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DePression UnD BUrnoUt - Equilibrium

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newsEine Themenzeitung von MediaplanetDezember · 3Stress macht krankImmer mehr steigt der Druckin der Arbeitswelt. Immerdramatischer wirkt sich das aufdie Gesundheit der Menschenaus. Denn nicht jedem gelingtes gleichermassen, trotz hohenAnforderungen seinen Körperund Geist in Balance zu halten.Die Verpflichtungen reihen sich imTerminkalender eng aneinander. DieUnterlagen stapeln sich auf dem Arbeitstischund schreien nach Bearbeitung.Das Telefon klingelt unaufhörlich.Und die Sitzungen verheissennichts Gutes: noch mehr Arbeit, nochmehr Termine. Das kann phasenweisedurchaus interessant und herausforderndfür den Menschen sein. Aberirgendwann droht der Kollaps, derHerz-Infarkt oder das Burnout.Stress im ÜberflussDie Zahlen des Internationalen ArbeitsamtesBIT malen ein klares Bild: 75 Prozentder Arbeitnehmer geben an, unterStress zu leiden. Die Forschung hat zudembewiesen, dass der menschlicheKörper etwa sieben Stressoren pro Wocheverarbeiten kann. In der heutigenZeit muss er aber mit über 50 Stressorenfertig werden. Im SchweizerischenZentrum für Stressforschung SZS definiertman Stress wie folgt: «Stress istdas Missverhältnis zwischen den Anforderungenund den verfügbaren Ressourcen,aus dem eine ernsthafte Bedrohungentsteht, die die Alarmzentraleim Gehirn überfordert, blockiert undzu schädlichen Herz-/Hirnfrequenzenführt.»Druck am ArbeitsplatzEs gibt verschiedene Gründe, die zusolchen Missverhältnissen führen.Heutzutage weit verbreitet sind Existenzängste,Probleme am Arbeitsplatz,Mobbing, Schwierigkeiten inder Partnerschaft oder Probleme inder Schule. Und gerade in Krisenzeitenist die Arbeitswelt noch mehr gefordert.Der Druck steigt, man ignoriertÜberbelastung oder Überforderung,aus Angst, seine Stelle zu verlieren.Oft übersieht man dann wichtigeWarnsignale.Schwerwiegende FolgenBleiben diese Warnsignale über einenlängeren Zeitraum unbeachtet,fallen die körperlichen und psychischenSysteme aus dem Gleichgewicht– und der Mensch wird krank.Dem einen schlägt der Stress aufden Magen, ein anderer bekommtSchweissausbrüche. Die körperlichenFolgen können sich aber auchweit dramatischer auswirken: Gefässkrankheiten,Stoffwechselstörungen,Organkrankheiten oderHerzinfarkt. Stress geht sogar nochweiter: Ignoriert man ihn, wucherter, bildet Myome, Zysten, Tumore.Das kann bis hin zu bösartigemKrebs führen. «Forschungen habenbewiesen, dass Stress die meistverbreiteteUrsache für Krebs ist»,sagt Kilian Schmid, Forschungsleiterbeim SZS. Lernt man den Stressnicht zu bändigen, kann er auch psychischeFolgen haben: Schlafstörungen,Unzufriedenheit, Müdigkeit.Solche Symptome können zu einerschwerwiegenden Depression odergar zu Suizid führen.Mit Bewegung vorbeugenStress lässt sich heute dank wissenschaftlichenMethoden messen. Damitdie Situation gar nicht erst eskaliert,gilt es vorzubeugen. Vor allem ausreichendBewegung und Entspannunghelfen, aber auch eine gesunde Ernährung.Die Sexualität ist das Hauptmotivationsprinzipder Natur und birgt eingrosses Energiepotenzial, das sich positivauf die Gesundheit und das psychischeWohlbefinden auswirken kann.Aber alles in allem gilt eine goldene Regel:die Balance zwischen Körper, Geistund Seele aufrecht zu halten.FactsStress bekämpfenNathalie Schochredaktion.ch@mediaplanet.com■■Um Stress zu reduzieren und inden Griff zu bekommen, unterscheidetman heute vier Wege.■■Das Zeitmanagement:die arbeit in passende Zeitintervallelegen - inklusive Ruhepausen.■■Das Reizmanagement:Störreize versuchen zu reduzierenoder zu kanalisieren.■■Das Erregungsmanagement:versuchen, vegetative Reaktionen aufStressoren zu vermindern.■■Das Belästigungsmanagement:damit kann man die subjektiveBewertung von Stressoren verändern.Bewegung – undnochmals BewegungDer Stress ist allgegenwärtig.Und Stress kann böse Folgenhaben. Damit es nicht so weitkommt, bedarf es wichtigerErkenntnisse. Kilian Schmid,Leiter des SchweizerischenZentrums für Stressforschung,setzt sich täglich damitauseinander.■■Die Mehrheit der Arbeitnehmergibt an, unter Stress zuleiden. Woran liegt das?Gerade in Krisenzeiten macht sich derStress deutlich bemerkbar, vor allemdurch erhöhten Druck und Arbeitsplatzunsicherheit.Es sind aber nicht nur dieArbeitnehmer, die darunter leiden, sondernauch die Arbeitgeber.Kilian SchmidLeiter des SchweizerischenZentrums fürStressforschung■■Ist Stress gefährlich?Stress ist grundsätzlich nicht gefährlich.Im Gegenteil, Stress braucht derMensch. Erst wenn er über einen längerenZeitraum in massivem Ausmassanhält, kommen die psychologischenund physiologischen Systeme aus demGleichgewicht und der Mensch wirdkrank. Die Folgen sind oft Herz-Kreislauf-Erkrankungen,Magen-Darm-Beschwerden,das kann bis hin zu Krebsführen.■■Ist Stress messbar?Ja, durchaus. Es gibt wissenschaftlicheMesstechniken, die es ermöglichen, physiologischund psychologisch relevanteDaten des persönlichen Stresslevels undderen Auswirkungen auf den Körper zuerhalten, respektive den Stress des Menschenzu messen. Wir nutzen drei Methoden:die HerzratenvariabilitätsmessungHRV, den Oxidationstest und etascan.■■Gibt es ein Patentrezept, deneigenen Stress in den Griff zubekommen?Morgens zehn Kniebeugen, zehn Mal Armund Ellbogen schwingen – und der grössteStress ist bereits abgebaut. Bewegungist das A und O, um Stress zu vermindern.So erstaunt es nicht, dass vor allem Menschenin Dienstleistungsberufen gefährdetsind.■■Immer mehr Menschen erleidenein Burnout. Ist der Druck von aussengestiegen oder ist die Gesellschaftheute weniger belastbar?Der Druck von aussen ist eindeutig gestiegen.Die Forschung hat bewiesen, dass unserKörper etwa sieben Stressoren pro Wocheverarbeiten kann. Heute werden wirmit bis zu 50 Stressoren konfrontiert.Kanyama Butzredaktion.ch@mediaplanet.compublireportageDepressionkann jedentreffen!Gut zu wissen, dass eswirksame Therapien gibt.Edith Holsboer-Trachsler ist stellvertretende Chefärztin derErwachsenenpsychiatrie sowie Bereichsleiterin der Abteilung fürDepressionsforschung, Schlafmedizin und Neurophysiologie anden Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. Johannes Beckist Oberarzt am Zentrum für Affektive Krankheiten & Depression(ZAD) der UPK Basel. Sie beschreiben die Merkmale und Eigenheitenvon Depressionen und zeigen auf, wie Betroffene reagierenkönnen.Stress, Burnout, DepressionStressbelastungen sind ein natürlicher Teil des Lebens. JedeKonfrontation mit einer Belastung löst eine normale körperlicheund psychische Stressreaktion aus, die uns in dieLage versetzt, die jeweilige Herausforderung zu meistern.Solange eine Stressbelastung nur von kurzer Dauer ist, kannsie aufgrund ihrer aktivierenden Wirkung durchaus als positiveHerausforderung erlebt werden. Die Stressreaktion wirdim Normalfall nach Überwinden der auslösenden Situationrasch beendet. Chronischer Stress hingegen kann die Anpassungsreservenüberfordern, wodurch eine Burnout-Symptomatikbis hin zu einer schweren Depression entstehen kann.Burnout ist ein Sammelbegriff für einen Zustand körperlicher,emotionaler und geistiger Erschöpfung im Zusammenhangmit langfristiger emotionaler Überbelastung amArbeitsplatz. Schwere Burnout-Zustände erfüllen häufig dieKriterien einer depressiven Erkrankung.Was ist eine Depression?Eine Depression ist eine schwerwiegende seelische Erkrankung,die sich von vorübergehenden Verstimmungszuständenoder von Phasen von Trauer, etwa nach dem Verlust einergeliebten Person, unterscheidet. Die typischen Symptome einerDepression sind traurige Verstimmung, Schlafstörungen,schlechte Konzentration, Müdigkeit, Reizbarkeit, Appetitmangelund Gewichtsverlust sowie Hoffnungslosigkeitund die Unfähigkeit, sich an Ereignissen in der Umgebungemotional zu beteiligen. Das Interesse an normalerweisegeliebten Dingen ist wie abgestorben. In schweren Fällenist die Hoffnungslosigkeit so stark ausgeprägt, dassder Lebenswille erlischt und Selbsttötungsgedanken auftretenbis hin zur Planung und Durchführung von Suizidversuchen.Eine Depression kann schleichend beginnenoder aber auch ganz plötzlich auftreten wie ein Blitz ausheiterem Himmel. Depressionen sind in der Bevölkerungweit verbreitet. Studien zeigen, dass ungefähr 15 Prozentder Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer Depressionerkranken. Das Bekenntnis des Fussballspielers Ivan Ergic,der auf dem Höhepunkt seiner Karriere an einer schwerenDepression erkrankte und dies öffentlich machte, ist nurein Beispiel, dass Depressionen auch Erfolgreiche treffenkönnen.Gründliche DiagnostikDie diagnostische Abklärung bei Verdacht auf eine Depressionmuss unter sorgfältiger Berücksichtigung von psychischenund körperlichen Faktoren erfolgen, da auch eineVielzahl von körperlichen Erkrankungen wie etwa hormonelleStörungen, hirnorganische Erkrankungen oder auchein Schlafapnoe-Syndrom eine ähnliche klinische Symptomatikhaben kann. Die Universitären Psychiatrischen KlinikenBasel bieten daher eine gründliche und umfassendeAbklärung mit der ganzen Kompetenz einer modernenUniversitätsklinik an.Behandlung der DepressionEine Depression kann viele Gesichter haben. Da ist es gutzu wissen, dass inzwischen eine breite Palette von gutwirksamen Therapieangeboten existiert. Neben wirksamenPsychotherapieverfahren stehen gut verträgliche medikamentöseTherapieformen zur Verfügung, sodass die Therapieplanungauf die individuelle Person massgeschneidertwerden kann. Dazu gehören auch künstlerisch-gestaltendeTherapien, Sport- und Physiotherapie sowie Entspannungsverfahren,Stressmanagement und Lichttherapie.Der Weg zurück ins LebenEin wichtiges Ziel jeder Therapie ist die erfolgreiche Wiedereingliederungin den Alltag. Wir legen grossen Wertdarauf, den Wiedereinstieg ins Leben ausserhalb der Klinikgut vorzubereiten. Dies kann sozialdienstliche Unterstützungzu den Themen Wohnen, Arbeit und Finanzen sowieauch die Organisation einer weiterführenden therapeutischenBegleitung ausserhalb der Klinik sein. Auf Wunschder Patientin, des Patienten sind dabei der Einbezug vonAngehörigen sowie Gespräche mit Arbeitgebern möglich.Zentrum für Affektive Krankheiten& Depression (ZAD) Basel der UniversitärenPsychiatrischen Kliniken BaselStationäres Angebot:Universitäre Psychiatrische Kliniken BaselWilhelm Klein-Strasse 27, CH- 4025 BaselTel. 061 325 50 97, E-Mail: christine.haselbach@upkbs.ch,www.upkbs.chAmbulantes Angebot:Psychiatrische Universitätspoliklinik der UPK BaselPetersgraben 4, CH-4031 BaselTel. 061 265 50 40, E-Mail: zad@upkbs.chwww.upkbs.ch


