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Müheloseres Management durch Achtsamkeit - Netzwerk Achtsame ...

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Gespräch | Schwerpunkt | <strong>Müheloseres</strong> <strong>Management</strong> <strong>durch</strong> <strong>Achtsamkeit</strong> | Kai RomhardtGroße Strenge mit sich selbst, Identifikation mit dem innerenRichter. Hoher Druck, den Ansprüchen Dritter genügen zu müssen,geringe innere Freiheit. Innere Abhängigkeit von einemhohen materiellen Lebensstil. Idealisierung von Geistesgiftenwie Ungeduld, Unzufriedenheit, Aggressivität/Gereiztheit undEinsatz dieser zur Eigen- und Fremdmotivation. ScheinbareAlternativlosigkeit. Keine richtigen Pausen (Muße). Fehlendegeistige Hygiene/systematische Geistesschulung (Integrationeiner Meditationspraxis). Ethische Orientierungslosigkeit...OE: Wie sind Sie selbst auf die Thematik des Buddhismus im<strong>Management</strong> gestoßen? Was war der Auslöser für Ihre Beschäftigungmit Themen wie <strong>Achtsamkeit</strong> oder Mühelosigkeit?Romhardt: Vor vierzehn Jahren stieg ich frisch promoviert beiMcKinsey ein, hatte gerade einen <strong>Management</strong>-Bestseller geschriebenund fühlte mich unverwundbar. Meine Beratungsarbeitmachte mich aber nicht glücklich, sondern schwer depressiv.Nach kurzer Zeit kündigte ich und begann nach denWurzeln meiner Getriebenheit, meiner Ängste und der innerenGnadenlosigkeit mit mir selber zu suchen. Auf dieser Suchebegegnete ich dem Buddhismus in Form der <strong>Achtsamkeit</strong>spraxisin der Tradition des bekannten Zen-Meisters und FriedensaktivistenThich Nhat Hanh. Meine ersten Meditationsretreatsim buddhistischen Kloster Plum Village öffneten mir dieAugen. Nie habe ich in so kurzer Zeit so viel Essentielles gelernt.Und zwar ohne jede Mühe. Über mich selbst, meine Familie,unsere Gesellschaft, die Wirtschaft und die tieferen Ursachenfür Glück und Unglück in seinen tausend Formen.Insgesamt zwei Jahre habe ich in Plum Village verbracht undbin heute noch regelmäßig dort. Ich habe hunderte von Menschenverschiedenster Herkunft und Nationalität erlebt, derenLe ben sich <strong>durch</strong> die <strong>Achtsamkeit</strong>spraxis fundamental zum Positivengewendet hat. Kriegsveteranen, Sozialarbeiter, Wissenschaftler,Unternehmer, Ärzte und Lehrer. Das hat mein Vertrauenin die Praxis extrem gestärkt. Und so habe ich mich ent schlossen,in meiner eigenen Arbeit diese Methoden weiterzugebenund Unternehmen, Universitäten und anderen Orga ni sationenanzubieten. Und Einzelpersonen bei der Neuorien tie rung,beim Umsteigen in heilsamere Arbeitsfelder zu unterstützen.OE: Ihr Spiritus Rektor, Thich Nhat Hanh, hat vor drei Jahrenein Buch mit dem Titel «Der Weg zu mehr Gelassenheit» verfasstund dabei das Atmen als Schlüssel hierzu beschrieben.Warum ist atmen so zentral?Romhardt: Thich Nhat Hanh betont in seiner Lehre das achtsameAtmen besonders, weil es ihm auf vielfältige Weise geholfenund wertvolle Einsichten geschenkt hat. Wir könnenuns manchmal nicht vorstellen, dass uns so etwas scheinbarEinfaches wie das Atmen tiefe Einsichten schenken kann, wirdenken, dass hierzu komplizierte intellektuelle Prozesse nötigsind. Für mich ist das Gegenteil wahr. <strong>Achtsame</strong>s Atmen hatmir eine Klarheit geschenkt, die mir mein allein-gelassenerin tellektueller Geist nie schenken konnte. Thich Nhat HanhsLehre basiert unter anderem auf dem Anapanasati-Sutra, demSutra des achtsamen Atmens. Dies ist eine der bekanntestenLehrreden des Buddha. In 16 Schritten des bewussten Atmensgewinnen wir Erkenntnisse über unseren Körper, unsere Emotionen,unsere Geisteszustände und schließlich über die grundlegendenZusammenhänge des ganzen Universums. Thich