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Vollgas geben - Reise Landtechnik GmbH & Co. KG

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Case IH auf Rekordkurs | Im laufenden<br />

Jahr ist das Unternehmen<br />

so gut unterwegs, dass<br />

wahrscheinlich sogar die bisherige<br />

Bestmarke aus 2008 getoppt<br />

wird. 15 Milliarden US-<br />

Dollar sind unteres Limit für<br />

den Umsatz, der in diesem Jahr<br />

angesteuert wird.<br />

Auf der Agritechnica werden Case<br />

IH und Steyr mit so mancher<br />

Neuheit antreten. Allem voran<br />

wird die CNH-Tochter mit dem stufenlosen<br />

Magnum versuchen, noch mehr<br />

Großbetriebe mit der eigenen Technik<br />

zu versorgen.<br />

Dennoch gibt es auch Stimmen, welche<br />

die Begeisterung dämpfen. Manche<br />

Case IH und Steyr-Händler wünschen<br />

sich ein breiteres Produktspektrum und<br />

manch Wettbewerber presst sich gerade<br />

mit einer aggressiven Gleichschaltungspolitik<br />

sein Händlernetz zurecht.<br />

AGRARTECHNIK hat sich unterhalten<br />

mit Andreas Klauser, President und CEO<br />

Case IH und Steyr, Matthew Foster, Vice<br />

President Case IH und Steyr Europa,<br />

Chris tian Bauer, Geschäftsführer des<br />

deutschen Verkaufshauses und Harald<br />

<strong>Vollgas</strong> <strong>geben</strong><br />

Boitllehner, Service Manager Europa. Wie<br />

wird die aktuelle Lage eingeschätzt, mit<br />

welchen Schritten können wir bei Case<br />

IH und Steyr in den kommenden Monaten<br />

rechnen und wie unterstützt man<br />

den Fachhandel bei diesen Zielen.<br />

Andreas Klauser, President und CEO der Marken<br />

Case IH und Steyr, freut sich nicht nur über die<br />

sehr guten Geschäftsentwicklung in Nordamerika.<br />

78 www.agrartechnikonline.de<br />

Werkbilder<br />

AGRARTECHNIK: Auch wenn gegenwärtig<br />

alle Welt von Rezession und<br />

Abschwung redet: Der Landmaschinen-<br />

Markt boomt! Wie sieht es denn aktuell<br />

bei Case IH und Steyr aus?<br />

Andreas Klauser: Was ich bei den Horrorszenarios<br />

der Medien oftmals vermisse,<br />

ist eine thematische Trennung<br />

der „Wirtschaft der realen Werte“ und<br />

des Finanzgeschäftswesens. Durch diese<br />

permanente Vermischung und Verwechslung<br />

von Sachwerten und Kapitalblasen,<br />

wird die Situation schlechter<br />

geredet, als sie eigentlich ist. Um es<br />

gleich vorweg zu nehmen, die <strong>Landtechnik</strong>industrie<br />

hat schon lange mehr<br />

keine so gute Zeit gehabt, wie heute.<br />

Der Boom betrifft sowohl den Traktorenmarkt,<br />

als auch die Mähdrescher. In<br />

der <strong>Landtechnik</strong>sparte von Case IH<br />

rechnen wir für 2011 insgesamt mit<br />

einem Umsatzwachstum von zehn bis<br />

15 Prozent. So werden wir in Europa<br />

rund 16 000 Traktoren verkaufen. Im<br />

vergangenen Jahr waren es etwa 2 800<br />

Schlepper weniger. In Nordamerika war<br />

der Schub sogar noch stärker.<br />

AGRARTECHNIK: Beim letzten Interview<br />

lag der Umsatzanteil von Nordamerika<br />

bei rund 40 Prozent. Wo liegt dieser<br />

jetzt?<br />

Andreas Klauser: Ich würde ihn inzwischen<br />

auf sogar 55 Prozent schätzen.


