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"Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt schützen" Tipps für ...

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Sexuelle AusbeutungSexuelle <strong>Gewalt</strong> verletzt Mädchen <strong>und</strong> Jungen inihrer sexuellen, körperlichen <strong>und</strong> seelischen Integrität.Die Entwicklung eines Kindes kann dadurch bis insErwachsenenalter tiefgreifend beeinträchtigt werden.Wer sexuelle <strong>Gewalt</strong> gegen <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>ausübt, verstösst nicht nur gegen die Würde desMenschen, sondern auch gegen das Gesetz.Wenn eine erwachsene Person Mädchen oderJungen sexuell ausbeutet, nutzt sie ihre Macht über<strong>Kinder</strong> aus. Die kindliche Unwissenheit, Neugier<strong>und</strong> Hilfsbereitschaft werden zur Befriedigung dereigenen Bedürfnisse missbraucht. <strong>Kinder</strong>, die ineinem Vertrauens- <strong>und</strong> Abhängigkeitsverhältnis zuder ausbeutenden Person stehen, haben kaum eineChance, sich zu wehren. Sie sind auch nicht in derLage, die Konsequenzen einer Einwilligung in einesexuelle Handlung mit einer erwachsenen Personabzu schätzen. Die Strategien der Täterschaft sindraffiniert. Drohungen <strong>und</strong> Erpressung, Scham- <strong>und</strong>Schuldgefühle machen Betroffene oft sprachlos <strong>und</strong>handlungsunfähig. So trauen sich viele <strong>Kinder</strong> langeZeit nicht, von ihren Erfahrungen zu erzählen. Gefährdetsind Mädchen <strong>und</strong> Jungen jeden Alters, Mädchensind allerdings häufiger betroffen. Verantwortlich <strong>für</strong>die Einhaltung von Grenzen ist einzig <strong>und</strong> allein derTäter oder die Täterin, niemals das betroffene Kind.3


Wer begeht sexuelle Übergriffe?Nur selten ist es der böse Fremde, der <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong><strong>Jugendliche</strong>n <strong>Gewalt</strong> antut. In den meisten Fällenkennt das Kind die ausbeutende Person; mehrheitlichhandelt es sich dabei um Männer. Täter oderTäterinnen sind z.B. (Stief-)Väter, Verwandte, Trainerdes Sportvereins, Geschwister, Mütter, Fre<strong>und</strong>e derEltern <strong>und</strong> Lehrkräfte. Es sind vielfach sozial unauffällige,angesehene <strong>und</strong> beliebte Personen. Auch<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong> verüben an anderen <strong>Kinder</strong>nsexuelle Übergriffe.4


Statt <strong>Kinder</strong> mit diffusen Warnungen zuverängstigen, sollen sie darüber aufgeklärtwerden, was ihnen passieren kann <strong>und</strong>wie sie in bedrohlichen Situationen reagierenkönnen. Kreative <strong>und</strong> altersgerechteFormen des Widerstandes lassen sich imAlltag üben. Zu ihrem Schutz sollen <strong>Kinder</strong>in folgenden Punkten bestärkt werden:Dein Körper gehört dir!Dein Körper ist kostbar. Du hast das Recht zu bestimmen,wer dir nahe kommen darf <strong>und</strong> wie, wann,wo <strong>und</strong> von wem du angefasst werden möchtest.Es gibt angenehme <strong>und</strong> unangenehmeBerührungen!Es gibt Berührungen, die sich gut anfühlen. Es gibtaber auch solche, die seltsam sind, Angst auslösenoder sogar wehtun. Niemand – auch nicht jemand,den du gerne hast – hat das Recht, dich zu berühren,wenn du es nicht magst. Es darf dich auch niemandzu einer Berührung überreden oder zwingen. Übrigens:ein Spass hört dann auf, wenn es andere nichtmehr lustig finden.Du hast das Recht «NEIN» zu sagen!Wenn andere <strong>Kinder</strong>, <strong>Jugendliche</strong> oder Erwachseneversuchen, deine Grenzen zu verletzen, darfst dualles tun, um dich zu schützen. Du hast das Recht,«NEIN» zu sagen. Überlege dir schon <strong>vor</strong>her, wannes schlecht ist, zu gehorchen. Was könntest du insolchen Situationen tun?6


