig bis kantengerundet.Wie in Aufschlüssen zu beobachten, „schwimmen“ diegroßen Blöcke vielfach auf stärker zerkleinerten Blockmassen.Blöcke bis zur Größe eines kleinen Hausesfinden sich im und neben dem Flussbett der Loisach,an der Bundesstraße 23 / Radweg Grainau—Griesen(Straßen-km 6–7).16 17


11121314Folgen Sie nicht der Straße, sondern weiter dem Fußwegim Wald, der oberhalb des Eibsee-Hotels bis zumSteg führt, der die Grenze zwischen Weit- und Unterseebildet.1015181716Wegeplan rund um den EibseeDer EibseeDas Eibsee-Becken wird aufgefasst als eine voneiszeitlichen Gletschern ausgeschürfte Mulde, derenÜberlaufschwelle durch Bergsturz überhöht wurde.Die Sturzmasse hat das ursprünglich größere Beckenvor allem auf seiner Nord- und Ostseite teilweise verfüllt.Die Grunddaten des Sees, bezogen auf Mittelwasserstand,lauten: Wasserspiegelhöhe 973,3 m überNN, Oberfläche 1,774 km 2 , Volumen 26,61 Mio. m 3 ,maximale Tiefe 36 m. Die Längserstreckung beträgt2,45 km, die größte Breite 0,85 km. Das Nordufer istdurch Buchten reich gegliedert. Im Nordteil des Seesliegen acht Inseln, die aus Bergsturzblöcken aufgebautsind. Es werden folgende Teilbecken unterschieden:Weitsee (Hauptbecken), Untersee, Braxensee, Steingringprielund Frillensee (die drei Letzteren durchSchwellen abgetrennt, doch spiegelgleich).Aufgrund seiner Lage in einem oberflächen-abflusslosenBecken (siehe unten) ist der Eibsee als Blindseezu typisieren und weist hohe Wasserstandsschwankungenauf. Die Größt-Amplitude beträgt über 4 m. Diemittlere Schwankung im Jahresgang liegt bei 1,8 m,wobei das Minimum im März und der Hochpunkt imAugust erreicht wird. Das überaus niederschlagsreicheJahr 1999 brachte einen Extremhochstand: Er lag etwa2,2–2,5 m über dem Mittelwasserstand. Ein ungefährgleich hoher Wert war bereits in den Jahren 1910 und1965 erreicht worden. Der See weist an durchschnittlich100–110 Tagen im Jahr Eisbedeckung auf: Die vonden überragenden Höhen zugeströmte Kaltluft kannaus dem geschlossenen Becken nicht abfließen; eshandelt sich um eine Kaltluftsenke.Es sind keinerlei oberirdische Abflussmöglichkeitengegeben; die niedrigste „Überlaufschwelle“(nordöstlich des Untersees) liegt etwa 25–30 m überdem mittleren Seespiegel. Das Seebecken ist nach Ostendurch einen Süd–Nord verlaufenden Rücken ausBerg-sturzmasse gegen den Talraum von Grainau hinabgedämmt.18 19


GEO 10: Untersee NN-Höhe 975 mDer schmale Untersee ist vom Hauptbecken durcheine Schwelle getrennt, deren Scheitel bei Mittelwasserstandnur 0,6 m unter dem Seespiegel liegt unddie bei Niedrigwasser-stand trockenfällt. Über dieseSchwelle aus Bergsturztrümmern führt der Steg desSeerundweges. Der unterirdische Abfluss des Eibseesfindet im Untersee statt. Bei Niedrigwasserstand (wieim Sommer/Herbst 2003) lässt sich unter dem Steg beobachten,wie das Wasser vom Weitsee zum Unterseeströmt bzw. die hoch durchlässige Schwelle auch unterirdischquert.Hydrologische Berechnungen des unterirdischenAbflusses aus dem Eibsee-Becken ergaben für niedrigeWasserstände etwa 300 l/s und für sehr hohe Wasserständerund 800 l/s; der mittlere Abfluss wird auf450 l/s geschätzt. Als Wiederaustritt des Seeabflusseskommen nur die rund 1,7 km nordöstlich des Unterseesgelegenen Krepbachquellen mit ihren mutmaßlichenFolgeaustritten