Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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schwerer trenne. 1182 Offensichtlich erledigte sie für Völker den ihm leidigen Papierkram,<br />
denn sie bezeichnete sich in einem Brief selbst als seine Privatsekretärin. 1183<br />
Ab <strong>und</strong> an las Walter Bauer, der zwischenzeitlich einen längeren Urlaub hatte, ihnen vor.<br />
Gemeinsam besuchte man auch Konzerte. In einem Brief vom Juni 1941 teilte Anneliese<br />
Horn Richard mit, dass Völker „im übrigen recht reizbar“ sei. 1184 Immer wieder trafen sich<br />
die zu Hause Gebliebenen zu Heidespaziergängen <strong>und</strong> zu gemeinsamen Abendessen.<br />
An einem Abend besichtigten sie das „Fass“ in Ammendorf, eine Gaststätte, in der Völker<br />
nach alten Stichen die Burg Giebichenstein <strong>und</strong> <strong>Halle</strong> an die Wand gemalt hatte. 1185 Im<br />
September 1941 berichtete Anneliese Horn an Richard von einer weiteren<br />
Kirchenausmalung, über die bislang nichts ermittelt werden konnte, <strong>und</strong> dass Völker<br />
immer wieder Bilder verkaufte <strong>und</strong> schon deshalb keine Not herrschte. 1186 Der Künstler<br />
stand damals mit dem Galeristen Buchholz aus Berlin in Verbindung <strong>und</strong> hoffte dort auf<br />
eine Ausstellung, die aber letztlich nicht zustande kam. 1187 Völker selbst raffte sich zum<br />
Ende des Jahres 1941 auf <strong>und</strong> schrieb endlich einmal selbst, in dem er u. a. auch über<br />
Buchholz berichtete <strong>und</strong> den recht guten Verkauf seiner Bilder. Weiter heißt es darin:<br />
“Wann wird der Krieg zu Ende sein? All mein philosophieren über Plastik in meinem<br />
ersten Brief 1188 scheint mir nun so sinnlos. Wann wird der Empfänger dieses Briefes<br />
wieder zur Arbeit kommen? Wie wird die Welt im neuen Jahre aussehen? Es kommt mir<br />
ja nun wirklich komisch vor, wenn ich Dir nun schreiben soll, was ich tue, ich kleiner<br />
Wurm. Welchen Sinn hat überhaupt noch meine Tätigkeit, wenn man über<br />
Menschenleben, über Völker, über Kulturen so hingeht. Wo Krieg ist, ist Vernichtung <strong>und</strong><br />
es gehört schon viel Mut dazu weiter zu bauen, wenn um uns herum große Kulturwerke<br />
untergehen. Da wird man klein <strong>und</strong> hässlich <strong>und</strong> man versteht keineswegs die<br />
salbungsvollen Kulturreden, die ich am Sonntag mir bei einer Eröffnung der <strong>Halle</strong>schen<br />
Weihnachtsschau anzuhören gezwungen war. Das Erschütterndste ist, finde ich, daß uns<br />
der Krieg eigentlich gar nicht so maßlos erschüttert, <strong>und</strong> daß das Leben hier eigentlich so<br />
weiter geht als sei nichts außergewöhnliches los. Aber es ist vielleicht so richtig, denn wer<br />
weiß, was das Schicksal noch alles in unsere Lebensrune einzutragen hat, was wir noch<br />
alles auszulöffeln haben, <strong>und</strong> dazu werden wir noch viel Nerven <strong>und</strong> vielen Mut<br />
1182 StA Ce NL KV, n.inv., Brief vom 17.2.1941.<br />
1183 Ebd., Brief vom 28.2.1941.<br />
1184 Ebd., Brief vom 30.6.1941.<br />
1185 Das Gebäude ist nicht erhalten.<br />
1186 StA Ce NL KV, n. inv., Brief vom 2.9.1941.<br />
1187 Ebd., Brief vom 10.12.1941.; Brief vom 21.3.1942.<br />
1188 Am Anfang des Briefes erfährt man, dass es Völkers dritter Anlauf ist an Horn zu schreiben.<br />
Die ersten Briefe hat er aber nicht abgeschickt, da sie ihm dann zu lächerlich erschienen.