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PDF: Die virtuelle Privatsphäre

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Rubrik E-Business + TrendsSicherheit in sozialen Netzen<strong>Die</strong> <strong>virtuelle</strong><strong>Privatsphäre</strong>An allen Ecken und Enden ist zu spüren,dass die <strong>Privatsphäre</strong> gar nicht mehrso privat ist wie noch vor ein, zwei Jahrzehnten.Das zeigt sich an den Datenskandalengroßer Unternehmen wie Telekom,Lidl oder Deutsche Bahn ebenso wie animmer neuen Vorwürfen gegen Firmen undCommunities im Web: Facebook, studiVZ,MySpace, Google. Alle gehen recht lockermit der <strong>Privatsphäre</strong> um und lenken erstnach massiven Protesten ein.„Alles Vollidioten“. So ein Satz geht einemschnell mal über die Lippen oder ist fix getippt.Dumm nur, wenn es Facebook-ChefMark Zuckerberg ist, der diese Zeilen vomStapel lässt. Noch blöder, wenn er mitVollidioten jene Leute meint, die ihm ihrepersönlichen Daten überlassen. NachdemFacebook ohnehin schon seit Wochenmassiv in der Kritik steht, goss ein nun veröffentlichter,kurzer Austausch via InstantMessenger mit dem damals 19-jährigenMark Zuckerberg erneut Öl ins Feuer Q.Zuck: Yeah so if you ever need infoabout anyone at HarvardZuck: Just ask.Zuck: I have over 4,000 emails, pictures,addresses, SNS[Redacted Friend’s Name]: What? How’dyou manage that one?Zuck: People just submitted it.Zuck: I don’t know why.Zuck: They „trust me“Zuck: Dumb fucks.Ob die Zeilen nun tatsächlich von Zuckerbergstammen oder nicht, ob er es scherzhaftmeinte oder nicht – sie passen zuanderen Aussagen, die über Mark Zuckerbergim Netz kursieren. Demnach hält Zuckerbergdas Prinzip der <strong>Privatsphäre</strong> fürnicht mehr zeitgemäß: „Menschen sind einverstandendamit, Informationen über sichmit anderen zu teilen und werden immeroffener zu immer mehr Menschen. <strong>Die</strong> sozialenNormen hier haben sich in der Zeitentwickelt.“ W. Soll heißen, die Nutzer vonFacebook legen keinen großen Wert aufalte Konventionen und Facebook passt sicheinfach nur dem Zeitgeist an.„Menschen sind einverstanden damit, Informationenüber sich mit anderen zu teilenund werden immer offener zu immermehr Menschen. <strong>Die</strong> sozialen Normenhier haben sich in der Zeit entwickelt.“Mark Zuckerberg, Facebook<strong>Die</strong> Massen wehren sichIn Deutschland sind wir Diskussionen umden Datenschutz gewöhnt. In Amerika warman diesbezüglich lange liberaler, nun aberschauen auch dort Datenschützer genauerhin. Anfang Mai haben 15 Organisationenfür Daten- und Verbraucherschutz unterFührung der Organisation Electronic PrivacyInformation Center (EPIC) eine gemeinsameBeschwerde gegen Facebookbei der US-Wettbewerbsbehörde FederalTrade Commission (FTC) eingereicht E.<strong>Die</strong> 38-seitige Beschwerde wirft Facebookinsbesondere vor, Datenschutzeinstellungennachträglich ohne Rückfrage bei denNutzern geändert und von den Nutzernnicht öffentlich frei gegebene Daten anandere Unternehmen weitergereicht zuhaben. Auch die Nutzer selbst wehrensich. <strong>Die</strong> Gruppe „Facebook Privacy Control– NOW!“ kommt innerhalb von Facebookauf 74.000 Mitglieder.<strong>Die</strong> Webseite quitfacebookday.com ruftdazu auf, am 31. Mai gesammelt Facebookzu verlassen. In Blogs und Onlinemagazinensind immer häufiger Artikel zu finden, wieNutzer von Facebook ihre Einstellungen verändernkönnen. Untereinander verlinken dieNutzer öfter als früher kritische Artikel überFacebook.Vier Studenten der New Yorker Universitätplanen sogar mit Diaspora eineAlternative zu Facebook; eine Open-Source-Variante eines sozialen Netzwerks,bei dem die Nutzer die volleKontrolle über ihre Daten haben sollen– ein Anti-Facebook. Über die PlattformKickstarter hat es das Quartett in kurzerZeit geschafft, 100.000 Dollar zur Anschubfinanzierungzu sammeln R.Nach all der öffentlichen Kritik äußerte sichZuckerberg Ende Mai mit einem Gastbei-020Klicken statt Tippen mit dem Link-Code unter


