newsEine Themenzeitung von MediaplanetDezember · 3Stress macht krankImmer mehr steigt der Druckin der Arbeitswelt. Immerdramatischer wirkt sich das aufdie Gesundheit der Menschenaus. Denn nicht jedem gelingtes gleichermassen, trotz hohenAnforderungen seinen Körperund Geist in Balance zu halten.Die Verpflichtungen reihen sich imTerminkalender eng aneinander. DieUnterlagen stapeln sich auf dem Arbeitstischund schreien nach Bearbeitung.Das Telefon klingelt unaufhörlich.Und die Sitzungen verheissennichts Gutes: noch mehr Arbeit, nochmehr Termine. Das kann phasenweisedurchaus interessant und herausforderndfür den Menschen sein. Aberirgendwann droht der Kollaps, derHerz-Infarkt oder das Burnout.Stress im ÜberflussDie Zahlen des Internationalen ArbeitsamtesBIT malen ein klares Bild: 75 Prozentder Arbeitnehmer geben an, unterStress zu leiden. Die Forschung hat zudembewiesen, dass der menschlicheKörper etwa sieben Stressoren pro Wocheverarbeiten kann. In der heutigenZeit muss er aber mit über 50 Stressorenfertig werden. Im SchweizerischenZentrum für Stressforschung SZS definiertman Stress wie folgt: «Stress istdas Missverhältnis zwischen den Anforderungenund den verfügbaren Ressourcen,aus dem eine ernsthafte Bedrohungentsteht, die die Alarmzentraleim Gehirn überfordert, blockiert undzu schädlichen Herz-/Hirnfrequenzenführt.»Druck am ArbeitsplatzEs gibt verschiedene Gründe, die zusolchen Missverhältnissen führen.Heutzutage weit verbreitet sind Existenzängste,Probleme am Arbeitsplatz,Mobbing, Schwierigkeiten inder Partnerschaft oder Probleme inder Schule. Und gerade in Krisenzeitenist die Arbeitswelt noch mehr gefordert.Der Druck steigt, man ignoriertÜberbelastung oder Überforderung,aus Angst, seine Stelle zu verlieren.Oft übersieht man dann wichtigeWarnsignale.Schwerwiegende FolgenBleiben diese Warnsignale über einenlängeren Zeitraum unbeachtet,fallen die körperlichen und psychischenSysteme aus dem Gleichgewicht– und der Mensch wird krank.Dem einen schlägt der Stress aufden Magen, ein anderer bekommtSchweissausbrüche. Die körperlichenFolgen können sich aber auchweit dramatischer auswirken: Gefässkrankheiten,Stoffwechselstörungen,Organkrankheiten oderHerzinfarkt. Stress geht sogar nochweiter: Ignoriert man ihn, wucherter, bildet Myome, Zysten, Tumore.Das kann bis hin zu bösartigemKrebs führen. «Forschungen habenbewiesen, dass Stress die meistverbreiteteUrsache für Krebs ist»,sagt Kilian Schmid, Forschungsleiterbeim SZS. Lernt man den Stressnicht zu bändigen, kann er auch psychischeFolgen haben: Schlafstörungen,Unzufriedenheit, Müdigkeit.Solche Symptome können zu einerschwerwiegenden Depression odergar zu Suizid führen.Mit Bewegung vorbeugenStress lässt sich heute dank wissenschaftlichenMethoden messen. Damitdie Situation gar nicht erst eskaliert,gilt es vorzubeugen. Vor allem ausreichendBewegung und Entspannunghelfen, aber auch eine gesunde Ernährung.Die Sexualität ist das Hauptmotivationsprinzipder Natur und birgt eingrosses Energiepotenzial, das sich positivauf die Gesundheit und das psychischeWohlbefinden auswirken kann.Aber alles in allem gilt eine goldene Regel:die Balance zwischen Körper, Geistund Seele aufrecht zu halten.FactsStress bekämpfenNathalie Schochredaktion.ch@mediaplanet.com■■Um Stress zu reduzieren und inden Griff zu bekommen, unterscheidetman heute vier Wege.■■Das Zeitmanagement:die arbeit in passende Zeitintervallelegen - inklusive Ruhepausen.■■Das Reizmanagement:Störreize versuchen zu reduzierenoder zu kanalisieren.