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Die Vertreibung der Sudetendeutschen – Dokumentation eines ...

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auswan<strong>der</strong>n, die Grenze offen, und sie können nach ihrem großen deutschen Reich o<strong>der</strong>Deutsch-Österreich auswan<strong>der</strong>n.“ (Abdruck einer Rede <strong>eines</strong> Advokaten aus Prag bei einerFeier in <strong>der</strong> Garnison Postelberg vor deutschen und tschechischen Soldaten in <strong>der</strong> PragerZeitung „Bohemia“ vom 7. Juli 1923)Um die Kritiker bei <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Tschechischen Republik 1919 ruhig zustellen,sprach man von einer „Höheren Schweiz“, die man aufgrund <strong>der</strong> Vielvölker-Strukur desLandes gründen wollte. Tatsächlich hatte man sich bei <strong>der</strong> Friedenskonferenz von St.Germain die Zustimmung <strong>der</strong> damaligen Westmächte zu Staatsgründung mit <strong>der</strong> Vorspiegelungfalscher Tatsachen erschlichen, denn die Angaben im Memorandum Nr. 3 zu Frage <strong>der</strong>deutschen Min<strong>der</strong>heit enthielten eine ganze Reihe grober Fälschungen.Insgeheim dachte man aber gar nicht daran, <strong>der</strong> deutschen Min<strong>der</strong>heit bei irgendeinerstrittigen Frage entgegenzukommen, geschweige, das Recht auf Selbstbestimmung fürdie ungeliebten Mitbewohner zuzulassen. Im weiteren Verlauf begann eine Tschechisierung<strong>der</strong> deutschsprachigen Gebiete, die letztendlich in <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> <strong>Sudetendeutschen</strong> Parteiihren Nie<strong>der</strong>schlag fand, um deutlicher die Min<strong>der</strong>heitenrechte durchzusetzen.Mit dem Abschluß des Abkommens von München vom29.09.1938 war <strong>der</strong> jahrelange Versuch, die<strong>Sudetendeutschen</strong> zu assimilieren, gescheitert. Zuvorhatte Benesch in einem Brief vom 15.09.1938 den immer in<strong>der</strong> Schublade bereitgehaltenen Plan einer Teil- o<strong>der</strong> Komplettvertreibung <strong>der</strong> als >fünfteKolonne bezeichneten Deutschen den französischen und britischen Vermittlern über seinenStaatsminister Necas zukommen lassen. <strong>Die</strong>ses geheime Angebot einer Teilabtretungtschechischen Staatsgebietes in Verbindung mit <strong>der</strong> Aussiedelung von 1,5 bis 2 Millionen<strong>Sudetendeutschen</strong> tauchte erst lange nach Kriegsende auf. (F. P. Habel 2003, 398-403)Der 1938 ins Exil nach London geflüchtete Benesch sah nun nach Kriegsbeginn dieChance, bei einem möglichen Sieg <strong>der</strong> Alliierten, die <strong>Sudetendeutschen</strong> endgültigloszuwerden. Um die Zustimmung zu seinen <strong>Vertreibung</strong>splänen bei den Großmächten zuerhalten, die nicht ohne gewisse Schwierigkeiten zu erlangen waren, wandte er einen Trick an.Bei seiner Unterredung mit Roosevelt im Mai 1943 erwähnte er, daß Stalin dem Transfer<strong>der</strong> <strong>Sudetendeutschen</strong> zugestimmt hätte. Das gleiche Verfahren geschah 17 Tagespäter, als am 29 Mai 1943 Dr. Ripka (enger Mitarbeit von Benesch) dem sowjetrussischenBotschafter Bogomolow signalisierte, daß die USA mit einem „Transfer“ einverstandenseien. <strong>Die</strong> offizielle russische Zustimmung traf aber erst am 6. Juni 1943 in Londonein. Daß in <strong>der</strong> Zeit davor das Ansehen von Dr. Benesch nicht sehr hoch gewesen sein kann,zeigt bezeichnen<strong>der</strong>weise ein Brief, den US-Botschafter Bullit am 16. September 1939 anPräsident Roosevelt richtete und in dem er beschrieb, wie Benesch eine Exilregierung in Londonzu etablieren und die Westalliierten für eine Nichtigkeitserklärung des Münchener Abkommenszu gewinnen suchte:„Benesch kam in <strong>der</strong> Absicht nach Europa, um eine >provisorische Regierung <strong>der</strong>TschechoslowakeiMangel an Weisheit in wichtigen Dingen den Zerfall s<strong>eines</strong> Landeszuließ“. (de Zayas 2005, S. 73-74)<strong>Die</strong> „organisierte“ <strong>Vertreibung</strong>Wie organisiere ich eine <strong>Vertreibung</strong>, bei <strong>der</strong> ich mir die Hände nicht schmutzig mache,die nach außen human erscheint und auch noch an Hand <strong>der</strong> Vorgaben funktioniert? <strong>Die</strong>Lösung, die man auf <strong>der</strong> alliierten Konferenz von Potsdam fand, war simpel und einfach: wirlassen das Ganze von den deutschen Behörden durchführen, nach dem Motto: „the Germansdo it“, und so geschah es.Seit dem Jahresbeginn 1945 lassen sich drei Phasen <strong>der</strong> <strong>Vertreibung</strong> aus dem böhmisch-

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