E-Business + Trendstrag in der Washington Post T: „<strong>Die</strong> größteBotschaft, die wir hören, ist, dass die Leuteihre Informationen einfacher kontrollierenmöchten. Einfach gesagt, viele von euchdenken, unsere Einstellungsmöglichkeitensind zu komplex.“Kai Biermann schreibt in der Zeit Y überZuckerbergs Beitrag, was viele andere inder Webgemeinde denken: „Zuckerbergsoffener Brief ist keine Entschuldigung undkeine Garantie, dass sich irgendetwas ändert.Er ist eine Rechtfertigung, ein Zurückrudern,nachdem man offensichtlich wiedereinmal zu weit gegangen ist.“ Ob sich etwasbei Facebook ändern wird, bleibt offen.Zwischen einigen und erheblichenMängeln<strong>Die</strong> Probleme um <strong>Privatsphäre</strong>, Datenschutzund Sicherheit beschränken sichnicht allein auf Facebook. In der April-Ausgabeveröffentlichte die Stiftung Warentestkürzlich einen Test der großen NetzwerkeU. Zehn von ihnen wurden auf Herz undNieren geprüft, genauer auf Organisationund Transparenz, den Umgang mit Nutzerdaten,Datensicherheit, Nutzerrechte,Jugendschutz und Mängel in den AGB. Beisechs Netzwerken – jenen, die ihre Einwilligungdazu gegeben haben – wurde zusätzlichversucht, in die Computersystemeder Anbieter einzudringen.Das Ergebnis in Kürze: SchülerVZ undStudiVZ schnitten am besten ab mit derGesamtwertung „einige Mängel“. Xingzeigte „deutliche Mängel“. StayFriends,MySpace und Facebook gar „erheblicheMängel“. Bei Jappy habe es nach Aussagenvon Stiftung Warentest nur eine Wochegedauert, um den Passwortschutz zu umgehen.Bewertet wurden auch zu dreisteKlauseln in den AGB. So ist bei Facebooketwa folgender Abschnitt zu finden: „FürInhalte, die unter die Rechte an geistigemEigentum fallen, wie Fotos und Videos(‚IP-Inhalte‘), erteilst du uns vorbehaltlichdeiner <strong>Privatsphäre</strong>- und Anwendungseinstellungendie folgende Erlaubnis: Duerteilst uns eine einfache, übertragbare,unterlizenzierbare, unentgeltliche, weltweiteLizenz für die Nutzung aller IP-Inhalte,die du auf oder im Zusammenhangmit Facebook postest (‚IP-Lizenz‘). <strong>Die</strong>seIP-Lizenz endet, wenn du deine IP-Inhalteoder dein Konto löscht, außer deine Inhaltewurden mit anderen Nutzern geteiltund diese haben sie nicht gelöscht.“ Unabhängigdavon, ob Facebook mit dieserKlausel in Deutschland so einfach durchkäme:Das Unternehmen nimmt sich ersteinmal das Recht, sämtliche Inhalte seinerNutzer weiterzuverwenden. Das zeugtnicht gerade von einer besonderen Wertschätzungseiner Nutzer oder deren geistigemEigentum.So ist das eben<strong>Die</strong> persönliche Bewertung der Communitieshängt eng mit der eigenen Erfahrungzusammen. Webworker zucken oft mitden Achseln: Muss eben jeder selbst wissen,welche Daten er dort ablegt und welchenicht. Auf Twitter sind neben aller Kritikan sozialen Netzen auch solche Tweets zulesen: „Wie wäre es denn, wenn die Leute,die sich über die Facebook Nutzungsbedingungenaufregen, selbst mal ein Netzwerkprogrammieren?“ Martin Waury schreibtin seinem Blog I: „Ich möchte hier nichtsagen, dass ich das Verhalten von Facebookgut finde, die eingegebenen Daten z. B. fürWerbezwecke zu verwenden. Aber ichweiß, dass mir niemand etwas schenkt undnehme diese Form der Monetarisierung inKauf. Es ist mir bewusst und ich finde michdamit ab.