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Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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gehalten wird <strong>und</strong> über die rechte Schulter über den Rücken fällt, Kopf <strong>und</strong> Körper. Der<br />

Schmuck, den sie am Kragen des Mantels befestigt hat <strong>und</strong> der die Töne ihrer Haare<br />

wiederholt, verdeutlicht das Besondere des festgehaltenen Augenblicks.<br />

Mit altmeisterlicher Präzision ist auch das wohl zeitgleiche Bild „Proletarierjunge“ (Abb.<br />

52) gemalt. Dieser hat eine ähnlich seitliche Haltung wie das Mädchen eingenommen. In<br />

einer etwas zu kleinen Jacke, vielleicht vorher schon vom Bruder getragen, sitzt er,<br />

vermutlich zur Ruhe ermahnt, fast statuarisch. Er scheint aber nicht allzu lange verweilen<br />

zu wollen, denn auf dem Schoß hält er die Pudelmütze unruhig in den Händen.<br />

Nachdenklich <strong>und</strong> älter wirkend als er ist, schaut er am Betrachter vorbei.<br />

Auf diesen beiden Bildern waren noch die Hände <strong>und</strong> sogar Teile des Stuhles bzw. ein<br />

Teil der Dielung des Raumes zu sehen. Auf den folgenden Porträts konzentrierte sich<br />

Völker fast ausschließlich auf die Gesichter.<br />

Keines der von ihm porträtierten Kinder: „Mädchen mit rotem Kleid“, „Mädchenbildnis“ <strong>und</strong><br />

„Knabenbildnis“ schaut zum Betrachter. Ihre Blicke verlieren sich stets in einer imaginären<br />

Ferne. Es sind durchweg ernste <strong>und</strong> nachdenkliche Porträts, die einen Augenblick zeigen,<br />

in dem die Kinder ihre eigene Zukunft zu hinterfragen scheinen. Der Knabe soll ein<br />

Lehrling der Gebrüder Völker gewesen sein, ein psychologisches Bild des Kindes an der<br />

Schwelle zum Erwachsen-Werden, mit allen Zweifeln, Wünschen, Hoffnungen <strong>und</strong><br />

Sehnsüchten. Die schmalen Schultern hängen leicht herab <strong>und</strong> um den schönen M<strong>und</strong><br />

liegt ein melancholischer Zug. Man könnte vermuten, dass Völker in das Porträt dieses<br />

sensiblen Jungen seine Erinnerungen an die eigene Kindheit gelegt hat.<br />

Viertes Kapitel<br />

Ausmalung von Kirchenräumen<br />

4.1. Werkstätte für Kunst <strong>und</strong> Kunstgewerbe<br />

Am 8.10.1921 starb Karl Völkers Vater. Mit seinem nur wenig jüngeren Bruder Kurt hatte<br />

er schon 1916 unter der Bezeichnung Gebrüder Völker als Maler in der Großen<br />

Gosenstraße 27 firmiert. Nun fand man sie unter der Adresse Kurt Völkers in der Richard-<br />

Wagner-Straße 37. Im Frühjahr 1922 mieteten die Brüder Räume in der Seebener-Straße<br />

22 für die „Werkstätte für Kunst <strong>und</strong> Kunstgewerbe“ an, wie sie sich nun bezeichneten.<br />

Das hallesche Adressbuch von 1923 führt sie als Kunstmaler unter ihren privaten<br />

Wohnungen <strong>und</strong> unter der Firmenbezeichnung „Werkstatt für Malerei <strong>und</strong> Kunstgewerbe“.

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