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Hurrikane – stärker, häufiger, teurer: Assekuranz im ... - Planat

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Edition Wissen<strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong><strong>Assekuranz</strong> <strong>im</strong> Änderungsrisiko


Tropische Wirbelstürme <strong>im</strong> NordatlantikJährliche Häufigkeit benannter Stürmevon 1851 bis 2005.Datenquelle: NOAAHintergrund:Hurrikan Emily, Aufnahme von derRaumstation ISS.Bildquelle: NOAA


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>VorwortMit dieser Veröffentlichung zur Hurrikansaison 2005 stellen wir Ihnen ein gemeinsamesProjekt von Münchener Rück und American Re vor.2005 brachen die <strong>Hurrikane</strong> <strong>im</strong> Atlantik alle meteorologischen und monetären Rekorde <strong>–</strong>ein Grund mehr, das Risiko in Zukunft noch detaillierter zu untersuchen.Unser Schwerpunkt liegt auf dem Nordatlantik: Längst entspricht es nicht mehr einemprofessionellen Risikomanagement, einfach nur einen Blick auf die Schadenhistorie dertropischen Wirbelstürme zu werfen. Diese Lehren lassen sich auch aus den charakteristischenSchadenmustern der Jahre 2004 und 2005 ziehen.Die erhöhte Frequenz der starken Stürme und Hinweise auf eine systematische Veränderungder Gefährdung beunruhigen nicht nur die Menschen in den betroffenen Gebieten.Auch die Versicherungswirtschaft steht in der Pflicht: Die aktuelle Situation ist geprägt voneinem signifikant steigenden mittleren jährlichen Marktschaden und veränderten Wiederkehrperiodenvon Kumulschäden; außerdem erreichen die Schadenhöhen <strong>im</strong> Zusammenspielvon Wind und Wasser als Katastrophenelemente neue D<strong>im</strong>ensionen. In dieser Publikationsammeln und bewerten wir die relevanten Informationen aus Wissenschaft undVersicherungspraxis.Bisher berücksichtigt kaum ein Schadenmodell diese Veränderungen. Die Herausforderung,sich auf die veränderte Risikosituation einzustellen, muss die Versicherungswirtschaftjedoch annehmen. Münchener Rück und American Re greifen hierfür auf neuestewissenschaftliche Erkenntnisse zurück. Denn je profunder sich die Entwicklung desRisikos, die Veränderungen der Gefährdungssituation und die Schadenanfälligkeit prognostizierenlassen, desto spezifischer können wir Versicherungsbedingungen, Kapazitätenund Preisstrukturen anpassen.Seit Jahren analysiert und dokumentiert die Münchener Rück die Auswirkungen derKl<strong>im</strong>aänderung. Auch unsere jüngste Publikation „Topics Geo <strong>–</strong> Jahresrückblick Naturkatastrophen2005“ bestätigt: Die weltweite <strong>Assekuranz</strong> hat die Rekordschäden desvergangenen Jahres zwar bewältigt, entscheidend für die künftige Absicherung vonNaturgefahren wird jedoch sein, adäquate Versicherungslösungen für bisher undenkbareKatastrophenszenarien zu entwickeln <strong>–</strong> think the unthinkable.Dr. Torsten JeworrekMitglied des VorstandsCorporate Underwriting/Global ClientsJohn PhelanMitglied des VorstandsChairman der American Re1


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>InhaltDie Oberflächentemperatur tropischer Ozeanen<strong>im</strong>mt kontinuierlich zu. Vieles spricht dafür,dass der anthropogene Kl<strong>im</strong>awandel dieselangfristige Erwärmung verursacht. Die Folgeneiner wärmeren Welt? Eine zunehmendeGefährdung durch tropische Wirbelstürme.Seite 6Die Hurrikanserien der vergangenen beidenJahre brachen viele Rekorde <strong>–</strong> wie sehen dieAusnahmejahre der Zukunft aus? Außerdem:Die Katastrophe von New Orleans alarmierte.Die realistischere S<strong>im</strong>ulation bislang unterschätzterKatastrophenszenarien wird dasNaturkatastrophenmanagement stärken.Seite 16Bei Hurrikan Katrina wurde Wasser zu einemmaßgeblichen Schadenfaktor. Die Folgen fürdie <strong>Assekuranz</strong>: Rekordschäden und eineäußerst schwierige Regulierung. Und: Die Offshore-Industrieist in bisher nicht gekanntemAusmaß betroffen <strong>–</strong> Bedingungen müssen sichsignifikant verändern und Portefeuilles überdachtwerden.Seite 242


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Inhalt1 Vorwort4 Executive Summary6 Kl<strong>im</strong>awandel7 Kl<strong>im</strong>azyklen und globale Erwärmung <strong>–</strong>Auswirkungen auf die Risikobewertung16 Hurrikansaison 2004/200517 Meteorologische Spitzenwerte und Schadenrekorde ohne Ende20 Wasser als Katastrophenursache <strong>–</strong> Szenarien in den USA24 Schäden und Underwritingaspekte25 Schadenaspekte <strong>–</strong> Nach dem Sturm ist vor dem Sturm29 Offshore-Industrie <strong>–</strong> Bedingungen, Preise und Kapazitätenauf dem Prüfstand32 Konsequenzen für die <strong>Assekuranz</strong>: Neue Schadenverteilungen34 Chronik der Schäden 2004 und 200538 Autoren39 Literaturverzeichnis3


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Executive SummaryModellierung des Hurrikanrisikos <strong>im</strong> Nordatlantik: Anpassungsbedarf bestehtDie bis dato höchste Schadenbelastung der <strong>Assekuranz</strong> aus <strong>Hurrikane</strong>n <strong>im</strong> Nordatlantik,vor allem in den USA und der Karibik, belief sich 2004 auf 30 Milliarden US$. Im Jahr 2005summierten sich die versicherten Schäden aus tropischen Wirbelstürmen in dieser Regionmit über 83 Milliarden US$ auf weit mehr als das Doppelte. Allein Hurrikan Katrina wirddie private Versicherungswirtschaft voraussichtlich rund 45 Milliarden US$ kosten. Auchmeteorologisch folgte dem Ausnahmejahr 2004, das von vier großen Hurrikanschadenereignissenin Florida geprägt war, die aktivste Wirbelsturmsaison seit 1851, seit die Zugbahndatenaufgezeichnet werden: 27 benannte Tropenstürme wurden 2005 gezählt. Derbisherige Rekord waren 21 <strong>im</strong> Jahr 1933.Spitzenwerte wiesen in den vergangenen Jahren ebenfalls die Intensitäten auf, also dieWindgeschwindigkeiten: Drei der zehn stärksten jemals registrierten <strong>Hurrikane</strong> <strong>im</strong> Nordatlantikentwickelten sich 2005. Hurrikan Wilma erreichte mit 882 hPa den historisch tiefstenKerndruck <strong>–</strong> und damit wahrscheinlich die höchsten Windgeschwindigkeiten in derKaribik seit 1851.Hinzu kam: In jüngster Vergangenheit häuften sich außergewöhnliche Sturmereignisseauf der ganzen Welt. 2005 setzte sich dieser Trend fort. Mit Hurrikan Vince bildete sich derbisher östlichste und nördlichste tropische Wirbelsturm in der Nähe der Insel Madeira.Seine Zugbahn lief auf das europäische Festland zu <strong>–</strong> am 11. Oktober erreichte Vince diespanische Küste. Ende November überquerte Tropensturm Delta die Kanarischen Inseln;nie zuvor war ein tropischer Wirbelsturm in diesem Gebiet aufgetreten.Nicht umsonst spricht die Münchener Rück von „beunruhigenden Entwicklungen“:Die zahlreichen meteorologischen Ausnahmeereignisse und die Schadenbelastungen der<strong>Assekuranz</strong> sprechen für sich. Fest steht: Die Modelle, mit denen das Hurrikanrisiko <strong>im</strong>Nordatlantik s<strong>im</strong>uliert wird, müssen angepasst werden.4


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Executive SummaryZur Quantifizierung notwendiger Modellveränderungen kann die Wissenschaft wesentlichbeitragen. Aktuell analysiert man insbesondere die natürlichen Kl<strong>im</strong>aoszillationen underforscht, wie sich die Kl<strong>im</strong>aänderung auf die Hurrikangefährdung auswirkt. Die verantwortlichenRisikoträger können jedoch nicht warten, bis die Wissenschaft alle Fragen zumsich <strong>im</strong>mer deutlicher manifestierenden Änderungsrisiko beantwortet hat; zumal diesnicht kurzfristig geschehen wird. Vielmehr müssen sich Wissenschaft und <strong>Assekuranz</strong>längerfristig mit neuen Rahmenbedingungen auseinander setzen <strong>–</strong> nicht nur <strong>im</strong> Nordatlantik,sondern voraussichtlich auch in weiteren Regionen und bei anderen meteorologischenGefahren.Die Rekordschäden von Hurrikan Katrina <strong>im</strong> August 2005 haben eines verdeutlicht:Anpassungsbedarf besteht nicht nur, weil sich Häufigkeits- und Intensitätsverteilung von<strong>Hurrikane</strong>n ändern <strong>–</strong> tropische Wirbelstürme gehen ebenfalls mit Sekundärgefahren wieSturmflut und Inlandsüberschwemmungen einher. Die vorliegende Publikation greift auchdiese Sekundärgefahren auf, die in bisherigen Modellierungsansätzen nur unzureichendberücksichtigt wurden.Die Aufgabe der Versicherungswirtschaft ist es, alle Erkenntnisse zur Hurrikangefährdung,zu Schadenpotenzialen von Sturmfluten und Überschwemmungen sowie zur Schadenanfälligkeitin ihr Risikomanagement zu integrieren. Veränderte Schadenverteilungen werdenfolglich alle Prozesse betreffen <strong>–</strong> von der Risikopreisermittlung über die Berechnung deserforderlichen Risikokapitals bis hin zur ertragsorientierten Portefeuillesteuerung. Dabeifallen die Ergebnisse der Risikoneubewertung bei jedem Portefeuille unterschiedlich aus.Eines aber ist sicher: Der Anpassungsbedarf ist bei allen Risikoträgern erheblich.5


5432101925 1935 1945 1955 1965 1975 1985 1995 2005Landfalls von Wirbelstürmen in den USAJährliche Häufigkeit, gleitendes Zehn-Jahres-Mittel.Datenquelle: NOAA


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Kl<strong>im</strong>azyklen und globale Erwärmung <strong>–</strong>Auswirkungen auf die RisikobewertungBeunruhigende Entwicklung: In der derzeitigen Warmphase hat sichdie Gefährdungssituation <strong>im</strong> Nordatlantik verändert <strong>–</strong> höhere mittlereJahresschäden sind die Folge. Fest steht: Die <strong>Assekuranz</strong> muss voneiner anderen Schadenverteilung ausgehen und Konsequenzen für ihrRisikomanagement ziehen.Dr. Eberhard Faust, MünchenBereits nach der Hurrikansaison 2004 mit vier Landfalls inund um Florida und dem bis dahin höchsten Versicherungsschadenaus Wirbelstürmen stellte sich in allerSchärfe die Frage: Hat sich das Hurrikanrisiko <strong>im</strong> Nordatlantik<strong>im</strong> Vergleich zur Situation vor 10<strong>–</strong>15 Jahren systematischgeändert? Die Saison 2005, in der noch höhereversicherte und gesamtwirtschaftliche Schäden zu verzeichnenwaren, verleiht dieser Frage Nachdruck. NeueErgebnisse der Kl<strong>im</strong>aforschung belegen die veränderteGefährdungslage.Ozeanoberflächentemperaturen und WirbelsturmintensitätenweltweitWissenschaftliche ErkenntnisseEine Studie des Scripps-Instituts (Barnett et al. [2005],Science) verdeutlicht: Sehr wahrscheinlich ist die anthropogeneKl<strong>im</strong>aänderung bereits ein maßgeblicher Faktor,dass sich die Temperaturen der obersten Ozeanschichtenerhöhen (vgl. Tourre/White [2005], Geophys. Res. Lett.).Das zeigt der Vergleich von Messungen der Temperaturtrendsab 1960 mit Modells<strong>im</strong>ulationen.Seit 1970 beträgt der Erwärmungstrend aller tropischenOzeane in der Sommersaison <strong>im</strong> Mittel etwa 0,5 °C(vgl. Abb. 1).Die Windgeschwindigkeiten eines tropischen Wirbelsturmswerden angetrieben vom Temperatur- und Druckunterschiedzwischen der Umgebungsluft des Sturmsund seinem warmen Zentrum. Ausschlaggebend für dieWärme und den vergleichsweise niedrigen Druck <strong>im</strong>Zentrum ist die Verdunstung der Ozeanoberflächen <strong>–</strong> alsodie Temperatur der Meeresoberfläche. Kl<strong>im</strong>as<strong>im</strong>ulationenmit Wirbelsturmmodulen zeigen: Eine wärmere Erde mithöheren Temperaturen der tropischen Ozeane bewirktintensivere Wirbelstürme mit höheren Windgeschwindigkeitenund <strong>stärker</strong>en Niederschlägen (Knutsen/Tuleya[2004], Journal of Cl<strong>im</strong>ate). Die Temperatur der Meeresoberflächenist zwar nicht die einzige Einflussgröße <strong>–</strong>wichtig sind auch atmosphärische Schichtung, vertikaleWindscherung oder die Mächtigkeit des warmen Oberflächenwassers<strong>–</strong>, sie ist aber einer der wichtigstenEinflussfaktoren für die Intensität. Wie haben sich dieTemperaturen der Oberflächenschichten der Ozeanenun entwickelt?Abb. 1 Meeresoberflächentemperaturen:Gleitendes Fünf-Jahres-MittelMeeresoberflächentemperatur (°C)30,029,529,028,528,027,527,0NIOWPACSPACNATLSIOEPAC70 75 80 85 90 95 00 05Quelle: Webster et al. (2005), Science 309JahrGemessen (°C) in tropischen und subtropischenOzeanregionen mit Wirbelsturmaktivitätseit 1970.NATL = Nordatlantik, WPAC = Westpazifik,SPAC = Südpazifik, EPAC = Ostpazifik,NIO = Nördlicher Indischer Ozean,SIO = Südlicher Indischer Ozean7