“Während die Mehrheit Datenschutz vonUnternehmen einfordert, haben andereschon resigniert und erwarten von Unternehmendiesbezüglich nichts mehr. Für denDatenschutz ist dann eben jeder selbst verantwortlich.Das heißt, jeder muss zweimalüberlegen, welche Informationen er vonsich selbst ins Netz stellt und welche nicht.Ganz so einfach ist es dann aber dochnicht. Dann jedenfalls, wenn ein Nutzer ineiner Community Bilder hochladen unddiese auch mit den Namen von Leutentaggen kann, die gar nicht im Netzwerkvertreten sind. Oder wenn Leute per E-Mail eingeladen werden, sich bei Facebookanzumelden und im Abschnitt „WeiterePersonen auf Facebook, die du vielleichtkennst“ tatsächlich Menschen auftauchen,die der Empfänger kennt O. Soziale Netzwerkehaben also mitunter auch Informationenüber Menschen, die vorsichtig sindund sich gar nicht angemeldet haben.Außerdem können wir nicht von allen Leutenerwarten, dass sie sich mit den Funktionender Netzwerke oder generell demWeb gut genug auskennen. Weniger erfahreneNutzer regen sich hinterher etwa darüberauf, dass sie bei der Anmeldung überihre E-Mail-Adresse ihr Adressbuch beiGMX haben durchsuchen lassen – weil sienicht erkannt haben, dass der Schritt auchübersprungen werden kann (was ebenzu solchen Abschnitten wie – „WeiterePersonen auf Facebook, die du vielleichtkennst“ führt). Auf der einen Seite versuchtdas Netzwerk, uns den Start zu erleich-www.Webstandards-magazin.de021


E-Business + TrendsProfessor Dr. Michael Jäckel ist Inhaberdes Lehrstuhls für Soziologie mit demSchwerpunkt „Konsum- und Kommunikationsforschung“an der Universität Trier.Er hat mehrere Lehrbücher verfasst,darunter das im Herbst 2010 in fünfterAuflage erscheinende Buch „Medienwirkungen.Ein Studienbuch zur Einführung“.Wir haben ihm zum Thema <strong>Privatsphäre</strong>einige Fragen gestellt.Wie definieren Sie <strong>Privatsphäre</strong>?Michael Jäckel Spontan würde ich sagen:alles, was nicht öffentlich ist. Und für denDurchschnittsbürger bedeutet dies, dasser eigentlich sehr viel <strong>Privatsphäre</strong> hat,also Bereiche, in denen er alleine, unterseinesgleichen, mit Freunden, also nurder Beobachtung vertrauter Menschenausgesetzt ist. Er muss nur aufpassen,dass das so bleibt. Informationen sind einsehr sensibles Gut. Man weiß nie, wofürsie einmal gut oder schlecht sein können.Mark Zuckerberg, der Gründerund Vorstandsvorsitzende desOnlinenetzwerks Facebook, wird mitder Aussage zitiert, er glaube nicht andie <strong>Privatsphäre</strong>. Was meinen Sie dazu?Michael Jäckel Erving Goffman hat einmaltreffend festgestellt: „Natürlich ist nicht dieganze Welt eine Bühne, aber die entscheidendenPunkte, in denen sie es nicht ist,sind nicht leicht zu finden.“ Rückzugsoasensind also enorm wichtig. Nicht umsonst hatdie Trendforschung bereits vor vielen Jahrenvon Cocooning gesprochen, also demRückzug in das Private. Früher, so FaithPopcorn, habe man das getan, weil es Spaßmachte. Heute komme die Angst vor derÖffentlichkeit hinzu.Wer dauernd oder regelmäßig – wie HerrZuckerberg – im Rampenlicht steht, müssteeigentlich auch um diese Bedeutung der <strong>Privatsphäre</strong>wissen. Vielleicht ist sie ihm abhan-den gekommen, weil er stets damit rechnenmuss, vor einer Kamera zu stehen oder zumGegenstand öffentlicher Aufmerksamkeitwird. Oder es handelt sich schlicht um einegeschickte Selbstvermarktung.Privatheit ist und bleibt nun einmal auchein Schutzmechanismus gegenüber unerwünschtemZutritt. Es ist – wenn Sie sowollen – die Hinterbühne des Lebens. Werdiese Grenzziehung verletzt, muss in derRegel mit unangenehmen Reaktionen derBetroffenen rechnen. Es wird wie ein massiverEingriff in das ureigene Territoriumempfunden. Privatheit ist ein Refugium.Schutz und Kontrolle sind also sehr wichtig.Zum Privaten gehört weiter natürlich auchdas Privateigentum, aber vor allem Informationenüber die eigene Person und dieeigenen Lebensverhältnisse.Wie hat sich der Begriff der<strong>Privatsphäre</strong> in den letzten zehnJahren – durch Entwicklungen beisozialen Netzen, digitalen Kamerasund Geo-Daten – geändert?Michael Jäckel Am augenfälligsten istwohl die Verschiebung der Diskussionsschwerpunkte.Vor zehn Jahren wurdevor allem über das Zeigen des Unzulässigendebattiert, über die Erosion deröffentlichen Moral durch eine Verletzungvon Tabus. Das Medium Fernsehen saßauf der Anklagebank. Man sorgte sich umeine Zunahme der teilnahmslosen Teilhabean den Schicksalen und Verfehlungenanderer Menschen. Öffentlichkeit, soHabermas bereits vor fast 50 Jahren, wirdzur Sphäre der Veröffentlichung privaterLebensgeschichten, sowohl des kleinenMannes als auch der Stars mit Publizität.