im Bereich von Grainau-Dorf inBetracht (siehe GEO 2, 4, 6).Gehen Sie nun über den Steg und genießen Sie denwunderbaren Rundweg um den Eibsee. An den nachfolgendbeschriebenen Stellen werden Sie auch das jeweiligeHinweisschild vorfinden.GEO 11:Steingringpriel (Forstamtsseale)NN-Höhe 975 mDer Bergsturz hat den Nordteil des ursprünglichenEibsee-Beckens teilweise verfüllt. Aufgrund des unruhigenKleinreliefs der Trümmermasse ist das Norduferdurch Buchten reich gegliedert. Im Hinterland desUfers liegen vier Kleinseen, die mit dem Hauptbeckenin unterirdischer hydraulischer Verbindung stehenund deshalb stets dieselbe Wasserspiegelhöhe wie derWeitsee aufweisen; aus gleichem Grund schwankt ihrWasserstand ebenso stark wie der des Weitsees. Wirstehen hier am größten und tiefsten dieser Kleinseen.GEO 12: Wankle NN-Höhe 990 mWankle bedeutet kleine Lichtung, genützt als Weidefläche.Der Ort liegt etwas oberhalb des Weges, wirdheute nicht mehr beweidet und wächst deshalb mitFichten allmählich zu.Blick über den Eibsee auf die schroffen, massigenSteilwände des Zugspitz-Massives (rechts) und derdaran anschließenden Waxenstein-Kette (links); dieWandflucht erreicht eine relative Höhe bis 1260 m.In Falllinie des Zugspitz-Gipfels liegt die viereckigeNische des Bayerischen Schneekares. Dort brach dergewaltige Bergsturz aus, dessen Ablagerungen dieLandschaft des Raumes Eibsee—Grainau maßgeblichprägen (siehe GEO 1, 3, 4, 7–11).Im Fußbereich der Wandzone erscheint ein gebänderter,schrofiger, überwiegend von Latschen bewachsenerSockel, der an seiner Oberkante eine Verflachung(Bärenheimatkopf, links) aufweist, doch ebenfalls sehrsteil bis über 400 Höhenmeter abbricht. Dieser Sockelbesteht aus Alpinem Muschelkalk, der zweitältestenGesteinseinheit des Wettersteingebirges. Er reicht, vonlinks nach rechts flach ansteigend, im SW hinauf biszum Ehrwalder Kopf (auf dem von dort abfallendenGrat die Stütze der Tiroler Zugspitz-Seilbahn). Es handeltsich um eine Folge geschichteter, bis etwa 500 mmächtiger Kalksteine; als Besonderheiten sind eineknollig-wellige Ausbildung (Wurstelbänke) sowie Lagenvon grünem vulkanischem Tuff (Pietra verde) zunennen. Zwischen Bärenheimatkopf und dem GroßschuttkegelRiffelriss verläuft im Muschelkalk ein langgestreckter Quellhorizont (siehe auch GEO 6 und 8),dessen abstürzende Bäche man bis zum Eibsee herunterrauschen hört.Dominierender Wandbildner des betrachtetenRaumes ist der auf dem Muschelkalk-Sockel liegendeWettersteinkalk. Der sehr reine, nur im unteren Bereichpartienweise dolomitische Kalkstein tritt teils inmassiger (Schwammriffe), teils in bankiger Ausbildung(Algenrasen) auf. Seine Mächtigkeit erreicht imZugspitzmassiv bis über 1000 m. Der Wettersteinkalkneigt zu Verkarstung und unterirdischer Entwässerung.Beim Bau des Zahnradbahn-Tunnels der BayerischenZugspitzbahn wurden Höhlen angeschnitten.Die Bedeutung des Wettersteinkalkes als Kluft- undKarstwasserleiter ist besonders augenfällig in derHöllentalklamm, wo das im Gesteinskörper fließendeWasser über zahllose Spalten und Röhren zutage tritt.Das Paket aus Muschelkalk und Wettersteinkalk isttektonisch über eine Serie jüngerer Gesteine gescho-20 21


