6 · Dezember eine ThemenzeiTung von meDiaplaneTSCHRITTnews1wenn sich diefreude verabschiedet■ ■Frage: Wie viele menschensind tatsächlich von einer Depressionund depressionsähnlichenstimmungen betroffen?■ ■Antwort: mehrere hunderttausendmenschen in der schweiz leidenunter Depressionen. inklusivedes umfelds der erkrankten istwahrscheinlich wohl mehr als diehälfte der bevölkerung betroffen.In Mitteleuropa ist jeder achte Menschwegen depressiver Erkrankung in Behandlung.Die Dunkelziffer dürfte vielhöher sein. Depressionen beeinträchtigennicht nur den Kranken selbst, seinganzes Umfeld ist davon betroffen. «Esgibt nicht die eine Depression, sondernnur den depressiven Menschen», sagtHeinz Böker, leitender Arzt für Depressions-und Angstbehandlung an derPsychiatrischen Uniklinik Zürich. Depressionentreten in unterschiedlichenFormen auf und sie können sich durchseelische und körperliche Anzeichenzeigen. Diese reichen von Verstimmung,Freud- und Antriebslosigkeit über Konzentrationsschwierigkeitenbis zuSchlafstörungen und Appetitlosigkeit.Allen depressiven Erkrankungen gleichist, dass kein Ausweg mehr gesehen undstark an sich selbst gezweifelt wird.Es gibt keinen SchuldigenDie Ursachen für eine Depression sindvielfältig. Die «Schuld» kann nicht nurden Genen gegeben werden: GenetischeFaktoren spielen zwar eine Rolle, begünstigenjedoch lediglich die Erkrankungunter dem Einfluss von äusserenFaktoren. Das kann der Tod einer nahestehendenPerson genauso wie plötzlicheArbeitslosigkeit sein. Zudem gibt eseine Palette an biologischen Ursachen,wie Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus oder der Schilddrüsenfunktion.Meist besteht eine Wechselwirkungzwischen inneren und äusseren Faktoren.Und Depressionen gehen in vielenFällen mit anderen psychischen Erkrankungenwie Angst- oder Zwangsstörungeneinher. Solche können bereits in derPubertät und im jungen Erwachsenenalterentstehen. Deshalb sollte neben denkörperlichen Ursachen auch immer einemögliche psychische Erkrankung in derVergangenheit betrachtet werden.faCts■■Mehrere HundertausendMenschen in der schweiz leiden unterDepressionen. Wahrscheinlich ist mehrals die hälfte der Bevölkerung betroffen,inkludiert man das Umfeld dererkrankten. informationen, ratschlägeund anlaufstellen finden Betroffene aufinternetseiten.Lesen Sie mehr! im Internet:www.depression.chwww.depression.uzh.chwww.depressionen.cheine ernste krankheitDepressionen sind mit eineraussergewöhnlich hohen Ratean Suizidalität verbunden,welche während der Krankheitsepisodeakut sein kann undnach Abklingen der Depressionwieder verschwindet.Prof. Dr. med.Erich SeifritzDirektor, Klinik füraffektive erkrankungenund allgemeinpsychiatrieZürich ost;Psychiatrische UniversitätsklinikZürichProf. Dr. Heinz Bökerleitender Chefarzt an der PsychiatrischenUniklinik Zürich«Depressivemenschen neigendazu, ihrenzustand zuverbergen.»■■Was ist Depression genauund welche Krankheitsstufen undSymptome gibt es?Depressionen sind schwerwiegende psychischeoder seelische Erkrankungen,welche sich von vorübergehenden Verstimmungszuständenoder von Phasenvon Trauer, etwa nach dem Verlust einergeliebten Person, unterscheiden. Die Unterscheidungvon solchen normalen Veränderungender Gemütslage und Depressionenist oft nicht einfach, da der Übergangfliessend sein kann. Die wichtigenSymptome einer Depression sind einegedrückte Grundstimmung, Antriebsstörungen,Schwierigkeiten, Entscheidungenzu treffen, Verlust der Fähigkeit, Freudezu empfinden, Konzentrationsstörungen,Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlesowie oft Angstzustände. HäufigeZusatzsymptome sind körperliche Missempfindungenwie Schmerzen, Unwohlseinsowie Störungen des Schlafs und desAppetits. Es gibt wenige Krankheiten inder Medizin, welche subjektiv für die betroffenePerson sowie deren Angehörigeso schwerwiegend und häufig so lebensbedrohlichsind wie Depressionen. Depressionensind mit einer aussergewöhnlichhohen Rate an Suizidalität verbunden,welche während der Krankheitsepisodeakut ist und nach Abklingen der akutenDepression wieder verschwindet.