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Kl<strong>im</strong>azyklen und globale Erwärmung <strong>–</strong> Auswirkungen auf die RisikobewertungEine Studie vom August 2005 weist nach (Emanuel [2005],Nature), dass die Intensität tropischer Wirbelstürme <strong>–</strong>gemessen an der max<strong>im</strong>alen Windgeschwindigkeit undZeitspanne mit hohen Windgeschwindigkeiten <strong>–</strong> in Korrelationmit der gestiegenen Temperatur der Meeresoberflächenin den vergangenen Jahren bereits stark zugenommenhat (Abb. 2). Galt dieser Nachweis zunächst für denNordatlantik und den Nordwestpazifik, gibt es mittlerweilestarke Argumente dafür, dass dieser Zusammenhangglobal besteht.Vor allem der Anteil schwerer tropischer Wirbelstürmeerhöhte sich seit 1970 weltweit stark. Auch in absolutenZahlen zeigt sich eine steile Zunahme: von rund 8 pro Jahrzu Beginn der 1970er-Jahre auf 18 pro Jahr <strong>im</strong> Zeitraum2000<strong>–</strong>2004 (Abb. 3).Abb. 2 Korrelation zwischen Meeresoberflächentemperaturund jährlicher Intensität der Wirbelstürme1,61,4Meeresoberflächentemperatur aus den Datendes Hadley-Centre (HadISST) <strong>im</strong> Wirbelsturm-Hauptentstehungsgebiet des Nordatlantiks inVerbindung mit dem Power-Dissipation-Index(PDI), der akkumulierten jährlichen Windenergieder Wirbelstürme. Die Einheiten wurden fürden Vergleich normiert und skaliert.1,21,00,80,60,40,21930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010HadISST, 6°<strong>–</strong>18° N, 20°<strong>–</strong>60° W (°C)Atlantic PDI (skaliert)Quelle: Emanuel (2005), NatureJahrAbbildung links unten:Weltweit haben schwere Wirbelstürme (Saffir-S<strong>im</strong>pson-Kategorien 4<strong>–</strong>5) seit 1970 von 40 auf90 pro Fünf-Jahres-Periode zugenommen. DieAnzahl schwächerer Wirbelstürme (Kategorie1) hat abgenommen. Keinen generellen Trendzeigen die mittleren Ausprägungen (Kategorien2<strong>–</strong>3).Abbildung rechts unten:Wie links, doch alle Angaben in Prozent derGesamtzahl.Abb. 3 Entwicklung von Wirbelstürmen unterschiedlicher IntensitätenAnzahl <strong>Hurrikane</strong>/KategorieProzent aller <strong>Hurrikane</strong>/Kategorie5012040Kategorie: 2<strong>–</strong>3100Kategorie: 130Kategorie: 180Kategorie: 2<strong>–</strong>320Kategorie: 4<strong>–</strong>560Kategorie: 4<strong>–</strong>51040070/74 75/79 80/84 85/89 90/94 95/99 00/0470/74 75/79 80/84 85/89 90/94 95/99 00/04Quelle: Webster et al. (2005), Science5-Jahres-Periode5-Jahres-Periode8


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Kl<strong>im</strong>azyklen und globale Erwärmung <strong>–</strong> Auswirkungen auf die RisikobewertungNicht nur die Intensitätsverteilung verschob sich hin zuschweren Ausprägungen, in manchen Regionen verändertensich ebenso die Häufigkeiten: Addiert man die Wirbelstürmepro Jahr weltweit, ergibt sich ein Mittelwert von 80(Variationsbreite: etwa 20), ohne dass ein Trend erkennbarwäre. Anders <strong>im</strong> Nordatlantik, dort nahm die Häufigkeit seit1970 zu, also seit einer Periode mit deutlich niedrigerenMeeresoberflächentemperaturen als heute (vgl. Abb. 1 undAbb. 8). Entsprechend den gegenwärtig sehr hohen Temperaturenzählt die Saison 2005 mit 27 benannten tropischenWirbelstürmen einen absoluten Rekord. Der letzteHöchststand (21) wurde 1933 erreicht. Analog dazu verzeichneteauch die Zahl der <strong>Hurrikane</strong> mit 15 einen neuenRekord; nach dem bisherigen Höchststand von 12 <strong>im</strong> Jahr1969. Diese Rekordmarken sind besonders aussagekräftig,wenn man bedenkt, dass sich <strong>im</strong> Mittel der letzten 100 Jahrepro Saison <strong>im</strong> Nordatlantik „nur“ 10 benannte Wirbelstürmeentwickeln, 6 davon mit Hurrikanstärke.Meeresoberflächentemperaturen und Wirbelsturmaktivität<strong>im</strong> NordatlantikAbbildung 4 stellt die Jahresmittel der Meeresoberflächentemperatur<strong>im</strong> Nordatlantik seit 1880 dar. Sie zeigt eineOszillation niedrigerer und höherer Temperaturniveaus <strong>–</strong>letztere treten vor 1900, zwischen Ende der 1920er- undEnde der 1960er-Jahre und seit Mitte der 1990er-Jahre auf.Die Zeitreihe verdeutlicht aber noch eine weitere, ganz entscheidendeAussage: Sowohl die „Max<strong>im</strong>a“ als auch die„Min<strong>im</strong>a“ erreichen <strong>im</strong> Zeitablauf <strong>im</strong>mer höhere Niveaus.Daher wurden die Werte der letzten Jahre nie zuvorgemessen. 2005 geht nach gegenwärtigem Datenstandmit dem höchsten Wert seit 1880 in die Geschichte ein.Beide Effekte, die multidekadische Kl<strong>im</strong>aoszillation sowieder überlagerte langfristige Erwärmungsprozess, best<strong>im</strong>mendie Wirbelsturmaktivität <strong>im</strong> Nordatlantik.Abb. 4 Jahresmittel der Meeresoberflächentemperatur <strong>im</strong> NordatlantikAbweichung (°C) von 1961 bis 19900,80,60,40,20,0<strong>–</strong>0,2<strong>–</strong>0,4Abweichung der Jahresmittelgegenüber dem Mittel der Jahre1961<strong>–</strong>1990. 2005 (schwarzerBalken): Mittel über Januar<strong>–</strong>November.Be<strong>im</strong> Vergleich mit der Entwicklungder Meeresoberflächentemperaturenfür die Hauptentstehungzoneder <strong>Hurrikane</strong> <strong>im</strong> tropischenNordatlantik (10°<strong>–</strong>20° N)ist zu berücksichtigen, dass hierdie Oszillation gegenüber demMittel über den gesamten Nordatlantiketwas andere bzw. verschobenePhasen aufweist (vgl.die Kurven bei Trenberth, K.[2005], Science 308). Der Grundliegt in dem viele Jahre dauerndenTransport der Wärme von Südnach Nord (siehe das Folgende<strong>im</strong> Text).<strong>–</strong>0,61860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000Quelle: The Met Office and the University of East Angliastatement on the cl<strong>im</strong>ate of 2005, 15/12/2005Jahr9


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Kl<strong>im</strong>azyklen und globale Erwärmung <strong>–</strong> Auswirkungen auf die RisikobewertungDer Effekt natürlicher Kl<strong>im</strong>aoszillation:Atlantic Multidecadal Oscillation (AMO)In der Vergangenheit wurden <strong>im</strong> Nordatlantik alternierendePhasen mit ungewöhnlich warmer und ungewöhnlichkühler Meeresoberflächentemperatur beobachtet, diejeweils mehrere Jahrzehnte andauerten. Die Variationsbreitelag bei etwa 0,5 °C und die Schwingungsperiodebetrug <strong>im</strong> 20. Jahrhundert etwa 65 Jahre (Abb. 5). In derForschung werden die Phasen nicht einheitlich abgegrenzt 1 .Je nach betrachteter Region verschieben sich außerdemdie Phasen, da sich warme bzw. kühle Wassermassen erstin vielen Jahren über den Ozean ausbreiten. Zum Beispielsind die Phasen in den nördlichen Regionen gegenüberdenen in der Hauptentstehungszone der <strong>Hurrikane</strong> <strong>im</strong> tropischenNordatlantik (10<strong>–</strong>20° N) um einige Jahre verschoben(vgl. die Kurven bei Trenberth, K. [2005], Science 308).Wenn man den Temperatureffekt der AMO als Temperaturabweichungmisst, die mit einer Standardabweichung <strong>im</strong>AMO-Index verbunden ist, weisen die stärksten Meeresoberflächenerwärmungeneiner Warmphase ein hufeisenförmigesMuster auf: Es überdeckt <strong>im</strong> Norden Atlantikregionenzwischen Nordamerika und Europa in einemBand um 40<strong>–</strong>65° N, erstreckt sich dann am Ostrand desnordatlantischen Beckens nach Süden bis in den tropischenNordatlantik vor der Westküste Afrikas und zieht vondort aus wiederum bis hinüber nach Westen in die Karibikund Teile des Golfs von Mexiko (Abb. 6).1Wir halten uns hier an die bei Landsea et al. (1999) und Goldenberg etal. (2001) vorgeschlagene AbgrenzungOzeanisches Förderband: Thermohaline Zirkulation (THC)Exper<strong>im</strong>ente mit dem Kl<strong>im</strong>amodell des britischen HadleyCentre, bei dem Atmosphäre und Ozean gekoppelt sind,brachten Licht in den Mechanismus der multidekadischenSchwingung von Oberflächentemperaturen <strong>im</strong> Nordatlantik(Vellinga, M. und Wu, P. [2004], J. Cl<strong>im</strong> 17; Knight, J.et al. [2005], GRL 32). Dabei handelt es sich um eine gutbegründete Hypothese, die derzeit in der kontroversenwissenschaftlichen Diskussion viel Aufmerksamkeit erhält.Der Schlüssel liegt in der Thermohalinen Zirkulation (THC).Stark vereinfacht ausgedrückt lässt sich der Prozess miteinem überd<strong>im</strong>ensionalen Wasserförderband <strong>im</strong> Ozeanvergleichen: Warmes und salzhaltiges Wasser aus demtropischen Nordatlantik, der Karibik und dem Golf vonMexiko wird in den oberen Ozeanschichten über den Golfstromund den Nordatlantikstrom nord- und ostwärtstransportiert.Nachdem es seine Wärme an die Atmosphäre abgegebenhat, sinkt das aufgrund seines Salzgehalts sehr dichteWasser in Regionen der Labradorsee, aber auch zwischenGrönland und Schottland vor Europas Küsten in die Tiefe.In tieferen Ozeanschichten macht ein nach Süden gerichteterRückfluss die Umwälzung komplett. Ein anderer,oft gebrauchter Fachbegriff für die Umwälzung ist„Meridional Overturning“ (MO).Die Absinkzonen sind als „Motor“ der Zirkulation zu sehen,wobei der Salzgehalt des Wassers über die Umwälzungsrateentscheidet. Je größer die Umwälzleistung der THCist, die <strong>im</strong> Süden auch den Äquator überquert, desto mehrWärme transportiert sie aus tropischen in nördlichere Breiten;das heißt, die Meeresoberflächentemperaturen <strong>im</strong>Nordatlantik steigen und wir befinden uns in einer Warmphaseder AMO. Die starke Transportleistung der THCerwärmt dabei auch den tropischen Nordatlantik, da dorthinsehr warmes Wasser aus Regionen südlich des Äquatorsnachgeführt wird. Die ausgleichende Abkühlung findetsüdlich des Äquators statt.Abb. 5 Atlantic Multidecadal Oscillation (AMO)°C0,200,10AMO-Index 1873<strong>–</strong>2003 (°C). DerIndex basiert auf Meeresoberflächentemperaturen,wobei dertropische und der außertropischeNordatlantik berücksichtigt sind.Die trendbereinigte und gefilterteZeitreihe zeigt die Abweichungvom langfristigen Mittel.0,00<strong>–</strong>0,10<strong>–</strong>0,201880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000Quelle: Sutton & Hodson (2005), Science 309Jahr10


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Kl<strong>im</strong>azyklen und globale Erwärmung <strong>–</strong> Auswirkungen auf die RisikobewertungZyklus der Temperaturoszillation: Wechsel zwischenWarm- und KaltphasenKl<strong>im</strong>amodells<strong>im</strong>ulationen tragen heute zum Verständnisdes multidekadischen Zyklus der Temperaturoszillationbei: Startet man <strong>im</strong> Max<strong>im</strong>um der Warmphase, so befindetsich in nördlichen Breiten des Atlantiks sehr dichtes, salzhaltigesWasser. Indem es absinkt, agiert es als starker„Motor“ der THC, während weite Teile des Ozeans inklusivedes tropischen Nordatlantiks außergewöhnlichwarm sind.Ein die Erde umschließendes Band konvektiver Wolkenund starker Niederschläge in Äquatornähe, die InnertropischeKonvergenzzone (ITCZ), tendiert dazu, sich über diejeweils wärmsten Regionen des tropischen Ozeans zu verschieben.Da mit der Entwicklung der Warmphase außergewöhnlichviel Wärme aus südlicheren Breiten in dentropischen Nordatlantik gelangte, wurde er anomal warm.Das Wolken- und Niederschlagsband verschiebt sich alsonordwärts über den tropischen Nordatlantik <strong>–</strong> und verstärktsich dabei. Intensive Niederschläge gelangenfolglich aus der ITCZ in die tropischen Gewässer undvermindern deren Salzgehalt.schwächt sich ab und befindet sich wieder in südlichererPosition, näher am Äquator; die Ozeantemperatur südlichdes Äquators steigt. Nun kann der Salzgehalt <strong>im</strong> tropischenNordatlantik wieder zunehmen, was nach einigenJahrzehnten wiederum zu einer verstärkten THC und einererneuten Warmphase führt.Warmphasen bewirken neben der höheren Intensität derStürme <strong>im</strong> Nordatlantik auch deutlich <strong>häufiger</strong>e <strong>Hurrikane</strong><strong>–</strong> Kaltphasen das Gegenteil. In der aktuellen Warmphasegab es <strong>im</strong> Mittel bereits 4,1 schwere <strong>Hurrikane</strong> proJahr, in der Kaltphase davor waren es dagegen nur 1,5:eine Steigerung um rund 170 %. Die gegenwärtige Warmphase<strong>im</strong> Nordatlantik begann Mitte der 1990er-Jahre. Wielange sie anhalten wird, ist ungewiss. Vergleicht man mitvorangegangenen Warmphasen, könnten es noch mehrereJahre, wenn nicht Jahrzehnte sein.Das salzärmere Wasser wird vom ozeanischen Förderbandder THC nach Norden transportiert. Nach einem Phasenverzugvon Jahrzehnten bremst es dort den Motor derTHC, da es langsamer absinkt. Die Konsequenz: DerWärmetransport aus den tropischen Breiten in nördlichereund östlichere Regionen des Nordatlantiks wird starkreduziert <strong>–</strong> der Ozean gelangt in eine Kaltphase. Die ITCZAbb. 6 Abweichung der Oberflächentemperatur60°NTemperatureffekt in Grad Celsius(°C), der mit einer positivenStandardabweichung <strong>im</strong> AMO-Index verbunden ist.30°N0°30°S180°W 90°W 0° 90°E<strong>–</strong>0,15 <strong>–</strong>0,1 <strong>–</strong>0,05 0 0,05 0,1 0,15 °CQuelle: Knight et al. (2005), GRL 3211


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Kl<strong>im</strong>azyklen und globale Erwärmung <strong>–</strong> Auswirkungen auf die RisikobewertungAbb. 7 Anomalien der Oberflächentemperatur 200590°N60°NTemperaturabweichungenJanuar<strong>–</strong>November 2005 (°C)gegenüber dem Mittel der Jahre1961<strong>–</strong>1990. Kreuze kennzeichnendie wärmste am jeweiligen Ort jegemessene Anomalie.30°N0°30°S60°S90°S180°W 120°W 60°W 0° 60°E 120°E 180°E<strong>–</strong>10 <strong>–</strong>5 <strong>–</strong>3 <strong>–</strong>1 <strong>–</strong>0,5 <strong>–</strong>0,2 0 0,2 0,5 1 3 5 10 °CQuelle: The Met Office and the University ofEast Anglia statement on the cl<strong>im</strong>ate of 2005,15/12/2005Abb. 8 Jährliche Häufigkeiten tropischer Wirbelstürme unterschiedlicher KategorieAnzahl der Stürme3025Kaltphase Warmphase Kaltphase WarmphaseHorizontale Linien bezeichnen diemittlere jährliche Anzahl von <strong>Hurrikane</strong>nder Saffir-S<strong>im</strong>pson-Kategorie3<strong>–</strong>5 während der Warm- undKaltphasen <strong>im</strong> Nordatlantik.Abgrenzung der Phasen nachLandsea et al. (1999) und Goldenberget al. (2001).201510Tropische Stürme und<strong>Hurrikane</strong><strong>Hurrikane</strong> (Kategorie 1<strong>–</strong>5)Schwere <strong>Hurrikane</strong>(Kategorie 3<strong>–</strong>5)Jährliche Häufigkeitschwerer <strong>Hurrikane</strong> inWarm- oder Kaltphasen501,3/Jahr2,6/Jahr1,5/Jahr4,1/Jahr1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000Datenquelle: NOAA, Unisys; Grafik: Münchener RückJahr12


