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Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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veröffentlichte die Saale-Zeitung unter dem Pseudonym „Rohrspatz“ am 24.6.1924<br />

folgendes Gedicht zu Rathaus <strong>und</strong> Waage-Gebäude:<br />

„Es ist gut, wenn eine Stadt / Farbenfrohe Maler hat, / Die mit Kunstsinn / sondergleichen<br />

/ Pinseln, malen <strong>und</strong> auch streichen. / Solche Maler sieht man nun / Ohne Rasten, ohne<br />

Ruhn / Mit den Farben rot <strong>und</strong> blau, / grün <strong>und</strong> gelb <strong>und</strong> schwarz <strong>und</strong> grau / An dem<br />

Rathaus, an der Waage / Wohl schon vierzehn lange Tage / Alles mit Gerüst Erreichbare,<br />

/ sonst mit altem Kram Vergleichbare. / Mit Verständnis, frohem, frischem, / Neuverjüngt<br />

uns aufzutischen. / Alles, was uns dunkel war, / Wird uns jetzt verständlich klar. / All die<br />

Köpfe <strong>und</strong> Figuren zeigten hohes Alters Spuren. / Jetzt <strong>und</strong>, durch des Pinsels Zauber, /<br />

sind sie propper, sauber. / Und die Ritter <strong>und</strong> die Puten / Haben frisch gefärbte Schnuten /<br />

Und sind niedlich koloriert. / Oben, unten schön verziert. / Die Maria an der Ecke. / Sonst<br />

verwittert, alt <strong>und</strong> grau, / Jetzt hängt eine rote Decke / R<strong>und</strong> um diese heilge Frau. / Es ist<br />

gut, wenn Künstlerhände / Ihre Tätigkeit entfalten. / Mögen die bemalten Wände / Lange<br />

Zeit die Farbe halten. / Möge nie der Tag erscheinen, / Wo des Regens nasse Fluten /<br />

Raubt den Anstrich diesen seinen / Rittern, Heiligen <strong>und</strong> Puten.“<br />

Es dauerte also Jahre, bis die Farbgestaltung des Marktes abgeschlossen war, denn erst<br />

nach der Fertigstellung der Westseite mit Waage <strong>und</strong> Rathaus Mitte des Jahres 1924<br />

heißt es in der halleschen Presse: „Durch die Ausmalung dieser Seite des Marktes<br />

erscheint sein buntes Bild nun geschaffen. Der Widerstreit der Meinungen, der darüber<br />

vor Jahr <strong>und</strong> Tag noch herrschen mochte, ist inzwischen verstummt <strong>und</strong> hat wohl allseits<br />

dem Empfinden der Genugtuung <strong>und</strong> Freude über das gelungene Werk Platz gemacht.“ 821<br />

6.2. Zusammenarbeit mit Bruno Taut<br />

„Da alles seine Farbe hat, so muß auch alles, was Menschen tun, farbig gestaltet sein.“ 822<br />

Das Zitat aus einem Vortrag Bruno Tauts 823 auf dem 1. Deutschen Farbentag 1925 in<br />

Hamburg beschreibt rückblickend das Credo seiner Arbeit als Stadtbaurat in Magdeburg.<br />

Bereits vor dem 1. Weltkrieg hatte er sich für kräftige Farben am Bau eingesetzt, so in der<br />

zwischen 1913 <strong>und</strong> 1915 errichteten Siedlung Reform. In den frühen 1920er Jahren<br />

verfolgte er das ehrgeizige Ziel der farbigen Stadt. 824 Im Sommer 1922 präsentierte Taut<br />

821 SZ, Nr. 128 vom 3.6.1924.<br />

822 TAUT 1925, S. 19.<br />

823 Bruno Taut (1880–1938): Baugewerkeschule, 1903-1908 bei Theodor Fischer, ab 1908 mit F.<br />

Hoffmann selbständig, ab 1912 gemeinsam mit dem Bruder Max, 1921-1924 Stadtbaurat von<br />

Magdeburg, danach in Berlin tätig, 1931 Professor für Wohnungsbau <strong>und</strong> Siedlungswesen an der<br />

TH Berlin, Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, 1932 Berufung nach Moskau, 1933<br />

Rückkehr nach Berlin, Emigration nach Japan, 1936 Berufung an die türkische Akademie der<br />

Künste.<br />

824 Vgl. NIPPA 1995.

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