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Definitionsmacht als Strategie zum Umgang mit sexualisierter Gewalt?

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Grundgedanke der Parteilichkeit wiederzufinden. An dieser Stelle werden Bezügesowohl zu grundlegenden gesellschaftskritischen Ansätzen, <strong>als</strong> auch zu parteilichersozialer Arbeit deutlich. Andererseits wurde das <strong>Definitionsmacht</strong>-Konzept erst um dieJahrtausendwende innerhalb linksautonomer Strukturen <strong>als</strong> solches benannt undweiter ausformuliert. Zu dieser Zeit gewann es deshalb auch innerhalb linkerStrukturen an Präsenz, wurde öffentlich diskutiert und gewann dadurch an Bedeutung,dass es Einzug in linke Selbstverständnisse erhielt.4.1. Grundsätze des <strong>Definitionsmacht</strong>-KonzeptesDer erste wesentliche Bestandteil des <strong>Definitionsmacht</strong>-Konzeptes ist das Ausgehendavon, dass es einen objektiven <strong>Gewalt</strong>begriff nicht geben kann. Deshalb weist dieGruppe Re.ACTion darauf hin, dass auch das, was <strong>als</strong> <strong>Gewalt</strong> definiert wird,keinesfalls einen natürlichen Ursprung besitzt, sondern sozial hergestellt wird.„Die allgemeinen Begriffe von <strong>Gewalt</strong>, ebenso wie die allgemein verinnerlichtenBegriffe von Recht und Unrecht werden selten in Frage gestellt, und erscheinen underscheinen uns <strong>als</strong> selbstverständlicher Teil einer männlich definiertenGesellschaftspolitik“ (Re.ACTion 2010, S. 22).So<strong>mit</strong> entstehen Rechtsbegriffe nicht nur durch eine gesellschaftliche Herstellung ansich, sondern vor allem durch eine gesellschaftliche Herstellung, die männlichdominiert ist. Deshalb kann nicht davon ausgegangen werden, dass es einenobjektiven <strong>Gewalt</strong>begriff gibt, da dieser zwangsläufig aus einer männlichen Perspektiveheraus definiert ist. Wie bereits dargestellt, setzt aber jeder Mensch und so<strong>mit</strong> auchjede von <strong>sexualisierter</strong> <strong>Gewalt</strong> betroffene Frau ihre Grenzen individuell. Aus dieserindividuellen Wahrnehmung erlebter <strong>Gewalt</strong> resultiert, dass nur Betroffene selbst dasÜberschreiten ihrer Grenzen benennen können.„Aufgrund von individuell verschieden erlebter und wahrgenommener<strong>Gewalt</strong>erfahrungen sowie in Ablehnung zu der mainstream [sic!] <strong>Gewalt</strong>definition, dieder hegemonial männlich geprägten Gesellschaft entsprungen ist, KANN nur von denbetroffenen Frauen definiert werden, ab wann <strong>Gewalt</strong> anfängt, Grenzen überschrittenwerden und wurden und was <strong>als</strong> <strong>Gewalt</strong> wahrgenommen wird.“ (Re.ACTion 2010, S.24).Deshalb ist ein elementarer Aspekt des <strong>Definitionsmacht</strong>-Konzeptes das Zugestehenvon eigenen Grenzziehungen der Betroffenen. Auch in ausschließlich feministischenZusammenhängen lässt sich dieser Gedanke zur zweiten deutschen Frauenbewegung10

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