13.07.2015 Aufrufe

pdf - 1.84 MB - Rainforest Alliance

pdf - 1.84 MB - Rainforest Alliance

pdf - 1.84 MB - Rainforest Alliance

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Umdenkenund umstellenMit der <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>die Zukunft in gegenseitigemRespekt nachhaltig gestalten.


InhaltsverzeichnisZuhause in den Tropen und Subtropen:Die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> kämpft für den Erhalt der ArtenvielfaltUmweltschutz seit über 25 Jahren 05„Schrumpfendes Lungenvolumen“:Pro Minute verschwinden 20 bis 30 Hektar RegenwaldVom Wald übers Feld bis ins Hotel 07Warum ein Frosch als Symbol? 13Mitbestimmung im Süden:Die tropischen Lebensgemeinschaften sind Co-Autorendes Standards für Nachhaltige LandwirtschaftHerzenssache Tropen 15Schulungen, Trainings, Weiterbildungen:Verantwortungsvolle, gute agrarische Praktiken führen inaller Regel zu stabilen, höheren Erträgen und besserer QualitätDas umfasst der Standard für Nachhaltige Landwirtschaft 19Dafür steht <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> Certified 20Messbarer Einfluss:Studien, Untersuchungen und Evaluationen belegen, dass<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> Certified-Farmen und zertifizierteforstwirtschaftliche Betriebe signifikante Verbesserungen zeigenEchter Einfluss gemessen in ZahlenImpressum 273


Umweltschutz seit über 25 JahrenUmweltschutzDie Arbeit der <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> fußtvor allem auf drei Säulen: auf derLeidenschaft, zum Erhalt der Artenvielfaltbeizutragen, dem fundierten Wissen überNachhaltigkeit und der langjährigen Erfahrungder Mitarbeiter und Experten in den tropischenRegionen. 1987 gründeten einige Aktivisten die<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> als unabhängige Nichtregierungsorganisation(NGO) mit dem Anspruch,den tropischen Regenwald zu schützen. Siekämpft für den Erhalt der Biodiversität und fürdie nachhaltige Sicherung der Ökosysteme alsgemeinsame Lebensräume von Mensch, Tierund Pflanze. Damit all dies Realität wird undbleibt, setzt sich die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> ein fürökologische Landnutzung, sozial verantwortungsvollesunternehmerisches Handeln undein werteorientiertes Verbraucherverhalten.um die Rahmenbedingungen für eine bessereLandwirtschaft zu gestalten. Sie ist einer dererfahrensten und aktivsten Zertifizierer für dasnachhaltige Forstwirtschaftsprogramm FSC,und sie verifiziert nachhaltige Tourismusunternehmenund -betriebe.Zuhause in den Tropen und Subtropen:Die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> kämpft für den Erhaltder ArtenvielfaltSichtbar ist die Organisation in Deutschlandüber das Siegel <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> Certifiedmit dem grünen Frosch. Das Siegel zeichnetWaren aus, die von Farmen stammen, die sichfür eine nachhaltige Landwirtschaft in denBereichen Ökologie, Soziales, und Ökonomieeinsetzen. Die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> schult Farmerund Kleinbauern und führt sie so an die Prinzipiender Nachhaltigkeit heran. Darüber hinausumfasst ihre Arbeit aber noch weitaus mehr.Sie wirkt in Gremien und Runden Tischen mit,In enger Partnerschaft mit anderen in den Tropenverwurzelten Umweltschutzgruppen formtesie das Netzwerk für Nachhaltige Landwirtschaft(SAN – Sustainable Agriculture Network).So kann auf Augenhöhe das Fundament füranhaltenden Umweltschutz und das wirtschaftlicheAuskommen der Menschen gelegt werden.Nicht von außen, nicht von oben