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Kl<strong>im</strong>azyklen und globale Erwärmung <strong>–</strong> Auswirkungen auf die RisikobewertungÜberlagerte langfristige Erwärmung <strong>im</strong> NordatlantikAbb. 9 Landfalls von Wirbelstürmen in den USADie Wirbelsturmaktivität <strong>im</strong> Nordatlantik wird außer vonder natürlichen multidekadischen Kl<strong>im</strong>aoszillation auchvon einem langfristigen Erwärmungsprozess best<strong>im</strong>mt,der diese überlagert: Gezeigt wurde bereits, dass Meeresoberflächentemperaturund Hurrikanaktivität von Warmphasezu Warmphase zunehmen (vgl. Abb. 4). Stellenweiseregistrierte man <strong>im</strong> tropischen Nordatlantik und in derKaribik zwischen Juli und September 2005 positive Abweichungender Meerestemperatur von bis zu 2 °C, an mehrerenStellen <strong>im</strong> Mittel für Januar bis November 2005 garabsolute Rekorde (Abb. 7). Von der vergangenen zur aktuellenWarmphase stieg die jährliche Zahl schwerer <strong>Hurrikane</strong>von 2,6 auf 4,1 <strong>–</strong> eine Zunahme um rund 60 % (Abb.8). Vieles spricht dafür, dass der Kl<strong>im</strong>awandel für die langfristigeErwärmung verantwortlich ist (Barnett et al. [2005],Science 309; Tourre/White [2005], GRL). Fazit: Das gegenwärtigaußergewöhnlich hohe Aktivitätsniveau geht in ersterLinie auf die vorherrschende Warmphase der natürlichenKl<strong>im</strong>aoszillation zurück, wird aber verstärkt durch denlangfristigen Prozess der anthropogenen Erwärmung.Jährliche Anzahl (gleitendes 10-Jahres-Mittel)655,0/Jahr433,4/Jahr2,4/Jahr2,5/Jahr21,8/Jahr11,0/Jahr1,2/Jahr0,6/Jahr00,3/Jahr1925 1935 1945 1955 1965 1975 1985 1995 2005JahrDatenquelle: NOAA, Unisys; Grafik: Münchener RückJährliche Häufigkeit <strong>im</strong> gleitenden 10-Jahres-Mittel. Senkrechte Linien deuten Abgrenzungender Warm- und Kaltphasen an. WaagerechteLinien stehen für das jährlichePhasenmittel. Abgrenzung der Phasen nachLandsea et al. (1999) und Goldenberg et al.(2001).Tropische Stürmeund <strong>Hurrikane</strong><strong>Hurrikane</strong>(Kategorie 1<strong>–</strong>5)Schwere<strong>Hurrikane</strong>(Kategorie 3<strong>–</strong>5)Landfalls von Wirbelstürmen häufen sichSowohl der natürliche Kl<strong>im</strong>azyklus als auch die globaleErwärmung scheinen auf dem Nordatlantik nicht nur <strong>häufiger</strong>e<strong>Hurrikane</strong>, sondern auch vermehrte Landübergängevon Wirbelstürmen zu bewirken. Die mittlere jährlicheAnzahl von Landfalls mit verschiedenen Saffir-S<strong>im</strong>pson-Kategorien stieg zwischen der vergangenen Warmphase(etwa 1926 bis 1970) und der aktuellen seit Mitte der1990er-Jahre (Abb. 9) folgendermaßen:<strong>Hurrikane</strong> Kategorie 3<strong>–</strong>5: + 67 % (von 0,6 auf 1,0)<strong>Hurrikane</strong> Kategorie 1<strong>–</strong>5: + 33 % (von 1,8 auf 2,4)Tropische Stürmeund <strong>Hurrikane</strong> Kategorie 1<strong>–</strong>5: + 47 % (von 3,4 auf 5,0)Der Niveauwechsel zwischen der letzten Kaltphase (etwa1971 bis 1994) und der aktuellen Warmphase wirkt sich aufdie Zahl der Landfalls so aus (Abb. 9):<strong>Hurrikane</strong> Kategorie 3<strong>–</strong>5: + 233 % (von 0,3 auf 1,0)<strong>Hurrikane</strong> Kategorie 1<strong>–</strong>5: + 100 % (von 1,2 auf 2,4)Tropische Stürme und<strong>Hurrikane</strong> Kategorie 1<strong>–</strong>5: + 100 % (von 2,5 auf 5,0)Dieser Vergleich zeigt pr<strong>im</strong>är die natürliche Kl<strong>im</strong>aoszillation.Dieser Vergleich reflektiert vor allem den Einfluss derglobalen Erwärmung.13


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Kl<strong>im</strong>azyklen und globale Erwärmung <strong>–</strong> Auswirkungen auf die RisikobewertungVeränderte Schadenverteilung <strong>–</strong>Auswirkungen auf die <strong>Assekuranz</strong>Die starken Veränderungen bei der Anzahl tropischerWirbelstürme sowie ihren Landfalls können nur bedeuten:Für die aktuelle Warmphase muss von einer anderenSchadenverteilung ausgegangen werden als in der Zeitdavor.Wie oben dargestellt, stieg die jährliche Zahl schwerer<strong>Hurrikane</strong> in der aktuellen Warmphase um rund 170 %gegenüber der vorangegangenen Kaltphase. Bei den Landfallsist sogar eine Steigerung um rund 230 % festzustellen.Selbst wenn man die Schadenverteilung der aktuellenWarmphase vergleicht mit einer dem natürlichen Kl<strong>im</strong>azyklusgegenüber indifferenten Schadenverteilung ausallen Jahren seit 1900, ist ein großer Unterschied zu erwarten.Darauf weist schon ein Vergleich der Intensitätsverteilungenvon <strong>Hurrikane</strong>n <strong>im</strong> Gesamtzeitraum 1900<strong>–</strong>2005 undin der aktuellen Warmphase 1995<strong>–</strong>2005 hin. Es zeigt sichklar, dass der relative Anteil schwerer Stürme zugenommenund der moderater Stürme abgenommen hat(Abb.10).Da die Schadenverteilung kommerzieller Modelle bis jetztmeist auf allen Schadenereignissen seit 1900 beruht undsie die Phasen nicht differenzieren, ist eine Unterschätzungdes jetzigen Schadenniveaus unvermeidlich. In der Tatbelegen neuere Auswertungen der Münchener Rück, dassder jährliche Schadenerwartungswert zun<strong>im</strong>mt, wenn manvon der aktuellen Warmphasen-Schadenverteilung ausgehtund nicht von einer Verteilung, welche die Phasennicht berücksichtigt. Darin liegt die große Herausforderungfür die <strong>Assekuranz</strong>: Sie muss auf die aktuelle GefährdungsundSchadenverteilung reagieren <strong>–</strong> und sie in ihrem Risikomanagementangemessen berücksichtigen.Zusätzlich zum Anpassungsbedarf aufgrund kl<strong>im</strong>atischerÄnderungen haben die Rekordschäden des HurrikansKatrina Folgendes gezeigt: Aktuelle Schadenmodelleberücksichtigen einige Komponenten nicht, welche dieSchäden bei tropischen Wirbelstürmen erhöhen, oderbeziehen sie noch unzureichend in die Abschätzung desversicherten Gesamtschadens ein. Dazu gehören insbesonderediese Faktoren:<strong>–</strong> die Modellierung von Sturmflut- und Überschwemmungsfolgen<strong>–</strong> komplexe Zusammenhänge der Deckung von Betriebsunterbrechungen,die schadenverstärkend wirken<strong>–</strong> begrenzte Ressourcen der Schadenschätzer, welche dieRegulierung vieler Einzelschäden erschweren<strong>–</strong> signifikante Preiserhöhungen bei Materialkosten undLöhnen für den Wiederaufbau sowie Kosten für dieErsatzunterbringung bei beschädigten, unbewohnbarenGebäuden<strong>–</strong> schwerere Schäden und verzögerte, <strong>teurer</strong>e Reparaturen,wenn mehrere Stürme in kurzer Zeit die gleiche RegiontreffenAbb. 10 Intensitätsverteilung von <strong>Hurrikane</strong>nRelative Häufigkeit (%)4035Vergleich der Intensitätsverteilungen<strong>im</strong> Zeitraum 1900<strong>–</strong>2005 und inder aktuellen Warmphase 1995<strong>–</strong>2005. Die Intensitätseinstufungerfolgte nach den max<strong>im</strong>alerreichten Windgeschwindigkeitengemäß NOAA-HURDAT undUnisys (für 2005).30Zeitraum 1900<strong>–</strong>200525Zeitraum 1995<strong>–</strong>2005201510501 2 3 4 5Grafik: Münchener RückIntensität (Saffir-S<strong>im</strong>pson-Kategorie)14


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Kl<strong>im</strong>azyklen und globale Erwärmung <strong>–</strong> Auswirkungen auf die RisikobewertungEin Teil dieser Komponenten wird oft unter dem Begriff„demand surge“ subsumiert. Die Erfahrung bei Katrina hataber vor Augen geführt, dass damit nur ein begrenzter Teilaspektder Schadenfolgen eines solchen Großereignissesbeschrieben werden kann. Die Herausforderung für die<strong>Assekuranz</strong> ist umfassender: Sie muss nicht nur auf dieaktuelle Gefährdungssituation reagieren, sondern auchneue und bisher wenig beachtete Gefahren angemessenin ihr Risikomanagement integrieren.GlossarAnthropogener Kl<strong>im</strong>awandel/globale ErwärmungVor der Industrialisierung lag die atmosphärische CO 2 -Konzentration bei 280 bis 300 ppm. Während der vorangegangenen650 000 Jahre <strong>–</strong> vermutlich sogar mehrereMillionen Jahre lang <strong>–</strong> wurde diese Konzentration nichtüberschritten. Während der Industrialisierung stiegen dieTreibhausgasemissionen kontinuierlich. 2004 erreichte dieatmosphärische CO 2 -Konzentration 380 ppm. Auch andereTreibhausgase wie Methan und Distickstoffoxid haben indieser Zeit stark zugenommen.Treibhausgase verändern die Strahlungseigenschaften derAtmosphäre. Die Konsequenz: Die untere Atmosphärefängt wesentlich mehr Sonnenenergie in Form von langwelligerWärmestrahlung ein. Zu dieser anthropogenenglobalen Erwärmung kommt der natürliche Treibhauseffekt:Schon lange vor der Industrialisierung, noch bevores Menschen gab, enthielt die Erdatmosphäre Treibhausgase<strong>–</strong> insbesondere CO 2 <strong>–</strong> , welche die Erdoberfläche umetwa 33 °C erwärmten. Ohne den natürlichen Treibhauseffektwäre Leben auf der Erde unmöglich.Tropischer WirbelsturmSammelbegriff für Stürme, die sich über tropischen Ozeanenbilden. Je nach Region und Intensität bezeichnet mansie als Hurrikan (Atlantik, nordöstlicher Pazifik), Taifun(nordwestlicher Pazifik) oder Zyklon (Indischer Ozean undAustralien).Atlantische Kalt- und WarmphasenDie Kalt- und Warmphasen <strong>im</strong> Nordatlantik sind Teil derAtlantic Multidecadal Oscillation (AMO). Der AMO liegtein Mechanismus zugrunde, den man mit einem großenWasserförderband <strong>im</strong> Ozean vergleichen kann, das Wasseraus dem tropischen Bereich abwechselnd stark und wenigerstark in nördlichere und östlichere Regionen des Nordatlantikstransportiert. Folglich sind in best<strong>im</strong>mten Regionendes Ozeans die Meeresoberflächentemperaturen übereinige Jahrzehnte hinweg ungewöhnlich hoch bzw. ungewöhnlichniedrig. Man bezeichnet diese Wasserumwälzung,die von Temperatur und Salzgehalt des Wassersangetrieben wird, als Thermohaline Zirkulation (THC).Natürliche Kl<strong>im</strong>aschwankungNatürliche Kl<strong>im</strong>aschwankungen lassen sich nach denjeweiligen Zeitskalen differenzieren. Sie werden nicht vonäußeren Einflüssen auf das Kl<strong>im</strong>asystem der Erde <strong>–</strong> etwaVeränderungen der Sonneneinstrahlung oder anthropogenenTreibhausgasemissionen <strong>–</strong> hervorgerufen. Beispielefür natürliche Kl<strong>im</strong>aschwankungen sind die El-Niño/Southern-Oscillation-Ereignisse (Zeitskala: mehrereJahre), die Nordatlantische Oszillation (Zeitskala: quasidekadisch)und die Atlantic Multidecadal Oscillation(Zeitskala: mehrere Jahrzehnte).Saffir-S<strong>im</strong>pson-HurrikanskalaMittlere WindgeschwindigkeitBezeichnung m/s km/h Landmeilen/h Knoten1 Schwach 32,7<strong>–</strong>42,6 118<strong>–</strong>153 73<strong>–</strong>95 64<strong>–</strong>822 Mäßig 42,7<strong>–</strong>49,5 154<strong>–</strong>177 96<strong>–</strong>110 83<strong>–</strong>963 Stark 49,6<strong>–</strong>58,5 178<strong>–</strong>209 111<strong>–</strong>130 97<strong>–</strong>1134 Sehr stark 58,6<strong>–</strong>69,4 210<strong>–</strong>249 131<strong>–</strong>155 114<strong>–</strong>1345 Verwüstend 69,5<strong>–</strong> 250<strong>–</strong> 156<strong>–</strong> 135<strong>–</strong>15


2004ALEX BONNIE CHARLEYDANIELLE EARL FRANCESGASTON HERMINE IVANJEANNE KARL LISAMATTHEW NICOLE OTTO2005ARLENE BRET CINDYDENNIS EMILY FRANKLINGERT HARVEY IRENEJOSE KATRINA LEE MARIANATE OPHELIA PHILIPPERITA STAN TAMMY VINCEWILMA ALPHA BETAGAMMA DELTA EPSILONZETATropische Wirbelstürmeund <strong>Hurrikane</strong> <strong>im</strong> Nordatlantik.Die 2004 und 2005vergebenen Namen.


