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Altvater Paisios vom Berg Athos –– der ... - prophet-elias.de

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<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> –<strong><strong>de</strong>r</strong> hesychastische Weg <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>nsZusammengestellt vonBischof Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> (Mileant), Johannes A. Wolf undChristos V.M. Tagarakis 1<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis, 1924-1994) war ein µ (Romiós o<strong><strong>de</strong>r</strong>Rûm, ein Grieche und orthodox)und stammte aus Kappadokien (heutigeTürkei). Er wur<strong>de</strong> Mönch auf <strong>de</strong>mHeiligen <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> (Griechenland).Durch die Askese <strong>de</strong>s Hesychasmusgeläutert, weihte er sein ganzes LebenGott und seinen Mitmenschen. An dieTür seines Kellions hatte er einen Zettelgeheftet (siehe nebenstehen<strong>de</strong> Abb.), <strong><strong>de</strong>r</strong>an die Pilger gerichtet war:1 Quellen:1) Bischof Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> (Mileant):www.fatheralexan<strong><strong>de</strong>r</strong>.org/booklets/english/staretz_paisij_eznepidis.Originalbuch: Priestmonk Chistodoulos (Aggeloglou) of Mount <strong>Athos</strong>, El<strong><strong>de</strong>r</strong><strong>Paisios</strong> of the Holy Mountain. Holy Mountain 1998 (siehe Anhang).2) Athanasios Rakovalis: Talks with Father <strong>Paisios</strong>, Thessaloniki, 1. engl. Ed. 2000,“Orthodox Kypseli” Publications, Stylianos M. Kementzetzidis, Spartakou 6, 56 626Sykies – Thessalonica; engl. Übers. <strong>de</strong>s gr. Originaltextes: Vr. Nicolas Palis.3) The Orthodox Word No. 229 (Vol. 39, No. 2 March-April 2003)4) Einleitung: Priestermönch Damascene, übers. nach:www.fatheralexan<strong><strong>de</strong>r</strong>.org/booklets/englisch/el<strong><strong>de</strong>r</strong>_paisios_mount_athos5) Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>: . µ , 2004 (Priestermönch Isaak, Das Leben <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s <strong>Paisios</strong> von <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>), <strong>Berg</strong><strong>Athos</strong> 2004; The Orthodox Word No. 229 und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Quellen.Übersetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Textquellen: die Autoren und Erzpriester Peter Sonntag.Anmerkungen: Christos V.M. Tagarakis, Johannes WolfDanksagung: Unser beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Dank gilt Äbtissin Eufthimia (Hl. Hesychastyrion„Hl. Johannes <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorläufer“, Metamorphosi, Chalkidiki, Griechenland) für ihrefrdl. Genehmigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Reproduktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Abbildungen.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 55°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Obgleich <strong><strong>de</strong>r</strong> heilige <strong>Altvater</strong> außerhalb Griechenlands nochnicht annähernd so bekannt ist wie in seiner Heimat, hat er <strong>de</strong>ngeistlich Suchen<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart viel mitzuteilen. In seinemLeben und seinen Lehren können wir einen Schlüssel fin<strong>de</strong>n, durch<strong>de</strong>n wir tiefer in das Herz <strong>de</strong>s orthodoxen christlichen Glaubenseindringen können. 3Wie die nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s<strong>Altvater</strong>s veröffentlichten Bücherzeigen, war Vater <strong>Paisios</strong>ein Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> ein sehr hohesgeistliches Leben führte. Erempfing zahlreiche himmlischeBesuche: <strong>vom</strong> Herrn JesusChristus, Seiner AllheiligenMutter und <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen; ihmwur<strong>de</strong> die Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Hellsichtigkeitund <strong><strong>de</strong>r</strong> Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>tätigkeitgewährt; er erschaute das UnerschaffeneLicht in göttlichenVisionen; und er war von GottesGna<strong>de</strong> in einem solchen Maßerfüllt, daß er die Vergöttlichung(theosis) erlangte.Es besteht kein Zweifeldaran, daß seine beeindrucken<strong>de</strong>ngeistlichen Gaben undErrungenschaften viel dazubeigetragen haben, daß seinemGe<strong>de</strong>nken im heutigen Griechenland so große Verehrung zuteilwird. Doch diese Gaben sind nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige – und nicht einmal<strong><strong>de</strong>r</strong> hauptsächliche – Grund dafür, daß <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> so sehrgeliebt wird. Um die wesentliche Erklärung dafür zu fin<strong>de</strong>n, warumer von <strong>de</strong>n Menschen so sehr geliebt wird, müssen wir auf die Liebeschauen, die er zu <strong>de</strong>n Menschen hatte. Diese Liebe, von obengeboren durch die Gna<strong>de</strong> Christi, war, wie es schien, grenzenlos.3 Mittlerweile sind einige Bücher von <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (siehe Literaturliste) in eineganze Reihe von Sprachen übersetzt wor<strong>de</strong>n. Sein Ruf hat sich schon in Rußland,<strong>de</strong>n U.S.A. und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n verbreitet. Es ist sehr wahrscheinlich, daß er baldals Heiliger kanonisiert wird.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 57°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°sowie von einer patriotischen Haltung geprägt, <strong>de</strong>nn das Leben <strong><strong>de</strong>r</strong>Pharasioten, wie auch sein eigenes, war ständig durch wild umherziehen<strong>de</strong>türkische Räuberban<strong>de</strong>n bedroht. Seine große Verehrunggegenüber <strong>de</strong>m hl. Arsenios, <strong><strong>de</strong>r</strong> in Pharasa lebte, brachte ihn dazu,daß er alle Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>, die er sah o<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>nen er hörte, aufschrieb,so daß sie ihm und <strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n helfen konnten. Die Mutter <strong>de</strong>s<strong>Altvater</strong>s <strong>Paisios</strong> hieß Eulampia, und er hatte neun Geschwister.Pharasa (Kappadokien)Die griechische Bevölkerung Kleinasiens war 1924 gezwungen,vor <strong>de</strong>n Verfolgungen und Massakern durch die Türken zu fliehenund in Griechenland Zuflucht zu suchen. 7 Am 7. August 1924, eineWoche vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfahrt <strong><strong>de</strong>r</strong> Pharasioten nach Griechenland, taufte<strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Arsenios alle Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, die noch nicht getauft waren.7 Ein bis zwei Millionen Griechen wur<strong>de</strong>n zu Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> 20er Jahre aus Kleinasien,Pontus und Kappadokien – <strong><strong>de</strong>r</strong> Heimat <strong><strong>de</strong>r</strong> großen kappadokischen Väter, <strong><strong>de</strong>r</strong> hll.Basileios, Johannes Chrysostomos und Gregor <strong>de</strong>s Theologen – von <strong>de</strong>n Türkenvertrieben. Die offizielle Bezeichnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertreibung war und ist immer noch beivielen bekannt als "Bevölkerungsaustausch zwischen Türkei und Griechenland".Sie verloren dadurch ihre angestammte Heimat, ihren Besitz, ihr Auskommen. Einegroße Anzahl von Christen (Rûm-Orthodoxe, d.h. Griechen, die orthodox waren)mußte zum Islam konvertieren. Das war die Voraussetzung, um in <strong><strong>de</strong>r</strong> Türkei lebenzu dürfen. In diesem Zusammenhang bemerkenswert ist die Proklamation, die am 6.Oktober 2002, zum 80. Jahrestag <strong>de</strong>s Massakers an <strong>de</strong>n Griechen in Kleinasien, <strong>vom</strong>Gouverneur <strong>de</strong>s Staates New York George E. Pataki verabschie<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> (sieheS. 153 in diesem Band).


60 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°etwas Wasser los, kletterte auf einen Felsen, draußen beim <strong>Berg</strong>, umwie die Styliten 9 zu beten. Am Nachmittag wur<strong>de</strong> ich dann hungrig...Dann än<strong><strong>de</strong>r</strong>te ich meinen Sinn: ‘Warum nicht nach Hausegehen und ein bißchen essen?’, sagte ich mir und kam <strong>vom</strong> Felsenherunter. Als ich etwas herangewachsen war, behagte mir dieGesellschaft meiner Gleichaltrigen nicht... Sie zogen los und tötetenkleine Vögel und taten an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Dinge, die ich nicht mochte. So bliebich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft jüngerer Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Diese wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um nahmenmich, da ich älter war, als Anführer und freuten sich, daß ich michmit ihnen zusammentat. Ich fastete auch... Sie wollten auch fasten...So bekam ich Probleme mit ihren Müttern... ‘Habt keine Gemeinschaftmit ihm, er wird euch schwindsüchtig machen’, sagten sie zuihren Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.“ (Rakovalis, S. 12)Von Kindheit an lebte <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> schon mit großer geistigerAufmerksamkeit 10 , Gebeten, Fasten und einer Sehnsucht nach <strong>de</strong>masketischen Leben.„Stell dir vor“, erzählte er Athanasios Rakovalis, „daß ich sehrfrüh am Morgen, bevor die Glocke schlug, schon zur Kirche ging,und viele Male wartete ich auf <strong>de</strong>n Priester, daß er käme, um dieKirche zu öffnen... Ich hatte solche Sehnsucht... Einmal begann meinälterer Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> mich anzuschreien, um mich ein bißchen zu mäßigen,daß ich nicht so viel mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche zu tun haben solle, und um mich9 „Säulensteher“ – Heilige, die als beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Askese ununterbrochen auf<strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze von Säulen lebten. Einer <strong><strong>de</strong>r</strong> berühmtesten Säulensteher ist <strong><strong>de</strong>r</strong> hl.Symeon <strong><strong>de</strong>r</strong> Stylit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ältere († 456). Er lebte 37 Jahre auf einer Säule (Ge<strong>de</strong>nken:1. September, siehe. Das Synaxarion. Die Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen <strong><strong>de</strong>r</strong> Orthodoxen Kirche,Band 1, Kloster <strong>de</strong>s hl. Johannes <strong>de</strong>s Vorläufers, Chania, Kreta 2005, S. 28-31).10 Wachsamkeit – Nüchternheit (gr. - nipsis): Die ganze Aufmerksamkeit wirdauf das unablässige Gebet konzentriert gehalten. Durch die erhöhte un<strong>de</strong>mpfindliche geistig-geistliche Wahrnehmung (Wachsamkeit, Nüchternheit) nimmtman alle schlechten Gedanken bzw. Versuchungen sofort wahr. Unverzüglich lenktman seine Konzentration auf das Gebet; dadurch wen<strong>de</strong>t man die schlechtenGedanken und Versuchungen ab (siehe auch "schlechte Gedanken", Fußnote 17 indiesem Beitrag). Literatur: Metropolit Hierotheos Vlachos: The Illness and the Cureof the Soul in the Orthodox Tradition / Orthodox Psychotherapy / OrthodoxSpirituality. Archimandrite Ioannikios Kotsonis: Watchfulness and Prayer (FilokalikesSeli<strong>de</strong>s) / The Nous (Filokalikes Seli<strong>de</strong>s). T. Collian<strong><strong>de</strong>r</strong>: Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> Asketen. Hl.Theophan <strong><strong>de</strong>r</strong> Klausner: Der Weg zur Rettung (siehe: Literaturliste im Anhang).


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 61°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°die Ordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottesdienste] und warf es auf das Bett... Ich gerietüber seine Tat in Zorn, <strong>de</strong>nn ich sah darin mit meinen kindlichenAugen eine Gottlosigkeit, und dann reagierte ich entsprechenddynamisch...“„Als ich jung war, schaute ich ständig zu Bo<strong>de</strong>n, wenn ich durchdie Straßen ging, um nicht durch die Mädchen abgelenkt zuwer<strong>de</strong>n... Ich sah nicht, wer neben mir ging... Manchmal kamen mirBekannte, Verwandte entgegen und waren darüber verärgert, daßich sie nicht grüßte... Einmal beschwerte sich meine Cousine beimeiner Mutter: ‘Arsenios grüßt mich nicht’, und meine Mutter sagtemir das... ’Habe ich nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es zu tun, Mutter, als auf dieMädchen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Straße zu schauen?’, fragte ich sie.“ (Rakovalis, S. 13)[P. Chr.] Der junge Arsenios arbeitete, nach<strong>de</strong>m er die nationaleSchule in Konitsa absolviert hatte, als Zimmermann – ähnlich <strong>de</strong>mHerrn in Seinem irdischen Leben. Als charakteristisches Beispiel fürseine barmherzige Seele sei hier die Tatsache erwähnt, daß er, als erin <strong><strong>de</strong>r</strong> Zimmermannswerkstatt arbeitete und jemand starb, stetsMitgefühl mit <strong>de</strong>n Angehörigen <strong>de</strong>s Verstorbenen empfand, und umsie zu trösten, fertige er je<strong>de</strong>s Mal einen Sarg an und gab ihn ihnenals Geschenk.Im Jahre 1945 wur<strong>de</strong> Arsenios zum Militärdienst einberufen unddiente vier Jahre als Soldat im Krieg, wobei er großen Mut bewies.Stets war er <strong><strong>de</strong>r</strong> erste, um an die gefährlichsten Stellen zu gehen. Erzog es vor, selbst in Gefahr zu sein, statt das an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu überlassen.Er erzählte: „Wenn etwas Gefährliches unternommen wer<strong>de</strong>n sollte,trachtete ich danach, dorthin zu gehen. Wenn ich gleichgültig bliebeund ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er an meiner Stelle ginge und dann getötet wür<strong>de</strong>, sowür<strong>de</strong> mich mein ganzes Leben lang mein Gewissen töten, währendman im Krieg nur einmal getötet wird.“ Den Verheirateten und<strong>de</strong>nen, die schon Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> hatten, schlug er vor, in die hintere Reihestatt seiner zu gehen und seinen Platz einzunehmen. Er pflegte zusagen: „Ihr habt Frauen und Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, die auf euch warten, und ichbin allein.“Viele Male war er in Lebensgefahr, um einen Kamera<strong>de</strong>n zubefreien. Die meiste Zeit seines Dienstes arbeitete er als Funker. Erbekam das militärische Zertifikat mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Note „hervorragend“. Ererzählte A. Rakovalis: „Einmal fielen Bomben in das Armeelager. Ichging und warf mich in einen leeren Wassertank. Kurz darauf kam


62 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er: ‘Kann ich eintreten?’, fragte er. ‘Komm rein!’, sagte ichihm. Es paßte kaum einer dort hinein. Aus Furcht versuchte <strong><strong>de</strong>r</strong>Mann sich zu schützen und drückte mich hinaus. Dann kam nocheiner... Ich war gezwungen, herauszugehen. Macht nichts, sagte ichmir, Gott wird für mich sorgen!... Kaum war ich draußen, flog eineKugel an mir vorbei und rasierte mir <strong>de</strong>n Kopf... Genau so, direkt an<strong><strong>de</strong>r</strong> Haut, und hinterließ eine Linie in meinem Haar... Nur einenZentimeter tiefer, und sie hätte mich getötet... Ich staunte überGottes Vorsehung.“ Das be<strong>de</strong>utet, daß die Selbstaufopferung <strong>de</strong>s<strong>Altvater</strong>s, schon bevor er Mönch wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n eigenen Tod aus Liebezum Nächsten in Kauf nahm.„Wir hatten dort im Zug einen Kerl, <strong><strong>de</strong>r</strong> über göttliche Dingefluchte... Er fluchte schlimm... Viele Male hatte ich ihm gesagt, ersolle nicht fluchen... Ich war darüber sogar in einen Streit mit ihmgeraten. Er hörte we<strong><strong>de</strong>r</strong> auf mich noch auf die Offiziere. Er fluchteweiter... Einmal fiel dort mitten in das Armeelager, wo wirarbeiteten, eine Bombe... Keiner erlitt irgen<strong>de</strong>inen Scha<strong>de</strong>n!!!... Nur<strong>de</strong>njenigen, <strong><strong>de</strong>r</strong> fluchte, traf ein ganz kleiner Bombensplitter... Weißtdu, wohin? Auf seine Zunge!! Sie beschädigte nicht einmal seineZähne o<strong><strong>de</strong>r</strong> seine Lippen!! Nur seine Zunge schwoll an... Sie wur<strong>de</strong>wie ein Kürbis und hing aus seinem Mund heraus!... Viele solchewun<strong><strong>de</strong>r</strong>same Ereignisse geschahen im Krieg, und <strong>de</strong>swegenherrschte in <strong>de</strong>m Armeelager eine große Frömmigkeit...“[P. Chr.] Nach seinem Militärdienst begab sich Arsenios auf <strong>de</strong>nHeiligen <strong>Berg</strong>, <strong>de</strong>nn er war entschlossen, dort Mönch zu wer<strong>de</strong>n.Einige Zeit lebte er im Garten <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottesmutter, doch <strong><strong>de</strong>r</strong> Gedanke,daß die Lebensgrundlage seiner Schwestern noch nicht geordnetwar, ließ ihn nicht in Ruhe. So entschied er sich, noch einige Zeit indie Welt zurückzukehren. Ein Jahr später aber – 1950 – ging erwie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>n Heiligen <strong>Berg</strong>. Nach<strong>de</strong>m er sich jeweils eine Zeitlangin mehreren Kellien 11 aufgehalten hatte, wur<strong>de</strong> er schließlich insKloster Esphigmenou geschickt. Dort erhielt er 1954 die Mönchsweiheals Rasophoros 12 – und einen neuen Namen: Averkios.11 Kellíon: außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Klöster gelegenes kleines Haus, das von einem o<strong><strong>de</strong>r</strong>wenigen Mönchen bewohnt wird.12 Zu <strong>de</strong>n Stufen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mönchsweihe, siehe <strong>de</strong>n Beitrag von Abt Basilius (Grolimund)in: Erzpriester Sergius Heitz: Christus in euch. Hoffnung auf Herrlichkeit.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 63°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Er liebte es, die Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen, das Paterikon und dieWerke <strong>de</strong>s hl. Isaak <strong>de</strong>s Syrers zu studieren, von <strong>de</strong>nen er sichniemals trennte; sogar im Schlaf begleiteten sie ihn, <strong>de</strong>nn er legte sieunter sein Kopfkissen. Hatte er seine Arbeit been<strong>de</strong>t, begab er sichnoch nicht in seine Zelle, umzu ruhen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n half <strong>de</strong>nan<strong><strong>de</strong>r</strong>en Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n, so daß dieseihre Arbeit schneller bewältigten,<strong>de</strong>nn er konnte nicht inseiner Zelle bleiben und sichausruhen, während diean<strong><strong>de</strong>r</strong>en noch bis spät in <strong><strong>de</strong>r</strong>Nacht „eingespannt“ waren.Er versuchte stets, <strong>de</strong>n Schwachenzu helfen. Er liebte alleVäter, unterschied nicht zwischenihnen, gehorchte je<strong>de</strong>mund unterwarf sich, in<strong>de</strong>m ersich für niedriger als allean<strong><strong>de</strong>r</strong>en hielt.Der junge Mönch Averkiosvertraute nicht seinen eigenenGedanken, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Eigenwillen abschnitt,befragte er <strong>de</strong>mütig seinen <strong>Altvater</strong> über alles, betete für seine [<strong>de</strong>s<strong>Altvater</strong>s] Erleuchtung, so daß er von ihm auf eine gottgefälligeWeise angeleitet wer<strong>de</strong>n konnte. 1313 Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> orthodoxen asketischen Lehre sollte man <strong>de</strong>mütig <strong>de</strong>m Ratschlag eineserfahrenen Geistlichen Vaters folgen. Er wird durch Erleuchtung Gottes die richtigeEmpfehlung geben. Diese Einstellung ist bei weitem <strong>de</strong>m autonomen (d. h. <strong>de</strong>m„sich selbst ein Gesetz geben<strong>de</strong>n“, von Gott abgeschnittenen) und egozentrischenhumanistischen Denken (Ratio) <strong>de</strong>s Westens überlegen und steht im Gegensatz zumabsoluten Vertrauen auf das eigene Denken, die eigene Meinung. Basis für dasDenken und Han<strong>de</strong>ln in <strong><strong>de</strong>r</strong> asketischen Lehre ist <strong><strong>de</strong>r</strong> menschliche Geist (auf gr. - nous, verstan<strong>de</strong>n als ein Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele), <strong><strong>de</strong>r</strong> durch die Gna<strong>de</strong> Gottes erleuchtetist. Diese Erleuchtung (Illumination) <strong>de</strong>s nous geschieht, wenn man <strong>de</strong>m Pfad <strong><strong>de</strong>r</strong>hesychastischen Askese unter <strong>de</strong>m Rat seines Geistlichen Vaters folgt. (Vgl. Metr.Hierotheos Vlachos: Orthodoxe Spiritualität, in: Der Schmale Pfad, Band 7,März/April 2004, S. 31-67).Das Wort Askese hat in <strong><strong>de</strong>r</strong> westlichen Welt eine sehr negative Be<strong>de</strong>utung; manassoziiert damit Unterdrückung, Verzicht, Mangel. In <strong><strong>de</strong>r</strong> orthodoxen Lehre be<strong>de</strong>utetAskese das Gegenteil: Sie ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg zur Freiheit, Überwindung <strong>de</strong>s Egoismus und


64 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Stets war er von großer Liebe erfüllt, <strong>de</strong>nn ständig bat er umGottes Segen für sich und die ganze Welt. In ihm wohnte unablässigdie Liebe zu Gott, die aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Dankbarkeit für Seine Segnungenstammte, sowie aus <strong>de</strong>m unablässigen Gebet 14 , das er ohne Mühevollzog. Er hatte nur ein Ziel in seinem Herzen: auf Gottes Gaben zureagieren, wenn auch in unendlich geringem Maß.Der junge Averkios betrachtete die Gna<strong>de</strong> Gottes als einzigeUrsache alles Guten, und als die Ursache alles Schlechten (gemäßseiner <strong>de</strong>mütigen Denkweise) – sich selbst. 15Wenn er beispielsweise einen Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Sün<strong>de</strong> begehen sah,o<strong><strong>de</strong>r</strong> jeman<strong>de</strong>n ohne Reue o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Ungläubigen, sagte er sich:„Ich bin daran schuld, daß mein Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> in einem solchen Zustandist, <strong>de</strong>nn wenn ich alles getan hätte, was Christus sagt, dann hätte Ermein Gebet erhört, und mein Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> wäre jetzt nicht in diesemZustand. Doch jetzt ist er darin, und dies infolge meiner Hartherzigkeit.“Dies dachte er immer und machte das Problem seinesBru<strong><strong>de</strong>r</strong>s zu seinem eigenen, und ständig betete er zu Gott, daß Er <strong><strong>de</strong>r</strong>ganzen Welt helfe, die seiner Meinung nach aufgrund seinesMangels an Sorge und seiner geistlichen Faulheit litt. So erhörteGott, <strong><strong>de</strong>r</strong> versprochen hatte, auf die Gebete <strong><strong>de</strong>r</strong> Ihm Ergebenen zuhören, stets die Gebete <strong>de</strong>s jungen Averkios, die aus <strong><strong>de</strong>r</strong> „Feuerstelle“seines Herzens kamen, die ständig durch seine Frömmigkeitund sein <strong>de</strong>mütiges Denken in Gang gehalten wur<strong>de</strong>.<strong><strong>de</strong>r</strong> Materie. Man folgt diesem Weg unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Anleitung seines Geistlichen Vaters.Man strebt durch die Gna<strong>de</strong> Gottes nach Reinigung (von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>; gr. -kátharsis), Erleuchtung (durch das Licht Gottes; µ - photisms) undVergöttlichung (nach <strong>de</strong>m Abbild Gottes wer<strong>de</strong>n; - théosis); das stellt dieGrundlehre <strong><strong>de</strong>r</strong> Philokalie dar. Vorbil<strong><strong>de</strong>r</strong> auf diesen Weg sind die Heiligen und dieAltväter. Dieser Weg wird auch als Hesychasmus bezeichnet, aus <strong>de</strong>m Wort hesychia(gr. - isichía). Hesychia be<strong>de</strong>utet innere Ruhe, Gelassenheit, Frie<strong>de</strong>nund Freiheit, die mit <strong>de</strong>n unablässigen Gebet („Herr Jesus Christus, erbarme Dichmeiner (unser).“) und <strong><strong>de</strong>r</strong> geistlichen Wachsamkeit/Nüchternheit verbun<strong>de</strong>n ist.14 D. h. <strong>de</strong>m inneren Gebet: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich meiner(<strong>de</strong>s Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>s).“ (Vgl. die entsprechen<strong>de</strong>n Beiträge in Der Schmale Pfad, vor allem in<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong>n 8, 12 und 14.)15 Demut, Reue und Selbstkritik gehören zu <strong>de</strong>n wichtigsten Eigenschaften bzw.Tugen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s asketischen Weges. Im Gegensatz dazu stehen die Haupteigenschaften<strong>de</strong>s weltliches Lebens: Überheblichkeit, Egoismus, Eigenliebe, Schuldzuweisungund Selbstgerechtigkeit. Diese letzteren gelten aus orthodoxer Sicht alsdirekte Ursachen <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele. (Weiterführen<strong>de</strong> Literatur: MetropolitHierotheos Vlachos: The Illness and the Cure of the Soul.)


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 65°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Vr. <strong>Paisios</strong> als junger Mönch bei Tischlerarbeiten(rechts: ein von ihm angefertigtes Segenskreuz)Holzarbeiten aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, als er sich in Konitsa aufhielt


66 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Averkios liebte es sehr, die gesegneten Altväter und GeistlichenVäter aufzusuchen, um von ihnen einen Segen zu erhalten und ihrengeistlichen Rat zu vernehmen. Alles, was er von diesen geisterfülltenund „ewig schönen Blumen“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Theotokos [Gottesgebärerin], wieer sie nannte, hörte, akzeptierte seine reine und kindlich einfacheSeele ohne Zögern und Zweifel. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfalt seines Herzens glaubteer diesen Vätern und erlaubte niemals, daß ihr Rat durch das Siebseines Geistes herausfiel, so daß er fest verankert und dann mitstandhaftem Glauben verwirklicht wur<strong>de</strong>, wobei Averkios stetsseinen eigenen I<strong>de</strong>en und logischen Untersuchungen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprach.Denn er wußte sehr genau, daß jene, die das Geistliche auf logischeWeise überprüfen wollen – die Luft mit ihren Hän<strong>de</strong>n zu fangenversuchen.Im Jahre 1956 wur<strong>de</strong> er im Kloster Philotheou von <strong>Altvater</strong>Simeon in das „kleine S’chema“ geweiht und erhielt <strong>de</strong>n Namen<strong>Paisios</strong> zu Ehren <strong>de</strong>s Metropoliten von Caesarea <strong>Paisios</strong> II., <strong><strong>de</strong>r</strong> seinLandsmann war (sie stammten bei<strong>de</strong> aus Pharasa in Kappadokien).Im Kloster Philotheou setzte Vater <strong>Paisios</strong> die Lebensweise, dieer auch in Esphigmenou geführt hatte, fort, d. h. er tat alles aus Liebeund half <strong>de</strong>n Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n, wo er nur konnte. Der folgen<strong>de</strong> Fall ist sehrcharakteristisch. Ein Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> hatte eine schwere Sün<strong>de</strong> begangen undschämte sich, sie zu beichten. Als Folge davon isolierte er sich, gerietin Verzweiflung und hegte Gedanken an Selbstmord. Vater <strong>Paisios</strong>,<strong><strong>de</strong>r</strong> davon wußte, unternahm folgen<strong>de</strong>s: Als er einmal <strong>de</strong>n Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>allein antraf, begann er ihm zu erzählen, daß auch er vieleverschie<strong>de</strong>ne Sün<strong>de</strong>n habe und unter ihnen erwähnte er auch jene,die <strong><strong>de</strong>r</strong> Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> begangen hatte. Doch lei<strong><strong>de</strong>r</strong> hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> keineguten Gedanken mehr, und als er davon hörte, begann er – statt daßes ihm geholfen und seine Seele zur Beichte gebracht hätte –, an<strong><strong>de</strong>r</strong>eKlöster aufzusuchen und dort zu erzählen, daß <strong>Paisios</strong>, <strong>de</strong>n sieliebten und achteten, viele Sün<strong>de</strong>n begangen habe und berichteteihnen alles im Detail, was Vater <strong>Paisios</strong> ihm gesagt hatte. Natürlichrechtfertigte sich Vater <strong>Paisios</strong> nicht, doch die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Väterverstan<strong>de</strong>n, daß sein Han<strong>de</strong>ln durch die Fülle <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe verursachtwor<strong>de</strong>n war, und sie rechtfertigten und lobten ihn dafür.Je<strong>de</strong>n Tag war er besorgt um die Reinigung seiner Seele. Er batGott um nichts, <strong>de</strong>nn er verstand völlig, daß Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm durch dieheilige Taufe die Gna<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Heiligen Geistes gewährt hatte, ihmschon alles gegeben hatte. Deshalb war er nicht neidisch auf die


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 67°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Gaben <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Väter, <strong>de</strong>nn er wußte, daß sie <strong>vom</strong> Augenblick<strong><strong>de</strong>r</strong> heiligen Taufe schon in seiner Seele waren 16 , doch er fühlte<strong>de</strong>swegen auch keinen Stolz, <strong>de</strong>nn er wußte mit Gewißheit, daßdiese Gaben <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Gna<strong>de</strong> gehörten! Seine einzige Sorgebestand darin, wie es ihm mit einem rechtschaffenen Leben unddurch Demut gelingen könnte, diese Gna<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Heiligen Geistes inihm schneller wirksam wer<strong>de</strong>nzu lassen, und aus diesemGrund war er unablässigum die Reinigung seinerSeele bemüht.Auf diese Weise reinigteer seine Seele von je<strong><strong>de</strong>r</strong> Spurschlechter Gedanken undversuchte folglich, nur guteGedanken zu hegen 17 . Je<strong><strong>de</strong>r</strong>konnte mit Freu<strong>de</strong> bemerken,daß von seiner Seeleohne Mühe und sogar unter<strong>de</strong>n schwierigsten Umstän<strong>de</strong>n,infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Gna<strong>de</strong> – dienichts Böses <strong>de</strong>nkt – jenegesegneten Gedanken strömten,mit <strong>de</strong>nen er die Fehlerund Mängel <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en„ausbesserte“.Aus <strong>de</strong>m Kloster Philotheou schrieb er (auf die Rückseite <strong>de</strong>sPhotos auf dieser Seite) folgen<strong>de</strong>n Abschiedsbrief an seine Mutter:16 In <strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Taufe wird die Taufgna<strong>de</strong>, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die geistlichen Gaben quasi enthaltensind, wie ein Samen in die Seele je<strong>de</strong>s orthodoxen Christen gelegt. Ob sich dieserSame entfaltet, hängt dann von seinen eigenen asketischen Bemühungen imZusammenwirken mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gna<strong>de</strong> Gottes ab.17 In <strong><strong>de</strong>r</strong> hesychastischen Lehre (<strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchenväter und orthodoxen Asketen)hat <strong><strong>de</strong>r</strong> "schlechte Gedanke" (gr. " µ" - kakós logismós) als Ursacheentwe<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Teufel o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Menschen, <strong><strong>de</strong>r</strong> egozentrisch ist und im Sün<strong>de</strong> lebt.Der "gute Gedanke" (gr. " µ" - kalós logismós) hat als erste UrsacheGott beziehungsweise <strong>de</strong>n Menschen, wenn dieser in Christo lebt. Vgl. dieAusführungen auf <strong>de</strong>n Seiten 123-129 im vorliegen<strong>de</strong>n Band.


68 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 69°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Abschiedsgedicht von <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> an seine MutterLiebe Mutter, ich verabschie<strong>de</strong> mich von dir, ich wer<strong>de</strong> Mönch,ich verlasse dieses vergebliche Leben, ich täusche <strong>de</strong>nTäuscher * .Meine Jugend wer<strong>de</strong> ich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste allein verbringen,weil ich Jesus liebe, wer<strong>de</strong> ich für Ihn alles opfern.-------------Alle Güter dieser Welt wer<strong>de</strong> ich wie Unrat verlassen.Ich wer<strong>de</strong> das erste Gebot erfüllen, Gott lieben.Das Kreuz von Golgatha nehme ich auf, um Jesus zu folgen.Ich wünsche dir im himmlischen Jerusalem zu begegnen.-------------Liebe Mutter, ich verlasse <strong>de</strong>ine große Liebe und Fürsorge,damit ich Jesus bitten kann, daß wir ewig zusammen seien.Deshalb wollte ich schon <strong>vom</strong> frühen Alter an die schwarzenKlei<strong><strong>de</strong>r</strong> ** tragen,damit ich mein Leben Christus widme, damit ich Gott gefalle.-------------Ab sofort wird die Panagia *** meine Mutter sein,Sie wird mich vor <strong>de</strong>m boshaften Feind heil bewahren,Meine Mutter, ich wer<strong>de</strong> hier in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste und Hesychia ****innig beten, für dich und für die ganze Welt.-------------+Mönch <strong>Paisios</strong> von Kloster Philotheou, <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 3-5-1957Meiner Mutter in Verehrung gewidmet. <strong>Paisios</strong>* Der Täuscher: gemeint ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Teufel.** Die schwarzen Klei<strong><strong>de</strong>r</strong>: das Gewand <strong><strong>de</strong>r</strong> Mönche.*** Panagia: die Allheilige – Maria, die Gottesgebärerin.**** Hesychia: Stille, Schweigen, innere Ruhe.Quelle: Priestermönch Isaak, Das Leben <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s <strong>Paisios</strong> von <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>, (µ, ) 2004 (<strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 2004), Seiten222-225. Vertrieb: Hl. Hesychasterion „Heilige Johannes <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorläufer“, 63088 Metamorphosi,Chalkidiki , Griechenland.


