Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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136<br />
den <strong>Halle</strong>schen Markt <strong>und</strong> dessen geplante farbige Umgestaltung war Taut wohl durch die<br />
Presse aufmerksam geworden. In den Frühlichtheften sind allerdings keine Zeichnungen<br />
Völkers erschienen. Vermutlich gingen auch die an Völker vergebenen Aufträge für die<br />
Ausmalung des Zuschauerraumes des Stadttheaters Magdeburgs 834 <strong>und</strong> den Entwurf des<br />
dortigen Bühnenvorhangs auf die Vermittlung Tauts zurück. Unterschiedlich farbige<br />
„Plüschbahnen“ waren aneinandergereiht: „von der schweren schwarzen Mitte geht es<br />
nach beiden Seiten über blau <strong>und</strong> grün nach rot <strong>und</strong> gelb. Es ist ein farbiges Prachtstück<br />
daraus geworden...“. 835 Von ihm hat sich lediglich eine schwarz/weiß Aufnahme erhalten<br />
(Abb. 68).<br />
Erstmals erfährt man aus einem Schreiben Bruno Tauts vom 13.12.1921 von einem<br />
Anerbieten des Provinzialkonservators Max Ohle, ihm Skizzen des renovierten<br />
Magdeburger Rathauses mit dem Johannisturm dahinter von Völker zu besorgen. Sie<br />
waren Gr<strong>und</strong>lage seiner Spendenaktion für die Renovierung. Er bat darum, das Standbild<br />
Kaiser Ottos mit in den Entwurf einzubeziehen. Bereits im Februar 1922 berichtete er<br />
nach <strong>Halle</strong>, dass Privatstiftungen in Höhe von 120000 Mark zur Verfügung stünden: „Ich<br />
habe dies in erster Linie dem famosen Entwurf von Völker zu verdanken.“ 836 Auch die<br />
lokale Presse in <strong>Halle</strong> berichtete über die Planungen zur Farbfassung des Magdeburger<br />
Rathauses, das in den früheren Stadtfarben Rot <strong>und</strong> Silber gestrichen werden sollte 837 .<br />
Für die Neubemalung war eine Genehmigung durch die Regierung in Magdeburg<br />
erforderlich. Am 6.4.1922 fand dazu eine Beratung statt mit dem Regierungspräsident<br />
Pohlmann, dem Landeskonservator Ministerialrat Hiecke, verschiedenen Bauräten,<br />
Stadtbaurat Taut, Stadtrat Gruse <strong>und</strong> dem Provinzialkonservator Landesbaurat Ohle. Im<br />
Anschluss besichtigte man die Probeanstriche, die Völker selbst vorstellte. 838 Der<br />
Magdeburger General-Anzeiger meldete am 14.5.1922 die Fertigstellung der Rathaus-<br />
Bemalung. Eine kolorierte Postkarte (Abb. 69) zeigt die kräftige Farbigkeit des Gebäudes,<br />
die in der Bauwelt wie folgt beschrieben wurde: „Das gequaderte Erdgeschoss ist ganz<br />
rot, nur mit schwarzen Fugen, das Obergeschoss hat rote Pilaster <strong>und</strong> Gesimse, die<br />
glatten Flächen sind weiß, Kapitäle, Figuren sind gelb (zum Teil grün abgetönt), der Fries<br />
ist schwarz. In den Gewölbekappen wechseln blau mit Rot.“ 839 In einer anderen Schrift<br />
hieß es: „Die kühne Bemalung des alten Magdeburger Rathauses ... sei rühmend<br />
hervorgehoben (venezianischrote Rustika mit schwarzen Fugen, rote Pfeiler, weiße<br />
834<br />
Benannt in einem Lebenslauf Karl Völkers. NL KV.<br />
835<br />
Magdeburger Amtsblatt, 1. Jg., 17.10.1924, Nr. 14.<br />
836<br />
LDA, AA Magdeburg Rathaus, Schreiben vom 21.2.1922.<br />
837<br />
HN, Nr. 51 vom 1.3.1922.<br />
838<br />
LDA, AA Magdeburg Rathaus, Bericht vom 6.4.1922.<br />
839<br />
BW, 1922, H. 39, S. 673 f.