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Meteorologische Spitzenwerte undSchadenrekorde ohne EndeExtreme tropische Wirbelstürme prägten die vergangenen beiden Jahre.Ging man 2004 davon aus, dass nach diesem Ausnahmejahr wieder Ruheeinkehren würde, wurde man 2005 eines Besseren belehrt. Ein deutlichesUmdenken bei der Bewertung von Hurrikanrisiken ist erforderlich.Ernst Rauch, MünchenDas Jahr 2004: rekordverdächtig2004 war charakterisiert durch regionale Häufigkeiten undIntensitäten tropischer Wirbelstürme, wie sie seit Beginnder Aufzeichnung meteorologischer Zugbahnen <strong>im</strong> Jahr1851 noch nie gemessen wurden.Von besonderer Bedeutung für die <strong>Assekuranz</strong> war HurrikanIvan: Sein Indexwert für das Hurrikanzerstörungspotenzial<strong>–</strong> Hurricane Destruction Potential (HDP) <strong>–</strong> lag bei71 250. Dieser Index kumuliert das Quadrat der max<strong>im</strong>alenWindgeschwindigkeit je 6-Stunden-Zeitintervall über diegesamte Sturmdauer. Zum Vergleich: Das Mittel der von1950 bis 1990 über eine ganze Saison addierten Indexwerte<strong>im</strong> Atlantik lag bei 70 600.Hurrikan-Zerstörungspotenzial (HDP)kHDP = v i2i=1v: max<strong>im</strong>ale Böe in Knoten innerhalb eines 6-Stunden-Zeitintervallsk: Anzahl der 6-Stunden-Zeitintervalle während der „Lebensdauer“des HurrikansDie Summe der Quadrate der max<strong>im</strong>alen Windgeschwindigkeiten jeZeitintervall liefert ein Näherungsmaß für die kinetische Energie desHurrikans. Die Windgeschwindigkeit v wird in den USA üblicherweisein Knoten angegeben.Hurrikan Ivan markierte einen Rekord bei Dauer und Intensität.Doch nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissenwird er nicht lange ein Ausreißer bleiben. Eine Studie(Emanuel [2005], Nature), die <strong>im</strong> Kapitel „Kl<strong>im</strong>azyklen undglobale Erwärmung <strong>–</strong> Auswirkungen auf die Risikobewertung“zitiert wird, zeigt: Die Jahressumme der über dieLebensdauer akkumulierten Windenergie tropischerWirbelstürme <strong>im</strong> Nordatlantik <strong>–</strong> der so genannte PowerDissipation Index (PDI) <strong>–</strong> stieg in Korrelation mit der höherenTemperatur der Meeresoberflächen stark an. Der PDIwird ähnlich berechnet wie der HDP. Eine nähere Analysedieser Veränderung verdeutlicht: <strong>Hurrikane</strong> sind tendenziell<strong>stärker</strong> und langlebiger geworden und damit hat ihrZerstörungspotenzial zugenommen.Das Jahr 2005: Steigerung möglichIn dieser Saison setzten sowohl die Hurrikanaktivität, alsodie Zahl tropischer Wirbelstürme, als auch die beobachtetenIntensitäten neue meteorologische Höchstmarken.Die bisherigen Max<strong>im</strong>alwerte von 21 Tropenstürmen(1933) bzw. 12 <strong>Hurrikane</strong>n (1969) wurden weit übertroffen.Insgesamt 27 benannte tropische Wirbelstürme entwickeltensich <strong>im</strong> Nordatlantik <strong>–</strong> 15 davon erreichten mit Windgeschwindigkeitenvon über 118 km/h Hurrikanstärke.Abb.11 Zugbahnen tropischer Wirbelstürme/<strong>Hurrikane</strong> <strong>im</strong> Atlantik 2004St. LouisNew YorkWashingtonLissabonIm Atlantik entwickelten sich 2004insgesamt 15 tropische Wirbelstürme,9 davon erreichten mitWindgeschwindigkeiten von mehrals 118 km/h Hurrikanstärke.DallasHoustonNew OrleansMiamiMexiko-StadtGuatemala-StadtSanto DomingoCaracasTropischer Sturm ( <strong>–</strong> 250 km/h)(SS: Saffir-S<strong>im</strong>pson-Kategorie)17


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Meteorologische Spitzenwerte und Schadenrekorde ohne EndeDie Intensitäten waren nicht minder eindrucksvoll: MitWilma, Rita und Katrina stehen drei Stürme aus dem Jahr2005 auf der Liste der zehn stärksten jemals registrierten<strong>Hurrikane</strong>. Wilma erreichte am 19. Oktober mit 882 hPa dentiefsten jemals aufgezeichneten Kerndruck. Daraus lassensich die wahrscheinlich höchsten Windgeschwindigkeitenin der Karibik seit 1851 ableiten.Auch Beginn und Ende der Hurrikansaison 2005 waren vonmeteorologischen Besonderheiten gekennzeichnet: Hochaktivstartete das Hurrikanjahr <strong>im</strong> Juni/Juli mit siebentropischen Wirbelstürmen <strong>–</strong> der bisherige Höchstwert bisEnde Juli lag bei fünf. Das Ende der Saison bildeten <strong>im</strong>Dezember Hurrikan Epsilon und Tropensturm Zeta, dernoch Anfang Januar 2006 <strong>im</strong> Atlantik aktiv war. ZweiStürme, die sich nicht an das „offizielle“ Ende der Hurrikansaison,den 30. November, hielten.Schadenbilanzen der Hurrikanserien 2004 und 2005Die vier schadenträchtigsten <strong>Hurrikane</strong> mit Landfall in derKaribik und den USA <strong>–</strong> Charley, Frances, Ivan, Jeanne <strong>–</strong>verursachten 2004 eine neue Spitzenbelastung aus tropischenWirbelstürmen <strong>im</strong> Atlantik für die <strong>Assekuranz</strong>, rund30 Milliarden US$.Das bisher teuerste Jahr in der Region war 1992, als HurrikanAndrew die Versicherer 17 Milliarden US$ kostete.Nach Analysen der Münchener Rück würde Andrew dieVersicherungswirtschaft heute mit annähernd 30 MilliardenUS$ belasten <strong>–</strong> wenn man bedenkt, wie sich die versichertenWerte in den damals betroffenen Regionen inFlorida und Louisiana entwickelt haben.Die Summe der Einzelschäden aus <strong>Hurrikane</strong>n war 2004folglich nicht außergewöhnlich. Dagegen überraschte,dass ein Schaden dieser Höhe nur 13 Jahre nach HurrikanAndrew eintrat. Denn die „Wiederkehrperiode“ für einenmarktweiten Hurrikanjahresschaden von 30 Milliarden US$schätzten kommerzielle Modelle teilweise auf deutlich über30 Jahre.Auch der hohe Schadenkumul aus einer Serie mittelgroßer<strong>Hurrikane</strong> kam für manche Risikoträger unerwartet. NachAndrew hatten sich viele Versicherer darauf konzentriert,das Kumulschadenpotenzial eines Großereignisses zubewerten <strong>–</strong> die Qualität dieser Einschätzungen sollte schonbald auf die Probe gestellt werden.Das Naturkatastrophenjahr 2005 war gekennzeichnetdurch Rekordbelastungen aus <strong>Hurrikane</strong>n <strong>im</strong> Nordatlantik:über 83 Milliarden US$ versicherte Schäden. Allein Katrinaverursachte nach Schätzungen der Münchener Rück Marktschädenvon 45 Milliarden US$. Hinzu kamen jeweils rund10 Milliarden US$ aus den <strong>Hurrikane</strong>n Rita und Wilmasowie weitere signifikante versicherte Schäden aus denStürmen Dennis, Stan und Emily.Umdenken notwendigGleich zwei Aspekte prägten das Jahr 2005: ein Größtschadendurch Hurrikan Katrina und mehrere mittelgroßeSchäden aus <strong>Hurrikane</strong>n. Nur ein Jahr nach dem in Originalwertenteuersten Naturkatastrophenjahr erwies sich, dassder Opt<strong>im</strong>ismus vieler Marktteilnehmer unbegründet war:2004 war kein allein stehendes Ausnahmejahr.Abb. 12 Zugbahnen tropischer Wirbelstürme/<strong>Hurrikane</strong> <strong>im</strong> Atlantik 2005St. LouisNew YorkWashingtonLissabon2005 entwickelten sich <strong>im</strong>Atlantik insgesamt 27 tropischeWirbelstürme, 15 davon waren<strong>Hurrikane</strong>.DallasHoustonNew OrleansMexiko-StadtMiamiSanto DomingoTropischer Sturm ( <strong>–</strong> 250 km/h)Guatemala-StadtCaracas(SS: Saffir-S<strong>im</strong>pson-Kategorie)18


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Meteorologische Spitzenwerte und Schadenrekorde ohne EndeDie Schadenbilanz der Jahre 2004 und 2005: VersicherterMarktschaden aus <strong>Hurrikane</strong>nUSA (nur Festland)Golf von Mexiko (Offshore)KaribikMexikoNordatlantik(USA, Karibik, Mexiko)ca. 95 Milliarden US$ca. 14<strong>–</strong>15 Milliarden US$ca. 2 Milliarden US$ca. 2 Milliarden US$ca. 115 Milliarden US$In allen genannten Regionen muss man bei der Bewertungvon Hurrikanrisiken massiv umdenken. Dem Segment„USA Festland“ kommt dabei besondere Bedeutung zu:Hoch versicherte Werte bedingen <strong>im</strong> Fall der Fälle hoheversicherte Kumulschäden.Hurrikan Katrina: Meteorologische AspekteAm 23. August entwickelte sich Hurrikan Katrina aus einemTiefdruckwirbel über den Bahamas <strong>im</strong> Atlantik. Als 11. tropischerWirbelsturm der Hurrikansaison 2005 überquerteer mit SS1-Intensität <strong>–</strong> gemessen auf der Saffir-S<strong>im</strong>pson-Skala <strong>–</strong> Südflorida bei Miami.In den folgenden Tagen zog Katrina über den östlichen Teildes Golfs von Mexiko, wobei er sich rasch verstärkte. DerHurrikan erreichte über Gebieten, in denen die Wassertemperaturen<strong>im</strong> langjährigen Vergleich um 1 bis 2 Gradzu hoch waren, bereits am 28. August SS5-Intensität.Dies entspricht Windgeschwindigkeiten um 340 km/h inSpitzenböen.Kurz vor seinem Landfall am 29. August <strong>im</strong> BundesstaatLouisiana <strong>–</strong> etwa 30<strong>–</strong>50 km östlich von New Orleans <strong>–</strong>schwächte sich der Wirbelsturm auf SS4-Intensität ab. EineAnalyse der Windgeschwindigkeitsdaten, die das NationalHurricane Center in Miami <strong>im</strong> Dezember 2005 veröffentlichte,korrigierte seine Stärke zum Zeitpunkt des Landfallssogar auf SS 3 nach unten. Katrina verursachte, unmittelbarnachdem er in Louisiana und den BundesstaatenMississippi und Alabama an Land ging, massive Sturmschädenund durch Starkniederschläge zunächst lokalbegrenzte Überschwemmungsschäden.Stunden nach dem Durchzug des Hurrikanwirbels überSüdlouisiana brachen die Schutzdeiche am Lake Pontchartrainund an einem künstlichen Auslasskanal. DasStadtgebiet von New Orleans wurde zu weiten Teilenüberflutet. Die betroffenen Gebiete liegen „wie einSuppenteller“ unterhalb des Meeresspiegels <strong>–</strong> es gibtkeine natürlichen Abflüsse.Da die Trockenlegung nur über Pumpvorrichtungen bzw.die natürliche Verdunstung möglich war, dauerte sie mehrereWochen. Erst Anfang Dezember 2005 waren wichtigeInfrastruktureinrichtungen restauriert und das Stadtgebietvon New Orleans war wieder voll zugänglich.Abb. 13 Verteilung der max<strong>im</strong>alen WindgeschwindigkeitenTexasMississippiHattiesburgAlabamaHurrikan Katrina in der Region vonLouisiana und Mississippi. DasWindfeld entspricht der letzten bisRedaktionsschluss veröffentlichtenVersion.Quelle Windfeld: NOAA/AOML/HRD; Grafik: Münchener RückLouisianaMobileHoustonNew OrleansBiloxiSS 1 (118<strong>–</strong>153 km/h)SS 2 (154<strong>–</strong>177 km/h)SS 3 (178<strong>–</strong>209 km/h)SS 4 (210<strong>–</strong>249 km/h)SS 5 (> <strong>–</strong> 250 km/h)(SS: Saffir-S<strong>im</strong>pson-Kategorie)19


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Wasser als Katastrophenursache <strong>–</strong>Szenarien in den USADie Bilanz ist ernüchternd. Über 83 Milliarden US$ versicherte Wertezerstörten die <strong>Hurrikane</strong> 2005 in den USA, der Karibik und Mexiko.Mögliche Schadenszenarien zu identifizieren und sie zu s<strong>im</strong>ulierenkann Naturkatastrophen nicht verhindern, aber ihre Auswirkungenbeeinflussen, Menschenleben retten und Sachschäden mindern.Dr.-Ing. Wolfgang Kron, MünchenKatrina, der sechststärkste Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen<strong>im</strong> Jahr 1851, verwüstete große Teile der USamerikanischenGolfküste. Dabei war dieser Sturm keineÜberraschung <strong>–</strong> ebenso wenig wie die Überflutung vonNew Orleans. Seit Jahren diskutierten Fachleute undMedien genau über dieses Szenario (zum BeispielBrouwer [2003], Civil Engineering). Es stellte sich nichtdie Frage, ob es passieren würde, sondern wann.New Orleans nicht mehr gegen Überschwemmungversicherbar?Die Überflutung von New Orleans war ein Alles-odernichts-Schadenereignis<strong>–</strong> dabei passiert entweder (fast)nichts oder die Betroffenen stehen vor einer Katastrophe.Da die Eintrittswahrscheinlichkeit derartiger Ereignisse oftsehr gering ist, kommt ein Überraschungseffekt dazu, derden Schaden verstärkt.Vor Katrina ging man davon aus, dass eine Überflutungvon New Orleans tausenden Menschen das Leben kostenwürde (Fischetti [2001], Scientific American). Dazu kam esnur deshalb nicht, weil der Hurrikan die Stadt nicht volltraf, die Deiche nicht gänzlich brachen. UnmittelbaresErtrinken war daher nicht Todesursache Nummer 1: Diemeisten der rund 1 300 Menschen starben an Erschöpfung,sie verdursteten, verhungerten, erstickten oder wurdenOpfer von Kr<strong>im</strong>inellen.Noch etwas überraschte die Experten: Der Hochwasserschutzin New Orleans versagte nicht nur, weil die Deicheüberströmt und durch Erosion zerstört wurden, sondernauch weil das Wasser sie einfach wegschob (Seed et al.[2005]). Am 17th Street Canal wurde der Deich auf einerLänge von 40 m um bis zu 14 m weggedrückt und dasschon, als das Wasser noch 60 cm unter der Deichkronestand. Analysen müssen nun klären, ob die Deiche um NewOrleans falsch konstruiert oder fehlerhaft gebaut wurden.Deichbruch an der Westseite des LondonAvenue Canal, New OrleansKonstruktionsmängel sind zu vermuten, da dasWasser den Deich mit integrierter Betonwandseitwärts weggeschoben hat.20