<strong>Die</strong> Dynamik der Kommunikationsgesellschaftwurde hier durch die systematischeErzeugung des Ungewöhnlichen inGang gehalten. Bestätigt wurde: Es liegtim Wesen der Neugier, dass sie vor nichtshalt macht.Heute verschiebt sich die Debatte aber vermehrtauf Beobachtung von Personen, odernoch enger gefasst: Daten über Personen.Das zeigt sich auch an einer Renaissanceder Arbeiten von Michel Foucault, der dieUndurchschaubarkeit einer komplexenUmwelt als dämonisches Phänomen interpretierenwürde. Aber auch seine Überlegungenzu Formen der Überwachung undKontrolle werden häufig bemüht. Das Prinzipdes Panoptikums beispielsweise, beidem schon die Chance darauf ausreicht,überwacht und beobachtet zu werden, umsein Verhalten danach auszurichten, findetseine Entsprechung in modernen Formender Kommunikation, bei denen man nievollständig sicher sein kann, wer privateInformationen wann liest – und ob nichtbeispielsweise ein technischer AlgorithmusSachverhalte in Zusammenhang zu bringenund Konsequenzen zu ziehen vermag, dieder Nutzer unmöglich antizipieren kann.Das moderne Gedankenlesen, von demRichard Sennett unlängst gesprochen hat,beunruhigt, weil viele nicht daran glauben,dass unsere Spuren, die wir im Netz hinterlassen,so wertvoll sind. Man sollte wegender Aussicht auf ein paar Bonuspunkte imKaufhaus nicht gleich die sensibelsten Daten022Klicken statt Tippen mit dem Link-Code unter


E-Business + Trendspreisgeben. Schade, dass man so etwasüberhaupt betonen muss. Unsere Datenschutzbeauftragtenverzweifeln daran.Seit das Internet hinzugekommen ist, hatsich die Diskussion um die <strong>Privatsphäre</strong>also nicht nur verstärkt, sondern auch andereSchwerpunkte hervorgebracht. <strong>Die</strong>Gesellschaft wird nicht nur kontrolliert, siesoll sich auch selbst kontrollieren. Zugleichhat diese Diskussion die Medienkompetenzförderungerneut auf den Plan gerufen.<strong>Die</strong> Skandale rund um Datenschutzund <strong>Privatsphäre</strong> reißen nicht ab.Muss die Politik die Rechte ihrerBürger besser schützen?Michael Jäckel Ja, aber die Bürger müssensich auch selbst schützen. Als Konsumentenhandeln einige leider fahrlässig (füllenz. B. bei jeder Gelegenheit irgendwelcheKarten für Gewinnspiele aus), aber wennder Staat Datenbedarf anmeldet, wird derBürger wach und bemüht die <strong>Privatsphäre</strong>.Aber das ist nicht wirklich das Problem.Wenn jemand sagt: „Das geht den Staatnichts an!“, verteidigt er seine <strong>Privatsphäre</strong>.Wenn er dagegen Informationen offenbartin der Erwartung, dass sie nur einem kleinenKreis von Personen, die dies gernewissen sollen und dürfen, dann täuschter sich leider. Moderne Suchmaschinenhaben ein unglaubliches Gedächtnis. Das,was auf ihrer Seite steht, kontrollierensie zwar selbst. Aber es könnte auch inZusammenhängen auftauchen, die sienicht kontrollieren können. Wer meinenSteckbrief liest, weiß bei Weitem nichtalles, aber etwas. Wenn ich einen Therapeutenaufsuche, offenbare ich mich ihm,weil es geheim bleibt. Was ich im Netzoffenbare, bleibt nicht notwendigerweisegeheim. Gerade die Ungewissheit („Was,das können die?