Das liegt weniger an den Stückzahlen,<br />

sondern eher an der gekauften Technik.<br />

Anfang des Jahres ist dort die Nachfrage<br />

für Case IH-Schlepper über 200 PS rapide<br />

angestiegen. So hatten wir zu Beginn<br />

des Jahres zum Beispiel 3 400 Steiger-<br />

Quadtrac-Traktoren im Auftragsbestand.<br />

Einer davon kostet so viel wie<br />

drei bis vier Mittelklasse-Traktoren. Das<br />

hat dem amerikanischen Markt einen<br />

ungeheuren Schub verliehen.<br />

AGRARTECHNIK: Und die Situation bei<br />

den Mähdreschern...<br />

Andreas Klauser: ... ist vergleichbar. Der<br />

extreme Einbruch im vergangenen Jahr<br />

dürfte sich in 2011 wieder ausgleichen.<br />

Weltweit rechne ich mit einem Plus von<br />

rund 15 Prozent. Allerdings ist hier,<br />

anders als bei den Schleppern, eher<br />

Eu ropa das Zugpferd.<br />

AGRARTECHNIK: Rechnen Sie damit,<br />

dass das Geschäft in dieser Form weitergehen<br />

wird?<br />

Andreas Klauser: Eine sichere Prognose<br />

für das kommende Jahr ist natürlich<br />

nicht möglich. Was jedoch klar ist, sind<br />

Megatrends wie Bevölkerungswachstum<br />

und Erneuerbare Energien. Es geht<br />

also definitiv zumindest mittel- und<br />

langfristig in Richtung wachsender<br />

<strong>Landtechnik</strong>markt.<br />

AGRARTECHNIK: Ein Wettbewerber hat<br />

vor kurzem angekündigt, das künftige<br />

Wachstum vor allem durch den Zukauf<br />

von Unternehmen zu beschleunigen. Ist<br />

das auch eine Option für Sie? Wie wird<br />

Case IH in Zukunft wachsen?<br />

Andreas Klauser: Natürlich halten auch<br />

wir immer nach interessanten Objekten<br />

die Augen offen. Aber ein Wachstum<br />

mit dem Zukauf von Unternehmen zu<br />

erzwingen, wird nicht unser Lösungsansatz<br />

sein. Grundsätzlich ist es unser<br />

Ziel, durch die Produktion zu wachsen<br />

und Case IH und Steyr ist hierfür mit<br />

seinen Maschinen sehr gut aufgestellt.<br />

Die Einführung der Tier 4-Motoren mit<br />

SCR-Technologie hat außerdem gezeigt,<br />

dass unsere Kunden gerne die<br />

modernste Technologie erwerben. Die<br />

Motoren kommen aus den FPT-<br />

Motoren-Werken im italienischen Turin<br />

und dem französischen Bourbon Lancy<br />

und werden in ihrer Grundform schon<br />

lange in Lkw eingesetzt. Unsere Kunden<br />

wissen das und vertrauen auf die Erfahrung<br />

unseres Konzerns. Die Nachfrage<br />

ist so groß, dass ein Käufer inzwischen<br />

wieder vier Monate warten muss, bis er<br />

seinen Schlepper bekommt.<br />

AGRARTECHNIK: Die Wartezeit liegt bei<br />

den Tier-4-Motoren begründet?<br />

Andreas Klauser: Zum Teil. Wir und<br />

auch unsere Lieferanten hatten nicht<br />

mit einer so starken Nachfrage gerech-<br />

AgrArtechnik november 2011<br />

Matthew Foster, Vice President Case IH und Steyr<br />

Europa: „Die Neuheiten, die wir auf der Agritechnica<br />

vorstellen, werden richtig einschlagen.“<br />

net. Unsere eigene Produktion ist jedoch<br />

nicht der begrenzende Faktor. Im<br />

Magnum-Werk in Racine wurde erst vor<br />

kurzem eine zweite Schicht eingeführt.<br />

Dort soll auch der neue Magnum CVX<br />

vom Band rollen. Ich bin überzeugt<br />

davon, dass Case IH damit im Bereich<br />

der stufenlosen Großtraktoren Maßstäbe<br />

setzen wird. Die Nachfrage in den Staaten<br />

ist gewaltig, und ich rechne auch für<br />