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Wasser als Katastrophenursache <strong>–</strong> Szenarien in den USADie Deiche, die in den 1960er-Jahren aufgeschüttet wurden,waren auf einen Hurrikan der Saffir-S<strong>im</strong>pson-Kategorie3 ausgerichtet. Sie sollten einer Sturmflut bei Windgeschwindigkeitenbis 209 km/h standhalten. Aber warumkam es zur Katastrophe, obwohl Katrina in New Orleansnur die Windgeschwindigkeiten eines Hurrikans der Kategorie1 und 2 hatte? Die Deiche bestehen typischerweiseaus Torf- und Sumpfböden, die stark mit organischenStoffen durchsetzt sind. Sie stehen auf einer relativ dünnenLehmschicht, die wiederum auf einer gewachsenen Torfschichtliegt. Im Kern befindet sich eine Dichtwand ausBeton, die bis in die Torfschicht hineinreicht. Erste Untersuchungenergaben: Die Dichtwand war nicht tief genug.Sie wurde vermutlich unterströmt, dadurch sättigte sichder Untergrund mit Wasser und verlor seine Haftung(Seed et al. [2005]).Sollten die Analysen ergeben, dass weitere Deiche in NewOrleans diese Mängel aufweisen, leben die Einwohnerriskant: Eine mittelstarke Sturmflut, ausgelöst durch einenHurrikan der Kategorie 1 oder 2, der direkt bei „Big Easy“an Land geht, könnte ausreichen, die Stadt erneut zu überfluten.Die Deiche zu verstärken bzw. sie neu zu bauen wirdJahre dauern. Die Münchener Rück schätzt die derzeitigeWahrscheinlichkeit einer neuerlichen Überflutung auf einMehrfaches der Vergangenheit.New Orleans kein Einzelfall <strong>–</strong> weitere Flutszenarienin den USAIn den Vereinigten Staaten gibt es einige weitere Orte, woÜberschwemmungsschäden in Milliardenhöhe auftretenkönnten. Die Flutszenarien müssen sich auch mit Flussüberschwemmungenund Sturzfluten befassen, nicht nurmit Katastrophen, die von Sturmfluten ausgelöst werden.Einige Beispiele:Hurrikan/Sturmflut Texas (Galveston/Houston)Hurrikan/Sturmflut Florida (Miami)Die Einwohner von Miami fürchten seit langem eineschwere Sturmflut an der Beachfront. Hotelanlagen <strong>im</strong>Gesamtwert von vielen Milliarden US-Dollar <strong>–</strong> alle versichert<strong>–</strong> stehen nur wenige Meter vom Ufer entfernt. Nichtnur die unmittelbaren Sachschäden wären hier enorm;auch Betriebsunterbrechungsschäden könnten astronomischeHöhen erreichen, denn 50 bis 60 Millionen Menschenverbringen jedes Jahr in Florida ihren Urlaub. HurrikanAndrew, bis zum vergangenen Jahr der teuerste Sturm,warnte Miami <strong>im</strong> Jahr 1992.Doch nicht nur an der Küste, auch <strong>im</strong> Inneren Floridasdroht Gefahr: Zwe<strong>im</strong>al schon brachen die Deiche des LakeOkeechobee <strong>im</strong> letzten Jahrhundert; die Wassermassenrissen tausende Menschen in den Tod.Hurrikan/Sturmflut <strong>im</strong> Nordosten (New York)Ein an der Ostküste nordwärts ziehender Sturm, der aufNew York oder Boston trifft, könnte <strong>im</strong>mense Schädenanrichten, das südliche Manhattan und große Teile vonLong Island überschwemmen. Wenngleich die Wahrscheinlichkeiteines solchen Ereignisses weit geringer istals ein Treffer in Miami, New Orleans oder Houston <strong>–</strong> ausgeschlossenist es nicht: Bereits 1938 verwüstete der „NewEngland Hurrikan“ die Bundesstaaten Massachusetts undNew York. Aufgrund der enormen Wertedichte <strong>im</strong> GroßraumNew York könnten durch einen schweren HurrikanAbb. 14 Überschwemmungszonen in New YorkÜberschwemmteFlächen nachSaffir-S<strong>im</strong>pson(SS)-HurrikankategorienWährend sich Galveston nach der Sturmflut von 1900wirtschaftlich nie mehr richtig erholte, prosperierte dasca. 80 km landeinwärts liegende Houston. Die Entfernungder Stadt zur Golfküste bietet jedoch nur eine scheinbareSicherheit, denn Houston ist durch den Houston ShipChannel mit dem Ozean verbunden. Über ihn könnenSturmfluten weit ins Landesinnere vordringen. GroßeIndustrieanlagen sind wie an einer Perlenschnur entlangdes Kanals aufgereiht. Eine Überströmung oder gar einDeichbruch hätte Versicherungsschäden in Milliardenhöhezur Folge. Die Stadt ist vorgewarnt: Im Juni 2001 setzteTropensturm Allison das Stadtzentrum unter Wasser undverursachte einen Gesamtschaden von 6 Milliarden US$.Und die Zugbahn von Rita verfehlte <strong>im</strong> September 2005Houston und Galveston nur knapp.Die voraussichtlich überschwemmten Flächenfür verschiedene Hurrikankategorien illustrieren,welche enormen Schäden verursachtwürden, wenn die Sturmflut eines HurrikansNew York trifft.Quelle: SLOSH Modell HurrikanÜberschwemmungszonen <strong>–</strong> New York StateHöhendaten: USGSSS 1SS 2SS 3SS 4Höhe in m010021


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Wasser als Katastrophenursache <strong>–</strong> Szenarien in den USAdie Schäden einen dreistelligen Milliarden-US$-Betragerreichen, ein substanzieller Teil davon wäre auf dieSturmflut zurückzuführen. Die Münchener Rück rechnetin diesem Fall mit versicherten Schäden in einer Größenordnungvon 100 Milliarden US$.Mississippi-Missouri-Hochwasser (St. Louis)St. Louis liegt am Zusammenfluss von Mississippi undMissouri. Im Sommer 1993 hatten wochenlange Niederschlägefast alle Gewässer <strong>im</strong> nördlichen Mittelwestenüber die Ufer treten lassen. Fast 50 000 km 2 Land warenüberflutet, 200 000 Menschen mussten evakuiert werden.Obwohl überwiegend ländliche Gebiete überschwemmtwaren, summierten sich die Schäden auf 21 MilliardenUS$. Die Versicherungswirtschaft zahlte 1,3 MilliardenUS$, davon kamen 270 Millionen US$ aus dem NationalFlood Insurance Program. „The Great Flood of ‘93“ warkeineswegs das schl<strong>im</strong>mste denkbare Ereignis, be<strong>im</strong>nächsten Hochwasser könnten auch große Stadtflächenund Industrieareale überflutet werden.Hochwasser am unteren Mississippi (New Orleans)Die große Mississippi-Flut von 1927 war bis zu Katrina dieschwerste Überschwemmung der US-amerikanischenGeschichte <strong>–</strong> und der Auslöser für den Bau der heutigenDeiche am Unterlauf des Flusses. Heftige Regenfälle <strong>im</strong>Zentrum des Mississippi-Gebiets füllten <strong>im</strong> Herbst 1926die Nebenflüsse in Kansas and Iowa. Anfang 1927 verlagertensich die Überschwemmungen nach Kentuckyund Tennessee; <strong>im</strong> Mai war der Mississippi River unterhalbvon Memphis 100 km breit. Der Deich wurde mit 30 tDynamit gesprengt, das Wasser abgeleitet <strong>–</strong> New Orleanswar gerettet.Obwohl am Tennessee viele Staudämme gebaut wurden,ist eine erneute Flut dieser Größenordnung nicht auszuschließen.Kritisch für die Versicherungswirtschaft wäredann auch der Abschnitt zwischen Baton Rouge und NewOrleans, der als „längster Hafen der USA“ gilt.Abb. 15 Höhenprofil von New OrleansBNewOrleansA30302010MississippiAFlutmauer 23 ftProject Flowline* 18 ftDurchschnittliches jährlichesHochwasser 14 ftSPH Design Elevation* 11 ftHurrikanschutzDeich und Flutmauer 17,5 ftB2010LakePontchartrain0NormalnullNormaler Wasserstand des Sees 1 ft0<strong>–</strong>10<strong>–</strong>20ftCanal St. at RiverSt. Louis CathedralEsplanade at St. ClaudeDerbigny at I<strong>–</strong>10Gentilly Blvd at AllenDillard Univ. CampusSt. Anthony atWildair DrWainright Drat L. C. S<strong>im</strong>onUNO Side of Wainright Dr<strong>–</strong>10<strong>–</strong>20ftGezeigt wird ein Querschnitt von der CanalStreet am Ufer des Mississippi bis zum Uferdes Lake Pontchartrain nahe der Universityof New Orleans.Grafik: Münchener Rück* Standard Project Hurricane (SPH) Design Elevation und MississippiProject Flowline wurden vom U.S. Army Corps of Engineers festgelegtund sind für den Hochwasserschutz an der Küste maßgeblich.22


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Wasser als Katastrophenursache <strong>–</strong> Szenarien in den USADeichbruch <strong>im</strong> Central Valley/Kalifornien (Sacramento)Der fruchtbarste Teil Kaliforniens ist das Central Valley,gebildet vom Sacramento River <strong>im</strong> Norden und vom SanJoaquin River <strong>im</strong> Süden. Gut 40 % der amerikanischenObst- und Gemüseernte werden hier produziert. BeideFlüsse fließen zwischen Deichen, die zum Teil über150 Jahre alt und mittlerweile marode sind. Bereits 2004brach bei Stockton ein Deich und setzte 50 km 2 landwirtschaftlicheFläche unter Wasser. Der Schaden lag bei100 Millionen US$. Die Sanierung der Deiche wird nochJahre dauern.Sacramento, die Hauptstadt Kaliforniens, liegt <strong>–</strong> nur 10 müber dem Meeresspiegel <strong>–</strong> am gleichnamigen Fluss, derjedes Jahr zur Schneeschmelze in der Sierra Nevada Hochwasserführt. Keine Stadt der USA hat ein höheres Flutrisiko.Die Deiche bieten lediglich Schutz gegen ein 100-jährliches Hochwasser <strong>–</strong> weniger als in New Orleans. EinDeichbruch <strong>im</strong> Stadtgebiet würde die Häuser von 300 000Menschen bis zu 9 m unter Wasser setzen. Obwohl nicht zubefürchten ist, dass Tausende in den Fluten ums Lebenkommen, wären die Schäden <strong>im</strong>mens.Sturzflut <strong>im</strong> Westen (Las Vegas, Denver)Las Vegas ist mit heute rund 1,7 Millionen Einwohnern dieam schnellsten wachsende Stadt in den USA. Die Wertekonzentrationist hoch: Neun der zehn weltgrößten Hotelsstehen hier. Die Stadt ist umgeben von Bergen, die sie umbis zu 600 m überragen; von dort drangen Sturzflutenschon mehrmals bis in die Stadt vor. Am 8. Juli 1999 fiel ineiner guten Stunde mehr als die Hälfte (bis zu 80 mm) desdurchschnittlichen Jahresniederschlags <strong>im</strong> Las VegasValley.Auch die „Mile-High City“ Denver (1 600 m über demMeeresspiegel) liegt direkt am Fuß hoher Berge. Gewitterstürmemit hohen Niederschlagsmengen, Hagel und Blitzeinschlägensind hier keine Seltenheit. Ein Regensturmdirekt über Denver könnte katastrophale Schäden verursachenund vielen Menschen das Leben kosten. Sturzflutenkönnten in zahlreichen weiteren Großstädten des amerikanischenWestens und Südwestens große Schäden anrichten,z. B. in San Antonio, Dallas und Austin.FazitDie Katastrophe von New Orleans alarmierte alle: Bevölkerung,Regierungen, Katastrophenexperten und Versicherungswirtschaft.Fieberhafte Aktivitäten waren die Folge.Ein Aktionismus, der vermutlich nicht lange anhalten wird.Der Fall New Orleans unterscheidet sich in zweifacherHinsicht von anderen Elementarschadenereignissen.Zunächst beruht der technische Schutz gegen Hochwasserauf einem pauschalen Gebietsschutz und nicht wie gegenSturm und Erdbeben auf der individuellen baulichen Vorsorgean Gebäuden. Damit sind Verantwortlichkeiten undZuständigkeiten anders gelagert. Außerdem haben kleineEinflüsse eine große Wirkung: Ein paar Zent<strong>im</strong>eter Wasserstandsunterschied,ein einziger Deichbruch können großeGebiete überschwemmen. Doch gerade das Schutzkonzeptverführt dazu, weniger wachsam zu sein, denn es verhinderthäufige, kleinere Überschwemmungen. Ein Großschadenerzeugt dann in der Regel ein „Hyperbewusstsein“,das vorübergehend alle Aufmerksamkeit auf diesen einenEreignistyp konzentriert. Beispiele sind neben Katrina dieÜberschwemmungen in Mitteleuropa 2002 und vor allemder Tsunami vom 26. Dezember 2004.Um uns in Zukunft vor den Folgen extremer Naturereignissezu schützen, müssen wir bislang undenkbare, abermögliche Katastrophenszenarien ins Auge fassen. Dabeiwird es schwierig bleiben, Alles-oder-nichts-Ereignissewie die Überflutung von New Orleans zu versichern, dennhier berechnet sich das Risiko aus einem Produkt aus fastnull (Wahrscheinlichkeit) mal fast unendlich (Schadenhöhe),also einem undefinierten Wert. Ein Beispiel: In denNiederlanden besteht ein Deichschutz, der nur mit einerWahrscheinlichkeit von kleiner als 10 <strong>–</strong>4 überwunden wird(= Wiederkehrperiode 10 000 Jahre); wenn dieses Szenarioaber dennoch eines Tages eintritt, wird ein Großteil desLandes unter Wasser stehen, die Schäden in die hunderteMilliarden Dollar gehen.Um für solche Szenarien gewappnet zu sein, bedarf eseiner funktionierenden Risikopartnerschaft von Bevölkerung,<strong>Assekuranz</strong> und Staat. Dazu gehört:<strong>–</strong> das Wissen aller Bevölkerungsteile um die Gefahr undentsprechende Schulungen, um sich <strong>im</strong> Katastrophenfallschützen zu können;<strong>–</strong> präventive Maßnahmen, um die katastrophalen Auswirkungenvon Naturgefahren zu mindern (Gesetze, Landnutzungsbeschränkungen,technische Schutzmaßnahmenetc.) und ein gut vorbereitetes Krisenmanagement(Notmaßnahmen, geeignete technische und materielleAusstattung, finanzielle Hilfsmittel usw.);<strong>–</strong> ein Risikomanagement, das es Erst- und Rückversicherernermöglicht, eine <strong>im</strong>mense Zahl an Schadenmeldungenkurzfristig abzuwickeln und hohe Kumulschädenzu tragen.23


165 00083 00063 00024 00011 00032 0001999<strong>–</strong>2003 2004 2005Schäden aus <strong>Hurrikane</strong>n <strong>im</strong> NordatlantikDie gesamten und versicherten Schädenaufsummiert über die Jahre 1999 bis 2003gegenüber den Schäden von 2004 und 2005.GesamtschädenversichertOriginalschäden in Millionen US-Dollarohne InflationsbereinigungQuelle: MRNatCatSERVICE ®


