Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
81<br />
diese Gestalten naturalistisch wiedergegeben, so hätte der Maler seine Absicht, dem<br />
Besucher ein starkes bleibendes Erlebnis einzuhämmern nicht mit annäherndem Erfolg<br />
erreichen können.“ 518<br />
Mit dem in „Das Wort“ Nr. 34 am 18.3.1924 erschienenen <strong>Titel</strong>holzschnitt „Geschlagen-<br />
Nein!“ <strong>und</strong> dem Leitartikel erinnerte man an die Märzkämpfe seit 1838, vor allem aber an<br />
die Kämpfe in Mitteldeutschland 1923. Mit den hinter dem Opfer im Vordergr<strong>und</strong><br />
nachdrängenden Menschenmengen wurde der Wille zur Veränderung deutlich.<br />
Das 1. Mai-Blatt 519 Völkers mit dem <strong>Titel</strong> „Demonstration“ (Abb. 34) illustrierte ein Gedicht<br />
Max Barthels <strong>und</strong> war wie dieses ein Aufruf zur Gegenwehr. „Die Welt soll erzittern vor<br />
unserem Schreiten / Wir branden <strong>und</strong> landen ein donnerndes Meer / Wir wälzen <strong>und</strong><br />
wühlen mit unsern befreiten / Entfesselten, großen Gedanken einher / Wir stürmen die<br />
Klippen, wir fressen das Land / In niedriges Dachwerk zuckt unser Brand / Wir kommen,<br />
die Sklaven mit Herrschergebärde Daß Schäumen <strong>und</strong> Träumen Gewissheit werde !“ Auf<br />
seinem Holzschnitt arbeitete Völker mit einer raffiniert eingesetzten Diagonale, die das<br />
Blatt in zwei Hälften teilt. Der obere Bereich ist unbearbeitet <strong>und</strong> damit schwarz, während<br />
darunter von links hinten aus der Tiefe kommend ein schier endloser gleichförmiger<br />
Demonstrationszug von Menschen, mit entschlossenem Gesichtsausdruck, am Betrachter<br />
vorbeizieht.<br />
Immer wieder waren Krieg <strong>und</strong> Hunger Thema im Wort. „Der Urlauber aus dem<br />
Massengrab“ war das <strong>Titel</strong>blatt der Nr. 88/89 vom 2.8.1924 überschrieben mit einem<br />
gleichnamigen Holzschnitt Völkers. Er verwendete hier das Pseudonym Vörak. Die<br />
Bildunterschrift lautete: Das Vaterland lässt seine Familie verhungern. Es ist ein<br />
gespenstischer Holzschnitt: ein Skelett von Kindern umrahmt. Den Totenschädel bedeckt<br />
ein Soldatenkäppi <strong>und</strong> auf den Rippen ruht das eiserne Kreuz. Schwarz blicken die<br />
Höhlen der Augen ins Nichts. Die beiden den Toten flankierenden Kinder mit ihren<br />
schmalen Gesichtern sehen mit großen fragenden Augen auf den Betrachter.<br />
Am 7.10.1924 erschien in der Nr. 116 das Blatt „Szene aus einem Arbeiter-Theater“ als<br />
<strong>Titel</strong>holzschnitt. Im Hintergr<strong>und</strong> agieren vier Personen auf der Bühne <strong>und</strong> im Vordergr<strong>und</strong><br />
sind als Zuschauer Männer, Frauen <strong>und</strong> Kinder zu sehen. Horn <strong>und</strong> Völker beteiligten sich<br />
am proletarischen Kröllwitzer Theater, worüber allerdings lediglich die Mitteilungen Horns<br />
informieren: „Meine Liebste (Anneliese) nahm an allen Unternehmungen teil, sei es an<br />
den vielen Spaziergängen, die wir in größerem oder kleinem Umfange mit den<br />
Künstlerfre<strong>und</strong>en singend durch die Heide machten, sei es als Mitwirkende bei den<br />
Theateraufführungen des proletarischen Kröllwitzer Theaters, bei dem sich Karl Völker<br />
518 DW, Nr. 28 vom 3.3.1924.<br />
519 DW, Nr. 51 vom 1.5.1924.