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Tabelle 1: Fujita-Skala und zugeordnete Windstärken und Geschwindigkeiten v.F-Wert -2 -1 0 1 2 3 4 5Beaufort


Abbildung 2 zeigt die Intensitätsverteilung <strong>de</strong>r Tornados für das Gebiet <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublikDeutschland. Sieht man von <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r registrierten F0- und F-1-Tornados ab, so <strong>de</strong>utet auch dieseVerteilung auf eine exponentielle Abnahme in <strong>de</strong>r Häufigkeit von Tornados bei zunehmen<strong>de</strong>r Stärke,gemessen in <strong>de</strong>r Fujita-Skala, an.Abbildung 2: Derzeitige Intensitätsverteilung von in Deutschland beobachteten Tornados über <strong>de</strong>r F-Skala (rot) und <strong>de</strong>r doppelt so fein abgestuften T-Skala (blau). Derzeit haben etwa 65% aller beiTorDACH registrierten Tornados eine F-Skala-Bewertung.Die Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Intensitätsverteilung von Tornados mit Hilfe <strong>de</strong>r Exponentialverteilung hat jedochzwei Schwächen. Einerseits kann die Rechtskrümmung <strong>de</strong>r registrierten Daten, die in zahlreichenRegionen zu beobachten ist, nicht mo<strong>de</strong>lliert wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits suggeriert die Exponentialverteilungfür alle beobachteten Intensitätsverteilungen eine <strong>de</strong>utlich höhere Anzahl von sehr schwachen Tornadosals registriert. Da Energiebilanzbetrachtungen für Tornados bei <strong>de</strong>r Schwelle von F5 zu F6 eineObergrenze <strong>de</strong>r Intensität ergeben haben, muss auch bei <strong>de</strong>n verheeren<strong>de</strong>n Tornados dieWahrscheinlichkeitsdichte steiler als exponentiell abfallen.Die durch die Fujita-Skala festgelegte Untergrenze <strong>de</strong>r Windgeschwindigkeiten für Tornados von65km/h unterliegt zu<strong>de</strong>m einer gewissen Willkür. Eine Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Intensitätsverteilung mit Hilfe<strong>de</strong>r Exponentialfunktion hätte zur Folge, dass die meisten Tornados eine Intensität knapp oberhalbdieser Untergrenze hätten, schwächere Tornados aber ausgeschlossen wären. Darüber hinaus hinge dieAnzahl stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Tornados sehr sensibel von <strong>de</strong>r gewählten Untergrenze ab.Verwen<strong>de</strong>t man statt<strong>de</strong>ssen eine Weibull-Verteilung zur Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r beobachteten Tornado-Intensitätsverteilungen, so kann einerseits die beobachtete Rechtskrümmung <strong>de</strong>r Verteilungen gut3


Abbildung 3: Weibull-Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r in Abbildung 2 vorgestellten <strong>de</strong>utschen Tornado-Intensitätsverteilung. Die Eingangsdaten <strong>de</strong>r Klassen F1 bis F5 erlauben sowohl eine Anpassung ab F0-Intensität als auch ab F-2 (v = 0 m/s).Tabelle 2: Registrierte und mo<strong>de</strong>llierte Anzahl von Tornados unterschiedlicher Stärke in Deutschland,sowie dadurch mo<strong>de</strong>llierte Anzahl <strong>de</strong>r Tornados unterschiedlicher Stärke pro Deka<strong>de</strong> und geschätzteWie<strong>de</strong>rkehrzeit.F-Skala Registrierungen Mo<strong>de</strong>llierte Anzahl Mo<strong>de</strong>llierte Anzahl vonTornados pro Deka<strong>de</strong>GeschätzteWie<strong>de</strong>rkehrzeit-2 0 123 9.1 1 Jahr-1 3 359 27 4 Monate0 93 406 30 4 Monate1 263 280 21 6 Monate2 148 129 9.6 1 Jahr3 40 40 3 3 Jahre4 8 9 .7 14 Jahre5 2 1 .07 140 JahreSumme 557 1347Wen<strong>de</strong>t man die beschriebene Anpassung <strong>de</strong>r Weibull-Verteilung auf die verfügbaren beobachtetenTornado-Intensitätsverteilungen an, so erhält man für je<strong>de</strong>n Zeitraum und je<strong>de</strong> Region 3 Parameter zurvollständigen Charakterisierung <strong>de</strong>r registrierten Tornados. Neben <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r beobachtetenTornados N sind dies die Koeffizienten <strong>de</strong>r Weibull-Verteilung b und c. Diese können verwen<strong>de</strong>twer<strong>de</strong>n, um eine Tornado-Klimatologie zu erstellen.5