“) darüber, was alles damitpassieren könnte, sollte einen zu vorsichtigemUmgang damit ermuntern. Man solltealso darauf achten, dass man noch etwaszu verheimlichen hat. Meine <strong>Privatsphäre</strong>besteht also aus Dingen, die ich anderen inder Gewissheit mitteile, dass sie dies wissendürfen und den Dingen, die ich nichtmitteile. Wer glaubt, dass er durch die bewussteZurschaustellung des Privaten dieSouveränität über das Private zurückerlangenkann, leidet an einer modernen Variantevon „Selbst“-Überschätzung.Haben Sie selbst ein Profil aufFacebook oder einem der anderensozialen Netzwerke?Michael Jäckel Nein, ich habe mit der Organisationanderer Medienplattformen schongenug zu tun. Ich vermisse es auch nichtund sehe darin für mich persönlich keinenGewinn. Da Web 2.0-Anwendungen auchfür den Einsatz im wissenschaftlichen Bereichgegenwärtig intensiver diskutiert werden,kann sich das auch mal ändern. Abergegenwärtig sehe ich da keine Lücke, diemich beunruhigen müsste.Erstaunlich ist dennoch, wie viele Menschenihre Steckbriefe zur Verfügung stellen. Ichwill nicht von einem gigantischen Medien-Cloning sprechen, das da stattfindet. Aberdie Anschlussbereitschaft an medientechnischunterstützte Moden ist gelegentlichauch beunruhigend. Normal finde ich dasnicht. Symptomatisch ist doch, dass Appellean Werte und Normen wenig bewirken,stattdessen durch ein breites Spektrum anDaten über vermeintlich „normales Verhalten“ersetzt werden.Sicheres Surfen insozialen NetzwerkenDas Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik(BSI) gibt diese zehn Tipps für dassichere Surfen in sozialen Netzwerken:1. Seien Sie zurückhaltend mit der Preisgabepersönlicher Informationen!2. Erkundigen Sie sich über die AllgemeinenGeschäftsbedingungen und die Bestimmungenzum Datenschutz des genutztensozialen Netzwerks!3. Seien Sie wählerisch bei Kontaktanfragen– Kriminelle „sammeln“ Freunde, um Personenzu schaden!4. Melden Sie „Cyberstalker“, die Sie unaufgefordertund dauerhaft über das sozialeNetzwerk kontaktieren.5. Verwenden Sie für jede Internetanwendung,insbesondere auch wenn Sie inverschiedenen sozialen Netzwerken angemeldetsind, ein unterschiedliches undsicheres Passwort!6. Geben Sie keine vertraulichen Informationenüber Ihren Arbeitgeber und Ihre Arbeitpreis!7. Prüfen Sie kritisch, welche Rechte Sie denBetreibern sozialer Netzwerke an den vonIhnen eingestellten Bildern, Texten und Informationeneinräumen!8. Wenn Sie „zweifelhafte“ Anfragen vonBekannten erhalten, erkundigen Sie sichaußerhalb sozialer Netzwerke nach derVertrauenswürdigkeit dieser Nachricht!9. Klicken Sie nicht wahllos auf Links – SozialeNetzwerke werden verstärkt dazu genutzt,um Phishing zu betreiben!10. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über derenAktivitäten in sozialen Netzwerken undklären Sie sie über die Gefahren auf!Ausführliche Informationen zu den hier genanntenTipps gibt es auf den Seiten desBundesamtes für Sicherheit und Informationstechniki.www.Webstandards-magazin.de023


E-Business + Trendstern, indem es uns über die Adressen imAdressbuch unsere ersten Freunde anbietet,falls es die E-Mail-Adressen vorhandenenNutzern zuordnen kann. Auf deranderen Seite müssen wir dem Netzwerkdafür ein enormes Vertrauen entgegenbringen:Wird es tatsächlich „nur“ das Adressbuchdurchgehen – oder speichert esnebenbei noch mehr Daten? Doch selbstwenn wir darauf vertrauen, dass das Netzwerkdie erhaltenen Passwörter nur fürdie beschriebenen Zwecke nutzt, heißtdas noch nicht, dass es damit auch verantwortlichumgeht. So heißt es bei Facebook:„Wenn du vertrauliche Daten, wie z.B. Kreditkartennummern und Passwörter,eingibst, werden diese Informationen mithilfeder SSL-Technologie (Secure SocketLayer) von uns verschlüsselt.