herab, dieBelange der Farmer ernst nehmend und nichteinfach neue Richtlinien und Zwangsvorgabenaufstellend. So hilft der Ansatz der <strong>Rainforest</strong><strong>Alliance</strong> seit über 25 Jahren dabei, die Art derLandnutzung in den Tropen und das Verhältnisder Menschen zu ihrer Umwelt zu verändern.Wie kaum eine andere Allianz oder ein Netzwerkvon Partnern sind die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>und das Sustainable Agriculture Network imSüden, in den Tropen und Subtropen, zuhause.Denn die Menschen des Südens sind an derEntwicklung ihrer Nachhaltigkeitslösungenaktiv beteiligt. Sie können mit Fug und Recht fürsich in Anspruch nehmen, dass der Standardfür Nachhaltige Landwirtschaft (SAN-Standard)ihr Standard ist. Denn sie sind Co-Autoren. EinMusterbeispiel dafür, wenn es – wie häufig vonder Politik im Norden gefordert – darum geht,dass die Sicht der Erzeugerländer des Südensstärker berücksichtigt werden sollte.Mehr über die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>und immer aktuell:www.rainforest-alliance.org/dewww.thefrogblog.deLinke Seite:Eine wilde Begonieblüht im NebelwaldCosta Ricas.Foto vonSascha TischerRechte SeiteLinks oben:Naturnah bewirtschafteteKaffeefarmenbietenLebensraum fürVögel wie denMot-Mot.Foto vonSascha TischerLinks unten:Ein blauer Morphowärmt sichin der Morgensonne.Foto vonSascha TischerRechts:Wo isolierteRückzugsräumedurch Biokorridoreerfolgreich miteinandergroßfl ächigverbunden werden,kehrt auch derJaguar wiederzurück.Foto vonNaturalia A.C.Mexico2 5


Vom Wald übers Feld bis ins HotelRegenwaldLinke SeiteSo groß wieNiedersachsen beherbergtdas kleineLand Costa Rica5% aller auf derWelt vorkommendenArten. AtemberaubendeBlicke aufdie grünen Dächerder Nebel- und Regenwäldereröffnensich vielerorts.Foto vonSascha TischerRechte SeiteIn den vergangenen400 Jahrensind 50% allerWälder der Erdeverschwunden.Großfl ächigeAbholzungen undBrandrodungengehören auchheute noch zumtraurigen Alltag. DerKlimawandel wirdvermutlich auch dadurchbeschleunigt,dass Waldfl ächenzur Bindung vonCO 2 verlorengehenund durch Brandrodungenzusätzlichungeheure Mengenan Treibhausgasenfreigesetzt werden.Foto vonCharlie Watson„Schrumpfendes Lungenvolumen“:Pro Minute verschwinden20 bis 30 Hektar RegenwaldPro Minute verschwinden rund 20 bis 30Hektar Tropenwald. Das Erschreckendeist nicht allein die immense Fläche, sonderndass diese Zahlen bereits als kleine Erfolgegewertet werden müssen. Zum Zeitpunkt derGründung der <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> war die Rateder Entwaldung weitaus höher. Insgesamtsind in den letzten 400 Jahren 50 Prozent allerWälder auf unserem Planeten verschwunden.Die Ursachen dafür sind vielfältig. Sie lassensich aber letztlich darauf zurückführen, dass dieRessourcen des Waldes sowohl für internationaleKonsortien zur Vermarktung von Edelhölzernals auch für die lokale Bevölkerung und dortansässige Unternehmen eine lukrative Einnahmequelledarstellen. Die Nutzung des Waldeswar in den 1980ern höchst ausbeuterisch undlangfristig zerstörerisch. Das Ziel der <strong>Rainforest</strong><strong>Alliance</strong> war es von Beginn an, den Menschen inden Tropen eine nachhaltige Form der Waldbewirtschaftungals Alternative aufzuzeigen.Am Anfang stand der Wald im Fokus1989 rief die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> das weltweiterste Zertifizierungsprogramm für nachhaltigeForstwirtschaft ins Leben: SmartWood. Darüberhinaus engagierte sie sich in enger Zusammenarbeitmit Greenpeace und dem WWF für einenweiteren Meilenstein: Gemeinsam mit anderenOrganisationen entwickelten sie das „ForestStewardship Council“ (FSC). Dessen Zertifizierungssiegelist heute international anerkannt.Ihm zugrunde liegt ein globaler Standard fürProdukte aus marktgerechter, ökologisch wiesozial verantwortungsbewusster Waldwirtschaft– nicht nur für Hölzer aus den Tropen. Es wirdnur Betrieben verliehen, die nachweislich diestrengen Standards und Auflagen für nachhaltigesWirtschaften einhalten. Zahlreiche namhafteHersteller von Möbeln, Bauholz und Papierdürfen das FSC-Siegel heute nutzen. Und selbstein mitteleuropäischer Stadtwald wie der von4 7


FeldTourismusIm Uhrzeigersinn:Ein Totenkopfäffchenmiteinem Jungen.Foto vonSascha TischerRinder auf einerzertifi ziert nachhaltigwirtschaftendenFarm, der FacendaSan Marceloin Brasilien.Foto vonIMAFLORA, K. T.DanielKaffeebohnenwerden auf einemTrocknungsplatzausgebreitet.Foto vonRobert GoodierWilde Orchideenschönheitim ArenalVulkan-Nationalpark.Foto vonSascha TischerEin Arbeiterbeim Pfl ückenreifer Kaffeekirschenauf einer<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>Certifi ed-Farmin Peru.Foto von der<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>Im Uhrzeigersinn:Reife, gesundeKakaofrüchte aufeiner <strong>Rainforest</strong><strong>Alliance</strong> Certifi ed-Farm in Ghana.Foto vonSascha TischerRespekt vor lokalenKulturen: Diestrickenden Männerder Insel Taquile imTitikaka-See, Peru,sind weltberühmt.Ihre Traditionen sindseit 2006 UNESCO-Weltkulturerbe.Foto vonSascha TischerEine Arbeiterinwäscht und prüftBananenfi ngerauf Unversehrtheit.Kleinste brauneFlecken auf derSchale sind fürden europäischenMarkt tabu.Foto vonRobert GoodierDie Strände vonManuel Antonio,Costa Rica, gehörenzu den schönstender Welt.Foto vonSascha TischerFrankfurt am Main kann gemäß FSC-Anforderungennachhaltig bewirtschaftet und zertifiziertwerden. Bis heute gehört die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>zu den aktivsten FSC-akkreditierten Zertifizierernund ist in allen Waldzonen der Erde tätig.SmartWood-Produkte aus Holz oder Papier mitdem FSC-Siegel sind neben dem <strong>Rainforest</strong><strong>Alliance</strong> Certified-Siegel fast in jedem Geschäftzu finden und tragen schon seit vielenJahren dazu bei, dass sich die nachhaltigeWaldwirtschaft für die beteiligten Menschenauszahlt.Dann kamen die Felder…Den Wald zu roden, um an die wertvollen Tropenhölzerzu kommen, ist ein Grund, warum immermehr Waldfläche verschwindet. Eine nochviel häufigere Ursache sind Brandrodungen, umWeide- und Ackerland zu erhalten. Also um zusätzlicheFlächen für die Erzeugung von Lebensmittelnzu gewinnen. Waldzerstörung vernichtetunwiderruflich Schutz- und Lebensräume.Experten schätzen, dass derzeit bis zu 140 Tier-und Pflanzenarten pro Tag weltweit ausgerottetwerden. Außerdem werden so Unmengen an CO2freigesetzt bzw. können vom Wald nicht mehrgebunden werden. Die Landwirtschaft ist auchder größte Verbraucher von Frischwasser. Selbstin den Tropen mit ausgeprägten Regenzeiten istWasser ein kostbares Gut und darf keineswegsverschwendet werden. Dazu kommt in vielenRegionen der Erde der unverhältnismäßige Einsatzsynthetischer Düngemittel sowie besondersgiftiger Pestizide. Ein hoher Energieverbrauchund die Verschwendung sonstiger kostbarerRessourcen tun ihr Übriges. Dieses Zusammenspielnegativer Faktoren entzieht den Menschenvor Ort zunehmend die Lebensgrundlage.Bereits ein Viertel der gesamten Landfläche derErde wird heute landwirtschaftlich genutzt. Umeine produktive Landwirtschaft, die Erhaltungder Artenvielfalt und