4 · Dezember Eine Themenzeitung von Mediaplanetpersonal insightFrage: Warum begeht ein Mensch Suizid, wenn er doch alles hat?Antwort: Depression ist eine ernst zu nehmende Krankheit. InKombination mit anderen Aspekten sieht man durch sie irgendwannkeinen anderen Ausweg mehr.Sein Freitod erschüttertdie (Fussball-)WeltAusweglosigkeitDeutschlandDer Selbstmord des Deutschen NationaltorwartsRobert Enke hat hohe Wellen geschlagen.Das Thema Depression ist seitdem tragischen Tod des jungen Sportlersaktueller denn je. Der Tormann der DeutschenNationalmannschaft zerbrach aneiner Depression. Die Krankheit trieb ihnam 10. November 2009 in den Selbstmord.In der Fussballwelt als Held gefeiert, verlorEnke schliesslich sein ganz persönlichesSpiel des Lebens.Der 32-Jährige war anders als viele seinerFussballer-Kollegen. Er stand nicht gerneim Rampenlicht. Journalisten erhieltenselten spektakuläre Interviews. Im Gegenteil,der Hannover-96-Spieler wählte stetsdie passenden Worte; schlug nicht einfachnur mit Worthülsen um sich. RobertEnke war kein Redner, er war ein Macher– Mit seinem Klub Hannover 96 kämpfte erzuerst gegen den Abstieg und danach imgrauen Mittelfeld. Anders als andere Sportlerseines Kalibers nutzte er seine Passion –den Fussball – nicht als mediale Plattform,um sich selbst zu vermarkten. Das überliesser lieber anderen. Stattdessen brillierteEnke im Tor und war bereits auf dembesten Weg an die Weltmeisterschaft inSüdafrika. Diese hätte die Krönung seinerKarriere werden können.Depression – eine Volkskrankheit«Fussball ist nicht alles», erklärte TheoZwanziger, Präsident des Deutschen Fussballbundes,kurz nach Enkes Tod und erlangdamit die Zustimmung aller Anwesenden.Die Zeit sei reif «das Kartell der Tabuisierungzu brechen». Offen redete Zwanzigerüber die Tabu-Krankheit und die Angstdavor, über eine Depression zu sprechen.Auch in der Schweiz leiden rund 20 Prozentaller Erwachsenen mindestens einmalim Leben an einer Depression. Nichtselten endet diese Volkskrankheit gar tödlich.Dennoch wird dieses Thema gerne unterden Teppich gekehrt.Der Tod des 32-jährigen Nationaltorwartslöste nicht nur in der FussballweltBetroffenheit aus. Warum sollte sich einso junger Mann mit derart schillerndenZukunftsaussichten freiwillig das Lebennehmen? Berufliche Rückschläge, gesundheitlicheProbleme, insbesondere aber dieTrauer um den Tod seiner zweijährigenTochter Laura vor drei Jahren, sind naheliegendeMotive für den traurigen Entscheiddes verzweifelten Torwarts, Ehemannesund Vaters. Psychiater vermutendahinter allerdings etwas, was über normaleTrauer weit hinausgeht: eine schwereDepression. Dies ist leider kein Einzelschicksal,denn psychische Krankheitensind gemäss Experten in rund 90 Prozentaller Fälle Ursache für einen Suizid.ProfilRobert Enke(*24. August 1977† 10. November2009)■■Privat:Verheiratet mitteresa EnkeLeibliche Tochter2006 an GeburtsfehlerverstorbenSeit Mai 2009 eineknapp siebenmonate alteadoptivtochter■■Sportkarriere:1995 Einstieg inden Profifussball(auswärts gegenHannover)1999–2002Benfica Lissabon2002–2004FC Barcelona2004–2009Hannover 962007–2009Deutsche Nationalmannschaft«Dieses Gefühl ist beängstigend. Mantraut es sich als Fussballer nicht auszusprechen,weil es andere viel härter trifft,aber das Gefühl, arbeitslos zu sein, ist füreinen Profi nicht weniger schlimm als füreinen Elektriker», erklärte Robert Enkevor fünf Jahren in einem Interview. Bereitsdamals litt Hannovers Nationaltorwartan einer Depression. Dieses Schicksalteilte er allerdings weder mit derÖffentlichkeit noch mit seinem Fussballverein.Zu gross war die Angst vor den Reaktionen.So präsent die Krankheit ist, so unverständlichscheint sie noch immer zu sein.Es gibt sie in diversen Varianten, sie istschwer zu messen und nicht wirklichfassbar. Wenn die Öffentlichkeit durchden Freitod des Fussballprofis eine Erkenntnisgewinnen kann, dann wohl amehesten jene, wie wichtig es ist, offen überdie Krankheit Depression zu sprechen.Antrieb und Hoffnung fehlteGefeit ist vor Depressionen niemand. Geradefür die Angehörigen ist wohl aber besondersbelastend, dass depressive Personenhäufig nicht über ihre Probleme reden.Diese Ahnungslosigkeit dürfte auchfür Robert Enkes Frau Teresa neben demeigentlichen Tod ihres Mannes mit dasSchlimmste gewesen sein. In einer bewegendenPressekonferenz, in der sieund Enkes Therapeut Valentin Marksernur einen Tag nach dem tragischen Freitodüber den Seelenzustand des Torhüterssprachen, kam dies deutlich zum Vorschein.«Wenn er akut depressiv war, wardas schon eine schwere Zeit.» Dann habenihrem Mann der Antrieb und die Hoffnunggefehlt. «Dazu kam die Angst, seinenSport und sein Privatleben zu verlieren»,sagte die 33-Jährige. «Wir dachten,wir schaffen alles. Wir dachten, mit Liebegeht das. Aber manchmal schafft mandoch nicht alles!»Abschiedsworte eines FansHeute noch geht es mir nahe, was mitRobert geschehen ist, und meine Betroffenheitzeigt sich selbst beim Verfassendieser Zeilen. Als mich die Nachrichtseines Todes erreichte, war ich ebensofassungslos wie der Grossteil der Bevölkerung.Gleichzeitig habe ich umdenkenmüssen und sehe den Freitod und dieKrankheit Depression, seit November diesesJahres, aus einem ganz anderen Blickwinkel.EinemFreund, der ebenfalls keinenanderen Ausweg sah, habe ich deshalbheute verziehen. Ruhe in Frieden«Gott brauchte einen Torwart. Er hat denbesten bekommen!»Nicole Kettlerredaktion.ch@mediaplanet.comKurznachrichtenschicksal 1Dimitri De Fauwschicksal 2Gianluigi Buffonschicksal 3Sven HannawaldSport und Depression■■Robert Enkes tragisches Schicksalist leider kein Einzelfall. Unter Sportlernkommt es trotz Ruhm, Ehre, Ansehenund Geld oftmals zu Burnouts, Depressionenoder gar Suizid. SebastianDeisler von Bayern München machteseine Krankheit zwar publik, beendeteaber dennoch seine Karriere. SkispringerSven Hannawald stieg nach einemLeiden SpitzensportKein Platz für Schwächen.Foto: Dreamstime.comBurnout-Syndrom aus dem Spitzensportaus. Dimtri De Fauw nahm sich mit nur28 Jahren das Leben. Experten glauben,dass im Spitzensport einfach kein Platzist, um Schwäche zu zeigen. Wer diesezeigt, hat automatisch schon verloren.Vor dem fürchten sich selbstverständlichviele, halten ihre Probleme geheimund zerbrechen sukzessive daran.■■Der belgische RadrennfahrerDimitri De Fauw beging nur wenigeTage vor dem deutschen Nationaltorwartebenfalls Selbstmord. De FauwsKarriere begann 2003 beim Farmteamvon Quick-Step-Davitamon, wo ernoch im selben Jahr vier Titel gewann.Ab Mitte 2004 fuhr der Radrennfahrerdann für Profi-Mannschaften.Der 26. November 2006 brachte allerdingsdie Wende. De Fauw soll nacheinem schrecklichen Unfall bei einemHeimrennen, den Sixdays vonGent im Jahr 2006, unter Depressionengelitten haben. Damals kollidierteer mit dem Spanier Isaac Galvez, derin eine Bande stürzte und schliesslichseinen Verletzungen erlag. Auchwenn de Fauw keine Schuld getroffenhat, nahm ihn dieses Geschehen starkmit. Ob sich der 28-Jährige am 6. Novemberaus diesem Grund das Lebennahm, ist allerdings nicht eindeutigbekannt.■■Der Juventus-Torhüter Gianluigi Buffongestand in seiner Autobiographie«Nummer 1», dass er an Depressionengelitten hat. «Ich war nicht zufriedenmit meinem Leben, dem Fussball undmeiner Arbeit», schrieb er. Italiens Weltmeister-Torwartlitt von Dezember 2003bis Juni 2004 an schweren Depressionen.In dieser Zeit habe er sich in psychologischeBehandlung begebenen, erklärteder 30-Jährige. Auch Symptome habensich bei Buffon klar bemerkbar gemacht.So hätten seine Beine plötzlich angefangenzu zittern, beschrieb er in seinemBuch. Die Angst vor der Teilnahme ander Europameisterschaft 2004 habe ihnschliesslich dazu bewogen, seinen Kopfaus der Schlinge zu ziehen und psychologischeHilfe in Anspruch zu nehmen.Auch wenn man reich und berühmt sei,gebe es Tausende Gründe, depressiv zuwerden. Dank psychiatrischer Unterstützungkonnte Buffon seine Depressionenallerdings überwinden.■■Sven Hannawald nahm bereits im Altervon sieben Jahr an einem Skisprunglehrgangteil. Vor elf Jahren gewann erbei der Skiflug-WM in Oberstdorf sowieden Olympischen Spielen in Naganoschliesslich erstmals Silber. Im Jahr2000 wurde er in Norwegen Skiflugweltmeisterund bei der Ski-WM 2001 gab esfür Hannawald sogar die Goldmedaille.Es folgten zahlreiche Siege und Medaillen.Als erster und bisher einziger Skispringergelang es Hannawald, alle vierTeilwettbewerbe der Vierschanzentourneein einer Saison zu gewinnen. Im Jahr2002 wurden seine Leistungen sogar mitder Auszeichnung Sportler des Jahres gekürt.Dutzende Siege später wurde vorfünf Jahren bekannt, dass Hannawaldan dem sogenannten Burnout-Syndromgelitten hatte und sich dafür in eine Spezialklinikbegab. Der damals 31-Jährigeteilte 2005 schliesslich mit, dass ersich nach erfolgreicher Behandlung desBurnouts nicht mehr den Strapazen desProfisports aussetzen wolle, weshalb erseine Karriere hiermit beende.