“ Mitarbeiterdes Instituts für Internet-Sicherheit habenjedoch vor Kurzem festgestellt, dass Facebookdie Zugangsdaten von Skype, InstantMessenger- oder E-Mail-<strong>Die</strong>nsten unverschlüsseltübertragen hat P. Zwar wurdediese aufgedeckte Sicherheitslücke überNacht fix repariert, aber es war nicht dieeinzige Panne in den letzten Wochen: EndeMärz waren für etwa 30 Minuten die realenE-Mail-Adressen von Nutzern im Profilsichtbar {.Von wegen kompetentZurück zum Thema Eigenverantwortlichkeit:Auch webaffine Menschen, also jene,die es besser wissen sollten, stellen sichim Web nicht unbedingt intelligenter anoder geben nur Informationen preis, diewirklich alle wissen dürfen. Viele Webworkersind offener, neue Services im Netzauszuprobieren – und publizieren etwaihre Reisepläne. Sei es nun über eineneinzelnen Post bei Twitter oder in einemder sozialen Netzwerke oder über Geo-Location-Spiele wie Foursquare, Brightkiteoder Gowalla. Wie sinnvoll ist es, dass dieganze Welt weiß, wo sich einzelne Nutzergerade befinden? <strong>Die</strong> Webseite „PleaseRob Me“ hat durch eine Kampagne dasProblem in die Medien gebracht. Auf derWebseite waren Informationen verschiedenerNutzer zu lesen, die über Twitteroder Foursquare öffentlich haben durchblickenlassen, dass sie nicht zuhause sind.Für Kriminelle möglicherweise gleichbedeutendmit der Einladung, das Haus auszurauben}.Das Netz vergisst nicht<strong>Die</strong> Entscheidung ist nicht nur, welche InformationenNutzer jetzt gerade ins Netzstellen sollten. Außerdem gilt es, ein paarJahre vorauszudenken. Will ich, dass jemandin fünf Jahren noch diese oder jeneInformation über mich finden kann. Ist eineInformation wirklich gelöscht, wenn ich siein meinem Profil lösche?Wie ist das mit all den Fotoalben? Heutzutageist jedes Handy in der Lage zufotografieren. Und Fotos werden gernegemacht, wenn viele Leute zusammensind. Auf Partys zum Beispiel. So mehrensich fast automatisch die Fotos, auf denenMenschen mit Bierflasche zu sehen sind.Nach einer Umfrage unter 500 Unternehmenim Auftrag des Bundesverbraucherschutzministeriumsim letzten Jahrsuchen 28 Prozent bei der Auswahl gezieltim Netz nach Informationen über dieJob-Anwärter q. Partybilder kommen danicht gut an. Eben sowenig wie negativeÄußerungen über die Arbeit. Andererseitskann ein Stellensuchender auch mitPositivem aus der Masse hervorstechen.So gaben 56 Prozent der Unternehmenan, dass sich ein Bewerber durch Hobbysoder soziales Engagement auch interessantmachen kann.Nicht nur bei der Bewerbung können dieAktivitäten in sozialen Netzen schaden.Eine Schweizer Versicherungsangestelltehat ihren Job verloren, weil sie an einemTag krank gemeldet war. Wegen einerstarken Migräneattacke müsse sie im Dunkelnliegen und könne nicht am Bildschirmarbeiten, sagte sie. Weil sie in dieser Zeitaber bei Facebook aktiv war, wurde ihr gekündigtw. In England hat eine 16-Jährigeihren Job verloren, weil sie auf Facebookschrieb, dass ihre Arbeit als Sachbearbeiterinlangweilig sei e. Mitarbeitern derFluglinien British Airways und Virgin Airlineserging es nicht besser, als sie bei Facebooküber „stinkende und nervige“ Passagiereoder Kakerlaken in Flugzeugen lästerten.024 Klicken statt Tippen mit dem Link-Code unter


E-Business + TrendsWas ist erlaubt, was darf noch gepostetwerden? Manche Nutzer scheinen ihren gesundenMenschenverstand außer Acht zulassen, wenn es darum geht, was sie auf Facebookveröffentlichen. So musste vor wenigenWochen eine geheime Militäraktionim Westjordanland abgesagt werden, weilein beteiligter Soldat auf Facebook mitteilte:„Wir werden am Mittwoch das Dorf Katanasäubern und Donnerstag, so Gott will, werdenwir nachhause kommen“. <strong>Die</strong> Aktionfand nicht statt, dafür fand sich der Soldatvor einem Militärgericht wieder r. Nochspektakulärer war die Frau des Chefs desbritischen Geheimdienstes MI6, die Einzelheitenaus ihrem Privatleben und Fotos derFamilie für alle sichtbar ins Netz stellte t.Ein typisches OpferIn ihrer Studie „2010 Security Threat Report“macht das SicherheitsunternehmenSophos vier Opfertypen aus, die sich Kriminellein sozialen Netzwerken aussucheny. Opfertyp