70 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°1958 wur<strong>de</strong> er gebeten, einige Zeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegend seinesHeimatortes Konitsa zuverbringen, um dort dieGläubigen gegen dasProselytenmacherei durchprotestantische Gruppenzu unterstützen. So verließer <strong>de</strong>n Heiligen <strong>Berg</strong>und trat in das Stomion-Kloster von Konitsa ein,nördlich von Ioaninnagelegen. Er blieb dort vierJahre und stellte für diedortige Bevölkerung einegroße Hilfe und Ermutigung dar.Stomion Kloster (Konitsa)Infolge seiner Reinheit und Arglosigkeit näherten sich ihm auchdie wil<strong>de</strong>n Tiere ohne Scheu und ohne für ihn eine Bedrohungdarzustellen. Als er sich imStomion-Kloster aufhielt, fütterteer die dort in <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebungleben<strong>de</strong>n wil<strong>de</strong>n Bären mit bloßenHän<strong>de</strong>n. Der Frie<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong>Heilige Geist in seiner Seele hervorrief,machte auch die wil<strong>de</strong>nTiere friedlich. Er sagte einmal zuA. Rakovalis: „Sogar die wil<strong>de</strong>nTiere verstehen es, wenn man sichihnen mit Liebe nähert, und siebelästigen einen nicht.“[Rakovalis] Im Jahre 1962 begabsich Vater <strong>Paisios</strong> zum Sinai, woer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhle <strong>de</strong>s hl. Epistimiosauf <strong>de</strong>m Gebel Mugufa lebte.Sonntags stieg er hinunter zumKloster <strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Katharina. Die Vr. <strong>Paisios</strong> im Stomion-Klosterganze Woche über kämpfte erallein in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stille <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste. Ab und zu besuchten ihn ein o<strong><strong>de</strong>r</strong> zweiBeduinen, die er aus <strong>de</strong>m wenigen, das er hatte, bewirtete. Auch gabes dort nur sehr wenig Wasser für ihn. Er berichtete: „Dort in <strong><strong>de</strong>r</strong>


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 71°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Trockenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>te ich Gottes Vorsorge. Es gab eineFelsspalte, und dort tröpfelte ein wenig Wasser – Tropfen fürTropfen. Ich stellte über Nacht eine kleine Kanne darunter undsammelte mein Wasser. Es reichte für mich. Ich brauchte nichtmehr.“ 18Vater <strong>Paisios</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinai-WüsteIn <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinai-Wüste hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> viele göttliche Erfahrungen,aber auch große, wirkliche Kämpfe mit <strong>de</strong>m Teufel. DieseKämpfe <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s können nur mit <strong>de</strong>n Kämpfen <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Asketen<strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste im vierten Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t verglichen wer<strong>de</strong>n.18 Eine <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigsten Tugen<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> hesychastischen Askese ist jene, daß manversucht, möglichst wenig Materie zu besitzen und zu verbrauchen. Dadurch lerntman das Ich und die Materie zu überwin<strong>de</strong>n, sich auf seine Seele und Gott zukonzentrieren und uneigennützig möglichst viel für seine Mitmenschen abzugeben.


72 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°[P. Chr.] 1964 kehrte er auf <strong>de</strong>n <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> zurück und lebte imKellion <strong><strong>de</strong>r</strong> Erzengel in <strong><strong>de</strong>r</strong> Iviron Skit. Im Jahre 1966 erkrankte Vater<strong>Paisios</strong> schwer und wur<strong>de</strong> viele Monate im Krankenhaus von„Papanikolau“ behan<strong>de</strong>lt. Dort verlor er durch eine Operation <strong>de</strong>ngrößeren Teil seiner Lungen. Die göttliche Vorsehung richtete es sosein, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> mit <strong>de</strong>n Schwestern <strong>de</strong>s Hesychastirions <strong>de</strong>shl. Johannes <strong>de</strong>s Theologen in Souroti (ein malerischer Ort ca. 20 kmvon Thessaloniki entfernt) bekannt wur<strong>de</strong>. Vater Polikarpos Madzaroglou,<strong><strong>de</strong>r</strong> Priester <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche <strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Sophia in Thessaloniki, erfuhrvon <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s. Er bat die Schwestern <strong>de</strong>s Klosters,<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geistlicher Vater er war, <strong>de</strong>m <strong>Altvater</strong> in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Hinsichtwährend seines Aufenthalts im Krankenhaus zu helfen. Als dieOperation anstand, wur<strong>de</strong> viel Blut benötigt, und da er kaumVerwandte in <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung hatte, spen<strong>de</strong>ten die Schwestern ihrBlut – so viel, wie benötigt wur<strong>de</strong>.Im Jahre 1968 begab sich Vater <strong>Paisios</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>n <strong>Berg</strong><strong>Athos</strong> und ließ sich im Kloster Stavronikita nie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Dort trug er sehrzur Erneuerung <strong>de</strong>s Klosters und zur geistlichen Festigung <strong><strong>de</strong>r</strong>Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>schaft bei.Im Kellion zumHeiligen Kreuz, das zumStavronikita-Kloster gehörtund sich nicht weitvon diesem entfernt befin<strong>de</strong>t,lebte <strong>Altvater</strong> Tichon(„Papa-Tichon“). Erstammte aus Rußland,war 1884 dort geboren,besaß viele geistlicheGaben und vollbrachtegroße asketische Werke.Vater <strong>Paisios</strong> besuchte ihnhäufig, bat um seinen Ratund half ihm bei <strong><strong>de</strong>r</strong>Göttlichen Liturgie alsPsalmist. Viele Male wur<strong>de</strong>die Liturgie unterbrochen,wie er selbst berichtete,weil Vater Tichon in <strong>Altvater</strong> Tichon („Papa-Tichon“)


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 73°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°die göttliche Schau (theoria) entrückt wur<strong>de</strong> – dies hielt manchmalbis zu einer halben Stun<strong>de</strong> an. Vater Tichon sah, wie er selbstbekannte, die Cherubim und Seraphim in <strong><strong>de</strong>r</strong> Anbetung Gottes. Zujener Zeit weihte Vater Tichon <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong> in das Große undEngelgleiche S’chema [höchste Stufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Mönchsweihe]. Zehn Tagevor seinem En<strong>de</strong> bat er Vater <strong>Paisios</strong>, <strong>vom</strong> Stavronikita-Kloster ausin das Kellion <strong>de</strong>s Heiligen Kreuzes zu kommen, um ihm in seinenletzten Stun<strong>de</strong>n zu helfen. Dort diente ihm Vater <strong>Paisios</strong> mit großerSelbstaufopferung und bot ihm je<strong>de</strong> nötige Hilfe. Vater Tichon sagtezum Abschied zu ihm: „Du, <strong>Paisios</strong>, und ich – wir haben gesegneteLiebe füreinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Mein lieber <strong>Paisios</strong>, mein Kind, wir wer<strong>de</strong>n dasewige Leben in <strong>de</strong>n Ewigkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Ewigkeiten haben.“ Er hinterließsein Kellion Vater <strong>Paisios</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> dort von 1968 bis 1979 lebte.Pilgerreise nach Pharasa und Konstantinopel (Istanbul) 19Als <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> am Schreiben seines Buches Der Heilige Arseniosvon Kappadokien war, verspürte er starkes Heimweh. Er wollte diegemeinsame Heimat von ihm und <strong>de</strong>m hl. Arsenios – Pharasa inKappadokien (Türkei) – besuchen. Gott würdigte ihn dieser Ehre.Am 29. Oktober 1972 besuchte <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> seinen Geburtsort.Sein Begleiter war Abt Vasileios [zu jener Zeit Abt <strong>de</strong>s KlostersStavronikita, später <strong>vom</strong> Kloster Iviron; bei<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>].Viele Informationen über die Pilgerreise teilt <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> inseinem Werk Der Heilige Arsenios von Kappadokien mit.Als <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> und Abt Vasileios unterwegs waren, machtensie in einem türkischen Dorf eine kurze Pause. Sie gingen in einenLa<strong>de</strong>n und bestellten etwas zum Essen. Fast das ganze Dorfversammelte sich; die Menschen schauten durch die Fenster <strong>de</strong>sLa<strong>de</strong>ns hinein. Vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Mahlzeit sagte <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> zum AbtVasileios, daß sie aufstehen und beten sollten. So beteten die bei<strong>de</strong>n19 Weltweit unter <strong>de</strong>n Orthodoxen erwähnt man die Stadt, die <strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Konstantingegrün<strong>de</strong>t hat, unter <strong>de</strong>m Namen "Konstantinopel"; Konstantinopel heißt: die Stadtvon Konstantin ("- pel" stammt aus <strong>de</strong>n griechischen "" - polis; es be<strong>de</strong>utetStadt). Den Namen "Istanbul" gebrauchen die Türken.Quelle <strong>de</strong>s Textes „Pilgerreise nach Pharasa und Konstantinopel“: PriestermönchIsaak, Das Leben <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s <strong>Paisios</strong> von <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> (µ , ). 2004, <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 2004, Seiten 222-225. Vertrieb: Hl. Hesychasterion „Heilige Johannes <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorläufer“, 63088Metamorphosi, Chalkidiki , Griechenland.


74 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°und bekreuzigten sich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. „Wir haben einen ganzenKanon gebetet“ [ein Kanon ist ein sehr langes Gebet von ca. 15-20min Dauer], sagte <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> lächelnd, „es hätte ja sein können,daß einige Leute aus <strong>de</strong>m Dorf versteckte Christen waren; wirwollten ihnen die Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Gebets geben.“Den Türken, die ihm nach <strong>de</strong>m Ziel seiner Reise fragten,antwortete er immer ehrlich, daß er aus Pharasa stamme. Ein Polizisthielt <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> für eine verdächtige Person. Er verhaftete ihnund sperrte ihn ein, allerdings ohne die Tür richtig abzuschließen.<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> wartete nun stun<strong>de</strong>nlang auf ein Verhör, aber keinermel<strong>de</strong>te sich bei ihm. Irgendwann sagte Vater <strong>Paisios</strong> zu AbtVasileios, sie sollten sich ein Taxi suchen; und so fuhren sie dann mit<strong>de</strong>m Taxi weiter.Als sie im Pharasa eintrafen, empfand <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> einentiefen Schmerz in seiner Seele: Er sah, daß die Türken die Kirche, in<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Arsenios zelebriert hatte, zur Moschee umgewan<strong>de</strong>lthatten. Im Vergleich mit <strong>de</strong>n Beschreibungen seiner Eltern sah seinDorf völlig an<strong><strong>de</strong>r</strong>s aus. Statt <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen großen Ortschaft erblickteer nun ein verlassenes Dorf; überall gab es Ruinen und Müll.In Pharasa: die Grundmauern <strong>de</strong>s Hauses, in <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Arseniosgelebt hatte. Man sieht die Ruinen <strong><strong>de</strong>r</strong> einstmaligen großen Ortschaft.<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> ganz rechts in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 75°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Die Türken begleiteten <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong> überall hin. Er durfte nieallein sein. Sie betrachteten ihn mit Unruhe und Mißtrauen. Das warein Anzeichen dafür, daß diese Gegend nicht ihre eigene war[son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>n Rûm gehörte].Vater <strong>Paisios</strong> in Pharasa<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> und Abt Vasileios kehrten über Ankara nachKonstantinopel zurück. Der <strong>Altvater</strong> pilgerte in die Kirche <strong><strong>de</strong>r</strong> HagiaSophia. Er stellte sich in eine Ecke <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche; mit tiefem Schmerz imHerzens betete er innerlich. Ein türkischer Wächter bemerkte ihn. Erging in die Nähe <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s und begann ihn anzuschreien und zubedrohen: „Kemal [Atatürk] hat gesagt, daß we<strong><strong>de</strong>r</strong> ihr [d. h. dieChristen] noch wir [d. h. die Muslime] hier beten dürfen.“ <strong>Altvater</strong><strong>Paisios</strong> war von göttlichem Eifer erfüllt; ohne irgen<strong>de</strong>in Risiko zuberücksichtigen, sprach er laut mit <strong>de</strong>m türkischen Wächter. Der<strong>Altvater</strong> führte <strong>de</strong>n Türken hinter eine Säule; dort befand sich Urin.Der <strong>Altvater</strong> zeigte dies <strong>de</strong>m Türken und fragte wütend: „Was istdas hier? Hat Kemal euch gesagt, so etwas [in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche] zu tun?“Als <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> dieses Ereignis erzählte, fügte er mit tieferGewißheit hinzu: „Der Zorn Gottes wird über sie kommen...“<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> und Abt Vasileios besuchten auch das Klostervon Chora und bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>ten die ausgezeichneten Mosaike: „Da


76 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°sieht man die überströmen<strong>de</strong> Gna<strong>de</strong> Gottes“, sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>. Alser das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel besuchte,empfingen ihn die Menschen mit großem Respekt und Ehre. Siewaren froh über <strong>de</strong>n Besuch eines Asketen <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>. <strong>Altvater</strong><strong>Paisios</strong> war beeindruckt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Demut und die Geduld <strong>de</strong>sPatriarchen Dimitrios.Hagia Sophia, Konstantinopel (Istanbul)[P. Chr.] 1979 zog Vater <strong>Paisios</strong> in das Kathisma 20 <strong>de</strong>s Koutloumousiou-Klostersin <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe von Kariés, das unter <strong>de</strong>m NamenPanagouda bekannt ist. Auf seine Bitte hin wur<strong>de</strong> es in ein Kellionumgewan<strong>de</strong>lt, und es wur<strong>de</strong> ihm auf Lebzeit überlassen. Viele <strong><strong>de</strong>r</strong>Mönche, die seine geistlichen Schüler waren, ließen sich in nahegelegenenKellien o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kalyva <strong><strong>de</strong>r</strong> Koutloumousiou-Skit nie<strong><strong>de</strong>r</strong>,doch <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> lebte allein. Zahlreiche Pilger kamen dorthin, umihn zu besuchen und seinen geistlichen Rat zu erhalten.Sein geistlicher Schüler Athanasios Rakovalis, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn mehr alszwölf Jahre kannte und sieben Jahre auf <strong>de</strong>m Heiligen <strong>Berg</strong> lebte –20 Káthisma: außerhalb <strong>de</strong>s Klosters gelegene Hütte für einen einzelnen Mönch.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 77°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°fünf davon als Lehrer an <strong><strong>de</strong>r</strong> Athoniada-Schule 21 , die übrigen bei<strong>de</strong>nJahre lernte er Ikonographie – schreibt folgen<strong>de</strong>s (a.a.O., S. 17-21):„Er besaß zahlreiche Gaben, mit <strong>de</strong>nen ihn Gott geschmückthatte. Er hatte die Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung (er heilte zahlreiche Menschenvon vielen und unterschiedlichen Krankheiten, sogar Krebs, Lähmungenvon Geburt an usw.). Er hatte eine Gabe gegen Dämonen(er trieb noch zu Lebzeiten bei vielen Menschen Dämonen aus). Erhatte die Gabe <strong>de</strong>s Vorauswissens (vielen sagte er für ihrpersönliches Leben Ereignisse voraus, die ihnen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunftwi<strong><strong>de</strong>r</strong>fahren wür<strong>de</strong>n, aber er prophezeite auch zukünftige Entwicklungenfür die Geschichte unseres Heimatlan<strong>de</strong>s). Er hatte dieGabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Hellsichtigkeit (er kannte das Herz eines je<strong>de</strong>n tiefer undklarer als <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch sich selbst erkannte; aus diesem Grund gab erpräzis die richtigen Ratschläge, und je<strong><strong>de</strong>r</strong> erhielt genau das Wort,21 Athoniada ist eine halbe Stun<strong>de</strong> zu Fuß entfernt <strong>vom</strong> Kellion Panagouda, in <strong>de</strong>m<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> wohnte.Athoniada ist die berühmte Kirchenschule, die sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptstadt <strong>de</strong>s <strong>Athos</strong>Kariés befin<strong>de</strong>t. Ursprünglich wur<strong>de</strong> eine Kirchenschule am 13. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t imKellion <strong>de</strong>s heiligen Johannes <strong>de</strong>s Theologen, das zum Kloster Iviron gehörte,gegrün<strong>de</strong>t. Im Jahre 1749 wur<strong>de</strong> die Kirchenschule in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe <strong>de</strong>s KlostersVatopedi neugegrün<strong>de</strong>t. Einige Jahre später hat Eugenios Voulgaris ihr <strong>de</strong>n Namen"Athonias Kirchliche Aka<strong>de</strong>mie" ( µ) gegeben.Während <strong>de</strong>s Kampfes für die Befreiung Griechenlands von <strong>de</strong>n Türken (1821)wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrbetrieb an <strong><strong>de</strong>r</strong> Athoniada unterbrochen. Im Jahre 1842 wur<strong>de</strong> erwie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufgenommen. Es wur<strong>de</strong> ein neues Gebäu<strong>de</strong> an ihrem heutigen Standort inKariés aufgebaut.In <strong><strong>de</strong>r</strong> Athoniada haben viele Heilige sowie große Asketen gelehrt bzw. gelernt.Diakon Eugenios Voulgaris war Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Aka<strong>de</strong>mie seit 1753. Er hat gelehrt, daßnur durch das geistliche Wachstum, ein heiliges Leben, die Rückkehr zur Tradition<strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Kirchenväter und das Festhalten am Orthodoxen Glauben die Voraussetzungengeschaffen wer<strong>de</strong>n können, um Griechenland von <strong>de</strong>n Türken zu befreien.Ein bekannter Schüler von Athonias war <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige Kosmas Aetolos (siehe: DerSchmale Pfad, Band 6). Unter <strong>de</strong>n Lehrern waren <strong><strong>de</strong>r</strong> Diakon Kyprianos (er wur<strong>de</strong>später zum Patriarchen von Alexandrien gewählt) sowie Athanasios Parios. Einer<strong><strong>de</strong>r</strong> bekanntesten geistlichen Väter von Athonias war <strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Makarios Notaras, <strong><strong>de</strong>r</strong>Metropolit von Korinth. Der hl. Makarios Notaras ist zusammen mit <strong>de</strong>m hl.Nikodimos <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Herausgeber <strong>de</strong>s weltweit berühmten Buches Philokalia.Quelle: Priestermönch Nikiphoros aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Skit „Kleine Hagia Anna“, , (<strong>Athos</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige <strong>Berg</strong>). Kellion <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Erzengel, KleineHagia Anna, <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>, 2. Aufl. 2001, S. 89-95.


78 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°das er brauchte). Er hatte die Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterscheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister(er wußte exakt, ob ein geistiges Geschehen von Gott kam o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>vom</strong>Teufel, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu täuschen und in die Irre zu führen versucht). Er hatteaußer<strong>de</strong>m Unterscheidungsvermögen (gr. diákrisis), d. h. er wußte inje<strong>de</strong>m Fall, worin Gottes Wille bestand und ob er diesen offenbarensollte o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Er wußte in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Angelegenheit, was gut undrichtig war. Sogar in Bereichen, die nicht geistlich waren. ZumBeispiel gab es einen Universitätsprofessor, <strong><strong>de</strong>r</strong> zwischen zweiMaschinentypen schwankte, von <strong>de</strong>nen er <strong>de</strong>n einen für seinKrankenhaus zu wählen hatte. Er konnte sich nicht entschei<strong>de</strong>n undfragte <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong>. Vater <strong>Paisios</strong> antwortete ihm: Nehmen Siediesen Typ, <strong>de</strong>nn er hat eine Funktion, die Sie in einem solchen Fallverwen<strong>de</strong>n können, und er arbeitet so, daß Sie damit dies und dastun können. Mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Worten – während er nicht einmal dieGrundschule been<strong>de</strong>t hatte, sprach er zu ihm wie ein gelehrterSpezialist und Techniker zugleich!!! Wenn das keine göttlicheErleuchtung ist, was ist es dann?... Er hatte die Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Theologie.Aus <strong>de</strong>n vielen geistlichen Erfahrungen, die er hatte – mit Heiligen,Engeln und <strong><strong>de</strong>r</strong> Jungfrau Maria –, aber auch durch die Schau <strong>de</strong>sUngeschaffenen Lichts, die ihm nicht nur einmal, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n viele Malezuteil gewor<strong>de</strong>n war, war er wirklich ein Theologe gewor<strong>de</strong>n undkannte die Tiefen <strong><strong>de</strong>r</strong> Geheimnisse Gottes. Einmal berichtete einUniversitätsprofessor <strong><strong>de</strong>r</strong> Theologie vor vielen Zuhörern mit Bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>ungdas folgen<strong>de</strong> Ereignis: ‘So viele Jahre auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Universitäthatte ich zehn theologische Fragen gesammelt, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Beantwortungund Lösung ich nicht fin<strong>de</strong>n konnte, ganz gleich, wie sehr ich michauch bemühte. So sammelte ich all die schwierigen und unlösbarenDinge, und wir gingen los, um Vater <strong>Paisios</strong> zu befragen. In einerhalben Stun<strong>de</strong> hatte er all diese Fragen geklärt!!’ 2222 Die wahre Theologie wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Orthodoxie als die Offenbarung Gottesverstan<strong>de</strong>n. Gott selbst offenbart Seine Wahrheit an die Propheten <strong>de</strong>s AltenTestaments, an die Apostel und ihre Nachfolger, die Hll. Kirchenväter, sowie an dieheutigen Asketen und Altväter (Hesychasten). Die Quelle ihrer Erkenntnis ist füralle dieselbe Quelle: Gott. Deswegen ist ihre Lehre von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gründung <strong><strong>de</strong>r</strong>Orthodoxen Kirche bis heute inhaltlich i<strong>de</strong>ntisch. Die aka<strong>de</strong>mische Theologie, d.h.die Theologie, die an <strong>de</strong>n Universitäten gelehrt und gelernt wird, kann nur in einemFall wahr sein, dann nämlich, wenn sie auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage <strong><strong>de</strong>r</strong> obenerwähntenOffenbarung Gottes aufgebaut ist. Wenn aber die aka<strong>de</strong>mische Theologie als ihreBasis das autonome menschliche Denken hat (ratio ohne Verbindung mit Gott und


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 79°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Wir wür<strong>de</strong>n nicht zu En<strong>de</strong> kommen, wenn wir versuchenwür<strong>de</strong>n, die Gaben und Kräfte <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s aufzuzählen. Und es<strong>de</strong>nke keiner, daß dies eine Übertreibung ist... Nein, es entspricht <strong><strong>de</strong>r</strong>Wirklichkeit. Gott ist es, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong> geschmückt und mit sovielen Gaben geehrt hat. Und Gottes Gaben können wie Gott selbstsein, ohne En<strong>de</strong> und unbegrenzt.Von allen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gaben <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s war jene, die am meistenbeeindruckte, die Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe. Eine Liebe ohne Grenzen, ohne zuzögern, mit absoluter Selbstaufopferung. Eine feurige Liebe, süß,allmächtig, göttlich. Eine Liebe, die sich aus seinem Inneren ohneRückhalt ergoß, die die gutenwie die bösen Menschen mitgleicher Wärme umfing, seineFreun<strong>de</strong> und Fein<strong>de</strong>, die ihmNahen wie Frem<strong>de</strong>, die Würdigenwie die Unwürdigen, dieOrthodoxen wie auch jene, diean<strong><strong>de</strong>r</strong>en Glaubensrichtungenangehörten, die Menschen, dochauch die Tiere und die Pflanzen,doch über allem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en: Gott.Dies war keine menschlicheLiebe. Solch eine Liebe kann nur<strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige Geist im menschlichenHerzen hervorbringen.Menschliche ‘Lieben’ sind soklein und selbstsüchtig, sovergänglich und instabil, soegoistisch und zwanghaft, sieverän<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich so schnell undschlagen um in Groll und Haß, daß es eine Schan<strong>de</strong> undUngerechtigkeit wäre, wenn wir sie mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>svergleichen wür<strong>de</strong>n.ohne Leben in Christo), zerfällt sie zur falschen Lehre und Häresie beziehungsweisezur "theologischen Phantasie" (<strong>Altvater</strong> Sophronios).Literatur: Archimandrit Sophronios und Metropolit Hierotheos in fast allen ihrenSchriften.


80 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Infolge dieser Gaben, dieser Liebe <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s, strömten dieMenschen zu ihm. Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>te besuchten ihn täglich in seinem Kellion,ein nicht en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Kommen und Gehen. Der <strong>Altvater</strong> sammelte <strong>de</strong>nSchmerz, die Qual und die Probleme <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen und spen<strong>de</strong>tedafür Lösung, Freu<strong>de</strong> und Frie<strong>de</strong>. Manchmal – er und Gott wußten,wann und wo es nötig war – griff er auf geheimnisvolle Weise mitgöttlicher Autorität ein und löste das Unlösbare.Es gibt Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>te von Menschen, die schriftlich, mit ihrenUnterschriften versehen, ihre wun<strong><strong>de</strong>r</strong>samen Geschichten im Zusammenhangmit Vater <strong>Paisios</strong> aufgezeichnet haben. Die entsprechen<strong>de</strong>nBücher wur<strong>de</strong>n gedruckt. Doch die Geschehnisse, die <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>auf geschickte Weise verbarg, übertreffen diese an Zahl. <strong>Altvater</strong><strong>Paisios</strong> war ein Geschenk Gottes an die Menschen.Kathisma „Panagouda“, das Vr. <strong>Paisios</strong> von 1979 bis 1994 bewohnte


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 81°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Sein Ruf überschritt die Grenzen Griechenlands. Menschen ausAustralien, aus <strong>de</strong>n U.S.A., Kanada, Deutschland, aus Rußland,Rumänien, Frankreich, Afrika und von überallher kamen, um ihn zusehen und seinen Rat zu suchen. Und dies geschah, ohne daßirgen<strong>de</strong>in Radioprogramm, irgen<strong>de</strong>in Fernsehsen<strong><strong>de</strong>r</strong>, irgen<strong>de</strong>ineZeitung, irgen<strong>de</strong>in an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Massenkommunikationsmittel auch nurirgend etwa zu Lebzeitenüber ihnerwähnte. Die Mittel„Panagouda“<strong><strong>de</strong>r</strong> Massenkommunikationverbreiten nurdie häßlichen Dingeüber Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kircheund vergrößern sie.Die guten Dinge, diewun<strong><strong>de</strong>r</strong>vollen, die heiligenDinge können sienicht verleum<strong>de</strong>n; sieignorieren sie, sie verdammensie in dasGefängnis <strong>de</strong>s Schweigens.Jedoch... dieMenschen haben ihreWege, und Gott hatSeinen eigenen Weg.Vater <strong>Paisios</strong>’ Rufverbreitete sich vonMund zu Mund, durchMenschen, die vollStaunen blieben überseine Wohltaten undWun<strong><strong>de</strong>r</strong>... Gott selbst för<strong><strong>de</strong>r</strong>te die Bekanntheit <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s.Wenn er <strong>de</strong>n Heiligen <strong>Berg</strong> verließ, um die Frauen undInvali<strong>de</strong>n zu treffen, die nicht zu ihm kommen konnten, kamenTausen<strong>de</strong> von Menschen, um seinen Segen zu erhalten. Die Schlange<strong><strong>de</strong>r</strong> geparkten Autos an <strong><strong>de</strong>r</strong> Straße war länger als einen Kilometer.Ständig kamen Autos zur heiligen Einsie<strong>de</strong>lei <strong>de</strong>s hl. Johannes <strong>de</strong>sTheologen in Souroti bei Thessaloniki angefahren und fuhren wie<strong><strong>de</strong>r</strong>ab. Tausen<strong>de</strong>n von Menschen wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>smal Hilfe zuteil.


82 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Und auch die Briefe, die man ihm schickte, gingen in die Tausen<strong>de</strong>...Der Schmerz floß zum <strong>Altvater</strong> entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> persönlich o<strong><strong>de</strong>r</strong> durchBriefe. Und er trug ihn mit Selbstaufopferung und Eifer. Er machte<strong>de</strong>n Schmerz <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu seinem eigenen, da er <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>enMenschen liebte. Er wollte das nicht absichtlich, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er konntenicht unbeteiligt bleiben, wenn an<strong><strong>de</strong>r</strong>e litten. Wäre es möglichgewesen, hätte er das ganze Gewicht <strong>de</strong>s Kreuzes auf seine Schulterngela<strong>de</strong>n, damit <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>edavon verschont bliebe.“[P. Chr.] Von 1969 anbegannen für <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong>weitere ernste Probleme mit<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesundheit. Er litt, wiegesagt, unter einer Erkrankung<strong><strong>de</strong>r</strong> Atmungsorgane,was ihn sehr erschöpfte,<strong>de</strong>nn er hatte häufig Fieber,starken Husten undübermäßige Schleimansammlungin <strong><strong>de</strong>r</strong> Lunge.[1966 waren durch die OperationTeile seiner Lungenentfernt wor<strong>de</strong>n.]So hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>,wie er sagte, an<strong><strong>de</strong>r</strong>thalbJahre lang „Hän<strong>de</strong> voll“von Medikamenten gegenTuberkulose zu schlucken,Im Garten von „Panagouda“ (6. 5. 1983)die ihm durch ihre Nebenwirkungen stark schwächten. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong>Operation erkrankte er schwer, nahm starke Antibiotika, litt untereiner schweren Form von Kolitis [Dickdarmentzündung], die vonheftigen Magenschmerzen begleitet wur<strong>de</strong>. Damit verbun<strong>de</strong>n warauch eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln,wobei ihm die meisten Verdauungsstörungen und Schmerzenbereiteten.Der ständige Zustrom von Pilgern und Besuchern, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Nöteund Probleme, die er sich zu eigen machte, bedrückten ihn undverstärkten seine Erschöpfung. Die Sorge um sie alle zehrte ihn auf,


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 83°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°zu<strong>de</strong>m ließ er sich nur sehr wenig Zeit für <strong>de</strong>n Schlaf, <strong>de</strong>nn er betetein <strong>de</strong>n Nächten, um am Tag die Besucher empfangen zu können.Lange Zeit pflegte er „Abdrücke“ herzustellen – kleine Ikonen,die er aus Metall stanzte, wobei er die Matrix selbst herstellte. DieseIkonen (<strong>vom</strong> Herrn Jesus, <strong><strong>de</strong>r</strong> Theotokos, <strong>de</strong>m hl. Arsenios vonKappadokien) gab er <strong>de</strong>n Pilgern als kleine Segnung. Diese Arbeittrug noch zusätzlich zu seinem erschöpfen<strong>de</strong>n Programm bei,beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s, wenn die Ikone gepreßt wur<strong>de</strong> und für <strong>de</strong>n Abdruckgroßer Kraftaufwand nötig war. Im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit zog er sichdadurch einen Bruch zu. Auch bei dieser Krankheit zeigte <strong><strong>de</strong>r</strong><strong>Altvater</strong> ungewöhnliche Geduld. Er lehnte eine Operation entschie<strong>de</strong>nab, versuchte das Loch im Bauchfell zu „stopfen“, doch alles warvergeblich. Es war sehr schmerzhaft für ihn zu sitzen und nochschmerzhafter zu stehen.Einer seiner geistlichenSchüler erinnert sich daran,daß <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> bei einemseiner Besuche im Kloster <strong>de</strong>shl. Johannes <strong>de</strong>s Theologen inSouroti in diesem Zustandstehen mußte, bis die endloseMenschenschlange, die seinenSegen zu erhalten wünschte,vorüber war. Er setzte sichnicht einmal, als er bleichwur<strong>de</strong> und schweißdurchnäßtvor Schmerzen war.Vom Jahre 1988 an setztenDarmblutungen ein, zuerstnur geringfügig, dann intensiviertensie sich und wur<strong>de</strong>nhäufiger. Trotz <strong>de</strong>s Rats <strong><strong>de</strong>r</strong> Ärzte, die ihn kannten, wollte er nicht„hinausgehen“ 23 , um sich untersuchen zu lassen. So kamen dieÄrzte, um ihn in seinem Kellion zu untersuchen, doch das ließ er23 In <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache <strong>de</strong>s hl. <strong>Berg</strong>es <strong>Athos</strong> be<strong>de</strong>utet "hinausgehen", <strong>de</strong>n Heiligen <strong>Berg</strong>für kürzere o<strong><strong>de</strong>r</strong> längerer Zeit zu verlassen, um in die Welt zu gehen undverschie<strong>de</strong>ne Angelegenheiten zu erledigen. Es gibt Asketen, die <strong>de</strong>n <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>über mehrere Jahrzehnte hinweg nie verlassen haben, die nie "hinausgegangen" sind.


