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erzählt seine Geschichte Kaum eine andere ... - Dreiwiesenhütte

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Grebenzen – ein Berg<strong>erzählt</strong> <strong>s<strong>eine</strong></strong> <strong>Geschichte</strong><strong>Kaum</strong> <strong>eine</strong> <strong>andere</strong> Landschaft ist in Europa sointensiv von Bildern, Vorstellungen und Empfindungengeprägt wie jene der Alpen.Die traditionelle Ansicht von den Alpen als schreckliche und furchtbareBerge, als „montes horribiles“, beherrscht die europäische Kulturgeschichtebis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Doch diese Zeiten, wodie Alpen als Gefahr und als schlechte agrarische Nutzungsflächenversinnbildlicht wurden, sind längst vorbei. Etwa seit Beginn des19. Jahrhunderts wird die Natur erstmalig als „schön“ empfunden,was bislang nur als Attribut für <strong>eine</strong>n fruchtbaren und gutnutzbaren Landschaftsausschnitt galt. Diese neue Landschaftsästhetikermöglicht es, die Schrecken erregenden Berge zu<strong>eine</strong>r einzigartigen Schönheit werden zu lassen und bewusstdie Landschaft wahrzunehmen.Heute umfasst dieser abgegrenzte Alpenraum etwa190.000 km² in Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein,Italien, Frankreich, Monaco und Slowenien. Insgesamtbestehen die Alpen aus 6124 Gemeinden, wobei davon 84 %unter <strong>eine</strong>r Seehöhe von 1000 m liegen.Ein besonderer Raum, welcher sich nicht nur aus der Mensch-Natur-Idylle entwickelt hat, sondern der auch wegen der Lage derAlpen als Hochgebirge und <strong>s<strong>eine</strong></strong>r europäischen Kulturgeschichte etwasEinmaliges darstellt.Der Karst und <strong>s<strong>eine</strong></strong>Bedeutung für den Menschen!Wundern Sie sich nicht, wenn Sie auf der gesamten Grebenzenk<strong>eine</strong> Wasserlöcher oder Seen vorfinden, denn Kalk ist in Verbindungmit Kohlendioxid wasserlöslich. Somit versickernNiederschlagsgewässer und temporäre Oberflächengewässerim Karstsystem und kommen in Zeutschach und Pöllau als Ursprungsquellen(Quelltöpfen) zum Vorschein.Dadurch erweist sich die Nutzung von Karstlandschaften durchden Menschen aufgrund limitierter Faktoren nicht immer als einfach.Land- bzw. Almwirtschaft im traditionellen Sinne ist nur inVerbindung mit Wasserspeichern möglich, oder wie auf der <strong>Dreiwiesenhütte</strong>durch <strong>eine</strong> eigene Wasserleitung von St. Lambrecht.Wasser ist der Grundstein für jedes Leben, gerade wegen dieserextremen Bedingungen kann man auf der Grebenzen mitnaturkundlichen Seltenheiten rechnen.Entstehung der Alpen –Phänomen Grebenzen Kalkstock!Die ältesten Gest<strong>eine</strong>, die auf der Grebenzen vorzufinden sind, kommenaus dem Erdaltertum, dem Paläozoikum (vor rund 450 MillionenJahren!). Der Zusammenprall der afrikanischen mit der europäischenKontinentalplatte führte zu <strong>eine</strong>r „Kontinent-Ozean-Kontinent Kollision“und ließ somit die Alpen entstehen. Heute sind auf der Grebenzennoch immer zwei unterschiedliche Meeresablagerungsräumesichtbar und bilden <strong>eine</strong>rseits den 600 m dicken Grebenzenkalkund <strong>andere</strong>rseits die tonig-sandigen Sedimente imNeumarkter Raum, welche für die Wasser stauendePhyllitschicht im Inneren des Berges verantwortlichsind. Somit stellt die Grebenzenals Kalkstock ein Phänomen in derRegion dar, das von kristallinenGebirgsstöcken umgeben ist.NaturLeseTippSchauen Sie sich genau um undlernen Sie die charakteristischen Merkmale<strong>eine</strong>s Kalkstockes kennen und die Landschaftlesen. Eiszeiten und die damit zusammenhängendenErosionen und Abschmelzungsperiodengeben der Landschaft ihren heutigen Charakterund haben ihre Spuren hinterlassen.Karstkanteder GrebenzenQuelltopf inZeutschachSchnitt durchden Grebenzen-Kalkstock


