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10‒2013 - Von Hundert

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100 / 30Björn Melhus, Projektskizze „99 Luftballons zur 98. Biennale di Christine Würmell, „Dissonanzproduktion“, 2009Venezia, 2099“, 2009Mit der Installation „Dissonanzproduktion“ für das FoyerVenedig, die sinkende Stadt – wir wissen es längst, doch könnenwir uns wirklich das Ausmaß der Prophezeihung vorstelmellexplizit auf den Klimawandel und seine gesellschaftli-der Temporären Kunsthalle Berlin bezog sich Christine Würlen?Wie diese im Zuge des voranschreitenden Klimawandels chen Folgen und setzte dabei unterschiedliche Referenzsystemeaus Kunst und mediatisiertem Alltag zueinander in Be-in nicht allzuferner Zukunft konkret aussehen könnte, demonstrierteBjörn Melhus anlässlich der 53. Venedig Biennale ziehung. Künstlerische, politische, wissenschaftliche und statistischeAussagen überlagern sich, werden retuschiert und inim Jahr 2009. An den Geländern verschiedener Brücken solltenHeliumballons angebracht werden, die das Logo der Biennaletragen sowie die Jahreszahl 2099. Die unteren zwei Drittionbewusst manipuliert wird. Zunächst wurde der dunkel-neue Zusammenhänge überführt, wodurch ihre Interpretatelder Ballons sind blau bedruckt, so dass es aussieht, als wärensowohl Logo als auch Jahreszahl „bis zum Hals“ im Wasbombenbombardiert und so in eine Art white cube verwangraugehaltene ehemalige Garderobenraum mit weißen Farbserversunken. Die blaue Linie der einige Meter über dem tatsächlichenWasserspiegel – und einige Zentimeter über Augen-des aktivistischen Angriffs sichtbar waren. In dem Weiß wadelt,an dessen Rückwand jedoch noch deutlich die Spurenhöhe der potenziellen Besucher – schwebenden Ballons markiertden Wasserpegel, den Venedig im Jahr 2099 zur 98. Bienenbildernund farbigen Infografiken (diese waren vorher aufren graue Rechtecke ausgespart, in die Fotografien von Medinaletatsächlich haben könnte. Mit diesem Vorschlag zu einem Leinwand und Wand gesprayt und abfotografiert worden) gesetztwaren, die wiederum von gesprayten Parolen – politischespielerischen Eingriff in den öffentlichen Raum verweist Melhusauf die durchaus ernstzunehmende Katastrophe. Graffities, die die Künstlerin im Stadtraum dokumentierthatte – überschrieben wurden. „Alle Autos in die Antarktis“lesen wir zum Beispiel über einem Medienbild von SchwarzeneggersUnterzeichnung des „Global Warming SolutionsAct“ (2006), das mit dem Slogan „California Leaders EndingGlobal Warming“ glauben machen will, dass tatsächlich irgendetwasgegen den Klimawandel geschähe. Das Diptychon„Futures“ entstand nach einer – bereits nicht mehr dem aktuellenStand entsprechenden – Grafik zur Erderwärmungsprognoseund visualisiert anhand von fünf Kurven fünf möglicheZukunftsszenarien. Auf der einen Seite sehen wir den ausgescnittenenTeil als rein abstrakte Malerei (die Leinwand, dienach dem Besprühen von der Wand entfernt wurde), auf deranderen die Negativstelle mit den Sprayspuren, auf die derInformationsgehalt der Grafik eingetragen wurde. In einerbewussten Kombination von „symbolischer“ und „dialektischer“Collage (Rancière) verschränkt Würmell hier ästhetische,kulturelle und politisch-aktivistische Diskurse zur Eröffnungneuer Denkräume.

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