Nummer eins leidet an Prestigesuchtund ist mit prominenten oderhochrangigen Personen befreundet. Kriminellekönnten ihn benutzen, um an jenewichtigen Leute heranzukommen. Typ 2ist wahllos mit diesem und jenem befreundet,nimmt Unbekannte oft bedenkenlosals neuen Freund an und gibt damit unterUmständen unnötig Mail-Adresse, Geburtsdatumund Telefonnummern preis.Beim dritten Typ geht es um Faulheit oderSorglosigkeit. Gemeint sind all jene User,die ihre Sicherheitseinstellungen aus Bequemlichkeitnicht verändern. Der vierteTyp betrifft Opfer, die zu viele Informationenüber sich ins Netz stellen. Ist es nötig,alle Felder mit Inhalt zu füllen? Muss dasGeburtsdatum dort stehen, die Beziehung,die Familie, der Arbeitgeber, die Hobbys?Alle Opfertypen bieten Anhaltspunkte, umdas eigene Verhalten in sozialen Netzwerkenzu ändern.Der Wolf im SchafspelzGefahr kann auch von neuen, falschenFreunden drohen: Im April hat der niedersächsischeVerfassungsschutz davor gewarnt,dass Rechtsextremisten zunehmendsoziale Netzwerke nutzen, um Jugendlicheanzuwerben u. „<strong>Die</strong> Rechtsextremisten [...]äußern sich zunächst ganz unverfänglichund versuchen, dadurch das Vertrauen deranderen Teilnehmer zu erschleichen. Dasist eine neue Strategie“, warnte NiedersachsensVerfassungsschutzpräsident HansWargel. <strong>Die</strong> Gruppen nutzen die sozialenNetzwerke gezielt und geben sich untereinanderTipps, wie diese am besten unterwandertwerden können: Wer etwa für dieNPD werben will, soll sich in seinem Profilmöglichst als einen offenen Menschen beschreiben,mit Humor, Beruf, Hobbys, ernstzu nehmenden Interessen, Literatur- undMusikgeschmack. Außerdem soll er nichtoffen unter NPD agieren. <strong>Die</strong> NPD selbstist übrigens auch offiziell auf Facebook vertreten.Seit Anfang Mai wächst über die Seite„Kein Facebook für Nazis – NPD Seite löschen!“aber kontinuierlich der digitale Widerstand.Knapp 290.000 Facebook-Nutzerhaben den „I Like“-Button geklickt, um dieSeite zu unterstützen. Das erfordert nureinen schnellen Klick. Einen Rechtsextremenzu erkennen, der sich das Vertrauenvon Jugendlichen erschleichen will, erforderteiniges mehr an Aufmerksamkeit.Hilfe zur SelbsthilfeNutzer, Eltern, Lehrer kommen nichtumhin, sich mit den sozialen Netzwerkenauseinanderzusetzen. Mehrere Webseitenbieten ihnen dabei Hilfe an. In Deutschlandsetzt zum Beispiel klicksafe.de den Auftragder Europäischen Kommission um, „Internetnutzerndie kompetente und kritischeNutzung von Internet und Neuen Medienzu vermitteln und ein Bewusstsein für problematischeBereiche dieser Angebote zuschaffen.“ <strong>Die</strong> Initiative richtet sich vor alleman Eltern und Jugendliche. Auf der Webseitegibt es jede Menge Informationen, zusätzlichwerden auch Lehrer in Fortbildungenfür das Thema Internet sensibilisiert.Das Projekt „Verbraucherrechte in derdigitalen Welt“ des VerbraucherzentraleBundesverbandes ist unter derAdresse surfer-haben-rechte.de zu finden.Ziel ist, die Verbraucher zu befähigen,sich sicher im Internet zubewegen und aktiv zu partizipieren.Einen ganz anderen Weg schlägt ausgestiegen.comvor: <strong>Die</strong> Seite empfiehlt, sozialenNetzen generell den Rücken zu kehren.Viele Nutzer werden sicherlich nicht zusolchen „extremen“ Maßnahmen greifen.Wer sich weiter in seinen sozialen Netzenherumtreiben möchte, sollte sich aber zumindestdie zehn Regeln des Bundesamtesfür Sicherheit in der Informationstechnikauf Seite 23 zu Herzen nehmen.Autor >> Links >> QuellennachweisLink-CodeTwitter-HashtagTwitter-AccountNicolai Schwarzarbeitet als selbstständigerDesigner und Webentwicklerunter demNamen »textformermediendesign« in Dortmund.Er ist bei MySpace,meinVZ, Flickr und einemDutzend anderer Portaleangemeldet, nutzt aber hauptsächlich Facebookund Twitter. Wäre er nicht selbstständig, würdeer dort sicherlich viel weniger posten.9ec30a#wsm0610-20textformerwww.Webstandards-magazin.de025