Europa mit einem großen Andrang. Top-<br />

Modell wird der Magnum 370 CVX mit<br />

einer Maximalleistung von 419 PS sein.<br />

Es wird damit der leistungsstärkste<br />

Serien-Traktor in Standardbauweise. Auf<br />

der Agritechnica wird er sicher ein<br />

besonderes Highlight sein.<br />

AGRARTECHNIK: Was haben Sie noch in<br />

der Agritechnica-Pipeline?<br />

Matthew Foster: Premiere feiert auch<br />

die neue Maxxum Efficient Power-Serie,<br />

zu der im Modelljahrgang 2012 sechs<br />

neue Modelle im Leistungsbereich zwischen<br />

143 und 176 PS, wahlweise mit<br />

Vier- oder Sechszylinder-Motoren und<br />

elektronischem <strong>Co</strong>mmonrail-Einspritzsystem<br />

gehören. Die Puma-Serie wird<br />

ausgebaut, unter anderem mit der EfficientPower-Technologie,<br />

einer höheren<br />

Motorleistung und bei Bedarf mit ABS<br />

als Zusatzausstattung.<br />

Weiter werden wir die Farmall C-Serie<br />

vorstellen im Leistungssegment 55 bis<br />

75 PS. Hierbei handelt es sich um einen<br />

komplett neu entwickelten Allround-<br />

Traktor, der konsequent für den Einsatzbereich<br />

als Hofschlepper, zum Beispiel<br />

für Frontladearbeiten, oder für<br />

den Einsatz in viehhaltenden Betrieben<br />

konzipiert wurde.<br />

Titelthema<br />

Im Bereich Precision Farming-Ausstattungen<br />

wird unser Case IH RTK sicher<br />

auf viel Interesse stoßen. Die Basisstation<br />

übernimmt durch das Internet<br />

und einen angeschlossenen Datenserver<br />

die Bereitstellung von Korrektursignalen.<br />

Zur Übertragung der Daten wird<br />

das Mobilfunknetz genutzt. Damit er<strong>geben</strong><br />

sich zahlreiche Vorteile. So gibt<br />

es keine Empfangsprobleme, und die<br />

Reichweite liegt bei 30 Kilometern bei<br />

zwei Zentimeter Signalgenauigkeit.<br />

Weiteres Highlight werden die Mähdrescher-Serien<br />

Axial-Flow® 130 und 230<br />

Efficient Power sein. Die Leistungen<br />

wurden erhöht, und auch ein neuer<br />

Small Tube Rotor kommt zum Einsatz.<br />

AGRARTECHNIK: Auf der SIMA 2011 hat<br />

Case IH für die neue V2V Technologie<br />

für Mähdrescher und Traktoren eine<br />

Goldmedaille verliehen bekommen.<br />

Jetzt gibt es auf der Agritechnica die<br />

Goldmedaille für Fendt für das <strong>Co</strong>nnect-System.<br />

Was sagen Sie dazu?<br />

Matthew Foster: Über Wettbewerber<br />

möchte ich mich nicht groß äußern. Bei<br />

V2V handelt es sich um eine neu entwickelte<br />

drahtlose Technologie, die nach<br />

dem „Master and Slave“-Prinzip die Synchronisation<br />

von Landmaschinen in<br />

Bezug auf Position, Arbeitsgeschwindigkeit<br />

und Funktionen auf einem Feld<br />

erlaubt. Somit lassen sich erstmalig<br />

Arbeitsvorgänge präziser und effizienter<br />

steuern. Das System ergänzt in idealer<br />

Weise das bisherige AFS System von Case<br />

IH. Das V2V System erlaubt sowohl das<br />

Führen einer weiteren Maschine, als<br />

auch das temporäre Synchronisieren<br />

unterschiedlicher Maschinen beispielsweise<br />

beim Überlade- oder Abtankvorgang.<br />

Also eine sehr flexible und effiziente<br />

Technologie, die beides bietet,<br />

Sicherheit und Schlagkraft.<br />

AGRARTECHNIK: Case IH ist bekannt für<br />

seine Großtechnik bei Mähdreschern.<br />

Aber der europäische Markt und insbesondere<br />