84 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°nicht zu, und so vermuteten sie verschie<strong>de</strong>ne Dinge: Einer sagte, erhabe Hämorrhoi<strong>de</strong>n, ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er, es han<strong>de</strong>le sich um Kolitis, eindritter, er habe Polypenusw. So gaben siealle unterschiedlicheRatschläge, <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong><strong>Altvater</strong> nicht folgte,<strong>de</strong>nn er sah, daß dieMeinungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ärztesich voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> unterschie<strong>de</strong>n,und außer<strong>de</strong>mkannte er dieschädlichen Nebenwirkungen<strong><strong>de</strong>r</strong> Arzneimittel.Diesbezüglichwaren seine charakteristischenWorte: „Ichnehme die Pillen nicht <strong>de</strong>shalb nicht, weil ich sie mißachte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nweil ich gut verstehe, daß man mit <strong>de</strong>n Medikamenten ein Lochstopft und zugleich ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es öffnet. Auf diese Weise hat man eineArbeit, die nicht aufhört.“Priestermönch Christodoulos berichtet:„Als ich im Kloster war, hatte ich <strong>de</strong>n Klosterdienst <strong>de</strong>s Arztesauszuführen und ich sagte einmal zum <strong>Altvater</strong>:- ‘Geronta 23 , ich habe Ihnen die Vitamine und Eisen mitgebracht,bitte nehmen Sie dies an. Ich glaube, das wird Ihnen helfen, IhrenHämoglobinspiegel zu erhöhen.’- ‘Mein Vater’, antwortete er, ‘ich glaube, das Eisen wird mirnichts bringen. Neulich hat Vater Theoklites, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Kloster baut,Eisen gesammelt, gib es ihm, er braucht es sehr. In einer für ihn soschweren Zeit sollte ich kein Eisen annehmen! So weit ich dasverstehe, ist Eisen nutzlos für mich. Ich sollte besser Stahl nehmen!’Er erhob sich, und lächelnd schnappte er sich ein Glas Wasser, warfeine lösliche Vitamintablette hinein und sagte: ‘Mein Vater, ich kannnicht solche Werke beginnen, die ich nicht mehr zu been<strong>de</strong>n vermag.Wenn mir jemand sagt: Hüte dich vor diesem und sei mit jenem23 Géronta, gr. Anre<strong>de</strong>form von gerontas, „<strong>Altvater</strong>“ (ungefähre Aussprache:„jéronda“).


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 85°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°vorsichtig – ich wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>m von ganzem Herzen folgen und wäredankbar. Aber ich habe schlechte Erfahrungen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einnahmevon Medikamenten gemacht.’Als sich die Spru<strong>de</strong>ltablette aufgelöst hatte, hob er das Glas undsagte lächelnd: ‘Alles auf Er<strong>de</strong>n geht zu En<strong>de</strong>.’ Dann stieß er dasGlas in meine Richtung, wie man das macht, wenn man anstößt und‘Prost!’ sagt, und fügte hinzu: ‘Also dann, Vater, auf eine guteBestattung!’Als ich <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong> in einem solchen Zustand sah, kniete ichvor ihm und bat ihn, ‘hinauszugehen’ nach Thessaloniki, damit ihndie Ärzte untersuchen und herausfin<strong>de</strong>n konnten, was ihm fehle.Doch <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> hob mich auf und sagte:- ‘Hör zu, Vater, im geistlichen Leben ist ein solcher Zustandsehr hilfreich, und es ist nicht nützlich, ihn loszuwer<strong>de</strong>n. Also hiersind die Grün<strong>de</strong>, weshalb ich nicht hinausgehen will, um michuntersuchen zu lassen:a) Christus sieht <strong>de</strong>n Zustand meiner Gesundheit, <strong>de</strong>nn Er ist<strong><strong>de</strong>r</strong> beste Arzt, wir sollten Ihm völlig vertrauen, <strong>de</strong>nn das ist dasbeste. Er wird han<strong>de</strong>ln und uns heilen.b) Da ich <strong>de</strong>nke, daß ich einen Tumor im Mastdarm habe, ist esbesser, ihn in Ruhe zu lassen und ihn nicht zu reizen, <strong>de</strong>nn sonstwird sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesundheitszustand stark verschlechtern.c) Die heutige Welt lei<strong>de</strong>t unter drei Dingen: Krebs, psychischeErkrankungen 24 und Scheidungen. Je<strong>de</strong> Woche erhalte ich mit <strong><strong>de</strong>r</strong>Post sehr viele Briefe, in <strong>de</strong>nen sie mir über diese Problemeschreiben. Eine ernsthafte geistige Störung habe ich nicht’ – sagte erlächelnd –, ‘mit Scheidungen und Trennungen habe ich auch nichtszu tun, äh..., aber zumin<strong>de</strong>st habe ich Krebs, damit sich die Weltdadurch trösten kann. Wenn alle unter irgend etwas lei<strong>de</strong>n und einpaar Leute nichts haben, ist es schlecht, während jetzt, Gott seiDank!, die Sache gut läuft.24 Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> orthodoxen Lehre ist die Ursache <strong><strong>de</strong>r</strong> psychischen Probleme undErkrankungen in <strong>de</strong>n meisten Fällen die Krankheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele. Sie ist durch dieSün<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Verlust <strong><strong>de</strong>r</strong> Gna<strong>de</strong> Gottes und die Entfremdung von Gott, von sich selbstund <strong>de</strong>n Mitmenschen entstan<strong>de</strong>n. Deswegen erfolgt die Heilung, wenn man a)durch die Mysterien (Sakramente) <strong><strong>de</strong>r</strong> Einen Heiligen, Apostolischen und Allumfassen<strong>de</strong>nKirche und b) durch ein Leben in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hesychia unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Betreuung seinesGeistlichen Vaters in Christo lebt. Lit.: D.A. Av<strong>de</strong>ev, Orthodoxe Psychotherapie inDer Schmale Pfad, Band 8, Juni 2004; Metr. Hierotheos Vlachos: OrthodoxPsychotherapy und The Illness and Cure of the Soul.


86 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°d) Wenn jemand Krebs o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein großes Problem hat – und esbrennt –, und wenn er trotz<strong>de</strong>m nicht an sich sehr interessiert ist,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Gott für die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en bittet, dann macht auch Gott‹Konzessionen›! Dann hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch in je<strong>de</strong>m Fall eine‹Grundlage›, zu Christus zu sagen: ‹Schau, ich bin nicht an mir selbstinteressiert und bitte um nichts für mich, doch ich bitte Dich, hilf <strong>de</strong>nan<strong><strong>de</strong>r</strong>en.› Und so hilft Gott. Daher, mein Vater, mache dir nicht soviel Sorgen um mich.’“Zu jener Zeit (Große Fastenzeit 1993) war infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> vielenBlutungen sein Hämoglobinspiegel sehr niedrig, und er wur<strong>de</strong>häufig ohnmächtig. Er fiel dann bewußtlos auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n, dort, woer stand. Doch er wur<strong>de</strong> nicht mutlos. Er wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheitmit großer Geduld, Selbstbeherrschung und Mut.Mitte April 1994 wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong> operiert, um <strong>de</strong>nMastdarm wie<strong><strong>de</strong>r</strong>herzustellen. Nach einigen Tagen fertigten sie eineComputertomographie an, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utlich wur<strong>de</strong>, daß sich dieMetastasen über Leber und Lunge ausgebreitet hatten. Die Ärztesagten, die Prognose sei schlecht und ihm blieben höchstens noch 4Monate zu leben. Als <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> dies hörte, sagte er lächelnd: „Gut,aber kann das nicht schon früher geschehen? Muß ich <strong>de</strong>nn noch soviele Monate warten?“Der <strong>Altvater</strong> entschloß sich fest, zum Heiligen <strong>Berg</strong> zurückzukehren.Er bereitete schon seine Dinge vor und setzte als AbreisetagMontag, <strong>de</strong>n 13. Juni, fest. Dann aber stieg sein Fieber, er litt unterAtemnot, und er mußte warten und die Reise aufschrieben.Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend. En<strong>de</strong>Juni teilten die Ärzte mit, er habe noch 2 bis 3 Wochen zu leben. Vonda an empfing <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> keine Besucher mehr und begann, sichauf die große Reise [in die Ewigkeit] vorzubereiten. Am 9. Juli kamein Bischof, um ihn zu sehen, und <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> bat ihn, über ihm einGebet zu lesen.Am Montag, <strong>de</strong>m 11. Juli, am Tag <strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Euphimia [die ihnbesucht hatte, siehe S. 147], empfing er zum letzten Mal die hl.Kommunion. Er kniete dabei neben <strong>de</strong>m Bett. Am letzten Tag war ersehr ruhig, obwohl er sehr litt, doch er dul<strong>de</strong>te alles ohne zu klagen.Er wollte keine Behandlung mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> irgendwelche Medikamenteaußer Kortison.Die Nacht von Montag auf Dienstag (11. zum 12. Juli) war für<strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong> ein wahres Martyrium. Seine Gliedmaßen erkalteten


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 87°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°und wur<strong>de</strong>n blau, sein Atem wur<strong>de</strong> schwach, doch das Herzarbeitete noch gut. Am Morgen fiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Blutdruck, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Atemverlangsamte sich. Als es offenkundig wur<strong>de</strong>, daß das En<strong>de</strong>gekommen war, kamen die Schwestern <strong>de</strong>s Klosters, um <strong>de</strong>n letztenSegen zu empfangen. Am Dienstag, d. 12. Juli, übergab <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>seine gesegnete Seele <strong>de</strong>m Herrn, <strong>de</strong>n er von Jugend an so sehrgeliebt und <strong>de</strong>m er gedient hatte.Der <strong>Altvater</strong> wur<strong>de</strong> im Kloster <strong>de</strong>s hl. Johannes <strong>de</strong>s Theologen inSouroti begraben. Es ist ein sehr großer Segen und eine Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong>Kraft für die Menschen, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt leben, das Grab <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s<strong>Paisios</strong> besuchen zu dürfen; ständig kommen viele Pilger dorthin.Rakovalis schreibt im Rückblick (a.a.O., S. 21-24): „Der <strong>Altvater</strong>heilte an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, doch er bat Gott nicht darum, selbst geheilt zu wer<strong>de</strong>n.Er wollte geduldig sein in <strong>de</strong>n Krankheiten: ‘... so daß wir einengeistigen Franc o<strong><strong>de</strong>r</strong> so verdienen können..., damit wir etwas für’sAlter haben’, sagte er auf bezaubern<strong>de</strong> Weise. Als er Soldat war,hatte er sich Erfrierungen zugezogen; kaum war ihm eine Amputationerspart geblieben, und seine Fußsohlen schmerzten. ‘Es ist, alswür<strong>de</strong> man über Nägel laufen... Deshalb verlagere ich mein Gewichtmanchmal auf die Hacken, manchmal auf die Zehen, manchmal aufdie Seite’, sagte er lachend mit Galgenhumor zu mir... Doch er setztesich nicht hin... Er stand während <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Nachtwache. So lehrteer auch <strong>de</strong>n Jüngeren <strong>de</strong>n kämpferischen Gedankengang.Der <strong>Altvater</strong> litt unter vielen Krankheiten, und er ertrug alle mitTapferkeit und einem kämpferischen Gedankengang. Er verachtete<strong>de</strong>n Schmerz und scherzte darüber!!...Als er eine Hernie [Eingewei<strong>de</strong>bruch] erlitt, verschnürte erseinen Bauch mit ein paar Lumpen und ging nicht zum Arzt. Ichgeriet aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Fassung und bat ihn, er solle gehen. Dann begann ermir von Krankheiten auf eine solch humorvolle und geringschätzigeWeise zu erzählen, daß ich schließlich auch anfing zu lachen.Am En<strong>de</strong>, im fortgeschrittenen Alter, erkrankte er schließlich anKrebs. Ich und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e glauben, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> Gott darumbat, um damit seinen Mitmenschen Lin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu verschaffen. Erhatte zu mir gesagt: ‘Wenn du zu Gott betest, daß Er einen Krankengesund machen möge, dann mußt du mit einer solchen Einstellungbeten, daß du Gott sagst: Nimm diese Krankheit von ihm und gib siemir!, o<strong><strong>de</strong>r</strong> zumin<strong>de</strong>st: Gib mir einen Teil davon, damit ich ihm etwasErleichterung verschaffen kann... Der gute Gott sieht unsere Schwä-


88 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°che, macht <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en gesund und gibt uns nichts... Manchmaljedoch gibt Er uns etwas, wenn Er sieht, daß wir es tragen können...Damit aber unsere Gebete erhört wer<strong>de</strong>n, müssen wir solch eineEinstellung haben...’Diese Einstellungist ein Selbstopfer.Und <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>hatte dies im Übermaß.Er wollte un<strong><strong>de</strong>r</strong>trug freudig <strong>de</strong>nSchmerz und dieKrankheiten Tausen<strong><strong>de</strong>r</strong>von Menschen,die ihn besuchten.Sein Leben war einOpfer für seine Mitmenschen.Er sprach nichtmit uns über seineKrankheiten. Er tatdas, um uns nicht inUnruhe zu versetzen,o<strong><strong>de</strong>r</strong>, wenn wir siebemerkten und er sienicht verbergenkonnte, stellte er sie als etwas Unwichtiges hin. So verfuhr er auchmit <strong>de</strong>m Krebs. Bis die Blutungen und die Ohnmachten begannen.Wir erkannten alle, daß er krank war. Wir baten ihn, zum Arztzu gehen... Aber nein... Nun, als es bekannt wur<strong>de</strong>, kamen die Ärztezum Heiligen <strong>Berg</strong>, um ihn davon zu überzeugen, er möge ihnenerlauben, ihn zu untersuchen. Einmal kam ein Internist, einUniversitätsprofessor aus Athen, angereist, nur um <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong> zubesuchen. Ich brachte ihn zum Kellion <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s. Trotz seinerBemühungen, gelang es diesem Arzt auch nicht, ihn zu untersuchen.Viele Ärzte kamen und blieben erfolglos. Schließlich begannenverschie<strong>de</strong>ne Personen in be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n kirchlichen Positionen aufihn Druck auszuüben, medizinische Hilfe zu akzeptieren. Es heißt,daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Patriarch selbst ihm befahl, sich untersuchen zu lassen.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 89°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Ein gewisser Arzt, <strong><strong>de</strong>r</strong> ein geistliches Leben führte und dieEmpfindlichkeit <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s verstand, sagte ihm, er wür<strong>de</strong> nichtmehr an medizinischer Hilfe für ihn aufwen<strong>de</strong>n als das, was ereinem zufälligen Patienten mit einer Versicherung für Bauern 25gewähren wür<strong>de</strong>. Meine Gedanken sagen mir, daß die Sensibilität<strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s ihm nicht erlaubt hätte, mehr an medizinischerVersorgung zu akzeptieren als das, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Allerärmste bekäme. Erhielt es für eine [soziale] Ungerechtigkeit. Und es ist auch eineUngerechtigkeit und ein weiteres Zeichen unserer Hartherzigkeit,die uns Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart kennzeichnet. Wir wollen für unsund unsere Verwandten die besten Ärzte haben und in die bestenKrankenhäuser gehen, während die armen Leute in irgen<strong>de</strong>inerbärmliches Gitterbett in <strong><strong>de</strong>r</strong> Halle eines Krankenhauses geworfenwer<strong>de</strong>n und in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ärmeren Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> aus Mangel anMedikamenten sterben. Diese Ungerechtigkeit, eine Folge <strong><strong>de</strong>r</strong>pervertierten Geisteswelt <strong>de</strong>s sündigen Menschen, existiert heutzutageüberall in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt... Doch die göttliche Gerechtigkeit wartetgeduldig, um die Dinge an ihre richtige Stelle zu rücken. Amen.Schließlich hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> eine Krebsoperation. MeineGedanken sagen mir, daß er sie aus Gehorsam durchführen ließ,gegen seinen eigenen Wunsch. So lehrte er uns durch die ganze Artund Weise, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> er mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit umging.Wenn er von schrecklichen Schmerzen ergriffen wur<strong>de</strong>, sang er,um nicht zu schreien und die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en in Unruhe zu versetzen. Erwar äußerst feinfühlig. Er wollte an<strong><strong>de</strong>r</strong>en nicht zur Last fallen o<strong><strong>de</strong>r</strong>sie beunruhigen. Jemand betete zu Gott, Er möge ihm einen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong>Schmerzen <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s geben, um ihm ein wenig Erleichterung zuverschaffen, ohne <strong>de</strong>m <strong>Altvater</strong> etwas davon zu sagen. Als sieeinan<strong><strong>de</strong>r</strong> trafen, ohne daß sie darüber gesprochen hatten, sagte ihm<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>: ‘Bitte nicht darum... Diese Schmerzen kann man nichtaushalten... Bitte nicht darum... Du kannst sie nicht ertragen... BitteGott nicht darum.’Ein paar Tage bevor er starb, traten wir alle zu ihm und erhieltenseinen Segen zum letzten Mal. Er starb am 12. Juli 1994 und wur<strong>de</strong>im Hof <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsie<strong>de</strong>lei <strong>de</strong>s hl. Johannes <strong>de</strong>s Theologen in Souroti,Thessaloniki, begraben.25 Die Krankenversicherung für Bauern gilt als die Versicherung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> schlechtestenmedizinischen Versorgung.


90 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Sein Grab ist heutzutage ein beliebtes Pilgerziel. Immer, wennich in <strong>de</strong>n letzten Jahren dorthin kam, waren Menschen dort inVerehrung.Und nach seinem Tod fährt <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> fort, Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>sowohl an seinem Grab als auch an an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Orten zu wirken. Ichhoffe, daß die Ereignisse,die nach seinem Todgeschahen, in dokumentierterForm veröffentlichtwer<strong>de</strong>n – zur Ehre Gottesund zum Nutzen <strong><strong>de</strong>r</strong>ungläubigen Menschenunserer Epoche, die in sogroßer geistlicher Not ist,und worüber die Menschennichts wissen.“<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> hattein einem Gespräch mitRakovalis gesagt: „Wennwir wüßten, welchenGewinn wir aus Krankheitenerhalten, wür<strong>de</strong>nwir nicht gesund wer<strong>de</strong>nwollen. Wir wür<strong>de</strong>n sieGrab <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s in Sourotiertragen, um so einenbesseren Platz im Paradies zu bekommen, und nicht Vater So-und-sobitten, er möge für unsere Gesundheit beten.’ (Lachen) ’Warum,Vater, haben Sie das getan? Wußten Sie es nicht besser? Warumhaben Sie mir das angetan? Sie hätten mich doch erst fragen undnicht beten sollen! Warum, Vater?’“ (Lachen...) 2626 <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> betrachtete <strong>de</strong>n Schmerz <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit als ein Geschenk Gottesund als ein Mittel zur geistlichen Askese. Deswegen wollte er nicht, daß an<strong><strong>de</strong>r</strong>eMenschen für seine körperliche Gesundheit beten. Diese Einstellung <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s<strong>Paisios</strong> ist Zeichen eines hohen Gra<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligkeit. Es sollte auf keinen Falldahingehend mißverstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, daß wir für die Gesundheit unserer Mitmenschennicht beten sollten.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 91°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Auf einer Marmortafel auf <strong>de</strong>m schlichten Grab <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s<strong>Paisios</strong> befin<strong>de</strong>t sich als Inschrift das folgen<strong>de</strong> Gedicht, das erselbst geschrieben hat:Hier hat mein Leben,hier hat auch mein Atemsein En<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n.Hier soll mein Leibbestattet wer<strong>de</strong>n,dann wird sich auchmeine Seele freuen.Hier wohnt mein Heiliger,das ist meine Ehre. 27Ich glaube, er wirdmeine elen<strong>de</strong> Seele betrauern.Er wird zum Erlöser beten,daß die Allheilige[Panagia] mir beistehe.Das geistliche Testament <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s <strong>Paisios</strong>:Ich, <strong><strong>de</strong>r</strong> Mönch <strong>Paisios</strong>,habe mein Leben erforscht.Ich habe eingesehen,daß ich gegen alle Gebote <strong>de</strong>s Herrnverstoßen habe.Alle Sün<strong>de</strong>n beging ich.Es spielt keine Rolle, ob einige Sün<strong>de</strong>nin geringerem Maß geschehen sind,27 Priestermönch Savas, Kellion Isodia tis Theotokou, Kerasia, <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>, hatdazu folgen<strong>de</strong> Erläuterungen gegeben:Hier wohnt – hier befin<strong>de</strong>n sich die Reliquien von Vater Arsenios; sie sind imKloster „Evangelist Johannes <strong><strong>de</strong>r</strong> Theologe“ von Souroti aufbewahrt;mein Heiliger – <strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Arsenios war <strong><strong>de</strong>r</strong> Taufpate von Vr. <strong>Paisios</strong>;das ist meine Ehre – <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> hält es für eine Ehre, daß er an <strong>de</strong>mselben Ortbegraben wird, an <strong>de</strong>m die Reliquien <strong>de</strong>s hl. Arsenios ruhen.


92 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°weil ich keine Rechtfertigung 28 habe,weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr mirviel Segen geschenkt hat.Betet,daß Christus Sich meiner erbarme.Verzeiht mir,und es soll allen verziehen sein,all jenen, die meinen,sie hätten mir Leid zugefügt.Ich bedanke mich sehr.Nochmals,betet.Mönch <strong>Paisios</strong>. 29Das geistliche Testament (Originaltext):28 D.h. keine Rechtfertigung zur Erleichterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwere <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>n angesichts<strong><strong>de</strong>r</strong> großen Gna<strong>de</strong>, die ihm <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr geschenkt hat.29 Dieser Text, geschrieben <strong>vom</strong> <strong>Altvater</strong> selbst, wur<strong>de</strong> in Panagouda [<strong>de</strong>m letztenOrt <strong><strong>de</strong>r</strong> Askese <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s <strong>Paisios</strong> auf <strong>de</strong>m <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>] nach seinem Tod gefun<strong>de</strong>n.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 93°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Geistige Auferstehung 30Die meisten und wichtigsten Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>, die <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> [nach seinenTod] bewirkt hat, waren geistiger Natur. Viele Menschen, die überhauptkeine religiösen Interessen hatten, überzeugte Atheistenwaren o<strong><strong>de</strong>r</strong> keinerlei moralische Grenzen einhielten, erfuhren einegeistige Auferstehung. Sie traten mit Eifer in die Kirche ein. Einigewur<strong>de</strong>n sogar Mönche. Einige dieser Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> sind durch die direkteErscheinung <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s geschehen (Menschen sahen <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong><strong>Paisios</strong> nach seinen Tod). In <strong>de</strong>n meisten Fällen war aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgangspunkt<strong><strong>de</strong>r</strong> geistigen Auferstehung das Lesen eines <strong><strong>de</strong>r</strong> Bücher<strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s.Herr Nikolaou Georgios, aus Ampelokipi (Athen) bezeugt: „EinesSonntags im Oktober <strong>de</strong>s Jahres 1996 besuchte ich zusammen miteinen Freund die Göttliche Liturgie im Kloster <strong>de</strong>s hl. JohannesKareas bei Athen 31 . Ich wollte ein Gebet (Totenge<strong>de</strong>nken) für meineMutter durchführen lassen; sie war vor einem Jahr verstorben. Eswar das erste Mal nach vielen Jahren, daß ich überhaupt eine Kirchebetrat. Als die göttliche Liturgie zu En<strong>de</strong> war, sah ich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausstellung<strong>de</strong>s Klosters ein Buch von <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong>. In diesem Augenblickwur<strong>de</strong> mein Herz tief berührt. Ich kaufte das Buch sofort. Alsich nach Hause zurückkehrte, war mein erstes Ziel, das Buch zulesen. Als <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> ein junger Mönch war, schrieb er ein Abschiedsgedichtfür seine Mutter auf die Rückseite seines Bil<strong>de</strong>s [sieheS. 68-69]. Als ich das Gedicht las, geschah in mir eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung.Ich begann zu schluchzen und zu weinen, mein Herz wur<strong>de</strong> weich,und ich sagte: ’Mein Gott, hilf Du mir, daß ich durch die Gebete <strong>de</strong>sheiligen <strong>Altvater</strong>s <strong>Paisios</strong> Mönch wer<strong>de</strong>!’ Ich brauchte nicht zu<strong>de</strong>nken, um das Gebet auszusprechen; es entsprang meinemHerzen 32 . (Erstaunlich ist, daß ich mich jetzt, sechs Jahre nach diesemEreignis, darauf vorbereite, Mönch zu wer<strong>de</strong>n!).30 Quelle: Priestermönch Isaak, Das Leben <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s <strong>Paisios</strong> von <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>(µ , ). 2004(<strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 2004), Seiten 366-367 (siehe Literaturliste).31 Internet Adresse <strong>de</strong>s Klosters: www.imaik.gr32 Dieses Phänomen ist auf die Gna<strong>de</strong> Gottes zurückzuführen. Es gibt auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>eMenschen, die beim Lesen <strong>de</strong>s Abschiedsgedichtes o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Texte <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s<strong>Paisios</strong> genau dieselbe Empfindung verspürten. Dies ist ein Zeichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligkeit<strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s.


94 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Plötzlich, als ich am Lesen <strong>de</strong>s Buches von <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> war,verlor ich für einige Sekun<strong>de</strong>n das Empfin<strong>de</strong>n von Zeit und Raum;ich sah <strong>de</strong>n heiligen <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> meine verstorbene Mutter an<strong><strong>de</strong>r</strong> Hand zu halten. Ich war überwältigt, weil das, was ich sah,lebendig war. Ich berichtete dieses Geschehnis einem <strong>Altvater</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong>die Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterscheidung hat. Er sagte mir, daß es ein wahresgöttliches Phänomen gewesen sei; auf keinen Fall sei es eineteuflische Phantasie gewesen. Ich begann, regelmäßig die GöttlicheLiturgie je<strong>de</strong>n Sonntag und Feiertag zu besuchen. Danach, kurz vor<strong>de</strong>m heiligen Fest <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburt Christi im Jahr 1996 beichtete ich zumersten Mal in meinen Leben. Ich empfand eine wun<strong><strong>de</strong>r</strong>volle Freu<strong>de</strong>in meiner Seele. Nie zuvor hatte ich dieses Glück erlebt. Nur JesusChristus bringt diese Freu<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele.Im Mai 2002 pilgerte ich nach Panagouda [Kellion, in <strong>de</strong>m Vater<strong>Paisios</strong> von 1979 bis zu seinem Tod 1994 lebte]. Als ich dort war,empfand ich einen unbeschreiblich angenehmen Geruch; er warsogar noch außerhalb <strong>de</strong>s Kellions im Hof wahrzunehmen.“ 33Kreuzigung Christi(Holzrelief, angefertigt von <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong>)33 Der "unbeschreiblich angenehme Geruch" ist ein göttliches Geschenk; u.a. tritt erim Zusammenhang mit Reliquien von Heiligen und wun<strong><strong>de</strong>r</strong>tätigen Ikonen auf.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 97°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°II. Geistliche Unterweisungen <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>sIm folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n wir eine kleine Auswahl aus <strong>de</strong>n Unterweisungenund Erzählungen von Vater <strong>Paisios</strong> [wenn nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s gekennzeichnetaus <strong>de</strong>n Aufzeichnungen von Priestermönch Christodoulos,Einfügungen in run<strong>de</strong>n Klammern ( ) stammen <strong>vom</strong> Verfasser] wie<strong><strong>de</strong>r</strong>geben,die für Menschen, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt leben, nützlich sein können.Diese Unterweisungen erneuern und formen <strong>de</strong>n geistlichen Eifer inunseren Seelen, <strong><strong>de</strong>r</strong> heutzutage fast verschwun<strong>de</strong>n ist. Denn an vielenOrten regiert <strong><strong>de</strong>r</strong> weltliche Geist, herrscht weltliche Eitelkeit.Wonach wir strebenDer <strong>Altvater</strong> lehrte:„Euer Ziel sollte die Reinigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele und die absoluteUnterwerfung <strong>de</strong>s Geistes unter die göttliche Gna<strong>de</strong> sein. Betet umdieses Zieles willen, erlernt und wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt in <strong>de</strong>mütiger Gesinnungdas Jesus-Gebet, behaltet dabei im Sinn, daß ihr unbedingt GottesErbarmen nötig habt.Wenn ihr dies tut, wird die Gna<strong>de</strong> Gottes zu ihrer Zeit kommen.Nur sollte man, damit sie eintreffen kann, auf irgen<strong>de</strong>ine WeiseChristus ’anrühren’ – durch Liebe und Demut, <strong>de</strong>nn nur so wird ErSeine Gna<strong>de</strong> geben.Überdies ist es nötig, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Sen<strong><strong>de</strong>r</strong> und Empfänger (d. h.Christus und unsere Seele) auf <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Wellenlänge liegen: das,was Christus zu tun gebietet, sollten wir vollbringen, und das,worum wir bitten, möge Christus tun. Wir sollten versuchen, Ihm inunseren Gedanken und Handlungen zu ähneln. Sonst wer<strong>de</strong>n sichdie Batterien unseres Empfängers umsonst entla<strong>de</strong>n (d. h. Metanien,Gebete mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gebetschnur, Fasten usw. wer<strong>de</strong>n nutzlos sein).Damit <strong>de</strong>ine Seele erleuchtet wird, lies täglich das NeueTestament;je<strong>de</strong>n Tag achte auf die Reinigung <strong>de</strong>iner Seele;strebe nach <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Wahrheit und nicht nach <strong><strong>de</strong>r</strong>rationalen, die auf <strong>de</strong>n vernünftigen Schlußfolgerungen<strong>de</strong>s Verstan<strong>de</strong>s beruht, <strong>de</strong>nn nur die göttliche Wahrheitspen<strong>de</strong>t die Gna<strong>de</strong> Christi;


