Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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fertigte. 1002 Auf Fotografien von Faschingsabenden bei Fre<strong>und</strong>en ist Ella in diesem Kleid<br />
zu sehen. Das schmale Hochformat „Stilleben mit Masken“ (Abb. 97) zeigt Teile der<br />
Faschingsgarderobe des Paares, die zunächst wie zufällig drapiert wirken. Ellas weiß-<br />
schwarz-rotes Kleid hängt, locker in der Taille gerafft, im Hintergr<strong>und</strong> wohl auf einer<br />
zusammengeklappten Staffelei. Davor steckt auf einem Tisch ein Stab mit einer Maske in<br />
derselben Farbigkeit. Eine schwarze <strong>und</strong> eine weiße Halbmaske <strong>und</strong> ein weißes Tuch<br />
sind weitere abgelegte Utensilien auf dem Tisch, vervollständigt durch den hohen spitzen<br />
schwarz-weißen Pierrot-Hut auf der rechten Seite. Es vermittelt sich die Heiterkeit eines<br />
w<strong>und</strong>erbaren Faschingsabends. Der farbige Dreiklang des Bildes von schwarz, weiß <strong>und</strong><br />
rot kehrt auch auf der in Tischplatte <strong>und</strong> im Hintergr<strong>und</strong> wieder. Vermutlich zeigte der<br />
Künstler dieses Stilleben auf der Juryfreien Ausstellung im August 1929 in Berlin.<br />
Von allen anderen Maskenbildern geht etwas Unheimliches aus. Das irritierende<br />
„Maskenstilleben mit Kugeln“ (Abb. 98) hat ein fast quadratisches Format. Auf einer stark<br />
gemaserten Holztischplatte steckt ein Stab, auf dem eine Maske mit weit aufgerissenen<br />
M<strong>und</strong>, schmalen Augen, prägnanten durchlaufenden Brauen <strong>und</strong> kurzem krausen Haar<br />
hängt. Dahinter steht, so scheint es zunächst, ein Spiegel. Doch wenn man sich die davor<br />
liegenden farbigen Kugeln ansieht, beginnt man zu zweifeln. Der Schatten der roten Kugel<br />
fällt nach links, doch der scheinbare Spiegel zeigt eine grünliche Kugel. Im Bildhintergr<strong>und</strong><br />
steigt wie von Geisterhand hinter der Tischplatte wiederum eine rote Kugel auf. Also steht<br />
hier wohl eine Glasplatte auf dem Tisch. Obwohl lediglich ein illusionistisches Spiel mit<br />
Farben <strong>und</strong> Formen stattfindet, verunsichert es den Betrachter. In der zweiten<br />
Jahreshälfte 1930 entstand dann ein weiteres „Stilleben mit Masken <strong>und</strong> Blumen“ (Abb.<br />
99). Exotische Blüten <strong>und</strong> Blätter, u.a. Strelizien, stecken in einer dunklen bauchigen<br />
Vase mit schlankem Hals. Dahinter schweben zwei übereinander angeordnete<br />
naturalistisch gemalte Tiermasken – Hase <strong>und</strong> Wolf. Die auf den Betrachter gerichteten<br />
Augen <strong>und</strong> die sehr dunkle Farbigkeit vermitteln etwas Gespenstisches. Man erwartet <strong>und</strong><br />
fürchtet, dass die Tiere aus der Dunkelheit hervorbrechen. 1934 zeigte Völker u.a. dieses<br />
Bild auf einer Ausstellung im halleschen Stadtmuseum <strong>und</strong> in der Anhaltinischen<br />
Gemäldegalerie in Dessau.<br />
Bis 1932 malte der Künstler noch zwei weitere Bilder zum Thema: „Die gelbe Maske“<br />
(Abb. 100) <strong>und</strong> das aggressive „Maskenstilleben“ mit vier Masken (Abb. 101). Auf dem<br />
erstgenannten wirkt die Maske mit Schnauzbart zunächst wie ein aufgesteckter Kopf.<br />
Lediglich der im geöffneten M<strong>und</strong> sichtbare Stab <strong>und</strong> die Wand dahinter lassen die<br />
Täuschung erkennen. Zwei kleinere Masken hängen dahinter an Fäden vor der Wand.<br />
Auf dem Tisch mit einem lässig drapierten, leicht fließenden Stoff liegt ein Stab, der<br />
1002 Schreiben an Lilly Scheibe, SLUB HA, Mscr. Dresd. App. 2533, 26.