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Pizzicato Reviews 231

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fein ziselierte Melodien. Prossedaemanzipiert die Musik von Mendelssohnund bringt sie uns durch seineunkonventionelle, aber immer sehrrespektvolle Art näher als man zuerstannehmen könnte. Spieltechnischbrillant, interpretatorischüberzeugend, musikalisch herausragend:Prossedas 'Piano con fuoco'ist eine Herausforderung für jedenMendelssohn-Liebhaber. Auch wenndiese Interpretationen sicherlichnicht jedem gefallen werden, unshaben sie hellauf begeistert! SteffDAS JOSEPHS-EVANGELIUMSUPERSONICScarlatti Illuminated;Sonatenvon D. Scarlattiim Original und in Bearbeitungvon C. Tausig, I. Friedman und W.Gieseking; Joseph Moog, Klavier; 1CD Onyx 4106; 1/11 (62'40)Viele spielen Scarlattis Sonaten,aber nur wenige können es wirklichgut: Pogorelich, Perahia, Pletnev,Tharaud ... und Joseph Moog. Derjunge Pianist scheint jeden Gedankenans Cembalo aus seinem Kopfverscheucht zu haben, denn er willein Maximum an Wirkung aus demKlavier ziehen. Nicht umsonst hat erneben jede Originalsonate eine Bearbeitunggestellt, sei es durch CarlTausig, Ignaz Friedman oder WalterGieseking. Das zeigt sein Interessean Sonorität. Kein dem Cembalonachempfundener Scarlatti amKlavier also, und auch keiner miteiner ins Extreme getriebenen Rechercheund Diversifizierung wie imFalle Pogorelichs. Moog spielt daschon gradliniger, zielbewusster.Nun denke niemand, er spiele sicheinfach schnell durch die Sonatenhindurch. Keineswegs! Er zeigt - erlaubenSie die vielleicht widersinnigerscheinende Feststellung -, dassSchnelligkeit an sich keine Bewegungist. Diese entsteht erst durchdie ganz feine Agogik, durch subtilstabgestimmtes Artikulieren undPhrasieren, sowie eine Dynamik, dieMoog meisterhaft beherrscht, umseinen Scarlatti richtig in Bewegungzu bringen. Und er wäre nicht JosephMoog, wenn nicht auch sein eigenesTemperament, sein ganz ureigenesSpielgefühl mitgestalten würde.Das gibt diesen Sonaten, seien sienun im Original oder in der Bearbeitungzu hören, viel Farbe, etwasangenehm Beherztes, Wärme, undes bringt genuin auch Anklängean Volkstänze zu Gehör, die Scarlattisicherlich beeinflusst haben.Moog tut das im Übrigen durchausnicht 'romantisch', sondern mit vielLeichtigkeit, mit kristalliner Klarheit,raffinierten Klangschattierungenund der ihm eigenen Fähigkeit,die Strukturen der Stücke in immerwieder neuem Farbenreichtum auszuleuchten.Die weißen Lampen aufdem Coverbild sind die Summe desganzen Farbspektrums, der aus denSonaten klingt.Zwischen dem jugendlich-ungestümen,voller Lebenslust zutiefstfröhlichen Dahineilen der SonateK135 und, 14 Tracks weiter, der verhalten-schaukelndenNostalgie derK32 durchstreift Moog sehr unterschiedlicheStimmungsbilder. Undin der zirzensischen Gigue (Scarlatti/Friedman),der abgeklärtenK466, der reflektiv-gutmütigenK380 (eine richtige Medizin fürdie Seele, gewiss als Anti-Depressivumzu gebrauchen) sowie demflinken Flitzen der K519, geht einesnie verloren: die positive Grundhaltung,das zutiefst Menschlicheund daher Wahrhaftige der Musik,die bar jener Künstlichkeit ist, indie Pogorelich seine Scarlatti-Sonatenkleidete.All das macht aus Moog einenwirklich aus dem Vollen schöpfendenScarlatti-Gestalter, der mit dieserCD für die Scarlatti-Bibel dasJosephs-Evangelium geschriebenhat. RéFMIT FRAGEZEICHENF. Schubert: KlavierwerkeVol. 9: Klaviersonaten Nr.5 D. 557 & Nr. 3 D. 459; 6 DeutscheTänze D. 820; Menuett D. 600;Marsch Ddeest; Marsch D. 606; 3Klavierstücke D. 459a; Gerhard Oppitz,Klavier; 1 CD Hänssler ClassicCD.98.571; 2009 (56'23)Der neunte Band von GerhardOppitz' Integrale der Schubertwerkefür Soloklavier wirft einigeFragen auf, die weder der Pianistnoch die Autorin des Textesim Begleitbüchlein beantworten.Da taucht zwischen den unvollendetenKlaviersonaten Nr. 5 und Nr.3 ein Marsch in h-Moll auf, der imDeutsch-Verzeichnis – auch nichtim neuen – nicht aufgeführt wird.Woher er stammt und welche Bewandtnises damit hat, wird nirgendserklärt, was frustrierend ist,da Schubert nur wenige Märschefür Soloklavier komponiert hat, sonoch den in E-Dur D. 606, der hierbrillant eingespielt ist. Der Unregistrierteist in h-Moll, der Tonartder 