98 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°über<strong>de</strong>nke alles, was du zu tun beabsichtigst, ob esChristus wünscht; und handle gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> Antwort aufdiese Frage;versuche, <strong>de</strong>mütig und gehorsam zu sein;wenn du zu jeman<strong>de</strong>m ‘Nein’ sagst, dann sei es auch ein‘Nein’, wenn du zu jeman<strong>de</strong>m ‘Ja’ sagst – dann sei es auchein ‘Ja’;achte stets darauf, wie du für <strong>de</strong>inen Nächsten Gutesvollbringen kannst – und nicht für dich selbst;schau nicht auf die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, was sie tun, und über<strong>de</strong>nkees nicht, um nicht anzufangen zu richten.“Die menschliche und die göttliche GerechtigkeitAuf die Frage, was die göttliche Gerechtigkeit sei, antwortete <strong><strong>de</strong>r</strong><strong>Altvater</strong> mit folgen<strong>de</strong>n Beispielen:„Nehmen wir an, es sitzen zwei Menschen am Tisch und essen.Vor ihnen steht ein Teller mit zehn Aprikosen. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> eine ausGefräßigkeit sieben davon ißt und <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en nur drei übrigläßt,dann ist das ungerecht.Wenn er sagen wür<strong>de</strong>: ‘Hör zu: wir sind zwei, und von <strong>de</strong>nAprikosen sind zehn da. Folglich hat je<strong><strong>de</strong>r</strong> fünf davon zu bekommen.’So ißt er dann fünf und überläßt seinem Gefährten die an<strong><strong>de</strong>r</strong>enfünf, und in diesem Fall han<strong>de</strong>lt er gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Gerechtigkeit,d. h. <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Wahrheit. Wegen ihrer menschlichenGerechtigkeit, um <strong>de</strong>s Schutzes ihrer eigenen Rechte willen, ziehendie Menschen oft vor Gericht und verurteilen die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en.Wenn aber <strong><strong>de</strong>r</strong> eine sieht, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Aprikosen mag, undselbst vorgibt, er wür<strong>de</strong> sie nicht mögen [obwohl er sie mag], und nurein o<strong><strong>de</strong>r</strong> zwei ißt und zu seinem Freund sagt: ‘Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>, iß die übrigenAprikosen, <strong>de</strong>nn ich mag sie nicht sehr’ – dann wird er gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong>göttlichen Gerechtigkeit han<strong>de</strong>ln. Im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Beziehungenhat er einen Verlust erlitten, und es sieht so aus, als wäre erunterlegen. Doch um seiner selbstlosen Liebe willen, wegen seinesOpfers, wird er durch [göttliche] Zuwendung belohnt und erhält die‘Säcke’ voll Segen von Gott. 11 "Säcke voll Segen" be<strong>de</strong>utet, daß man viel Gna<strong>de</strong> Gottes erhält, wenn manselbstlose Nächstenliebe besitzt und vollbringt.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 99°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Ich möchte euch ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Beispiel erzählen, damit ihr besserversteht, was die göttliche Gerechtigkeit ist. Wenn beispielsweiseirgen<strong>de</strong>in Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> zu mir kommt und sagt: ‘Geronta, dieses Kelliongehört mir! Deshalb steh schnell auf und geh. Suche dir irgendwoeine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Bleibe – ich brauche dieses Kellion.’ Wenn ich danndurch die göttliche Gerechtigkeit geleitet wer<strong>de</strong>, sollte ich in Demutmit ihm einverstan<strong>de</strong>n sein und ihm sogar noch für die Möglichkeitdanken, daß ich in seinem Kellion leben durfte. Wenn ich abergemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Gerechtigkeit handle, wür<strong>de</strong> ich michseiner For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nicht beugen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n anfangen, mit ihm zustreiten, zu schimpfen und ihm zu drohen, bis ich vor <strong>de</strong>m Gerichtbewiesen habe, daß ich recht habe und das Kellion mir gehört.Ein wahrer Christ sollte nicht richten, streiten o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>eanklagen, selbst wenn sie einem die Klei<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>vom</strong> Leib reißen. Dennes gibt nur einen Unterschied zwischen <strong>de</strong>n wahren Christen und<strong>de</strong>n Ungläubigen: Wahre Christen wer<strong>de</strong>n durch das Gesetz <strong><strong>de</strong>r</strong>göttlichen Gerechtigkeit geleitet, das <strong>de</strong>mütig und nachgiebig ist,während <strong><strong>de</strong>r</strong> Ungläubige <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Gerechtigkeit folgt, dieauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigenliebe beruht.Die menschliche Gerechtigkeit ist nichts im Vergleich mit <strong><strong>de</strong>r</strong>göttlichen Gerechtigkeit. Unser Herr Jesus Christus war <strong><strong>de</strong>r</strong> erste,<strong><strong>de</strong>r</strong> die göttliche Gerechtigkeit erfüllte. Als Er angeklagt wur<strong>de</strong>,rechtfertigte Er sich nicht; als sie Ihn bespieen, protestierte Er nicht;als sie Ihn folterten, drohte Er ihnen nicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ertrug alles mitGeduld und Stille. Er zeigte nicht seinen Unmut, als sie Ihm dieKlei<strong><strong>de</strong>r</strong> nahmen und unter sich teilten und Ihn dann nackt ans Kreuzhängten – um Ihn vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Menge zu beschämen. In diesem Beispielist das Erstaunlichste, daß Er nicht nur keinen Schutz von Seiten <strong>de</strong>sGesetzes suchte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n im Gegenteil auch noch Seine Verfolger vorSeinem himmlischen Vater entschuldigte und für sie betete: Vater,vergib ihnen, <strong>de</strong>nn sie wissen nicht, was sie tun. (Lk 23,34)Zu unserer Schan<strong>de</strong> folgen wir nicht <strong>de</strong>m Beispiel unseresErlösers, <strong>de</strong>s inkarnierten Gottes, und hören nicht auf, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>enzu verurteilen und mit ihnen über Kleinigkeiten zu streiten. Und dieFolge davon ist, daß unsere menschliche ‘Gerechtigkeit’ zur großenUngerechtigkeit führt. Und wenn jemand einwen<strong>de</strong>t, daß dann dieunverschämten Menschen unseren Besitz plün<strong><strong>de</strong>r</strong>n wür<strong>de</strong>n, – dannist das nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als die vernünftige Begründung dafür, daßman <strong>de</strong>n eigenen Nutzen höher stellt als <strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Nächsten. Und


100 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°wenn wir das Gebet und die Sorge um die Reinigung <strong>de</strong>s Herzensvernachlässigen und statt <strong>de</strong>ssen weiterhin mit <strong>de</strong>n Menschenstreiten und sie vor Gerichte zerren, dann wird es klar, daß wir dieirdischen Angelegenheiten über unsere Rettung stellen. Denn was istwichtiger, was ist höher als das Gebot Christi (Lk 6,26-29).“Am Schluß dieser Erklärung sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>: „Wie Stroh undFeuer nicht zusammen existieren können, können in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Seelenicht die menschliche und die göttliche Gerechtigkeit zusammenexistieren. Derjenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Gerechtigkeit in allemanvertraut, wird nicht verwirrt, wenn er verletzt wird. Er sucht nichtnach einer Rechtfertigung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache, in <strong><strong>de</strong>r</strong> er unschuldig angeklagtwur<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er akzeptiert die falschen Anklagen gegenihn, als seien sie wahr. Er kümmert sich nicht darum, <strong>de</strong>n Sinn <strong><strong>de</strong>r</strong>Menschen, die ihn verleum<strong>de</strong>t haben, zu än<strong><strong>de</strong>r</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bittet umVergebung.“Die göttliche Vorsehung„Die Vorsehung Gottes sorgt für je<strong>de</strong>s Geschöpf. Alles, was gemäß<strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Vorsehung geschieht, ist voller Segen. Es geschieht aufbeste Weise und kann nicht besser sein. Daß Er auf diese Weise füruns gut vorsorgt, davon kann sich je<strong><strong>de</strong>r</strong> mittels folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Überlegungüberzeugen:Da Gott gut ist, sorgt Er für Seine Geschöpfe, <strong>de</strong>nn wenn Er nichtfür sie sorgen wür<strong>de</strong>, wäre Er nicht gut. Genauso folgen Menschenund die stummen Tiere ihrer Natur und sorgen für ihre Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>; werdas nicht tut, <strong>de</strong>n hält man für böse. Da Gott ewig-weise ist, richtetEr die Fürsorge für Seine Geschöpfe auf bestmögliche Weise ein.Wenn wir aufmerksam die Dinge <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Vorsehung beobachten,können wir nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s als erstaunt sein über die göttlicheGüte. Daher müssen wir Ihn anbeten und ergeben Seine Sorge umuns entgegennehmen, obgleich die Wege Seiner Vorsehung manchmalfür uns nicht völlig verständlich sind.“Beispiele wun<strong><strong>de</strong>r</strong>barer HilfeIn diesem Zusammenhang erzählte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> folgen<strong>de</strong>s: „Ichmußte einmal irgendwohin reisen. Ich brauchte ungefähr 1000Drachmen an Reisekosten, doch ich hatte kein Geld. Als ich darüber


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 101°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°nachdachte, woher ich das Geld für die Reise nehmen könnte,brachte mir ein Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Brief mit einer Überweisung über exakt1000 Drachmen 2 . Der Brief war ohne Unterschrift. Statt einesAbsen<strong><strong>de</strong>r</strong>s war auf <strong>de</strong>m Umschlag ein Aufdruck: ‘Pantanassa’ – dasheißt: ‚Allkönigin’ 3 .Als ich sah, auf welch wun<strong><strong>de</strong>r</strong>volle Weise <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr für michsorgte, weinte ich und dankte <strong>de</strong>m Herrn und <strong><strong>de</strong>r</strong> EwigheiligenJungfrau.Ich habe viel Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>volles in meinem Leben gesehen. Es istgeheimnisvoll: Wenn man sich nicht um sich selbst sorgt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>num das Reich Gottes, dann läßt uns Gott keinen Mangel an irgen<strong>de</strong>twas spüren! Es ist wahr: Diese Überweisung wur<strong>de</strong> mir geschickt,bevor ich wußte, daß ich Geld brauchen wür<strong>de</strong>. Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> gute Vater,sorgt für uns, bevor wir anfangen, irgend etwas zu benötigen, unddamit verbun<strong>de</strong>n hat Seine Vorsehung schon für uns vorgesorgt,bevor wir überhaupt darum bitten. Was uns angeht, so müssen wirIhm nur vertrauen.Manchmal kommt ein Gedanke, obgleich ich nicht an ihmfesthalte. Zum Beispiel, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Wein für die Liturgie baldaufgebraucht ist und daß ich welchen kaufen muß. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Stellebezwinge ich diesen Zweifel und sage mir: ‘Eh, wahrscheinlichmorgen o<strong><strong>de</strong>r</strong> übermorgen wer<strong>de</strong>n sie ihn mir bringen!’ Und sogeschieht es. Dann wer<strong>de</strong> ich sehr erstaunt, <strong>de</strong>nn <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihnschickt, zum Beispiel von Kreta 4 , hat ihn ja schon Tage vorhervorbereitet, bevor ich ihn brauchte!Daraus sehe ich klar, daß Gott für uns schon sorgt, bevor wirent<strong>de</strong>cken, daß es uns an etwas mangelt und uns entschei<strong>de</strong>n, Ihn zubitten, wie geschrieben steht: Euer Vater weiß, was ihr braucht, noch eheihr Ihn bittet (Mt 6,8 und 33-34).Unsere Angelegenheit und unsere Sorge sollte es sein, Gott zugefallen und unserem Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> zu helfen, und alles, was unserWohlergehen betrifft, sollten wir <strong>de</strong>m Willen Gottes anvertrauen –<strong>de</strong>nn das ist Seine, also Gottes, Sache. Er möchte die geistige Über-2 1000 Drachmen, nach heutigem Wert etwa 3 Euro, doch zur Zeit <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s einhoher Betrag.3 Pantanassa – einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottesmutter Maria.4 Der Gütertransport von Kreta (südlichster Winkel Griechenlands) bis zum <strong>Berg</strong><strong>Athos</strong> dauert mehrere Tage.


102 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°einstimmung sehen, wenn wir für Ihn arbeiten und uns ohne Zweifelvöllig auf Ihn verlassen, und im Gegenzug sorgt Er dann für uns.Das ist es, was uns <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel lehrt, wenn er schreibt: Werft alle eureSorge auf Ihn, <strong>de</strong>nn Er kümmert sich um euch (1 Pt 5,7). 5Wer auf schlichte Weise lebt, <strong>de</strong>nkt ergeben, empfin<strong>de</strong>t dieNotwendigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> väterlichen Sorge Gottes und überläßt Ihm alleFürsorge für sich selbst. In diesem Fall, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> gütige Gott sieht,daß die Seele Ihm vertraut, aber nicht sich selbst, überschüttet Er siemit Barmherzigkeit und führt sie. Dann sieht die Seele <strong>de</strong>utlich diegöttliche Hilfe und freut sich.Gott will, daß die Seele einfach ist, ohne <strong>de</strong>n geringsten Zweifelund Infragestellen. Möge sie wie die eines Kin<strong>de</strong>s sein, das alles vonseinen Eltern erwartet. Daher sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr: Wer nicht das ReichGottes annimmt wie ein Kind, <strong><strong>de</strong>r</strong> wird nicht hineinkommen (Lk 18,17).Man sollte Gott in großer Einfachheit um Hilfe bitten und Ihm seineSchwäche bekennen, <strong>de</strong>nn auf diese Weise können wir von allenSorgen über uns frei wer<strong>de</strong>n: Wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Schatten <strong>de</strong>m Körper folgt, sofolgt die göttliche Gna<strong>de</strong> <strong>de</strong>mjenigen, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>mütige Weise <strong>de</strong>nktund glaubt.“Was einem <strong>Altvater</strong> wi<strong><strong>de</strong>r</strong>fuhr, <strong><strong>de</strong>r</strong> an <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichenVorsehung zweifelteVater <strong>Paisios</strong> erzählte folgen<strong>de</strong>s Ereignis, damit wir die Besucherdavon überzeugen können, daß Gott allzeit für die Menschen sorgtund alles zum besten wen<strong>de</strong>t:„Ein Asket, <strong>de</strong>ssen Seele sich sehr damit quälte, daß es sovielfältige Ungerechtigkeiten gab, die er in seinem Leben gesehenhatte, bat Gott darum, ihm zu offenbaren, warum die frommen5 Die Beziehung zwischen Mensch und Gott entspricht nicht einem eigennützigenTauschgeschäft (Leistung – Gegenleistung, wie es in vielen menschlichen Zweckgemeinschaften<strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist). Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchenväter kümmert sich Gott <strong><strong>de</strong>r</strong>Schöpfer um <strong>de</strong>n Menschen ausschließlich aus uneigennütziger Liebe (Gott ist dieLiebe – 1 Jh 4,8). Diese Liebe und Vorsorge ähnelt <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe eines Vaters zu seinenKin<strong><strong>de</strong>r</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> eines Großvaters zu seinen Enkelkin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Der Mensch hat die freieWahl: a) ob er die Liebe und Vorsorge Gottes annimmt, o<strong><strong>de</strong>r</strong> b) ob er abgeschnittenvon Gott (autonom) und egozentrisch versucht, alles selbst zu erledigen. Im zweitenFall erlebt <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch in verschie<strong>de</strong>nen Lebensumstän<strong>de</strong>n Angst, Unruhe, Trauer.Wenn er aber all seine Sorgen und Angelegenheiten <strong>de</strong>mütig Gott überlassen hat,erhält er Gna<strong>de</strong>, und er ist in einem Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong> inneren Ruhe und Gelassenheit.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 103°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Menschen so oft in Schwierigkeiten geraten und verschie<strong>de</strong>neBedrängnisse erlei<strong>de</strong>n, während die Sün<strong><strong>de</strong>r</strong> und Gottlosen triumphierenund ge<strong>de</strong>ihen. Lange Zeit bat er Gott täglich darum, ihm dasMysterium <strong><strong>de</strong>r</strong> Wege Seiner Vorsehung zu enthüllen und das Rätsel<strong>de</strong>s scheinbaren Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruchs zwischen <strong>de</strong>m, was sein sollte und<strong>de</strong>n Dingen, die geschehen, zu lösen. Schließlich hörte <strong><strong>de</strong>r</strong> Asket eineStimme, die zu ihm sprach:‘Versuche nicht, das, was <strong>de</strong>in Begreifen übersteigt, zu verstehen,und strebe nicht danach, in die Geheimnisse <strong>de</strong>s göttlichenGerichts einzudringen, <strong>de</strong>nn sie sind ein unbegreiflicher Abgrund.Was <strong>de</strong>ine Herzensnot betrifft, so wird dir Gott Seine Vorsehung ineinem Alltagsereignis zeigen. Achte darauf, was du siehst.’Dann fühlte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> wie in einem Traum aufgehobenund in einem geheimnisvollen Luftstrom über das Land getragenund zu einem Feld gebracht, neben <strong>de</strong>m sich eine Straße befand. Auf<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s befand sich eine Quelle und ein alterBaum. Dem Asketen wur<strong>de</strong> gesagt, er solle sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhlungdieses Baumes verstecken und beobachten, was geschehen wür<strong>de</strong>.Ein reicher Mann ritt auf seinem Pferd zur Quelle. Er hielt inne,um etwas Wasser zu trinken und sich auszuruhen. Er setzte sich insGras, nahm eine kleine Geldbörse, die bis zum Rand mitGoldmünzen gefüllt war, aus <strong>de</strong>m Korb, zählte die Münzen undlegte die Börse wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Korb zurück. Dann nahm er etwasSpeise aus <strong>de</strong>m Korb und bemerkte nicht, daß dabei die Börse insGras fiel. Der reiche Mann aß, legte sich kurz nie<strong><strong>de</strong>r</strong>, um zu ruhen,setzte sich dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufs Pferd und ritt weiter, ohne zubemerken, daß er die Geldbörse mit <strong>de</strong>n Münzen im Gras liegengelassenhatte.Kurz darauf kam ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Mann zur Quelle. Er sah die Börsemit <strong>de</strong>n gol<strong>de</strong>nen Münzen, hob sie auf und ging glücklich fort.Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um nach kurzer Zeit erschien ein dritter Mann,abgemagert und zerlumpt geklei<strong>de</strong>t – offensichtlich ein Bettler. Aucher hielt an <strong><strong>de</strong>r</strong> Quelle an und trank Wasser daraus. Aus seinem Tuchnahm er ein Stück Brot und setzte sich, um zu essen. Er hatte nochnicht zu En<strong>de</strong> gegessen, als <strong><strong>de</strong>r</strong> erste, <strong><strong>de</strong>r</strong> reiche Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> seineBörse verloren hatte, zurückkehrte. Mit einem von Zorn purpurrotenGesicht ging er auf <strong>de</strong>n Bettler los und for<strong><strong>de</strong>r</strong>te von diesem seineGoldmünzen. Natürlich bestritt <strong><strong>de</strong>r</strong> Bettler, <strong><strong>de</strong>r</strong> gar nicht wußte,worum es ging, alles und versicherte <strong>de</strong>m Reichen, daß er die


104 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Münzen niemals gesehen habe. Der Reiche jedoch glaubte <strong>de</strong>mBettler nicht und begann, außer sich, wie er war, <strong>de</strong>n Bettler zuschlagen. Schließlich hatte er ihn getötet. Er durchsuchte die Klei<strong><strong>de</strong>r</strong><strong>de</strong>s Bettlers, fand nichts und galoppierte schweren Sinnes fort.Als <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> dies alles aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Baumhöhlung beobachtethatte, begann er darüber zu trauen und zu klagen, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Bettlerwegen nichts gestorben war. Und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> wandte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>an Gott: ‘Herr, was be<strong>de</strong>uten diese Ereignisse? Wie kannst Du inDeiner Güte solche Ungerechtigkeit erdul<strong>de</strong>n: Der Reiche verlor unwissentlichseine Münzen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Frem<strong>de</strong> nahm sie mit, um sie selbst zuverwen<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> unschuldige Arme zahlte dafür mit seinem Leben.’Da erschien <strong><strong>de</strong>r</strong> Engel <strong>de</strong>s Herrn <strong>vom</strong> Himmel und erklärte <strong>de</strong>m<strong>Altvater</strong>: ‘Sei nicht traurig und <strong>de</strong>nke nicht, daß dies gegen <strong>de</strong>nWillen Gottes geschah. Denn im Leben geschieht alles, weil Gott esso zuläßt, o<strong><strong>de</strong>r</strong> um Menschen Nutzen zu bringen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong>göttlichen Heilsordnung. So höre:Derjenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Goldmünzen verlor, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachbar <strong>de</strong>ssen,<strong><strong>de</strong>r</strong> sie gefun<strong>de</strong>n hat. Der letztere besaß einen Garten, <strong><strong>de</strong>r</strong> 100Goldmünzen wert war. Der Reiche jedoch brachte ihn in seinerHabgier dazu, <strong>de</strong>n Garten zum halben Preis an ihn zu verkaufen.Der Nachbar, auf diese Weise <strong>vom</strong> Reichen geschädigt, wußte nicht,bei wem er gegen ihn Klage erheben konnte und begann Gott darumzu bitten, ihn zu schützen. Gott fügte es auf diese Weise: Er fand dieGoldmünzen und bekam, was ihm zustand.Der Bettler, <strong><strong>de</strong>r</strong>, wie es schien, unschuldig zu To<strong>de</strong> kam, hatte injungen Jahren selbst einen Mord begangen. Dann bekannte eraufrichtig seine Sün<strong>de</strong> und lebte <strong>de</strong>n Rest seines Leben rechtschaffen.Da er <strong>de</strong>nnoch in seinem Herzen wegen seiner schweren Sün<strong>de</strong>litt, bat er Gott, ihm einen entsprechen<strong>de</strong>n Tod zu sen<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>mer die Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Mor<strong>de</strong>s sühnen könne. Gewiß hatte ihm <strong><strong>de</strong>r</strong> barmherzigeHerr, <strong><strong>de</strong>r</strong> seine vollständige Besserung sah, bereits vergeben,<strong>de</strong>nnoch ließ Er ihn ein gewaltsames En<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n, um ihm die Kroneeines Lei<strong>de</strong>nsdul<strong><strong>de</strong>r</strong> zu gewähren, um die er gebeten hatte!Schließlich wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> geizige Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> seine Goldmünzenverloren hatte, für seine Habgier bestraft. Gott ließ ihn die schwereSün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Mor<strong>de</strong>s begehen. Erschrocken über dieses Ereignis, kamer zur Besinnung in großem Kummer und begann zu bereuen. Dannverteilte er seinen Reichtum, verließ die Welt und wur<strong>de</strong> Mönch ineinem <strong><strong>de</strong>r</strong> Klöster.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 105°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°In welchem dieser drei Ereignisse kannst du also Ungerechtigkeito<strong><strong>de</strong>r</strong> ein blin<strong>de</strong>s Schicksal fin<strong>de</strong>n? Daher unterwirf dich Gottund von nun an trachte nicht mehr danach, Seine Wege auszuspähen,<strong>de</strong>nn Er vollbringt alles auf rechte Weise und führt es zumbesten.’“Nach<strong>de</strong>m <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> diese Geschichte been<strong>de</strong>t hatte,erwähnte er die Worte <strong>de</strong>s Psalms: Gerecht bist Du, o Herr, und rechtsind Deine Urteile (Ps 118,137)Die wun<strong><strong>de</strong>r</strong>same Stillung <strong>de</strong>s HungersDie Kirche feierte <strong>de</strong>n „Sonntag <strong>de</strong>s Blin<strong>de</strong>n“. <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> – erlebte damals im Kellion <strong>de</strong>s Heiligen Kreuzes <strong>de</strong>s Stavronikita-Klosters – lag auf <strong>de</strong>m Bett und war sowohl aufgrund seinerKrankheit als auch durch <strong>de</strong>n Hunger krank und erschöpft. Er standauf und ging in <strong>de</strong>n Hof und war bestürzt darüber, daß es nichtsgab, womit er wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Kräften hätte kommen können.In diesem Augenblick schaute er auf das Meer und sah, daß <strong>vom</strong>Horizont her ein schwarzer Punkt aufzusteigen begann, <strong><strong>de</strong>r</strong> dannauf sein Kellion zuflog. Bald erkannte er, daß es sich um einen Vogelhan<strong>de</strong>lte – es war vielleicht ein Milan o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Adler –, und er hielteinen großen Fisch in seinen Krallen. Als er das Kellion erreichthatte, ließ er <strong>de</strong>n Fisch fallen, und er fiel <strong>de</strong>m <strong>Altvater</strong> vor die Füßeund sprang dort herum.Da ging <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> zur Kirche seines Kellions hinüber undbetete, und er empfing eine Bestätigung, daß es sich nicht um eineVersuchung han<strong>de</strong>lte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um Gottes Barmherzigkeit. Er beteteGott an und dankte <strong><strong>de</strong>r</strong> Allreinen Jungfrau für Ihre Fürsorge für ihn.Dann hob er <strong>de</strong>n Fisch auf, briet ihn und aß, und auf diese Weisekam er wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Kräften.Eine Zeitlang lebte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Skit <strong>de</strong>s Iviron-Klosters.Das Fasten zum Entschlafen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gottesmutter begann, und esvergingen acht Tage, in <strong>de</strong>nen er überhaupt nichts aß. Am zehntenTag <strong>de</strong>s Fastens bat ihn ein alter Mönch, <strong><strong>de</strong>r</strong> Dinge zum Iviron-Kloster brachte, ihm zu helfen. Der <strong>Altvater</strong> willigte trotz seinerSchwäche ein und begann ihm beim Tragen zu helfen. Als erzurückkam, spürte er eine große Schwäche, und sein Blickverschwamm. Da erschien plötzlich ein Jüngling mit leuchten<strong>de</strong>mGesicht vor ihm und gab ihm einen Korb voll frischer Früchte, die


106 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°für diese Jahreszeit nicht typisch waren. Der <strong>Altvater</strong> dankte ihm,und <strong><strong>de</strong>r</strong> Jüngling verschwand. Nach<strong>de</strong>m sich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>bekreuzigt hatte, aß er einige Früchte und fühlte sich völlig gestärkt.Er begriff, daß ihm die Früchte von einem Engel gebracht wor<strong>de</strong>nwaren und dankte Gott.Über das GebetVater <strong>Paisios</strong> sagte: „Man sollte für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e mit Kummer undSchmerz im Herzen beten. Die Seele wird diesen Zustand erreichen,wenn sie sich infolge ihrer Demut selbst für schuldig daran hält, wasgeschieht.“- „Aber, Geronta, wie können Sie an <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache schuldig sein,wenn sich zum Beispiel jemand in Athen von seiner Frau trennt?“Und <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> sagte: „Ich sage dann zu mir: Wäre ich einHeiliger gewesen und hätte ich Gott darum gebeten, daß sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einig miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> wür<strong>de</strong>n und einan<strong><strong>de</strong>r</strong> liebten, dann hätte Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong>versprochen hat, die Heiligen zu erhören, ihnen geholfen. Aber weilich kein Heiliger bin, hat mich Gott nicht erhört. Folglich bin ichschuldig an <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennung dieser Familie und an an<strong><strong>de</strong>r</strong>em Übel, dasgeschieht. So gebe ich keinem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Schuld, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mirselbst für alles; und dann hilft Gott.“Der <strong>Altvater</strong> sagte auch: „Die Gebetschnur ist wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebel, <strong><strong>de</strong>r</strong>die Zündung in Maschinen in Gang setzt. Wenn wir daran ziehen,wärmen wir <strong>de</strong>n Motor, und er beginnt von allein zu arbeiten. EtwasÄhnliches geschieht im Gebet mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gebetschnur. Wir sprechen einGebet, und unsere Seele wird erwärmt.“ Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>mal sagte er etwasÄhnliches: „Laßt eure Finger ständig über die Gebetschnur gleiten,bis das Eis <strong>de</strong>s Geistes schmilzt, um <strong>de</strong>n geistigen Mechanismus zustarten, bis dann das Herz von allein zu beten beginnt.“Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Wir müssen überall beten. Einmal fuhr einFahrer in Arnea 6 mit seinem Auto ein Kind an. Das Kind erlitt keinenScha<strong>de</strong>n, weil er während <strong>de</strong>s Fahrens betete.“ Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>mal sagteer: „Wie die Schiffe, die sich in Gefahr befin<strong>de</strong>n, SOS sen<strong>de</strong>n,genauso sollte man alle Zeit beten: Herr Jesus Christus, erbarme Dichmeiner. Das Gebet sollte einfach ein.“6 Arnea ist eine kleine Stadt in <strong>de</strong>n <strong>Berg</strong>en von Chalkidiki; sie ist ungefähr 50 km<strong>vom</strong> <strong>Athos</strong> entfernt.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 107°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Das Gebet braucht Vorbereitung. Der <strong>Altvater</strong> riet: „Bevor dumit <strong>de</strong>m Gebet beginnst, solltest du ein paar Zeilen aus <strong>de</strong>mEvangelium lesen o<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>m Paterikon; auf diese Weise wer<strong>de</strong>nsich <strong>de</strong>ine Gedanken erwärmen und ins Land <strong>de</strong>s Geistes versetztwer<strong>de</strong>n.“Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Die Betrüger, die das Gebet schwächen, sindgeistige Trockenheit und Kälte. Man sollte dagegen kurze Gebeteverwen<strong>de</strong>n und hauptsächlich – das Jesus-Gebet, fleißig in <strong><strong>de</strong>r</strong>Heiligen Schrift und in geistlichen Werken lesen. Die Gedanken über<strong>de</strong>n Tod, das Gericht, Himmel, Hölle und Gottes Segnungen helfenuns und schützen uns vor Sün<strong>de</strong>n. Gott sieht auf unser Herz undprüft, wohin es sich neigt. Dies wird göttliche Furcht hervorrufen,Selbstbetrachtung, das Zurückweisen schlechter Gedanken undGefühle und die Bewahrung seelischer Reinheit. Laßt uns stets unsselbst überprüfen: ob wir die zuvor begangenen Sün<strong>de</strong>n bereuenund unsere Schwächen fürchten. Doch laßt uns niemals die Hoffnungauf die Rettung verlieren.“Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Laßt <strong>de</strong>n Hauptteil eures Unternehmens aus<strong>de</strong>m Gebet bestehen, <strong>de</strong>nn es hält unsere Gemeinschaft mit Gottaufrecht. Und diese Gemeinschaft sollte unablässig sein. Das Gebetist Sauerstoff für die Seele, das für sie höchst Notwendige, und mansollte es nicht für eine lästige Pflicht halten. Damit nun das Gebetvon Gott erhört wird, muß es aus <strong>de</strong>m Herzen kommen; es muß mitErgebenheit und <strong>de</strong>m tiefen Empfin<strong>de</strong>n unserer Sündhaftigkeitvollbracht wer<strong>de</strong>n. Wenn das Gebet nicht aus <strong>de</strong>m Herzen kommt,hat es keinen Nutzen. Gott erhört immer das Gebet <strong>de</strong>s Menschen,<strong>de</strong>ssen Geist erhoben ist. Das eifrige Lesen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrifthilft <strong>de</strong>m Gebet sehr, wärmt die Seele und führt <strong>de</strong>n Beten<strong>de</strong>n insLand <strong>de</strong>s Geistes.“Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Lauft fort vor <strong>de</strong>m mächtigen Feind – mitMenschen zu plau<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Wie eine Wolke die Sonne abschattet, soverdunkelt das Geschwätz die Seele. Das Gebet sollte Freu<strong>de</strong> undDanksagung sein, nicht aber eine gezwungene und trockeneFormalität. Das Gebet ist ein Ruhen. Die Seele ermü<strong>de</strong>t dadurchnicht, <strong>de</strong>nn sie empfängt Ruhe, wenn sie mit Gott spricht. Laßt unsimmer das Gebet damit beginnen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift, in <strong>de</strong>nUnterweisungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Väter und Werken über die Askese zu lesen,<strong>de</strong>nn diese Lektüre erfreut <strong>de</strong>n Geist und wärmt das Herz. Eserwärmt die Seele und versetzt sie in die geistige Welt. Das Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong>


108 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Lektüre besteht darin, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist das Herz erfreut und einenAnfang für das ernsthafte Gebet setzt. Nur das ernsthafte, aufrichtigeGebet ist ein Gebet, <strong>de</strong>nn es wird unter Schmerzen vollzogen undbringt Frucht 7 hervor.“Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Während man betet, muß man mit Demutund <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfachheit eines kleinen Kin<strong>de</strong>s dastehen, um <strong><strong>de</strong>r</strong>väterlichen Fürsorge würdig zu wer<strong>de</strong>n. Bekenne <strong>de</strong>ine Schwächeund Nichtigkeit, damit dich die göttliche Gna<strong>de</strong> umhüllen kann,<strong>de</strong>nn wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Schatten <strong>de</strong>m Gegenstand folgt, so folgt die göttlicheGna<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfachheit und <strong>de</strong>m <strong>de</strong>mütigen Geist. Wer seineSündhaftigkeit empfin<strong>de</strong>t und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tiefe seiner Seele klagt, stehthöher als <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Toten auferwecken und mit seiner Lehre<strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Welt helfen kann. Wer das Verständnis seiner geistlichenKrankheit erlangt, kommt zur absoluten Demut.“In seinem Buch über die Asketen <strong>de</strong>s Heiligen <strong>Berg</strong>es schreibt<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>: „Ruhiges nächtliches Gebet ist von großem Nutzenwegen seiner stillen Gelassenheit und ist sehr gut für unsergeistliches Wachstum, genauso wie stiller nächtlicher Regen sehr gutfür <strong>de</strong>n Pflanzenwuchs ist. Willst du, daß <strong>de</strong>in Gebet ernsthaft wirdund von Gott angenommen wird? Dann mache die Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>inesNächsten zu <strong>de</strong>inen eigenen. Schon ein tiefer Seufzer über <strong>de</strong>nNächsten bringt echte Frucht. Die göttliche Benachrichtigungdarüber, daß das Gebet angenommen wur<strong>de</strong>, ist göttlicher Trost, <strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch nach <strong>de</strong>m Gebet empfin<strong>de</strong>t.“Über <strong>de</strong>n Schmerz <strong>de</strong>s HerzensDamit sich die Liebe im Herzen entfaltet, muß man mit <strong>de</strong>mSchmerz <strong>de</strong>s Herzens beten. Einmal wur<strong>de</strong> er gefragt: „Wir beten,<strong>Altvater</strong>, doch unsere Gedanken wan<strong><strong>de</strong>r</strong>n hierhin und dorthin.Warum?“„Weil das ein Gebet ohne Schmerz ist!“, antwortete <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>.„Um mit <strong>de</strong>m Herzen zu beten, müssen wir Schmerz spüren.Genauso, wie wenn wir auf unsere Hand o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>enKörperteil einen Schlag erhalten und unser Geist (nous) sich an <strong><strong>de</strong>r</strong>7 Mit „Ergebnisse“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> hesychastischen Tradition „geistliche Früchte“ o<strong><strong>de</strong>r</strong>einfach „Frucht“ sind die Gna<strong>de</strong> Gottes und die Früchte <strong>de</strong>s Heiligen Geistesgemeint. Vgl.: Die Frucht <strong>de</strong>s [Heiligen] Geistes ist Liebe, Freu<strong>de</strong>, Frie<strong>de</strong>,Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit. (Gal 5,22-23)