E-Business + TrendsImpressumHerausgeber (inkl. Konzept und Gestaltung)anatom5 perception marketing GmbHMünsterstraße 121, 40476 DüsseldorfTelefon: +49 (0) 211 420 94 41Telefax: +49 (0) 211 420 94 43E-Mail: info@anatom5.deInternet: www.anatom5.deChefredakteurAnsgar Hein (ah@webstandards-magazin.de),V.i.S.d.P.Stellv. ChefredakteurJörg MorsbachRedaktionNicolai SchwarzAutoren und Mitarbeiter dieser AusgabeMelih Bilgil, Silke Bunde, Simon Dittlmann, TorbenDüsing, Eric Eggert, Jens Grochtdreis, Ansgar Hein,Markus Horowski, Annika Jagusch, Sandra Kallmeyer,Jean-Pierre König, Gerhard Lang, Andre Lange,Patrick Lauke, Elske Ludewig, Markus Meffert,Jörg Morsbach, Kai Sören Mossdorf, Matthias Pfefferle,Peter Prochaska, Jochen Prümper, Dirk Schürjohann,Michael Schwarz, Nicolai Schwarz, Björn Seibert,Daniel Straub, Christina von Poser, René Winkelmann,Marco ZeheFragen an die Redaktionredaktion@webstandards-magazin.deVerlag, Druckvorstufe, Druck & LektoratKÖLLEN DRUCK+VERLAG GmbHErnst-Robert-Curtius-Straße 14, 53117 BonnPostfach 41 03 54, 53025 BonnTelefon: +49 (0) 228 98 98 20Telefax: +49 (0) 228 98 98 299E-Mail: verlag@koellen.deInternet: www.koellen.deAnzeigenleitungFrederic BrandenburgTelefon: +49 (0) 228 98 98 284E-Mail: f.brandenburg@koellen.deAnzeigenberatungKurt Selter, Telefon: +49 (0) 228 98 98 283E-Mail: akquise@koellen.deAnzeigenpreise entsprechend Mediadaten 2010,Stand Mai 2010Bildquellen in dieser AusgabeTitelbild und Key-Illustrationen:Silke Bunde - www.knetwerk.net,© flickr.com/marc_smith, © http://commons.wikimedia.org/wiki/Stromboli, © http://commons.wikimedia.org/wiki/Strombolian_Eruption-blank.svg,© http://commons.wikimedia.org/wiki/Stromboli,© www.anatom5.de, © carlosseller - Fotolia.com,© theoscarproject.org, © http://butschinsky.wordpress.com/2009/05/,© flickr.com/pochacco20,© microsoft.com/surfacecomputing/, © displax.com, © exificient.sourceforge.net, © Andreas Laser- Fotolia.com, © ioannis kounadeas - Fotolia.com,© DREIDESIGN.com - Fotolia.comVertriebasv vertriebs gmbhSüderstraße 77, 20097 HamburgInternet: www.asv-vertrieb.deBezugsmöglichkeitenAbonnement sowie Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel.Das Webstandards-Magazin erscheintvierteljährlich.PreiseEinzelpreis: € 7,80Jahresabonnement (4 Hefte pro Jahr): € 28(Österreich, Luxemburg: € 34, Schweiz: 52 SFr)In den Preisen sind MwSt. und Zustellkosten bereitsenthalten.Abo-Serviceanatom5 perception marketing GmbHMünsterstraße 121, 40476 DüsseldorfTelefon: +49 (0) 211 420 94 41Telefax: +49 (0) 211 420 94 43E-Mail: abo-service@webstandards-magazin.deInternet: www.webstandards-magazin.deAlle personenbezogenen Daten, die zur Abonnement-Bestellungerhoben werden, dienenausschließlich der Zustellung und werden nichtan Dritte zu Werbe- oder Informationszweckenweitergegeben.Rechtliche HinweiseNamentlich gekennzeichnete Beiträge spiegelnnicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.Für unverlangt eingereichte Manuskripte, Bilder,Dateien und Datenträger übernimmt der Verlagkeine Haftung. Sofern Rückporto beigefügt wurde,senden wir die Unterlagen gerne zurück an denAbsender.Sämtliche in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträgesind urheberrechtlich geschützt. Waren- undMarkennamen werden ohne Gewährleistung derfreien Verwendbarkeit benutzt. Alle Veröffentlichungenerfolgen ohne Berücksichtigung eineseventuellen Patentschutzes. <strong>Die</strong> Redaktion behältsich die Kürzung und Bearbeitung von redaktionellenBeiträgen und Leserbriefen vor.HaftungsausschlussFür Fehler in Text, Bildern, Code etc. übernimmtder Verlag keine Haftung.Gerichtsstand ist Düsseldorf.© 2010 anatom5 perception marketing GmbH019

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