auch viele Regionen in Deutschland<br />

fragen verstärkt so genannte<br />

Bauerndrescher nach. Ist in Zukunft<br />

auch mit entsprechenden Alternativen<br />

aus Ihrem Haus zu rechnen?<br />

Andreas Klauser: Natürlich wenden<br />

sich immer wieder Händler mit der Bitte<br />

an uns, auch einen Mähdrescher für<br />

mittlere und kleinere Betriebe zu entwickeln.<br />

Allerdings geht die grundsätzliche<br />

Tendenz weltweit zum professionellen<br />

Großkunden. In Nordamerika,<br />

Osteuropa und Australien findet man<br />

fast nur Kunden, die sich größtmögliche<br />

Schlagkraft wünschen. Ebenso<br />

verhält es sich in Südamerika – abgesehen<br />

von Brasilien, wo die Strukturen<br />

eher noch kleinflächiger sind.<br />

79


Titelthema<br />

Christian Bauer, Geschäftsführer des deutschen<br />

Verkaufshauses: „Wir haben bei den<br />

Großtraktoren deutlich zulegen und somit die<br />

Ertragskraft steigern können.“<br />

Dennoch haben wir ein kleineres Axial<br />

Flow-Modell in der Pipeline. Dessen<br />

Markteinführung wird sich aber noch<br />

etwas hinziehen.<br />

AGRARTECHNIK: Bisher hat Case IH<br />

immer eine klare Linie gefahren und<br />

beim Mähdrescher nur Axial Flow-<br />

Maschinen gefertigt. Das ist aber für<br />

ihre Vertriebspartner ein Problem. Es<br />

fehlt der Schüttler-Drescher und es fehlt<br />

im Moment auch immer noch ein<br />

Häcksler. Diesbezüglich gab es ja schon<br />

einmal eine engere Zusammenarbeit<br />

mit den Kollegen von New Holland – ist<br />

ein erneuter Anlauf in Planung?<br />

Andreas Klauser: Nein. Markenzeichen<br />

von Case IH ist der Mähdrescher mit<br />

Axialfluss-Technik. Und was die Feldhäcksler<br />

betrifft, es wird keine von Case<br />

IH <strong>geben</strong>.<br />

AGRARTECHNIK: Dass Case IH bei den<br />

Mähdreschern nicht wirklich vorwärts<br />

kommt in Deutschland, hat aber sicherlich<br />

auch damit zu tun, dass man in der<br />

Vergangenheit bei den Vertriebspartnern<br />

im Grunde nur auf den Verkauf<br />

von Traktoren geschaut hat. Wie werden<br />

Sie da künftig vorgehen?<br />

Christian Bauer: Die gebotene Technik<br />

der Mähdrescher aus unserem Hause<br />

hat jede Menge nicht ausgeschöpftes<br />

Potenzial, wie auch andere Märkte zeigen.<br />

Immerhin bewegt sich der so<br />

genannte nicht konventionelle Drescheranteil<br />

hierzulande bereits in Richtung<br />

40 Prozent. Kein anderes Fabrikat<br />

steht mehr für die Entwicklung der<br />

Axialflow-Technologie! Wir haben uns<br />

jedenfalls eine Strategie zurechtgelegt,<br />

wie wir in der Erntetechnik vorwärts<br />

kommen können. Wobei wir nicht<br />

nach dem Gießkannen-Prinzip vorgehen<br />

wollen. Wir orientieren uns am<br />

Markt- und Gebietspotenzial und richten<br />

daran die zu ergreifenden Maßnahmen<br />

aus. Grundsätzlich erwarten wir,<br />

dass jeder unserer Vertriebspartner die<br />

Chance ergreift. Wenn er die Gelegenheit<br />

nicht wahrnimmt, müssen wir für<br />

die Erntetechnik ge<strong>geben</strong>enfalls alternative<br />

Wege beschreiten.<br />

AGRARTECHNIK: Ist denn generell die<br />

Zusammenarbeit der Marken im Vertrieb<br />

angedacht? Die Fachhändler Gruber<br />

<strong>Landtechnik</strong> in Ampfing oder die Eder<br />

<strong>GmbH</strong> aus Tuntenhausen sind aktuelle<br />