■■Das Erregungsmanagement:versuchen, vegetative Reaktionen aufStressoren zu vermindern.■■Das Belästigungsmanagement:damit kann man die subjektiveBewertung von Stressoren verändern.Bewegung – undnochmals BewegungDer Stress ist allgegenwärtig.Und Stress kann böse Folgenhaben. Damit es nicht so weitkommt, bedarf es wichtigerErkenntnisse. Kilian Schmid,Leiter des SchweizerischenZentrums für Stressforschung,setzt sich täglich damitauseinander.■■Die Mehrheit der Arbeitnehmergibt an, unter Stress zuleiden. Woran liegt das?Gerade in Krisenzeiten macht sich derStress deutlich bemerkbar, vor allemdurch erhöhten Druck und Arbeitsplatzunsicherheit.Es sind aber nicht nur dieArbeitnehmer, die darunter leiden, sondernauch die Arbeitgeber.Kilian SchmidLeiter des SchweizerischenZentrums fürStressforschung■■Ist Stress gefährlich?Stress ist grundsätzlich nicht gefährlich.Im Gegenteil, Stress braucht derMensch. Erst wenn er über einen längerenZeitraum in massivem Ausmassanhält, kommen die psychologischenund physiologischen Systeme aus demGleichgewicht und der Mensch wirdkrank. Die Folgen sind oft Herz-Kreislauf-Erkrankungen,Magen-Darm-Beschwerden,das kann bis hin zu Krebsführen.■■Ist Stress messbar?Ja, durchaus. Es gibt wissenschaftlicheMesstechniken, die es ermöglichen, physiologischund psychologisch relevanteDaten des persönlichen Stresslevels undderen Auswirkungen auf den Körper zuerhalten, respektive den Stress des Menschenzu messen. Wir nutzen drei Methoden:die HerzratenvariabilitätsmessungHRV, den Oxidationstest und etascan.■■Gibt es ein Patentrezept, deneigenen Stress in den Griff zubekommen?Morgens zehn Kniebeugen, zehn Mal Armund Ellbogen schwingen – und der grössteStress ist bereits abgebaut. Bewegungist das A und O, um Stress zu vermindern.So erstaunt es nicht, dass vor allem Menschenin Dienstleistungsberufen gefährdetsind.■■Immer mehr Menschen erleidenein Burnout. Ist der Druck von aussengestiegen oder ist die Gesellschaftheute weniger belastbar?Der Druck von aussen ist eindeutig gestiegen.Die Forschung hat bewiesen, dass unserKörper etwa sieben Stressoren pro Wocheverarbeiten kann. Heute werden wirmit bis zu 50 Stressoren konfrontiert.Kanyama Butzredaktion.ch@mediaplanet.compublireportageDepressionkann jedentreffen!Gut zu wissen, dass eswirksame Therapien gibt.Edith Holsboer-Trachsler ist stellvertretende Chefärztin derErwachsenenpsychiatrie sowie Bereichsleiterin der Abteilung fürDepressionsforschung, Schlafmedizin und Neurophysiologie anden Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. Johannes Beckist Oberarzt am Zentrum für Affektive Krankheiten & Depression(ZAD) der UPK Basel. Sie beschreiben die Merkmale und Eigenheitenvon Depressionen und zeigen auf, wie Betroffene reagierenkönnen.Stress, Burnout, DepressionStressbelastungen sind ein natürlicher Teil des Lebens. JedeKonfrontation mit einer Belastung löst eine normale körperlicheund psychische Stressreaktion aus, die uns in dieLage versetzt, die jeweilige Herausforderung zu meistern.Solange eine Stressbelastung nur von kurzer Dauer ist, kannsie aufgrund ihrer aktivierenden Wirkung durchaus als positiveHerausforderung erlebt werden. Die Stressreaktion wirdim Normalfall nach Überwinden der auslösenden Situationrasch beendet. Chronischer Stress hingegen kann die Anpassungsreservenüberfordern, wodurch eine Burnout-Symptomatikbis hin zu einer schweren Depression entstehen kann.Burnout ist ein Sammelbegriff