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 109°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°schmerzen<strong>de</strong>n Stelle sammelt, so muß auch das Herz schmerzen,damit sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist dort im Herzen sammelt.“Daraufhin wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> gefragt: „Wie können wir uns indiesem Zustand halten, wenn wir nicht selbst ein Problem o<strong><strong>de</strong>r</strong>irgen<strong>de</strong>inen Schmerz haben?“Er erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te: „Wir sollten dieSchmerzen <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu unseremeigenen machen!! Wir müssen<strong>de</strong>n Nächsten lieben, müssenSchmerz für ihn empfin<strong>de</strong>n, so daßwir für ihn beten können. Wirmüssen nach und nach aus unseremeigenen Selbst herauskommen undzu lieben beginnen, Schmerz empfin<strong>de</strong>ngenauso auch für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e,zuerst für unsere Familie und dannfür die große Familie Adams, [dieFamilie] Gottes.“Bei an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Gelegenheit sagteer: „Je mehr jemand Schmerz empfin<strong>de</strong>t,<strong>de</strong>sto mehr Trost empfängter, <strong>de</strong>nn an<strong><strong>de</strong>r</strong>s ist es nicht möglich,<strong>de</strong>n Schmerz zu ertragen... Gott tröstet insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e jene, die füran<strong><strong>de</strong>r</strong>e Schmerz empfin<strong>de</strong>n.“ (Rakovalis, a.a.O., S. 123-124)Asketische Kämpfe im geistlichen LebenDer <strong>Altvater</strong> ermahnt uns: „Die Jahre vergehen, die Menschenwer<strong>de</strong>n alt, daher bleibt an <strong>de</strong>n Wegkreuzungen nicht stehen. Wähltdas Kreuz, das für euch paßt und geht einen <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Wegeunserer Kirche. Folgt Christus, um gekreuzigt zu wer<strong>de</strong>n, wenn ihreuch an Seiner Auferstehung freuen wollt.“ Die bei<strong>de</strong>n Wege <strong><strong>de</strong>r</strong>Kirche sind Ehe und Mönchtum.Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Das Brot ist süß nach <strong>de</strong>m Fasten. Der Schlafist süß nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachtwache. Wenn man mü<strong>de</strong> ist, kann man besserauf einem harten Stein ruhen als in einem Lehnsessel.“Auf die Frage, welche Bücher ein Christ lesen sollte, antwortete<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>: „Was ist notwendiger: lesen o<strong><strong>de</strong>r</strong> vollbringen? DerKampf ist wertvoller als das Wissen.“


110 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°In einem Gespräch mit Hochschulstu<strong>de</strong>nten sagte er: „Vermei<strong>de</strong>tdie Gelegenheiten zur Sün<strong>de</strong>. Ich sollte euch ein Beispiel geben.Wenn jemand Diabetes hat und keine Süßigkeiten essen darf, kanner das dann vermei<strong>de</strong>n, wenn er seine Zeit in einer Konditoreiverbringt? Seid wachsam in bezug auf Versuchungen. Alles beginntmit einem Gedanken, <strong>de</strong>n wir ansprechend fin<strong>de</strong>n. Je geistlicherjemand ist, <strong>de</strong>sto weniger Rechte hat er im Leben. Die größte Freu<strong>de</strong>besteht darin, einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen zu dienen und ihm seineFehler zu vergeben. Wer Segen empfängt, empfin<strong>de</strong>t menschlicheFreu<strong>de</strong> und wer ein gutes Werk vollbringt – göttliche Freu<strong>de</strong>.“An junge Menschen gewandt, sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>: „Nur, wennwir unsere Lei<strong>de</strong>nschaften abschnei<strong>de</strong>n, können wir an<strong><strong>de</strong>r</strong>en helfen,ihre eigenen abzuschnei<strong>de</strong>n. Ein Gebet sollte nicht nur mit <strong>de</strong>n Lippenausgesprochen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit <strong>de</strong>m Herzen vollbracht wer<strong>de</strong>n.“Der <strong>Altvater</strong> ermahnte die jungen Menschen: „Versucht jetzt, woihr noch jung seid, die richtigen Klänge aufzuzeichnen, <strong>de</strong>nn sonstwird, wenn ihr dann alt seid, zusammen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> klassischen MusikRock ’n’ Roll zu hören sein.“ Und er fuhr fort: „Das geistliche Werksollte in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kindheit beginnen, <strong>de</strong>nn wenn jemand jung ist, kann erdaran arbeiten und besitzt auch die Kräfte dafür. Ist er aber alt, kannes für ihn schwierig wer<strong>de</strong>n, daran zu arbeiten. Ich ernähre michjetzt von <strong>de</strong>m, was ich in meiner Jugend aufgebaut habe. Auch ihr –arbeitet jetzt, solange ihr noch jung seid.“Vater <strong>Paisios</strong> schrieb: „Ein junger Mensch, <strong><strong>de</strong>r</strong> Christus seinganzes Herz gibt und sich einem erfahrenen Geistlichen Vateranvertraut, kann <strong>de</strong>n alten Menschen leicht abstreifen, ähnlich einerjungen Kartoffel, die sehr leicht zu schälen ist. Einen älteren Menschen,beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wenn er nicht einfach und <strong>de</strong>mütig ist, kann manmit einer alten Kartoffel vergleichen, die schwer zu schälen ist. Siemuß gekocht und geschält wer<strong>de</strong>n, solange sie noch warm ist.“Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Versucht, die Lei<strong>de</strong>nschaften abzuschnei<strong>de</strong>nund <strong><strong>de</strong>r</strong>en nachteilige Auswirkungen, mit <strong>de</strong>nen euer Herz gefülltist, zu bereinigen. Alle wil<strong>de</strong>n Tiere <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt sind in euch. Wenn wirunsere großen Lei<strong>de</strong>nschaften abschnei<strong>de</strong>n, verschwin<strong>de</strong>n diegeringeren leicht. Lebt in ständiger Anbetung und Ehrfurcht vorGott, <strong>de</strong>nn die größte Sün<strong>de</strong> ist Undankbarkeit und die schlimmstenMenschen sind die Undankbaren.“


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 111°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Der <strong>Altvater</strong> pflegte auch zu sagen:„Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Draht rostig ist, dann fließt <strong><strong>de</strong>r</strong> Strom nicht, ganzgleich, wie stark ihr auf <strong>de</strong>n Stecker drückt.“„In <strong>de</strong>m Maß, in <strong>de</strong>m ihr <strong>de</strong>n Draht reinigt, wer<strong>de</strong>t ihr göttlicheErleuchtung erlangen.“„Zuerst muß ich das Knäuel aufmachen, dann geht’s ans Knüpfen<strong><strong>de</strong>r</strong> Gebetschnur.“„Unser geistlicher Fortschritt, <strong><strong>de</strong>r</strong> unsere Rettung be<strong>de</strong>utet,hängt von uns ab. Kein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Mensch kann uns retten.“„Der höchste Lohn wird durch Mildtätigkeit erworben. Jene,<strong><strong>de</strong>r</strong>en Herzen eiskalt sind, haben nicht <strong>de</strong>n erhobenen, aufopferungsvollenGeist. Doch glücklicherweise gibt es bei ihnen nochguten Sauerteig.“„Wenn jemand etwas ernsthaft macht, das heißt, daß er das, waser vollbringt, liebt, dann wird er nicht mü<strong>de</strong> im Geist.“„Das Gute siegt auf gute Weise.“„Geht euren Lebensweg in Einfachheit.“„Körperliche Verkrüppelungen können die Seele keusch machen.“„Wir gehen durch die Prüfungen, um ins ewige Leben zu gelangen.Wir sollten wenigstens die Note haben, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> wir durchkommen.“„Gott müht sich um unser Wohl. Doch wir wer<strong>de</strong>n darauf zuantworten haben, warum wir nicht in Seiner Richtung arbeiten.“„Laßt uns nicht uns selbst rechtfertigen, um keine Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nissefür die göttliche Gna<strong>de</strong> zu schaffen.“„Das Übel beginnt, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Glaube an das zukünftige Lebennicht ausreichend ist.“„Eine gläubige und ehrfürchtige Frau ist kostbarer als die Ikoneirgen<strong>de</strong>iner Heiligen, <strong>de</strong>nn solch eine Frau ist eine lebendige Ikone!“„Wenn ein Mensch sich sicher ist, daß er wirklich schlechter alsje<strong><strong>de</strong>r</strong> sonst ist, dann hat ein einziges von ihm für die Welt gesprochenes‘Herr, erbarme Dich’ dieselbe Kraft wie tausend ‘Herr, erbarmeDich’ von Menschen, die nicht diese Demut haben. Das Gebetmuß für uns alle zur Notwendigkeit wer<strong>de</strong>n. Laßt uns für jene beten,die es benötigen, und für die ganze Welt. Laßt uns das Gebet in dreiTeile einteilen: einen – für uns selbst; <strong>de</strong>n zweiten – für die Leben<strong>de</strong>n;<strong>de</strong>n dritten – für die Verstorbenen. Laßt uns regelmäßig unsereNamen in die Proskomidie geben, damit ein Priester am Heiligen


112 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Opfertisch ihrer ge<strong>de</strong>nken kann. Laßt uns nicht uns selbst vertrauen.Selbstvertrauen ist ein großes Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nis für die göttliche Gna<strong>de</strong>. 8Wenn wir alles Gott anvertrauen, dann wird Er uns sicher helfen.“Ein Besucher fragte Vater <strong>Paisios</strong>, warum er die Heilige Kommunionnicht mehr auf dieselbe Weise wahrnähme, wie er sie empfun<strong>de</strong>nhabe, als er jung war, und <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> antwortete ihm: „WennSie Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> haben, können Sie das verstehen. Der Vater gibt <strong>de</strong>nkleinen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n Süßigkeiten. Später, wenn Sie aufwachsen, müssensie sich selbst die Süßigkeiten kaufen. Auf dieselbe Weise gibt Gottdie Gna<strong>de</strong> zuerst umsonst, dann aber erwartet Er unsere persönlicheasketische Mühe, so daß wir fähig wer<strong>de</strong>n, die Heilige Kommunionzu empfin<strong>de</strong>n.“Das geistliche Werk ist mühevoll und endlos. Der <strong>Altvater</strong> gabin einem Gespräch mit Besuchern folgen<strong>de</strong>s Beispiel: „Wie dieSchnitzarbeit an einer Holzikone unfertig erscheint, wenn man siesich unter einem Vergrößerungsglas betrachtet, genauso erscheintdie menschliche Seele in <strong>de</strong>m Maß unvollen<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>m die Augen<strong><strong>de</strong>r</strong> Seele geöffnet wer<strong>de</strong>n und dann einem Teleskop gleichen.“Dann fügte er hinzu: „Ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch ist entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Spiegelo<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Konservendosen<strong>de</strong>ckel – wenn die Sonnenstrahlen auf ihnfallen, leuchtet er nicht.“Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Das Herz wird mit Tränen und Seufzengereinigt. Ein Seufzer mit <strong>de</strong>m Schmerz <strong>de</strong>s Herzens entspricht zweiEimern Tränen. Laßt uns über unsere Sün<strong>de</strong>n weinen, immer aufLiebe und Barmherzigkeit Gottes hoffen. Laßt uns unsere Seele in dieQuellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Tränen eintauchen. Beschränkt euer Gebet nicht alleinauf Worte. Macht euer ganzes Leben zu einem Gebet zu Gott.“Der <strong>Altvater</strong> versicherte: „Die göttliche Gna<strong>de</strong> ist keine Zisterne,in <strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit das Wasser zu En<strong>de</strong> geht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine unendlicheQuelle.“Der <strong>Altvater</strong> appellierte: „Laßt uns mit all unserer Kraft dasasketische Werk vollbringen, um in <strong>de</strong>n Himmel zu gelangen, <strong>de</strong>nnohne asketische Mühe wird keiner dort eintreten können. DiePforten <strong>de</strong>s Himmels sind sehr eng, <strong>de</strong>shalb hört nicht auf jene, diesagen, daß wir alle gerettet wer<strong>de</strong>n. Das ist das Netz <strong>de</strong>s Teufels,damit wir uns nicht asketisch mühen. Das ist genau das, was ihm ambesten paßt.“8 Vgl. Fußnote 13 im Teil: „Das Leben <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s“.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 113°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Es gibt einige Bedingungen, damit das geistliche Werk Fruchtbringt. Der <strong>Altvater</strong> sagte dazu: „Derjenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich über längereZeit hinweg <strong>de</strong>m asketischen Werk widmet und keinen geistlichenFortschritt sieht, ist stolz und egoistisch. Geistlicher Erfolg tritt dortein, wo viel Demut ist, die alles erfüllt. Wer empfin<strong>de</strong>t, das in ihmalles wi<strong><strong>de</strong>r</strong>wärtig und falsch ist, erfährt geistlichen Fortschritt. Ausdauern<strong>de</strong>und eifrige Askese, kombiniert mit <strong>de</strong>m Empfin<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong>eigenen Armseligkeit und <strong><strong>de</strong>r</strong> Hoffnung auf Gott – das ist geistlicherSauerstoff. Dies alles bringt Hoffnung für das asketische Werk.“Der <strong>Altvater</strong> lehrte: „Laßt uns stets mit Verlangen und Eifer <strong><strong>de</strong>r</strong>asketischen Mühe nachgehen, um nicht unseren Schutzengel zubetrüben und zu enttäuschen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag und Nacht einen hartenKampf ausfechtet, damit wir unsere Seele in einem reinen ZustandGott übergeben können. Wir sollten es nicht zulassen, daß er sichGott mit leeren Hän<strong>de</strong>n naht. Gebt euer Herz nicht an die nichtigenund vergänglichen Angelegenheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt hin, verschwen<strong>de</strong>teure Zeit nicht daran, <strong>de</strong>nn am Tag <strong>de</strong>s Gerichts wer<strong>de</strong>n wir unsdafür verantworten müssen. Es ist uns von Gott die Zeit gegeben,damit wir sie auf angemessene Weise nutzen können. Laßt uns unserganzes Herz Gott übergeben und nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt. Gott verlangt nichtsvon uns außer einem reinen Herzen. Wer sein Herz <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt gibt, istein Feind Gottes.“Wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Teufel <strong>de</strong>n Menschen täuscht„Der Teufel spielt die Menschen gegeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> aus. Er bringt unsdazu, Dinge gegen unseren Nächsten zu unternehmen. Er selbst abergreift [im allgemeinen] <strong>de</strong>n Menschen nicht direkt an. Wenn jemandgeistlich nachlässig o<strong><strong>de</strong>r</strong> gleichgültig ist [wenn er z. B. nicht betet,keine geistlichen Bücher liest usw.], bringt ihn <strong><strong>de</strong>r</strong> Teufel zu nochgrößerer Nachlässigkeit. Er verführt <strong>de</strong>n Nachlässigen dazu, sichdarin gut zu fühlen, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Gedanken eingibt: „Dein Kopf tutweh, es geht dir gesundheitlich nicht gut; es macht nichts, wenn duim Bett bleibst und nicht betest.“ Wenn jemand fromm ist, bringt erihn dazu, übermäßig fromm zu sein. Dadurch wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschentwe<strong><strong>de</strong>r</strong> stolz über seine Frömmigkeit, o<strong><strong>de</strong>r</strong> er wird übermäßiggeistlich kämpfen [z. B. übermäßig beten, übermäßig fasten usw.].Durch das zweite wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch geschwächt, er wird seinegeistlichen Waffen [Gebet, Fasten, Wachsamkeit/Nüchternheit] ver-


114 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°lieren. Der übermäßig Kämpfen<strong>de</strong> wird <strong>de</strong>n geistlichen Kampfschließlich aufgeben. Der Teufel bringt <strong>de</strong>njenigen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ein hartesHerz hat, dazu, ein noch härteres Herz zu haben; <strong>de</strong>n Sensiblenbringt er dazu, übersensibel zu wer<strong>de</strong>n.“(Quelle: <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> von <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>, Lehre,Band 2, Geistliches Erwachen, übersetzt aus: . µ .2. Aufl., Hl. Hesychasterion „Evangelist Johannes <strong><strong>de</strong>r</strong> Theologe“,Souroti 2000, S. 111)Über Demut und Geduld„Gott will nicht, daß Seine Schöpfung lei<strong>de</strong>t. Dennoch wer<strong>de</strong>nmanche Versuchungen zur eigenen Verbesserung zugelassen. Wennsich <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch bessert, hört die Versuchung auf.“Der <strong>Altvater</strong> sah die ganze geistliche Tätigkeit <strong>de</strong>s Christendarin konzentriert, daß er die <strong>de</strong>mütige Gesinnung erlange. Er sagte:„Gott liebt <strong>de</strong>n Menschen sehr; Er kennt mit vollkommenerDeutlichkeit das Problem eines je<strong>de</strong>n von uns und wünscht ihm zuhelfen, bevor er Ihn bittet, das zu tun, <strong>de</strong>nn es gibt für Gott keineSchwierigkeiten, weil Er allmächtig ist. Gewöhnlich sieht sich Gottmit <strong>de</strong>m Problem konfrontiert, das aus <strong>de</strong>m Mangel an Demutherrührt! So ist die Schwierigkeit, die Gott hat, einzigartig – daß Ernicht helfen ‘kann’, solange sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch nicht selbst unterwirft.In diesem Fall wird Gott gewissermaßen ‘betrübt’, <strong>de</strong>nn Er sieht, wieSein Geschöpf lei<strong>de</strong>t, und Er ‘kann nicht’ helfen, weil Er weiß, daßdas, worum jener Mensch bittet, ihm scha<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn <strong><strong>de</strong>r</strong>Mensch <strong>de</strong>nkt nicht <strong>de</strong>mütig. Die Dinge, die <strong>de</strong>n Menschen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>fahren,hängen völlig mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Demut zusammen: Wenn wir zumBeispiel sehen, daß jemand kämpft und von einer Lei<strong>de</strong>nschaftbesiegt wird, dann läßt Gott das nur <strong>de</strong>shalb geschehen, weil seineSeele einen stolzen Gedanken hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> bereit ist, ihn zu akzeptieren(d. h. zum Stolz prädisponiert ist). Der Mensch kann bestimmteLei<strong>de</strong>nschaften hassen und wünschen, sie nicht zu haben, und erkann sogar sein Blut dafür verschütten, sie loszuwer<strong>de</strong>n, doch erwird keinen Erfolg haben, <strong>de</strong>nn Gott hilft ihm nicht; und Er wirdihm nicht helfen, solange dieser Mensch nicht <strong>de</strong>mütig wird (<strong>de</strong>nnselbst wenn er bestimmte Lei<strong>de</strong>nschaften haßt, ist er immer noch einSklave <strong>de</strong>s Stolzes, <strong><strong>de</strong>r</strong> in alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lei<strong>de</strong>nschaften hineinführt).


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 115°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Um geistlichen Erfolg zu haben, kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch von GottLiebe, Gebet, Weisheit, Gehorsam und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Tugen<strong>de</strong>n erbitten.Doch Gott wünscht, daß wir Ihn erkennen – und ihr solltet das imSinn behalten –, und <strong>de</strong>shalb wird Er uns überhaupt nichts von <strong>de</strong>mgeben, um das wir bitten, ganz gleich wie viele Anstrengungen wirunternehmen, wenn wir uns nicht zuerst unterwerfen. Wenn unsereinziges Ziel die Demut ist, dann wird uns Gott alles umsonst geben.Gott will von uns nichts außer Demut. Er wünscht ja nur, unsdurch Seine göttliche Gna<strong>de</strong> zu helfen, die Er uns durch die HeiligeTaufe verliehen hat, sogar schon bevor wir anfangen, irgend etwaszu tun, bevor wir Ihn lieben, bevor wir unser asketisches Werk aufuns nehmen – einzig wegen Seiner unaussprechlichen Güte. SeineGna<strong>de</strong> hilft uns, <strong>de</strong>n Herrn zu lieben, Ihn zu erkennen. Der Herrerfüllt alles; wir sollten nur <strong>de</strong>mütig sein, um <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Gna<strong>de</strong>nicht im Weg zu stehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie wirken zu lassen. Wirbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>n ihre Wirkung, wenn wir keine Demut haben. Das einzige,was <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Gna<strong>de</strong> entgegensteht – ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Stolz.Der Apostel Petrus läßt uns in seinem ersten Brief im fünftenKapitel wissen, was er in uns ta<strong>de</strong>lt und was wir tun sollen: IhrJüngeren, ordnet euch <strong>de</strong>n Ältesten unter. Alle aber begegnet einan<strong><strong>de</strong>r</strong> inDemut. Denn Gott tritt <strong>de</strong>n Stolzen entgegen, <strong>de</strong>n Demütigen aber schenktEr Seine Gna<strong>de</strong>. Daher beugt euch in Demut unter die mächtige HandGottes, damit Er euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist. Werft all eureSorge auf Ihn, <strong>de</strong>nn Er kümmert sich um euch. (1 Pt 5,5-7)Wenn wir das verstehen und mit unserem einzigen Beitrageinverstan<strong>de</strong>n sind – unserer Demut –, dann wird Gottes Segen fürdie an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Dinge gegeben wer<strong>de</strong>n. Wenn wir uns um alles sorgen,aber nicht um die Demut, dann wer<strong>de</strong>n wir nichts Gutes erlangenkönnen. Das ist das einzig Notwendige: die Demut <strong>de</strong>s Herzens, sodaß das Reich <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Gna<strong>de</strong> dort Einzug halten kann.Bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> Prüfungen schrieb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>: „Jene, die alsKrüppel geboren wur<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch eigeneUnachtsamkeit so gewor<strong>de</strong>n sind, wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Bekennern zugerechnet,wenn sie nicht klagen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in Demut Gott anbeten und mitChristus leben.“„In <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt gibt es jenes Grundübel, das wir nicht bemerken:das ist das Nichtverstehen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Vorsehung undKlagen als Folge davon. Gott wür<strong>de</strong> keine Prüfungen geschehenlassen, die nichts Gutes bringen. Wenn ein Krüppel die Prüfung, die


116 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°ihm geschickt wur<strong>de</strong>, mit Freun<strong>de</strong> akzeptiert, dann wird ihn Gott zu<strong>de</strong>n Gerechten zählen.“„Gott gibt uns viele Gelegenheiten, um uns <strong>de</strong>n Himmel zuverdienen, doch wir nutzen und akzeptieren diese Gelegenheitennicht. Laßt uns alle Prüfungen mit Geduld und Demut empfangenund dabei Gott danken und Ihnanbeten. Laßt uns versuchen, immermit Gott zu sein und uns nicht vonIhm zu entfernen, <strong>de</strong>nn fern von Gottgibt es keine Rettung.“„Gott läßt <strong>de</strong>n Menschenverschie<strong>de</strong>ne Prüfungen erdul<strong>de</strong>n,Krankheiten, Verletzungen und vielean<strong><strong>de</strong>r</strong>e Dinge, Verleumdungen vonSeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen unserer Umgebung,Kränkungen und Ungerechtigkeit.Wir sollten uns ihnen geduldig,ohne aufgebracht zu sein, stellenund sie als göttlichen Segen empfangen.Wenn jemand uns gegenüberungerecht ist, sollten wir glücklichsein und ihn als unseren großen Wohltäter betrachten, <strong>de</strong>nn er wirdzur Ursache dafür, daß sich unser Lohn im zukünftigen Lebenvermehrt. Gott bereitet uns durch die Prüfungen, die Er geschehenläßt, auf Sein himmlisches Reich vor, damit wir <strong>de</strong>n Reisepaß <strong><strong>de</strong>r</strong>Prüfungen in unserer Hand haben.“„Gott läßt zu, daß manche Gerechte verleum<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, damitdie Schuldigen nicht zugrun<strong>de</strong> gehen. Die große Liebe Gottes läßtzu, daß die Gerechten verurteilt und verleum<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, damitirgen<strong>de</strong>ine kranke Seele nicht umkommt, aber am En<strong>de</strong> offenbart Erdie Wahrheit.“Wie man eine Lei<strong>de</strong>nschaft bekämpftEinmal kam auf <strong>de</strong>n Heiligen <strong>Berg</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater eines krebskrankenMädchens, <strong>de</strong>m die Ärzte mitgeteilt hatten, sie habe nur noch einigeMonate zu leben. Er brachte einige Dinge, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Tochter gehörten,so daß <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> sie segnen könne, und bat ihn, für seine Tochterzu beten.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 117°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Vater <strong>Paisios</strong> sagte zu ihm: „Ich wer<strong>de</strong> beten, doch Sie sollten alsihr Vater Gott ein Opfer bringen, <strong>de</strong>nn ein Opfer aus Liebe machtGott sehr zur Hilfe ‘geneigt’.“Der Vater fragte: „Was soll ich opfern, Geronta?“Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Welche Lei<strong>de</strong>nschaften haben Sie? OpfernSie eine von ihnen.“Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater nur wenig geistlich war, fragte er: „Ich kenne keineLei<strong>de</strong>nschaft...“Daraufhin fragte ihn Vater <strong>Paisios</strong>: „Rauchen Sie?“„Ja“, war die Antwort.„Dann geben Sie eben das Rauchen aus Liebe zu ihrer Tochterauf, und Gott wird sie heilen.“Er versprach, das zu tun, und gab wirklich das Rauchen auf.Danach setzte bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Tochter ein langsamer Genesungsprozeß ein,bis sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> völlig gesund war. Später bestätigten die Ärzte ihrevollständige Heilung.Nach einiger Zeit begann <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater, <strong><strong>de</strong>r</strong> wahrscheinlich seinGelüb<strong>de</strong> vergessen hatte, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu rauchen. Parallel dazu trat beiseiner Tochter <strong><strong>de</strong>r</strong> Krebs wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in Erscheinung, so daß sie in <strong>de</strong>nvorigen ernsten Zustand zurückkam.Der Vater begab sich erneut auf <strong>de</strong>n Heiligen <strong>Berg</strong> und besuchte<strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong>.Vater <strong>Paisios</strong> schaute ihn streng an und sagte: „Wenn Sie alsVater nicht genug Frömmigkeit haben, Ihre Lei<strong>de</strong>nschaft zu opfernund das Leben Ihres Kin<strong>de</strong>s zu retten, kann ich Ihnen nicht helfen.“Der <strong>Altvater</strong> betonte hartnäckig die Tatsache, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschnicht das Recht habe zu sagen: „Ich kann nicht“; er dürfe nur sagen:„Ich mag nicht“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „ich will nicht“.Wenn Menschen, die von einer Lei<strong>de</strong>nschaft überwältigt wer<strong>de</strong>n,sagen, daß irgen<strong>de</strong>ine Macht sie davon abhält, Gutes zu tun,dann sollten sie wissen, daß diese Macht nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es ist als ihreeigene Kraft, die ihnen gegeben wur<strong>de</strong>, um zu lieben, doch in <strong><strong>de</strong>r</strong>falschen Richtung zu wirken begann. Und während sie ihreLei<strong>de</strong>nschaften lieben, wollen sie sie natürlich nicht abschnei<strong>de</strong>n,<strong>de</strong>nn das, was man liebt, möchte man natürlich nicht verlieren.Folglich sollte man gegen die Lei<strong>de</strong>nschaft Haß empfin<strong>de</strong>n un<strong>de</strong>twas Besseres und Höheres fin<strong>de</strong>n, das sie ersetzen kann. Dennwenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch nicht Besseres für sich fin<strong>de</strong>n kann, weiß er nicht,worauf er seine Kräfte richten kann und wird lei<strong>de</strong>n.


