PDF-Datei herunterladen (ca. 1 MB) - gesev.de
PDF-Datei herunterladen (ca. 1 MB) - gesev.de
PDF-Datei herunterladen (ca. 1 MB) - gesev.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BEITRÄGE167Freundschaft mit <strong>de</strong>m Dichter von Loeben. Wichtig ist <strong>de</strong>rAustausch von Gedichten und die Kritik an ihnen. Nochwichtiger, dass von Löben das Talent Josephs anerkenntund ihn ermutigt. Eine unglückliche Liebe zur RohrbacherMüllerstochter Katharina Förster, erschütterte Josephdamals tief.1806 berührte <strong>de</strong>r Napoleonische Krieg gegen Preußenim Rahmen <strong>de</strong>r Belagerung <strong>de</strong>r preußischen Festung Koselauch die Eichendorffschen Güter. Durch eine O<strong>de</strong>r-Überschwemmungbleibt Lubowitz vor <strong>de</strong>r Plün<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r bayrischenTruppen, die Teil <strong>de</strong>s napoleonischen Heeres sind,verschont. 1808 erfolgen zwei Bildungsreisen von Hei<strong>de</strong>lbergaus nach Paris und nach Wien. 1809 verlobt sich Josephmit Louise von Larisch, Tochter eines Gutsbesitzersin <strong>de</strong>r Nähe. Im gleichen Jahr besuchen die Brü<strong>de</strong>r Berlinnach einer wagemutigen und abenteuerlichen O<strong>de</strong>r-Schiffsreise auf einem Kohlenschiff. In Berlin hören sieVorlesungen bei Fichte und treffen sich mit von Arnim,Brentano und von Kleist.1812 been<strong>de</strong>n die Brü<strong>de</strong>r das Jura-Studium in Wien,Joseph sogar mit Bestnoten. Die Brü<strong>de</strong>r trennen sich, zumerstenmal in ihrem Leben. Wilhelm tritt in <strong>de</strong>n österreichischenStaatsdienst ein und macht als höherer VerwaltungsfachmannKarriere, zuletzt als Kreishauptmann von Trient.Die traditionelle Verbindung <strong>de</strong>s oberschlesischen A<strong>de</strong>lsmit Österreich wird hier wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich. Joseph dagegenzeigt sich als Patriot und tritt als Freiwilliger bei <strong>de</strong>nLützower Jägern ein. Später wechselt er aus Geldmangelwegen <strong>de</strong>r teuren Reiterausrüstung bei <strong>de</strong>n Lützowern alsLeutnant in das 2. schlesische Infanterie-Regiment. Im Stabvon Gneisenau ist er dann bei <strong>de</strong>r Besetzung von Parisdabei.1815 erfolgt die Heirat mit Louise von Larisch, gegen<strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>r Eltern. Drei Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n in rascherReihenfolge geboren: Hermann 1815, Marie Therese 1817und Rudolf 1819.1816 tritt Joseph von Eichendorff in <strong>de</strong>n preußischenStaatsdienst ein. Da die österreichischen Examina nicht anerkanntwer<strong>de</strong>n, muss er sie nach preußischen Bestimmungenin Berlin nachholen. Zunächst ist er in Breslau Referendar.1818 stirbt sein Vater; die verschul<strong>de</strong>ten Güter müssenversteigert wer<strong>de</strong>n, auch das geliebte Lubowitz.1819 ist er bei <strong>de</strong>r Assessor-Prüfung in Berlin erfolgreichund wird 1821 Schulrat für katholische Angelegenheiten inDanzig. In dieser Zeit entsteht „Aus <strong>de</strong>m Leben einesTaugenichts”. In <strong>de</strong>n Sommermonaten darf er im LandhausSilberhammer bei Danzig, das ihm von einem Gönner, <strong>de</strong>mGrafen von Dohna, zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>, ungestörtan <strong>de</strong>r Dichtung arbeiten. Nach <strong>de</strong>r Zusammenlegung vonWestpreußen und Ostpreußen 1824 wechselte er, inzwischenOberpräsidialrat, nach Königsberg.1815 war Eichendorffs Erstling das Jugenddrama„Ahnung und Gegenwart” erschienen, 1826 "Aus <strong>de</strong>mLeben eines Taugenichts" und eine Reihe seiner Gedichte.Das Werk wird ein großer Erfolg. Von Eichendorff wird alsDichter anerkannt, beson<strong>de</strong>rs auch in Wien. TheodorFontane in Berlin lobt ebenfalls sein Werk. Allerdings hilftihm das nicht bei seinen Bewerbungen um eine Professorenstellefür Geschichte o<strong>de</strong>r um die Intendanz <strong>de</strong>r königlichenMuseen