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Schadenaspekte <strong>–</strong> Nach dem Sturm ist vor dem SturmDie vier großen <strong>Hurrikane</strong> des Jahres 2004, Charley, Frances, Ivan undJeanne, stellten die Schadenabteilungen von Erst- und Rückversicherernvor völlig neue Herausforderungen. Doch 2005 übertraf Katrina alles bislangDagewesene <strong>–</strong> Wasser wurde zu einem maßgeblichen Schadenfaktor.Klaus Wenselowski, München,und Stefan Hackl, München2 Millionen Einzelschäden häuften sich 2004 in der Karibikund den USA innerhalb von nur sechs Wochen. Die meistenSchäden ereigneten sich in einem einzigen US-Bundesstaat:in Florida. Schadengutachter hatten kaum Zeit, Schädenzu sichten und zu regulieren; bereits nach wenigenTagen wurden sie zusammen mit der Bevölkerung evakuiert<strong>–</strong> der nächste Hurrikan nahte. Dieses Schema wiederholtesich, bis Jeanne als letzter Hurrikan der Saison überFlorida hinwegzog.Erschwerte BedingungenWer konnte letztlich mit Sicherheit feststellen, welcherSchaden von welchem Sturm verursacht wurde? Wie vieleSelbstbehalte mussten dem Versicherten belastet werden?Wie verlockend war die Versuchung der Versicherten, dieSituation zu ihren Gunsten auszulegen? Die Verwirrungwar bei allen Beteiligten groß <strong>–</strong> zumindest zu Beginn derSchadenregulierung. Die meisten Versicherungen warengut auf einen Sturm vorbereitet. Aber auf zwei oder gar vier?Hinzu kam: Oberirdisch verlegte und dadurch besondersexponierte Strom- und Telefonleitungen waren von denStürmen großflächig beschädigt worden. Kommunikationwar nur über wenige Funktelefongesellschaften möglich.Wohl dem, der über Handys verschiedener Telefongesellschaftenverfügte. Die Internettechnologie der Schadenbearbeitungwurde einem intensiven Praxistest unterzogen:Sie ermöglichte die Kommunikation zwischenVersicherten, Versicherungsgesellschaften und Schadenregulierern<strong>–</strong> wofür nahezu jeder zugängliche Computergenutzt wurde. Als hilfreich stellten sich zudem GPS(Global Positioning System)-Geräte heraus: Mit ihnenkonnten Schadenregulierer beschädigte Objekte auchohne Straßenbeschilderung finden.Die Politik war von Anfang an bemüht zu zeigen, dass manaus den Fehlern bei Hurrikan Andrew gelernt hat. Versichererbekamen zeitliche Vorgaben, bis wann Schäden besichtigtund Regulierungsvorschläge gemacht sein sollten. DieGesellschaften mussten sich aber zudem mit öffentlichenSchadenregulierern (public adjusters) auseinander setzen,die Entschädigungen zugunsten der Versicherten in dieHöhe trieben. Die Kosten für Reparaturen stiegen erheblich<strong>–</strong> sowohl für den Arbeitslohn als auch für Materialien(demand surge). Auf den karibischen Inseln, die von denStürmen he<strong>im</strong>gesucht wurden, etwa den Cayman-Inseln,wurden Materialien für Reparaturen knapp. Auch Arbeitskräftewaren rar, einige Instandsetzungen wurden vonweniger gut ausgebildeten Handwerkern durchgeführt <strong>–</strong>und damit die Gebäude für kommende Stürme nochanfälliger.SchadenbildViele Reparaturen sind auch mehr als ein Jahr nach demHurrikan noch nicht abgeschlossen, insbesondere beiprivaten Häusern mit geringen Schäden an Dach, Fensternund Fassade. Die Industrie konzentrierte sich zunächst auflukrativere Großaufträge wie Apartmenthäuser. Nebendemolierten Privat- und Apartmenthäusern gab es zumeistgroße Schäden an „mobile homes“. Nachträglich installierteAnbauten wie Carports verursachten an ihnen Totalschäden:Sie wirkten wie Segel <strong>im</strong> Wind und beschädigtendie Außenhaut der Wohnwagen. Dadurch konnte der Hurrikanauch <strong>im</strong> Inneren der „mobile homes“ wüten. Auch <strong>im</strong>Landesinneren waren derartige Leichtbauten schadenanfällig,da die <strong>Hurrikane</strong> durch Wind und Regen selbst dortnoch Zerstörungskraft besaßen. Überlegungen zuRegressmöglichkeiten, beispielsweise wenn herumfliegendeTrümmerteile zerstörter Gebäude andere Objektebeschädigten, konnten kaum umgesetzt werden.Hintergrund: Fundament eines Hauses an derKüste von Mississippi, das durch die Sturmflutvon Katrina komplett weggerissen wurde.25


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Schadenaspekte <strong>–</strong> Nach dem Sturm ist vor dem SturmFür Rückversicherungsgesellschaften war es oft schwierig,die Schäden den korrekten Verträgen zuzuordnen oder zuaggregieren. Mithilfe elektronischer Datenbanken wurdenLage der betroffenen Objekte, Schadenursache, Zuordnungzu einer für den Rückversicherungsvertrag wichtigenEreignisperiode (meist 72 Stunden) und etwaige Mehrfachzahlungenoder Doppelbuchungen geprüft. Jeder einzelneSchaden musste einem Ereignis zugeordnet werden,jeweils unter Anwendung des Selbstbehalts. Auch der korrekteVorabzug der Zahlungen des Hurricane CatastropheFund in Florida wurde kontrolliert. Dieser Fund wurde1993 nach den Schäden durch Hurrikan Andrew von denbundesstaatlichen Behörden initiiert.Man hatte aus Hurrikan Andrew gelernt <strong>–</strong> das zeigte sichunter anderem daran, dass nur eine US-amerikanischeVersicherungsgesellschaft durch die Wirbelstürme 2004 infinanzielle Schwierigkeiten geriet. Viele Versicherer gingenjedoch davon aus, dass die Hurrikansaison 2004 ein singuläresEreignis war, dem einige ruhigere Jahre folgenwürden. Spätestens <strong>im</strong> Frühjahr 2005 wurde man einesBesseren belehrt: Die Prognosen aufgrund der Wassertemperaturensagten mehrheitlich ein weiteres sturmintensivesJahr voraus.Rekordschäden durch WasserMit Katrina änderte sich Ende August alles. Der Sturm riefmit seinen Landfalls allein in den USA knapp 2 MillionenEinzelschäden hervor, fast so viel wie <strong>im</strong> gesamten Vorjahrzusammen. Der geschätzte versicherte Schaden liegt 50 %über der Summe der „Fab Four“ <strong>im</strong> Jahr zuvor. Der Gesamtschadenwird auf über 120 Milliarden US$ geschätzt.Verantwortlich für diese enormen Beträge sind neben denWindschäden besonders die Schäden, die das Wasserverursachte. An den Küsten von Louisiana und Mississippilief eine gewaltige Sturmflut auf. Mehrere Deichbrücheließen Wasser aus dem Lake Pontchartrain in tiefer gelegeneZonen von New Orleans strömen und setzten dieStadt zu 80 % unter Wasser. Laut ersten Berichten über dieUrsachen der Deichbrüche gründeten die Deiche nicht infestem Untergrund. So konnten sie vom Wasserdruck aneinigen Stellen um bis zu 14 m verschoben werden <strong>–</strong> oderbrachen. Zumindest ein Deichbruch könnte auch durcheine vom Sturm losgerissene Barkasse verursacht wordensein. Versicherungsnehmer versuchen außerdem, denbestehenden Flutausschluss durch Klageeinreichunggegen das U.S. Army Corps of Engineers und Bauunternehmerzu umgehen, mit der Begründung, die Deicheseien fehlerhaft konstruiert und gebaut worden.Abb. 16 Vorher <strong>–</strong> nachher: Ivan und Katrina überrollen Dauphin IslandDreid<strong>im</strong>ensionale Lidar-Bilder derTopografie der dem MississippiSound vorgelagerten Insel vor undnach Ivan (Bilder A/B) bzw. nachKatrina (C). Bild D zeigt einSchrägluftbild nach Katrina am31. August 2005.Quelle: NASA26


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Schadenaspekte <strong>–</strong> Nach dem Sturm ist vor dem SturmKnapp einen Monat nach dem ersten Deichbruch ließHurrikan Rita, dessen Ausläufer New Orleans ebenfallsstreiften, erneut einen Damm an einer provisorisch repariertenStelle brechen. Bereits trocken gelegte StadtteileNew Orleans’ wurden wiederum überflutet. Für die Rückversicherungstellte dies ein weiteres Ereignis dar, was dieAbrechnung der Schäden noch komplexer macht.Auch die späteren Plünderungen und Feuer müssen <strong>im</strong>Detail geprüft werden. Ein unmittelbarer Zusammenhangmit Katrina oder der Flut ist be<strong>im</strong> Feuer offensichtlich nichtgegeben. Viele Brände brachen erst aus, als die Stromversorgungwieder aktiviert wurde, oder sie wurden vonPlünderern gelegt, die Spuren beseitigen wollten.Vor wenigen Jahren erbrachte bereits eine groß angelegteTrockenübung an der US-amerikanischen Golfküste miteinem hypothetischen Hurrikan namens PAM ähnlicheErgebnisse, wie sie bei Katrina tatsächlich auftraten. Manging damals davon aus, ein Hurrikan der Saffir-S<strong>im</strong>pson-Kategorie 3 treffe auf die Deiche von New Orleans. DieErkenntnisse: Tote, Bewohner, die sich nicht evakuierenließen, Umweltschäden.Bis zur nächsten Hurrikansaison, die <strong>im</strong> Atlantik <strong>im</strong> Junibeginnt, werden die Deiche nicht komplett wiederhergestelltoder gar verbessert sein. Sowohl Bevölkerung alsauch Versicherungswirtschaft sind sich darüber <strong>im</strong> Klaren,dass die 350 Meilen langen Deiche keinen ausreichendenSchutz mehr gegen einen Hurrikan der Kategorie 3 oder<strong>stärker</strong> bieten. Die <strong>Assekuranz</strong> muss dies bei der Neubewertungdes Risikos berücksichtigen.Schwierige RegulierungDie Schadenhöhen erreichen bei einigen Einzelschädenungeahnte D<strong>im</strong>ensionen. Waren 2004 „mobile homes“ dienegative Überraschung, waren es 2005 vor allem Werftenund schw<strong>im</strong>mende Spielcasinos. Letztere sind über kurzeGalerien mit großen Hotels auf dem Festland verbunden.Diese Bauweise hat ihren Grund in der jüngeren Gesetzgebungvon Mississippi, die keine Spielcasinos auf demFestland erlaubt. Das Gesetz wurde bereits angepasst, umeine Wiederholung dieser Überraschung zu vermeiden.Die Sturmflut, die Katrina auslöste, beschädigte nahezualle Casinos in Mississippi. Die meisten Casinoschiffewurden aus ihren Verankerungen gerissen und triebenins Hinterland. Manche landeten mitten auf einer Bundesstraßeoder rammten angeschlossene Hotels. Die SachundBetriebsunterbrechungsschäden sind <strong>im</strong>mens undbelaufen sich auf mittlere dreistellige Millionenbeträge.Flutschäden an Privathäusern und kleineren gewerblichenRisiken werden seit 1968 durch das staatliche NationalFlood Insurance Program versichert <strong>–</strong> falls von denBesitzern gewünscht. Die verheerenden Flutschäden nachKatrina haben bereits zu mehreren Klagen geführt; ihr Zielist die Deckung der Flutschäden durch die Homeowner-Policen. Die Privatversicherer wehren sich mit vielenArgumenten <strong>–</strong> unter anderem damit, dass sie für Flut keinePrämie erhalten haben, andere Eigentümer die staatlicheDeckung sehr wohl gekauft hätten. Bei Industrierisikensind Flutschäden generell mitversichert, oftmals jedochl<strong>im</strong>itiert.Die Evakuierung der Stadt wird für weitere Diskussionenbei der Schadenregulierung sorgen. Betriebsunterbrechungsschäden,die dadurch entstanden, können mitgedeckt werden. Aber was ist, wenn kein Sachschadenvorliegt <strong>–</strong> gilt die Deckung auch dann? Ähnliche Problemebirgt die „Egress/Ingress-Klausel“. Sie besagt, dassBetriebsunterbrechungsschäden ausgeglichen werden,falls der Zugang zur Betriebstätte nicht möglich ist, etwaaufgrund zerstörter Straßen oder umgestürzter Bäume.Die hauptsächlich von der Flut verursachten Beschädigungenan Raffinerien, chemischen Werken, privaten Öltanksund Autos hinterließen oft eine mehrere Zent<strong>im</strong>eter dickeSchlammschicht, die teilweise mit giftigen Substanzendurchsetzt war. Diese gefährliche Mischung kann meistkeinem einzelnen Verursacher zugeordnet werden. Nurin Einzelfällen, etwa bei Tankfarmen, gelingt es, dieVerschmutzung der Umgebung einem oder mehrerenVerursachern direkt zuzuschreiben.Umweltschäden <strong>–</strong> unterschiedliche DeckungenIn den weit verbreiteten Comprehensive-commercial-Liability-Policen, die auf den ISO-Standard-Bedingungenberuhen, sind Umweltschäden ausgeschlossen (absolutepollution exclusion). Große internationale Industriepolicenin den USA decken jedoch Umweltschäden, solange sieauf best<strong>im</strong>mten, in der Police aufgezählten Ursachenberuhen (Pollution-named-Perils-Deckungen): Dazu zähltbeispielsweise Blitzschlag. Auch müssen die Schäden vonunfallartigen Ereignissen hervorgerufen werden.Zusätzlich bieten einige wenige Spezialversicherer in denUSA Umweltspezialpolicen an. Im Vergleich zu den Comprehensive-commercial-Liability-Policensind sie jedochweniger verbreitet. Umweltschäden sind hier gedeckt <strong>–</strong>sowohl auf dem eigenen Betriebsgelände als auch außerhalb.Die Deckung umfasst ebenfalls Umweltschäden aufdem eigenen Betriebsgelände infolge Naturgefahren.Schäden durch Sch<strong>im</strong>melpilze (toxic mould) werden in derRegel ebenso mitversichert.27


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Schadenaspekte <strong>–</strong> Nach dem Sturm ist vor dem SturmIn der Sachversicherung sind Bodenverschmutzungen alsAufräumkosten gedeckt, wenn auch mit einem Subl<strong>im</strong>it.Insgesamt scheinen versicherte Kosten für Umweltschäden<strong>im</strong> Vergleich zu Sachschäden allerdings von untergeordneterBedeutung zu sein.Bei der Rückversicherung müssen die aggregiertenEinzelschäden von Katrina geprüft werden. Zwischendem ersten Landfall in Florida und dem zweiten inLouisiana lag eine Zeitspanne, die über die üblicherweisevereinbarten 72 Stunden hinausging. Für dieRückversicherungsindustrie handelt es sich in diesemFall um zwei getrennte Ereignisse.AusblickWas also sind die Lehren aus Katrina? Wie kann man sichvor Schäden hinter Deichen schützen, wenn man weiß,dass diese kaum einem Hurrikan der Kategorie 3 standhalten?Können schw<strong>im</strong>mende Casinos mit großemVerlustpotenzial bei Betriebsunterbrechungen in hurrikangefährdetenGebieten (rück)versichert werden <strong>–</strong> zumal siean der Küste <strong>im</strong>mensen Windgeschwindigkeiten, Sturmflutenund gewaltigen Wellenenergien ausgesetzt sind?Oder lösen die neuen Gesetzesänderungen, die den Bauder Casinos auch auf dem Festland erlauben, dieses Problem?Soll die <strong>Assekuranz</strong> gar Lobbying unterstützen, dasden Wiederaufbau von New Orleans an anderer, sichererStelle unterstützt?Anhand der Erfahrungen jedes einzelnen Wirbelsturms derJahre 2004 und 2005 müssen nun die Underwritingrichtlinienangepasst werden; sie können und werden teilweiseunterschiedlich ausfallen. Entscheidend wird jedoch sein,die Anpassungen nicht nur zu erarbeiten <strong>–</strong> man muss sieauch konsequent umsetzen. Denn: Nach dem Sturm ist vordem Sturm.Schaden durch Wind undSturmflutEin beschädigtes Gewerbegebäudein Mississippi an derKüste des Golfs von Mexiko.28