für einen Zustand körperlicher,emotionaler und geistiger Erschöpfung im Zusammenhangmit langfristiger emotionaler Überbelastung amArbeitsplatz. Schwere Burnout-Zustände erfüllen häufig dieKriterien einer depressiven Erkrankung.Was ist eine Depression?Eine Depression ist eine schwerwiegende seelische Erkrankung,die sich von vorübergehenden Verstimmungszuständenoder von Phasen von Trauer, etwa nach dem Verlust einergeliebten Person, unterscheidet. Die typischen Symptome einerDepression sind traurige Verstimmung, Schlafstörungen,schlechte Konzentration, Müdigkeit, Reizbarkeit, Appetitmangelund Gewichtsverlust sowie Hoffnungslosigkeitund die Unfähigkeit, sich an Ereignissen in der Umgebungemotional zu beteiligen. Das Interesse an normalerweisegeliebten Dingen ist wie abgestorben. In schweren Fällenist die Hoffnungslosigkeit so stark ausgeprägt, dassder Lebenswille erlischt und Selbsttötungsgedanken auftretenbis hin zur Planung und Durchführung von Suizidversuchen.Eine Depression kann schleichend beginnenoder aber auch ganz plötzlich auftreten wie ein Blitz ausheiterem Himmel. Depressionen sind in der Bevölkerungweit verbreitet. Studien zeigen, dass ungefähr 15 Prozentder Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer Depressionerkranken. Das Bekenntnis des Fussballspielers Ivan Ergic,der auf dem Höhepunkt seiner Karriere an einer schwerenDepression erkrankte und dies öffentlich machte, ist nurein Beispiel, dass Depressionen auch Erfolgreiche treffenkönnen.Gründliche DiagnostikDie diagnostische Abklärung bei Verdacht auf eine Depressionmuss unter sorgfältiger Berücksichtigung von psychischenund körperlichen Faktoren erfolgen, da auch eineVielzahl von körperlichen Erkrankungen wie etwa hormonelleStörungen, hirnorganische Erkrankungen oder auchein Schlafapnoe-Syndrom eine ähnliche klinische Symptomatikhaben kann. Die Universitären Psychiatrischen KlinikenBasel bieten daher eine gründliche und umfassendeAbklärung mit der ganzen Kompetenz einer modernenUniversitätsklinik an.Behandlung der DepressionEine Depression kann viele Gesichter haben. Da ist es gutzu wissen, dass inzwischen eine breite Palette von gutwirksamen Therapieangeboten existiert. Neben wirksamenPsychotherapieverfahren stehen gut verträgliche medikamentöseTherapieformen zur Verfügung, sodass die Therapieplanungauf die individuelle Person massgeschneidertwerden kann. Dazu gehören auch künstlerisch-gestaltendeTherapien, Sport- und Physiotherapie sowie Entspannungsverfahren,Stressmanagement und Lichttherapie.Der Weg zurück ins LebenEin wichtiges Ziel jeder Therapie ist die erfolgreiche Wiedereingliederungin den Alltag. Wir legen grossen Wertdarauf, den Wiedereinstieg ins Leben ausserhalb der Klinikgut vorzubereiten. Dies kann sozialdienstliche Unterstützungzu den Themen Wohnen, Arbeit und Finanzen sowieauch die Organisation einer weiterführenden therapeutischenBegleitung ausserhalb der Klinik sein. Auf Wunschder Patientin, des Patienten sind dabei der Einbezug vonAngehörigen sowie Gespräche mit Arbeitgebern möglich.Zentrum für Affektive Krankheiten& Depression (ZAD) Basel der UniversitärenPsychiatrischen Kliniken BaselStationäres Angebot:Universitäre Psychiatrische Kliniken BaselWilhelm Klein-Strasse 27, CH- 4025 BaselTel. 061 325 50 97, E-Mail: christine.haselbach@upkbs.ch,www.upkbs.chAmbulantes Angebot:Psychiatrische Universitätspoliklinik der UPK BaselPetersgraben 4, CH-4031 BaselTel. 061 265 50 40, E-Mail: zad@upkbs.chwww.upkbs.ch