en (GEO 16). Dabei handelt es sich in der Hauptsacheum Kössener Schichten. Zufolge ihres hohen Tongehaltesverwittert diese Serie leicht und ist meist vonSchutt überdeckt. Sie bildet den Untergrund im weitenZugwald zwischen dem Eibsee und der Wandflucht.Rechts, über dem SW-Ufer des Sees, erhebt sich dersteile, schrofige NW-Abbruch der bewaldeten Törlen-Ebene (Blaue und Schwarze Wand). Er besteht aus brüchigemHauptdolomit (GEO 15), während die Ebenedarüber in verkarstetem Plattenkalk ausgebildet ist.GEO 13: Seeberg-Quellen NN-Höhe 990 mZwischen der letzten Station und hier zeigten sichbergseits des Weges einige schwache Austritte aus lehmigverwitterter Grundmoräne. Solche eiszeitlichenGletscher-Ablagerungen, die den Felsuntergrund vielerortsflächenhaft überdecken, sind durch ein extrembreites Korngrößenspektrum (von Blöcken bis zumTon) gekennzeichnet und wirken wegen ihres hohenFeinkorngehaltes (zerriebenes Gestein) oft wasserstauend.Als während der Würm-Eiszeit die Vergletscherungvor etwa 20.000 Jahren ihren Höchststanderreichte, betrug die Mächtigkeit des Eises an dieserStelle rund 600 m.Hier am bergseitigen Steilhang liegt ein kleinerQuellbezirk: Oben Hochwasser-, unten Niedrigwasser-Austritteaus Spaltenkarst. Als Wasserstauer indem zerrütteten Kalkstein wirkt eine von links obenBlick vom Wankle über den herbstlichen Eibsee zu den Riffelwändennach rechts unten abfallende, rund 0,2 m mächtigeZwischenlage von dunklem Mergel. Es handelt sichhier um einen kleinen Fleck von Kössener Schichten(GEO 16) auf verkarstetem Plattenkalk-Untergrund.GEO 14: Kotbach NN-Höhe 978 mHier, am NW-Ende des Sees, mündet einer der wenigenoberirdischen Zuläufe mit ganzjähriger Wasserführungein. Das Gestein, im Graben Kaskaden undeinen kleinen Wasserfall bildend, ist dünnbankigerPlattenkalk in steiler Lagerung. Der Bach nimmt seinenAnfang im Gern-Mösl, einer moorigen Ebene ineinem Sattel (1270 m über NN) zwischen Eibsee-Beckenund Loisachtal. Er bildet in der Uferbucht einenflachen, kiesigen Schwemmkegel, im See selbst einDelta mit flachem Böschungswinkel (dieser ist einErgebnis der hohen Wasserstandsschwankungen desSees) und schlammiger Oberfläche.GEO 15:Beim stinkenden WasserNN-Höhe 980 mDie Bezeichnung des Ortes bezieht sich auf einenkleinen Bach, der auch „schmeckendes“, wahrscheinlichschwefelwasserstoffhaltiges Wasser führt.Der Eibsee-Rundweg quert dort auf über 1 km Streckeeine steile Hangschutt-Halde. Die den Weg kreuzendenBäche weisen unter normalen Verhältnissengeringe Wasserführung auf oder liegen gar trocken;bei hohem Abfluss führen sie jedoch reichlich Schuttmit, so dass es nicht selten zur Vermurung des Wegeskommt. Der Schutt entstammt der unmittelbardarüber gelegenen schrofigen Wandflucht (GEO 12).Lieferant ist der Hauptdolomit, eine monotone Folgevon Dolomitsteinen; im oberen Abschnitt tretenKalksteinbänke auf, die den Faziesübergang zum Plattenkalkanzeigen. Der Hauptdolomit stellt das nebendem Wettersteinkalk bedeutendste Gestein des betrachtetenRaumes dar. Er bildet den Sockel des Eibsee-Plateausund baut (zum wesentlichen Teil) die Höhenrückenim Westen und Norden des Sees auf. SeineMächtigkeit beträgt im hiesigen Gebiet 800–1000 m.Charakteristisch ist die intensive Zerklüftung des Gesteins,die die typische Brüchigkeit verursacht und zukantig-kleinstückigem Zerfall führt. Deshalb domi-22 23


