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M a x W e b e r, Religionssoziologie II.Das hinduistische soziale System. [33]“Kaste” 1 ) ? Fragen wir ersteinmal negativ: was ist sie n i c h t ? oder: welcheMerkmale anderer, ihr wirklich oder scheinbar verwandter Verbände fehlen ihr ?Was scheidet, um damit zu beginnen, eine Kaste von einem Stamm ? Ein Stammhat normalerweise, das soll heißen: Solange er nicht gänzlch zum Gast- oder zumParia -Volk geworden ist, ein festes Stammesgebiet. Das hat eine eigentliche Kasteschlechthin niemals. Die Kastengenossen wohnen zwar auf dem Lande zu einemsehr bedeutenden Bruchteil dorfweise gesondert. Wenigstens pflegt - oderpflegte - in jedem Dorf eine Kaste diejenige zu sein, welcher allein das volle Bodenrechtzustand. Aber sie hat dann abhängige Dorfhandwerker und Arbeiter beisich. <strong>Jede</strong>nfalls bildet die Kaste keine lokale Gebietskörperschaft: dies widerstreitetihrem Wesen. Ein Stamm ist, wenigstens ursprünglich, durch Blutrachepflicht,direkt, oder indirekt durch Vermittlung der Sippe, verbunden. Damit hat eine Kasteniemals etwas zu schaffen. Ein Stamm umfaßt ursprünglich normalerweiseviele, oft annähernd alle <strong>für</strong> die Bedarfsdeckung nötigen und zugleich möglichenBeschäftigungen. Eine Kaste kann, heute wenigstens (und <strong>für</strong> gewisse Oberkastenschon seit sehr alter Zeit) Leute mit sehr verschiedener Beschäftigung umfassen.Immer aber ist, solange die Kaste ihren Charakter als solche nicht eingebüßt hat,die Art der ohne Kastenverlust zulässigen Beschäftigungen irgendwie ganz festbegrenzt. Sehr oft aber ist “Kaste” und “Beschäftigungsart” auch heute derart festverbunden, daß eine Aenderung <strong>dieser</strong> mit Spaltung der Kaste verbunden ist.Derartiges gibt es <strong>für</strong> einen “Stamm” nicht. Ein Stamm umfaßt normalerweiseLeute jeden sozialen Ranges. Eine Kaste kann zwar in Unterkasten mit außerordentlichverschiedenem sozialen Rang zerfallen und tut dies heute der fast ausnahmslosenRegel nach: oft in mehrere Hundert. Dann können sich diese Unterkastenzueinander genau oder fast genau so verhalten wie verschiedene Kastenzueinander. Ist dem so, dann sind sie in Wirklichkeit Kasten; der allen gemeinsameKastenname hat dann nur - oder doch fast nur - historische Bedeutung unddient den degradierten von ihnen als Stütze sozialer Prätension dritten Kasten gegenüber.Kaste ist also ihrem Wesen nach mit sozialem Rang innerhalb einer1) Der Ausdruck ist portugiesischen Ursprungs. Der alte indische Name war “varna”, “Farbe”.33

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