Eine Themenzeitung von MediaplanetDezember · 5KondolenzWas bleibt, istdie TrauerRobert Enkes Freitod hat dasVolk bewegt. Rund 40 000Menschen waren dabei, alsEnkes Sarg in der AWD-Arenain Hannover aufgebart wurde.Als am Abend des 10. November dieNachricht vom Tod des deutschen TorwartsRobert Enke publik wurde, fuhreine Schockwelle durch Deutschlandund die gesamte Fussballwelt. Nurwenige Stunden danach hat der spanischeMeister und Champions-League-Sieger FC Barcelona im Camp-Nou-Stadion eine Schweigeminute für ihrehemaliges Klubmitglied eingelegt.Nicht nur seine Fans und treuenAnhänger, nein, auch die Menschen,welche Enkes erfolgreiche Karrierenur am Rande mitverfolgten, fühltenplötzlich tiefe Betroffenheit. Soverwundert es nicht, dass sich rund40 000 Menschen in der AWD-Arena inHannover versammelt haben, um dembewegenden Abschied des erfolgreichenTorwarts beizuwohnen. TausendeHannover-96-Fans und Hundertevon Weggefährten waren gekommen,um Robert Enke die letzte Ehre zu erweisen.Die Aufbahrung des Fussballheldenwurde schliesslich zur grösstenTrauerfeier Deutschlands seit demTod von Konrad Adenauer, dem erstenBundeskanzler Deutschlands nachdem Zweiten Weltkrieg.Kein AuswegRobert Enke fehltenAntrieb und Hoffnung.Dazu die Angst alles zuverlieren.Foto: Uhlsport GMbHÜberwältigende AnteilnahmeFast alle Bundesligisten und zahlreicheausländische Klubs hatten Delegationennach Hannover geschickt.Mit Lichtermeeren am Unglücksortund vor dem Hannover-Stadion sowieeinem Trauermarsch mit mehr als35 000 Menschen wurde der Fussballergeehrt. Auch dem Pastor HeinrichPlochg ist es zu verdanken, dass dieGedenkfeier zu einer der bewegendstenMomente der Deutschen Fussballgeschichtewurde. Aus der TodesanzeigeEnkes zitierte er: «Hoffnung istnicht die Überzeugung, dass etwas gutausgeht, sondern die Gewissheit, dassetwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.»Nicole Kettlerredaktion.ch@mediaplanet.cominterviewPD Dr. med. Urs HeppChefarzt des Externen PsychiatrischenDienstes der Psychiatrischen Dienste AargauOft geschieht ein Suizid aus einerplötzlichen Lebenskrise heraus undist keine überlegte Entscheidung.Deshalb hält PD Dr. med. UrsHepp, Chefarzt des ExternenPsychiatrischen Dienstes der PsychiatrischenDienste Aargau, vielvon einer starken Präventionsstrategie.■■Die Schweiz hat eine eherhohe Suizidrate. Warum ist dasso?!Wir liegen mit rund 1300 Suizidenjährlich im europäischenVergleich im oberen Drittel. Seit Anfangder 80er-Jahre erleben wir abereinen Rückgang der Suizidzahlen.Man weiss nicht genau warum, dochvermutlich sind eine bessere Beratungund Behandlung und weiterentwickelteund besser wirkendeMedikamente eine Erklärung.■■Ist denn die allgemeineHemmschwelle für denGang zu einer Beratunggesunken?!In den Medien sind psychischeStörungen vermehrt präsent.Dies erleichtert es Betroffenen, beipsychischen Problemen Hilfe eher inAnspruch zu nehmen.■■Wo gibt es heute nochHandlungsbedarf?Die Schweiz hat einen liberalen! Umgang mit Schusswaffen.Schusswaffensuizide sind daherhier viel häufiger als anderswo inEuropa.■■Es braucht also dochstrengere Gesetze?Der Zugang zu Schusswaffen! müsste aus unserer Sicht gesetzgeberischerschwert werden. Beigefährlichen Medikamenten wurdenbeispielsweise die Packungsgrössenverkleinert – das führte zu einer Reduktionvon Suiziden durch Vergiftungen.■■Wird denn insgesamtgenug für die Suizid präventiongetan?!Ein Beispiel: In die Präventionvon Verkehrsunfällen wurde aufverschiedenen Ebenen viel investiert:Gurten- und Helmtragepflicht,Geschwindigkeitsreduktion, strassenbaulicheMassnahmen, Schulungder Autofahrer und technischsicherere Autos. Das hat die Zahl derVerkehrstoten massiv gesenkt. Dankdem Katalysator gibt es übrigensauch kaum noch Suizide mittels Autoabgasen.In der Suizidpräventionbräuchte man ebenfalls wesentlichmehr Aktivitäten auf verschiedenenEbenen.■■An welche Massnahmen denkenSie konkret?Zunächst die Schaffung niederschwelligerAngebote für psych-!iatrisch-psychotherapeutische Beratung.Es geht darum, psychische Erkrankungenzu entstigmatisieren.Mit technischen Massnahmen könntenHotspots wie Brücken gesichertwerden. Man hat das auch bei derMünsterplattform in Bern mit einfachenMitteln erfolgreich geschafft.Im klinischen Alltag bräuchte es einfacheKontaktangebote für Menschennach Suizidversuchen. Wer einenSuizid einmal versucht hat, hatein massiv höheres Rückfallrisiko.■■Warum versuchen Menscheneinen Suizid?Oftmals leiden die Betroffenen! an psychischen Erkrankungen,insbesondere Depressionen. AndereMenschen entwickeln suizidalesVerhalten als Reaktion auf eine akuteLebenskrise, die sie als auswegsloserleben. Gerade bei emotional impulsivenKrisen kann ein erschwerterZugang zu Waffen lebensrettendsein, denn die suizidale Krise gehtmeistens rasch vorbei.■■Und wie sieht das Lebennach der Krise aus?Die grosse Mehrheit derjenigen,! die ihren Suizidversuch überlebthaben, ist froh und überlebtlangfristig. Entscheidend ist, dassDepressionen und andere psychischeStörungen erkannt und richtig behandeltwerden und den Betroffenenentsprechende Hilfe angebotenwird.Eine umfangreiche Liste schweizweiterHilfsangebote findet man aufder Website www.ipsilon.ch. Als ersteAnlaufstelle in einer Krise ist dereigene Hausarzt jederzeit ansprechbarund man kann ihm seine Problemeerzählen.Alexander Sahebredaktion.ch@mediaplanet.com


6 · Dezember eine ThemenzeiTung von meDiaplaneTSCHRITTnews1wenn sich diefreude verabschiedet■ ■Frage: Wie viele menschensind tatsächlich von einer Depressionund depressionsähnlichenstimmungen betroffen?■ ■Antwort: mehrere hunderttausendmenschen in der schweiz leidenunter Depressionen. inklusivedes umfelds der erkrankten istwahrscheinlich wohl mehr als diehälfte der bevölkerung betroffen.In Mitteleuropa ist jeder achte Menschwegen depressiver Erkrankung in Behandlung.Die Dunkelziffer dürfte vielhöher sein. Depressionen beeinträchtigennicht nur den Kranken selbst, seinganzes Umfeld ist davon betroffen. «Esgibt nicht die eine Depression, sondernnur den depressiven Menschen», sagtHeinz Böker, leitender Arzt für Depressions-und Angstbehandlung an derPsychiatrischen Uniklinik Zürich. Depressionentreten in unterschiedlichenFormen auf und sie können sich durchseelische und körperliche Anzeichenzeigen. Diese reichen von Verstimmung,Freud- und Antriebslosigkeit über Konzentrationsschwierigkeitenbis zuSchlafstörungen und Appetitlosigkeit.Allen depressiven Erkrankungen gleichist, dass kein Ausweg mehr gesehen undstark an sich selbst gezweifelt wird.Es gibt keinen SchuldigenDie Ursachen für eine Depression sindvielfältig. Die «Schuld» kann nicht nurden Genen gegeben werden: GenetischeFaktoren spielen zwar eine Rolle, begünstigenjedoch lediglich die Erkrankungunter dem Einfluss von äusserenFaktoren. Das kann der Tod einer nahestehendenPerson genauso wie plötzlicheArbeitslosigkeit sein. Zudem gibt eseine Palette an biologischen Ursachen,wie Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus oder der Schilddrüsenfunktion.Meist besteht eine Wechselwirkungzwischen inneren und äusseren Faktoren.Und Depressionen gehen in vielenFällen mit anderen psychischen Erkrankungenwie Angst- oder Zwangsstörungeneinher. Solche können bereits in derPubertät und im jungen Erwachsenenalterentstehen. Deshalb sollte neben denkörperlichen Ursachen auch immer einemögliche psychische Erkrankung in derVergangenheit betrachtet werden.faCts■■Mehrere HundertausendMenschen in der schweiz leiden unterDepressionen. Wahrscheinlich ist mehrals die hälfte der Bevölkerung betroffen,inkludiert man das Umfeld dererkrankten. informationen, ratschlägeund anlaufstellen finden Betroffene aufinternetseiten.Lesen Sie mehr! im Internet:www.depression.chwww.depression.uzh.chwww.depressionen.cheine ernste krankheitDepressionen sind mit eineraussergewöhnlich hohen Ratean Suizidalität verbunden,welche während der Krankheitsepisodeakut sein kann undnach Abklingen der Depressionwieder verschwindet.Prof. Dr. med.Erich SeifritzDirektor, Klinik füraffektive erkrankungenund allgemeinpsychiatrieZürich ost;Psychiatrische UniversitätsklinikZürichProf. Dr. Heinz Bökerleitender Chefarzt an der PsychiatrischenUniklinik Zürich«Depressivemenschen neigendazu, ihrenzustand zuverbergen.»■■Was ist Depression genauund welche Krankheitsstufen undSymptome gibt es?Depressionen sind schwerwiegende psychischeoder seelische Erkrankungen,welche sich von vorübergehenden Verstimmungszuständenoder von Phasenvon Trauer, etwa nach dem Verlust einergeliebten Person, unterscheiden. Die Unterscheidungvon solchen normalen Veränderungender Gemütslage und Depressionenist oft nicht einfach, da der Übergangfliessend sein kann. Die wichtigenSymptome einer Depression sind einegedrückte Grundstimmung, Antriebsstörungen,Schwierigkeiten, Entscheidungenzu treffen, Verlust der Fähigkeit, Freudezu empfinden, Konzentrationsstörungen,Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlesowie oft Angstzustände. HäufigeZusatzsymptome sind körperliche Missempfindungenwie Schmerzen, Unwohlseinsowie Störungen des Schlafs und desAppetits. Es gibt wenige Krankheiten inder Medizin, welche subjektiv für die betroffenePerson sowie deren Angehörigeso schwerwiegend und häufig so lebensbedrohlichsind wie Depressionen. Depressionensind mit einer aussergewöhnlichhohen Rate an Suizidalität verbunden,welche während der Krankheitsepisodeakut ist und nach Abklingen der akutenDepression wieder verschwindet.■■Behandlungsmöglichkeitenheute?Depressionen werden mit psychologischen,biologischen und sozialen Methodenbehandelt. Moderne Therapien bestehenaus einer auf den Patienten oder diePatientin individuell massgeschneidertenKombination aus Psychotherapie, medikamentöserTherapie und sozialer Beratungund Unterstützung. Wir haben heutzutageverschiedene wirksame Psycho- undPharmakotherapieformen zur Verfügung,welche es uns erlauben, die möglichst fürdie individuelle Person beste Form auszuwählen.DEPRESSIon ISTMEnSCHLICHHilfe holenNiemand ist depressiv, nur weil er manchmalan depressive Verstimmungen leidet.Das sind meist nur Warnsignale für Erschöpfungoder Überforderung und hierkann der Betroffene leicht gegensteuern.Je schwerer und langanhaltender eineDepression verläuft, desto schwierigerist es, allein wieder hinauszufinden. «DepressiveMenschen neigen dazu, ihrenZustand zu verbergen. Sie sind oft überauspflichtbewusst und leiden darunter,keine Energie aufbringen zu können»,sagt Heinz Böker. Oft sprechen sie monatelangnicht über ihre Belastung.Die Depression ist jedoch nie ein Problemeines einzelnen, sondern berührtsein ganzes Umfeld. Familie und Freundereagieren mit zunehmender Sorge undkümmern sich vermehrt um den Betroffenen.Gut gemeinte Ratschläge erreichenden Depressiven aber kaum noch und einGefühl der Hilflosigkeit stellt sich ein. DieOhnmacht der Nahestehenden kann deninneren Leidensdruck zusätzlich verstärken.Das Leben in Familie und Partnerschaftist mit der Zeit komplett von derKrankheit geprägt. Um diesen Teufelskreisaus Erschöpfung und Machtlosigkeitzu durchbrechen, ist professionelleHilfe meist unerlässlich.Depression ist menschlichDepressionen treten in allen Ländern,Kulturen und sozialen Schichtengleich häufig auf. Der Umgang mitder Krankheit ist jedoch kulturell sehrunterschiedlich. In sogenannten Entwicklungsländern,wo die Alltagsdynamikweniger ausgeprägt ist, stehendie Menschen dem Thema sehr viel unverkrampftergegenüber. In Industrieländernhingegen steht die Depressionkonträr zum kulturell normativen Verhalten.Oft wird sie tabuisiert und nichtzuletzt auch von den Betroffenen selbstals Scheitern, Versagen und Unfähigkeitverstanden. «Deshalb hat Aufklärungeine zentrale Bedeutung», betontHeinz Böker. «Es gehört zu den Herausforderungeneiner Gesellschaft, sichmit Depressionen auseinanderzusetzenund dafür zu sorgen, dass sich depressiveMitmenschen nicht verbergenmüssen.»KaNyama Butzredaktion.ch@mediaplanet.com■■Wer ist betroffen …Risikogruppe?Depressionen können jeden Menschen treffen,unabhängig von Alter, sozialem und kulturellenHintergrund, Geschlecht etc. Wirgehen heute vom sogenannten bio-psychosozialenEntstehungsmodell aus. Depressionensind das Resultat einer Wechselwirkungzwischen Veranlagung und Umwelteinflüssen.Das bedeutet, dass bei Personenmit einer ausgeprägten Veranlagung fürDepressionen relativ geringe negative Umwelteinflüsseoder Lebensereignisse genügen,um eine Depression auszulösen.informationenmpredaktion.ch@mediaplanet.comForschungsprojekt derUniversität Zürich■■Im Rahmen einer Studie desschweizerischen nationalfonds (snf)führen wir eine studie zum Vergleichzweier Varianten von kognitiver Verhaltenstherapiegegen Depression durch.Wir suchen deshalb menschen, welcheunter depressiven symptomenleiden und sich in therapie begebenwollen.QUELLE: WWW.DEPRESSIon-PSYCHoTHERAPIE.CHPersonal insightIch wurde im November 1994 von der schwerenKrankheit depression, im Alter von 49 Jahren, überfallen.Während einer Rekonvaleszenz, nach einer Meniskusoperation,überfiel mich eine innere Unruhe. Ein vorhernie gekanntes Gefühl.Mein leben mitder Depressionnachdem dies nichtnachliess und ich immermehr Mühe bekundete,zur Arbeit zugehen, suchte ich am10. Dezember einen mirbereits bekannten Psychiaterauf. Dieser diagonstizierte sehrrasch eine Depression.Ich stand plötzlich vor einer mir völligneuen Situation, ich hatte nun den Befundbekommen und natürlich kannteich die Krankheit Depression dem Namennach. Aber diese völlig wirren Gefühlevon Mutlosigkeit, Ängsten, plötzlicherTrauer und Weinen stellten mich,wie auch meine Familie, vor grosse Probleme.Besonders für die jüngere Tochterim Alter von 15 Jahren war dies einesehr schwere Zeit.Da ich früher ein Morgenmensch warund mich nun plötzlich mit dem Problemdes Aufstehens konfrontiert sah,war der Start in den neuen Tag eine wahreQual! Meine Befindlichkeit verbessertesich stets gegen den Nachmittag hinund am Abend ging’s mir meistens rechtgut. Doch die Angst, am Morgen wiedermit den gleichen Problemen konfrontiertzu werden, machte das Einschlafenauch nicht leichter. In den erstenpaar Monaten konnte ich meistens bisum zwei oder drei Uhr in der Früh keinenSchlaf finden, und wenn dann derWecker sich um 6.00 Uhr meldete, warich natürlich dementsprechend müdeund mit diffusen Ängsten konfrontiert.Der Gang zur Arbeit war stets eine Tortur,Für mich waren die Morgentiefs etwassehr bedrückendes. Da auch ich anmich recht hohe Ansprüche stellte, wardiese Krankheit, welche auch teilweiseHirnstörungen hervorrufen konnte,ein sehr grosses Problem. Als Buchhaltergilt gegenüber Zahlen die Nulltolleranz!Glücklicherweise hatte ich einensehr toleranten und auch verständnisvollenArbeitgeber und ich fühlte michnicht im Regen stehen gelassen. MeinArzt hatte mich 100% krankgeschrieben,aber ich arbeitete meistens volldurch. Ich traf mit meiner Chefin eineVereinbarung, dass, wenn der Druck zugross wurde, ich zeitweise frei nehmenkonnte. Da ich nicht in einem Team eingebundenwar, also selbständig arbeitete,war diese Lösung optimal. Ich kannmich erinnern, dass ich mitten im Vormittagdas Büro verliess, nachdem michplötzlich eine riesige, innere Unruhe erfasste,und so versuchte ich mich im nahenWald etwas zu entspannen. Es wareine sehr arbeitsintensive Zeit und dadie Einführung der EDV in vollem Gangwar, war der Druck auch entsprechendhoch. So trat die Depression im dümmstenMoment in mein Leben, da ich mitrund 50 Jahren generell schon mehrMühe bekundete mit Neuerungen. Undauch die internen Schulungen warenfür mich die reinsten Qualen, denn ichwollte, trotz der Krankheit, möglichstgleich alles können und setzte mich somitnoch besonders unter Druck.Ebenso wurde durch die Verantwortlichender Finanzdirektion sehr vielDruck aufgebaut, in dem uns jeweils beiden Budgetsitzungen die Zukunft derStadt Luzern in möglichst düsteren Prognosenaufgezeigt wurde. So hiess dieDevise sparen, sparen wo es geht.Da ich in meiner Direktion eineScharnierfunktion zwischen der FDund unserer VD innehatte, sollte dieserSpardruck auch in den Budgets zumAusdruck kommen, und so hatte ich eineneigentlichen Zweifrontenkrieg auszutragen.Da es mir, im Gegensatz zu vielenBetroffenen, noch möglich war, meinengeliebten Sport auszuüben, konnteich mir eine gewisse Erleichterung verschaffen.Als sehr hilfreich stellten sichauch die Besuche der Selbsthilfegruppendes Vereins <strong>Equilibrium</strong>, zuerst inZug und danach in Luzern (wurde durchmich gegründet), heraus. Es folgten zweiKlinikaufenthalte 1996 und 2003, eine3-monatige Reha in der Tagesklinik desKantonsspitals Luzern und zum Schlusseine 50%-IV-Rente.Dazwischen lagen ein abgebrochenerSuizidversuch, ein Herzinfarkt, das Implantiereneines Herzschrittmachersund sechs Stents. Nach 14 Jahren in derDepression fühle ich mich seit 4 Monatenvon der Krankheit geheilt und binohne Psychopharmaka, etwas Schöneresgibt es kaum!ansiChten«meine befi ndlichkeitverbessertesich stets gegenden nachmittaghin und am abendging’s mir meistensrecht gut.»Heinz Hunkelernach 14 Jahren in der Depression fühle ichmich seit 4 monaten von der krankheit geheilt.