4 TORNADO-KLIMATOLOGIENeben <strong>de</strong>r Gesamtzahl <strong>de</strong>r beobachteten Tornados kann ein Gebiet während eines Zeitraums bzgl. seinerTornado-Intensitätsverteilung durch die Parameter b und c <strong>de</strong>r angepassten Weibull-Verteilungcharakterisiert wer<strong>de</strong>n. Trägt man <strong>de</strong>n Parameter b gegen <strong>de</strong>n Parameter c in einem cb-Diagramm auf, soist je<strong>de</strong> Region und je<strong>de</strong>r Zeitraum durch einen Punkt in diesem Diagramm gekennzeichnet. Dies erlaubtes auf einfache Weise, Regionen und Zeiträume bezüglich ihrer Tornado-Intensitätsverteilung zuvergleichen. Strukturen <strong>de</strong>r Punktwolke im cb-Diagramm können dazu dienen, eine Tornado-Klimatologie zu erstellen. So ist zu erwarten, dass Regionen mit ähnlichen Eigenschaften <strong>de</strong>r Tornado-Intensitätsverteilung durch nahe beieinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong> Punkte im cb-Diagramm gekennzeichnet sind. Fürsehr unterschiedliche Tornado-Intensitätsverteilungen hingegen lägen die Punkte weit voneinan<strong>de</strong>rentfernt. Cluster von Punkten wür<strong>de</strong>n Regionen und Zeitfenster mit gleichartigen Tornado-Intensitätsverteilungen wi<strong>de</strong>rspiegeln.Da jedoch die verfügbaren beobachteten Tornado-Intensitätsverteilungen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Nationenund Zeiträume von unterschiedlichen Beobachtern stammen und die Einteilung in die Fujita-Skalasubjektiv ist, wäre auch zu erwarten, dass sich keinerlei Strukturen im cb-Diagramm einstellen.Statt<strong>de</strong>ssen stellt sich die in Abbildung 4 wie<strong>de</strong>rgegebene Struktur ein. Die Linke Grafik von Abbildung4 zeigt die Verteilung <strong>de</strong>r Punkte aller Datensammlungen im cb-Diagramm. Sie suggeriert, dass imMittel größere Werte von c mit größeren Werten von b einhergehen. In <strong>de</strong>r rechten Grafik vonAbbildung 4 sind ausschließlich jene Datenkollektive dargestellt, bei <strong>de</strong>nen min<strong>de</strong>stens eine F5-Beobachtung vorliegt.Abbildung 4: cb-Diagramm, links unter Verwendung aller Datensammlungen, rechts für allebeobachteten Intensitätsverteilungen mit min<strong>de</strong>stens einer F5-Beobachtung.Hier ist eine klare Struktur zu erkennen, die darauf hin<strong>de</strong>utet, dass es einen Zusammenhang zwischen<strong>de</strong>n a priori voneinan<strong>de</strong>r unabhängigen Parametern b und c <strong>de</strong>r an die Beobachtungen angepasstenWeibull-Verteilungen gibt. Die Konsequenz eines solchen Zusammenhangs ist die Reduzierung <strong>de</strong>rTornado-Intensitätsverteilung auf einen Parameter als folge einer räumlichen und zeitlichen Invarianten.6


