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Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker

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22Jean Sibelius: Wirkungsgeschichtebeginnend mit „Kullervo“ op. 7, über die siebenSymphonien, die bedeutenden Bühnenmusikenbis hin zu den zahlreichen Tondichtungen, unterdenen die „Lemminkäinen“-Suite op. 22 ihrerDimension und Disposition nach eine veritableSymphonie darstellt. Hinzu kommen zahlreicheOrchesterlieder, darunter „Luonnotar“ op. 70, unddie musikalisch zu den Höhepunkten von Sibelius’Schaffen zählende einaktige Oper „Jungfrun itornet“ (Die Jungfrau im Turm) aus dem Jahr 1896.Fraglos bildete also das Orchester mit seinen vielfältigenFarben und Klangkombinationen Sibelius’liebstes Instrument. In Vergessenheit gerietenneben diesen Werken all jene Kompositionen, dieeinen intimeren Zuschnitt aufweisen, vor allemLieder und Klavierstücke. Sie entstanden für denan der Wende zum 20. Jahrhundert noch intaktenmusikalischen „Salon“, mögen für Sibelius in ersterLinie des Broterwerbs wegen notwendig gewesensein, tragen aber unzweifelhaft die sichereHandschrift des Komponisten.Wie groß tatsächlich die Unkenntnis von diesembreit angelegten Œuvre ist, in dem nahezu jedemusikalische Gattung bedacht wurde, zeigt nichtnur das umfangreiche Werkverzeichnis, sondernauch der Blick in den CD-Katalog. Schon seit mehrals zwei Jahrzehnten verfolgt das schwedischeLabel BIS das ehrgeizige Projekt einer Gesamteinspielungmit inzwischen weit über 50 Veröffentlichungen,die auch alle Frühwerke und eigenständigenFassungen berücksichtigt. Seit 1998entsteht an der Sibelius-Akademie in Helsinkieine wissenschaftlich-kritische Gesamtausgabe –die für viele Kompositionen zum ersten Mal einenverbindlichen Notentext vorlegt.Am Ende: Das große SchweigenSchon während seiner Schulzeit widmete sich Sibeliusdem Komponieren – noch ganz geprägt vomklassischen Stil und der erstmals 1837 erschienene„Lehre von der musikalischen Komposition“ vonAdolf Bernhard Marx, die er in der Bibliothek seinesGymnasiums (!) fand. Vom Richtungsstreit um„absolute“ oder „programmatisch“ bestimmteMusik ließ er sich nicht beeindrucken. Selbst inden auf dem „Kalevala“-Epos basierenden Tondichtungenblieb er seinem kompositorischen Verfahrentreu, das auf subtilen motivischen Beziehungenund deren Verdichtung beruht.Allerdings scheint Sibelius an dem von ihm verfolgtenAnspruch zusehends gescheitert zu sein.Nach der Tondichtung „Tapiola“ op. 112 (1926)stellte er das Komponieren nahezu vollständigein. Neben kleineren (Gelegenheits-)Arbeitenentstanden nur mehr Arrangements, Instrumentationenund Revisionen. Auch die 8. Symphonie,die 1933 noch in Teilen für den Druck vorbereitetwurde, blieb nicht nur unvollendet, sondern Sibeliusvernichtete später voller Selbstzweifelfast das gesamte Material. Am Ende seines reichenSchaffens steht also Sprachlosigkeit – so,als ob sich Sibelius angesichts einer radikal verändertenMusikkultur und -sprache in dem ihmvertrauten Medium nicht mehr äußern konnte –oder wollte.

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