newseine ThemenzeiTung von meDiaplaneTDezember · 7alter schützt nicht vor Depression■ ■Frage: ist eine getrübtestimmung im alter normal?■ ■Antwort: nein, sie wird nur alsverständlicher hingenommen,weshalb eine Depression im alteroft nicht erkannt wird.Depressionsexpertin Edith Holsboer-Trachsler weist auf das Risiko der Altersdepressionhin. Denn körperlicheGebrechen und Depression bedingensich gegenseitig. Und die Suizidrate beiden über 75-Jährigen sei weltweit diehöchste.■■Wo liegt der Unterschiedzwischen Depression im Alterund in jungen Jahren?Bei älteren Menschen stehen körperlicheBeschwerden und kognitive Beeinträchtigungenim Vordergrund, deshalbwerden Altersdepressionen oftverkannt. Angehörige, Ärzte und Pflegepersonenschätzen die bedrückteStimmung des Betroffenen oft als «verständlich»ein. Dies verhindert eine gezielteBehandlung. Die Depression istdie häufigste psychische Erkrankungim höheren Lebensalter und stellt denwichtigsten Risikofaktor für Suizidalitätim Alter dar. Weltweit ist die Selbsttötungsratebei den über 75-Jährigenam höchsten.■■Wie stark sind Altersdepressionenverbreitet?Die frühere Annahme, dass die Häufigkeitvon Depressionen mit zunehmendemAlter abnimmt, wird durch neuereStudien nicht gestützt. Sie zeigen mitzunehmendem Lebensalter eher einesteigende Diagnosestellung. Zugenommenhaben vor allem leichtere Depressionen,die die Lebensqualität jedochsehr stark beeinträchtigen.■■Was können die Ursachensein?Wichtigste Faktoren sind neu auftretendekörperliche Erkrankungen,Schlafstörungen sowie der Verlust desLebens partners. Hinzu kommt, dasseine Depression in der Vorgeschichtedas Demenz-Risiko verdoppelt. EineDemenz wiederum ist ein Risikofaktorfür Depressionen. Ebenfalls bekannt ist,dass jeder zweite Patient nach einemSchlaganfall und jeder dritte Patientnach einem Herzinfarkt eine Depressionentwickelt, die dann auch die Prognoseder körperlichen Erkrankung beeinflusst.■■Wer ist am stärkstengefährdet?Am stärksten gefährdet sind Patienten,bei denen mehrere Faktoren zusammentreffen,insbesondere, wenn sie bereitsfrüher unter Depressionen gelittenhaben oder eine familiäre Belastung fürdepressive Erkrankungen besteht.■■Kann Aktivität vorbeugenhelfen?Zahlreiche Studien zeigen, dass geistigeund körperliche Aktivität einenEdith Holsboer-Trachslerstellvertretende chefärztinder erwachsenenpsychiatriesowiebereichsleiterinder abteilung für Depressionsforschung,schlafmedizin undneurophysiologiean den universitärenpsychiatrischen klinikenbasel.Johannes Beckoberarzt amzentrum für affektivekrankheiten &Depression der upkbasel.sehr günstigen Einfluss sowohl auf diePrävention sowie auch auf die Therapiedepressiver Erkrankungen im Alterhaben.■■Wie bemerken Aussenstehende,dass ein Mensch anDepressionen leidet?Ältere Menschen klagen häufig überkörperliche Beschwerden und Beeinträchtigungen.Wenn jemand aberwährend längerer Zeit bedrückter odergereizter Stimmung ist, sich zurückzieht,unter Schlafstörungen oder Appetitmangelleidet und das Interesse unddie Freude an früher geschätzten Aktivitätenverliert, sind das deutliche Anzeichen.■■Wie gut sind die Diagnosemöglichkeiten?Bei der Diagnose müssen psychischeund körperliche Faktoren berücksichtigtwerden, wie zum Beispiel das Wechselspielzwischen Depression und Demenz.Anlaufstelle können dabei für Betroffeneund Angehörige der Hausarztsowie auch spezialisierte Zentren sein.■■Und wie lässt sich dieAlters depression behandelnund heilen?Ältere Menschen profitieren besondersvon den Innovationen der letzten Jahreim psychiatrisch-therapeutischen Bereich.Die Einführung besser verträglicherMedikamente ermöglicht bei jüngerenund älteren Patienten vergleichbargute Behandlungserfolge. Auch Psychotherapieist im höheren Lebensaltergenauso wirksam wie in anderen Lebensabschnitten.■■Besteht nicht doch einUnterschied der Heilungchanceim Vergleich zujüngeren Personen?Grundsätzlich sind die Therapien gleichgut wirksam. Im Alter besteht aber einegrössere Gefahr, dass die Depressionchronisch verläuft. Schuld daran sindder meist spätere Behandlungsbeginnund die oft auch unzureichende Behandlung.Weiter bestehende Restsymptome– besonders Schlafstörungen – erhöhendas Risiko für ein Wiederauftretender Depression. Das Zusammenwirkenmit anderen Erkrankungen steigertdie Gefahr der Chronifizierung zusätzlichund verschlechtert die Prognose.■■Weshalb ist Altersdepressionnoch immer ein Tabuthema?Das Wissen über psychische Erkrankungenund Depression im Besonderen ist inden letzten Jahren gestiegen. Trotzdemerleben Betroffene und Angehörige teilweisenoch immer eine Angst vor Stigmatisierung.Viele Menschen erwähnen ausScham oft nur die körperlichen Beschwerden,was die frühzeitige Erkennung einerDepression erschweren kann.faCtsRisikofaktorenKaNyama Butzredaktion.ch@mediaplanet.com■■Erkrankungendie als biologischeVeränderungen ursächlich wirkenkönnen.■■Spannungenmit angehörigen, dieunter sozialem aspekt Belastungsfaktorendarstellen.■■Aus psychologischer Hinsichterhöhen selbstunsicherheit und Verletzbarkeitdas Depressionsrisiko.■■Tod des Lebenspartners, Verzichtauf frühere Beschäftigungsmöglichkeitenund andere Verlustsituationen sindals weitere auslöser auszumachen.publireporTageSensibilisieren und aufklärenhilft BetroffenenDie dänische Firma Lundbeck ist spezialisiert auf die Entwicklung von Medikamenten gegen Depressionen und ähnlicheKrankheiten. Rico Nil von Lundbeck Schweiz über die Stigmatisierung der Betroffenen und die Skepsis gegenüber seinerBranche.Zur Person:Der Neurobiologe Rico Nil ist medizinisch-wissenschaftlicherLeiter von Lundbeck Schweiz und Privatdozent ander ETH Zürich.Herr Nil, Sie arbeiten seit über 20 Jahren in derEntwicklung und Herstellung von Medikamentenzur Behandlung von Depressionen undanderen psychischen Erkrankungen. Was hatsich in dieser Zeit verändert?Unsere Arbeit ist aufwändiger geworden, aberauch sicherer. Früher konnte man sich dieWirksamkeit eines Medikamentes relativ einfachvon einem Forscher bescheinigen lassen, derTests an einigen wenigen Patienten durchführte.Heute sind die Zulassungsverfahren zu Rechtsehr streng.Lundbeck bezeichnet sich als forschungsorientiertesUnternehmen. Was heisst das?Wir entwickeln neue, eigene Präparate undbetreiben dazu intensive Forschung. Uns geht esdarum, die Therapiemöglichkeiten zu verbessernund Substanzen mit neuen und besserenWirkungen auf den Markt zu bringen.Wo sitzt denn die Ursache einer Depression?Vereinfacht gesagt: Depressionen sind Stoffwechselkrankheitenim Gehirn, die auf das Gemütschlagen.Kann es jeden treffen?Es gibt gewisse genetische Veranlagungen, dieim Zusammenspiel mit Ereignissen im Lebenzur Erkrankung führen können. Die Frage nachden Ursachen ist um einiges komplexer, als manlange Zeit dachte, und bedarf noch intensiverForschung. Wir leisten einen kleinen Beitragmit unserem Preis, den wir für herausragendeklinische Forschung auf dem Gebiet der Erkrankungendes zentralen Nervensystems verleihen.Die letzte Preisträgerin hat Unterschiede in denHirnfunktionen von Depressiven und gesundenMenschen untersucht.Was macht die Krankheit für Betroffene soschwierig?Depressionen werden oft nicht als Krankheitbegriffen. Im Gegensatz zu jemandem mit einemgebrochenen Bein sieht man einer depressivenPerson von aussen nicht an, dass sie krank ist.Und während man nach einem Herzinfarkt vielleichtsogar als heldenhaftes Arbeitstier dasteht,haftet Depressionskranken noch immer derNimbus des Versagers an. Dieser Stigmatisierungwollen wir entgegenwirken.Was können Sie da tun?Zwei Mal im Jahr geben wir das Magazin «Wendepunkt»heraus. Es richtet sich an Patientensowie deren Angehörige und liegt in Arztpraxenund psychiatrischen Kliniken auf. Im «Wendepunkt»äussern sich Betroffene und medizinischeFachspezialisten zu Erkrankungen deszentralen Nervensystems im weiteren Sinne.Stehen dahinter auch wirtschaftliche Interessen?Sehen Sie, wir hätten den besseren Effekt, wennwir das Geld für den «Wendepunkt» in direkteWerbung investieren würden. Aber wir wollenmehr sein als blosse Pillenverkäufer. So führenwir zum Beispiel Weiterbildungsseminarefür Hausärzte und Psychiater durch, in denenForschungserkenntnisse mit Erfahrungen ausder Praxis zusammengebracht werden. Miteiner Zürcher Klinik organisieren wir Vorbereitungsseminarefür junge Ärzte, die sich auf diePsychiatrie spezialisieren wollen.Was ist wichtiger bei der Behandlung einerDepression: Medikamente oder eine Psychotherapie?Die Frage ist falsch gestellt. Das ist eine Ergänzung,kein Konflikt. Es kommt auch auf denGrad der Erkrankung an. Schwer depressivePatienten sind oft gar nicht ansprechbar, dortkann die Medikation eine Voraussetzung seinfür die Psychotherapie. Grundsätzlich geht esdarum, die Patienten so schnell wie möglich ausihrer Depression herauszuholen. Dabei ist dasMedikament ein wichtiges Instrument untervielen, die dem Arzt zur Verfügung stehen.comp etence in cnsMit Information zur EntstigmatisierungDas Pharmaunternehmen Lundbeck ist spezialisiert auf dieEntwicklung und Herstellung von Medikamenten gegenDepressionen und andere Erkrankungen des zentralenNervensystems. Lundbeck kümmert sich aber nicht nurum Innovationen im medizinischen Bereich. «Uns ist eswichtig, der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Depressionenentgegenzuwirken», sagt Rico Nil, medizinischwissenschaftlicherLeiter bei Lundbeck Schweiz.Um Betroffene zu informieren und die Öffentlichkeit zusensibilisieren, gibt Lundbeck zwei Mal pro Jahr das Patientenmagazin«Wendepunkt» heraus. Darin werden Erkrankungendes zentralen Nervensystems im weiteren Sinnebehandelt. Neben medizinischen Fachpersonen berichtenhäufig auch Betroffene von ihren Erfahrungen mit Depressionen,Burnout, Angst oder Suizid in der Familie. Auch alternativeTherapien werden vorgestellt, etwa die Lichttherapieoder die heilsame Wirkung künstlerischer Betätigungnach der Bewältigung einer Depression.In der aktuellen Ausgabe thematisiert «Wendepunkt» zumeinen das erhöhte Risiko von Betroffenen, auch körperlichzu erkranken. Zum anderen geht sie auf das Thema Burnoutein, gerade in Zeiten von Wirtschaftskrise und Stellenabbauaktuell.«Wendepunkt» liegt kostenfrei in Arztpraxen auf oder kannunter www.depression.ch gratis bezogen oder abonniertwerden.Amir AliEs richtet sich an Patienten sowie deren Angehörige und liegt inArztpraxen und psychiatrischen Kliniken auf. Im «Wendepunkt»äussern sich Betroffene und medizinische Fachspezialisten zu Erkrankungendes zentralen Nervensystems im weiteren Sinne.