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Offshore-Industrie <strong>–</strong> Bedingungen, Preise undKapazitäten auf dem PrüfstandDie <strong>Hurrikane</strong> Katrina und Rita verursachten in der Offshore-Energy-Industrieschätzungsweise jeweils Schäden von bis zu 6 Milliarden US$ <strong>–</strong> eineneue D<strong>im</strong>ension. Unter den Experten herrscht breiter Konsens, dass diesgravierende Veränderungen bei den Bedingungen sowie der verfügbarenKapazität bewirken wird.Wolfgang Ulbrich, MünchenAusgangssituationNach den großen Hurrikanschäden durch Ivan 2004 wurdedie Offshore-Energy-Industrie 2005 von Katrina und Ritanoch schwerer getroffen. Erneut mussten sämtliche Anlagen,die auf der Zugbahn der <strong>Hurrikane</strong> lagen, abgeschaltetund evakuiert werden <strong>–</strong> ein Großteil der US-amerikanischenÖl- und Gasproduktion kam zum Erliegen. Auchzahlreiche Raffinerien <strong>im</strong> Bereich der Landfalls warenbetroffen. Die US-Regierung musste nach Katrina kurzfristigauf nationale Ölreserven zurückgreifen und mehrRaffinerieprodukte aus anderen Ländern <strong>im</strong>portieren, umdie Energieversorgung sicherzustellen. Zahlreiche BohrundFörderanlagen wurden zerstört, Pipelines beschädigt.Für die Wiederherstellung mobilisierte man alle verfügbarenReparaturkapazitäten, nicht nur <strong>im</strong> Golf von Mexiko.Anfang Dezember 2005 waren <strong>im</strong>mer noch 16 % der Plattformenaußer Betrieb und mehr als 30 % der Ölproduktionnoch nicht wiederhergestellt.SchädenAusschlaggebend für die wesentlich höheren Schäden <strong>im</strong>vergangenen Jahr waren die Zugbahnen: Katrina und Ritazogen über deutlich mehr Anlagen, vor allem in Küstennähe.Zudem zählen diese zu den ältesten Installationenund die angewandten Design-Codes entsprechen nichtmehr dem heutigen Standard. Allerdings zeigten alle drei<strong>Hurrikane</strong>, dass auch modernste Konstruktionen, wie sieseit einigen Jahren <strong>im</strong> Tiefwasserbereich installiert werden,zu Schaden kommen können. Dies ist von besondererBedeutung, da Explorationen und Neuinstallationen vonFörderanlagen besonders <strong>im</strong> Tiefwasserbereich stattfindenwerden. Dennoch: Während ältere Anlagen häufig totalzerstört wurden, überwogen bei neuen Anlagen Teilschädenan den Aufbauten oberhalb der Schw<strong>im</strong>mkörper.Offshoreschäden durch Ivan, Katrina und RitaLoss/damage typeIvan 2004Katrina 2005Rita 2005Platforms Destroyed5 Fixed Platforms2 Caissons36 Fixed Platforms10 Caissons48 Fixed Platforms14 Caissons1 Deepwater Tension LegPlatformPlatforms with majorDamage1 Fixed Platform2 SPAR Platforms2 Deepwater Platforms1 Deepwater Tension LegPlatform14 Fixed Platforms2 Caissons4 Deepwater Platforms30 Fixed PlatformsRigs Destroyed1 Platform Rig1 Jack-Up3 Platform Rigs1 Jack-Up3 Rigs DisappearedRigs Adrift5 Mobile OffshoreDrilling Units1 Jack-Up5 Semi-Submersibles3 Jack-Ups10 Semi-SubmersiblesRigs Damaged1 Platform Rig1 Mobile OffshoreDrilling Unit2 Platform Rigs2 Jack-Ups5 Semi-Submersibles7 Jack-Ups2 Semi-Submersibles1 SubmersibleDie Schäden an den Anlagen waren 2005 deutlichschwerer als 2004.Quelle: Gard, Norwegen unter Verwendung Originalquelle MMS29


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Offshore-Industrie <strong>–</strong> Bedingungen, Preise und Kapazitäten auf dem PrüfstandNeben den direkten Sachschäden waren die Folgeschädenwie direkte und indirekte Betriebsunterbrechung erheblich.Während sie bei Ivan etwa 70 % des versicherten Gesamtschadensausmachten, ist ihr Anteil bei Katrina und Ritajedoch voraussichtlich deutlich geringer. Die genaue Verteilungwar bei Redaktionsschluss dieser Veröffentlichungnoch nicht bekannt. Schlammlawinen auf dem Meeresbodenbeeinträchtigten bei Ivan besonders das küstennahePipelinenetz großflächig. Einige bedeutende Pipelineswurden über größere Entfernungen (mehrere hundertMeter) von ihrer Position verschoben, sodass kein sichererBetrieb mehr gewährleistet war. Infolgedessen musstenauch Anlagen abgeschaltet werden, die nicht direkt vonIvan betroffen waren, aber diese Pipelines nutzen. AndereAnlagen konnten ihren Betrieb nicht mehr aufnehmen,weil die angeschlossenen Raffinerien beschädigt waren.Dies rief nicht nur direkte, sondern auch zum Teil nochgrößere indirekte Betriebsunterbrechungsschäden(Contingent BI) hervor. Für die Sturmsaison 2005 wurdenbislang keine großflächigen Bodenverschiebungen mitentsprechenden Schäden gemeldet; aufgrund der Meerestopografieunter den gegebenen Zugbahnen sind sie auchkaum zu erwarten.Schadenschätzungen und typische SchädenNach derzeitigen Schätzungen belaufen sich die versichertenOffshore-Energy-Schäden von Ivan auf ca. 2 bis2,4 Milliarden US$; für Katrina und Rita geht man vonjeweils bis zu 6 Milliarden US$ aus. Ereignisse dieserGrößenordnung, die so kurz nacheinander eintreten, sindein Schadenbild mit finanziellen Belastungen einer neuenD<strong>im</strong>ension: Das geschätzte weltweite Offshore-Energy-Beitragsvolumen bewegt sich zwischen ca. 1,8 und rund2 Milliarden US$ pro Jahr; der Anteil, der auf den Golf vonMexiko entfällt, liegt bei 400<strong>–</strong>500 Millionen US$ jährlich.SchadenbeispieleOrtsfeste Plattformen<strong>–</strong> Gesamte (Stahl)konstruktion bricht zusammen oderknickt ab.<strong>–</strong> Teilschäden an Konstruktion und Aufbauten entstehendurch Wellenschlag bzw. Wind.Schw<strong>im</strong>mende Plattformen<strong>–</strong> Verankerung reißt, Plattformen driften führungslos ab(bis zu mehreren hundert Kilometern), auch bisher nichtbetroffene Anlagen können bei einer Kollision beschädigtwerden.<strong>–</strong> Anlage versinkt vollständig.<strong>–</strong> Verankerungen werden beschädigt, ohne Verlust derAnlage.<strong>–</strong> Beschädigung/Verlust der Deckaufbauten durch Sturmund Wellenschlag. Wassereinbruch in den Deckaufbautenzerstört Steuerungseinheiten und macht Quartiereund andere Einrichtungen unbrauchbar.Pipelinesysteme<strong>–</strong> Verbindungspunkte zu den Plattformen werdenbeschädigt, weil Konstruktionen zusammenbrechenoder abknicken.<strong>–</strong> Beschädigungen entstehen durch driftende Anlagenbzw. deren Ankerketten.30


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Offshore-Industrie <strong>–</strong> Bedingungen, Preise und Kapazitäten auf dem PrüfstandZu den Sach- und Betriebsunterbrechungsschäden könnenKosten für Aufräumarbeiten und Wrackbeseitigung (meistversichert) sowie Haftpflichtschäden kommen.Die Reparaturkapazitäten, die <strong>im</strong> Golf von Mexiko verfügbarsind, waren bereits nach Ivan voll ausgelastet, dieArbeiten noch nicht vollständig abgeschlossen. Katrinaund Rita haben die Situation weiter verschärft. Je nachUmfang der Einzelschäden muss bei den Reparaturen deshalbmit längeren Wartezeiten gerechnet werden.Auch Rückversicherer müssen je nach Beteiligungsart undMarktsegment weitere Maßnahmen erwägen. Dazu gehörenin erster Linie eine grundlegende Überprüfung derBedingungs- und Preisstrukturen sowie eine Weiterentwicklungder Risikomodelle, bei der die neu zu bewertendenWiederkehrperioden berücksichtigt werden. Aus Sichtder Offshore-Energy-Versicherer ist ferner bedeutend, dassaußer den <strong>Hurrikane</strong>n Ivan, Katrina und Rita auch dieStürme Dennis und Wilma Offshore-Energy-Anlagen nurrelativ knapp verfehlten <strong>–</strong> beide <strong>im</strong> Jahr 2005.Auswirkungen auf die VersicherungsindustrieInfolge der massiven Schadenbelastungen ist zu erwarten,dass die Bedingungen grundlegend überarbeitet und dieKapazitäten verringert werden. Die zentralen Themen sinddie bisher einfache Verfügbarkeit großer Deckungskapazitätengerade bei den versicherungstechnisch komplexendirekten und indirekten Betriebsunterbrechungsdeckungensowie die Beitragsstruktur. Eine wichtige Grundlagefür Veränderungen der Deckungen liefert das neue „Lossof Production Income“-Wording des Londoner Markts, daskurz nach Ivan in Angriff genommen wurde und seit Juni2005 verfügbar ist. Zudem planen einige Marktteilnehmerauf dem Erstversicherungssektor, Ereignisl<strong>im</strong>ite für Naturgefahrenbzw. Stürme auf Policen- oder Risikobasis und <strong>im</strong>Rahmen der Kumulkontrolle über das Gesamtportefeuilleeinzuführen. Darüber hinaus setzen etliche Underwritereine geografische Neugestaltung des Portfolios um (z. B.um die Exponierung <strong>im</strong> Golf von Mexiko zu reduzieren);das wird die Risikoverteilung verbessern. Die Prüfung, obBeiträge noch risikoadäquat sind, ist ein weiterer wichtigerFaktor, damit das Geschäft in Zukunft versicherbar bleibt.Abb. 17 Ölplattformen <strong>im</strong> Golf von MexikoDallasRitaAndrewKatrinaIvanMobilePensacolaDie Plattformen wurden von Ivan,vor allem jedoch von Katrina undRita schwer getroffen. Allerdingssind Kumulszenarien mit nochdeutlich größeren Schädenvorstellbar. Dazu gehören zumBeispiel <strong>Hurrikane</strong>, die sichparallel zur Küste bewegen.HoustonNew OrleansGrafik: Münchener RückCorpus ChristiTampaPlattformMiamiZugbahnen von Andrew 1992,Ivan 2004, Katrina 2005 undRita 2005Mögliches Onshore-Offshore-Kumulschadenszenario <strong>im</strong>Golf von Mexiko31


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Konsequenzen für die <strong>Assekuranz</strong>:Neue SchadenverteilungenErnst Rauch, MünchenTropische Wirbelstürme 2004/2005:Folgerungen für die <strong>Assekuranz</strong>Die <strong>Hurrikane</strong> Katrina, Rita und Wilma haben 2005 in denBilanzen vieler Versicherer deutliche Spuren hinterlassen.Zusammen mit den Schäden aus den „berühmten Vier“(Fab Four), den tropischen Wirbelstürmen Charley, Ivan,Frances und Jeanne vom Vorjahr, machten sie klar, dassdas Risiko „Hurrikan“ grundlegend neu bewertet werdenmuss.Was ist zu tun? Die <strong>Assekuranz</strong> muss die Wahrscheinlichkeitenfür das Auftreten und den Landfall tropischerWirbelstürme unterschiedlicher Intensität <strong>im</strong> Nordatlantikanpassen <strong>–</strong> also die Grundlage ihrer Definition der Sturmgefährdung.Die Wissenschaft hat auf diesem Gebiet, insbesondere2005, erhebliche Fortschritte erzielt. Wir wissenheute, dass die Beschreibung der Hurrikangefährdung alsMittelwert einer gut 100-jährigen Zeitreihe keine adäquateRisikomessung ermöglicht. Zum einen unterliegt dieSturmtätigkeit natürlichen zyklischen Schwankungen <strong>–</strong>zum anderen ist ein überlagerter Trend zu <strong>häufiger</strong>ensowie intensiveren Wirbelstürmen zu beobachten. Nebenkonsequentem Kl<strong>im</strong>aschutz als notwendiger Antwort aufdiesen Trend ist eine neue Qualität <strong>im</strong> Risikomanagementgefordert.Anpassungsbedarf bei der RisikobewertungDie Schadenbelastung der <strong>Assekuranz</strong> in den Jahren 2004und 2005 belegt dies eindrucksvoll: Allein in den USAlagen privatwirtschaftlich versicherte Schäden aus <strong>Hurrikane</strong>nbei rund 80 Milliarden US$ <strong>–</strong> ohne die Schäden ausdem staatlichen National Flood Insurance Program. Hinzukamen rund 12 Milliarden US$ versicherte Schäden ausOffshore-Risiken <strong>im</strong> Golf von Mexiko.Kommerzielle Modellierungssoftware der Generation 2005bewertet die jährliche Schadenerwartung aus „HurrikanUSA“ auf 6 bis 8 Milliarden US$. Schon der Vergleich mitoben genannter Schadensumme legt nahe, dass derAnpassungsbedarf bei der Modellierung des Hurrikanrisikos<strong>im</strong> Nordatlantik erheblich ist. Und wie <strong>im</strong> Kapitel übermeteorologische Spitzenwerte und Schadenrekorde angeführt:Der letzte Großschaden (Hurrikan Andrew) laggerade erst 13 Jahre zurück.Ganzheitliches RisikomanagementJedoch: Die Lehren aus Katrina & Co reichen weit hinausüber den Anpassungsbedarf bei der Risikobewertungwegen der veränderten Gefährdung. Künftig müssenSchadenkumule ganzheitlicher (d. h. alle Sparten mitNebengefahren) gemanagt werden <strong>–</strong> das belegen dieBeiträge dieser Broschüre eindeutig.Der erforderliche holistische Ansatz muss auch bis dato„undenkbare“ Katastrophenszenarien einschließen.Beispiele wie der 11. September 2001 oder die lang verdrängteGefahr der Überflutung von New Orleans müssenals Signale verstanden werden, bekannte quasilineareDenkmodelle zu ersetzen. Es ist an der Zeit, dass neueAnalysemethoden die Abschätzung möglicher Kumulschädenallein aus der Extrapolation der Erfahrungen derVergangenheit ablösen.AusblickDie Münchener Rück stützt sich bei der Messung undSteuerung ihrer Risiken aus „Hurrikan USA“ bereits bei derErneuerung zum 1. Januar 2006 auf einen erweitertenModellierungsansatz. Die Grafik (Abb. 18) zeigt vereinfacht,wie sich die Gefährdungsanpassung und die Erweiterungum zusätzliche Gefahren und Größtkatastrophenszenariengemeinsam auf die Schadenverteilung für einUSA-weites Hurrikanportefeuille auswirken.32