Ein Blick auf Abbildung 1 zeigt, dass das Verhältnis <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r registrierten F4- und F3-Tornadosp(F4)/p(F3) für verschie<strong>de</strong>ne Deka<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n USA gleich zu sein scheint. Die Wahrscheinlichkeitsdichte<strong>de</strong>r Weibull-Verteilung eines Wertes F ist gegeben durchc−1cc F + 2 F + 2 p(F)= exp − .b b b Daraus folgt <strong>de</strong>r gesuchte Zusammenhang zwischen b und c aus <strong>de</strong>m Verhältnis p(F)/p(F-1) F + 2 F + 2 F + 1ln( p(F) / p(F −1)= ( c −1)ln − + . F + 1 b b cAbbildung 5 zeigt diesen Zusammenhang für das mittlere p(F4)/p(F3)-Verhältnis sowie jenes, dass unterausschließlicher Verwendung US-amerikanischer Daten folgt.Die klimatologische Interpretation <strong>de</strong>s abweichen<strong>de</strong>n Verhaltens von Datensammlungen ohnemin<strong>de</strong>stens eine F5-Beobachtung soll hier nicht näher diskutiert wer<strong>de</strong>n, es wird von Feuerstein et al.(2004) behan<strong>de</strong>lt.Abbildung 5 zeigt jedoch auch, dass die cb-Punkte für die verschie<strong>de</strong>nen Deka<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r USamerikanischenDaten entlang <strong>de</strong>r zugehörigen cb-Linie eine zeitliche Ordnung aufweisen. DiesemPhänomen wird im folgen<strong>de</strong>n Abschnitt nachgegangen.cAbbildung 5: cb-Diagramm. Durchgezogene Linie markiert <strong>de</strong>n cb-Zusammenhang auf <strong>de</strong>r Basis eineskonstanten mittleren p(F4)/p(F3)-Verhältnisses. Die gestrichelte Linie markiert <strong>de</strong>n Zusammenhangunter Verwendung ausschließlich US-amerikanischer Daten. Datenkollektive mit min<strong>de</strong>stens einer F5-Beobachtung sind durch nach unten weisen<strong>de</strong> Dreiecke gekennzeichnet. Für die US-amerikanischenDatenkollektive (unterschiedliche Deka<strong>de</strong>n) sind die Dreiecke ausgefüllt und mit <strong>de</strong>r zugehörigenDeka<strong>de</strong> beschriftet.7


