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Nummer 157 - Nordfriisk Instituut

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Abbildungen (3): Sammlung Manfred Wedemeyer<br />

Plakat zur Kampener Ausstellung von 1947<br />

An dieser Ausstellung waren Weidemann und<br />

Sprotte jedoch nicht beteiligt. In jenen Jahren<br />

haben beide zumeist in Einzelausstellungen ihre<br />

Werke gezeigt, oft in Kampen und Keitum in<br />

den eigenen Ateliers. Es gab aber auch Gemeinschaftsausstellungen.<br />

Zum Beispiel zeigte Siegward<br />

Sprotte 1957 in der Kunsthalle Kampen<br />

seine Bilder neben Werken von Herbert Pohris,<br />

Paul Mechlen und Albert Aereboe.<br />

Ihre Gedanken über Kunst und Weltanschauung<br />

haben Weidemann und Sprotte auch in<br />

Aufsätzen und Broschüren veröffentlicht. Diese<br />

Arbeiten überreichten sie sich gegenseitig. Zur<br />

Weihnacht 1955 ließ Siegward Sprotte seine Aufzeichnungen<br />

„Aus dem Reisetagebuch des Malers“<br />

drucken (18 Seiten). Im Winter 1956 legte er<br />

seine Ansichten über „Die Geburt der Farbe“ in<br />

einer 24 Seiten umfassenden Druckschrift nieder.<br />

„Mit verehrungsvollen Grüßen“ erhielt Magnus<br />

Weidemann ein Exemplar. Darin ist zu lesen:<br />

„Die reine Farbe ist für das Auge, was die reine<br />

Melodie für das Ohr ist: gegenwärtig – immer am<br />

Ziel – schwebt sie über den Rhythmen. Genauso<br />

dient der Farbe die Zeichnung.“ Weidemann<br />

schrieb in einem Brief eine ausführliche Kritik<br />

und entgegnete: „Sie dürfen nicht Farbe mit<br />

Melodie vergleichen. Die Farbe gleicht wirklich<br />

nur dem Ton ... [eine] Melodie läßt sich nur mit<br />

der Linie treffend vergleichen. Und alles ist überall<br />

nie ohne Rhythmus.“ Auf vielen Seiten der<br />

kleinen Schrift von Sprotte notierte der Theologe<br />

und Maler Magnus Weidemann Fragezeichen<br />

als Ausdruck seines Zweifels. Die Schärfe seiner<br />

Kritik milderte er am Schluss mit den Worten:<br />

„Im übrigen wissen Sie, dass ich Ihre bildnerische<br />

Werktätigkeit durchaus hochschätze, und darin<br />

auch die Farbigkeit. Diese wird aber nicht in uns<br />

geboren. Sie lebt aus sich selbst.“<br />

Siegward Sprotte hat als Künstler internationalen<br />

Ruf erlangt. Magnus Weidemann dagegen wurde<br />

über Schleswig-Holstein und Sylt hinaus weniger<br />

bekannt. Seine Bilder sind bisher nur in Norddeutschland<br />

gezeigt worden. Als Maler ist er<br />

Autodidakt. Sprotte, ein Schüler von Karl Hagemeister,<br />

dem märkischen Maler in Werder an der<br />

Havel, und von Emil Orlik, der die japanische<br />

Holzschnittkunst lehrte, erlebte Kunstschauen<br />

seiner Werke auch in anderen europäischen Ländern<br />

und in Amerika. Auch nach seinem Tod im<br />

Jahr 2004 wurden Ausstellungen seiner Bilder<br />

gezeigt, zum Beispiel in London.<br />

Sprotte besaß die Fähigkeit, Landschaften<br />

in ihrer Komplexität zu durchschauen und<br />

darzustellen. Er näherte sich manchmal dem<br />

Gegenstandslosen, aber nie überschritt er die<br />

Grenze. Weidemann entwickelte einen eigenen<br />

realistischen Malstil. Er war beeinflusst vom<br />

Spätjugendstil, vom Wandervogel und von der<br />

Heimatbewegung. Er gehörte einer Generation<br />

an, die 33 Jahre älter war als Siegward Sprotte.<br />

Er hatte es ungleich schwerer als Sprotte, auf<br />

dem Kunstmarkt sich durchzusetzen. Erst lange<br />

nach seinem Lebensende 1967 begann sein Bekanntheitsgrad<br />

in Schleswig-Holstein zu steigen,<br />

besonders auf Sylt.<br />

Die künstlerische Beziehung zwischen Magnus<br />

Weidemann und Siegward Sprotte hielt 21 Jahre<br />

an, von 1946 bis 1967. Sie zeigt zwei verschiedene<br />

Kunstwelten, bezogen auf dieselbe Wahlheimat<br />

Sylt, aber sie weist auch auf eine gleichartige<br />

Gesinnung hin, auf einen Gleichklang von Leben<br />

und Malerei.<br />

(Anschrift des Verfassers: Skelinghörn 18, 25980<br />

Muasem/Morsum, Sylt, NF.)<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 25

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