niert im Hauptdolomit Schrofengelände und es fallenbeträchtliche Schuttmassen an.GEO 16: Weiherkopf NN-Höhe 1020 mHier, fast 50 Höhenmeter über dem felsigen Süd-Ufer des Sees, besteht ein auffallender Unterschied zurvorherigen steilen, meist trockenen Schutthalde: flacheresGelände, dichter Bewuchs, feuchte Lehmböden,zahlreiche Quellen und Wasserläufe. Ursache hierfürist das Auftreten tonreicher, leicht verwitternder, wasserstauenderGesteine: am Weg Kössener Schichten,zwischen Weg und Seeufer Malm- und Neokom-Aptychenschichten(siehe auch GEO 12). Der Untergrundist sehr labil (siehe unten), so dass an einer Stelle schonder gesamte Weg abrutschte.Bei den Kössener Schichten handelt es sich um eineWechselfolge von Kalken und Mergeln. Kennzeichnendist der hohe Reichtum an Fossilien, vor allem anMuscheln und Brachiopoden. Das stets vorkommendeMineral Pyrit (FeS 2) verursacht nach Oxidation zu Eisen-III-Verbindungendie für die Kössener Schichtenebenfalls typische gelbliche bis rostbraune Anwitterungsfarbe.Aus der Verwitterung der Mergel gehenmächtige Lehmdecken hervor. Ihr hoher Tongehaltbedingt die charakteristischen hydrologischen undgeomorphologischen Merkmale der Kössener Schichten:Sie fungieren als Wasserstauer, was zum Auftretenvieler kleinerer Quellen und (in flacheren Lagen) zuVersumpfung führt. In Hanglage besitzen sie starkeNeigung zu Blaikenbildung und zu Rutschungen. DasGestein ist meist von Schutt überdeckt und nur fleckenhaftaufgeschlossen. Seine Mächtigkeit beträgt imbetrachteten Gebiet 180–200 m.Die Aptychenschichten des Malms bestehen ausdünnbankigen bunten Kalken, die des Neokoms ausgrüngrauen Mergelkalken und Mergeln. Erstere bildenSchrofengelände und in Gräben Wasserfallstufen,Letztere Ausraumzonen mit sumpfigen Lehmböden(Wasserstauer). Die Mächtigkeit dieser Gesteinsserienbeträgt am Eibsee-Südufer jeweils 15 m. Bildungsraumwar in beiden Fällen die küstenferne Tiefsee.GEO 17: Schöngänge NN-Höhe 977 mHier liegt ein ausgedehnter Schwemmkegel, der sichals Delta in den See vorgebaut hat. Über eine Längevon rund 400 m findet sich breiter, glatter Kies-Strandmit konvexer Uferlinie. Die Komponenten des Kiesesbestehen aus hellem Wettersteinkalk und sind kantenrundbis leicht gerundet. Der Bachlauf, der dieseSchotter-Ablagerung aufgeschüttet hat, fehlt heute.Von der Spitze des Schwemmkegels führt ein Trockentalüber die ehemalige Seealm hinauf bis zum Fuß derhohen Wandflucht unter dem Bayerischen Schneekar(darin verläuft die Skipiste Riffelriss–Eibsee). Vermutlichwaren es Starkregen-Ereignisse katastrophalenAusmaßes, die den Abgang riesiger Muren aus denWänden herunter bis zum See ausgelöst haben. DieBergsturz-Trümmermassen wurden dabei überschüttet.Die Existenz von schottergefülltem Trockental undSchwemmkegel weist auf Klimabedingungen (nachdem Bergsturz-Ereignis, also in den letzten 4000 Jahren)hin, die sich von den heutigen deutlich unterscheiden.GEO 18: Frillensee NN-Höhe 975 mDer Name des Sees rührt von Frille oder Elritze(Phoxinus phoxinus) her, einem kleinen Süßwasser-Fisch. Das Ufer des bei mittlerem Wasserstand maximalrund 5 m tiefen Sees wird weitestgehend ausBergsturz-Blöcken gebildet; nur im jenseitigen Südost-Zipfel des Sees erscheint eine helle Kiesbank, wobei essich um Schotter handelt, der von einem kleinen Bachaufgeschüttet wurde (vergleiche Station GEO 17). ZurEntstehung und Hydrologie des Sees gilt analog dasbei Station GEO 11 Mitgeteilte: Der Bergsturz hat denSee vom ursprünglichen Eibsee-Becken abgetrennt.Wie bei den Kleinseen am Nordufer des Eibsees stehtder Frillensee mit dem Hauptbecken in unterirdischerhydraulischer Verbindung und weist deshalb stets dieselbeWasserspiegelhöhe wie der Eibsee auf; aus gleichemGrund variiert sein Wasserstand ebenso starkwie der des Eibsees.Hier endet der geologische Wanderweg. Folgen Sienun weiter dem Eibseerundweg bis zum öffentlichenParkplatz (dort Bushaltestelle) oder bis zum Bahnhofder Bayerischen Zugspitzbahn (oberhalb des Parkplatzes).24 25


Glossar (Erläuterung von Fachbegriffen)Aptychus (Mehrzahl: Aptychen) Deckel der Ammonitenschale,Substanz hornig-kalkig oder kalkig, auszwei symmetrischen, außen schwach gewölbten, innenkonkaven, muschelähnlichen Klappen bestehendBergsturz Absturz von Gesteinsmassen mit einemVolumen über 1 Mio. m 3 (darunter: Felssturz, Steinschlag)an Wänden und übersteilen Hängen. Ursachensind die Schwerkraft sowie die Gesteinsauflockerunginfolge Abtragung und Verwitterung; auslösendesMoment können Erdbeben oder extreme Witterungs-Ereignisse (Frostwechsel, Niederschläge) sein. Teilelemente:Abrissgebiet – Sturz- oder Transportbahn– Ablagerungsgebietbituminöse Lagen Von Bitumen durchsetzte Gesteinspartien.Bitumen: Kohlenwasserstoffe von dunklerFarbe und teerigem Geruch, entstanden aus fossilenorganischen Ablagerungen (Faulschlamm des Meeresbodens)Blaike, Blöße Fläche, an der der Untergrund durchnatürliche Vorgänge freigelegt wurde. Begriff meistverwendet für seichte Anrissnische einer Translations-Rutschung, an der die Vegetationsdecke zusammenmit der oberen Bodenschicht abgeglitten ist (Schreibweiseauch: Blaicke, Plaicke)Blindsee In einer allseits geschlossenen Hohlform gelegenerSee ohne oberirdischen AbflussBrachiopoden Muschelartige, weichtierähnliche, festsitzendeMeerestiere mit zweiklappiger Schale (Armfüßer).Hauptentwicklung in früheren Erdzeitaltern;die Schalen sind wichtige LeitfossilienBrekzie, Breccie Verfestigtes Trümmergestein, dessenKomponenten eckig-kantig ausgebildet sind (in derRegel zemtierter ehemaliger Hangschutt)Delta Mündung eines fließenden in ein stehendes Gewässer(See, Meer), die sich mit verzweigtem Netz vonFließrinnen durch Ablagerung mitgeführter Feststoffeimmer weiter (oft in Form eines griechischen D) seewärtsvorschiebtDoline Mulden-, schüssel-, wannen-, trichter oderschachtartige Hohlform der Erdoberfläche in Karstgebieten(® Karst). Entstehung durch chemische Lösungdes Untergrundes (entlang von Gesteinsfugen) undNachsacken der lockeren Deckschichten oder durch-Einsturz eines Hohlraumes (Erdfall)Dolomit Bezeichnung für das Mineral Calcium-Magnesium-CarbonatCaMg(CO 3) 2wie auch für das darausaufgebaute Sedimentgestein (benannt nach demfranz. Mineralogen J. D. Dolomieu 1750–1801). – Adjektiv:dolomitisch.Fazies Ausbildung eines Sedimentgesteins, die diezum Zeitpunkt seiner Ablagerung herrschenden Milieubedingungenwiderspiegelt (wie marine, limnische,glaziale F.)Grundmoräne Eiszeitliche Ablagerungen an der Sohledes (in den Alpen meist viele hundert Meter mächtigen)Gletschers, gekennzeichnet durch ein extrembreites Korngrößenspektrum (von Blöcken bis