Beispiele. Ist das eine von Ihnen langfristig<br />

angestrebte Konstellation?<br />

Christian Bauer: In diesen beiden Fällen<br />

auf jeden Fall, und wir freuen uns auf<br />

den geballten Erfolg dieser Vertriebspartner.<br />

Wir werden aber keine grundsätzliche<br />

Linie des Zusammenschaltens<br />

fahren. In vielen Fällen sind unsere<br />

Fachhändler sehr erfolgreich mit der<br />

Einzelkonstellation.<br />

Andreas Klauser: Wir werden keine allgemeine<br />

Lösung in der Breite erzwingen,<br />

wo individuelle Gesichtspunkte<br />

ausschlag<strong>geben</strong>d sind.<br />

AGRARTECHNIK: Gegenwärtig straffen<br />

einige große <strong>Landtechnik</strong>-Hersteller mit<br />

erheblicher Aggressivität ihr Händlernetz<br />

und bringen ihre Vertriebspartner<br />

„auf Linie“. Wie sieht das Case IH und<br />

Steyr-Händlernetz von morgen aus?<br />

Andreas Klauser: Auch hier gilt die Aussage,<br />

dass wir immer individuelle<br />

Gesichtspunkte heranziehen. Ein fixes<br />

Umsatzlimit macht meiner Meinung<br />

nach schon allein aus regionalen Ge<strong>geben</strong>heiten<br />

keinen Sinn. Und wir werden<br />

auch keine Longline-Strategie fahren.<br />

Natürlich ist auch unser Ziel, eine<br />

Händlerschaft aufzubauen, die nicht<br />

übertrieben zahlreich ist, dafür aber die<br />

Kunden noch professioneller mit Maschinen<br />

und Service beliefert. Die<br />

Werkzeuge bekommt der Fachhändler<br />

von uns. Die nötige Manpower für den<br />

Vertrieb, Service und Ersatzteile muss er<br />

aber selbst einbringen, und das erwarten<br />

wir auch.<br />

AGRARTECHNIK: Durch die Beendigung<br />

der Zusammenarbeit mit der Firma van<br />

Lengerich im Juni vergangenen Jahres<br />

mussten Sie ja den gesamten nordwestdeutschen<br />

Raum neu strukturieren. Wie<br />

gut ist dies gelungen?<br />

Christian Bauer: Besser als geplant.<br />

Zunächst möchte ich erst noch anmerken,<br />

dass es uns gelungen ist, dem<br />

Markt und vor allem den Kunden<br />

unserer Produkte sehr schnell eine<br />

Lösung zu präsentieren. Innerhalb eines<br />

Jahres konnten wir dieses riesige Gebiet<br />

zum Vorteil der Landwirte mit neuen<br />

Vertriebspartnern besetzen. Ich bin<br />

schon sehr stolz auf meine ganze Mannschaft.<br />

Wenn bei uns Themen ins Auge<br />

gefasst werden, dann packen wir sie<br />

gemeinsam an und finden eine Lösung<br />

– wir machen kein anderes Problem<br />

daraus. Schon nach einem halben Jahr<br />

konnten wir das Volumen vollständig<br />

kompensieren und dies, obwohl bis<br />

dahin erst rund 75 Prozent des Gebietes<br />

abgedeckt waren. Wir haben uns darauf<br />

konzentriert, die Region durch Wachstum<br />

bestehender Vertriebspartner und<br />

durch die Einsetzung bisheriger B-Händler<br />

abzudecken. In dem Zug wurden<br />

auch in erheblichem Umfang Gebietsgrenzen<br />

bereinigt und die Gebiete geeigneter<br />

zugeschnitten. Ein weiteres positives<br />

Ergebnis ist die verbesserte<br />

Gebietsabdeckung durch den Aufbau<br />

neuer Filialen im Gebiet. Schlussendlich<br />

konnten wir dann im August diesen Jahres<br />

mit der Firma Technik Center Westmünsterland<br />

in einem wichtigen Teilbereich<br />

die Abdeckung komplettieren und<br />

die verbliebene Lücke schließen. Wir<br />

passen die Maßnahmen eben immer auf<br />