o<strong>de</strong>r einen höheren Posten im Kultusministerium.Man vermutet, dass er im Ministerium zu liberaleAnsichten bei <strong>de</strong>r Ausarbeitung <strong>de</strong>s neuen Pressegesetzesgeäußert hat und auch als Katholik zu offen für <strong>de</strong>ren volleAnerkennung in Preußen plädiert habe. Mit großer Mühekann er seine Familie durchbringen. Immerhin erhält er inDanzig, Königsberg und später in Berlin interessante Aufgabenzugeteilt: zunächst das Thema Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>rMarienburg; auf Anordnung <strong>de</strong>s Königs Friedrich WilhelmIII. nimmt sich <strong>de</strong>r Kronprinz <strong>de</strong>r Sache an. Eichendorffschreibt ein Drama „<strong>de</strong>r letzte Held <strong>de</strong>r Marienburg”, dasim Auftrage <strong>de</strong>s Oberpräsi<strong>de</strong>nten in Königsberg gedrucktwird; im Theater in Königsberg hat er allerdings damit keinenErfolg. Er wird 1843 zur Abfassung <strong>de</strong>r „Geschichte<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>r Marienburg” beurlaubt, die 1844gedruckt und in einer beson<strong>de</strong>rs kunstvollen Fassung <strong>de</strong>mKönig vom Oberpräsi<strong>de</strong>nten überreicht wird. Im Rahmen<strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>raufbaus <strong>de</strong>s Kölner Doms wird er mit <strong>de</strong>r Überwachung<strong>de</strong>r Finanzierung beauftragt. Er verfasst einenAufruf zur Mithilfe am Aufbau <strong>de</strong>s Kölner Domes undgrün<strong>de</strong>t in Berlin mit an<strong>de</strong>ren Gleichgesinnten <strong>de</strong>n Vereinfür <strong>de</strong>n Kölner Dombau. 1837 erscheint die Novelle„Schloß Duran<strong>de</strong>”, die ihm erneut viel Beifall einbringt.1844 geht von Eichendorff nach schwerer Krankheit in<strong>de</strong>n Ruhestand. Er beschäftigt sich intensiv als Übersetzervon Cal<strong>de</strong>rons geistlichen Dramen.1846/47 ist vonEichendorff in Wien, wo er Robert Schumann trifft, <strong>de</strong>r wieviele an<strong>de</strong>re Komponisten Gedichte von Eichendorff vertonthat. Er begegnet dort auch Franz Grillparzer undAdalbert Stifter. 1849 trifft ihn <strong>de</strong>r Tod <strong>de</strong>s Bru<strong>de</strong>rsWilhelm in Österreich schwer. Joseph erbt danach <strong>de</strong>ssenGut Sedlnitz. 1853-55 ist er Verfasser von Versepen mittelalterlicherGestalten. Er schreibt auch eine Geschichte <strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen Literatur aus katholischer Sicht. Zahlreiche literarischeund politische Aufsätze erscheinen, z.T. anonym,z.B. gegen <strong>de</strong>n Deutsch-Katholizismus, <strong>de</strong>r in Schlesienentstan<strong>de</strong>n war. 1853 wird von Eichendorff vom bayrischenKönig Maximilian II. durch Verleihung <strong>de</strong>s Maximiliansor<strong>de</strong>ngeehrt. 1855 stirbt seine Frau Louise, mit <strong>de</strong>rer zeitlebens ein gutes Verhältnis hatte.1856/57 ist er imSommer Gast beim befreun<strong>de</strong>ten Breslauer FürstbischofFörster auf Schloss Johannesberg in Jauernig. Die meisteZeit lebt von Eichendorff aber bei seiner Tochter und seinemSchwiegersohn von Besserer-Dahlfingen zuerst inBerlin, später in Neiße.Am 26.11 1857 stirbt Joseph von Eichendorff in Neiße,wahrscheinlich an einer Lungenentzündung, und wird dortauf <strong>de</strong>m Jerusalemer Friedhof neben seiner Frau bestattet.Zwei Würdigungen sollen diesen Text über das Lebenund Wirken Eichendorffs beschließen. „... wiewol diebe<strong>de</strong>utendsten Erzeugnisse <strong>de</strong>s Letzteren schon jenseits <strong>de</strong>reigentlichen Blüte <strong>de</strong>r romantischen Schule liegen, so daßer, wenn gleich <strong>de</strong>n Jahren nach einer <strong>de</strong>r Aeltern, doch <strong>de</strong>rWirksamkeit nach zu <strong>de</strong>n später zu erwähnen<strong>de</strong>n Jüngerenzu rechnen ist. Gedichte und Erzählungen von so seelenvollerWahrheit, wie Eichendorffs Poesieen und sein‚Leben eines Taugenichts’ hat die ältere romantische