Definitionsmacht als Strategie zum Umgang mit sexualisierter Gewalt?

Sexismus, und insbesondere sexualisierte Gewalt als eine mögliche Form vonSexismus, kein Einzelphänomen, sondern ein strukturelles Problem ist. 3 Zusätzlich sollaußerdem der Frage nachgegangen werden, inwiefern das Konzept derDefinitionsmacht eine Strategie für den Umgang mit sexualisierter Gewalt bietet.Zuerst werde ich sexualisierte Gewalt definieren und in Bezug zu anderen Definitionenund Begrifflichkeiten wie „sexueller Gewalt“ setzen, um verschiedene Deutungen, diedarin mitschwingen, aufzuzeigen. Danach werde ich anhand empirischer Befundebegründen, warum sexualisierte Gewalt kein Einzelfall, sondern ein flächendeckendesProblem ist, was eines dafür sensiblen Umgangs bedarf.Anschließend wird das Konzept der Definitionsmacht erläutert und daraufeingegangen, auf welche Problematiken es eine Antwort liefern soll.Im Anschluss werden Gegenargumentationen vorgestellt, die in den ZeitschriftenBahamas und Gigi erschienen sind. Anhand dieser soll darauf eingegangen werden,welche Körperbilder dabei vermittelt werden und warum diese eigentlich dasDefinitionsmachtkonzept bestätigen. Abschließend werde ich zu einem kritischen Fazitkommen.2. Definition: Sexualisierte GewaltIn wissenschaftlichen Diskursen gibt es verschiedene Begrifflichkeiten, die im Kontextder Thematik um sexualisierte Gewalt verwendet werden. Durch diese wird jedoch aufunterschiedliche Weise benannt, was als Gewalt angesehen wird und was nicht.Zudem schwingen hierbei unterschiedliche Inhaltliche Bedeutungen mit. Als Beispielewären zu nennen: „Sexualisierte Gewalt“, „sexuelle Gewalt“, „Gewalt imGeschlechterverhältnis“ 4 , „sexueller Missbrauch“ 5 .3 Der Verknüpfung der Sexismus-Debatte und der Thematik der sexualisierten Gewalt liegt die Thesezugrunde, dass sexualisierte Gewalt eine mögliche Ausformung einer sexistischen Gesellschaft ist. „UnterSexismus lassen sich […] kategoriegestüzte Kognitionen (Stereotype), Affekte (Vorurteile) undVerhaltensweisen (Diskriminierung) fassen, die auf einen ungleichen sozialen Status von Frauen undMännern hinwirken“ (Eckes 2008, S. 176) oder die durch diesen entstehen.4 Hagemann-White verwendet aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive den Begriff der „Gewaltim Geschlechterverhältnis“ (vgl. Hagemann-White 1997, S. 27ff). Dieser beinhaltet die „Verletzung derkörperlichen oder seelischen Integrität einer Person, welche im Zusammenhang mit derGeschlechtlichkeit des Opfers und des Täters zusammenhängt und unter Ausnutzung einesMachtverhältnisses durch die strukturell stärkere Person zugefügt wird“ (Hagemann-White 1997, S. 29).Somit fällt beispielsweise auch häusliche Gewalt unter diese Definition, da laut ihr keine sexuelleKomponente vorhanden sein muss.5 Der Begriff des „sexuellen Missbrauchs“ bezieht sich in der Regel auf sexualisierte Übergriffe, in denendie betroffene Person sich in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Täter befindet oder welche durch einenormes Machtgefälle zwischen Täter und Betroffenen ermöglicht wird. Deshalb wird der Begriff dessexuellen Missbrauchs überwiegend dann verwendet, wenn Kinder von sexualisierter Gewalt durchErwachsene betroffen sind. Im Kontext dieser Hausarbeit wird dieser spezielle Fall von sexualisierter3