8 · Dezember eine ThemenzeiTung von meDiaplaneTSCHRITTnews2BURNOUT ISTBURnoUT –HAT VIELEGESICHTERKEINE MODE-ERSCHEINUNG■ ■Frage: Wo liegt eigentlich dergravierendste unterschied zwischenDepression und burnout?■ ■Antwort: sehr stark vereinfachtkönnte man sagen: ein lottogewinnvon 10 millionen Dollar könnte einemmenschen normalerweise auseinem burnout-prozess heraushelfen— einem Depressiven (im klinischensinne) dagegen nicht.Wer eine Nacht durchgearbeitet hat,brüstet sich dessen nicht selten. AnerkennendesKopfnicken belohnt diebesondere Einsatzbereitschaft. Dochdie Schattenseite der Leistungsfähigkeitist nicht weit: Immer mehrfühlen sich ausgebrannt und erkrankenan Burnout. In einer Umfrage desSchweizer Staatssekretariats für WirtschaftSECO im Jahr 2003 gaben noch26.6 Prozent der Befragten an, sichhäufig bis sehr häufig gestresst zufühlen, 2009 sind es bereits 41 Prozent.Zu diesem Zeitpunkt sprachen sogarschon 21 Prozent von Erschöpfung. AusserAcht gelassen werden darf auchbei der Sensibilität des Themas keineswegs,dass für die Wirtschaft Folgekostenentstehen. Die Konsequenzsoll dem Arbeitnehmer zugutekommen:Flexiblere Arbeitszeiten, Jobsharing,Teleworking oder institutionalisierteWeiterbildungsmassnahmensind keine Seltenheit mehr.Krankheit mit vielenGesichternEin Burnout ist nicht durch ein bestimmtesSymptom zu definieren.Vielmehr ist es ein Erschöpfungssyndrom,das sich über längere Zeitschleichend entwickelt und viele Gesichterträgt. Die Betroffenen vernachlässigenimmer mehr ihre eigenenBedürfnisse und schränken ihrensozialen Kontakt ein. Zu wenig Schlafund unregelmässiges Ernährungsverhaltensignalisieren manchmal schoneinen Eintritt in den Teufelskreis.Barbara Hochstras ser, Chefärztin derpsychiatrischen Privatklinik Meiringen,formuliert eine einfache und zugleichschwierige Regel: «Wichtig ist,dass Phasen hoher Belastung stets imGleichgewicht mit Entspannung stehen.»Eine schlechte Work-Life-Balancegefährdet die Gesundheit. Wernicht mehr in der Lage ist, sich zu erholen,könnte in die Burnout-Fallerutschen. Und dann hat der Betroffenemit einem Bündel von Symptomenzu kämpfen: von Nervosität, Niedergeschlagenheit,Erschöpfung, SchlafundKonzentrationsstörungen überSelbstzweifel, Motivationsverlustoder Aggressivität bis hin zu Schwindel,Kopfschmerzen, Herzrasen undBluthochdruck.Auch, wenn die Ansprechperson keineRatschläge hat, kann sie doch eineandere Sicht auf die Dinge vermitteln.Auf lange Sicht sind Angehörigeaber nicht selten mit der Situationüberfordert. Es ist auch nicht ihre Aufgabe,die Probleme zu lösen. Sie leistenschon allein ihren Beitrag, indemsie den Ausgebrannten begleiten undihm das Gefühl geben, da zu sein.Professionelle HilfeProfessionelle Hilfe ist ab einem bestimmtenPunkt auch deshalb sowichtig, weil für Ungeschulte die Liniezwischen Burnout und Depressionkaum erkennbar ist. ZahlreicheSymptome überschneiden sich unddie Betroffenen fühlen sich gleichermassenantriebslos. Während sich derBegriff Burnout mehr auf Ursachenwie übermässige Stressbelastung bezieht,beschreibt Depression jedocheinen veränderten Gemütszustand.Was die Trennung noch erschwert, ist,dass schweres Burnout mit einer Depressionverknüpft sein kann.Leidet der Betroffene unter sehrstarken Symptomen, ist der Gang zueinem psychologisch geschulten Beraterjedoch unausweichlich. KörperlicheSymptome wie Herzrasen oderBluthochdruck bedürfen zudem oftmedizinischer Behandlung. Es empfiehltsich, zuerst den Hausarzt zukontaktieren und ihm die Symptomezu schildern. Er kann eine erste Hilfestellungbieten und die ÜberweisungVeränderung ansprechenSelbst die Lage zu erkennen, ist meistschwierig. Umso entscheidender istes, dass Aussenstehende die Veränderungansprechen. «Häufig eckt mandabei zwar an, trotzdem ist es wichtig.Man muss nur aufpassen, die Personnicht in eine Ecke zu drängen,sondern zu erklären, weshalb mansich sorgt und Hilfe anbietet», sagtHochstrasser.an einen Spezialisten veranlassen.Inserat-TA-Burnout-Sonderbeilage.qxd:AD-SK-Burnout 10.12.2009 16:51 Uhr Seite 1Manchmal hilft es schon, wenn derBetroffene mit Vertrauten einfach nurKaNyama Butzüber seine Belastung sprechen kann.redaktion.ch@mediaplanet.comanzeigeWenn derStress uns niederdrückt…Nervosität, Burnout und Erschöpfungkönnen Alarmzeichen sein.Auf unseren exklusiven Privatstationenbieten wir Ihnen Beratungund Unterstützung für die BewältigungIhres fordernden Alltags.Bestellen Sie unsere Unterlagen:www.clienia.chBurnoutDIE TOTALE ERSCHÖPFUNGDas Sanatorium Kilchberg bietet Ihnen Ruhe, Kompetenz und persönlicheBegleitung für Sie.sanatoriumKILCHBERGPRIVATKLINIK FÜR PSYCHIATRIEUND PSYCHOTHERAPIEWenn Sie aus Begeisterung und Pflichtbewusstsein über Ihre Grenzen gehen, macht sichirgendwann körperliche und seelische Erschöpfung breit. Es wird immer schwerer sich zuerholen. Am Ende stehen Rückzug, Verbitterung und Ausgebranntsein.Clienia Littenheid +41 (0)71 929 60 60Clienia Schlössli +41 (0)44 929 81 11Privatkliniken für Psychiatrieund PsychotherapieIndividuelle, auf Sie ausgerichtete Therapieangebote im Sanatorium Kilchberg stärken IhreRessourcen und unterstützen Sie bei der zukünftigen Lebensgestaltung.Sanatorium Kilchberg AGAlte Landstrasse 70CH-8802 KilchbergTelefon +41 44 716 42 42Telefax +41 44 716 42 14info@sanatorium-kilchberg.chwww.sanatorium-kilchberg.ch


Eine Themenzeitung von MediaplanetDezember · 9Bei mehr Stressfür mehrAusgleich sorgenBurnout-Promis/BerufeProminent undausgebranntAuch Prominente sind voreinem Burnout nicht gefeit.Im Gegenteil, ein Lebenim Rampenlicht macht fürBurnout besonders anfällig.Work Life BalanceWichtig ist, dass Phasenhoher Belastung imAusgleich mitEntspannung stehen.Foto: BArbara HochstrasserEin Burnout-Syndrom, dasGefühl des Ausgebrannt-Seins,kann jeden treffen. BarbaraHochstrasser, Chefärztin derpsychiatrischen PrivatklinikMeiringen, erklärt, wie es dazukommen kann und welcheGegenmassnahmen wirkungsvollsind.■■Wie kann zwischen einervorübergehenden Phase vonMüdigkeit und einem nahendenBurnout unterschieden werden?Der Unterschied ist schwer erkennbar. Einegewisse Stressbelastung gehört zumLeben. In längeren Stressphasen kommenkörperliche Symptome wie Kopfschmerzen,Verspannungen oder Schlafstörungendazu. Wenn die Befindlichkeit jedoch vonStress-Symptomen komplett beherrschtwird, spricht man von Burnout.■■Aber so weit muss es nichtkommen …Stimmt. Wichtig ist, Körper und Geist genugZeit zur Regeneration und Entspannungzuzugestehen. Spätestens, wennsich jemand über Nacht oder während desWochenendes nicht mehr von der Belastungdes Alltags erholen kann, sollte etwasunternommen werden. Betroffene könnensich oftmals nicht einmal mehr währendder Ferien regenerieren. Manchmal verschlimmertsich ihr Zustand dann sogar.Barbara HochstrasserChefärztin der Privatklinik Meiringenund an mehreren Institutionenin der Weiterbildung tätig. Siehat in der Privatklinik Meiringenein integriertes Behandlungsprogrammfür Patientin und Patientenmit einem Erschöpfungssyndrom(Burnout) entwickelt.■■Phasen von Stress sind kaumzu vermeiden. Worauf sollte inbesonders anspruchsvollenLebenslagen geachtet werden?Je grösser die Belastung, umso wichtigerist es, eine gute Work-Life-Balance zu finden.Das heisst beispielsweise, für genugSchlaf zu sorgen, Raum für Entspannungzu schaffen oder sich mit etwas zu beschäftigen,das Kraft gibt. Das soziale Umfeld unddie Unterstützung in Familie und Freundeskreisspielen eine nicht zu unterschätzendeRolle. Wer Rückhalt spürt und Wertschätzungerfährt, erträgt Stress und hoheAnforderungen viel besser.■■Wie reagiert man richtig auf einBurnout?Hochstrasser: Zuerst muss sofort der Stressreduziert werden. Bei einem Zusammenbruchsollte der Betroffene sogar für einigeZeit ganz aus dem Arbeitsprozess aussteigen.Es ist jedoch wichtig, nicht gar nichtsmehr zu tun, sondern nach und nach einenAusgleich zwischen Aktivität und Entspannungzu schaffen. Zudem ist es ratsam, psychologischeBeratung in Anspruch zu nehmenund sich mit der Situation auseinanderzusetzen.Es sollte ergründet werden,weshalb es zum Zusammenbruch gekommenist und was im Alltag verändert werdenkann, um zukünftig die Belastung zureduzieren oder anders damit umzugehen.In schweren Fällen muss unbedingt aucheine medizinische Abklärung und Behandlungstattfinden.■■Wie lange dauert die Heilungeines Burnouts und besteht dieGefahr eines Rückfalls?Das ist unterschiedlich je nach Schweregrad.Bei einem leichteren Burnout dauertdie Regeneration etwa ein halbes Jahr. Inschweren Fällen kann es bis zu zwei Jahredauern, bis jemand wieder voll zurück ist.Die Rückfallgefahr hängt stark davon ab,wie jemand reagiert. Wichtig ist, dass derBetroffene ein für sich stimmiges Ressourcenmanagemententwickeln kann undfür Ausgleich sorgt. Wer jedoch wieder volleinsteigt und nichts verändert, wird sichschnell wieder ausgebrannt und erschöpftfühlen.Kanyama Butzredaktion.ch@mediaplanet.com«Personen, die in der Öffentlichkeitstehen, erleben einen grossen Druck»,sagt Expertin Barbara Hochstrasser.«Es werden sehr hohe Erwartungenan sie gestellt. Das braucht enormementale Kraft.» Nicht jeder in Showbusiness,Sport und Politik fühlt sichden hohen Anforderungen stets gewachsen.■■Robbie Williams musste 2007 wegenBurnout und Depression eineganze Tournee absagen.■■Ähnlich erging es Mariah Carey, diesich wegen grenzenloser Erschöpfungselbst in eine Klinik einweisen liess.■■Vor einigen Jahren litt auch TrainerOttmar Hitzfeld am Burnout-Syndromund kehrte erst nach einer gutzweijährigen Auszeit zurück.■■Fernsehkoch Tim Mälzer litt 2006an Burnout und hat seitdem seinLeben komplett umgekrempelt.Berufsrisiko Burnout?Ob Angehörige bestimmter Berufsgruppenöfter vom Burnout-Syndrombetroffen sind als andere, ist nicht erwiesen.«Es gibt jedoch tendenziellBerufsgruppen, deren Risiko wenigerhoch ist», weiss Expertin BarbaraHochstrasser. Vor allem Personen, diein handwerklichen Berufen tätig sind,seien grundsätzlich weniger betroffen.Die grösste Anzahl an Burnout-Betroffenen findet sich im mittlerenManagement- und Kaderbereich sowiebei Inhabern oder Geschäftsführernvon KMU-Betrieben. Dies liegtvor allem daran, dass in diesen Berufsgruppendie Anforderungen an Entscheidungskraftund Durchsetzungsvermögensehr hoch sind. Von Personenin leitender Position wird erwartet,dass sie ihre Mitarbeiter motivieren.So erfahren sie selber meist wenigAnerkennung. Doch auch im Sozialbereichist Burnout keine Seltenheit.Kanyama Butzredaktion.ch@mediaplanet.comAnzeigePsychotheraPiePersönlichProfessionalitätin drei Kerngebieten:Depressionen, Angst störungen, BurnoutIndividuelle Behandlungsangebote,kompetent und menschlichWenn dasErwachsenwerdenmisslingt …Unsere Spezialstationen für Jugendlicheund junge Erwachsene bietentherapeutische Hilfe, wenn Lebensübergängezu Krisen werden.Bestellen Sie unsere Unterlagen:www.clienia.chPsychotherapie 50+Altersgerechte Therapieformen mitaus gewiesenem SachverstandEss- und Persönlichkeitsstörungen bei FrauenBetreuung durch ausschliesslich weiblichesFachpersonalClienia Littenheid +41 (0)71 929 60 60Clienia Schlössli +41 (0)44 929 81 11Privatkliniken für Psychiatrieund PsychotherapieDACHCOMPsychotherapie persönlichwww.klinik-aadorf.chTel. +41 (0)52 368 88 88Anzeigen 174 x 143, gelb.indd 13.12.2009 15:54:47 Uhr