den menschlichenEntwicklungsdrang konstruktiv miteinander zuverbinden, entwickelte die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>1992 ihr „Programm für Nachhaltige Landwirtschaft“.Kooperativen, Bauern sowie Plantagenund Ranches, die nach dem Standard des Netzwerksfür Nachhaltige Landwirtschaft wirtschaftenwollen, müssen einen umfangreichenKatalog an Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftlichkeitskriterienerfüllen. Die Auditierung dieserVorgaben wird von unabhängigen Dritten übernommen.Das sorgt für maximale Transparenzund Objektivität über den gesamten Zertifizierungsprozess.… und der Tourismus.Das dritte Standbein im Engagement der<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> ist ein umweltverträglichererTourismus. Jährlich reisen etwa 900 MillionenTouristen rund um den Globus. Die Ware„Urlaub“ ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor fürviele Regionen der Erde, auch und insbesonderein Gebieten mit einzigartiger Flora und Fauna.Der Tourismus stellt heute die größte Industrieder Welt dar. Trotz zahlreicher negativerAuswirkungen für die jeweils einheimischeBevölkerung und die Natur vor Ort bietet derTourismus auch eine Chance, Anreize für denUmweltschutz und den Erhalt der Biodiversitätzu schaffen. Die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> erarbeitetweltweit mit anderen Organisationen undFachleuten optimale Managementstrategienfür einen nachhaltigen Tourismus. So sollentouristische Unternehmer und tourismusnaheInstitutionen, z. B. Hoteliers, Mietwagenanbieter,Veranstalter, Agenturen, Gastronomen,Verwaltungen/Behörden etc., und Reisendedabei unterstützt werden, einen bewussten undaktiven Beitrag zur Bewahrung der Artenvielfaltund zur Sicherung des sozialen Wohlstands inden touristischen Destinationen zu leisten.Als Teil ihrer Anstrengungen und im Auftrag derUN wirkte die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> auch an derGründung des Sustainable Tourism StewardshipCouncils (STSC) mit. Unter dem Namen GlobalSustainable Tourism Council (GSTC) erstellter weltweit anerkannte Vorgaben für nachhaltigenTourismus. Mit der Initiative TOPS (TourOperators Promoting Sustainability) bringt die<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> wiederum Reiseveranstalteran einen Tisch, die das Ziel eint, den Tourismusfür alle Beteiligten nachhaltiger zu gestalten.Die InkaterraReserva AmazonicaLodge am FlussMadre de Dios gehörtzu den nachhaltigwirtschaftendenUnterkünften inPeru. Die Anlage ist<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>Verifi ed. U. a.wurden ehemaligeillegale Goldwäscherzu naturkundlichenGästeführernausgebildet.Foto vonSascha TischerMit dem Boot durchdie Seitenarmedes Madre de Dioszu paddeln, bietetatemberaubendenNaturgenuss.Foto vonSascha TischerTeepfl ückerinnenbei der Arbeit.Foto vonCharlie Watson8 9


TourismusTourismusOben:Wer eine Bootsfahrtauf dem Titicaca-See bei Puno, Peru,unternimmt, kommtunweigerlich beiden Uru vorbei. DieUru sind eine indigeneGruppe miteigener Sprache,die teils noch heuteganz traditionellauf schwimmendenInseln ausTotora-Schilfleben. Aus diesemBinsengewächswerden auch dieBoote und Häuserder Uru gefertigt.In regelmäßigenAbständen müssendie Inseln erneuertwerden. Urus lebenvom Fischfang undvom Tourismus. InZeiten, in denendas biologischeGleichgewicht desSees vor allem vonAbwässern derGroßstadt Puno bedrohtwird und dieFischbestände deutlichzurückgehen,werden alternativeEinnahmequellenfür die Uru immerwichtiger.Foto vonSascha TischerLinks unten:In den östlichenAnden