118 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Es kamen sehr oft Menschen zum <strong>Altvater</strong> und fragten: „Geronta,ich rauche und kann es nicht aufgeben. Was soll ich tun?“Der <strong>Altvater</strong> fragte: „Wollen Sie es aufgeben?“Die Antwort war: „Ja, Geronta, ich habe es viele Male versucht,aber vergeblich.“Dann sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>: „Ja, das geschieht... Von diesemAugenblick an hören Sie mit <strong>de</strong>m Rauchen auf und Gott wird Ihnenhelfen.“„Nein, Geronta, ich kann nicht!“Dann unterbrach <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> <strong>de</strong>n Besucher, bevor er <strong>de</strong>n Satzbeen<strong>de</strong>t hatte, und sagte kraftvoll: „Es gibt kein: ’Ich kann nicht’!Machen Sie es einfach, und damit hat sich’s! Akzeptieren Sie nichtdie Gedanken, die Ihnen suggerieren, daß Sie diese Lei<strong>de</strong>nschaftnicht bekämpfen können.“Dadurch prägte uns <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> ein, daß wir autokratisch sind.Wenn wir die Sklaven irgen<strong>de</strong>iner Lei<strong>de</strong>nschaft wer<strong>de</strong>n, danngeschieht das entsprechend unserem eigenen Willen. Und wenn wirnoch <strong><strong>de</strong>r</strong>en Sklaven sind, dann durch die Bindung daran, weil es unsFreu<strong>de</strong> macht, in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Dienst zu stehen.Doch wenn wir uns in unsere Freiheit und unser Zusammenseinmit Christus verlieben, dann können wir von diesem Augenblick an,wenn wir das wünschen, von <strong>de</strong>n Lei<strong>de</strong>nschaften frei sein undGottes Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> wer<strong>de</strong>n. Dies beweist, daß wir autokratisch sind.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 119°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Außer<strong>de</strong>m gab Christus Seine Gebote einfachen Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>n undfolglich – Sklaven <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>. Ihnen gebot er, sich <strong>vom</strong> Joch <strong><strong>de</strong>r</strong>Sün<strong>de</strong> zu befreien und sich Ihm zu nähern. Er sagte zu <strong>de</strong>mUnzüchtigen: „Sündige nicht“, zu <strong>de</strong>m Dieb: „Stehle nicht“ und zu<strong>de</strong>mjenigen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Unrechtes dachte: „Richte nicht.“Wenn wir unfreiwillig Sklaven wären, dann wür<strong>de</strong> Gott nichtgebieten: „Laßt diese Dinge hinter euch und folgt Mir“, <strong>de</strong>nn dannkönnten wir dieses Gebot nicht erfüllen. Wenn Er daher sagt, wirsollen sie von uns aus zurücklassen, dann be<strong>de</strong>utet das, daß wirfreiwillig unsere Lei<strong>de</strong>nschaften anbeten, sie lieben und uns nachihnen sehnen. Doch in <strong>de</strong>m Augenblick, wenn wir beginnen sie zuhassen und unsere Liebe zu Gott wen<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n wir sofort davonbefreit.Daher ist es notwendig: zu verstehen, daß wir uns freiwillig <strong>de</strong>n Lei<strong>de</strong>nschaftenhingegeben haben und daher krank sind; unsere Lei<strong>de</strong>nschaft zu hassen, die uns zerstört; Gott und die Tugen<strong>de</strong>n zu lieben.Dieser Weg wird uns zur seelischen Freiheit und zum wahrenGlück führen.Die Vorherrschaft <strong>de</strong>s weltlichen GeistesDer <strong>Altvater</strong> sagte: „Die größte Krankheit unserer Zeit liegt in <strong>de</strong>nnichtigen Gedanken <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt, die Sorgenverursachen. Diese Krankheit wird nur von Christus durch diegeistige Stille geheilt, doch <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch muß beichten und sich zuChristus bekehren.“Vater <strong>Paisios</strong> weist auf die geistige Gefahr hin, die durch <strong>de</strong>nweltlichen Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Laien entsteht, <strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong>de</strong>n Christen heutzutagevorherrschend ist. Gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> Worte <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s schlaffen dieMenschen geistlich ab, und <strong><strong>de</strong>r</strong> orthodoxe asketische Geist unsererKirche kann schwin<strong>de</strong>n. Hier sollten wir aufmerksam sein, <strong>de</strong>nnneben <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Lockerung geben die mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Menschen auchdas Gesetz vor, in<strong>de</strong>m sie die Lockerung unterstützen und dieAsketen zwingen, ihr zu folgen. Deshalb dürfen sich die Asketennicht nur nicht <strong>de</strong>m Einfluß dieses Geistes <strong><strong>de</strong>r</strong> Laien unterwerfen,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie dürfen sich auch keinesfalls mit <strong>de</strong>n Laien vergleichenund nicht <strong>de</strong>nken, sie seien Heilige. An<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls wer<strong>de</strong>n auch sie in


120 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°die Lockerung hineingezogen und en<strong>de</strong>n damit, daß sie schlimmerals irgen<strong>de</strong>iner <strong><strong>de</strong>r</strong> lasterhaftesten Menschen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt wer<strong>de</strong>n.Der <strong>Altvater</strong> schrieb: „Der starke weltliche Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> immo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Menschen vorherrscht, und die Grundlage bil<strong>de</strong>t zu allseinen Versuchen einer besseren Einrichtung seines Lebens – mitmehr Komfort und weniger Arbeit – , beeinflußt lei<strong><strong>de</strong>r</strong> die Mehrheit<strong><strong>de</strong>r</strong> Gläubigen, die dann versuchen, Heilige zu wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m sienur die geringstmögliche Mühe aufwen<strong>de</strong>n. Doch so funktioniertdas nicht, <strong>de</strong>nn ‘die Heiligen gaben ihr Blut und empfingen <strong>de</strong>nGeist’. Und daher fühlt das Herz, das froh über die Christen ist, diedie Heiligen Väter zu Rate ziehen, und erstaunt über die jungenMenschen, die sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sehnsucht nach ihren I<strong>de</strong>alen <strong>de</strong>m Mönchtumweihen, zugleich Schmerz, wenn es sieht, daß all diese gutemenschliche Substanz nicht <strong>de</strong>n geeigneten Sauerteig fin<strong>de</strong>t und <strong><strong>de</strong>r</strong>geistliche Teig nicht aufgeht, was dann darin en<strong>de</strong>t, daß das Brot,das aus diesem Teig gemacht wird, ungesäuert bleibt.“Die „gebil<strong>de</strong>ten“ Christen würdigen nicht die wun<strong><strong>de</strong>r</strong>samenErscheinungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen. Sie verleugnen alles, was ihrer eisernenLogik wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht. Die ersten Christen waren würdig, die Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>zu sehen, weil sie <strong>de</strong>mütig waren. Der <strong>Altvater</strong> sagte dazu: „Inunserer Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissensvervielfachung hat die Logik unglücklicherweisedie Grundlage <strong>de</strong>s Glaubens <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen erschüttert undihre Seelen mit Fragen und Zweifeln erfüllt. Als Folge wer<strong>de</strong>n sie <strong><strong>de</strong>r</strong>Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> beraubt, <strong>de</strong>nn ein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> kann durch das persönlicheDasein verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, aber nicht durch logische Erklärung.“Die Gläubigen sind nur noch an <strong>de</strong>n äußeren Dingen interessiertund ahnen nicht einmal etwas <strong>vom</strong> inneren Leben. Ihre Denkweisebeschrieb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> mit Hilfe <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Beispiels: „Die Menschenin <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt wollen nicht, daß sich ihr Hof mit Abfall undSchmutz füllt; <strong>de</strong>shalb fegen sie <strong>de</strong>n Hof und bringen alles in Ordnung,bis er sauber ist. Den zusammengekehrten Abfall tragen sieins Haus, damit man ihn <strong>vom</strong> Hof aus nicht sehen kann. So han<strong>de</strong>lndie weltlichen Menschen. Und sie lassen <strong>de</strong>n Abfall drinnen, nichtdraußen, <strong>de</strong>nn sonst könnten ihn die Leute sehen. Im Gegensatzdazu reinigen die geistlichen Menschen das Haus, werfen <strong>de</strong>n Abfallheraus und kümmern sich nicht darum, was an<strong><strong>de</strong>r</strong>e dazu sagen.“ 1010 Anmerkung von Priestermönch Savas, Kellion Isodia tis Theotokou, Kerasia,<strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>:


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 121°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°„In <strong>de</strong>m Maß, wie die Menschen sich <strong>vom</strong> natürlichen, einfachenLeben entfernen und sich an Luxus hingeben, in <strong>de</strong>mselben Maßvervielfachen sie ihre Furcht vor <strong>de</strong>m nächsten Tag. Und in <strong>de</strong>mMaß, wie sich weltliche Höflichkeit entwickelt, in <strong>de</strong>mselbenAusmaß schwin<strong>de</strong>n die Einfachheit, Freu<strong>de</strong> und das natürlichemenschliche Lächeln.“„Der Teufel gibt uns immer ein, wir sollten uns mit <strong>de</strong>nenvergleichen, die schlechter sind als wir.“„Das Anzeichen für die authentische Spiritualität eines Mitglieds<strong>de</strong>s Klerus besteht darin, daß er gegen sich selbst sehr streng, abernachsichtig gegenüber an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ist. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel wird er die Kanones<strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche nicht gegen an<strong><strong>de</strong>r</strong>e anwen<strong>de</strong>n!“„Wenn ein Priester sehr viele geistliche Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> hat, unter <strong>de</strong>nenes Menschen gibt, die wegen ihrer Frömmigkeit bemerkenswertsind, dann sollte er sich an erster Stelle um diese kümmern, <strong>de</strong>nn siewie<strong><strong>de</strong>r</strong>um wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en helfen.“„Je mehr sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch mit Christus verbin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>sto wenigerAngst hat er.“Die Notwendigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> BeichteDer <strong>Altvater</strong> wies einen Besucher an, zur Beichte zu gehen. Dieserentgegnete: „Geronta, was nützt es, wenn ich beichte, aber danndoch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> sündige?“Der <strong>Altvater</strong> erklärte ihm daraufhin: „Sehen Sie, während <strong>de</strong>sKrieges, wenn jemand verwun<strong>de</strong>t ist – er hat beispielsweise eine"Abfall" und "Schmutz" sind die Sün<strong>de</strong>n, "Haus" ist die Seele, "Hof" ist dasÄußere <strong>de</strong>s Menschen (das Verhalten, das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Leute wahrnehmen können),"reinigen" ist die Beichte, "weltliche Menschen" sind diejenigen, die an Gott nichtglauben bzw. weltlich leben, "geistliche Menschen" sind diejenigen, die mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong>weniger versuchen auf <strong>de</strong>n Weg Gottes zu gehen.Alle Menschen sündigen, sowohl die weltlichen als auch die geistlichen. Es gibtaber einen großen Unterschied. Die weltlich leben<strong>de</strong>n Menschen verstellen sich undversuchen ihren Sün<strong>de</strong>n zu verstecken. Sie tun so, als ob sie niemals im Lebengesündigt hätten. Sie versuchen zu zeigen, daß sie anständig sind.Im Gegensatz dazu geben diejenigen, die geistlich zu leben versuchen, ihreSün<strong>de</strong>n ("Abfall und Schmutz") vor Gott zu; das geschieht durch die Beichte("reinigen"). Sie haben Gehorsam gegenüber ihrem Geistlichen Vater; er betreut sieauf <strong>de</strong>n Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> Reinigung ihrer Seele ("Haus"). Wenn sie auf diesem Weg sind,machen sie sich keine Gedanken über das, was an<strong><strong>de</strong>r</strong>e an Schlechtem über sieverbreiten ("Sie kümmern sich nicht darum, was an<strong><strong>de</strong>r</strong>e dazu sagen.").


122 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Kugel im Bein –, sollte er nicht zuerst <strong>de</strong>n Arzt aufsuchen, damitseine Wun<strong>de</strong> behan<strong>de</strong>lt wird? Wenn er nun sagt: ’Wozu sollte ich dieWun<strong>de</strong> behan<strong>de</strong>lt bekommen, wenn ich doch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verwun<strong>de</strong>twer<strong>de</strong>?’, dann wird er frühzeitig an <strong>de</strong>n Blutungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an einerBlutvergiftung sterben, was er hätte vermei<strong>de</strong>n können. Dasselbegeschieht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>. Deshalb sollten Sie zur Beichte gehen, undwenn Sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> fallen, beichten sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Und so möge es sein, bisdie Zeit kommt, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sie nicht mehr fallen.“Über Gehorsam und GeduldDer <strong>Altvater</strong> erzählte folgen<strong>de</strong>s über die Macht <strong><strong>de</strong>r</strong> Geduld: „EinMann in Frakia wur<strong>de</strong> Christ. Seine Frau jedoch folgte seinemBeispiel nicht und schuf ihm Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nisse und behan<strong>de</strong>lte ihn grob.Doch er erdul<strong>de</strong>te das und erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te darauf mit Liebe. Im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong>Zeit beugte sich die Frau vor seiner Geduld und sagte: ‘Der Gott, an<strong>de</strong>n er glaubt, muß wahrhaftig und groß sein.’ Und dann wur<strong>de</strong>auch sie Christin.“Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Gehorsam ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlüssel zur Pforte <strong>de</strong>sHimmels, doch nur Gehorsam, nicht militärischer Drill, alsogewaltsame Unterordnung und Gebet unter Zwang. Keiner wirddurch sich selbst geheilt, und keiner wird gerettet wer<strong>de</strong>n ohneGehorsam. Gehorsam und natürliche Einfachheit führen auf kurzemWeg zur Heiligkeit. Mit einem Einfaltspinsel, <strong><strong>de</strong>r</strong> für einen krankenMann sorgte, geschah folgen<strong>de</strong>s. Einmal bat ihn <strong><strong>de</strong>r</strong> Kranke darum,etwas Fisch zu essen zu bekommen. Der Einfaltspinsel ging zumUfer <strong>de</strong>s Meeres und trat in eine Kirche, die dicht am Meer lag, hobseine Hän<strong>de</strong> zum Himmel und betete in Einfachheit: ‘Christus, ichbitte Dich, gib mir für <strong>de</strong>n Menschen einen Fisch.’ Und es geschahein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>! Im selben Augenblick erschien in seinen Hän<strong>de</strong>n einFisch! Er dankte Gott und brachte ihn <strong>de</strong>m Kranken.“Der Kampf mit schlechten GedankenVorbemerkung: Der gute Gedanke (kalós logismós) ist von <strong>de</strong>m in <strong><strong>de</strong>r</strong>westlichen Psychologie entstan<strong>de</strong>nen "positiven Denken" <strong>de</strong>utlich zuunterschei<strong>de</strong>n. Das ego- und anthropozentrische "positive Denken" ist einmenschliches Konstrukt. Man ist autonom (ohne Glauben undlebenspen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verbindung mit <strong>de</strong>m Trinitarischen Gott) und versucht


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 123°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°zwar alles positiv zu betrachten, bleibt aber im Hochmut und glaubt,ausschließlich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen menschlichen Kraft alle seine Probleme lösenzu können. Diese Haltung ist Ausdruck <strong>de</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong> orthodoxen Askeseausschließlich negativ bewerteten Vertrauens auf sich selbst (Selbstvertrauen):Man vertraut nur sich selbst und <strong>de</strong>nkt, daß man alles durchseine eigene Kraft schaffen wür<strong>de</strong>. In extremen Fällen <strong>de</strong>s positivenDenkens glaubt man sogar, daß man allein durch seine Gedanken seinekörperlichen Krankheiten heilen könne (Selbstheilung). Diese Haltung,die als eine Religion <strong>de</strong>s "Ich" ("Ego") bezeichnet wer<strong>de</strong>n könnte, wirdvon einigen Psychologen stark propagiert. Dahinter steht <strong><strong>de</strong>r</strong> Glaube,daß man selber Gott sei (Selbstvergöttlichung). <strong>Altvater</strong> Sophronij(Sacharov) bezeichnet die Selbstvergöttlichung als eine "religiösePhantasie". Das heißt eine falsche religiöse Lehre, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch selbstausgedacht hat. Ebenso bezeichnet er die Selbstvergöttlichung als"teuflische Versuchung", "Pantheismus" und als Ergebnis "teuflischerEnergie". Das "positive Denken" <strong><strong>de</strong>r</strong> westlichen Psychologie weist imGrun<strong>de</strong> sehr starke Ähnlichkeit mit <strong>de</strong>m auf, was in <strong><strong>de</strong>r</strong> hesychastischenLehre als "schlechte Gedanken" (kakós logismós) bezeichnet wird.Der "gute Gedanke" (kalós logismós) istein Grundbegriff <strong><strong>de</strong>r</strong> hesychastischenAskese. Man versucht bei je<strong><strong>de</strong>r</strong> negativenSituation das Gute zu fin<strong>de</strong>n. Der großeUnterschied gegenüber <strong>de</strong>m "positivenDenken" <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologie ist, daß mannach <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchenväter theozentrischund christozentrisch <strong>de</strong>nkt: Gott undJesus Christus ist das Zentrum <strong>de</strong>s eigenenDenkens und Lebens sowie die Quelle <strong><strong>de</strong>r</strong>eigenen Kraft. Alles vermag ich durch Ihn,<strong><strong>de</strong>r</strong> mir Kraft gibt, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> hl. Apostel sagt(Phil 4,13). Der Mensch ist MitarbeiterGottes (gr. "" - synergs). Mangibt <strong>de</strong>mütig zu, daß man selbst sehrschwach ist und nur mit Hilfe Gottes alleschwierigen Umstän<strong>de</strong> und Versuchungenüberwin<strong>de</strong>n kann (Vertrauen auf Gott).Man strebt danach, durch das unablässigeGebet und Wachsamkeit von allen negativen Gedanken befreit zuwer<strong>de</strong>n. Alle Sorgen wer<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand Gottes überlassen. Vater <strong>Paisios</strong>bezeichnete das letztere als "gute Unbekümmertheit" (gr. "" - kalí adiaforía) (Zitat bei Rakovalis). Das ist eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Früchte


124 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°<strong>de</strong>s Hesychasmus: Durch das Streben nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Reinigung (von <strong><strong>de</strong>r</strong>Sün<strong>de</strong>), Erleuchtung (durch das Licht Gottes) und Vergöttlichung (nach<strong>de</strong>m Abbild Gottes wer<strong>de</strong>n) gelangt man in einen Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong> innerenRuhe, Freiheit und Gelassenheit. Man erfährt <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n Christi: Frie<strong>de</strong>nhinterlasse Ich euch, Meinen Frie<strong>de</strong>n gebe Ich euch; nicht einen Frie<strong>de</strong>n, wie dieWelt ihn gibt, gebe Ich euch. (Jh 14,27) Grundlagen dieses Zustan<strong>de</strong>s sinddas <strong>de</strong>mütige Vertrauen auf Gott und das Leben in Christo. 11<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> sagte: „Heutzutage verlieren die Menschen <strong>de</strong>n Verstandund begreifen nicht, was sie tun; sie sind außer sich geraten.Dies geschieht, weil sich keiner mehr beherrschen will; manwünscht, unkontrollierbar zu leben, nach eigenem Willen. Aber dasführt zur totalen Katastrophe, <strong>de</strong>nn obgleich Gott <strong>de</strong>m Menschen dieFreiheit gegeben hat, zu han<strong>de</strong>ln, wie er will, gab Er ihm auch <strong>de</strong>nVerstand, um seinen eingeschränkten Zustand zu begreifen und dieGrenze zwischen <strong>de</strong>m Richtigen und <strong>de</strong>m Falschen zu spüren. Wenn<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch willkürlich han<strong>de</strong>lt, ohne seine Schwäche in Betracht zuziehen, dann macht er Fehler. Viele Menschen wollen alles mit Hilfe<strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Logik begreifen, und sie verleugnen die Tatsache,daß ihr Verstand nicht alles erkennt. Statt sich <strong>vom</strong> Glauben und <strong><strong>de</strong>r</strong>göttlichen Gna<strong>de</strong> leiten zu lassen, wer<strong>de</strong>n sie von ihremkörperlichen Verstand geleitet und <strong>de</strong>shalb scheitert auch ihrgesellschaftliches Miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Das ist eine schreckliche Sache!Daher rate ich <strong>de</strong>n Menschen, die zu mir kommen: ihre Entfremdung von Gott zu erkennen; sie zu bereuen und in Demut zu beichten.Es ist tragisch, daß heutzutage mehr als je zuvor die Menschendämonische Einflüsterungen akzeptieren und dämonisiert wer<strong>de</strong>n.Sie wer<strong>de</strong>n erst fähig, diese Einflüsterungen loszuwer<strong>de</strong>n, wenn siediesen Ratschlägen folgen.“11 Literatur: µ (), . .. µ µ, (Essex, Englang, Kloster <strong>de</strong>s Hl.Johannes <strong>de</strong>s Vorläufers), . ' 2003, S. 197. Und: µ , , .. µ µ, (Kloster <strong>de</strong>s hl. Johannes <strong>de</strong>s Vorläufers) 2000, S. 237).Außer<strong>de</strong>m: Hieromonk Benedikt <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>: Thougths and how to confrontthem. . (P. Antonios Alebizopoulos:) ,µ, (Selbsterkenntnis, Selbstverwirklichung, Selbstrettung).Watchfulness and Prayer (Filokalikes Seli<strong>de</strong>s) / The Nous (Filokalikes Seli<strong>de</strong>s).


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 125°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Beispiele aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Schrift über gute GedankenEinmal besuchten einige Menschen <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong>, und er begann siedavon zu überzeugen, daß man stets gut <strong>de</strong>nken sollte. Um diesenGedanken zu veranschaulichen, las er ihnen einen Ausschnitt aus<strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel vor, in <strong>de</strong>m berichtet wird, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> persische König Darius<strong>de</strong>n Propheten Daniel aufgrund einer Verleumdung durch <strong>de</strong>ssenFein<strong>de</strong> in die Löwengrube werfen ließ (Dan 6,14-28). Früh amMorgen kam Darius zur Grube und ordnete an, ihren Zugang zuöffnen, um festzustellen, ob Daniel noch lebte. Der König, <strong><strong>de</strong>r</strong> nichtwußte, was geschehen war, rief mit schmerzlicher Stimme undfragte: Daniel, du Diener <strong>de</strong>s lebendigen Gottes! Hat <strong>de</strong>in Gott, <strong>de</strong>m du sounablässig dienst, dich vor <strong>de</strong>n Löwen erretten können? Da antworteteihm Daniel: O König, mögest du ewig leben. Mein Gott hat Seinen Engelgesandt und <strong>de</strong>n Rachen <strong><strong>de</strong>r</strong> Löwen verschlossen... Darüber war <strong><strong>de</strong>r</strong> Könighocherfreut.Der <strong>Altvater</strong> erklärte dieses Geschehen folgen<strong><strong>de</strong>r</strong>maßen: „Wenn<strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet Daniel schlechte Gedanken gehabt hätte, hätte er <strong>de</strong>mKönig geantwortet: ‘Schämst du dich nicht, du Tyrann, daß du mich,einen unschuldigen Menschen, <strong>de</strong>n Löwen vorgeworfen hast, damitich <strong>de</strong>n Tod fän<strong>de</strong> – und jetzt fragst du mich, wie es mir geht?’ DochDaniel hatte immer gute Gedanken und antwortete sanftmütig; unddaher gab Gott <strong>de</strong>n Löwen die Erleuchtung, ihn nicht anzurühren.“Ein ähnliches Bild: „Als die drei Jünglinge auf Anordnung <strong>de</strong>sNebukadnezar unschuldig in <strong>de</strong>n Ofen geworfen wur<strong>de</strong>n, hatten siekeine schlechten Gedanken und riefen nicht: ‘Warum bist Du, unserGott, als wir Dein Gesetz liebten, nicht für uns eingetreten? Und sohaben sie uns in <strong>de</strong>n Ofen geworfen!’ Statt <strong>de</strong>ssen klagten sie sichselbst an und priesen Gott mit <strong>de</strong>n Worten: Gepriesen und gelobt bistDu, Gott unserer Väter; herrlich ist Dein Name in alle Ewigkeit. Denn Dubist gerecht in allem, was Du getan hast. All Deine Taten sind richtig,Deine Wege gera<strong>de</strong>. Alle Deine Urteile sind wahr. Du hast gerechte Strafenverhängt, in allem, was Du über uns gebracht hast... Ja, nach Wahrheit undRecht hast Du all dies wegen unserer Sün<strong>de</strong>n herbeigeführt... Wir habenDeinen Geboten nicht gehorcht, haben we<strong><strong>de</strong>r</strong> beachtet noch getan, was Duuns zu unserem Wohl befohlen hast. Alles, was Du uns geschickt hast, alles,was Du uns getan hast, das hast Du nach Deiner gerechten Entscheidunggetan. (Dan 3,24-31) Seht ihr, welch eine gute Denkweise, die aufDemut beruht, diese drei Männer hatten! Ein gutes und <strong>de</strong>mütigesDenken macht Löwen zu Lämmern und verwan<strong>de</strong>lt das äußerst


126 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°heiße Feuer im Ofen in himmlischen Tau und Kühle. Deshalb solltenwir all unseren Problemen mit Geduld, guten Gedanken und Demutentgegentreten, und dann wird uns die göttliche Gna<strong>de</strong> helfen.“Biene und Fliege„Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, daß das Leben <strong><strong>de</strong>r</strong>Menschen in zwei Kategorien einzuteilen ist. Es gibt keine dritte:Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> gehört <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch zur ersten o<strong><strong>de</strong>r</strong> zur zweiten. Die eineKategorie <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen ist einer Fliege ähnlich. Eine Fliege istdadurch charakterisiert, daß sie sich immer auf Schmutziges setzt.Zum Beispiel, wenn es viele süßduften<strong>de</strong> Blumen gibt und irgen<strong>de</strong>inTier macht eine Ecke im Garten schmutzig, wird sie durch <strong>de</strong>nschönen Garten fliegen, ohne sich auf irgen<strong>de</strong>ine <strong><strong>de</strong>r</strong> Blumen zusetzen. Erst wenn sie die Ausscheidungen sieht, wird sie gera<strong>de</strong>wegsherunterkommen und anfangen, darin zu graben. Sie genießt <strong>de</strong>nGestank, <strong><strong>de</strong>r</strong> dann durch das Aufwühlen entsteht, und kann sichdavon nicht losreißen.Wenn sie die Möglichkeit hätte zu sprechen und ihr sie fangenund fragen wür<strong>de</strong>t, ob sie wisse, wo die Rosen im Garten seien,wür<strong>de</strong> sie antworten, daß sie nicht wisse, was das sei. Sie wür<strong>de</strong>sagen: ‘Ich weiß, wo es Senkgruben, Toiletten, Tierexkremente,Schmutz gibt...’ Genauso ist es im Leben, wo es Menschern gibt, dieeiner Fliege ähneln. Das ist die Kategorie von Menschen, die gelernthaben, über alles negativ zu <strong>de</strong>nken und überall das Schlechte zuent<strong>de</strong>cken, wobei sie all das Gute nicht bemerken und es ignorieren.Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Kategorie <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen ähnelt einer Biene. Diecharakteristische Eigenschaft einer Biene besteht darin, daß sie etwasSchönes und Süßes fin<strong>de</strong>t und sich darauf setzt. Nehmen wir zumBeispiel an, daß jemand in einem schmutzigen Raum eine Vase mitBlumen aufgestellt hat. Wenn eine Biene hineinfliegt, wird sie anallem Schmutzigen vorüberfliegen und sich nirgendwo nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassen,solange sie nicht eine Blume gefun<strong>de</strong>n hat und sich auf sie setzt.Wenn ihr diese Biene fangen und sie fragen wür<strong>de</strong>t, wo Abfallund Senkgruben seien, wür<strong>de</strong> sie antworten, sie habe nichts <strong><strong>de</strong>r</strong>gleichenbemerkt, doch es gab gewiß Hortensien, Rosen, und weiterhinten gab es noch mehr Rosen und dann Veilchen, und dort drübenwar Honig, und an dieser Stelle Zucker...


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 127°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Es wird sich herausstellen, daß sie eine Kennerin alles Guten istund keine Ahnung von etwas Schlechtem hat. Genauso gehört <strong><strong>de</strong>r</strong>Mensch entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Kategorie <strong><strong>de</strong>r</strong> Fliege o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Biene.“Der <strong>Altvater</strong> kam zu folgen<strong>de</strong>m Abschluß: „Wenn mich Menschenbesuchen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e anklagen, gebe ich ihnen dieses Beispielund lege ihnen nahe zu wählen, zu welcher Kategorie sie gehörenund gleichfalls festzustellen, zu welcher Kategorie die Menschengehören, die sie anklagen.“Beispiele guter und schlechter Gedanken„Einmal kam ein Junge, ungefähr 17 Jahre alt, und klopfte an dieTür, so daß ich sie öffnete. Ich trat heraus und näherte mich <strong>de</strong>mZaun.- ’Ich möchte Vater <strong>Paisios</strong> sehen’, sagte er. Ich sagte ihm, um seineNeigung zu prüfen: ‚Er ist nicht hier. Er ist nach Kariés gegangen,um Zigaretten zu kaufen.’- ’Nun gut, dann wer<strong>de</strong> ich auf ihn warten’, antwortete <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge,<strong><strong>de</strong>r</strong> stets gute Gedanken im Kopf hatte.- ’Geh!’, sagte ich ihm, ‚warum willst du <strong>de</strong>nn auf ihn warten?’- ’Nein, Vater, ich möchte ihn sehen!’, beharrte <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge. Er hatteeine gute Veranlagung, und ich konnte ihn nicht durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong>bringen,trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache, daß ich ihn lange quälte. Er akzeptiertekeinen schlechten Gedanken. Er hatte eine gute Seele.Einmal kam ein Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> keine guten Gedanken hatte, michbesuchen, damit ich ihn als Novizen aufzunehme.- ‘Ich habe hier keine Novizen. Zuerst wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> vielen Menschen,die hier als Kellner arbeiten wollen und dabei irgen<strong>de</strong>inenGewinn machen möchten, aber nicht als Mönche, <strong>de</strong>nen es um dasGeistliche geht. Zweitens, da ich nun schon viele Jahre Mönch bin,habe ich ein bißchen was Gutes angesammelt, genauso aber aucheinige Schwächen, die ich noch nicht losgewor<strong>de</strong>n bin. Und wennSie hierher kämen – sagte ich ihm – dann wür<strong>de</strong> Ihnen sogar dasGute (Fasten, Nachtwachen, Gebet usw.) scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn Sie wärennicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, es zu befolgen, und meine Schwächen wer<strong>de</strong>nIhnen auch scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn Sie wür<strong>de</strong>n sie nicht ertragen können.Deshalb wer<strong>de</strong> ich Sie nicht akzeptieren.’Nach<strong>de</strong>m er das gehört hatte, begann er an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Klöster aufzusuchen.


128 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Nach einigen Tagen, als ich im Garten war und zwei Tomatenmit etwas trockenem Brot aß, begann ich über die segensvollen TatenGottes nachzu<strong>de</strong>nken, die Er für mich vollbracht hat. Ich begannGott zu danken, daß Er mir solch ein wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bares Haus an diesemschönen Ort gegeben hatte, um das mich viele Reiche benei<strong>de</strong>nwür<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn sie könnten wünschen, solch ein Häuschen für ihreFreizeit zu haben. Ich dachte, daß das nun mein Haus sei, ohne daßich dafür Miete bezahlen muß, für die, um sie aufzubringen, an<strong><strong>de</strong>r</strong>eMenschen hart zu arbeiten hätten. Außer<strong>de</strong>m habe ich meinetägliche Nahrung, und um sie zu haben, muß ich nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fabrikarbeiten wie viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e. Daß ich an einem heiligen Ort lebe, wo esso viele gute Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> gibt. Als ich an all das dachte, wur<strong>de</strong> ich vonsolcher Zerknirschung wegen meiner Undankbarkeit für diesegroßen göttlichen Segnungen erfüllt, daß ich zu weinen begann undnicht mehr weiteressen konnte.Als ich in solch gerührter Verfassung war, kam <strong><strong>de</strong>r</strong> junge Mann,<strong><strong>de</strong>r</strong> mich ein paar Tage zuvor gefragt hatte, ob ich ihn als Novizeakzeptieren wür<strong>de</strong>, hinauf an <strong>de</strong>n Zaun. Damit er mich nicht weinensähe, ging ich sofort in mein Kellion, wusch mein Gesicht undbrachte mich in Ordnung, dann ging ich zur offenen Tür.Offensichtlich von dieser Verzögerung in Versuchung geführt,sagte er zu mir: ‘So ist das also, he?! Und dich hält man für einenAsketen? Du hast Fleisch gegessen, und als du mich gesehen hast,bist du sofort verschwun<strong>de</strong>n, damit ich dich nicht sehe. Jetzt habeich begriffen, was du in Wahrheit bist!’Durch solch eine Anschuldigung verblüfft, lachte ich undversuchte mich nicht zu rechtfertigen. Ich war nur erstaunt darüber,wie leicht er für schlechte Gedanken <strong>de</strong>n Weg freimachte.“Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Laßt uns niemals jeman<strong>de</strong>n verurteilen.Wenn wir sehen, daß jemand eine Sün<strong>de</strong> begeht, laßt uns weinenund Gott bitten, ihm zu vergeben. Wenn wir die Fehler <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>enverurteilen, be<strong>de</strong>utet das, daß unser geistlicher Blick noch nichtgereinigt ist. Derjenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> seinem Nächsten hilft, empfängt Hilfevon Gott. Derjenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn mit Neid und Bosheit verurteilt, hatGott als seinen eigenen Richter. Laßt uns keinen richten. Laßt unsje<strong>de</strong>n für einen Heiligen halten und uns selbst – für Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>. Mankann <strong>de</strong>n Nächsten nicht nur durch Worte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n geistig unddurch die innere Einstellung <strong>de</strong>s Herzens verurteilen. Die innereEinstellung färbt unsere Worte und Gedanken. Auf je<strong>de</strong>n Fall ist es


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 129°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°besser, in unseren Überlegungen zurückhaltend zu sein, um nicht indas Verurteilen zu fallen. Mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Worten, laßt uns vermei<strong>de</strong>n,uns <strong>de</strong>m Feuer zu nähern, an<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls wer<strong>de</strong>n wir uns verbrenneno<strong><strong>de</strong>r</strong> uns am Rauch vergiften. Es ist besser, uns selbst zu richten undaufzuhören, an <strong>de</strong>n Fehlern <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en interessiert zu sein.“Und bei an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Gelegenheit: „Man sollte niemals, auch nichtunter <strong>de</strong>n schlimmsten Umstän<strong>de</strong>n, einem negativen Gedankengestatten, in unsere Seele einzudringen. Der Mensch, <strong><strong>de</strong>r</strong> unter allenUmstän<strong>de</strong>n die Neigung zu guten Gedanken bewahrt, wird stetsgewinnen; sein Leben wird ein ständiges Fest sein, <strong>de</strong>nn es wirdimmer auf gutem Denken basieren.“Den eigenen Gedanken mißtrauenVorbemerkung von Priestermönch Damascene 12 : „Die Lehren <strong>de</strong>s<strong>Altvater</strong>s <strong>Paisios</strong> über Gedanken und innere Wachsamkeit sind vonbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Be<strong>de</strong>utung für uns, die wir von <strong><strong>de</strong>r</strong> westlichen Kulturgeformt wur<strong>de</strong>n. Da er so viel Zeit damit verbrachte, Menschen zuzuhören(Mönchen und Nonnen wie auch Gläubigen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt) undihnen bei ihren Problemen half, war sich <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>verschie<strong>de</strong>nen geistigen Erkrankungen klar bewußt, unter <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong>mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne westliche Mensch lei<strong>de</strong>t. An erster Stelle erkannte er dievorherrschen<strong>de</strong> Krankheit: <strong>de</strong>n Rationalismus, und er versuchte sie zubehan<strong>de</strong>ln. Nach<strong>de</strong>m die mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne rationalistische Weltsicht in Westeuropawährend <strong><strong>de</strong>r</strong> Epoche <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufklärung entstan<strong>de</strong>n war, hat siefortschreitend die ganze Welt überschwemmt, einschließlich orthodoxerLän<strong><strong>de</strong>r</strong> wie Griechenland.Wenn daher <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> über die geistige Krankheit <strong>de</strong>s Rationalismusim heutigen Griechenland spricht, spricht er auch über unseregeistige Krankheit in Amerika o<strong><strong>de</strong>r</strong> allgemein im Westen.Letztlich läßt sich diese Krankheit <strong>de</strong>s mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Rationalismus auf<strong>de</strong>n einen grundlegen<strong>de</strong>n Bestandteil zurückführen: auf das Vertrauenauf die Schlußfolgerungen <strong>de</strong>s eigenen logischen Denkens. Wir sind immo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Westen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage einer Behauptung aufgewachsen,die sich im bekannten Satz von René Descartes am Anfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Epoche<strong><strong>de</strong>r</strong> Aufklärung zusammenfassen läßt: ’Ich <strong>de</strong>nke, also bin ich.’ Die12 Hieromonk Damascene: A Spiritual Father for Our Times: An Introduction to theLife and Councels of El<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Paisios</strong> the New of Mount <strong>Athos</strong>, in: The Orthodox Word,Vol. 39, No 2 (229) March-April 2003, S. 60-62. Zitate aus PriestermönchChristodoulos, a.a.O., S. 29-30.