5 ZEITLICHE ÄNDERUNG DER ANZAHL BEOBACHTETER TORNADOSFür die unterschiedlichen Deka<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s US-amerikanischen Datensatzes wird mit zunehmen<strong>de</strong>r Zeit eineAbnahme <strong>de</strong>r Werte von b und c beobachtet. Diese zeitliche Entwicklung muss beschränkt sein, da b undc <strong>de</strong>finitionsgemäß nur positive Werte annehmen können. Daher stellt sich die Frage, ob diese zeitlicheFolge gegen einen Grenzwert läuft und was dies für die Tornado-Intensitätsverteilung <strong>de</strong>r USA be<strong>de</strong>utet.Darüber hinaus zeigt Abbildung 1, dass im US-amerikanischen Datensatz die Anzahl <strong>de</strong>r registriertenschwachen Tornados mit <strong>de</strong>r Zeit kontinuierlich zunimmt, während die Anzahl <strong>de</strong>r starken Tornadosüber die Zeit nahezu unverän<strong>de</strong>rt bleibt. Daher wird hier von <strong>de</strong>r Hypothese ausgegangen, dass sowohldie Anzahl <strong>de</strong>r Tornados in <strong>de</strong>n USA im Beobachtungszeitraum zeitlich konstant geblieben ist als auchdie Tornado-Intensitätsverteilung. Unter Annahme dieser Hypothese sind die Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>nIntensitätsverteilungen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Deka<strong>de</strong>n ausschließlich die Folge sich zeitlich än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>rBeobachtungs- und Registrierungskapazitäten.Um zu testen, ob diese Hypothese in <strong>de</strong>r Lage ist, die Beobachtungen zu beschreiben, wird von einerzeitlich konstanten Intensitätsverteilung in Form einer Weibull-Verteilung ausgegangen. Dieunterschiedlichen Beobachtungen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Deka<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n als Produkt dieser Verteilung miteiner sigmoi<strong>de</strong>n zeitabhängigen Beobachtungsfunktion interpretiert. Sowohl die Koeffizienten <strong>de</strong>runterliegen<strong>de</strong>n Weibull-Funktion als auch die zeitabhängigen Koeffizienten <strong>de</strong>r Beobachtungsfunktionwer<strong>de</strong>n simultan für die Beobachtungen <strong>de</strong>r letzten 5 Deka<strong>de</strong>n geschätzt. Die sich daraus ergeben<strong>de</strong>nKoeffizienten <strong>de</strong>r stationären Grenzverteilung sind in Abbildung 5 (markiert als „US <strong>de</strong>cadal data fit“)eingezeichnet.Die Ergebnisse suggerieren, dass die Daten nicht im Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>r Hypothese stehen, dass trotz<strong>de</strong>r markanten Zunahme <strong>de</strong>r beobachteten Tornados innerhalb <strong>de</strong>r letzen Deka<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>rUSA die Anzahl <strong>de</strong>r tatsächlich aufgetretenen Tornados konstant geblieben ist. Dies wür<strong>de</strong> auchbe<strong>de</strong>uten, dass in <strong>de</strong>r letzten Deka<strong>de</strong> <strong>de</strong>s letzten Jahrhun<strong>de</strong>rts quasi alle aufgetretenen Tornados in <strong>de</strong>rUSA registriert wur<strong>de</strong>n (s. Abb. 5):6 ZUSAMMENFASSUNGAusgehend von <strong>de</strong>n beobachteten Tornado-Intensitätsverteilungen aus 43 unterschiedlichen Regionenund Zeiträumen kann gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass Weibull-Verteilungen zu <strong>de</strong>ren Mo<strong>de</strong>llierung sehr gutgeeignet sind. Sie erlauben insbeson<strong>de</strong>re das Risiko für das Auftreten verheeren<strong>de</strong>r Tornados besserabzuschätzen, als dies aufgrund <strong>de</strong>r seltenen Beobachtungen ohne Mo<strong>de</strong>llierung möglich wäre. Darüberhinaus kann die Anzahl <strong>de</strong>r tatsächlich auftreten<strong>de</strong>n Tornados aus <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r registrierten Tornadossowie die Anzahl sehr schwacher unregistrierter Tornados (ohne aufgetretene Zerstörungen) abgeschätztwer<strong>de</strong>n.Bei <strong>de</strong>r statistischen Mo<strong>de</strong>llierung mit Hilfe von Weibull-Verteilungen zeigt sich ein Zusammenhangzwischen <strong>de</strong>n an sich unabhängigen Verteilungsparametern für Form und Streuung. Dieser erscheintzunächst unabhängig von <strong>de</strong>r jeweiligen Datenquelle, Region und <strong>de</strong>m Beobachtungszeitraum. Er stelltsomit eine universelle Eigenschaft <strong>de</strong>r Tornado-Intensitätsverteilung dar.Für große Datenkollektive (US-Deka<strong>de</strong>n von 1950 bis 1999) kann gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass die Annahmeeiner zeitlich konstanten Tornado-Intensitätsverteilung unter Einführung einer sigmoi<strong>de</strong>n zeitabhängigenBeobachtungsfunktion im Einklang mit <strong>de</strong>n Beobachtungen steht. Die beobachtete Zunahme schwacher8


Tornados bei gleichzeitig unverän<strong>de</strong>rter Häufigkeit starker Tornados innerhalb <strong>de</strong>r letzen Deka<strong>de</strong>n kanndaher die ausschließliche Folge verbesserter Beobachtungs- und Registrierungskapazitäten sein.LITERATURDotzek, N., (2003). An updated estimate of tornado occurrence. Atmos. Res., 67-68, 153-161. [verfügbarunter www.tordach.org]Dotzek, N., Grieser, J., und Brooks, H. E. (2003). Statistical mo<strong>de</strong>ling of tornado intensity distributions.Atmos. Res., 67-68, 163-187. [verfügbar unter www.tordach.org]Feuerstein, B., Dotzek, N., und Grieser, J. (2004). Assessing a tornado climatology from global tornadointensity distributions. Eingereicht bei J. Climate. [verfügbar unter www.tordach.org]Fujita, T. T., und Pearson, A. D. (1973). Results of FPP classification of 1971 und 1972 tornadoes, inProc. 8 th Conf. on Severe Local Storms, Denver (Amer. Meteor. Soc., Boston), 142-145.Wegener, A. (1917). Wind- und Wasserhosen in Europa. Friedrich Vieweg & Sohn, Braunschweig, 301Seiten. [verfügbar unter www.tordach.org]9

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