■■Behandlungsmöglichkeitenheute?Depressionen werden mit psychologischen,biologischen und sozialen Methodenbehandelt. Moderne Therapien bestehenaus einer auf den Patienten oder diePatientin individuell massgeschneidertenKombination aus Psychotherapie, medikamentöserTherapie und sozialer Beratungund Unterstützung. Wir haben heutzutageverschiedene wirksame Psycho- undPharmakotherapieformen zur Verfügung,welche es uns erlauben, die möglichst fürdie individuelle Person beste Form auszuwählen.DEPRESSIon ISTMEnSCHLICHHilfe holenNiemand ist depressiv, nur weil er manchmalan depressive Verstimmungen leidet.Das sind meist nur Warnsignale für Erschöpfungoder Überforderung und hierkann der Betroffene leicht gegensteuern.Je schwerer und langanhaltender eineDepression verläuft, desto schwierigerist es, allein wieder hinauszufinden. «DepressiveMenschen neigen dazu, ihrenZustand zu verbergen. Sie sind oft überauspflichtbewusst und leiden darunter,keine Energie aufbringen zu können»,sagt Heinz Böker. Oft sprechen sie monatelangnicht über ihre Belastung.Die Depression ist jedoch nie ein Problemeines einzelnen, sondern berührtsein ganzes Umfeld. Familie und Freundereagieren mit zunehmender Sorge undkümmern sich vermehrt um den Betroffenen.Gut gemeinte Ratschläge erreichenden Depressiven aber kaum noch und einGefühl der Hilflosigkeit stellt sich ein. DieOhnmacht der Nahestehenden kann deninneren Leidensdruck zusätzlich verstärken.Das Leben in Familie und Partnerschaftist mit der Zeit komplett von derKrankheit geprägt. Um diesen Teufelskreisaus Erschöpfung und Machtlosigkeitzu durchbrechen, ist professionelleHilfe meist unerlässlich.Depression ist menschlichDepressionen treten in allen Ländern,Kulturen und sozialen Schichtengleich häufig auf. Der Umgang mitder Krankheit ist jedoch kulturell sehrunterschiedlich. In sogenannten Entwicklungsländern,wo die Alltagsdynamikweniger ausgeprägt ist, stehendie Menschen dem Thema sehr viel unverkrampftergegenüber. In Industrieländernhingegen steht die Depressionkonträr zum kulturell normativen Verhalten.Oft wird sie tabuisiert und nichtzuletzt auch von den Betroffenen selbstals Scheitern, Versagen und Unfähigkeitverstanden. «Deshalb hat Aufklärungeine zentrale Bedeutung», betontHeinz Böker. «Es gehört zu den Herausforderungeneiner Gesellschaft, sichmit Depressionen auseinanderzusetzenund dafür zu sorgen, dass sich depressiveMitmenschen nicht verbergenmüssen.»KaNyama Butzredaktion.ch@mediaplanet.com■■Wer ist betroffen …Risikogruppe?Depressionen können jeden Menschen treffen,unabhängig von Alter, sozialem und kulturellenHintergrund, Geschlecht etc. Wirgehen heute vom sogenannten bio-psychosozialenEntstehungsmodell aus. Depressionensind das Resultat einer Wechselwirkungzwischen Veranlagung und Umwelteinflüssen.Das bedeutet, dass bei Personenmit einer ausgeprägten Veranlagung fürDepressionen relativ geringe negative Umwelteinflüsseoder Lebensereignisse genügen,um eine Depression auszulösen.informationenmpredaktion.ch@mediaplanet.comForschungsprojekt derUniversität Zürich■■Im Rahmen einer Studie desschweizerischen nationalfonds (snf)führen wir eine studie zum Vergleichzweier Varianten von kognitiver Verhaltenstherapiegegen Depression durch.Wir suchen deshalb menschen, welcheunter depressiven symptomenleiden und sich in therapie begebenwollen.QUELLE: WWW.DEPRESSIon-PSYCHoTHERAPIE.CHPersonal insightIch wurde im November 1994 von der schwerenKrankheit depression, im Alter von 49 Jahren, überfallen.Während einer Rekonvaleszenz, nach einer Meniskusoperation,überfiel mich eine innere Unruhe. Ein vorhernie gekanntes Gefühl.Mein leben mitder Depressionnachdem dies nichtnachliess und ich immermehr Mühe bekundete,zur Arbeit zugehen, suchte ich am10. Dezember einen mirbereits bekannten Psychiaterauf. Dieser diagonstizierte sehrrasch eine Depression.Ich stand plötzlich vor einer mir völligneuen Situation, ich hatte nun den Befundbekommen und natürlich kannteich die Krankheit Depression dem Namennach. Aber diese völlig wirren Gefühlevon Mutlosigkeit, Ängsten, plötzlicherTrauer und Weinen stellten mich,wie auch meine Familie, vor grosse Probleme.Besonders für die jüngere Tochterim Alter von 15 Jahren war dies einesehr schwere Zeit.Da ich früher ein Morgenmensch warund mich nun plötzlich mit dem Problemdes Aufstehens konfrontiert sah,war der Start in den neuen Tag eine wahreQual! Meine Befindlichkeit verbessertesich stets gegen den Nachmittag hinund am Abend ging’s mir meistens rechtgut. Doch die Angst, am Morgen wiedermit den gleichen Problemen konfrontiertzu werden, machte das Einschlafenauch nicht leichter. In den erstenpaar Monaten konnte ich meistens bisum zwei oder drei Uhr in der Früh keinenSchlaf finden, und wenn dann derWecker sich um 6.00 Uhr meldete, warich natürlich dementsprechend müdeund mit diffusen Ängsten konfrontiert.Der Gang zur Arbeit war stets eine Tortur,Für mich waren die Morgentiefs etwassehr bedrückendes. Da auch ich anmich recht hohe Ansprüche stellte, wardiese Krankheit, welche auch teilweiseHirnstörungen hervorrufen konnte,ein sehr grosses Problem. Als Buchhaltergilt gegenüber Zahlen die Nulltolleranz!Glücklicherweise hatte ich einensehr toleranten und auch verständnisvollenArbeitgeber und ich fühlte michnicht im Regen stehen gelassen. MeinArzt hatte mich 100% krankgeschrieben,aber ich arbeitete meistens volldurch. Ich traf mit meiner Chefin eineVereinbarung, dass, wenn der Druck zugross wurde, ich zeitweise frei nehmenkonnte. Da ich nicht in einem Team eingebundenwar, also selbständig arbeitete,war diese Lösung optimal. Ich kannmich erinnern, dass ich mitten im Vormittagdas Büro verliess, nachdem michplötzlich eine riesige, innere Unruhe erfasste,und so versuchte ich mich im nahenWald etwas zu entspannen. Es wareine sehr arbeitsintensive Zeit und dadie Einführung der EDV in vollem Gangwar, war der Druck auch entsprechendhoch. So trat die Depression im dümmstenMoment in mein Leben, da ich mitrund 50 Jahren generell schon mehrMühe bekundete mit Neuerungen. Undauch die internen Schulungen warenfür mich die reinsten Qualen, denn ichwollte, trotz der Krankheit, möglichstgleich alles können und setzte mich somitnoch besonders unter Druck.Ebenso wurde durch die Verantwortlichender Finanzdirektion sehr vielDruck aufgebaut, in dem uns jeweils beiden Budgetsitzungen die Zukunft derStadt Luzern in möglichst düsteren Prognosenaufgezeigt wurde. So hiess dieDevise sparen, sparen wo es geht.Da ich in meiner Direktion eineScharnierfunktion zwischen der FDund unserer VD innehatte, sollte dieserSpardruck auch in den Budgets zumAusdruck kommen, und so hatte ich eineneigentlichen Zweifrontenkrieg auszutragen.Da es mir, im Gegensatz zu vielenBetroffenen, noch möglich war, meinengeliebten Sport auszuüben, konnteich mir eine gewisse Erleichterung verschaffen.Als sehr hilfreich stellten sichauch die Besuche der Selbsthilfegruppendes Vereins <strong>Equilibrium</strong>, zuerst inZug und danach in Luzern (wurde durchmich gegründet), heraus. Es folgten zweiKlinikaufenthalte 