130 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Weltsicht <strong>de</strong>s mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Rationalismus, die das Wissen über dieunsterbliche Seele im Menschen verloren hat, führt uns dazu zuglauben, daß unsere Gedanken dasjenige seien, was wir sind, undumgekehrt: daß wir die Summe unserer Gedanken seien. Daher meinenwir automatisch, wir müßten unseren Gedanken trauen, für sie eintretenund sie verteidigen, als seien sie unser eigen Fleisch und Blut.Dies ist <strong><strong>de</strong>r</strong> wesentliche Trugschluß <strong><strong>de</strong>r</strong> mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Weltsicht. Genaudieses Vertrauen auf die Formulierungen <strong>de</strong>s gefallenen menschlichenGeistes – statt auf die göttliche Offenbarung – hat <strong>de</strong>n mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nenwestlichen Menschen dazu gebracht, <strong>de</strong>n einstmals von ihm gehütetenchristlichen Glauben untergehen zu lassen. Wir orthodoxe Christen, dieim Westen leben, müssen uns gegen diesen Einfluß wehren, in<strong>de</strong>m wires ablehnen, unseren Gedanken zu vertrauen.<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> lehrt: ’Der Teufel jagt nicht jene, die schonverloren sind; er jagt diejenigen, die geistlich leben, die Gott nahesind. Er nimmt ihnen das Vertrauen auf Gott und beginnt sie durchSelbstsicherheit, Logik, Denken, Kritisieren zu bedrängen. Dahersollten wir nicht unserem logischen Verstand trauen. Glaubt niemalseuren Gedanken.’An an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Stelle rät <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong>: ’Wir sollten immervorsichtig sein und zögerlich darüber, ob die Dinge wirklich so sind,wie wir <strong>de</strong>nken. Denn wenn jemand ständig mit seinen Gedankenbeschäftigt ist und auf sie vertraut, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Teufel die Umstän<strong>de</strong> soeinrichten, daß er <strong>de</strong>n Menschen zum Bösen bringt, selbst wenndieser von Natur aus gut war.’’Die Väter <strong><strong>de</strong>r</strong> frühen Zeit vertrauten ihren Gedanken überhauptnicht, nicht einmal in <strong>de</strong>n geringsten Dingen. Wenn sie eine Antwortzu geben hatten, nahmen sie die Sache mit ins Gebet, verban<strong>de</strong>n siemit Fasten, um die göttliche Gna<strong>de</strong> zu zwingen , sie darüber zuinformieren, was die richtige Antwort gemäß Gott sei. Und wenn siedie Information empfangen hatten, gaben sie die Antwort.’’Heute beobachte ich, daß, sogar wenn jemand nach geringstenDingen fragt, er nicht einmal die Zeit hat, seine Frage zu been<strong>de</strong>n,weil wir ihn unterbrechen und ihm schon die Antwort geben. Dieszeigt, daß wir nicht nur keine Erleuchtung durch die Gna<strong>de</strong> Gottessuchen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nicht einmal mit <strong>de</strong>m Verstand urteilen, <strong>de</strong>n Gottuns gegeben hat. Im Gegenteil, was auch immer unsere Gedankenuns eingeben, <strong>de</strong>m vertrauen wir sofort und ohne zu zögern undstimmen ihm, oftmals mit katastrophalen Folgen, zu.’


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 131°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°’Fast alle von uns sehen Gedanken als etwas Einfaches undNatürliches an, und <strong>de</strong>shalb vertrauen wir ihnen naiv. Doch wirsollten ihnen niemals vertrauen, noch sollten wir sie akzeptieren.’“Das Ungeschaffene Licht[Das Ungeschaffene Licht – erklärt Metropolit Hierotheos (Vlachos) vonNafpaktos – ist „die Energie Gottes, die häufig als Licht gesehen wird.Diese Energie Gottes ist die Herrlichkeit (gr. – doxa) Gottes. Sie wirdals ungeschaffenes Licht bezeichnet, weil sie göttlich ist und daher nichtgeschaffen ist. Sie ist nicht die Energie eines geschaffenen Wesens.“ 13Diejenigen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Schau <strong>de</strong>s Ungeschaffenen Lichtes gewürdigtwur<strong>de</strong>n, sind im allgemeinen sehr zurückhaltend, darüber zu re<strong>de</strong>n,und noch seltener schreiben sie darüber. Und doch kann man mitSicherheit davon ausgehen, daß auch in unserer Zeit nicht wenigeAsketen – auf <strong>de</strong>m Heiligen <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> und an an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Orten – dieserSchau <strong><strong>de</strong>r</strong> ungeschaffenen Energien Gottes teilhaftig wur<strong>de</strong>n undwer<strong>de</strong>n. Vater <strong>Paisios</strong> schil<strong><strong>de</strong>r</strong>te seine eigene Erfahrung einem Mönch,<strong><strong>de</strong>r</strong> ihn in seiner Einsie<strong>de</strong>lei besuchte:]„Als ich in Katounakia war, begann ich eines Nachts, als ich dasJesus-Gebet in meinem Kellion sprach, ungefähr um 3 Uhr morgens,von einer himmlischen Freu<strong>de</strong> erfaßt zu wer<strong>de</strong>n. Zugleich begannmeine dunkle Behausung, die nur <strong>vom</strong> flackern<strong>de</strong>n Licht einer Kerzeerhellt wur<strong>de</strong>, von einem intensiven blau-weißen Licht erfüllt zuwer<strong>de</strong>n. Zuerst war das Licht sehr intensiv. Ich begriff jedoch, daßmeine Augen gestärkt wur<strong>de</strong>n, um diese Helligkeit zu ertragen. Eswar das Ungeschaffene Licht. Ich blieb darin viele Stun<strong>de</strong>n lang, ichnahm die irdischen Dinge nicht mehr wahr und erfuhr die an<strong><strong>de</strong>r</strong>eWelt, die Welt <strong>de</strong>s Geistes, die von dieser hier, <strong><strong>de</strong>r</strong> stofflichen, sehrverschie<strong>de</strong>n ist.So vergingen die Stun<strong>de</strong>n in diesem Zustand, ohne daß es mirgewahr wur<strong>de</strong>, und ich empfing verschie<strong>de</strong>ne himmlische Erfahrungenin diesem Ungeschaffenen Licht.Von einem gewissen Punkt an begann das Ungeschaffene Lichtallmählich schwächer zu wer<strong>de</strong>n, und ich kehrte in meinen früherenZustand zurück. Ich begann Hunger zu spüren; ich ging und aß ein13 Metropolit Hierotheos (Vlachos) von Nafpaktos: A Night in the Desert of the HolyMountain, Birth of Theotokos Monastery, Levadia, Griechenland 1991, Nachdruck2003, S. 193 (s. Literaturverzeichnis)


132 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Stück trockenes Brot. Ich war durstig; ich trank ein bißchen Wasser.Ich war mü<strong>de</strong> und setzte mich hin, um ein wenig zu ruhen. Ichfühlte mich wie ein Tier und bedauerte mich selbst, daß ich <strong>de</strong>nTieren völlig ähnlich gewor<strong>de</strong>n war. Diese Demut war natürlichinfolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung meines Zustan<strong>de</strong>s entstan<strong>de</strong>n. Aus einemgeistlichen Zustand war ich unmittelbar auf <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en reduziertwor<strong>de</strong>n, und da ich <strong>de</strong>n Unterschied sah, blieb mir nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>esübrig, als mich zu verdammen und zu verabscheuen.Etwas weiter unten lebte ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> in einem Kellion. Essah für mich so aus, als es sei draußen Nacht mit <strong>de</strong>m Vollmond. Soging ich hinunter und fragte <strong>de</strong>n Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>: ‘He, Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>, was istgeschehen? Es scheint mir, als wäre die Dämmerung spät heute. Wiespät ist es <strong>de</strong>nn?’Er war verwirrt und fragte mich: ‘Vater <strong>Paisios</strong>, was sagst du?Ich verstehe es nicht.’Erst in diesem Augenblick begriff ich, was geschehen war. Eswar zehn Uhr morgens und <strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Vollmond’ war die Sonne. DasUngeschaffene Licht war so stark – meine Augen hatten einebeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Stärke empfangen, um es zu ertragen –, daß das Licht <strong>de</strong>sTages und die Sonne mir wie die Nacht mit <strong>de</strong>m Vollmond erschienen.Das Sonnenlicht war im Vergleich mit <strong>de</strong>m UngeschaffenenLicht wie die Nacht im Vergleich zum Tag.“(Priestermönch Christodoulos, <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong>, S. 265-266,zitiert nach: Hieromonk Damascene, Christ the Eternal Tao,Platina CA. 1999, S. 391-392)[Doch nicht nur <strong><strong>de</strong>r</strong> konsequente asketische Weg, wie ihn Vater <strong>Paisios</strong>beschritten hatte, kann die Voraussetzung schaffen, daß Gott einenMenschen <strong><strong>de</strong>r</strong> Schau <strong>de</strong>s Ungeschaffenen Lichts würdigt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auchgroßes Leid, verbun<strong>de</strong>n mit selbstloser Liebe und Demut, wie dasfolgen<strong>de</strong> Geschehen zeigt, das Vater <strong>Paisios</strong> seinem Schüler AthanasiosRakovalis erzählte:]„Einmal kam ein griechischer Arzt aus Amerika hierher. Er warorthodox, aber hatte mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion nicht viel im Sinn... Er hieltnicht einmal das Freitagsfasten ein, und zur Kirche ging er auchnicht oft. Er hatte ein Erlebnis gehabt und wollte darüber sprechen.Eines Nachts, als er in seinem Apartment betete, ‘öffnete sich <strong><strong>de</strong>r</strong>Himmel’. Er war in Licht getaucht, und das Dach und die vierzigStockwerke über ihm verschwan<strong>de</strong>n. Das Licht umhüllte ihn langeZeit, er konnte nicht sagen, wie lange!


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 133°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Ich staunte! Denn ich spürte und begriff, daß es von Gott war. Eswar echt... Er hatte das Ungeschaffene Licht gesehen. Was war seinLebensinhalt? Wie hatte er so gelebt, daß er solch göttlicher Dingewürdig wur<strong>de</strong>?Er war verheiratet, hatte eine Frau und Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Seine Frau sagteihm: ‘Ich bin mü<strong>de</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Hausarbeit, ich will hinausgehen,spazierengehen.’ Nun! Sie hatte je<strong>de</strong>nfalls keinen Job und begannmit ihren Freun<strong>de</strong>n herumzuziehen und ihn je<strong>de</strong> Nachthinauszuschleifen. Nach kurzer Zeit sagte sie zu ihm: ‘Ich will alleinhinausgehen mit meinen Freundinnen.’ Er akzeptierte das um <strong><strong>de</strong>r</strong>Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> willen. Danach rief sie: ‘Ich will allein Urlaub machen...’ Waskonnte er tun? Er gab ihr Geld und das Auto.Danach bat sie ihn, eine Wohnung für sie zu mieten, so daß sieallein leben konnte, wo sie auch ihre Freun<strong>de</strong> empfangen konnte. Ersprach mit ihr, er riet ihr: ‘Komm, was wer<strong>de</strong>n unsere Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>empfin<strong>de</strong>n?’ Sie sagte nichts. Am En<strong>de</strong> nahm sie eine Menge Geldvon ihm und ging fort. Er lag völlig am Bo<strong>de</strong>n.Ein paar Jahre später erfuhr er, daß sie als Prostituierte in <strong>de</strong>nGeschäften von Piräus geen<strong>de</strong>t war!Er war völlig nie<strong><strong>de</strong>r</strong>geschlagen. Er weinte! Er dachte daran,hinzufahren und sie zu fin<strong>de</strong>n. Aber was konnte er ihr sagen?...Er kniete nie<strong><strong>de</strong>r</strong>, um zu beten: ‘O Gott, erleuchte mich, was ichsagen soll... was ich tun soll... damit ihre Seele gerettet wird...’ Siehstdu, er litt um ihretwillen. Er wollte, daß ihre Seele gerettet wird.We<strong><strong>de</strong>r</strong> männlicher Egoismus, noch Rache, noch Zorn... Es schmerzteihn <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustand, in <strong>de</strong>m sie geen<strong>de</strong>t war. Er sehnte sich nach ihrerRettung. Da öffnete Gott <strong>de</strong>n Himmel... tauchte ihn ein in Sein Licht.Siehst du?... Siehst du?... Er in Amerika... in welch einerUmgebung lebte er!... während viele von uns auf <strong>de</strong>m Heiligen <strong>Berg</strong>leben, inmitten von Heiligen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gna<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Panagia – und wirmachen keinen Fortschritt!Ehre sei Gott! Ehre sei Gott!“(Rakovalis, a.a.O., S.28-29)Sex„<strong>Altvater</strong>, es heißt oft, daß Sex eine gute Sache sei, und je öfters manes machen wür<strong>de</strong>, <strong>de</strong>sto besser. Sie sagen auch, daß diejenigen, diekeinen Sex haben, psychologische Probleme bekämen; daß einer,


134 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°wenn er jung ist, es 23 mal am Tag tun solle, damit er es dann imAlter wenigstens noch einmal schafft.“- „Was ist <strong>de</strong>nn das, mein Kind? Wer sagt <strong>de</strong>nn so etwas?! Oweh, o weh! Ein ausländischer Arzt kam hierher, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu weltweitenKonferenzen fährt usw., und er sagte, daß Enthaltsamkeit das bestefür <strong>de</strong>n Körper sei. Sperma sei sehr kräftigend. Man könne dasanhand <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache feststellen, daß bei jungen Männern, die vieleBeziehungen haben, bei Knochenbrüchen kein Mark zu fin<strong>de</strong>n sei, essei wie Wasser gewor<strong>de</strong>n. Ich kann junge Männer, die einausschweifen<strong>de</strong>s Leben führen und mich besuchen, an ihren Augenerkennen, die so gewor<strong>de</strong>n sind... (er zeigte es mir), ihr Gedächtniswird sehr schwach, schlimmer als das <strong><strong>de</strong>r</strong> älteren Leute. Man kannauch bemerken, daß ihr Geist ruiniert ist. Metaphorisch gesprochen,ist er wie Käse, <strong><strong>de</strong>r</strong> dann wie Joghurt wird, danach wie Dickmilch,dann wie Milch, und wenn sie so weitermachen, wie Wasser.“- „<strong>Altvater</strong>, ist diese fleischliche Begier<strong>de</strong>, die aus <strong>de</strong>m Fleischhervorgeht, natürlich, wie Hunger, Durst, o<strong><strong>de</strong>r</strong> ist es eine Lei<strong>de</strong>nschaft?Ist ihr Mißbrauch schlecht, wie beispielsweise nicht dieNahrung, aber die Gefräßigkeit, schlecht ist – o<strong><strong>de</strong>r</strong> ist die Begier<strong>de</strong>selbst böse? Hatten sie die erstgeschaffenen Menschen im Paradies?“- „Es ist eine LEIDENSCHAFT! Was <strong>de</strong>nkst du <strong>de</strong>nn, was esan<strong><strong>de</strong>r</strong>es ist? EINE LEIDENSCHAFT!... Sie entspringt aus <strong><strong>de</strong>r</strong>fleischlichen Denkweise. Wenn jemand ein geistlicher Mensch ist,hat er solche Begier<strong>de</strong>n nicht. Nicht, weil er dazu unfähig wäre,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aufgrund seines geistigen Zustan<strong>de</strong>s verlangt es ihn nichtdanach.Alle Menschen haben eine fleischliche Denkweise. Das hat manvon <strong>de</strong>n Eltern geerbt. Siehst du, wenn ein kleines Kind vonsinnlichen Eltern geboren wird, dann hat es sogar schon als Kinddiese Begier<strong>de</strong>n. Doch das ist noch nichts, das kann noch geheiltwer<strong>de</strong>n. Es ist weich wie eine Nessel – es ist noch nicht so hartgewor<strong>de</strong>n wie ein Dorn –, und man kann es leicht unter <strong><strong>de</strong>r</strong>Betreuung durch einen guten Geistlichen Vater überwin<strong>de</strong>n, doch ermuß Unterscheidung haben, um zu verstehen, was es ist, weil amAnfang alle Pflanzen zwei kleine Blättchen haben.Alle Menschen <strong>de</strong>nken in einem größeren o<strong><strong>de</strong>r</strong> geringeren Maßfleischlich. Der eine ist, sagen wir, 30% geistlich, ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er 40%,wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er 60%. Der geistlichste Mensch, <strong>de</strong>m ich begegnetbin, war 75%. Nur Joachim und Anna waren völlig geistliche Men-


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 135°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°schen, genauso wie das lei<strong>de</strong>nschaftsloseste kleine Kind, diePanagia, die nach vielem Gebet geboren wur<strong>de</strong>. Dies erfuhr ich, alsich auf <strong>de</strong>m Sinai war.“- „In einer Vision, <strong>Altvater</strong>?“- ... (Er schwieg.)- „Mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Worten, sind Joachim und Anna völlig geistlichgewor<strong>de</strong>n durch Askese, o<strong><strong>de</strong>r</strong> waren sie es von Anfang an?“- „Es scheint mir, daß sie es von Anfang an waren. OhneNahrung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wasser stirbt <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch. Wenn man jedoch auf Sexverzichtet, erlei<strong>de</strong>t man nichts. Man ist nur in seiner Seele unruhig,wie man auch durch die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lei<strong>de</strong>nschaften beunruhigt ist.Zorn, Egoismus, Ruhmsucht, Gefallsucht. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Eheschließungwird einem <strong><strong>de</strong>r</strong> Sex wegen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>zeugung o<strong><strong>de</strong>r</strong> aus oikonomiavergeben.“(Rakovalis, a.a.O., S. 30-31)Ehe, Familie und Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>erziehungDer <strong>Altvater</strong> pflegte zu sagen: „Es ist gut, wenn man in relativjungen Jahren heiratet. Dann entwickeln sich die Dinge natürlicher.Man gewöhnt sich natürlich und leicht aneinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Man sieht, daßPaare, die in jungen Jahren geheiratet haben, ihr ganzes Leben eineEinfachheit wie Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> in ihrer Beziehung haben. Man kann dasselbeauch bei Mönchen sehen, die im jungen Alter zum Heiligen <strong>Berg</strong>kamen. Das Sprichwort ist wahr, welches besagt: ‘Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> heirateo<strong><strong>de</strong>r</strong> wer<strong>de</strong> Mönch, solange du noch jung bist.’Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch älter wird, fängt die Vernunft an, alles zuübernehmen und man untersucht alles und mißt alles, auch <strong><strong>de</strong>r</strong>Charakter erstarrt... Es wird schwierig, sich anzupassen.Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch die Dreißig erreicht, müssen ihn dreißig Leutezur Heirat anschieben, wenn er vierzig wird, braucht man schonsechzig dazu.Es ist schwierig für ihn zu entschei<strong>de</strong>n, dieses Joch auf sich zunehmen. Man hat sich daran gewöhnt, ohne Rücksicht zu leben. Manist wie ein wil<strong>de</strong>s Pferd gewor<strong>de</strong>n, wenn jemand versucht, ihm dieZügel anzulegen. Erschreckt fangen sie dann an zu springen... sieschlagen aus... und laufen weit weg.“


136 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Ein verheiratetes Paar muß <strong>de</strong>nselben Geistlichen Vater haben. Siesollten von Anfang an damit einverstan<strong>de</strong>n sein, damit sie späterkeine Probleme damit bekommen. Siehst du, <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistliche Vaterhilft viel. Er sieht die Schwächen und Eigentümlichkeiten bei<strong><strong>de</strong>r</strong>,und er meißelt sie fort, damit sie zusammenpassen können wie zweiHolzstücke, die aneinan<strong><strong>de</strong>r</strong>gefügt wer<strong>de</strong>n. Als ich Zimmermannwar, habe ich Holzteile so zurechtgemeißelt, daß sie gutzusammenpaßten, damit sie dann allein hielten. Danach schlug icheinen Nagel ein und es war in Ordnung. Wenn die Holzstücke abernicht zusammenpassen, dann lassen sie sich nicht gut verbin<strong>de</strong>n,und wenn man sie dann mit Nägeln zusammenzwingt, dannbrechen sie schließlich unter <strong>de</strong>m Druck auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.Aus diesem Grund muß <strong><strong>de</strong>r</strong> Zimmermann bei<strong>de</strong> Holzstücke in<strong><strong>de</strong>r</strong> Hand halten, um zu sehen, was er an <strong>de</strong>m einen zu bearbeitenhat, so daß er das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e entsprechend bearbeiten kann. So sollteauch <strong><strong>de</strong>r</strong> Geistliche Vater vorgehen.Der Geistliche Vater hilft viel. Viele Paare, die zusammenpaßten,die dann aus Liebe heirateten, trennten sich danach, weil ihnen nichtvon einem guten Geistlichen Vater geholfen wur<strong>de</strong>. Manchmaljedoch lief es gut bei Paaren, die nicht zusammenpaßten, aber<strong>de</strong>nselben Geistlichen Vater hatten.“„Auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ehe muß man sich zurückhalten und darf sichnicht ungezügelte Lust erlauben. Man muß sich <strong>de</strong>s Genussesenthalten, um die Liebe zum Genuß einzuschränken.“„Wenn die Frau schwanger ist, dann ist das beste, die ehelichenBeziehungen sofort einzustellen, o<strong><strong>de</strong>r</strong>, wenn sie das nicht können,sie einzuschränken. Vom sechsten Monat an aber sollten sie <strong>de</strong>finitivdamit aufhören, <strong>de</strong>nn abgesehen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefahr für das Kind(Fehlgeburten usw.) tritt auch im geistlichen Sinn Scha<strong>de</strong>n ein.Der Embryo, siehst du, ist auch gezwungen, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Lustteilzunehmen, die seine Mutter fühlt und entwickelt schon <strong>vom</strong>Mutterleib an eine Lei<strong>de</strong>nschaft. Es gibt Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, die, während siegestillt wer<strong>de</strong>n, schon im Fleisch erhitzt wer<strong>de</strong>n!! An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits gib esjunge Männer, achtzehn o<strong><strong>de</strong>r</strong> zwanzig Jahre alt, die lei<strong>de</strong>nschaftslossind und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Körper ihnen keine Probleme macht. Worauf könnenwir <strong>de</strong>n Unterschied zurückführen?... Auf <strong>de</strong>n geistlichen Zustandihrer Eltern. Es ist ein geistliches Erbe. Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> erben nicht nurHäuser, Fel<strong><strong>de</strong>r</strong> usw., son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie erben auch die Lei<strong>de</strong>nschaften o<strong><strong>de</strong>r</strong>


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 137°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°die Tugen<strong>de</strong>n ihrer Eltern. Es ist ähnlich wie bei einem Menschen,<strong><strong>de</strong>r</strong> reich o<strong><strong>de</strong>r</strong> arm ist und entsprechend viele o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenige Dingehinterläßt.So gibt es Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, die einreiches geistliches Erbe vonihren Eltern mitbekommen...Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> mit vielen Tugen<strong>de</strong>n.Diese Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> können, wenn sienoch ihre eigene Mühe undihren Kampf hinzufügen, einenhohen geistlichen Zustan<strong><strong>de</strong>r</strong>reichen. Das geschieht, weilsie einen guten Ausgangspunkthatten.Aus diesem Grund warunsere Panagia so rein. Nichteinmal ein einziger sündigerGedanke näherte sich ihr. IhreHerkunft war heilig. Joachimund Anna waren heilig, undsogar die Empfängnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Panagiageschah ohne Genuß.Gott ist jedoch nicht ungerecht.Was in Betracht gezogenwird, ist das Maß <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschränkung,die man sich auferlegt.Die Mühe <strong>de</strong>s Menschen, seinKampf, um die Gebote Christizu halten, um damit Gott zugefallen, zählt in Gottes Augenund nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Punkt, von <strong>de</strong>m aus man aufbricht.“„Wenn eine Frau schwanger ist, sollte sie ruhig sein, dasEvangelium lesen, beten, das Jesus-Gebet sprechen. So wird auch dasKind geheiligt. Die Erziehung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s beginnt im Mutterleib.Man sollte vorsichtig sein und eine schwangere Frau aus gar keinemGrund in Aufregung versetzen.“- „<strong>Altvater</strong>, einige Paare können keine Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> bekommen,obwohl sie es wollen. Warum geschieht dies?“


138 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°„Das ist so, damit ein Waisenkind o<strong><strong>de</strong>r</strong> zwei ein Zuhause fin<strong>de</strong>nkann. Manchmal, wenn ein Paar ein Waisenkind zu sich genommenhat... gab ihnen Gott danach auch ein eigenes Kind!“„Der Teufel versucht heutzutage, alles zu zerstören, damit dieneue Generation keinen Teig zum Kneten mehr fin<strong>de</strong>t.“„Wir müssen unser Leben vereinfachen. Luxus macht uns mü<strong>de</strong>.Es gibt Leute, die ständig ihr Mobiliar auswechseln usw. Späterlaufen sie herum und versuchen, noch mehr Geld zu erwerben, undwenn sie das tun, wer<strong>de</strong>n sie noch mehr von Sorge erfüllt.“„Die Menschen wer<strong>de</strong>n heutzutage schwindlig gemacht. Diearmen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> wer<strong>de</strong>n vollgestopft mit verschie<strong>de</strong>nen Theorien.Später wer<strong>de</strong>n sie furchtsam, unruhig, sie greifen zu Betäubungsmittelnund Vergnügungen. Dieses weltliche Vergnügen trägt jedochnoch zu ihrer Unruhe bei.In diesem Leben erfährt man schon in einem gewissen Maß dieHölle; o<strong><strong>de</strong>r</strong> das Paradies, wenn man <strong>de</strong>m Willen Gottes gemäß in <strong><strong>de</strong>r</strong>Kirche lebt.“„Durch schöne kleine Gedichte pflegte man die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> zu lehren,ihre Heimat zu lieben:Meine wun<strong><strong>de</strong>r</strong>schöne Heimatliegt im kühlen Blaubei <strong>de</strong>n silbernen Wellen...Du siehst, wie sie sprachen. Auf diese Weise wird das Kindaufgebaut.Heutzutage geben sie ihm solche Dinge nicht mehr, sie lassendie Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> leer. Und zu Hause ist <strong><strong>de</strong>r</strong> eine Elternteil mit <strong><strong>de</strong>r</strong> einenSache beschäftigt, <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e mit etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>em – wo kann manLiebe für das Kind fin<strong>de</strong>n? Die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> bleiben leer und lei<strong>de</strong>n. Dagibt es ein armes Kind, das, ich weiß nicht wieviel, Selbstmordversuchegemacht hatte, als es zu mir kam und mir zu Füßen fiel.Jetzt hat er seinen Abschluß gemacht und ist Soldat, ist einErwachsener, und er schreibt mir Briefe: ‘Mein lieber süßer Vater...’,schreibt er. Was kann so ein Kind tun?An erster Stelle muß man danach streben, die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> aufzubauen,und dann können die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Dinge kommen, Ausbildungusw.“


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 139°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°„Heutzutage hat sich eine tiefe Kluft entwickelt: Die Elternverstehen ihre Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht und die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht ihre Eltern. Manmuß sich an die Stelle <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en versetzen, und dann wird esgegenseitiges Verständnis geben.Den armen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n kannman keine Schuld geben, siewer<strong>de</strong>n von allen Seiten mitTheorien bombardiert: dieseTheorie, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Theorie,dieses ist richtig, jenes ist richtig...am En<strong>de</strong> wird ihnen schwindlig,und sie verirren sich...Wir müssen die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>kontrollieren, aber sanft. Schau,ich bin<strong>de</strong> meine Tomaten mitBän<strong><strong>de</strong>r</strong>n hoch. Wenn ich sie mitDraht festbin<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, waswür<strong>de</strong> geschehen? Wür<strong>de</strong> ich sienicht verletzen?Man muß heutzutage auchvielen christlichen Familien dieSchuld geben. ‘Ich bin in Ordnung’,sagen sie. ‘Ich halte meineKin<strong><strong>de</strong>r</strong> unter Kontrolle, an<strong><strong>de</strong>r</strong>s als die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt, und ichbin beruhigt.’ Die Frage ist nicht, ob sie unter Kontrolle gehaltenwer<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht – vielleicht sogar mehr als sie sollten –, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n,was sind die Motive hinter dieser Kontrolle? Wenn sie es tun ausFurcht vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong>, um ihnen die Hölle zu ersparen, aus <strong><strong>de</strong>r</strong>Furcht Gottes, hilft ihnen Gott, und das Kind nimmt keinen Scha<strong>de</strong>n.Wenn sie es jedoch aus Egoismus tun? Wenn sich die Eltern soverhalten, weil sie die Einstellung haben: Mein Kind macht so etwasnicht??!!Nun, dann hilft Gott nicht..., damit die Eltern korrigiert [d. h.<strong>de</strong>mütig] wer<strong>de</strong>n.“„Eltern verletzen manchmal ihre Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> übermäßigenLiebe heraus, die sie für sie haben. Siehst du, wenn die Liebe‘entgleist’, dann scha<strong>de</strong>t sie <strong>de</strong>m Kind... sie erstickt es. Das ist eineArt Krankheit.