NhatHanh bezeichnete den Tag, als er dieses Sutra fand und mitihm zu üben begann, als den glücklichsten Tag in seinem Leben.Für das achtsame Atmen gilt dasselbe wie für alle anderenMethoden der <strong>Achtsamkeit</strong>spraxis: Man muss es tun, es üben,es neugierig ausprobieren. Darüber zu reden reicht nicht. Mitetwas Übung können wir mit zwei bis drei achtsamen Atemzügeneinen inneren weiten Raum erzeugen, der uns hilft,schwierige Emotionen und Gedanken gehen zu lassen. <strong>Achtsame</strong>sAtmen holt uns aus unseren Spekulationen und unseremGedankenkino zurück in die Gegenwart und erdet uns.Das ist extrem stressreduzierend und nervensparend.Die am leichtesten integrierbare Atemmethode, die ich inmeinen Seminaren anbiete, lautet A-L-I: Atmen – Lächeln –Innehalten. Wir konzentrieren uns voll auf unser Atmen, ohnees in einen Rhythmus zu zwingen. Wir sitzen oder stehen aufrechtund sind uns der Berührungen des Körpers mit dem Bodenoder dem Stuhl bewusst. Wir geben unseren Gedankenkeine Nahrung, sondern lassen sie vorüber ziehen. Wenigeachtsame Atemzüge reichen aus, um unseren Körper und Geistin der Gegenwart zu sammeln, uns zu erfrischen und ein klaresBild von unserer aktuellen Situation zu erlangen. Üben wirA-L-I in einer Gruppe, zentriert sich die Gruppe, vertieft sichdas Zuhören, wächst die Konzentration und Verbundenheit –mühelos. Das ist meine Erfahrung aus über hundert Seminarenund Vorträgen, in denen ich diese Methode eingesetzt habe.Es funktioniert.OE: In Ihren eigenen Büchern (wie z.B. in Slow down your life– vom Glück der Gelassenheit) betonen Sie die Wichtigkeit desrichtigen Tempos für mehr Wirksamkeit und Gelassenheit. Nunhaben Change Manager oft nicht den Luxus, sich beliebig langeZeit zu lassen für ihre Planung oder Umsetzung. Wie könnensie dennoch Hektik und Aktivismus vermeiden?Romhardt: Langsamkeit und Schnelligkeit sind wie Bruder undSchwester; es geht nicht darum, dass das eine gut und das andereschlecht ist. Aber wer zu schnell unterwegs ist, der kannleicht am Wesentlichen vorbeirasen und in Aktionismus geraten.Im individuellen und kollektiven Burn-out beginnen dieGedanken, Entscheidungen, Pläne, Projekte immer schnellerzu kreisen. So lange bis gar nichts mehr geht. Und nicht selten16 OrganisationsEntwicklung Nr. 2 |2013


Kai Romhardt | <strong>Müheloseres</strong> <strong>Management</strong> <strong>durch</strong> <strong>Achtsamkeit</strong> | Schwerpunkt | Gesprächist es der Change Manager oder Berater selber, der ausbrennt.Innehalten ist daher kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.Impulsdistanz, die Fähigkeit innere und äußere Impulse desHandelns gelassen vorbeiziehen zu lassen, ist eine Schlüsselqualifikationfür jeden, der sich nicht von der Dynamik der Ereignissedavonreißen lassen möchte. Wir brauchen mehr Menschen,welche die Ruhe bewahren, welche Ungeduld nicht alseine Tugend betrachten, sondern als einen wenig förderlichenGeisteszustand, der eine Spirale negativer Emotionen auslösenkann. In mir selbst und um mich herum.OE: In einem anderen Buch, «Wissen ist machbar», schlagenSie vor, müheloser zu leben, indem man ganz bewusst seineInformationsaufnahme reduziert. Ist das auch für Manager eingangbarer Weg oder sehen Sie bei dieser radikalen Filter-Strategieauch Risiken?Romhardt: Ich schlage regelmäßige Phasen des Medienfastensvor. Medienfasten ist der bewusste Verzicht auf Medieninputsauf Zeit. Wie das körperliche Fasten reinigt und sensibilisiertuns eine Medienfastenkultur für das Wesentliche und macht esmöglich, zu neuen Mediengewohnheiten zu gelangen. In meinenLehraufträgen für Wissensmanager haben wir regelmäßigeine Medieninputbilanz erstellt. Die Wissensmanager warenerstaunt bis entsetzt, wie viele Stunden der Woche sie dem reinenMedieninput widmen. 