Perus erhebtsich der Apu Chimboyaauf bis zu5.500 Meter. Dortoben entspringteiner der Flüsse,die später denAmazonas speisen.Doch wie langenoch? Die steigendeNachfrage nachTrinkwasser in wildexpandierendenGroßstädten aufden Hochebenenund im Tiefl andPerus sowie häufi -ger vorkommendeDürren bedrohendie natürlichenWasserressourcen.Foto vonSascha TischerRechts unten:Die sagenhafteInkastadt MachuPicchu. Auch die1911 wiederentdeckteStätte istUNESCO-Weltkulturerbeundbedarf besondererSchutzmaßnahmenzum Erhalt. Wasviele nicht wissen:Machu Picchuist umgeben vonungeheuer artenreichemNebelwald.Foto vonSascha Tischer1011


TourismusWarum ein Frosch als Symbol?Der FroschOben:Entlang des HeathRivers im Amazonasgebietan derGrenze von Peruund Bolivien trifftman insbesonderein den frühenMorgenstunden aufgroße Gruppen vonGrünfl ügel-Aras.Diese farbenprächtigenPapageiensteuern regelmäßig“Lehmlecken”an, um die imLehm enthaltenenMineralien aufzunehmen.Das tunsie vor allem auchzur Entgiftung, z. B.von durch NahrungaufgenommenerToxine.Foto vonSascha TischerUnten:Eine wilde Orchideeim Arenal Vulkan-Nationalpark,Costa Rica.Foto vonSascha TischerDer Frosch gilt wie die meisten Amphibien alsBio-Indikator. Auf Umwelteinflüsse an Land undim Wasser reagiert er besonders sensibel. Eingutes Beispiel, wie effektiv Frösche Störungenanzeigen, bietet die Entwicklung der Goldkröten-Populationin den Wäldern Costa Ricas inden 1980er Jahren: Ihr Lebensraum begrenztesich auf die Bergnebelwälder der Monteverde-Region. In der Paarungszeit konnte man dortgroße Ansammlungen von Tieren beobachten.Plötzlich verkleinerte sich die Goldkröten-Populationin kürzester Zeit drastisch. Im Jahr 1989wurde nur noch ein einzelnes Männchen gesichtet.Seither gilt die Goldkröte als ausgestorben.Überhaupt war das Jahr 1989 (also zwei Jahrenach Gründung der <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>) einSchlüsseljahr. Biologen, insbesondere auchAmphibien- und Reptilienforscher, schlugenAlarm: Auf der ganzen Welt dezimierten sichdie Frosch- und Krötenbestände dramatisch.Bereits seit den 1970er Jahren konnte man dasPhänomen beobachten. Beispielsweise in denwestlichen USA, in Puerto Rico und im nordöstlichenAustralien schrumpfte schlagartig dieZahl der Amphibien. In den 1980ern wares dann ebenso in Costa Rica: Allein aus einereinzigen Region musste das Land vermelden,dass 40 Prozent der dortigen Amphibienartenplötzlich verschwunden waren. Und selbst inabgelegenen, vom Menschen damals noch nichterschlossenen Gebirgsregionen Ecuadors undVenezuelas stellten Wissenschaftler ein unerklärlichesAbhandenkommen von Fröschen undKröten fest.Vereinfacht lässt sich sagen: Wo die Fröscheverschwinden, sind die Lebensräume krank.Heute weiß man, dass zahlreiche Faktoren injeweils unterschiedlicher Ausprägung für dasVerschwinden von Fröschen & Co. verantwortlichsind. Dazu gehören:• Abholzung und Waldzerstörung• Fragmentierung von Lebensräumen;kein Erhalt von Bio-Korridoren• Übermäßige Landnutzung und-verschmutzung• Verunreinigung von Gewässern• Einführung fremder Arten• Verstärkte UV-B-Strahlung, durch z. B.geschädigte Baumkronendächer• Luftverschmutzung• KlimaveränderungLinks oben:Pfeilgiftfröschesind oft besondersfarbenprächtig.Dieses Exemplarwurde währendeiner geführtenNachtwanderung inBolivien gesichtet.Foto vonSascha TischerLinks unten:Der Schwarz-Grüne-Pfeilgiftfroschgilt in CostaRica mittlerweileals nur noch seltenzu beobachtenderVertreter seiner Art.Foto vonSascha TischerRechts:Auch der sogenannteBlue-Jeans-Frog gehört zu denfarbenprächtigenPfeilgiftfröschen.Dieses