Was hat es mit dem Wilden Loch auf sich?Werfen Sie <strong>eine</strong>n Blick auf die vorliegende Landschaft bzw. beobachten Sie beimWandern die charakteristischen Karstformen, wie Dolinen und Karren, die auf derGrebenzen auch zu finden sind. Eindeutig ausgeprägte Karstformen sind aber im Innerendes Gebirges verborgen und wir sehen nur ihre Eingänge – die Karsthöhlen.Die größte Karsthöhle, das „Wilde Loch“, befindet sich auf ca. 1800 m knapp unterder Baumgrenze auf der dritten Höhe.Etliche hundert Jahre schon beschäftigt dieser Ort die Menschheit, was in <strong>Geschichte</strong>nund Mythen zum Ausdruck kommt. So <strong>erzählt</strong> die 1673 verfassteStiftsgeschichte von Pater Oddo Koptiks davon. Die Erstbegehung der33m tiefen Höhle gelang am 29.7. 1856 im Auftrag des St. LambrechterArztes Dr. Schiedler. Historische Funde, wie den Kopf <strong>eine</strong>sEdelhirsches bzw. <strong>eine</strong>s Elches, konnten dabei sichergestellt werden.Seither werden immer wieder Höhlenbegehun gen vorgenommenund unter <strong>andere</strong>m Fledermaus zählungen durchgeführt,von denen mittlerweile 13 unter schiedliche Artenkategorisiert werden konnten.Querschnitt desWilden LochesmNamen, die uns viel erzählenBetrachtet man die Namensgebungen etwasgenauer, erkennt man <strong>eine</strong> gewisse Symbolikdahinter, die uns manch Interessantes erzählenkann. Das Wort „Grebenzen“ stammt eindeutigaus dem Slawischen. Höchstwahrscheinlichwurde es vom Wort „greben“ abgeleitet, was sovielwie (Hahnen)Kamm bedeutet. Nach <strong>eine</strong>r <strong>andere</strong>nTheorie könnte es aus dem Altslawischen so viel wie„hohles Gebirge“ bedeuten. Beides weist auf die charakteristischenEigenschaften des Berges hin. „Hahnenkamm“auf die äußere Form und „hohles Gebirge“ auf dieKarsthöhlen.Der Weg von St. Lambrecht auf die <strong>Dreiwiesenhütte</strong> führt über den„Pfaffentritt“. Das Wort „Pfaffe“ stammt vom lateinischen „papa“ und war dieursprüngliche Bezeichnung für <strong>eine</strong>n Priester, der nicht <strong>eine</strong>m Kloster angehörte.Die heute eher abwertende Bedeutung ist erst später entstanden. Unter „Tritt“ versteht man<strong>eine</strong>n schmalen Steig oder Pfad.Schematische Dar stellung der Karsthöhlen auf der GrebenzenErste Grebenzenhöhe1870 mKessl LochPfaffentritt<strong>Dreiwiesenhütte</strong>Wildsch. LochZweite Grebenzenhöhe1874 mAuerling SeeKeller LochZedlacherBodenDritte Grebenzenhöhe1892 m Scharfes Eck1818 mWilde LochWinkelbauer LochDachenLochSchnee Lochkl<strong>eine</strong>sKeller LochMurmelLochJudenWinkelbauerBeim „Wilden Loch“weist das Attribut wildauf die Gefährlichkeitder Karsthöhle hin.<strong>Dreiwiesenhütte</strong>Im Umfeld der Hüttegrenzen drei Almen aufeinander:Mini, Zeutschachund Pöllau.<strong>Dreiwiesenhütte</strong>Franz und AndreaKerschbaumer8813 St. LambrechtAuerling 29Die <strong>Geschichte</strong> der <strong>Dreiwiesenhütte</strong>1932 wurde die Hütte auf 1770 m Seehöhezwischen erster und zweiter Grebenzenhöheerrichtet und im selben Jahr als Gastbetriebeingeweiht und eröffnet. Das für den Baubenötigte Holz wurde entlang des Pfaffentrittesgefällt und von Hand verarbeitet.Da auf der Grebenzen kein Wasserspeichervorhanden war, wurde im Jahre1977 händisch die erste Wasserleitungverlegt. Über 400 Höhenmeter wurdedas Wasser vom Mini-Graben mitder Traktorpumpe bis zur <strong>Dreiwiesenhütte</strong>hinaufgepumpt. Nach <strong>eine</strong>m Brand1979 wurde die Hütte erneut aufgebaut undkonnte im darauf folgenden Winter wieder inBetrieb genommen werden. 1999 wurde <strong>eine</strong>Hubertuskapelle errichtet und im Jahre 2000wurde das Gebäude an das Wasser, Kanal undStromnetz angeschlossen, was zu <strong>eine</strong>r Bereicherungder Bewirtschaftung führte. Die <strong>Dreiwiesenhütte</strong>kann somit schon einiges erzählenund stellt ein positives Beispiel für die Almbewirtschaftung<strong>eine</strong>s Karstgebietes dar.QuellenW.Bätzing: Die Alpen. <strong>Geschichte</strong> und Zukunft<strong>eine</strong>r europäischen Kulturlandschaft.2005. C.H.Beck VerlagE.Hable, I.Präsent: Erlebte Natur. Ein Führerfür neun naturkundliche interessante Wanderwegein der Wald- und Seenregion Zirbitzkogel-Grebenzen.1980 . Druck Styria JudenburgTel. +43 (0) 3585 2411Fax +43 (0) 3585 27528www.dreiwiesenhuette.atinfo@dreiwiesenhuette.atWeixelberger: Karst in der Steiermark.Seminarunterlagen.2008 im Naturpark Zirbitzkogel-GrebenzenH.Veit: Die Alpen. Geoökolgie undLandschaftsentwicklung. 2002.Ulmer Verlag

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