1996 und 2003, eine3-monatige Reha in der Tagesklinik desKantonsspitals Luzern und zum Schlusseine 50%-IV-Rente.Dazwischen lagen ein abgebrochenerSuizidversuch, ein Herzinfarkt, das Implantiereneines Herzschrittmachersund sechs Stents. Nach 14 Jahren in derDepression fühle ich mich seit 4 Monatenvon der Krankheit geheilt und binohne Psychopharmaka, etwas Schöneresgibt es kaum!ansiChten«meine befi ndlichkeitverbessertesich stets gegenden nachmittaghin und am abendging’s mir meistensrecht gut.»Heinz Hunkelernach 14 Jahren in der Depression fühle ichmich seit 4 monaten von der krankheit geheilt.
newseine ThemenzeiTung von meDiaplaneTDezember · 7alter schützt nicht vor Depression■ ■Frage: ist eine getrübtestimmung im alter normal?■ ■Antwort: nein, sie wird nur alsverständlicher hingenommen,weshalb eine Depression im alteroft nicht erkannt wird.Depressionsexpertin Edith Holsboer-Trachsler weist auf das Risiko der Altersdepressionhin. Denn körperlicheGebrechen und Depression bedingensich gegenseitig. Und die Suizidrate beiden über 75-Jährigen sei weltweit diehöchste.■■Wo liegt der Unterschiedzwischen Depression im Alterund in jungen Jahren?Bei älteren Menschen stehen körperlicheBeschwerden und kognitive Beeinträchtigungenim Vordergrund, deshalbwerden Altersdepressionen oftverkannt. Angehörige, Ärzte und Pflegepersonenschätzen die bedrückteStimmung des Betroffenen oft als «verständlich»ein. Dies verhindert eine gezielteBehandlung. Die Depression istdie häufigste psychische Erkrankungim höheren Lebensalter und stellt denwichtigsten Risikofaktor für Suizidalitätim Alter dar. Weltweit ist die Selbsttötungsratebei den über 75-Jährigenam höchsten.■■Wie stark sind Altersdepressionenverbreitet?Die frühere Annahme, dass die Häufigkeitvon Depressionen mit zunehmendemAlter abnimmt, wird durch neuereStudien nicht gestützt. Sie zeigen mitzunehmendem Lebensalter eher einesteigende Diagnosestellung. Zugenommenhaben vor allem leichtere Depressionen,die die Lebensqualität jedochsehr stark beeinträchtigen.■■Was können die Ursachensein?Wichtigste Faktoren sind neu auftretendekörperliche Erkrankungen,Schlafstörungen sowie der Verlust desLebens partners. Hinzu kommt, dasseine Depression in der Vorgeschichtedas Demenz-Risiko verdoppelt. EineDemenz wiederum ist ein Risikofaktorfür Depressionen. Ebenfalls bekannt ist,dass jeder zweite Patient nach einemSchlaganfall und jeder dritte Patientnach einem Herzinfarkt eine Depressionentwickelt, die dann auch die Prognoseder körperlichen Erkrankung beeinflusst.■■Wer ist am stärkstengefährdet?Am stärksten gefährdet sind Patienten,bei denen mehrere Faktoren zusammentreffen,insbesondere, wenn sie bereitsfrüher unter Depressionen gelittenhaben oder eine familiäre Belastung fürdepressive Erkrankungen besteht.■■Kann Aktivität vorbeugenhelfen?Zahlreiche Studien zeigen, dass geistigeund körperliche Aktivität einenEdith Holsboer-Trachslerstellvertretende chefärztinder erwachsenenpsychiatriesowiebereichsleiterinder abteilung für Depressionsforschung,schlafmedizin undneurophysiologiean den universitärenpsychiatrischen klinikenbasel.Johannes Beckoberarzt amzentrum für affektivekrankheiten &Depression der upkbasel.sehr günstigen Einfluss sowohl auf diePrävention sowie auch auf die Therapiedepressiver Erkrankungen im Alterhaben.■■Wie bemerken Aussenstehende,dass ein Mensch anDepressionen leidet?Ältere Menschen klagen häufig überkörperliche Beschwerden und Beeinträchtigungen.Wenn jemand aberwährend längerer Zeit bedrückter odergereizter Stimmung ist, sich zurückzieht,unter Schlafstörungen oder Appetitmangelleidet und das Interesse unddie Freude an früher geschätzten Aktivitätenverliert, sind das deutliche Anzeichen.