40 bis 60 Stunden. Und wie wenigZeit sie der Verdauung widmen. Wie sie jede Pause, die sichauftut, mit neuen Inputs füllen und nicht einfach nur dasitzenkönnen, im Vertrauen, dass sich die Dinge im Innern von alleineordnen und verbinden, wenn man ihnen hierfür nur dienotwendige Zeit und den notwendigen Raum gibt. Einfachnur dasitzen, Wissen, Begegnungen und Ideen verdauen, dasfällt uns schwer. Doch ohne diese Verdauungsphasen büßenwir an Klarheit und Kreativität ein.Wir müssen nicht radikal filtern, aber wir sollten uns bewusstsein, dass Informationen und Medien Nahrung für unserenGeist sind, eine kraftvolle Wirkung auf unsere Gedankenund Grundstimmungen haben und unsere Tage emotionalfärben und ausrichten können. Die Grundfrage lautet: «Leseich die Zeitung oder liest die Zeitung mich?»OE: Seit einiger Zeit ist Buddhismus und <strong>Achtsamkeit</strong> ein Modethemaim <strong>Management</strong>. Was ist Ihrer Ansicht nach nötig,damit sich diese Themen nachhaltig im <strong>Management</strong> etablieren?Welche Rolle spielt Ihr Verein <strong>Achtsame</strong> Wirtschaft dabei?uns selbst und teilen unsere Erfahrungen dann mit den wirtschaftlichenUmfeldern, in denen wir tätig sind – nicht missionarisch,sondern entspannt einladend.Seit acht Jahren wächst das <strong>Netzwerk</strong> stetig und wir organisierenin 2012 um die 100 Veranstaltungen in etwa 20 Städten.Inzwischen haben wir acht Regionalgruppen gegründet, unteranderem in Berlin, Frankfurt, München und Wien. Wir treffenuns regelmäßig zu <strong>Achtsamkeit</strong>sseminaren, längeren Retreats,regionalen Meditations- und Austauschabenden, zu MindfulCoworking Days (an denen wir Arbeit und Meditation integrieren).Unsere aktuellen Themen sind «<strong>Achtsamkeit</strong> in derOr ganisation», «<strong>Achtsamkeit</strong> im Verkauf und der Kundenbeziehung»und die Formulierung einer buddhistisch inspiriertenWirtschaftsethik.Und zum Thema Mode: Wir spüren, dass die Aufmerksamkeitfür das Thema wächst und dass eine wachsende Anzahlvon Trainern auf den Zug aufspringt. Viele tun sich damit keinenGefallen. <strong>Achtsamkeit</strong> lässt sich nicht erjagen oder erzwingen.Sie will geduldig geübt und gestärkt werden. Wir solltenuns Zeit auf dem Weg vom Übenden zum Lehrenden lassenund aus gereifter persönlicher Erfahrung teilen. Aber ichverstehe die Sehnsucht vieler Trainer und Manager sehr gut,das Gelernte sofort teilen zu wollen. Wer einmal in einer Gruppegelebt oder gearbeitet hat, die in <strong>Achtsamkeit</strong> miteinanderverbunden ist, der will dies in seinem Arbeitsalltag immer wiedererfahren. Und mancher Change Manager, der diese Verbundenheiteinmal erlebt hat, wird sich vielleicht nach einemneuen Beruf oder beruflichen Umfeld umschauen.Einige Effekte des <strong>Achtsamkeit</strong>strainigs sind sehr schnell zuerfahren; wenn Sie so wollen sind es «quick wins». Andere Effektestellen sich erst mit der Zeit ein. Dazu gehören wachsendesMitgefühl, innere Ruhe, grundlose Freude, ein liebevollesVerhältnis zu sich selbst und natürliches ethisches Verhalten.OE: Wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch.Das Gespräch führte unser Redakteur Prof. Dr. Martin Eppler.Dr. Kai RomhardtBuchautor, Coach, MediationslehrerKontakt:kai@romhardt.deRomhardt: Zuerst zum <strong>Netzwerk</strong>: Wir sind eine Community vonBuddhisten und Nicht-Buddhisten, die sich in <strong>Achtsamkeit</strong>und Meditation üben und in der Wirtschaft tätig sind. Uns verbindetder Wunsch und die Erfahrung, dass wir eine achtsamereWirtschaft schaffen können. Hierbei beginnen wir beiOrganisationsEntwicklung Nr. 2 |201317


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