die regionalen Ge<strong>geben</strong>heiten an.<br />

80 www.agrartechnikonline.de


Anzeige 1/1<br />

AgrArtechnik november 2011<br />

xxxxxxxxx<br />

81


Titelthema<br />

AGRARTECHNIK: Case IH und Steyr kann<br />

nach den Zulassungszahlen offensichtlich<br />

nicht vollständig an der Marktentwicklung<br />

partizipieren. Woran liegt es?<br />

Christian Bauer: Durch die angespannte<br />

Liefersituation sind wir in den Zulassungen<br />

etwas ins Hintertreffen geraten.<br />

Da wir aber die Endverkäufe genau im<br />

Blick haben, sind wir in Bezug auf den<br />

Marktanteil guter Dinge. In diesem<br />

Zusammenhang möchte ich noch anfügen,<br />

dass sich ähnlich wie in Amerika<br />

unser Produktmix in Richtung größerer<br />

Traktoren verschoben hat, so dass der<br />

Umsatz und vor allem der Ertrag deutlich<br />

gesteigert werden konnte.<br />

AGRARTECHNIK: Stichwort Ertrag: Wie<br />

hat sich denn das deutsche Vertriebshaus<br />

in den vergangenen fünf Jahren<br />

entwickelt?<br />

Christian Bauer: Als ich vor fünf Jahren<br />

begonnen habe, waren die Zahlen rot.<br />

Durch entsprechende Umstellungen<br />

konnte schon im darauffolgenden Jahr<br />

die schwarze Null erreicht werden, und<br />

seitdem haben wir uns weiterhin positiv<br />

entwickelt. Mittlerweile trägt der deutsche<br />

Markt als ertragsmäßig zweitstärkster<br />

Markt in Europa zum Ergebnis bei.<br />

Und wir erwarten uns von den neuen<br />

Produkten und Service-Konzepten sowie<br />

von einer konsequenten Personalentwicklung<br />

eine weitere Steigerung. Unser<br />

mittelfristiges Ziel ist ein Marktanteil<br />

von 15 Prozent bei über 50 PS.<br />

AGRARTECHNIK: Der Service wird<br />

immer mehr zu dem Bereich, wo der<br />

Händler sein Geld verdient. Wie unterstützen<br />

Sie Ihre Vertriebspartner beim<br />

Verkauf dieser Leistungen?<br />

Harald Boitllehner: Hierfür haben wir<br />

vor wenigen Monaten ein Programm<br />

entwickelt, über das sich der Händler<br />

ganz individuelle Wartungsverträge<br />

zusammenstellen kann. Der Grundgedanke<br />

ist folgender: Viele Wettbewerber<br />

bieten ihren Fachhändlern ein fixes<br />

Vertragskonzept an, mit dem diese an<br />

ihre Kunden gehen. Nur leider gibt es<br />

viele Faktoren, die eine so starre Vorgehensweise<br />

erschweren. So gleicht allein<br />

bei den Mechaniker-Stundensätzen<br />

kein Fachhändler dem anderen. Das<br />

war also nicht unser Weg.<br />

Das Programm, das wir nun entwickelt<br />

haben, befragt den Fachhändler deshalb<br />

erstmal über seine Strukturen.<br />

Dann werden die einzelnen Wartungsaufgaben<br />

abgehandelt. Das heißt, wie<br />

viele Arbeitsstunden braucht der jeweilige<br />

Betrieb im Durchschnitt für die<br />

einzelnen Aufgaben. So entsteht schon<br />

mal ein guter Überblick.<br />

Im Programm sind dann Informationen<br />

gespeichert, welche Wartungsar-<br />

beiten spätere Ausfälle effektiv verhindern.<br />

Somit ergibt sich ein komplettes<br />

Bild für den Fachhändler und er bekommt<br />

für jede mögliche Leistung eine<br />

Kalkulation für mehrere Jahre an die<br />

Hand. So kann er für den Landwirt ein<br />

Sortiment an Leistungen anbieten. Das<br />

geht dann von punktuellen Wartungsarbeiten<br />

bis hin zu einem kompletten<br />

Schutz mit Garantiefunktion. Gleichzeitig<br />