■■Wie gut sind die Diagnosemöglichkeiten?Bei der Diagnose müssen psychischeund körperliche Faktoren berücksichtigtwerden, wie zum Beispiel das Wechselspielzwischen Depression und Demenz.Anlaufstelle können dabei für Betroffeneund Angehörige der Hausarztsowie auch spezialisierte Zentren sein.■■Und wie lässt sich dieAlters depression behandelnund heilen?Ältere Menschen profitieren besondersvon den Innovationen der letzten Jahreim psychiatrisch-therapeutischen Bereich.Die Einführung besser verträglicherMedikamente ermöglicht bei jüngerenund älteren Patienten vergleichbargute Behandlungserfolge. Auch Psychotherapieist im höheren Lebensaltergenauso wirksam wie in anderen Lebensabschnitten.■■Besteht nicht doch einUnterschied der Heilungchanceim Vergleich zujüngeren Personen?Grundsätzlich sind die Therapien gleichgut wirksam. Im Alter besteht aber einegrössere Gefahr, dass die Depressionchronisch verläuft. Schuld daran sindder meist spätere Behandlungsbeginnund die oft auch unzureichende Behandlung.Weiter bestehende Restsymptome– besonders Schlafstörungen – erhöhendas Risiko für ein Wiederauftretender Depression. Das Zusammenwirkenmit anderen Erkrankungen steigertdie Gefahr der Chronifizierung zusätzlichund verschlechtert die Prognose.■■Weshalb ist Altersdepressionnoch immer ein Tabuthema?Das Wissen über psychische Erkrankungenund Depression im Besonderen ist inden letzten Jahren gestiegen. Trotzdemerleben Betroffene und Angehörige teilweisenoch immer eine Angst vor Stigmatisierung.Viele Menschen erwähnen ausScham oft nur die körperlichen Beschwerden,was die frühzeitige Erkennung einerDepression erschweren kann.faCtsRisikofaktorenKaNyama Butzredaktion.ch@mediaplanet.com■■Erkrankungendie als biologischeVeränderungen ursächlich wirkenkönnen.■■Spannungenmit angehörigen, dieunter sozialem aspekt Belastungsfaktorendarstellen.■■Aus psychologischer Hinsichterhöhen selbstunsicherheit und Verletzbarkeitdas Depressionsrisiko.■■Tod des Lebenspartners, Verzichtauf frühere Beschäftigungsmöglichkeitenund andere Verlustsituationen sindals weitere auslöser auszumachen.publireporTageSensibilisieren und aufklärenhilft BetroffenenDie dänische Firma Lundbeck ist spezialisiert auf die Entwicklung von Medikamenten gegen Depressionen und ähnlicheKrankheiten. Rico Nil von Lundbeck Schweiz über die Stigmatisierung der Betroffenen und die Skepsis gegenüber seinerBranche.Zur Person:Der Neurobiologe Rico Nil ist medizinisch-wissenschaftlicherLeiter von Lundbeck Schweiz und Privatdozent ander ETH Zürich.Herr Nil, Sie arbeiten seit über 20 Jahren in derEntwicklung und Herstellung von Medikamentenzur Behandlung von Depressionen undanderen psychischen Erkrankungen. Was hatsich in dieser Zeit verändert?Unsere Arbeit ist aufwändiger geworden, aberauch sicherer. Früher konnte man sich dieWirksamkeit eines Medikamentes relativ einfachvon einem Forscher bescheinigen lassen, derTests an einigen wenigen Patienten durchführte.Heute sind die Zulassungsverfahren zu Rechtsehr streng.Lundbeck bezeichnet sich als forschungsorientiertesUnternehmen. Was heisst das?Wir entwickeln neue, eigene Präparate undbetreiben dazu intensive Forschung. Uns geht esdarum, die Therapiemöglichkeiten zu verbessernund Substanzen mit neuen und besserenWirkungen auf den Markt zu bringen.Wo sitzt denn die Ursache einer Depression?Vereinfacht gesagt: Depressionen sind Stoffwechselkrankheitenim Gehirn, die auf das Gemütschlagen.Kann es jeden treffen?Es gibt gewisse genetische Veranlagungen, dieim Zusammenspiel mit Ereignissen im Lebenzur Erkrankung führen können. Die Frage nachden Ursachen ist um einiges komplexer, als manlange Zeit dachte, und bedarf noch intensiverForschung. Wir leisten