Thema des MonatsVon Jesus alles erhoffenDenke ich an die biblischen Wunder im Neuen Testament,staune ich manchmal und stelle mir die Frage: Ist es wahr, wasdort beschrieben wird oder ist es eine bloße Erfindung der Evangelisten?Dabei ist zu beachten, dass bereits die ältesten Quellenüber Jesu Leben immer wieder von seinen Wundern berichten.Die Traditionen überliefern auch konkrete Namen derer, die vonJesus geheilt worden sind, z. B. die Schwiegermutter des Petrusoder der blinde Bartimäus. In den christlichen Gemeinden galtendiese Personen als der lebendige Beweis für die Taten Jesu. Vonjüdischer Seite wurden die Wunder Jesu niemals bestritten, wardoch von vielen Rabbinen bekannt, dass sie über therapeutischeKräfte verfügten.Die Quantität und Verschiedenheit (Krankenheilungen, Exorzismen,Totenerweckungen, Naturwunder) der überliefertenWundererzählungen kann als Beweis herangezogen werden, dassdieser Jesus aus Nazareth über außergewöhnliche Gaben verfügthat. Ob es sich dabei um eine Durchbrechung der Naturgesetzegehandelt hat, liegt nicht im Interesse der biblischen Autoren.Dämonenaustreibungen und Krankenheilungen müssen nämlichimmer im Zusammenhang mit der Predigt Jesu vom Reich Gottesgesehen werden: „Wenn ich aber die bösen Geister durch denGeist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen.“Glauben heißt deshalb nicht, die Wunderberichte in allenDetails strikt für wahr zu halten. Es ist nicht so wichtig, dass JesusWunder gewirkt hat, sondern wie diese zu deuten sind: als Werkedes Sohnes Gottes.Allerdings interpretierten manche Zeitgenossen Jesu die Wundertatennicht als das Werk Gottes. So oft Jesus auch aufgefordertwurde, ein Wunder zu wirken, um sich und seine Sendung zulegitimieren, lehnte er dies strikt ab. Die Wunder Jesu sind deshalbkein unwiderleglicher Beweis dafür, dass Jesus der Messiasist, sondern eine Aufforderung, an ihn zu glauben.Für den Glauben an Jesus kommt es nicht darauf an, ob die Wunderhistorisch beweisbar sind, sondern welche Auswirkungen sieauf das Verhältnis Gott - Mensch haben. Es kommt darauf an,dass Menschen den letzten Mut in all ihrem Leiden zusammennehmenund sich von Jesus alles erhoffen. Die Wunder Jesu sindZeichen dafür, dass das Leiden besiegbar ist, auch wenn dies hierund heute noch nicht in Vollendung geschieht.Axel Dodszuweit
Thema des MonatsStaunend über Grenzen blickenIn meinem Berufsleben als Sozialarbeiterinhabe ich mit vielenverschiedenen Menschengearbeitet. In den letztenJahren waren es überwiegendMenschen mit Assistenzbedarf.Zum Beispiel Menschen,die in ihrem Wohnalltag Hilfebenötigten. Hierbei habe ichoft erfahren, dass schon einaufmunterndes Wort und GeduldWunder bewirken kann.Den Glauben an ihre eigenenFähigkeiten zu wecken und zustärken hat immer wieder dazugeführt, dass sie neue Wegeeingeschlagen haben undGrenzen überwinden konnten.Es waren keine großenWunder, aber festzustellen,dass man es doch schafft, alleinemit dem Zug zu fahren,auch wenn man die Ansagenauf dem Bahnsteig nichthören kann, und auch amZielort anzukommen, stärktdas eigene Selbstvertrauen.Dann in dieses strahlende Gesichtzu sehen, lässt die mühevollenStunden vergessen.Einige von diesen Menschenmit Assistenzbedarf leben aberauch in ihrer eigenen Welt,zu der es nicht immer soforteinen Zugang gibt. Da brauchtman einfach Zeit. Zeit, die indieser schnelllebigen Welt oftkeinen Platz mehr hat. Aberwenn man Zeit hat, findetman die Tür zu ihrer Welt,und man entdeckt einen Menschen,der ohne Vorurteile undohne Forderungen ist. Man erkennteinen Menschen, demes schon reicht, wenn manseine Hand hält oder ihm einLied vorsingt. Menschen, dienach unseren Maßstäben mitganz wenig zufrieden sind.Ich kann diese Menschenimmer nur wieder als Wundersehen. Sie zeigen mir, wiewenig es braucht, um glücklichzu sein. Zeit, aufmunterndeWorte, ein Lächeln undein Lied öffnen Türen in eineWelt, die ehrlich und rein ist,ohne Lügen und Klischees.Diese Menschen zu beobachtenund mit ihnen zu lebenhat mich gelehrt, über meineengen Grenzen hinauszublickenund zu erleben, wie großund vielfältig unser Schöpferist und wie Gott jeden Menschenals ein Wunder geschaffenhat.Angela BahloUnzählige WunderJa, wen kann man schon heute nach seinen Erfahrungen mitWundern fragen, ohne dabei direkt schief angesehen zu werden?Vielleicht eine Hebamme? So komme ich als Hebamme dazu,hier im <strong>Gemeindebrief</strong> zu schreiben. Doch was bedeutet das WortWunder für mich?Viele Eltern beschreiben „Das Wunder der Geburt“. Doch fürmich gehört noch viel mehr dazu. Nicht nur die Geburt selber,sondern am meisten doch die Dinge, die man nicht sehen kann.Oder viel mehr die großen wunderbaren Dinge, die daraus entstehen– also wie durch ein Wunder.Vor allem ist es doch unser Glaube, der Glaube an Jesus Christusund an Gott, der vor vielen Tausend Jahren durch ihn gewirkthat und uns Menschen so sehr beeindruckt hat, dass wir auchnach dieser langen Zeit nach seinem Glauben handeln und etwasGroßes oder Kleines aus diesem Nichtsichtbaren erschaffen.Dieses Erschaffen muss man nicht zu Beginn sehen können, aberdann beginnt sich etwas zu formen – vielleicht ist es ein Mohnfeld,ein Kuchen für ein Kaffeetrinken mit einer Freundin odereine einfache Geste wie ein Handschlag, der Frieden schafft, wovorher keiner war.Vielleicht kommen auch negative Erinnerungen wieder ans Tageslicht,die erneut weh tun. Trotzdem darf ich oft in meinerArbeit als Hebamme beobachten und miterleben, dass uns dieseErinnerungen anhalten, wachsam und dankbar zu sein. Für daswas war, für das was ist und vielleicht auch schon für all das, wasnoch kommen kann.Ich bin dankbar, dass ich diesen so wunderbaren Weg des Elternwerdensmit so vielen verschiedenen Menschen hautnah miterlebendarf und deswegen freue ich mich jeden Tag auf diese vielenWunder.Nicola Mays