zumTon) und hohen Feinkorngehalt (zerriebenes Gestein)Hangschutt Ansammlung von Gesteinstrümmern verschiedensterKorngrößen, die durch mechanischeVerwitterungsprozesse aus dem Untergrund gelöst(und in den meisten Fällen auch talwärts umgelagert)wurden, auf einem HangKarren Durch Korrosion (auf nackten Felsflächenoder unter Bodenbedeckung) entstandene, rinnen-,spalten- oder napfartige Eintiefungen in der Oberflächelöslicher Gesteine. Synonym im alemannischenSprachraum: SchrattenKarst Ursprünglich Eigenname der Gebirgslandschaftim Umkreis von Triest (Italien/ Slowenien). HeuteFachbegriff für einen Landschaftsraum, der infolgeder Löslichkeit des Gesteins eine unterirdische Entwässerungund einen spezifischen oberirdischen Formenschatz(wie z. B. Karren, Dolinen) aufweist. DerEntstehungsprozess wird als Verkarstung bezeichnet.Kluftkörper Durch Kluftflächen (bei geschichtetenSedimentgesteinen zusätzlich durch Schichtflächen)begrenztes Fels-Element, „Kuchenstück“ des FestgesteinsMalm Oberste Abteilung der Formation Jura, rund155–135 Mio. Jahre vor heutemassig Ungeschichtet (betreffend die Gesteinsausbildung)Mergel Sedimentgestein: Gemenge aus Kalk- undTonschlamm, meist in marinem Milieu abgelagert;Mischungsverhältnis schwankend; Mergelkalke enthaltenbis zu 75 % Kalk (Calciumcarbonat)26 27


Moder Erscheinungsform des Humus (abgestorbenesorganisches Boden-Material)Mösl Verkleinerungsform von Moos (bayerisches Synonymfür Moor, Sumpf)Mure Wasserreicher Schlamm- und Schuttstrom, derinfolge starker Durchnässung von Boden- und Verwitterungsdecke(als Folge ergiebiger Regenfälle) insteilen Wildbachrinnen mit hoher Geschwindigkeitabgeht. – Als Vermurung wird (fachsprachlich nichtkorrekt) oft die Verschüttung von Straßen, Wegen,Nutzflächen etc. durch Ablagerungen ausufernderWildbäche bezeichnetNeokom Stufe der Unteren Kreide, Zeitabschnitt rund130–115 Mio. Jahre vor heuteRendzina Typischer, flachgründiger Boden auf Carbonatgestein(Kalk, Dolomit): dünne humose Auflageüber verwittertem Fels-UntergrundSchluff Mineralkörner im Korngrößen-Bereich 0,002–0,063 mm (Lockergestein)Schrofen Mäßig steiler, teilweise bewachsener, meistbrüchiger Fels; charakteristisch für spröde, intensivezerklüftete Dolomit-Gesteine. – Adjektiv: schrofigSchwemmkegel Ablagerungen eines Nebenflusses anseiner Mündung in das Haupttal; fächerartiger Grundrissbedingt durch häufige Laufverlegung infolge Aufschotterung.Hier: Ablagerungen eines Gebirgsbachesan seiner Mündung in den Talraum (Loisachtal) bzw.in einen See (Eibsee)Sedimentgestein Im Zuge von Ablagerung oder/undbiologischem Aufwuchs gebildetes Gestein. Bei allender hier angetroffenen bzw. besprochenen Festgesteins-Seriender Nördlichen Kalkalpen handelt essich um fossile Meeres-AblagerungenSeeton Feinkörnige, feingeschichtete, späteiszeitlicheAblagerungen in von Gletschern geschaffenen Seebecken(abgesetzte Gletschertrübe). Besser: BeckenschluffSpaltenkarst Schwach ausgeprägte Verkarstung, ohneHöhlenbildung (> Karst)tektonisch Durch mechanische Kräfte innerhalb desGesteinskörpers bedingtTon Mineralkörner im Korngrößen-Bereich unter0,002 mm (Lockergestein). Tone überwiegend bestehendaus Tonmineralen (Schicht-Silikate)Trockental Tal ohne gegenwärtige oberirdische Entwässerung.Ursachen der Entstehung: > Verkarstung,Laufänderung des einst darin fließenden Gewässers,Inaktivierung eiszeitlicher Schmelzwasserrinnen (beigleichzeitig hoher Durchlässigkeit des Untergrundes)Tuff (vulkanischer) Verfestigte vulkanische Auswurfsprodukteverschiedenster KorngrößenVerkarstung > KarstVermurung > Mure28 29