einen kleinen Beitragmit unserem Preis, den wir für herausragendeklinische Forschung auf dem Gebiet der Erkrankungendes zentralen Nervensystems verleihen.Die letzte Preisträgerin hat Unterschiede in denHirnfunktionen von Depressiven und gesundenMenschen untersucht.Was macht die Krankheit für Betroffene soschwierig?Depressionen werden oft nicht als Krankheitbegriffen. Im Gegensatz zu jemandem mit einemgebrochenen Bein sieht man einer depressivenPerson von aussen nicht an, dass sie krank ist.Und während man nach einem Herzinfarkt vielleichtsogar als heldenhaftes Arbeitstier dasteht,haftet Depressionskranken noch immer derNimbus des Versagers an. Dieser Stigmatisierungwollen wir entgegenwirken.Was können Sie da tun?Zwei Mal im Jahr geben wir das Magazin «Wendepunkt»heraus. Es richtet sich an Patientensowie deren Angehörige und liegt in Arztpraxenund psychiatrischen Kliniken auf. Im «Wendepunkt»äussern sich Betroffene und medizinischeFachspezialisten zu Erkrankungen deszentralen Nervensystems im weiteren Sinne.Stehen dahinter auch wirtschaftliche Interessen?Sehen Sie, wir hätten den besseren Effekt, wennwir das Geld für den «Wendepunkt» in direkteWerbung investieren würden. Aber wir wollenmehr sein als blosse Pillenverkäufer. So führenwir zum Beispiel Weiterbildungsseminarefür Hausärzte und Psychiater durch, in denenForschungserkenntnisse mit Erfahrungen ausder Praxis zusammengebracht werden. Miteiner Zürcher Klinik organisieren wir Vorbereitungsseminarefür junge Ärzte, die sich auf diePsychiatrie spezialisieren wollen.Was ist wichtiger bei der Behandlung einerDepression: Medikamente oder eine Psychotherapie?Die Frage ist falsch gestellt. Das ist eine Ergänzung,kein Konflikt. Es kommt auch auf denGrad der Erkrankung an. Schwer depressivePatienten sind oft gar nicht ansprechbar, dortkann die Medikation eine Voraussetzung seinfür die Psychotherapie. Grundsätzlich geht esdarum, die Patienten so schnell wie möglich ausihrer Depression herauszuholen. Dabei ist dasMedikament ein wichtiges Instrument untervielen, die dem Arzt zur Verfügung stehen.comp etence in cnsMit Information zur EntstigmatisierungDas Pharmaunternehmen Lundbeck ist spezialisiert auf dieEntwicklung und Herstellung von Medikamenten gegenDepressionen und andere Erkrankungen des zentralenNervensystems. Lundbeck kümmert sich aber nicht nurum Innovationen im medizinischen Bereich. «Uns ist eswichtig, der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Depressionenentgegenzuwirken», sagt Rico Nil, medizinischwissenschaftlicherLeiter bei Lundbeck Schweiz.Um Betroffene zu informieren und die Öffentlichkeit zusensibilisieren, gibt Lundbeck zwei Mal pro Jahr das Patientenmagazin«Wendepunkt» heraus. Darin werden Erkrankungendes zentralen Nervensystems im weiteren Sinnebehandelt. Neben medizinischen Fachpersonen berichtenhäufig auch Betroffene von ihren Erfahrungen mit Depressionen,Burnout, Angst oder Suizid in der Familie. Auch alternativeTherapien werden vorgestellt, etwa die Lichttherapieoder die heilsame Wirkung künstlerischer Betätigungnach der Bewältigung einer Depression.In der aktuellen Ausgabe thematisiert «Wendepunkt» zumeinen das erhöhte Risiko von Betroffenen, auch körperlichzu erkranken. Zum anderen geht sie auf das Thema Burnoutein, gerade in Zeiten von Wirtschaftskrise und Stellenabbauaktuell.«Wendepunkt» liegt kostenfrei in Arztpraxen auf oder kannunter www.depression.ch gratis bezogen oder abonniertwerden.Amir AliEs richtet sich an Patienten sowie deren Angehörige und liegt inArztpraxen und psychiatrischen Kliniken auf. Im «Wendepunkt»äussern sich Betroffene und medizinische Fachspezialisten zu Erkrankungendes zentralen Nervensystems im weiteren Sinne.