<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong>Aber die Gene sind schneller als Martin und alles endet in einer wilden Monsterjagdin den dunklen Gängen <strong>des</strong> Industriegebäu<strong>des</strong>.Abbildung 10.106: <strong>Das</strong> Fliegenmonster aus The Fly 2 (1989)<strong>Die</strong> Geschichte, welche The Fly 2 (1989) erzählt, ist altbekannt und ähnelt frappierenddem Szenario, welches ein knappes Jahrzehnt zuvor Stephen King ersann und dasmit Firestarter (1984) bereits mehr schlecht als recht verfilmt wurde. Ein Mann wieCronenberg hätte dieses Skript nicht ohne massive Änderungen verfilmt, aber ChrisWalas war nunmal ein Mann aus der Effekteabteilung, welcher sich auf den Regiestuhlverirrt hatte und dementsprechend fiel auch das Ergebnis aus.<strong>Die</strong> Handlung ist bei The Fly 2 (1989) zweitrangig und statt<strong>des</strong>sen konzentriertesich Walas auf Masken und animatronische Monsterpuppen. Mehr hat der Film auchnicht zu bieten. Er ist zwar kein so großes Ärgernis wie Curse of the Fly (1965) undman kann Chris Walas beileibe nicht vorwerfen, dass sein Film eine größere Missbildungsei als die darin gezeigte Kreatur, aber er ist dicht dran.The Fly 2 (1989) ist ein prima Film für Horrorpartys und für Komplettisten, aberim Kino war er schon im Jahr 1989 völlig fehl am Platze. Auch der mad scientist,der in diesem Fall durch Bartok Industries verkörpert wird, ist ein einziges Klischee,welches man spätestens nach Firestarter (1984) in den dauerhaften Ruhestand hätteschicken sollen. Daher mein Rat: Schauen Sie sich, falls Sie die Wahl haben odersie dieser Film nicht sowieso brennend interessiert, besser nochmal The Fly (1958)an und vergleichen Sie ihn mit Cronenbergs Remake von 1986. <strong>Das</strong> ist auf jeden Falllohnender.320
10. <strong>Die</strong> <strong>Mythen</strong>: Im Labor <strong>des</strong> WahnsinnsFacetten <strong>des</strong> IrrsinnsFrankenstein, Dr. Jekyll, der Unsichtbare und die Fliege sind jene mad scientists,welche den größten Einfluss in der Geschichte <strong>des</strong> Horrorfilms ausübten. Ihr Schaffenhatte sozusagen die meisten Konsequenzen. Aber dies bedeutet nicht, dass es nichtnoch mehr zu entdecken gäbe. Verrückte Forscher gab es viele, auch nachdem Dr.Frankenstein, der später zum Baron aufstieg, sein Stelldichein auf der Leinwand gabund bis heute der Gottvater aller durchgeknallter Weißkittel geblieben ist. Viele seinerNachfolger waren schlichtweg Idioten in noch idiotischeren Filmen, andere wiederumschafften es immerhin zu Auftritten in guten Filmen oder hatten wenigstens Ideen, dieeinen Film sehenswert machen. Sie alle aufzählen zu wollen ist ein sinnloses Unterfangen,welches ein eigenes Buch füllen würde. Außerdem ist nur knapp die Hälfte imHorrorbereich angesiedelt. Sie werden viele mad scientists auch in reinrassigen Filmenaus der Science Fiction finden, echte Unikate, die so einiges anstellten, welchesderbe Konsequenzen nach sich zog. <strong>Die</strong> bekannteste Zeugungsstätte von mad scientistsaus der Ecke der Science Fiction sind natürlich die Filme der James Bond-Reihe,von dem titelgebenden Charakter aus dem Erstling Dr. No (1962) über Auric Goldfingeraus Goldfinger (1964), Ernst Stavro Blofeld aus You Only Live Twice (1967),On Her Majesty’s Secret Service (1969) und Diamonds are Forever (1971), FranciscoScaramanga aus The Man with the Golden Gun (1974) und Hugo Drax aus Moonraker(1979) bis zu Max Zorin aus A View to a Kill (1985). Und kennen Sie vielleicht BlofeldsAbkömmling Dr. Evil aus Austin Powers: International Man of Mystery (1997)sowie <strong>des</strong>sen Fortsetzungen? Aber die Science Fiction hat noch weitaus interessanteremad scientists auf Lager. Kennen Sie zum Beispiel schon den durch Vincent Priceverkörperten Dr. Goldfoot aus Dr. Goldfoot and the Bikini Machine (1965)? <strong>Die</strong>serAbkömmling Goldfingers hat eine Leistung vollbracht, welche ebenfalls in den Filmenum den Agenten Austin Powers wiederentdeckt wurde, denn Dr. Goldfoot ist der Erfinderder Sexbots, der tödlichen Roboter in Gestalt unwiderstehlicher, leichtbekleideterFrauen. Erinnern Sie sich noch an die staatlich verordneten Experimente, welchen sichAlexander DeLarge in A Clockwork Orange (1971) unterziehen musste? Oder ist Ihnenschon aufgefallen, dass Tyrell in Blade Runner (1982) nichts anderes ist als eine ZukunftsvisionFrankensteins? Und wie wäre es mit Doc Emmett Brown aus Back to theFuture (1985), dem nichts Besseres einfiel, aus seine Zeitmaschine ausgerechnet in einAuto einzubauen? Oder Dr. Hans Reinhardt, der in seinem Wahn sich Erlösung davonerhofft, dass er sein Raumschiff in The Black Hole (1979) steuert? Drüben im Lagerder Utopien, Träume und Visionen gibt es ebenfalls verdammt viele Ärzte, Professorenund Erfinder zu entdecken, vor deren Werken man sich tunlichst hüten sollte.Aber wir sind hier in der Abteilung, in welcher sich die Schöpfer grässlicher Kreaturenund Apparate herumtreiben. Daher lassen wir die kranken Genies der ScienceFiction besser ungestört. Statt<strong>des</strong>sen führe ich Sie nun noch etwas herum und zeigeIhnen, nachdem Ihnen nun die vier berüchtigtsten Wiederholungstäter vorgestellt wurden,noch einige ausgewählte Ehrengäste in ihren Gummizellen.321