Exemplarwurde im Umfeldvon Ananas-Plantagenin Costa Ricagesichtet.Foto vonSascha TischerDeshalb hat sich die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> beiihrer Gründung für einen Frosch als mahnendesBildsymbol entschieden: Ein Symbol gegen densich nach wie vor immer weiter ausbreitendenRaubbau an den Tropenwäldern weltweit. EinSymbol gegen zerstörerische und unkontrollierteLandnutzung mit ihren gravierenden Folgen.Ein Symbol gegen die andauernde und immerstärkere Verschmutzung und Vernichtung derLebensräume von Mensch, Tier und Pflanze inden tropischen und subtropischen Zonen rundum den Globus.1213


Herzenssache TropenLandwirtschaftLinke Seite:Regen- und Nebelwäldermit ihrenmächtigen Bäumenstrahlen Erhabenheitaus und lassenden Betrachterehrfürchtig werden.Foto vonSascha TischerRechte Seite:Die Passionsblumeist nur eine derzahlreichen spektakulärblühendentropischen Pfl anzen.Ihre leckere,süß-saure Fruchtkennen wir auchals Maracuja.Foto vonRob GoodierDie tropischen Wälder nördlich und südlichdes Äquators sind für das Weltklimavon unschätzbarem Wert. Zudem zeichnensich die Regen- und Nebelwälder in MittelundSüdamerika, in Afrika und Asien durch eineeinzigartige Artenvielfalt bei Flora und Faunaaus. Trotzdem sind sie seit Jahrzenten demRaubbau und zunehmender existenzbedrohenderZerstörung ausgesetzt. Pro Minute geht eineFläche von 20 bis 30 Hektar tropischen Regenwaldesunwiederbringlich verloren. Einer derHauptgründe für die Rodung des Regenwalds istdie Landwirtschaft. Viele exotische Früchte sindauf unserer Speisekarte längst keine Seltenheitmehr. Sie erfreuen sich in jeder Klimazonegroßer Beliebtheit. Zudem wächst die Weltbevölkerungstetig. Verbesserte Lebensbedingungenin insbesondere schnell aufstrebendenSchwellenländern sorgen für wachsende Konsumbedürfnisse.Auch dafür muss mehr Nahrungangebaut werden, und auch die Viehwirtschaftexpandiert.Die Ökosysteme der Tropen befinden sich ineinem sensiblen Gleichgewicht aus unzähligen,teilweise einmaligen Tier- und Pflanzenarten.Mitbestimmung im Süden:Die tropischen Lebensgemeinschaftensind Co-Autoren des Standards fürNachhaltige Landwirtschaft10 15


LandwirtschaftRechts oben:Die Ojon-Palmeliefert ein Öl,das gern in derHaarpfl egeindustrieeingesetzt wird. Esverleiht dem Haarbesonderen Glanz.Fotos von der<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>Links oben:Der Ananas-Anbauin konventionellerIntensivbewirtschaftungist zerstörerisch.DerWasserverbrauch istenorm. Der Einsatzvon Agrochemikalienverunreinigthäufi g dauerhaftSeen, Flüsse undGrundwasser.Großfl ächige Monokulturenführen zustarker Erosion. AmEnde bleibt nichtsals totes Land.Doch es geht auchanders, wie diesesBeispiel zeigt.Foto vonSascha TischerLinks untenDie Sternfrucht(auch Karambole)sieht auf Desserttellernnicht nurspektakulär aus,sie schmeckt auchlecker, wenn sie amBaum reifen konnte.In der traditionellenChinesischenMedizin gilt sie alsfi ebersenkend. Anderenutzen sie alsguten Durstlöscher.Foto vonSascha TischerDieses Gleichgewicht zu wahren, die einzigartigeArtenvielfalt zu schützen, und gleichzeitigden Menschen und Dorfgemeinschaften in denTropen eine nachhaltige Option für die Zukunftzu geben, das ist die Mission der <strong>Rainforest</strong><strong>Alliance</strong>. Auch wenn die Tropen für uns inDeutschland weit weg erscheinen, wird uns ihrVerschwinden betreffen. Noch schlimmer wirdes in jedem Fall für die Millionen Menschen inden Regen- und Nebelwaldregionen der Erde.Sie haben zumeist niedrigste Einkommen undmüssen über die Wälder und die