newsEine Themenzeitung von MediaplanetDezember · 11Leere Batterien auftankenHemmschwellenImmer mehr Leute leidenan Burnout-Symptomen.Immer mehr Klinikenspezialisieren sich aufBurnout-Patienten.Burnout ist zu einer der häufigstenpsychischen Erkrankungen geworden.Jeder zehnte Arbeitnehmerzeigt entsprechende Symptome.Zahlreiche Kliniken in der Schweizbieten deshalb Therapien bei Burnoutsan.In der Privatklinik Hohenegg inMeilen am Zürichsee werden rund20 Prozent der Patienten wegenBurnouts behandelt. «Wir haben einegrosse Nachfrage von Burnout-Patienten,» bestätigt Toni Brühlmann,Ärztlicher Direktor und Chefarztder Privatklinik Hohenegg. DieKlinik behandelt ihre Patientenhauptsächlich stationär. Denn besondersbei fortgeschrittenen Burnout-Zuständenist es wichtig, Distanzzum Stress am Arbeitsplatz zuschaffen. «Die Burnout-Behandlungwird bei uns individuell auf den jeweiligenPatienten zugeschnitten.Häufig ergibt sich die Therapie auseiner Kombination von Psychotherapie,Gruppentherapie, Körpertherapie,Sportaktivitäten und Entspannungsmethoden»,so Brühlmann. Invielen Kliniken werden aber auchambulante Therapien angeboten.«Bei uns wohnen die Patienten inFerienwohnungen oder Hotels undkommen für die Behandlungen inunsere Klinik», erklärt ElisabethNeumeier, Leiterin des MedizinischenZentrums im Kurpark in Vulpera.Die Klinik setzt speziell auf alternativeBehandlungsmethodenwie Akupunktur, Magnetfeldtherapie,Chi-Therapie, Phytotherapieoder Homöopathie. «Die alternativeBehandlung bewährt sich sehr beiBurnout-Patienten. Und die Nachfrageist gross», bestätigt auch Neumeier.Aber auch der Aspekt der Ruheund Natur steht bei der Genesungvon Burnout-Patienten im Vordergrund.«Für die Patienten ist es wichtig,im Zustand der körperlichen undseelischen Erschöpfung durch Ruheauftanken zu können. Dazu zählenauch Aufenthalte und Aktivitätenin der Natur», erklärt ElisabethNeumeier.Vorteil: Gezielter vorgehenEinen Schritt weiter geht die reineBurnout Klinik im Engadin, die imJuli 2010 eröffnen wird. Sie wird dieerste seiner Art in der Schweiz sein.«Das Bedürfnis für eine solche Klinikist vorhanden», zeigt sich MattiasBulfoni, Mehrheitsaktionär undVerwaltungsratspräsident der ClinicaHolistica Engiadina, überzeugt.Betont wird dabei, dass es sich beidem Angebot in Susch nicht um eineallgemeim psychiatrische Klinik,sondern um die erste reine Burnoutklinikhandelt. Denn für viele BurnoutBetroffene senkt dies die Hemmschwellefür einen Klinikeintritt. Obeine ambulante oder stationäre Behandlungsinnvoller ist, hängt amSchluss vom psychischen Zustanddes Patienten ab. Nach der entsprechendenBehandlung sollen die Patientenmöglichst rasch und behutsamin den Arbeitsprozess zurückgeführtwerden. Dies geschieht miteinem multimodalen Konzept, dasuntern anderem Psychotherapie,Körper,-Bewegungstherapien , Entspannungsverfahrenund arbeitsplatzbezogeneMassnahmen beinhaltenwird. Die verschiedenen Therapienwerden auf den einzelnenPatienten ausgerichtet, um diesenin der Gesamtheit zu erfassen. Einwichtiger Aspekt ist dabei auch dieBewegung in der Natur. «Die Patientenwerden aktiv sein, damit sieEnergie tanken können, um wiedermit der Freude zu leben, die esbraucht», sagte Aktionär und VerwaltungsratMario Candreia.FactsSelbsttest aufSwissburnout.chAnna Birkenmeierredaktion.ch@mediaplanet.com■■Manchmal denke ich, dass dieBelastungen zu viel für mich sind.■■Ich empfinde gelegentlicheinen starken Widerwillen gegenmeine arbeit.■■Viele Menschen, denen ichnahe stehe, sind mir ziemlichgleichgültig.■■Die höchsten Anforderungenstelle ich selbst an mich.■ ■Manchmal denke ich, das ichgar nicht mehr richtig lebendig binIn Unterengadin entsteht dieerste reine Burnout-Klinik derSchweiz. Die Clinica Holisticapositioniert sich klar als nichtpsychiatrische Einrichtung.■■Weshalb braucht es einespezielle Burnout-Klinik?Uns ist es ein Anliegen, mit der Spezialisierungunserer Klinik auf eine homogenePatientengruppe einzugehenund somit ein hochspezialisiertes Angebotzu schaffen. Gerade Burnout-Betroffene begeben sich lange odergar nicht in Behandlung, aus Angstvor negativen gesellschaftlichen undberuflichen Folgen. Mit einer spezialisiertenFachklinik soll diese Hemmschwellegesenkt werden. Zudemsteht bei uns auch der medizinischeFortschritt im Bereich Burnout-Therapieim Vordergrund.■■Worin sehen Sie denUnterschied zu Fachkliniken?Durch die homogene Patientengruppekönnen wir sehr flexibel auf dieBedürfnisse des Patienten eingehen.Für den Patienten wiederum kann eswichtig sein, dass er in einer Gruppebehandelt wird, die einen ähnlichenHintergrund hat.Dr. med.Doris StraussChefärztin,fachärztin für PsychotherapeutischeMedizin, Fachärztinfür Psychiatrie undPsychotherapie■■Was war die Idee, die hinterder Gründung der Burnout-Klinik steckt?Der langjährige Unternehmer undGründer der Burnout-Klinik, MatthiasBulfoni, hatte in seinem beruflichenUmfeld mit vielen Leuten zutun, die aufgrund hoher Arbeitsbelastungan den Symptomen eines Burnoutslitten. Aus Angst vor Stigmatisierungwollten diese aber auf keinenFall eine psychiatrische Einrichtungaufsuchen. Mit der Burnout-Kliniksoll dieses Tabu gebrochen werden.■■Wie läuft eine Therapie gegenBurnout in Ihrer Klinik ab?Vor jeder Aufnahme wird abgeklärt,ob tatsächlich ein stationär behandlungsbedürftigesBurnout-Syndromvorliegt. Danach werden gemeinsammit dem Patienten die Therapiezieleerarbeitet. Die Therapie erfolgt sehrindividuell, wobei es Grundpfeiler,wie die Psychotherapie in EinzelundGruppentherapien, das Erlernenvon Bewältigungsstrategien imUmgang mit Stresssituationen, Entspannungsverfahrenoder körperbezogeneTherapien gibt. Ganz wichtigist auch die arbeitsplatzbezogeneAnalyse.■■Ist ein Aufenthalt in derClinica Holistica Engiadina nurPrivatpatienten vorbehalten?Das Ziel ist es, allen Betroffenen einenAufenthalt in unserer Klinik zuermöglichen.Anna Birkenmeierredaktion.ch@mediaplanet.compublireportageKlinik Schützen RheinfeldenStationäre Therapie für Burnout-PatientenDr. med. Hanspeter Flury, FMH für Psychiatrie/Psychotherapie,Chefarzt und Ärztlicher Klinikleiter Klinik Schützen RheinfeldenManchmal brennen Menschenaus und brauchen Hilfe. Bei einemfortgeschrittenen Burn -out ist eine stationäre medizinischeund soziale Unterstützungnotwendig. Die Klinik Schützen Rheinfelden,spezialisiert auf Psychosomatik undMedizinische Psychotherapie, bietet Burn out-Patienten eine intensive, vielseitige und individuellabgestimmte Therapie.Burnout ist ein seelischer und körperlicherErschöpfungszustand mit Krankheitswert,hervorgerufen durch eine grosse äussere Belastung,meist bei der Arbeit. Die Betroffenenhaben immer weniger Energie, können sichnur mit Willenskraft motivieren und kaummehr erholen. In der Folge fehlt es an Tatkraft,Kreativität und Freude. Aufmerksamkeit,Konzentration und Leistungsfähigkeitnehmen ab, die Betroffenen sind nicht mehrarbeitsfähig. Aus medizinischer Sicht liegthäufig eine Depression vor.Reicht es bei einem leichten Burnout, dieBelastungssituationen zu reduzieren undErholung und Ausgleich zu ermöglichen, sohilft bei einem fortgeschrittenen Burnoutnur noch eine sachgerechte stationäre Therapie,in der Regel von vier bis sechs WochenDauer.In der Klinik Schützen in Rheinfelden kümmernsich Ärzte, Psychologen, AusdrucksundKörpertherapeuten sowie Pflegefachleuteum die Patientinnen und Patienten. Sie bieteneine intensive, vielseitige und individuellabgestimmte Diagnostik und Behandlung:Einzel- und Gruppengespräche, Entspannungstechniken,Methoden für Körper- undSelbstausdruck sowie Trainings für neue Verhaltensmuster.Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor und idealeVoraussetzung für Behandlung, Genesungund Auftanken ist die Einbettung der KlinikSchützen in ein Drei- respektive Vier-SterneHotel mit wunderschönen Parkanlagen.In einer ersten Therapiephase wird die Entlastungvon der Arbeit zur Erholung und Regenerationgenutzt. Die körperlichen Symptomewerden mit stützenden Psychotherapiensowie nötigenfalls mit Medikamenten behandelt.Körperorientierte Behandlungen wiePhysiotherapie, Bewegungstherapie und Fitnessaufbau,Kunst- und Musiktherapie sowieEntspannungstrainings sind ebenfalls wichtigeElemente des Therapiekonzepts.Weitere InformationenKlinik Schützen RheinfeldenBahnhofstrasse 19CH-4130 RheinfeldenTelefon +41 (0) 61 836 26 26Telefax +41 (0) 61 836 26 20info@klinikschuetzen.chwww.klinikschuetzen.chIn einer nächsten Therapiephase geht esdarum, belastende Situationen am Arbeitsplatzund eigene innere Burnout-förderndeHaltungen abzubauen. Mit Hilfe der Therapeutenlernen die Patientinnen und Patienten,sowohl während des stationären Aufenthaltsals auch in der nachfolgenden ambulantenBehandlung, Belastungssituationen zu erkennenund zu verändern, neue Verhaltensmustereinzuüben und erzielte Fortschritte zu sichernund auszubauen. Auch der Lebensstilund das Freizeitverhalten werden neu ausgerichtet.Diese Neuorientierung wird langfristigals grosser Gewinn erlebt.So hilft ein Aufenthalt in der Klinik Schützenin Rheinfelden dabei, gesund zu werdenund auch langfristig im Gleichgewicht zubleiben.