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Konsequenzen für die <strong>Assekuranz</strong>: Neue SchadenverteilungenIn dieser Publikation haben wir uns be<strong>im</strong> Änderungsbedarfin der Risikomodellierung auf das Hurrikanrisiko <strong>im</strong> Nordatlantikkonzentriert. Wir sind jedoch weiterhin dabei, auchfür andere Regionen <strong>–</strong> zum Beispiel für die tropischenWirbelstürme <strong>im</strong> Pazifik und Indischen Ozean sowie fürdie Winterstürme in Europa <strong>–</strong> die natürlichen Kl<strong>im</strong>azyklenund Auswirkungen des Kl<strong>im</strong>awandels zu analysieren. Sokönnen wir zukünftige Veränderungen der Risiken bereitsvorher erfassen und in den Risikomodellen berücksichtigen.Fest steht: Die <strong>Assekuranz</strong> muss noch viele Herausforderungenbei der Absicherung von Kumulschäden aus Naturkatastrophenbewältigen. Wir richten unser Risikomanagementmehr denn je an den enormen Schadenpotenzialenund der sich ändernden Risikosituation aus. Unsere Produkteund unser Service werden dringend nachgefragt <strong>–</strong>wir nutzen diese Chance, akzeptieren aber nur risikoadäquatePreise und Bedingungen.Dies ist ein besonders wichtiger Erfolgsfaktor. Denn nurwenn unsere Underwritingkompetenz stets auf dem aktuellstenStand der Erkenntnisse ist, können wir die Profitabilitätdes uns angebotenen Geschäfts beurteilen und dierichtigen Entscheidungen treffen. Die ständige Überprüfungunserer Risikomodellierungen steht deshalb ganzoben auf der Tagesordnung.Abb. 18 Veränderung der Schadenverteilung für ein USA-weites HurrikanportfolioPortfolioschädenDie obere Kurve zeigt die Anpassungder bisherigen Schadenverteilungnach Berücksichtigung<strong>–</strong> der gestiegenen Hurrikanfrequenz,<strong>–</strong> der höheren Intensitäten,<strong>–</strong> der Neubewertung von Sturmflut-und Überschwemmungsrisiko(ohne NFIP) und<strong>–</strong> schadenverstärkender Faktorenbei komplexen Größtkatastrophen.1 10 100 1 000 10 000Grafik: Münchener RückWiederkehrperiode in Jahren33


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>Chronik der Schäden 2004 und 2005Hurrikansaison 2004Name Datum Max<strong>im</strong>ale Max<strong>im</strong>ale Betroffene Todes- Geschätzte GeschätzteSaffir- Wind- Gebiete opfer Gesamt- versicherteS<strong>im</strong>pson- geschwindig- schäden SchädenKategorie keiten (Mio. US$) (Mio. US$)Hurrikan Alex 31. Juli<strong>–</strong>6. Aug. 3 195 km/h USA: NCTropischer Sturm 3.<strong>–</strong>12. Aug. 105 km/h USA: NC. Kanada 4 5BonnieHurrikan Charley 9.<strong>–</strong>14. Aug. 4 240 km/h Kuba. Jamaika. Cayman- 36 18 000 8 000inseln. USA: FL, SC, NCHurrikan Danielle 13.<strong>–</strong>21. Aug. 2 175 km/hTropischer Sturm Earl 13.<strong>–</strong>15. Aug. 80 km/hHurrikan Frances 25. Aug.<strong>–</strong>8. Sept. 4 230 km/h Bahamas. Turks- und Caicos- 39 12 000 6 000inseln. Caymaninseln.USA: FL, GA, SC, NC, MD,VA, NJ, NYHurrikan Gaston 27. Aug.<strong>–</strong>1. Sept. 1 120 km/h USA: VA, SC, NC 8 100 65Tropischer Sturm 29.<strong>–</strong>31. Aug. 65 km/hHermineHurrikan Ivan 2.<strong>–</strong>24. Sept. 5 270 km/h Barbados. Caymaninseln. 125 23 000 12 500Kuba. Dom. Republik.Grenada. Haiti. Jamaika.St. Lucia. St. Vincent unddie Grenadinen. Trinidad undTobago. Venezuela. Kolumbien.USA: FL, AL, DE, GA, LA, MD,MS, NC, NJ, NY, PA, TN, VAHurrikan Jeanne 13.<strong>–</strong>29. Sept. 3 195 km/h Haiti. Dom. Republik. 2 000 9 200 5 000Puerto Rico. Bahamas.USA: FL, DE, GA, MD,NC, NJ, NY, PA, SC, VAHurrikan Karl 16.<strong>–</strong>24. Sept. 4 230 km/hHurrikan Lisa 19. Sept.<strong>–</strong>3. Okt. 1 120 km/hTropischer Sturm 8.<strong>–</strong>10. Okt. 75 km/h USA: LAMatthewTropischer Sturm 10.<strong>–</strong>11. Okt. 80 km/h BermudaNicoleTropischer Sturm Otto 26. Nov.<strong>–</strong>5. Dez. 80 km/hQuelle: NHC und MRNatCatSERVICE ®34


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong> Chronik der Schäden 2004 und 2005Hurrikansaison 2005Name Datum Max<strong>im</strong>ale Max<strong>im</strong>ale Betroffene Todes- Geschätzte GeschätzteSaffir- Wind- Gebiete opfer Gesamt- versicherteS<strong>im</strong>pson- geschwindig- schäden SchädenKategorie keiten (Mio. US$) (Mio. US$)Tropischer Sturm Arlene 8.<strong>–</strong>13. Juni 110 km/h USA: Kuba, FL 1Tropischer Sturm Bret 28.<strong>–</strong>29. Juni 65 km/h Mexiko 2 10Hurrikan Cindy 3.<strong>–</strong>7. Juli 1 120 km/h Mexiko 3 250 160USA: AL, LA, MS, GAHurrikan Dennis 5.<strong>–</strong>13. Juli 4 240 km/h Jamaika. Haiti. Kuba.USA: FL, AL, GA, MS 76 3 100 1 200Hurrikan Emily 11.<strong>–</strong>21. Juli 4 245 km/h Karibik. Mexiko 13 400 250Tropischer Sturm Franklin 21.<strong>–</strong>29. Juli 110 km/h BahamasTropischer Sturm Gert 23.<strong>–</strong>25. Juli 75 km/h MexikoTropischer Sturm Harvey 2.<strong>–</strong>8. Aug. 105 km/h BermudaHurrikan Irene 4.<strong>–</strong>18. Aug. 2 175 km/hTropischer Sturm Jose 22.<strong>–</strong>23. Aug. 80 km/h Mexiko 6Hurrikan Katrina 23.<strong>–</strong>31. Aug. 5 280 km/h USA: AL, FL, LA, MS 1 322 125 000 60 000Tropischer Sturm Lee 28. Aug.<strong>–</strong> 2. Sept. 65 km/hHurrikan Maria 1.<strong>–</strong>10. Sept. 3 185 km/hHurrikan Nate 5.<strong>–</strong>10. Sept. 1 145 km/h BermudaHurrikan Ophelia 6.<strong>–</strong>18. Sept. 1 140 km/h USA: NC, SC 1 50 35Hurrikan Philippe 17.<strong>–</strong>24. Sept. 1 130 km/hHurrikan Rita 18.<strong>–</strong>26. Sept. 5 280 km/h USA: FL, LA, TX, MS 10 16 000 11 000Hurrikan Stan 1.<strong>–</strong>5. Okt. 1 130 km/h Mexiko. Guatemala > 840 3 000 100Tropischer Sturm Tammy 5.<strong>–</strong>6. Okt. 80 km/h USA: FL, GAHurrikan Vince 9.<strong>–</strong>11. Okt. 1 120 km/h Portugal. SpanienHurrikan Wilma 15.<strong>–</strong>25. Okt. 5 280 km/h Mexiko. USA: FL 38 18 000 10 500Tropischer Sturm Alpha 22.<strong>–</strong>24. Okt. 80 km/h Dom. Republik, Haiti 28Hurrikan Beta 27.<strong>–</strong>31. Okt. 3 185 km/h Nikaragua. Kolumbien.Honduras 16Tropischer Sturm Gamma 18.<strong>–</strong>21. Nov. 80 km/h Honduras. Belize 37Tropischer Sturm Delta 23.<strong>–</strong>28. Nov. 110 km/h Spanien:Kanarische Inseln. Marokko 20 375Hurrikan Epsilon 29. Nov.<strong>–</strong>8. Dez. 1 140 km/hTropischer Sturm Zeta 30.Dez.<strong>–</strong>6. Jan. 100 km/hQuelle: NHC und MRNatCatSERVICE ®35


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong> Chronik der Schäden 2004 und 2005Hurrikansaison 2004Hurrikan Charley: Oft wurden die Dächer von Wohnhäusern teilweiseoder sogar ganz weggerissen, etwa hier in Punta Gorda an der WestküsteFloridas. Deshalb wurden auch die Inhalte stark beschädigt.Hurrikan Charley: Dieses Mobile Home in Pine Island konnte den hohenWindgeschwindigkeiten wenig entgegensetzen. Mobile Homes trugen2004 signifikant zu den Hurrikanschäden bei.Hurrikan Frances: Die Statik dieses Carports in Florida konnte demWinddruck des Hurrikans nicht standhalten.Hurrikan Ivan: Dieses Bürogebäude in Pensacola, Florida, sieht auf denersten Blick gut aus, verlor aber während des Sturms einen Teil seinesDachs. Ältere Geschäftsgebäude in den Stadtzentren erlitten oft schwereSchäden.Hurrikan Ivan: Boote und Jachten wurden oft aus den Hafenbecken anLand gespült. Oder sie wurden, wie hier auf Cayman Island, an ihrenLagerplätzen zu Spielbällen des Sturms.Hurrikan Ivan: Sch<strong>im</strong>melentwicklung in einem Hotel auf Cayman Island,gefördert durch eingedrungene Feuchtigkeit und die lange nichtfunktionierenden Kl<strong>im</strong>aanlagen <strong>–</strong> die Stromversorgung war nach Ivanausgefallen.36


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong> Chronik der Schäden 2004 und 2005Hurrikansaison 2005Hurrikan Dennis: Dieses Haus in Navarre, Florida, wurde von Dennisbeschädigt <strong>–</strong> nur fünf Wochen nachdem die Reparatur der Ivan-Schädenbeendet war.Hurrikan Emily: Das Wrack eines Sportflugzeugs lehnt an einem Baumund einem Schuppen, nachdem Emily über die Halbinsel Yukatangezogen war.Hurrikan Katrina: Das Rathaus von Biloxi ist stabil gebaut. Es hieltden hohen Windgeschwindigkeiten nahezu unversehrt stand.Hurrikan Katrina: Die Bohrinsel Ocean Warwick wurde von Katrinaerheblich beschädigt und gut 100 km von ihrem Standort abgetrieben;sie strandete auf Dauphin Island, Alabama.Hurrikan Rita: Eine überflutete Raffinerie in Port Arthur, Texas, nach demDurchzug von Rita. Internationale Industriepolicen und Spezialpolicen inden USA decken auch Umweltschäden.Hurrikan Stan: Stan und Wilma richteten in Mexiko nicht nur an derGolfküste schwere Schäden an; die Überschwemmungen waren bis andie Pazifikküste katastrophal. Das Foto zeigt eine Schule in Tapachula,Chiapas, die von Stan zerstört wurde.37


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>AutorenDr. Eberhard FaustSenior-ConsultantGeoRisikoForschung/UmweltmanagementCorporate Underwriting/Global ClientsSeite 7Stefan HacklConsultantCorporate Underwriting/Global ClientsSeite 25Dr. Torsten JeworrekMitglied des Vorstandsder Münchener RückCorporate Underwriting/Global ClientsSeite 1Dr.-Ing. Wolfgang KronSenior-ConsultantGeoRisikoForschung/UmweltmanagementCorporate Underwriting/Global ClientsSeite 20John PhelanMitglied des Vorstandsder Münchener RückChairman der American ReSeite 1Ernst RauchAbteilungsleiter Sturm-,Wetter-, Kl<strong>im</strong>arisikenGeoRisikoForschung/UmweltmanagementCorporate Underwriting/Global ClientsSeite 17, 32Wolfgang UlbrichSenior-Underwriter MarineCorporate Underwriting/Global ClientsSeite 29Klaus WenselowskiSenior-SchadeningenieurCla<strong>im</strong>s Management &ConsultingCorporate Underwriting/Global ClientsSeite 2538


Münchener Rück, <strong>Hurrikane</strong> <strong>–</strong> <strong>stärker</strong>, <strong>häufiger</strong>, <strong>teurer</strong>LiteraturverzeichnisBarnett, T. P. et al. (2005),Penetration of Human-Induced Warming into the World’s Oceans,Science 309, S. 284<strong>–</strong>287.Brouwer, G. (2003),The Creeping Storm, Civil Engineering Juni 2003, S. 46<strong>–</strong>88Emanuel, K. (2005),Increasing destructiveness of tropical cyclones over the past 30 years,Nature 436, S. 686<strong>–</strong>688Fischetti, M. (2001),Drowning New Orleans, Scientific American Oktober 2001, S. 76<strong>–</strong>85Goldenberg, S. B. et al. (2001),The Recent Increase in Atlantic Hurricane Activity: Causes andImplications, Science 293, S. 474<strong>–</strong>479.Knight, J. R. et al. (2005),A signature of persistent natural thermohaline circulation cycles inobserved cl<strong>im</strong>ate, Geophysical Research Letters 32.Knutson, T. R., Tuleya, R. E. (2004),Impact of CO 2 -Induced Warming on S<strong>im</strong>ulated Hurricane Intensity andPrecipitation: Sensitivity to the Choice of Cl<strong>im</strong>ate Model and ConvectiveParameterization, J. Cl<strong>im</strong>. 17, S. 3477<strong>–</strong>3495.Landsea, C. W. et al. (1999),Atlantic Basin Hurricanes: Indices of Cl<strong>im</strong>atic Changes, in: Karl, T. R. et al.(1999), Weather and Cl<strong>im</strong>ate Extremes, Dordrecht u. a., 1999, S. 89<strong>–</strong>130.Seed, R. B. et al. (2005),Prel<strong>im</strong>inary Report on the Performance of the New Orleans LeveeSystems in Hurricane Katrina on August 29, 2005, Report No. UCB/CITRIS <strong>–</strong> 05/01 November 2, 2005, University of California at Berkeley,American Society of Civil Engineers.Sutton, R. T., Hodson, D. L. R. (2005),Atlantic Ocean Forcing of North American and European SummerCl<strong>im</strong>ate, Science 309, S. 115<strong>–</strong>118.Tourre, Y. M, White, W. B. (2005),Global Cl<strong>im</strong>ate Signals and Equatorial SST Variability in the Indian,Pacific and Atlantic Oceans during the 20th Century, submitted toGeophys. Res. Lett.Trenberth, K. (2005),Uncertainty in Hurricanes and Global Warming, Science 308,S.1753<strong>–</strong>1754.Vellinga, M., Wu, P. (2004),Low-Latitude Freshwater Influence on Centennial Variability of theAtlantic Thermohaline Circulation, J. Cl<strong>im</strong>. 17, S. 4498<strong>–</strong>4511.Webster, P. J. et al. (2005),Changes in Tropical Cyclone Number, Duration, and Intensity in aWarming Environment, Science 309, S. 1844<strong>–</strong>1846.Willoughby, H. E., Masters, F. J. (2005),Early 21st Century Hurricane Threats: Max<strong>im</strong>um Potential Intensity, theAtlantic Multidecadal Oscillation, Global Warming, and Chance, 10thAmericas Conference on Wind Engineering, Mai 31<strong>–</strong>June 4, 2005, Book ofExtended Abstracts, ed. Levitan, M. L., English, E. C., Baton Rouge, 2005.39


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