'unvollendeten' Symphonie, unddaraus schließt man, dass er etwazur gleichen Zeit wie diese komponiertwurde (1822). Dafür gibtes allerdings keine Beweise. Eineweitere Erklärung von Oppitz wäreauch von Nutzen gewesen, nämlich,warum er sich an das neue Deutsch-Verzeichnis hält, das nun wahrlichnicht unumstritten ist, und die SonateE-Dur, auch 'Fünf Klavierstücke'genannt, aufgliedert, indem erder Sonate die beiden ersten StückeAllegro moderato und Allegro zukommenlässt, während er den Restals '3 Klavierstücke' getrennt ausführt(mit gleicher Deutschnummer,aber einem zusätzlichen 'a'). Gut,man weiß, dass die Quellenlage desWerkes kompliziert ist und einigeForscher es eben in eine zweisätzigeSonate und drei Klavierstückeaufgeteilt haben, aber etwas mehrüber das Warum hätte man schongerne erfahren. Hingegen ist an Oppitz'Spiel nichts auszusetzen. DieKlarheit des Anschlags, die Klugheitder Phrasierung und das Hineinhörenin diese wunderbare Musik sinddie trefflichsten Charakteristikendieser Interpretationen. Dabei vermeidetOppitz jede Verniedlichungund jede Versüßung. Sein Schubertklingt männlich entschlossen, beseeltvon einer Musikalität, die denKompositionen wohl tut. GWPLEASE, NOT, OTT!M. Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung;F. Schubert: KlaviersonateD. 850; Alice Sara Ott, Klavier;1 CD Deutsche Grammophon4790088; 2012 (72'29)Da muss ich ja laut lachen: Aufdem Backcover der CD wird ein Kritikerzitiert, der bei Alice Sara Ott'crystalline tone' feststellte, unddann höre ich viele basslastige unddunkel gefärbte, oft matte Klängein Mussorgskys 'Bildern einer Ausstellung'.Heftiges Pedalieren verstärktdie Kraft, mit der die Ott indie Tasten haut. Also schlecht? Gewissnicht alles! Einiges an rhythmischerFantasie gibt es, was mirgut gefällt. Gleich in der Eingangs-Promenade kommt ein etwas zögernderSchritt zum Ausdruck undeinige der Küken hopsen auch ganzunbeholfen durch die Gegend. DieCharakterisierung von Schmuyle unddem reichen Goldenberg gelingt ihrebenfalls durch ganz gezielt eingesetzteRhythmik besonders gut.Die Katakomben werden jedoch sozerdehnt und zerhauen, dass sie einzubrechendrohen, und frösteln tutman dabei nicht. Die Baba-Yaga hatmehr Kraft als Wuppdizität, und dasTor von Kiew ist wieder zerdehnt,als würde es gerade erst gebaut,mit dicken Steinquadern, die aufeinandergehobenwerden. Nur Kraft,kein Ausdruck, keine Feierlichkeit,kein Glanz. Und letzten Endes dochverspielt und vertan.Und was es heißt, Schuberts SonateD 850 zu spielen, das habenandere gezeigt und Alice S. Ott hat'snicht gelernt. Leonskaja oder Schiffz.B. zeigen, was neben Kraft anFarben und an Klanglichkeit in dieserSonate steckt, welch unwiderstehlichenSpieltrieb es im Rondogibt, den die Ott gelangweilt runterspielt.RéFZAUBERHAFTER KLANGSUPERSONICBach und mehr(J.S. Bach: SuitenBWV 1007-1009, K. Penderecki: Sarabande 'J.S.Bach in Memoriam', M. Hertenstein:Luce morenda; S. Beamish: Ariel;K.Gourzi: Nine Lullabies for a newworld); Nils Mönkemeyer, Bratsche;1 CD Sony Classical 88765434782;2012 (85'51)In ein Wechselbad der Gefühlenimmt uns Nils Mönkemeyer mit,wenn er auf seinem kleinen 'Bratschencello'durch Bachs Solosuitentanzt und singt. Die erklärte Liebezu Bach ist unüberhörbar in einemSpiel, in dem der Solist ein idealesGleichmaß an geistiger Tiefe, Sinnlichkeitund liebevoll zum Ausdruckgebrachter Menschlichkeit erreicht.Jeder Satz der drei Suiten wird sozur vollendet vorgetragenen Klangpoesieim Zusammenspiel von Kontrolleund spontanem Überschwang,im Zusammenwirken von seelischerund körperlicher Feinfühligkeit. WerMönkemeyer schon gesehen hat,wenn er spielt, weiß, dass der Tonbei ihm vom ganzen Körper geformtwird, quasi aus dem kleinen Zehherauf wächst. Die Virtuosität iststupend, gewiss aber noch stärkerwirkt der betörend reine und geschmeidigeKlang. Die Bratsche wirdbei ihm zur perfekten Synthese derGeige und des Cellos, die Vorzügejedes der beiden Instrumente ineinem Klang destillierend, dessenReichtum ihn zu dem vielleicht zauberhaftestenStreicherklang überhauptmacht.Den drei Bach-Suiten stellt Mönkemeyerauf der zweiten CD vierWerke zeitgenössischer Komponistengegenüber und widmetCD + SACD + DVD Audio3/2013 pizzicato37

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