12 · Dezember eine ThemenzeiTung von meDiaplaneTnewsSCHRITT3Die bipolare störung:Verbreitet, aber unbekanntLICHT <strong>UnD</strong> VIELSCHATTEnfrage & antWort■ ■Frage: gibt es eine verbindungzwischen bipolaren störungen undDepression?■ ■Antwort: bipolare störungensind manische Depressionen undwerden auch die krankheit dererfolgreichen genannt.manisCh-DePressiVschWeizLaborchemie hilft nicht, nur die richtigenFragen. Die bipolare Störung wird durcheine eingehende Befragung von Patientund Umfeld diagnostiziert.Gab es einmal einen Zeitabschnitt inIhrem Leben, in dem sie anders fühltenund handelten als sonst und in dem … Siesich sehr viel selbstbewusster fühlten alsgewöhnlich? Oder in dem … Sie sich so gereiztfühlten, dass Sie Mitmenschen anschrieen,in Streitigkeiten oder Handgreiflichkeitenverwickelt wurden?Das sind nur zwei von dreizehn Fragenaus einem Fragebogen der Deutschen Gesellschaftfür bipolare Störungen (DGBS),mit denen man eine erste Selbsteinschätzungdurchführen kann. Eine bipolareStörung (die auch als manisch-depressiveErkrankung bekannt ist) stellt eine Erkrankungdes Zentralnervensystems dar.Sie ist geprägt von extremen Stimmungsschwankungenund verläuft in Phasen.Fachleute sprechen von manischen unddepressiven Episoden. Typisch sind ausgedehntedepressive Phasen, eine anhaltendeunausgeglichene oder auch gehobeneStimmung. Manchmal wird es auchtodernst. Im Vergleich zur Normalbevölkerungbringt die Krankheit ein zwanzigfachhöheres Suizidrisiko mit sich.Öffentliches Bewusstsein istMangelwareWährend sich Ärzte schon seit mehr als2000 Jahren mit den Erscheinungsformender bipolaren Störung beschäftigen,ist die Aufklärung der Öffentlichkeit nochnicht weit gediehen. Dabei ist das Krankheitsbildverbreitet. Nach Angaben derWHO gehören bipolare Störungen zu denzehn Krankheitsbildern, die weltweit amHEILBARE KRAnKHEIT. Eine Vielzahl von Möglichkeiten erlauben einen stabilenLebensstil.Foto: Dreamstime.comhäufigsten zu einer dauernden Behinderungführen. Im Schnitt dauert es dabeifünf bis zehn Jahre vom Auftreten ersterSymptome bis zu einer klaren Diagnosestellung.Die Einteilung einer bipolarenStörung erfolgt gemäss den von der WHOin der ICD-10-Systematik festgelegten Kategorien,die sich anhand verschiedenerMerkmale voneinander unterscheiden.Kennzeichen einer manischen Episodesind eine mindestens eine Woche lang andauerndebesonders gehobene Stimmungoder Gereiztheit. Laut Angaben der DGBSlesen sie mehr!Eine Sammlungweiterführender Links zumThema bipolare Störungwird die Lebensführung dadurch deutlichbeeinträchtigt. Es müssen mindestensdrei der folgenden zahlreichen Merkmalevorliegen: gesteigerte Aktivität, Ruhelosigkeit,Rededrang, Ideenflucht, Gedankenrasen,Verlust sozialer Hemmungen,vermindertes Schlafbedürfnis, überhöhteSelbsteinschätzung, Ablenkbarkeit, ständigerWechsel von Aktivitäten, tollkühnesoder rücksichtsloses Verhalten, gesteigerteLibido.Die so genannte hypomane Episode isteine abgeschwächte Form und erfüllt die■ ■www.forum-humanum.ch: DieWebseite eines Betroffenen, derumfangreiche allgemeine informationenzum thema bereitstellt.■■www.bipolarclub.org:hier isteine umfangreiche liste von Persönlichkeitenmit einer bekanntenbipolaren störung zusammengestelltworden. Derzeit sind es 231Personen.■■www.bipolar-forum.de:Dasforum dient dem austausch zuWissen und erfahrung betreffendbipolarer störungen. es gibt segmentezu Krisen & notfällen, aberauch gedichte von bipolar erfahrenen.■■www.selofoundation.ch:Diestiftung unterstützt fi nanziell forschungsprojekte,die die Depressionund den Kopfschmerz betreffen.sie fördert ausserdem die selbsthilfevon Depressionskranken unddie entstigmatisierung psychischkranker menschen.■■www.kosch.ch:Das ist die seiteder stiftung Kosch, eine Dachorganisationschweizerischer selbsthilfegruppen.sie listet zu zahlreichenKrankheiten schweizweitexistente selbsthilfegruppen auf.Kriterien einer Manie nicht. Bei ihr beobachtetman an mindestens vier aufeinanderfolgenden Tagen eine deutlich gehobene,möglicherweise auch gereizte Stimmung.Die Lebensführung nicht hierbeibeeinträchtigt. «Hypomanien sind nurmit Hilfe von Angehörigen zu explorieren,da sich die Betroffenen so gut fühlen, dasssie dies nicht berichten können», meintProfessor Waldemar Greil. In der depressivenEpisode schliesslich kommt es zuHauptsymptomen wie depressive Stimmung,Verlust von Interesse und Freudesowie allgemeiner Antriebsmangel. Zusatzsymptomesind der Verlust des Selbstwertgefühls,Selbstvorwürfe, Schuldgefühle,Todes- und Suizidgedanken, suizidalesVerhalten, vermindertes Denk- undKonzentrationsvermögen oder auchSchlaf- und Appetitstörungen.Lebenslange BehandlungnotwendigDas Vorliegen einer bipolaren Störungwird durch die intensive Befragungdes Erkrankten und möglichst seinernächsten Angehörigen ermittelt, manschaut auch auf die Lebensgeschichte.Die Behandlung erfolgt auf verschiedeneWeise. Bei der Akutbehandlungmöchte man den Patienten aus der momentanenKrankheitsphase herausholenund seinen direkten Leidensdruckreduzieren. Das gelingt vor allem mitMedikamenten. Haben sich die akutenSymptome gebessert, soll der Zustandgefestigt und ein Rückfall verhindertwerden. Eventuell beginnt eine unterstützendePsychotherapie. Die Rückfallvorbeugungzielt auf die Wiedereingliederungins soziale und berufliche Leben.Die Medikamentengabe wird möglichstreduziert. Laut Angaben der DGBSmuss eine bipolare Störung im Regelfallaber das ganze Leben lang behandeltwerden. Die Intensität der Behandlungkann wohl variieren, doch ohne Behandlungwird keine dauerhafte Stimmungsstabilisierungerzielt.alexaNder SaheBredaktion.ch@mediaplanet.comProf. Dr. med. Waldemar Greilpsychiatrische privatklinik sanatorium kilchberg■■Eine bipolare Störung,bekommt man die einfach so?Für die Betroffenen sieht es oft so! aus, als sei die Erkrankung aus heiteremHimmel gekommen. Aus wissenschaftlicherSicht besteht jedoch eineVeranlagung zu einer erhöhten sogenannten«Verletzbarkeit». Kommenpsychische Belastungen hinzu, kanndies zum Ausbruch der Erkrankungführen.■■Wie sieht die Risikogruppeaus?Ein deutlich erhöhtes Risiko haben! Menschen, bei denen solche Störungenbereits bei Blutsverwandten aufgetretensind. Es sind oft sehr erfolgreicheMenschen mit einem eher unstetenLebenswandel.■■Was sind zuverlässige Indizien,die man abklären lassen sollte?Scheinbar grundlose über Wochen! andauernde Perioden mit gedrückteroder gehobener Stimmung. Gut informierteAngehörige können helfen,depressive und (hypo)manische Zuständefrühzeitig zu erkennen.■■Wohin sollte man sich imVerdachtsfall wenden?Betroffene können sich an ihren! Hausarzt oder einen Facharzt fürPsychiatrie und Psychotherapie bzw.eine psychiatrische Klinik wenden.■■Welche Behandlung schlägtan?Medikamente, die ausgleichend! auf die Stimmung wirken, sowieeine ergänzende Psychotherapie. Wennpsychische Stabilität erreicht wird, istwieder ein erfülltes Leben möglich.anzeigeinformationDepressionkann jedentreffen…Erschöpfung? Angst- und Schuldgefühle?Verzweiflung und Mutlosigkeit?Unsere Spezialstationen fürDepressionserkrankungen bietenein ruhiges und komfortables Umfeldfür die Entfaltung zahlreicherBehandlungsoptionen. Bestellen Sieunsere Unterlagen: www.clienia.chClienia Littenheid +41 (0)71 929 60 60Clienia Schlössli +41 (0)44 929 81 11Privatkliniken für Psychiatrieund PsychotherapieSELBSTTESTwie kann ich selbstfeststellen, ob ich an einerDepression leide?Folgender Fragebogen kann Ihnen Hinweise über das mögliche Vorliegen einer Depressiongeben. Falls Sie eine oder mehrere der untenstehenden Fragen mit Ja beantworten,empfehlen wir Ihnen, dies mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu besprechen.Leiden Sie seit mehr als 2 Wochen unter1 Gedrückter Stimmung2 Interesselosigkeit und/oder Freudlosigkeit, auch bei sonst angenehmen Ereignissen3 Schwunglosigkeit und/oder bleierner Müdigkeit und/oder innerer Unruhe4 Fehlendem Selbstvertrauen und/oder fehlendem Selbstwertgefühl5 Verminderter Konzentrationsfähigkeit und/oder starker Grübelneigung und/oder Unsicherheitbeim Treffen von Entscheidungen6 Starken Schuldgefühlen und/oder vermehrter Selbstkritik7 Negativen Zukunftsperspektiven und/oder Hoffnungslosigkeit8 Hartnäckigen Schlafstörungen9 Vermindertem Appetit10 Tiefer Verzweiflung und/oder Todesgedanken(Nach U. heGerl, WWW.kompeteNZNetZ-DepressioN.De)Foto: istockphoto.com


newseine ThemenzeiTung von meDiaplaneTDezember · 1312SEELEnBILDER1. Briefmarke mit Selbstprotraitvon Van Gogh2. Kreativität ist nicht unbedingtein Indikator, vergrössertaber die Wahrscheinlichkeiteiner Erkrankungan bipolarenStörungen.Foto: istockphoto.comDie krankheit war stärker als erSeine Gemälde sind weltberühmtund erzielen Spitzenpreise beiAuktionen, doch das Leben desMalers Vincent van Gogh verliefmit wenig Glück. Im Alter von 37Jahren starb er an den Folgen einerSchussverletzung, die er sichselbst zugefügt hatte. Schon frühin seinem Leben zeigten sich Anzeichenpsychischer Probleme,und seine Krankheitsgeschichteist von vielen Spekulationen gezeichnet.Auch die bipolare Störungkönnte eine Erklärung fürsein Leiden liefern.Vincent van Gogh wurde am 30. März 1853im niederländischen Groot-Zundert geboren.Im mütterlichen Stammbaumsind bereits Epilepsieerkrankungen erwähnt,berichtet Rene Renggli, FacharztFMH für Psychiatrie und Psychotherapie,in seinem Beitrag über Van Gogh für dieSchweizerische Ärztezeitung. Väterlicherseitsgibt es keine überlieferte krankheitsrelevanteVorgeschichte. Eine freudige Jugendscheint Van Gogh nicht erlebt zu haben.«Meine Jugend ist düster, kalt und unfruchtbargewesen», schreibt er in einemspäteren Brief an seinen Bruder Theo. 1860im Alter von sieben Jahren beginnt vanGogh mit dem Besuch der Dorfschule inZundert. Mit 13 Jahren kann er die Volksschuleabschliessen und wechselt 1866auf die staatliche Oberschule nach Tilburg.Diese ist so fortschrittlich, dass bereit vierStunden pro Woche dem Kunstunterrichtgewidmet sind. Doch im zweiten Schuljahrbricht van Gogh den Schulbesuch aus ungeklärtenGründen ab.Schulabbruch aus ungeklärtenGründenDie folgenden fünfzehn Monate verbringter zu Hause. Eine erste grosse untätige,vielleicht depressive Phase im Leben desKünstlers? Diese Interpretation nehmenjedenfalls einige Biografen, beispielsweiseDavid Sweetman, auf, berichtet Renggli.Damit wird eine manisch-depressiveStörung erstmals mit Van Gogh in Verbindunggebracht. Offenbar wollte der Künstlerseinem Leben einen höheren Sinn geben.Doch nach der Geburt des drittenSohnes seiner Eltern, Corne lius, muss etwaspassieren. Das Haus ist zu klein. Vincentgeht zu seinem Onkel Vincent nachDen Haag, wo er eine Lehre als Kunsthändlerbeginnt. 