Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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interessante Perspektiven des Aufbaus: So das „Kaffeehaus“, auf dem der im<br />
Vordergr<strong>und</strong> schräg gestellte Tisch, die dort sitzenden Personen <strong>und</strong> die sich dahinter<br />
dicht drängenden Besucher mit der abschließenden leeren Wand im Hintergr<strong>und</strong><br />
kollidieren. Weiter das „Kaffeehaus mit Ober“, das wesentlich durch die Waagerechte des<br />
Tisches im Bildvordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> die tief herabgezogene Decke des Raumes bestimmt<br />
wird. Die Figuren sind teilweise stark karikierend dargestellt. Die Klatschweiber, die er<br />
skizzenhaft bei seinem Kuraufenthalt festgehalten hatte, dürften hier Modell gestanden<br />
haben.<br />
Eine der interessantesten Arbeiten dieser Zeit ist „Großes Tanzkaffee“ (Abb. 93). Ein<br />
Thema, das Max Beckmann bereits 1923 mit seiner „Tanzbar in Baden Baden“ in Szene<br />
gesetzt hatte, ebenso Dix als Mitteltafel des 1927/28 entstandenen Triptychons<br />
„Großstadt“. Beckmann <strong>und</strong> Dix zeigten einerseits die Oberschicht <strong>und</strong> andererseits die<br />
Halbwelt, während Völker den „Normalbürger“, die Mittelschicht karikierte. Als Vorlage<br />
diente ihm für die Darstellung der Paare sein Aquarell „Tanzgesellschaft“ von 1928. Es ist<br />
ein eingefrorener Augenblick in den Bewegungen von Kopf, Hand <strong>und</strong> Füßen. Sie halten<br />
sich aneinander fest <strong>und</strong> wirken doch verloren, denn keines der Paare sieht sich an. Man<br />
tanzt miteinander, ist aber trotzdem allein.<br />
In Celle entstanden weitere, kurz als Figurenbilder bezeichnete Arbeiten, die häufig<br />
größere Menschengruppen zeigten, so die Szenerie einer „Rote-Kreuz-Versammlung in<br />
Celle“, das „Bierzelt auf dem Jahrmarkt“ <strong>und</strong> „Im Freibad in Celle“ (Abb. 94, 95, 96).<br />
Das Thema Masken, das in der bildenden <strong>und</strong> angewandten Kunst gerade des 19. <strong>und</strong><br />
20. Jh. eine große Rolle spielte, beschäftigte auch Völker. Anregung gaben wohl die<br />
symbolistischen Werke des „Malers der Masken“ James Ensor, die zu den<br />
interessantesten Darstellungen des Sujets gehören. Es kann nur vermutet werden, dass<br />
Karl Völker die 1927 durch die Kestner-Gesellschaft Hannover veranstaltete erste<br />
deutsche Ausstellung des Künstlers gesehen hatte. Zumindest sind für diese Zeit<br />
verschiedene Farbprojekte für Haesler in Celle belegt, die einen Besuch Völkers dort<br />
wahrscheinlich machen. Weitere Stationen der Präsentation waren Berlin, der Leipziger<br />
Kunstverein <strong>und</strong> die Kunsthalle Mannheim. 1001 Das Thema hatte in der Vergangenheit<br />
auch schon seinen Fre<strong>und</strong> Richard Horn gereizt, der bereits 1923 in der Hallischen<br />
Kunstschau eine Maske aus Keramik ausstellte.<br />
Ursprung für eines der ersten Bilder Völkers zu diesem Sujet war mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit das Kunstfest „Fez im Zoo“, das im Februar 1929 stattfand <strong>und</strong> für das<br />
Ella Völker für sich selbst <strong>und</strong> ihren Mann Kostüme als Pierrot <strong>und</strong> Pierrette entwarf <strong>und</strong><br />
1001 ENSOR 2005, S. 317.