140 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Glücklicherweise sind einige Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> tapfer und entkommen...An<strong><strong>de</strong>r</strong>e jedoch wer<strong>de</strong>n zerstört... Auch die Liebe, siehst du, brauchteine Bremse... ein Maß... Es scheint mir, daß ich kein guter Elternteilwäre, weil ich mich mir selbst nicht aufdrängen könnte.“„Die Eltern sollten zu Hause aufpassen, welche Bücher siehaben, <strong>de</strong>nn sie könnten in die Hän<strong>de</strong> ihrer Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> fallen, und siekönnten Scha<strong>de</strong>n erlei<strong>de</strong>n. Habt nur christliche Bücher zu Hause.“„Wenn ein Kind von früh an mit Christus erfüllt wird, zurKirche mit seinen Eltern geht, kommuniziert, singt, betet – wenn esdann älter wird, das Elternhaus verläßt und möglicherweise in eineungünstige Umgebung gelangt, ist es nicht schwierig für das Kind.Es ist dann wie Holz, das in Leinöl getränkt wur<strong>de</strong>. Danach nimmtes <strong>de</strong>n Regen nicht auf, da es durch das Öl geschützt wird, es saugtkein Wasser auf, es stößt es ab.“ 14(Rakovalis, a.a.O., S. 31-52)Aus einem Gespräch:- „Wenn sich ein Kind mit schlechter Gesellschaft einläßt unddas Elternhaus für immer verläßt, ohne zumin<strong>de</strong>st ein wenig von <strong><strong>de</strong>r</strong>Gna<strong>de</strong> Christi empfangen zu haben, besteht dann noch eineHoffnung auf Rückkehr [auf <strong>de</strong>n Weg Gottes und zur Familie]?“- „Das hängt davon ab, ob das Kind zu Hause Liebe erfahren hat.Wenn es Liebe im Haus gibt und wenn wir es mit Liebe umgeben,dann wird es sehen, selbst wenn es sich mit schlechter Gesellschafteinläßt, daß dort keine Liebe ist. Er wird sehen, daß dort überallHeuchelei ist, und nach Hause zurückkehren. Doch wenn es sich anFeindseligkeit und Haß zu Hause erinnert, dann wird das Herz esnicht dazu drängen, zurückzukehren.“- „Wenn wir Christus spät gefun<strong>de</strong>n haben, als unsere Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>schon herangewachsen waren, was können wir tun, um sie auf <strong>de</strong>nWeg zu Gott zu führen?“14 "Holz" ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch; "Regen" und "Wasser" sind das weltliche Leben und dieSün<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt; die Sün<strong>de</strong> zerstört <strong>de</strong>n Menschen ähnlich wie "Regen" und"Wasser" das "Holz" zerstören. Erziehung in Christo seit <strong>de</strong>n frühen Alter,Teilnahme am Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche, Hl. Kommunion, Singen und Gebet schützten <strong>de</strong>nMenschen vor <strong><strong>de</strong>r</strong> negativen/sündigen Umgebung. Sie sind wie das "Leinöl", das das"Holz" vor "Regen" und "Wasser" schützt.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 141°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°- „Hier wird nur das Gebet Wirkung erzielen. Wir müssen Gottmit viel Glauben um Seine Barmherzigkeit für die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> bitten, diean ihrem Unglauben nicht schuldig sind. Laßt uns akzeptieren, daßdie Verantwortung bei uns liegt, wir sollten uns unterwerfen undaufrichtig bereuen, und Gott wird ihnen helfen. Er wird ihnen trotzallem einen Rettungsring zuwerfen, so daß auch sie gerettetwer<strong>de</strong>n.“Viele Eltern, die ihre Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> lieben, richten geistlichen Scha<strong>de</strong>nbei ihnen an. Zum Beispiel eine Mutter, die von extremer irdischerLiebe zu ihrem Kind geleitet wird, es andauernd umarmt und küßtund sagt: „Was für ein wun<strong><strong>de</strong>r</strong>volles Kind bist du!“, o<strong><strong>de</strong>r</strong>: „Du bist<strong><strong>de</strong>r</strong> beste Junge in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt“ usw. Auf diese Weise entwickelt dasKind (in einem Alter, in <strong>de</strong>m es das noch nicht begreifen und ihmwi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehen kann) eine hohe Meinung über sich [d. h. Stolz,Arroganz, Überheblichkeit] – daß es am besten und klügsten sei. Ausdiesem Grund empfin<strong>de</strong>t es kein Bedürfnis nach <strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichenGna<strong>de</strong> und kann Gott nicht um Hilfe bitten. Auf diesem Wegverwurzelt sich von früher Kindheit an <strong><strong>de</strong>r</strong> steinharte Eigendünkelin <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>n es [von sich aus] niemals wirdüberwin<strong>de</strong>n können und mitnimmt ins Grab.In unserer Zeit wird viel über Magie gesprochen, daher scheinteine <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichten <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s von beson<strong><strong>de</strong>r</strong>em Interesse zusein. Sie wird hier so wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben, wie sie ein Vater, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<strong>Altvater</strong> besuchte, nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrieb: „Ein Kind kann dämonischemEinfluß unterworfen wer<strong>de</strong>n, doch wenn es rein ist, kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Teufeles nicht in Versuchung führen. Wenn ein Kind aufhört, seinen Elternzu gehorchen und lügt, dann geht die göttliche Gna<strong>de</strong> von ihm fort.Ihr müßt wissen, daß die Dämonen <strong>de</strong>n Menschen im Schlaf zumBösen geneigt machen. Doch um ihn besetzen zu können, muß erihnen einen schwerwiegen<strong>de</strong>n Grund dazu geben. An<strong><strong>de</strong>r</strong>nfallskönnen sie nichts tun. Damit ihr das besser verstehen könnt, will icheuch einen charakteristischen Vorfall erzählen, <strong><strong>de</strong>r</strong> einer 40jährigenLehrerin und ihrem 15jährigen Schüler wi<strong><strong>de</strong>r</strong>fuhr. Sie schrieb mirspäter darüber. Sie war nicht verheiratet, wie man sagt, eine alteJungfer, und sie empfand eine Lei<strong>de</strong>nschaft für einen 15jährigenSchüler auf <strong>de</strong>m Gymnasium. Sie ging zu einem Magier, damitdieser ihr helfen möge. Doch das Kind war rein, <strong><strong>de</strong>r</strong> Zauberer konntenichts tun, <strong>de</strong>shalb riet er ihr, sie solle das Kind zur Sün<strong>de</strong> verführen,


142 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°dann wür<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Zauber eine Stelle in ihm fin<strong>de</strong>n. Das heißt, erwür<strong>de</strong> die Tür zur Seele geöffnet fin<strong>de</strong>n, um dann alles, was siewünsche, mit ihm zu tun. Sie lud das Kind zu sich nach Hause ein,führte es in Versuchung und brachte es dazu, die Sün<strong>de</strong> zu begehen.Der Teufel nutzte diesen Augenblick, um in <strong>de</strong>n Jungen einzudringen.Von diesem Augenblick an schwand, von bösen Kräften besessen,seine Gesundheit, er erkrankte, war erschöpft und dann naheam Sterben. Der Junge wollte nicht mehr lesen, zur Schule gehen,essen o<strong><strong>de</strong>r</strong> irgend etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es mehr tun. Und jetzt schreibt sie mir,diese Teufelsfrau, daß sie sehr bekümmert sei, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Junge ineinem solchen Zustand ist, und sie möchte, daß ich für ihn bete.Doch auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite will sie ihn nicht aufgeben. Wenn sieheute hier wäre, dann wür<strong>de</strong> ich ihr – trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache, daß ichniemals gegen jeman<strong>de</strong>n die Hand [zum Schlag] erhoben habe – dieHaare ausreißen für dieses Übel, das sie <strong>de</strong>m Kind angetan hat.“Liebe zu Gott und zu <strong>de</strong>n Menschen„Die Hauptverantwortung <strong>de</strong>s Menschen besteht darin, Gott und<strong>de</strong>n Nächsten zu lieben – und vor allem seinen Feind. Wenn wiranfangen, Gott zu lieben wie wir sollten, dann wer<strong>de</strong>n wir <strong>de</strong>n RestSeiner Gebote bewahren. Doch wir lieben we<strong><strong>de</strong>r</strong> Gott noch unsereNächsten. Wer interessiert sich <strong>de</strong>nn heutzutage schon für einenan<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen? Alle sind nur an sich selbst interessiert, dochnicht an <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, und wir wer<strong>de</strong>n uns dafür verantwortenmüssen. Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Liebe ist, wird uns unsere Gleichgültigkeitgegenüber <strong>de</strong>n Nächsten nicht vergeben.“„Ein guter Christ liebt an erster Stelle Gott und dann <strong>de</strong>nMenschen. Der Überschuß an Liebe geht über zu <strong>de</strong>n Tieren und <strong><strong>de</strong>r</strong>Natur.“ Die Tatsache, daß wir, die mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Menschen, die Umweltzerstören, zeigt, daß wir keine Liebe haben.<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> schrieb ein Buch über das Leben <strong>de</strong>s hl.Arsenios <strong>de</strong>s Kappadokiers, <strong><strong>de</strong>r</strong> für seine Liebe zu <strong>de</strong>n Menschenberühmt war [siehe Literaturverzeichnis]. Vater <strong>Paisios</strong> schrieb überihn: „Das Leben <strong>de</strong>s Vaters war heilig, und er vermittelte – ähnlicheinem geistlichen Generator, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch die große und allumfassen<strong>de</strong>Liebe Gottes in Gang gesetzt wur<strong>de</strong> – die göttliche Gna<strong>de</strong> nicht nurChristen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch <strong>de</strong>n Türken, sowohl <strong>de</strong>n Gläubigen als auch<strong>de</strong>n Ungläubigen.“


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 143°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Derjenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> von reiner Liebe geleitet ist,arbeitet um <strong>de</strong>s Nächsten willen, und er fin<strong>de</strong>t Erholung sogar in <strong><strong>de</strong>r</strong>Erschöpfung. Derjenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich selbst liebt und faul ist, erschöpftsich durch seine Faulheit.“ Wir sollten darauf achten, aus welchemBeweggrund wir die Werke <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe tun, wie es <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> rät.Ich sollte aus purer Liebe arbeiten und mich erschöpfen um <strong>de</strong>sNächsten willen und nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es im Sinn haben. Viele zeigen ihreLiebe zu bestimmten Menschen und unterwerfen sie damit [d. h.verwen<strong>de</strong>n ihre „Liebe“ als Druck- und Machtmittel].Der <strong>Altvater</strong> sagte:„In unserer Liebe zumNächsten verbirgt sichunsere große Liebe zuChristus. In unsererVerehrung für dieTheotokos [Gottesgebärerin]und die Heiligenverbirgt sich unseregroße Verehrung fürChristus.“ Dies hilft, diechristliche Liebe zubewahren, die sich inihrer Qualität von <strong><strong>de</strong>r</strong>Liebe <strong><strong>de</strong>r</strong> weltlichenMenschen unterschei<strong>de</strong>t.Die Almosen sin<strong>de</strong>in Ausdruck <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe.Die heutigen Christenhaben diese Tugend fastvergessen. Der <strong>Altvater</strong> erinnert nicht nur an <strong><strong>de</strong>r</strong>en Notwendigkeit,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch an ihre geistlichen Früchte: „Die geistige Wandlung,die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele geschieht, und die Herzensfreu<strong>de</strong> allein durch dieAlmosen o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e gute Tat für <strong>de</strong>n Nächsten, kann nichteinmal <strong><strong>de</strong>r</strong> beste Arzt verschaffen, selbst man ihm einen Sack vollDollar gibt. Mögen die Rentner ihre Zeit und ihr Geld dafür opfern,die unbehüteten Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> irgen<strong>de</strong>iner verwahrlosten Familie zuretten.“ Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>mal sagte er zu diesem Thema: „Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschauf gute Weise seinen geistlichen Nutzen und seine innere Freu<strong>de</strong>


144 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°analysieren wür<strong>de</strong>, die er sogar schon in diesem Leben aufgrun<strong>de</strong>iner kleinen Gunst empfin<strong>de</strong>t, die er seinem Nächsten erwiesen hat,dann wür<strong>de</strong> er seinen Nächsten bitten, diese Gunst zu akzeptierenund wäre ihm sogar dankbar dafür. Denn die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, die in<strong><strong>de</strong>r</strong> Seele geschieht, und die Freu<strong>de</strong>, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Barmherzige im Herzenempfin<strong>de</strong>t und die durch ein kleines Stück Brot verursacht wird, dasman einem Waisenkind gibt, kann ihm keiner <strong><strong>de</strong>r</strong> größten Ärzteverschaffen, auch nicht für einen Sack voll Dollar.“Der tugendhafte MenschDer <strong>Altvater</strong> schreibt: „Als ich zum Heiligen <strong>Berg</strong> kam, wan<strong><strong>de</strong>r</strong>te ichim Garten <strong><strong>de</strong>r</strong> Theotokos umher, wie das alle Novizen tun, um diesüßduften<strong>de</strong>n Blumen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter Gottes (die heiligen Altväter) zufin<strong>de</strong>n, um mir dann etwas geistlichen Nektar von ihnen zu leihen.“Laßt uns Gott für die Tatsache preisen, daß bis heute viele Christendiesen Nektar suchen. Natürlich gibt es welche, die, obgleichreligiös, nicht danach suchen, <strong>de</strong>nn ihr I<strong>de</strong>al ist das äußerlicheChristentum, doch nicht die Verehrung – die Entwicklung <strong>de</strong>sVerstan<strong>de</strong>s, doch nicht <strong>de</strong>s Herzens.Der <strong>Altvater</strong> sagte: „Tugend kann nicht verborgen bleiben, ganzgleich, wie sehr sie dies möchten, wie die Sonne nicht von einemSieb ver<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n kann, <strong>de</strong>nn durch die Löcher dringen dieSonnenstrahlen.“In einem Gespräch mit Seminarstu<strong>de</strong>nten [die sich bemühten,ein christliches Leben zu führen] entstand die Frage: „Vater, jetzt, daalles eine Krise erfährt und unser Leben von allen Seiten kritisiertwird, sprechen Sie bitte zu uns über das geistliche asketische Werk,das wir erfüllen müssen.“ Der <strong>Altvater</strong> antwortete: „Hört zu.Menschen, die heutzutage ein asketisches Werk auf sich nehmen, diegeistlichen Menschen, wer<strong>de</strong>n mit Sicherheit eine große Belohnungerhalten, und in unserer Zeit, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Sün<strong>de</strong> überall verbreitet istund als etwas Gutes angebetet und von je<strong>de</strong>m vorgeschlagen wird,sind das asketische Werk und das Streben nach einem asketischenLeben, wenn ihr dies auf euch nehmt, höher zu preisen als zu je<strong><strong>de</strong>r</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Zeit.“


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 145°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Bekehrung eines AnarchistenEinmal saßen wir zu sechst im Kellion <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s und lauschtenseinen Unterweisungen. Da trat ein junger Mann mit langen Haarenund einem Sei<strong>de</strong>nschal um <strong>de</strong>n Hals ein. An uns gewandt, fragte ermit einem Anflug von Unverschämtheit:- „Wo ist dieser <strong>Paisios</strong>?“Der <strong>Altvater</strong> stand auf, näherte sich ihm und sagte: „Wasmöchtest du von ihm, Kind?“- „Ihn will ich!“, sagte <strong><strong>de</strong>r</strong> junge Mann.In <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Tasche seines Hem<strong>de</strong>s hatte er ein PäckchenZigaretten. Der <strong>Altvater</strong> <strong>de</strong>utete auf die Tasche, sagte: „Was hast dudort, das Evangelium?“- „Nein, Zigaretten“, antwortete er, nahm eine heraus, bot sie<strong>de</strong>m <strong>Altvater</strong> an und sagte: „Willst du eine?“- „Nein“, erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>.Da wir alle auf <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong> schauten und lächelten, verstand<strong><strong>de</strong>r</strong> junge Mann, daß dies <strong>Paisios</strong> war, <strong>de</strong>n er sehen wollte. Nach<strong>de</strong>mer sich vergewissert hatte, daß er nicht irrte, wandte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> jungeMann an <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong> und fragte ihn: „Ich möchte, daß du mir sagst,wie ich heiße.“Der <strong>Altvater</strong> kratzte sich am Kopf und sagte: „Wie du heißt?Dein Name ist... ist... Ja, so nennen sie diese..., die <strong>de</strong>n Verkehr auf<strong>de</strong>n Straßen regeln und die Autos durchfahren lassen...Wir erhoben uns und sagten zum <strong>Altvater</strong>: „Geronta, Sie wollensagen: ‘Stamatis’ o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‘Grigorios’?“ [Er meinte die Ampeln: a) dasrote Licht für die Autos und das rote Männchen für die Fußgängerheißen auf griechisch humorvoll Stamatis (Anhalter); Stamatis istauch ein Vorname; b) das grüne Licht für die Autos und das grüneMännchen für die Fußgänger haben <strong>de</strong>n Spitznamen Grigoris (Beschleuniger);Grigoris o<strong><strong>de</strong>r</strong> Grigorios ist ebenso ein Vorname.]- „Ah, ja, so heißt du.“Tatsächlich war <strong><strong>de</strong>r</strong> Name <strong>de</strong>s jungen Mannes Grigorios, und alser seinen Namen hörte, verlor er die Fassung und bat <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong>,persönlich mit ihm sprechen zu dürfen. Sie gingen hinaus, sprachenmiteinan<strong><strong>de</strong>r</strong>, und danach ging <strong><strong>de</strong>r</strong> junge Mann fort. Nach sechsMonaten kam er auf <strong>de</strong>n Heiligen <strong>Berg</strong> zurück, wo ich [d. h.Mönchspriester Christodoulos] ihm im Kloster Koutloumousioubegegnete. Er ähnelte nur noch sehr wenig <strong>de</strong>m früheren Anarchi-


146 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°sten, <strong>de</strong>m ich im Kellion <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s begegnet war. Er hatte sich sosehr verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, daß ich mich verwun<strong><strong>de</strong>r</strong>t fragte, ob er es sei. Ummeine Zweifel zu beseitigen, fragte ich ihn: „Entschuldige, hast duvor sechs Monaten <strong>de</strong>n <strong>Altvater</strong> aufgesucht?“Er antwortete: „Ja, Vater, ich war <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong><strong>de</strong>r</strong> so unverschämtzum <strong>Altvater</strong> sprach. Damals war ich ein Tier! Beten Sie für mich,Vater, daß ich mich durch die Gebete <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s bessere.“Die Rettung eines Selbstmör<strong><strong>de</strong>r</strong>sDer <strong>Altvater</strong> betete seiner Gewohnheit entsprechend die ganzeNacht über. Einmal, als er betete, wur<strong>de</strong> ihm gegen 1 Uhr nachts von<strong><strong>de</strong>r</strong> göttlichen Gna<strong>de</strong> mitgeteilt, daß in diesem Augenblick in <strong><strong>de</strong>r</strong>Welt jemand namens Johannes in Gefahr sei. Nach<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>diese Mitteilung erhalten hatte, entzün<strong>de</strong>te er sofort eine Kerze undbegann für Johannes zu beten. Ungefähr eine halbe Stun<strong>de</strong> späterempfing die Seele <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s die Mitteilung, daß Johannes dieGefahr vermie<strong>de</strong>n habe. Der <strong>Altvater</strong> verstand immer noch nicht,was geschehen war.Am folgen<strong>de</strong>n Tag kamen einige junge Männer zum <strong>Altvater</strong>und berichteten ihm das, was die göttliche Gna<strong>de</strong> verborgengehalten hatte: daß nämlich ein junger Mann, wegen einer Vielzahlvon Problemen verzweifelt, sich in einer Sackgasse befun<strong>de</strong>n undbeschlossen hatte, Selbstmord zu begehen.Er hatte auf seinem Fahrrad die Stadt um 0.30 Uhr verlassen, umsich in einem entlegenen Stadtteil in eine Kluft zu stürzen und dortzu zerschellen.Ungefähr um 0.50 Uhr, als er auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Straße fuhr, kam ihm einGedanke: „Sie sagen so viele Dinge über diesen <strong>Paisios</strong> auf <strong>de</strong>mHeiligen <strong>Berg</strong>. Sollte ich ihn nicht besuchen, und wenn dann dortnichts geschieht, wer<strong>de</strong> ich mich hinunterstürzen.“Das war genau dieser Johannes, für <strong>de</strong>n zu beten die göttlicheGna<strong>de</strong> Vater <strong>Paisios</strong> eingegeben hatte, als <strong><strong>de</strong>r</strong> junge Mann die Klufterreichte.Und natürlich, als er nach Hause zurückkehrte, ging er nichtmehr zu dieser Kluft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu einem Beichtvater, <strong>de</strong>m er seineSün<strong>de</strong>n beichtete.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 147°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Der Besuch <strong><strong>de</strong>r</strong> heiligen EuphimiaDer <strong>Altvater</strong> nahm sich die herandrängen<strong>de</strong>n kirchlichen Problemesehr zu Herzen. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e betete er zur hochgepriesenen GroßmärtyrerinEuphimia und sagte: „Heilige Euphimia, die du mit <strong>de</strong>m‘Tomos’ das große Problem <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche gelöst hast, hilf uns jetzt!“ (ImJahr 451 vollbrachte die hl. Euphimia in Chalcedon, wo das 4.Ökumenische Konzil stattfand, ein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> durch ihre Reliquien: Siehob die Hand, in die man <strong>de</strong>n Tomos <strong>de</strong>s Orthodoxen Glaubensbekenntnissesgelegt hatte und reichte ihn <strong>de</strong>m Patriarchen.)Eines Morgens hörte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> jeman<strong>de</strong>n an die Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>tür aufungewöhnliche Weise klopfen. Er fragte: „Wer ist dort?“ EineFrauenstimme sagte: „Ich bin Euphimia, Geronta.“ Das geschahzweimal, und dann spürte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong>, daß jemand durch diegeschlossene Tür trat, und er sah die hl. Euphimia. Der <strong>Altvater</strong>sagte zu ihr: „Sprich: Ehre <strong>de</strong>m Vater und <strong>de</strong>m Sohn und <strong>de</strong>mHeiligen Geist.“ 15 Die Heilige sprach das Bekenntnis, und <strong><strong>de</strong>r</strong><strong>Altvater</strong> fiel in Verehrung vor ihr nie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Die Heilige löste dasProblem, auf <strong>de</strong>ssen Lösung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Altvater</strong> wartete, und gab dieAntworten zu drei Fragen, wegen <strong><strong>de</strong>r</strong>er er gebetet hatte. Dann fragteer sie: „Wie hast du das Martyrium empfangen?“, und die Heiligeantwortete: „Geronta, wenn ich gewußt hätte, was mich erwartenwür<strong>de</strong> im ewigen Leben und in <strong><strong>de</strong>r</strong> himmlischen Schönheit, hätte ichdarum gebeten, daß das Martyrium niemals en<strong>de</strong>n möge, und imVergleich zu <strong>de</strong>m, was mir die göttliche Gna<strong>de</strong> gewährt hat, ist esabsolut – nichts!“15 Die orthodoxen Asketen sind immer sehr zurückhaltend, wenn sie mit Visionenund an<strong><strong>de</strong>r</strong>en spirituellen Phänomenen konfrontiert wer<strong>de</strong>n. Die Grundlage dafürsteht im Neuen Testament (1 Jh 4,1-3): Ihr Lieben, traut nicht je<strong>de</strong>m Geist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nprüft die Geister, ob sie aus Gott sind... Man unterschei<strong>de</strong>t die spirituellenPhänomene (z.B. Erscheinungen) in zwei Kategorien: a) diejenigen, die von Gottsind, und b) Phänomene, die teuflisch sind (siehe auch "Unterscheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geister"(auf Seite 78 dieses Ban<strong>de</strong>s). Die Dämonen imitieren sehr oft die göttlichen Phänomene.Um herauszufin<strong>de</strong>n, ob die spirituelle Erscheinung von Gott war, sagte<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> zu ihr, wie es <strong>vom</strong> Evangelisten Johannes empfohlen wur<strong>de</strong>, siesolle <strong>de</strong>n Vater, <strong>de</strong>n Sohn und <strong>de</strong>n Heiligen Geist anbeten. Die Dämonen könnenGott nicht verehren. Nur eine spirituelle Erscheinung, die göttlich ist, kann dieHeilige Dreiheit anbeten.


148 DER SCHMALE PFAD 15°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Ein Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Hellsichtigkeit <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>sEin Bekannter, <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater <strong>Paisios</strong> einige Male aufsuchte, berichteteuns, daß er einmal mit einer Pilgergruppe vor Vater <strong>Paisios</strong>’ Kellionsaß. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> hatte Fragen, die für ihn von großer Wichtigkeit waren,und alle hofften, daß Vater <strong>Paisios</strong> sie beantworten wür<strong>de</strong>. Dochdieser ließ sich Zeit... Die Tür zu seinem Kellion blieb geschlossen,und Stun<strong>de</strong>n vergingen. Es wur<strong>de</strong> schon Abend, und die Gruppemußte sich bald auf <strong>de</strong>n Weg machen, um das nächste Kloster nochvor Sonnenuntergang zu erreichen, <strong>de</strong>nn nach Sonnenuntergangwer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n <strong>Athos</strong>-Klöstern keine Gäste mehr aufgenommen. Esmachte sich Unruhe und Enttäuschung unter <strong>de</strong>n Pilgern breit. Hatteman <strong>de</strong>n weiten Weg vergeblich auf sich genommen? Schließlich,fünfzehn Minuten vor <strong>de</strong>m unausweichlichen Aufbruch, erschienVater <strong>Paisios</strong> und erzählte scheinbar zusammenhanglos verschie<strong>de</strong>neDinge, ohne daß die Pilger ihm ihre Fragen stellen konnten.Doch als die fünfzehn Minuten vorüber waren und die Gruppeaufbrach, stellte je<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Pilger mit Erstaunen fest, daß Vater <strong>Paisios</strong>ihm die genau richtige Antwort auf seine Fragen und Problemegegeben hatte.(J. A. Wolf)Französische und <strong>de</strong>utsche Denkweise<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> sagte: „Wenn man <strong>de</strong>n Franzosen das Wort Gottesmitteilt, akzeptieren sie es sofort... Sie sagen ’JA, JA ...’ Ich habe ihrenguten Willen bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>t!!! Sie haben sofort verstan<strong>de</strong>n und Christusakzeptiert. Was aber geschieht dann später... Innerhalb kürzesterZeit haben sie <strong>de</strong>n Glauben an Christus vergessen, sie nehmen einenan<strong><strong>de</strong>r</strong>en Glauben an und danach wie<strong><strong>de</strong>r</strong> einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en... Ständigwechseln sie... Sie akzeptieren etwas leicht, sie vergessen es leicht...Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Seite sind die Deutschen sehr zugeknöpft... Siebringen dich zur Explosion, bevor sie etwas akzeptiert haben, bis siees verstan<strong>de</strong>n haben... Wenn sie aber erst einmal die christlicheLehre akzeptiert haben, behalten sie sie für immer, sie verlassen sienie ... Diese ist die <strong>de</strong>utsche Denkweise.“ 1616 Quelle: , µ ... (A. Rakovalis, Talkswith Father <strong>Paisios</strong>, Thessaloniki, Oktober 2004, 18. Aufl, Seiten 165-166.


<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong> (Eznepidis) <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 149°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°Photo © Copyright: Athansisios Rakovalis- „<strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong>, heutzutage gibt es so viele Menschen, Millionen,die Christus nicht kennen, und nur so wenige, die Ihnkennen – was wird geschehen?“- „Dinge wer<strong>de</strong>n geschehen, die die Nationen erschüttern. Es wirdnicht die Zweite Ankunft Christi sein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine göttlicheEinwirkung. Die Menschen wer<strong>de</strong>n dich an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand nehmen:Komm her, setz dich hin und erzähl mir etwas über Christus.“ 1717 Quelle: A. Rakovalis, Talks with Father <strong>Paisios</strong>; Thessaloniki 2000, Umschlag.


Literatur *Bücher von <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong>Herausgeber: Holy Convent of the Evangelist John the Theologian(Souroti), 57006 Basilika, Thessaloniki, Griechenland.Tel.: 0030-23960-41320, Fax.: 0030-23960-41594.(Einige dieser Bücher sind schon in Übersetzungen erschienen, währendan<strong><strong>de</strong>r</strong>e in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung sind; Sprachen: albanisch, arabisch, bulgarisch,<strong>de</strong>utsch, englisch, finnisch, französisch, georgisch, griechisch, italienisch,polnisch, rumänisch, russisch, serbisch, ungarisch.):- , (Die geistliche Lehre <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s<strong>Paisios</strong> <strong>vom</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong>), Bän<strong>de</strong> 1-4 (gr., rum., russ.)- Saint Arsenios the Cappadocian.- El<strong><strong>de</strong>r</strong> Hatji-Georgis the Athonite- Athonite Fathers and Athonite sayings- Epistles.Bücher über <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong>- µ , . 2004 (Priestermönch Isaak, Das Leben <strong>de</strong>s <strong>Altvater</strong>s <strong>Paisios</strong> von <strong>Berg</strong><strong>Athos</strong>), <strong>Berg</strong> <strong>Athos</strong> 2004. Vertrieb: Hl. Hesychasterion „Heilige Johannes<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorläufer“, 63088 Metamorphosi, Chalkidiki, Griechenland. Tel./Fax.0030-23750-61592.- Priestmonk Chistodoulos of Mount <strong>Athos</strong>, El<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Paisios</strong> of the HolyMountain. Holy Mountain, Greece 1998. (µ , , . Vertrieb: Hl. Hesychasterion “Panagia FoveraProstasia”, P.O. Box 1, 63076 Megali Panagia, Chalkidiki, GriechenlandTel. / Fax. 0030-23720-32135.- Rakovalis, Athanasios: Talks with Father <strong>Paisios</strong>, Thessaloniki, 1. engl.Edition 2000; engl. Übers. Vr. Nicolas Palis. Griechisch: , , µ ... (Sprachen: arabisch,englisch, griechisch, rumänisch, russisch). Vertrieb: 1) RakovalisAthanasios, Praidi 5, 54352 Thessaloniki, Greece. 2) Orthodoxos Kipseli,Stilianos Kementsetsidis, Spartakou 6, 56626 Thessaloniki, Greece. Tel.0030-2310-212659, Fax. 0030-2310-207340. 3) Nektarios Panagopoulos,Kolokotroni 9, 10562 Athens, Greece. Tel. / Fax. 0030-210-3224819.* Es gibt sehr viele Bücher über <strong>Altvater</strong> <strong>Paisios</strong>. Die besten und zuverlässigstenQuellen sind die Bücher von:a) Hl. Hesychasterion „Evangelist Johannes <strong><strong>de</strong>r</strong> Theologe“ (Souroti)b) Hl. Hesychasterion „Hl. Johannes <strong><strong>de</strong>r</strong> Verläufer“, Metamorphosi, Chalkidikic) Athanasios Rakovalis, Thessaloniki.


- , , , 2002. (Sprachen: albanisch, bulgarisch, englisch, griechisch,rumänisch). Dionisios Farasiotis, The gurus, the young man and the El<strong><strong>de</strong>r</strong><strong>Paisios</strong> (im Druck), Thessaloniki, Greece. Griechisch: Vertrieb: 1) RakovalisAthanasios, Praidi 5, 54352 Thessaloniki, Greece. 2) Orthodoxos Kipseli,Stilianos Kementsetsidis, Spartakou 6, 56626 Thessaloniki, Greece. Tel.0030-2310-212659, Fax. 0030-2310-207340. 3) Nektarios Panagopoulos,Kolokotroni 9, 10562 Athens, Greece. Tel. / Fax. 0030-210-3224819.Weiterführen<strong>de</strong> LiteraturHerausgeber:Holy Monastery of Birth of Theotokos, Levadia, GreeceInternet Adresse: www.pelagia.orgHoly Monastery of Birth of TheotokosP.O Box 107, GR-32100 Levadia - GreeceTel : +30 2610 35135, Fax: +30 2610 39201Hierotheos, Metropolitan of Nafpaktos:- Entering the Orthodox Church- A Night in the Desert of the Holy Mountain- Illness and Cure of the Soul in the Orthodox Tradition- Orthodox Spirituality - A brief Introduction (dt. in Auszügen in: DerSchmale Pfad, Band 7 (März/April 2004)- Orthodox Psychotherapy - The Science of the Fathers- Life after Death- Saint Gregory Palamas as a Hagiorite- The Mind of the Orthodox Church- The Person in the Orthodox Tradition.___Herausgeber: Holy Monastery of Saint Gregory Palamas,Koufalia - Thessaloniki, GreeceHoly Monastery of Saint Gregory PalamasGR-57100 Koufalia (Thessaloniki)Greece. Tel.: +30-2391-51563- Archimandrite Ioannikios Kotsonis, Watchfulness and Prayer.Themes from the Philokalia, Number 1. 2nd Edition 1998.- Archimandrite Ioannikios Kotsonis, The Nous.Themes from the Philokalia, Number 2. 2nd Edition 1999.___Herausgber Holy Monastery of Saint Gregorios,GR-63087 Mount <strong>Athos</strong>, GreeceArchimandrite George, Abbot of the Holy Monastery of Saint Gregorios:- The Lords Prayer- Experiences of the Grace of God- The Struggle in Christ in the Apostasy of our Times- The <strong>de</strong>ification as the purpose of man´s life (Verf. Hieromonk Hierotheos).


Herausgeber:The Attendants of Hiermonk Spyridon,Holy Mount <strong>Athos</strong>, GreeceThe Attendants of Hieromonk Spyridon,New Skiti, Holy Mount <strong>Athos</strong>, 63087 GreeceTel.: +30-23770-23354- Hieromonk Benedict of Holy Mount <strong>Athos</strong>: The <strong>de</strong>vil and magic - Saint JohnChrysostom.- Hieromonk Benedict of Holy Mount <strong>Athos</strong>: Thoughts and how to confront them.___Herausgeber: Community of St. John the Baptist,Essex, Great BritainCommunity of St. John the Baptist,Tolleshunt Knights, Maldon,Essex CM9 8EZ, G.B.- Archimandrite Sophrony, Saint Silouan the Athonite (hbk).- Ders., The Monk of Mount <strong>Athos</strong>. St. Silouan (1866-1938)- Ders., Wisdom from Mount <strong>Athos</strong>. Writings of St. Silouan.(Diese bei<strong>de</strong>n Titel bil<strong>de</strong>n zusammen ungefähr die Hälfte <strong>de</strong>s Materials in "SaintSilouan the Athonite").- Ders., On Prayer (hbk).- Ders., His Life is Mine.- Ders., Words of Life.- Ders., We shall see Him as He is.- Archimandrite Zacharias, Christ, our Way and our Life (The Theology of A.Sophrony).- Hieromonk N. Sakharov, I love, therefore I am (The theology of A. Sophrony).Von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Herausgebern:- Sofronij, Archimandrit, Worte <strong>de</strong>s Geistes - Worte <strong>de</strong>s Lebens. Verlag Fluhegg,CH-4057 Basel, 2004.- Starez Siluan, Mystische Schriften, Patmos Verlag Düsseldorf 1999.- St. Siluan the Athonite, His Life, teaching and Writings, St. Vladimir Press, NewYork 1999.___Allgemeine Darstellungen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er HerausgeberErzpriester Michael Pomazanskij: Orthodoxe Dogmatische Theologie, München2000. Hg.: Kloster <strong>de</strong>s hl. Hiob von Poaev, Hofbauernstr. 25, 81247 München.Tel. (089) 834 89 59, Fax: (089) 88 67 77.Erzpriester Sergius Heitz: Christus in euch: Hoffnung auf Herrlichkeit. Einorthodoxes Glaubensbuch. Göttingen 1994Giorgios I. Mantzari<strong>de</strong>s: Orthodox Spiritual Life, 1994, Hg.: Holy Cross OrthodoxPress, 50 Goddard Avenue, Brookline, Massachusetts 02445.+++

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