Erträge derNatur ihr Überleben sichern. Die <strong>Rainforest</strong><strong>Alliance</strong> arbeitet mit diesen Menschen – inkleinen Kooperativen wie auch auf großen Plantagen– zusammen, um ihnen Wege zu zeigen,wie ein verträgliches Miteinander allen zu Gutekommen kann.Wie arbeitet die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>?Zwischen Hilfe aufdrängen und Hilfe anbietenist es ein schmaler Grat. Schnell werden gut gemeinteEmpfehlungen nicht als Rat, sondern alsAnordnung wahrgenommen. Bestehende Missständekönnen der lokalen Bevölkerung zwardurchaus bewusst sein. Solange die Vorgabenals Einmischung Fremder aufgefasst werden,besteht ihnen gegenüber leicht ein gewisserVorbehalt. Deshalb ist der Ansatz der <strong>Rainforest</strong><strong>Alliance</strong> ein anderer. Mit acht Partnern gründetesie das Sustainable Agriculture Network (SAN –Netzwerk für Nachhaltige Landwirtschaft).Das SAN ist eine Koalition gemeinnützigerunabhängiger Umweltschutzorganisationen desSüdens, die eine umwelt- und sozialverträglichesowie ökonomisch erfolgreiche Landwirtschaftin den Tropen und Subtropen unterstützen –mit und nicht gegen die Bevölkerung. Dafürentwickelten sie den SAN-Standard für NachhaltigeLandwirtschaft. In ihm sind Normenund Kriterien festlegt, die Bauern, bäuerlicheErzeugergemeinschaften oder landwirtschaftlicheGroßbetriebe erfüllen müssen. Wenn sie dienotwendigen Kriterien des Standards erfüllenund einer unabhängigen Überprüfung standhalten,sind sie erfolgreich zertifiziert und dürfendas Siegel <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> Certified führen.Das Besondere am SAN-Standard ist, dass dieMenschen im Süden Co-Autoren sind. Sie sindunverzichtbar, wenn es darum geht, die Transformationdes Agrarsektors zu mehr Nachhaltigkeiterfolgreich zu gestalten.Im Jahr 2013 wurde z. B. eine Revision des SAN-Standards begonnen, die zu einer vollständigenNeufassung des Normen- und Kriterienkatalogsführen wird. Die Revision ist ein in jeder Hinsichtdemokratischer Prozess. An ihm kann jedePerson und jede Institution weltweit teilnehmen.Über mehrere Monate laufen sogenannteÖffentliche Beratungen (Public Consultations)im Internet sowie in öffentlichen Präsenzveran-staltungen. Dabei werden nicht nur die Konsumentenländerin die Begutachtung eines neuenStandard-Entwurfs eingebunden, sondern insbesonderesind auch die vielfältigen Anspruchsgruppenin den Erzeugerländern eingeladen.So gab es im Jahr 2013 zwischen April und Juni15 Öffentliche Beratungen im Süden, etwa inÄthiopien, der Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste),in Honduras, Indien und Kolumbien. Im Nordenfanden 5 Workshops in Deutschland, den Niederlanden,Schweden, den USA und im VereinigtenKönigreich statt. Am Konsultationsprozessin Deutschland im Juni 2013 nahmen Vertreteraller gesellschaftlichen Gruppen teil, darunterGreenpeace, WWF Deutschland, Tropica Verde,die Bodenseestiftung, das Südwind-Institut fürÖkonomie und Ökumene sowie wissenschaftlicheInstitutionen wie die Universität LeuphanaLüneburg und das Faktor10-Institut. AuchRepräsentanten aus Industrie, Handel und derRegierung brachten sich in den Dialog ein. AlleRückmeldungen, konstruktiven Forderungenund Verbesserungsvorschläge münden in eineneue Entwurfsfassung des Standards, für die eszwingend eine weitere Konsultationsrunde gibt.Es dürfte weltweit das erste Mal gewesen sein,dass ein Öko- und Sozialstandard in solcherBreite, Tiefe und Intensität in 50 Ländern rundum den Globus neu verfasst wurde.LandwirtschaftLinks:Über den SAN-Standardfür