Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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waren. Andererseits ein größeres, aufrecht stehendes Paar. Der Mann wies prophetisch<br />
auf den Stern am Himmel, zu dem die Frau aufsah, ihre Hände bittend oder betend<br />
erhoben. Im Hintergr<strong>und</strong> vor einer Fabrikanlage, aus hohen Gebäuden <strong>und</strong><br />
Schornsteinen, erhob sich in Richtung des Paares eine ausgemergelte Männerfigur,<br />
entschlossen, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Das trotzige „Trotz<br />
Alledem. Es lebe die Weltrevolution“ auf einem anderen Wandbild war die Verbindung von<br />
Worten Karl Liebknechts <strong>und</strong> Eugen Levinés 477 . So hieß ein Beitrag Liebknechts am<br />
15.1.1919 in der Roten Fahne: „Trotz alledem“ <strong>und</strong> mit dem Ausruf „Es lebe die<br />
Weltrevolution“ wurde Eugen Leviné im Münchner Gefängnis Stadelheim hingerichtet.<br />
Völkers Wandbild basierte hier auf den Zeichnungen <strong>und</strong> Radierungen von 1920, in<br />
denen er sich thematisch bereits mit dem Thema Ziegelmauer – Erschießungsmauer<br />
auseinandergesetzt hatte. Davor zeigte er auf der linken Seite einen Richter <strong>und</strong> einen<br />
Soldaten, kenntlich durch die Robe <strong>und</strong> die Uniform. Auf der rechten Seite stand, wie Fritz<br />
Kroh beschrieb „der Arbeitermärtyrer; seine eindrucksvolle blutende Stirn, seine blutenden<br />
Hände“ vorzeigend. 478 In Bild <strong>und</strong> Sprache setzten Völker <strong>und</strong> Kroh damit das Leiden<br />
Christi mit dem Leid der Menschen gleich. Hinter der Ziegelmauer waren die Gesichter<br />
von Verhafteten, den „unerschütterlichen Soldaten der Revolution“ zu sehen. 479 Völker<br />
zeigte hier besonders eindrucksvoll die Folgen der zunächst präventiven Polizeiaktion, die<br />
zu den Märzkämpfen 1921 führte <strong>und</strong> danach zahlreiche Prozesse <strong>und</strong> hohe<br />
Gefängnisstrafen nach sich zog. 480<br />
Fritz Kroh beschrieb die in den Kampf ziehenden Menschen unter der roten Fahne auf<br />
dem Fresko „Heilig die letzte Schlacht“ voll innerer Ruhe, da sie sich der Gerechtigkeit<br />
ihres Kampfes bewusst waren. 481 Ihre Geschlossenheit versinnbildlichte Völker durch die<br />
gleichmäßige Bewegung. Von Ingrid Schulze nicht näher bestimmt fand sich die Vorlage<br />
für diesen Bildtitel in dem Arbeiterlied „Brüder zur Sonne zur Freiheit“ 482 . In einer Strophe<br />
heißt es: „Brüder in eins nun die Hände, Brüder, das Sterben verlacht: Ewig der Sklaverei<br />
ein Ende, heilig die letzte Schlacht.“ Die Darstellung des Künstlers illustrierte zudem eine<br />
477 Eugen Leviné (1883-1919): 1905 Teilnahme an der Revolution in Russland, wurde im 1.<br />
Weltkrieg Mitglied der USPD, 1918 Mitglied des Spartakusb<strong>und</strong>es, Teilnehmer am<br />
Gründungsparteitag der KPD, an den Januarkämpfen 1919 in Berlin beteiligt, Redakteur der<br />
„Roten Fahne“ in München, Vorsitzender des Exekutivkomitees der Räterepublik Bayern, nach<br />
deren Niederschlagung hingerichtet.<br />
478 KROH 1922, S. 58.<br />
479 Ebd., S. 58.<br />
480 BERNDT 1994, S. 101.<br />
481 KROH 1922, S. 58.<br />
482 FAHNEN 1924, S. 27 f.