ist die Rentabilität für den Fachhändler<br />

gesichert und er ist sehr moti-<br />

Harald Boitllehner, Service Manager Europa:<br />

„Wir haben ein Programm entwickelt, mit<br />

dem sich der Händler individuelle Wartungsverträge<br />

zusammenstellen kann.“<br />

viert, hier ein Angebot zu stellen und<br />

unsere Produkte künftig auch mit Servicepaket<br />

zu verkaufen.<br />

AGRARTECHNIK: Wann wird dieses Programm<br />

dem Fachhandel zur Verfügung<br />

stehen?<br />

Harald Boitllehner: Voraussichtlich zu<br />

Beginn 2012 wird die Markteinführung<br />

in Europa weiter voran schreiten.<br />

Gegenwärtig ist es in Großbritannien<br />

und Frankreich in der Erprobung. Die<br />

Übersetzung für den deutschen Markt<br />

läuft gerade.<br />

Wenn es dann soweit ist, werden erst<br />

die Außendienstmitarbeiter und das<br />

entsprechende Händlerpersonal geschult.<br />

Erste Konzepte werden dann gemeinsam<br />

errechnet. Auf dieser Grundlage<br />

kann dann der Fachhandel weitere<br />

Kalkulationen vornehmen oder eigene<br />

Konzepte entwickeln. Das Programm<br />

lädt gewissermaßen „zum Simulieren“<br />

verschiedener Szenarien ein. Der Fachhändler<br />

kann also konkret errechnen,<br />

was vorher oft mit viel Bauchgefühl<br />

entschieden wurde.<br />

AGRARTECHNIK: Stammt dieses System<br />

aus dem Konzern?<br />

Harald Boitllehner: Ursprünglich<br />

kommt die Idee aus dem Automobil-<br />

und Lkw-Bereich. Der Aufbau des Programms<br />

und die notwendigen Anpassungen<br />

an die Ge<strong>geben</strong>heiten unserer<br />

Branche lag aber in unseren Händen.<br />

Wir profitieren in vielen Projekten<br />

von den Erfahrungen unserer Kollegen<br />

in den anderen Branchen. Es hilft<br />

eben, wenn man schon weiß, auf<br />

welches Ergebnis man sich zu bewegt.<br />

Ein Beispiel, das wir gut übernehmen<br />

konnten und was sich inzwischen<br />

richtig gut etabliert hat, war das Asist-<br />

System.<br />

AGRARTECHNIK: Was verbirgt sich<br />

dahinter?<br />

Harald Boitllehner: Im Grunde handelt<br />

es sich dabei um eine weltweite Erfahrungs-Bibliothek.<br />

Hat der Mechaniker<br />

zum Beispiel mit einem Maschinendefekt<br />

zu tun und er findet die Ursache<br />

nicht, so kann er hier anfragen, ob die<br />

gleichen Symptome schon einmal<br />

irgendwo anders aufgetreten sind und<br />

wie sie behoben wurden.<br />

Die Informationen werden von den<br />

Serviceleistenden der ganzen Welt zusammengeführt.<br />

Den so genannten<br />

Asist-Bericht schreibt der ausführende<br />

Mechaniker oder Meister. Der Report<br />

wird dann von Mitarbeitern von Case<br />

IH und Steyr bearbeitet, übersetzt und<br />

weltweit zur Verfügung gestellt.<br />

AGRARTECHNIK: Könnten Sie etwas<br />

näher auf den Max-Service eingehen?<br />

Harald Boitllehner: Der Max-Service ist<br />

ein telefonischer 24-Stunden-Service,<br />

der sieben Tage in der Woche Kunden<br />

und auch Fachhändlern zur Verfügung<br />

steht. Er dient als Kommunikationsportal.<br />

Der Kunde kann sich so direkt<br />

an den Hersteller wenden und zum Beispiel<br />

über Produkte im Detail informieren.<br />

Wichtigstes Einsatzgebiet ist allerdings<br />

die Nutzung als Notfallsupport. Wenn<br />

zum Beispiel die Maschine eines Kunden<br />

ausfällt, kann dieser bei der Max-<br />