Wenn andere deine Grenzen überschreiten <strong>und</strong> dudich nicht wehren konntest, ist es nicht deine Schuld.Die Verantwortung liegt immer bei jener Person, diejemandem <strong>Gewalt</strong> zufügt.Deine Gefühle sind wichtig!Du kannst deinen Gefühlen vertrauen. Es gibt angenehmeGefühle, da fühlst du dich wohl. Es gibt aberauch unangenehme, komische oder blöde Gefühle.Die sagen dir, dass etwas nicht stimmt. Es ist gut,wenn du über deine Gefühle sprichst, auch wenn esdir schwerfällt.Vertrauen ist gut – ges<strong>und</strong>es Misstrauenauch!Viele Menschen gehen sehr geschickt <strong>vor</strong>, wenn sieMädchen <strong>und</strong> Jungen missbrauchen wollen. Sie versuchenzu verbergen, welche Absichten sie wirklichhaben.Die folgenden drei Fragen musst du alle mit JAbeantworten können, be<strong>vor</strong> du mit jemandem mitgehstoder be<strong>vor</strong> du dich mit einer Person triffst:8


Habe ich wirklich ein gutes Gefühl?Wissen meine Eltern oder eine andereVertrauensperson wo ich bin?Kann ich mir Hilfe holen, wenn ichsie brauche?Es genügt, wenn du nur eine Frage mit einem NEINbeantwortest, um weder hin- noch mitzugehen.Sprich zuerst mit Mutter, Vater oder anderen vertrautenPersonen (in <strong>Kinder</strong>garten, Schule, Hort usw.)darüber.Es gibt gute <strong>und</strong> schlechte Geheimnisse!Es gibt gute Geheimnisse, die Freude machen <strong>und</strong>spannend sind, wie zum Beispiel ein Geburtstagsgeschenk.Es gibt aber auch Geheimnisse, dieun heimlich sind, dir Angst machen <strong>und</strong> ein schlechtesGefühl geben. Wenn dir jemand etwas schenkt<strong>und</strong> du da<strong>für</strong> etwas tun musst, ist dies ein sicheresZeichen, dass etwas nicht stimmt. Schlechte Geheimnissesollst du unbedingt erzählen, auch wenndu jemandem versprochen hast, es nicht zu tun. Dasist kein Petzen!9Du hast ein Recht auf Hilfe!Manchmal ist es schwer, sich alleine zu wehren.Da<strong>für</strong> gibt es gute Gründe. Lass dich nicht davonabhalten, Unterstützung zu holen, das ist kein Zeichenvon Schwäche! Manchmal klappt es nicht beimersten Mal. Gib nicht auf, bis dir jemand zuhört, dirglaubt <strong>und</strong> dir hilft! Es gibt Dinge, über die es nichteinfach ist zu sprechen. Vielleicht traust du dichauch nicht, mit deinen Eltern zu reden. Überlege dir,welchen Menschen du sonst noch vertraust. Es gibtauch Beratungsstellen oder Telefonnotrufe, an diesich Mädchen <strong>und</strong> Jungen mit ihren Sorgen wendenkönnen.


Sprechen Sie offen mit Ihrem KindKlären Sie Ihr Kind seiner Entwicklung entsprechendauf. Altersgerechte Sexualaufklärung beginntbereits im Vorschulalter. <strong>Kinder</strong> erhalten auf dieseWeise wichtige Informationen über ihre Entwicklung,ihren Körper <strong>und</strong> darüber, was bei Mädchen <strong>und</strong>Jungen normal ist.Suchen Sie mit Ihrem Kind immer wieder den Dialog,auch über «unangenehme» Themen.10


Wenn doch etwas geschehen istSexuelle Übergriffe hinterlassen oft keine sichtbarenSpuren. Gehen Sie den Ursachen einer auffälligenVeränderung im Verhalten Ihres Kindes unbedingtnach. Wenn Sie vermuten oder erfahren, dass IhrKind sexuell ausgebeutet wird oder wurde, ist dassehr schmerzhaft <strong>und</strong> löst widersprüchliche Gefühleaus.Rechtzeitige <strong>und</strong> kompetente Unterstützung <strong>für</strong>betroffene <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> ihre Familien ist wichtig <strong>für</strong> eineVerarbeitung des Erlebten. Schädigende Spätfolgenkönnen dadurch verhindert oder zumindest gemindertwerden.Auch <strong>Kinder</strong>, <strong>Jugendliche</strong> oder Erwachsene, dieselbst zu Grenzverletzungen neigen oder <strong>Gewalt</strong>ausüben, sind auf professionelle Hilfe angewiesen,um ihr schädigendes Verhalten zu ändern.Sie können sich anonym an eine Beratungsstellewenden <strong>und</strong> nach geeigneter Hilfe fragen.15