1872, nach einem Besuchseines Bruders Theo in Den Haag, beginntder intensive Briefwechsel beider Brüder,der in den kommenden 18 Jahren mehrals 600 Briefe umfasst.In den kommenden Jahren, die sehrwechselvoll verlaufen und Van Gogh alshaltlosen und verarmten Menschen zeigen,beginnt die Hinwendung zur Malerei.Im Jahr 1879 nimmt Van Gogh eine intensiveZeichentätigkeit auf. Sein BruderTheo lässt ihm nun finanzielle Unterstützungzukommen, weil er die Bilder ausserordentlichausdrucksstark findet. ImHerbst 1880 beschliesst Vincent van Gogh,damals 27 Jahre alt, Maler zu werden. SeineBilder zeigen jetzt zunehmend leuchtendeFarben. Es kommt zu eindruckvollenProduktivitätsschüben. So malt er lautRenggli in 20 Monaten gar 200 Bilder. AufRat von Toulouse Lautrec reist van Gogh1888 in die Provence. Sein Wunschprojekteiner Künstlergemeinschaft scheitert jedoch.Nach einem heftigen Streit mit PaulGauguin schneidet er sich sogar einen Teileines Ohres ab. Zu dieser Zeit werden auchdeutlich manische und depressive Phasenerkennbar.Klinikaufenthalt aus freienStückenVan Goghs typischer Malstil ist nun vollausgeprägt. Er malt in kleinen Strichen,setzt die Farben nebeneinander und lässtsie wellenartig oder rhythmisch abfolgen.«Dabei ging es ihm weniger um dieWiedergabe der Wirklichkeit, als darum,das Charakteristische seine Motive unddie durch sie ausgelösten Gefühle zumAusdruck zu bringen», schreibt SabineSchuchart in einem Beitrag über den Malerim Deutschen Ärzteblatt. Nach seinerSelbstverstümmelung lässt sich Van Goghin die Nervenklinik in Saint-Rémy einweisen.Phasen von reger Malerei wechselnmit Zeiten, in denen Angstattacken undWahnvorstellungen jede Tätigkeit verhindern.Doch in diesen Jahren entstehendie bekanntesten Werke wie «Die Sternennacht»oder das «Weizenfeld mit Zypressen».Im Mai 1890 zieht Van Gogh zuseinem Arzt Paul Gachet nach Auvers-sur-Oise bei Paris. Sein Zustand verschlechtertsich dort jedoch und die Depressionenwerden stärker. Am 29. Juli 1890 stirbter, zwei Tage, nachdem er sich mit einemRevolver in den Bauch geschossen hat.faCtsEin illustrer ClubalexaNder SaheBredaktion.ch@mediaplanet.com■■Bei kreativen Menschen, Künstlern,schriftstellern und Philosophen,ist eine bipolare erkrankung zehn malhäufiger vertreten als bei der allgemeinbevölkerung.Beispielsweise derschriftsteller ernest hemingway, dermaler edvard munch oder der erfinderthomas alva edison. laut angabender Werner alfred selo stiftung gehörtauch sting zu diesem Kreis. sting gabgemäss angaben der stiftung sogar ineinem interview eine manisch-depressiveerkrankung zu.anzeigeICAS unterstützt in der Schweiz über 60 Unternehmen und deren 70.000Mitarbeitende bei der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden beigleichzeitiger Steigerung der Produktivität sowie Reduktion von Kosten.ICAS ist führender Anbieter der Externen Mitarbeiterberatung EAP undbietet rund um die Uhr psychologische Beratung und Unterstützung inberuflichen oder privaten Situationen wie z.B. 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14 · Dezember eine ThemenzeiTung von meDiaplaneTnewsSCHRITT4InDIVIDUELLETHERAPIEfrage & antWortPD Dr. med. Martin Keckmartin e. keck ist facharzt für psychiatrie,psychotherapie und neurologie sowie neurowissenschaftler.er ist chefarzt der traditionsreichenprivatklinik cliniea schlössli inoetwil am see/zürich. martin keck gehörtzum vorstand der schweizerischen gesellschaftfür angst und DepressionBei einem Burnout spielt die Angsteine wesentliche Rolle. Sie zu überwinden,ist ein Teufelskreis. Wieman das schafft, erklärt MartinKeck. Er behandelt in seiner KlinikClienia Schlössli in Oetwil Patientenmit Angst- und Panikattacken,sozialen Phobien und posttraumatischenBelastungsstörungen.Die erosion dermenschlichen seele■ ■Frage: Wird mir geholfen, wennich das gefühl habe betroffen zusein, und wenn ja, wie?■ ■Antwort: sie können jederzeitmit ihrem hausarzt über ihreproblematik sprechen. Dieser wirdsie dann schon an die richtigenansprechpartner verweisen.Burnout ist längst keine Managerkrankheitmehr, sondern ein Symptom,das jeden treffen kann. Es ist ein Leiden,das sich schrittweise und ständig ausbreitet.Und die Menschen in eine Abwärtsspiralezieht, aus der das Entkommenoft nur schwer gelingt.Burnout ist kein Modewort, mit dem Managerihr Versagen kaschieren oder Politikereine Depression schönreden. Burnoutist eine schwere Erkrankung, die alle treffenkann. Sie ist typisch für unsere Zeit, verursachtdurch enormen Leistungsdruck inder hektischen Arbeitswelt. Man fühlt sichkörperlich und seelisch ausgebrannt, erschöpft,dem Druck plötzlich nicht mehrgewachsen. Tut man nichts dagegen, ist eineschwere Depression oft die Folge.Pulverfass DauerstressAnzeichen gibt es viele. Die Betroffenenstehen unter Dauerstress, sind angespannt,können nicht mehr geniessenoder Entspannung finden. «Viele arbeitennahezu rund um die Uhr und brechen irgendwannzusammen», erklärt MartinKeck, Chefarzt der Privatklinik ClieniaSchlössli in Oetwil am See. Oft sei auchdas Familienleben und das soziale Umfelddramatisch reduziert. Dies verstärkewiederum den Druck und vergrössereden Raum, den beispielsweise der beruflicheStress einnehmen könne. Die Folgesind Energieverlust, reduzierte Leistungsfähigkeit,Gleichgültigkeit, Angst,Enttäuschung, Scham und Ärger. «Häufigist es dann ein relativ kleiner Auslöser, derERSCHÖPFUnG <strong>UnD</strong> VERZWEIFLUnG. Dazu kommen oft körperliche Beschwerden. Körperund Geist kommen kaum noch zur Ruhe.Foto: Dreamstime.comdie Erkrankung zum Ausbruch bringt», soKeck.Geplagt von ÄngstenSteckt der Betroffene mittendrin, hat seinGehirn die Kontrolle über das Stresshormonsystemlängst verloren. InnerlichtiPPs5 Tipps von PD Dr. med. Martin Keck■■Professionelle Hilfe: Die adäquateBehandlung des Burnoutsollte stets eine Psychotherapie beinhalten.Da jeder Betroffene überein individuelles Profil verfügt, ist einehierauf abgestimmte Behandlungwichtig.■■Symptome als Warnsignaleakzeptieren: nicht versuchen, denalltagsstress zu bewältigen, indemman dagegen ankämpft oder resigniert.sondern unbedingt professionellehilfe suchen.■■Für Körper und Geist: Nebenunterschiedlichen psychotherapieverfahrenempfiehlt es sich, körperorientierteVerfahren anzuwenden.Zum beispiel entspannungs- undstressbewältigungstrainings, biofeedback,Yoga, Qi Gong, achtsamkeitoder progressive muskelentspannung.■■Der Austausch: hilfreich ist esauch, sich mit anderen Betroffenenauszutauschen, um zu erkennen,dass man nicht allein mit seinen Problemenist.■■Im Alltag bestehen: eigenegrenzen besser einschätzen, Bedürfnisserechtzeitig wahrnehmen undlernen, den notwendigen von selbstgemachtemstress zu unterscheiden.HILFEMit einer massgeschneidertenTherapie kann denmeisten Betroffenen meistensgeholfen werden.Foto: istockphoto.comherrscht ein Gefühl extremer Erschöpfungund Verzweiflung. Geplagt von seelischemSchmerz kommen oft körperlicheBeschwerden dazu. Wie zum Beispiel extremesSchwitzen, Schwindel, Kopfschmerzen,Magen-Darm-Probleme. «Sehr häufigsind auch Ängste, Nervosität und ausgeprägteSchlafprobleme – Körper und Geistkönnen nicht mehr zur Ruhe kommen»,sagt Keck. Häufig begleite die Betroffenendie Angst, es nicht mehr zu schaffen, nichtmehr zu genügen, zu versagen. Bis hin zuPanikattacken, die die Stärke von Todesangstannehmen könnten.Körperlich und seelischzurückfindenOft versuchen Betroffene, den Alltagsstresszu bewältigen, indem sie dagegen ankämpfenoder resignieren. «Beide Varianten sindkeine guten Lösungen, denn der Stressbleibt bestehen und schadet auf Dauer derGesundheit», erklärt Keck. Es gebe unterschiedlichePsychotherapieansätze wiekognitive Verhaltenstherapie, psychodynamischeoder die Gesprächstherapie, diein Bezug auf die Bedürfnisse des Patientenausgewählt werden. Keck empfiehlt auchkörperorientierte Therapieverfahren wiebeispielsweise die progressive Muskelentspannung,Yoga, Qi Gong oder ein Stressbewältigungstraining.Auch Bewegungan der frischen Luft helfe, denn das Tageslichtwirke sich positiv auf das Wohlbefindenaus. Und es gebe gut verträgliche Medikamente,die nicht abhängig machen undproblemlos über längere Zeiträume eingenommenwerden können.Das Leben danach«Mit einer individuellen, massgeschneidertenTherapie kann glücklicherweiseden meisten Betroffenen geholfen werden»,so Keck. Wichtig dabei sei jedoch,dass das Leben nach der Krankheit aus einembesseren Umgang mit Stress bestehe,dass man Ruhepausen einlege und die eigenenGrenzen rechtzeitig erkenne. «In allerRegel ist dann eine Rückkehr in das Berufslebenmöglich».Nathalie Schochredaktion.ch@mediaplanet.ch■■Was raten Sie IhrenPatienten zur Überwindungderer Ängste?!Die Grundregel ist, sich derAngst zu stellen. Diesen therapeutischenAnsatz zu erkennen,ist sehr wichtig. Der Betroffenelernt, dass die Angst vorüber geht,auch wenn der Zustand der Angstsehr unangenehm ist. Glücklicherweiseist der menschliche Körpernicht länger als einige Minuten inder Lage, sehr starke Angst zuempfinden.■■Wie kann man Angstzuständetherapieren?Wir beginnen mit einer medikamentösenTherapie, ge-!ben Antidepressiva, die regulierendauf das Stresssystem einwirken.Das Medikament ist aber lediglichdie Krücke, mit der Hilfezur Selbsthilfe möglich ist. Auslöserder Angst ist eine Entgleisungdes Stresshormons Cortisol. DasGehirn verliert die Kontrolle überdie Ausschüttung. Wenn die Medikamenteerste Wirkungen zeigen,beginnen wir mit der Expositionstherapie.Die Psychotherapie istder wesentliche Pfeiler der Behandlung.Diese wird individuellangepasst.■■Was muss man sich unterdieser Therapie vorstellen?Die Patienten haben lange! angstmachende Situationenvermieden. Dieses Vermeidungsverhaltenvertieft aber nur dieAngst. In der Expositionstherapielernen die Patienten mit unsererHilfe, sich dem stärksten Angstauslösendem Reiz zu stellen, damitdas Gehirn die Erfahrungmacht, dass die Angst vorbeigehtund beherrschbar ist.■■Wie sieht der äussereRahmen einer Therapie aus?Bei schweren Erkrankungsformenzuerst einmal raus!aus dem Alltag, den Stress reduzieren.Die Therapie erfolgt mit einerOrientierung aufs Leben draussen,sobald als möglich können die Patientendie Wochenenden daheimverbringen, später dann zu Hauseübernachten. Der Wiedereintrittins Arbeitsleben erfolgt fliessend.Nach einem Jahr kann man beginnen,die Medikamente auszuschleichen,bis hin zur völligenAbsetzung.

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