Kurz-Charakterisierung der angetroffenen bzw. besprochenen Festgesteins-SerienBezeichnung der SerieFormationbzw. StufeAlter 1(Mio. Jahre)BildungsmilieuLithologie (Material)Geomorphologische undMächtigkeit 2 hydrologische EigenschaftenNeokom-Aptychenschichten Unterkreide 130 Küstenferne TiefseeGrüngraue Mergelkalkeund Mergel (bis 150 m)Ausraumzonen mit sumpfigenLehmböden (Wasserstauer)Malm-Aptychenschichten Oberer Jura 140Küstenferne Tiefsee Dünnbankige bunte Kalke(bis etwa 120 m)Schrofengelände, WasserfallstufenKössener Schichten Rät195Relativ seichtes Meeres-Becken(Tiefe 20–80 m)Wechselfolge von Kalkenund Mergeln (bis etwa 200 mDepressionen,Lehmdecken, Rutschungen,WasserstauerPlattenkalkNorHauptdolomit 200Wettersteinkalk Ladin 205200 Seichtes Meeres-BeckenWattenmeer mit extremseichten LagunenSchwamm- und Algen-Riffein seichtem Meeres-BeckenGebankte Kalksteine mit Mergel- undDolomit-Lagen (200–300 m)Dolomite mit tektonischen Brekzien,kalkigen und bituminösen Lagen(800–1000 m)Meist dickbankiger bis massiger,partienweise dolomitisierter Kalkstein(bis über 1000 m)Verkarstung (Karren, Dolinen, unterirdischeEntwässerung)Schrofengelände, starker kleinstückigerZerfall, Anfall beträchtlicherSchuttmassenHaupt-Felsbildner des Wettersteingebirges;überwiegend unterirdischeEntwässerungAlpine TriasAlpiner Muschelkalk Anis 210Seichtes Meeres-Beckenmit zeitweiligem VulkanismusKalksteine, teilweise in knolligwelligerAusbildung; Lagen vonvulkanischem Tuff (300–500 m)1Angenäherte Werte 2 Werte im Wettersteingebirge und (teilweise auch) im südöstlichen AmmergebirgeSchrofengelände; vorwiegend unterirdischeEntwässerung30 31


Die Gemeinde Grainau ist einer von 12 Partnern,die am <strong>AlpCity</strong>-Projekt teilnehmen. <strong>AlpCity</strong>wird durch das Interreg III B Alpenraumprogrammdurch die EU finanziell gefördert. Das Projektwendet sich an Alpen-Gemeinden mit weniger als5 000 Einwohnern. Ziel dabei ist die Erstellung einesnachhaltigen endogenen Entwicklungskonzeptes,das beispielhaft auch für andere Gemeindensein kann.Unter Leitung der Region Piemont (Italien) suchendie Gemeinden Konzepte für ihre Weiterentwicklungim wirtschaftlichen Bereich, im Dienstleistungssektor,in der urbanen Gestaltung sowieim kulturellen Bereich. Durch gegenseitigen Austauschvon Informationen und Erfahrungen wollendie Partnergemeinden voneinander lernen undauch Nutzen ziehen.Dieser geologische Wanderführer ist ein erstesProdukt aus dieser Arbeit. Er soll dem Einheimischendie eigene Landschaft besser zugänglich machenund damit das Wissen um die eigene Heimaterweitern. Dies fördert die Identifikation und damitzugleich die Verbundenheit mit dem eigenen Lebensraum.Dem interessierten Gast wird dieser WanderführerEinblick geben in eine interessante geologischeSituation, die durch ihre Besonderheit die Entwicklungeines kleinen Raumes aufzeigt. Zugleich solldieser Wanderführer dem Gast die Landschaft erfahrbarmachen.32

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