Hotline anrufen, und wir setzen gemeinsam<br />

mit unserem Vertriebspartner<br />

vor Ort Hand in Hand alles daran, um<br />

lange Standzeiten zu vermeiden. So gewährleisten<br />

wir schnellstmöglich die<br />

technische Unterstützung und/oder<br />

eine schnellere Lieferung der Ersatzteile.<br />

Gerade an kritischen Tagen in der<br />

Hochsaison ist der Max Service eine<br />

wirkliche Hilfe.<br />

Auf der Agritechnica werden wir darauf<br />

aufbauend ein Telematik-System<br />

vorstellen, das noch einen Schritt weitergeht.<br />

Ruft ein Kunde dann bei Max-<br />

Service oder bei seinem Fachhändler<br />

an, kann dieser alle Betriebsdaten, die<br />

82 www.agrartechnikonline.de


auf dem Bildschirm des Schleppers angezeigt<br />

werden, auch bei sich im Büro<br />

oder in der Werkstatt abrufen und so<br />

gleich eine Systemanalyse durchführen.<br />

Das geht allerdings nur, wenn der<br />

Schlepper mindestens mit einem AFS<br />

Pro 600-Terminal ausgestattet ist.<br />

AGRARTECHNIK: Um solche Leistungen<br />

anbieten zu können, ist aber auch gut<br />

geschultes Personal nötig. Wie bringen<br />

Sie die Mitarbeiter des Fachhandels auf<br />

den nötigen Stand?<br />

Harald Boitllehner: Zunächst bieten wir<br />

sogenannte Trainingsbedarfsanalysen<br />

an. Dabei wird das Fachwissen eines<br />

Mechanikers abgefragt und daraufhin<br />

ein Schulungsvorschlag ge<strong>geben</strong>. Der<br />

eine wird in den Grundlagen geschult,<br />

der fertige Techniker oder Meister<br />

kommt dagegen beispielsweise zum<br />

Expertentraining.<br />

Die Weiterbildungen finden für die<br />

deutschen Händler in den Trainingscentren<br />

Heilbronn und Sankt Valentin<br />

statt. Das Trainingscenter in Sankt Valentin<br />

wird in den nächsten Monaten<br />

durch die Erweiterung in ein Besucher-<br />

& Trainingscenter deutlich aufgewertet.<br />

Dort finden dann neben den Service-<br />

Trainings auch Vertriebsschulungen<br />

statt. Dafür investieren wir rund fünf<br />

Millionen Euro. In etwa einem Jahr soll<br />

es fertiggestellt sein. Unterstützt wird<br />

das Training heute bereits durch Schulungseinheiten<br />

am virtuellen Simulator.<br />

Dabei wird an zwei Bildschirmen ein<br />

Schaden simuliert und der Mechaniker<br />

kann sich, wie in der Realität, in die<br />

Maschinen hineinmanövrieren, den<br />

Schaden herausfinden und reparieren.<br />

So haben wir einen größeren Trainingserfolg,<br />

als alleine mit einer Übungsmaschine,<br />

wo immer nur ein Mechaniker<br />

sein erlerntes Wissen praktisch umsetzt.<br />

AGRARTECHNIK: Wird auch direkt mit<br />

den Leuten aus der Werkstatt kommuniziert?<br />

Harald Boitllehner: Hierfür bieten wir<br />

die TIC-Meetings an. TIC steht für Technical-Information-<strong>Co</strong>nference<br />

– wir<br />

könnten es aber auch Meistertagungen<br />

nennen. Dabei treffen wir uns einmal<br />

im Jahr im großen Kreis und gehen mit<br />

den Produktverantwortlichen zum Beispiel<br />

Daten und technische Probleme<br />

bei Maschinen durch. Das bringt alle<br />

auf einen Nenner und wir kommen mit<br />

den Werkstattleitern ins Gespräch. Das<br />

ist für alle eine große Hilfe – sowohl für<br />

den Fachhandel, als auch für Case IH<br />

und Steyr. (dd/mm)<br />

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