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Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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169<br />

für „Gemälde übermodernster Natur, von Exponenten des Marxismus gemalt“ 1023<br />

ausgegeben hatte. Die NSDAP errang bei der Wahl in <strong>Halle</strong> 28 Mandate 1024 <strong>und</strong> war<br />

damit trotz der knapp verfehlten Mehrheit von 29 Mandaten die stärkste Kraft im<br />

Stadtparlament. Die linken Parteien, d.h. Sozialdemokraten mit 6 <strong>und</strong> die Kommunisten<br />

mit 12 Mandaten konnten nicht einmal gemeinsam gegenhalten. Der Ausschluss aller<br />

Kommunisten aus den Vertretungskörperschaften per Funkspruch des preußischen<br />

Innenministeriums vom 22.3.1933, weil sie in Folge des Reichstagsbrandes „sämtlich<br />

unter Verdacht des Hochverrats ständen“, ergab in <strong>Halle</strong> folgende Kräfteverteilung: 28<br />

Nationalsozialisten standen 12 bürgerlichen <strong>und</strong> 6 sozialdemokratischen<br />

Stadtverordneten gegenüber. 1025<br />

Hatte man im Februar 1933 Crodel in Bezug auf die Malereien in Bad Lauchstädt in der<br />

Zeitung noch nicht namentlich genannt, richteten sich im Mai des Jahres nun die Angriffe<br />

der Nationalsozialisten persönlich gegen ihn. Sein 1931 im Gymnastiksaal der Moritzburg<br />

entstandenes Bild „Der Wettlauf der Atalante“ wurde zum Gegenstand der Schmähung<br />

<strong>und</strong> man versäumte nicht, dabei auch auf die Kunstgewerbeschule Giebichenstein<br />

hinzuweisen, wobei das Wort Kunst in Anführungszeichen gesetzt wurde. 1026 Im selben<br />

Beitrag griff man auch Prof. Frankl unter dem <strong>Titel</strong> „Jude als Kunstsachverständiger“ an.<br />

Verfasser Heinz Hartmann verlangte die sofortige Beseitigung des Bildes im<br />

Gymnastiksaal. Die Malereien wurden im Januar 1936 auf Veranlassung des Direktors<br />

des Instituts für Leibesübungen Dr. Conrad übertüncht.<br />

Im Juni stellte die NSDAP Dringlichkeitsanträge zur Kunstgewerbeschule, in denen sie<br />

entweder deren Auflösung forderte oder verlangte, sie „dem ehrbaren Handwerk dienstbar<br />

zu machen.“ 1027 Charles Crodel, Erwin Hahs <strong>und</strong> Gerhard Marcks wurden zum 30.9.1933<br />

aus dem Schulamt entlassen. 1028 Aus Künstlerkreisen selbst kam im Mai 1933, wenige<br />

Tage nach den Bücherverbrennungen, eine Aufforderung zur „Reinigung des<br />

Moritzburgmuseums“. So attackierte der Maler <strong>und</strong> Graphiker Hans Hering in der<br />

Mitteldeutschen National-Zeitung den Museumsdirektor Alois Schardt <strong>und</strong> forderte eine<br />

„Zusammenstellung alles <strong>und</strong>eutschen, artfremden ‚Schlawinertums’ in Plastik, Malerei<br />

<strong>und</strong> Graphik <strong>und</strong> der dafür gezahlten Preise. Das Gestammel des Primitivismus, die<br />

Massenexplosionen abstrakter Dynamik waren ... eine Krankheit, über deren Diagnose,<br />

Verlauf bis zur Krise, es sich so amüsant schreiben <strong>und</strong> reden ließ“, hieß es da. 1029<br />

1023 MNZ, Nr. 60 vom 11.3.1933.<br />

1024 Im Jahr 1929 waren es lediglich 3 Mandate gewesen.<br />

1025 StAH, Wahlbüro Kap. XII, Nr. 4, Bd. 1, 1933.<br />

1026 MNZ, Nr. 111 vom 13.5.1933.<br />

1027 MNZ, Nr. 126 vom 1.6.1933.<br />

1028 SCHNEIDER 1992, S. 451, 461, 466.<br />

1029 MNZ, Nr. 114 vom 17.5.1933.

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