Rückhalt macht stark!Was tun?Nehmen Sie Ihr Kind auf jeden Fall ernst <strong>und</strong> glaubenSie ihm!Äussern Sie keine Vorwürfe.Bestätigen Sie Ihrem Kind, dass es gut war,darüber zu sprechen <strong>und</strong> dass es keine Schuld trägt.Versprechen Sie, dass Sie ihm helfen.Bewahren Sie Ruhe <strong>und</strong> handeln Sie besonnen.Notieren Sie sich alle Angaben, die das Kind vonsich aus über die gewaltausübende Person <strong>und</strong> dieEreignisse macht. Bedrängen Sie das Kind jedochnicht mit Fragen.Wenden Sie sich an eine Vertrauensperson <strong>und</strong> aneine Fachstelle - bleiben Sie nicht alleine!16


SofortmassnahmenUnentgeltliche Beratung <strong>und</strong> Hilfe in Krisen situationenerhalten betroffene <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>,ihre Angehörigen <strong>und</strong> Fachpersonen im <strong>Kinder</strong>schutzzentrumSt.Gallen.Für eine medizinische Untersuchung <strong>und</strong>/oder eineSpurensicherung wenden Sie sich an das Ostschweizer<strong>Kinder</strong>spital St.Gallen oder an die Soforthilfe <strong>für</strong>vergewaltigte Frauen <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>. Bei unmittelbarerlebter <strong>Gewalt</strong> sollten sich Betroffene erst nachdem Untersuch waschen. Legen SieKleider <strong>und</strong> die Unterwäsche, die während der Tatgetragen worden sind, <strong>für</strong> die Spurensicherung ungewaschenin eine Papiertasche <strong>und</strong> bewahren Siediese an einem trockenen Ort auf. Spuren, so winzigsie auch sein mögen, können helfen eine verdächtigePerson zu überführen.Wenn <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong> akut gefährdet oderbedroht sind, wenden Sie sich über den Notruf 117an die Polizei oder an die nächste Polizeistelle.Bei Sexualstraftaten hat das Opfer Anspruch aufdie Befragung durch eine Person des gleichenGeschlechts. <strong>Kinder</strong> werden von einer spezialisiertenFachperson der Polizei oder Staatsanwaltschaft befragt,die besonders behutsam auf das Kind eingeht.Über weitere Rechte <strong>und</strong> Ansprüche gemäss Opferhilfegesetzinformiert die Broschüre «Opferhilfe».18


schützenerkennenunterstützenhandelnBeratung , Unterstützung<strong>und</strong> Information:<strong>Kinder</strong>schutzzentrum St.GallenIn Via – Fachstelle KindesschutzOpferhilfe <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>Tel. 071 243 78 02<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendnotruf(ist ausschliesslich <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong><strong>Jugendliche</strong> reserviert)Tel. 071 243 77 77, www.kjn.chSchlupfhuusNotunterkunft <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>Tel. 071 243 78 30Ostschweizer <strong>Kinder</strong>spitalTel. 071 243 71 11Kantonsspital St.GallenSoforthilfe <strong>für</strong> vergewaltigte Frauen<strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>Tel. 079 69 89 50219


Diese Broschüre ist kostenlos <strong>und</strong> wird Ihnen überreicht durch:Kanton St.GallenKantonspolizeiKantonspolizei St.GallenSicherheitsberatungKlosterhof 129001 St.Gallen<strong>Kinder</strong>schutzzentrum St.GallenIn Via – Fachstelle KindesschutzOpferhilfe <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>Falkensteinstrasse 849006 St.GallenTel. 058 229 38 29sicherheitsberatung@kapo.sg.chwww.kapo.sg.chTel. 071 243 78 02invia@kszsg.ch, www.kszsg.chEINSAM FÜR SICHERHEIT IM INTERNETText / Konzeption <strong>Kinder</strong>schutzzentrum St.Gallen, In Via, Claudia HengstlerRedaktionKantonspolizei St.Gallen, SicherheitsberatungGestaltungCreativ Konzept St.Gallen© 2013 Kantonspolizei St.Gallen, Sicherheitsberatung

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