NachhaltigeLandwirtschaftwird in öffentlichenPräsenzveranstaltungenund onlineimmer wiederdemokratischberaten. Die Sichtder Konsumentenländerist ebensowichtig (hier: dieÖffentlichen Beratungenin Frankfurtam Main im Juni2013), …Fotos vonVolker HofmannRechts:… doch insbesonderedie Bedürfnisseund Anliegender Erzeugerländermüssen bei jederÜberarbeitung Berücksichtigungfi n-den. Daher gilt derSAN-Standard zuRecht als ein Standarddes Südens.Hier: die ÖffentlichenBeratungen inGuatemala City imApril 2013).Fotos vonOliver BachUnten:Der SAN-Standardwird künftig nochstärker die Bedeutung,Kreativität undLösungsfähigkeitvon Frauen imländlichen Raumberücksichtigen.Hier eine Gruppevon Frauen ineinem Dorf in derCôte d’Ivoire.Foto vonSascha Tischer16 17


Das umfasst der Standardfür Nachhaltige LandwirtschaftStandardSchulungen, Trainings, Weiterbildungen:Verwantwortungsvolle, gute agrarische Praktikenführen in aller Regel zu stabilen, höheren Erträgenund besserer QualitätDer SAN-Standard für Nachhaltige Landwirtschaftumfasst drei Kernbereiche,ohne die Nachhaltigkeit nicht möglichist: Umwelt, Soziales, Wirtschaftlichkeit. Diedrei Säulen stehen im Gleichgewicht. Es wäredaher falsch, den Standard nur als einen Öko-,Sozial- oder ökonomischen Standard zu bezeichnen.Farmen und kleinbäuerliche Erzeugergemeinschaften,die nach den Kriterien des SAN-Standards zertifiziert werden, sollen nachhaltigwirtschaften und überlebensfähig sein – unddas in jeder Hinsicht.Der Standard wird regelmäßig überprüft und beiBedarf weiter verbessert, um veränderten sozialen,technischen und wirtschaftlichen Gegebenheitenzu entsprechen. Hinzu kommen Richtlinien,wie die einzelnen Kriterien des Standards inden verschiedenen Regionen und Staaten lokalinterpretiert werden müssen.Nachhaltige Landwirtschaft in den Tropenheißt:• Schutz der tropischen Wälder• Erhalt der Fruchtbarkeit der Böden• Sparsamer Umgang mit Wasser• Reinhaltung der Gewässer• Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen• Erhalt natürlicher Pflanzengemeinschaften• Keine Gentechnik• Integrierter Pflanzenschutz, reduzierter Einsatzvon Pestiziden• Keine ausbeuterische Kinderarbeit• Zugang zu Schulbildung• Betriebliches Gesundheitswesen für Arbeiterund ihre Familien• Gesetzliche Mindestlöhne/existenzsicherndeEinkommen• Weiterbildung/Training• Unterkünfte mit guter Hygiene und sauberemTrinkwasser, auch für Saisonkräfte• Freie Mitgliedschaft in Gewerkschaften undVereinigungen• Keine DiskriminierungTraining, Schulung und Weiterbildung – dazu dierichtigen Werkzeuge in den Händen der FarmerDas Kernanliegen der <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> istnicht die Zertifizierung der landwirtschaftlichenBetriebe, sondern das Training und die Schulungder Bauern, damit sie die Anforderungen einernachhaltigen Landwirtschaft kennen lernen undihnen genügen. Die Zertifizierung ist grundsätzlicheine freie Entscheidung der Landwirte.Die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> ermutigt sie natürlich,eine Zertifizierung anzustreben, nicht zuletztauch, damit sie von in der Regel höheren Preisenfür gesiegelte Produkte profitieren können.Doch mischt sich die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> nichtin die Preisfindung ein, noch garantiert sieLinke Seite:Adou HilarionKouakou erläuterteiner BesuchergruppeausDeutschland, wiedas Pfropfen vonTrieben jungerPfl anzen bei alten,aber noch gesundenKakaobäumenfunktioniert undsich so im Bestandwieder gute Erträgeerzielen lassen, hierauf einer Demonstrationsfarmin derCôte d’Ivoire.Foto vonSascha TischerRechte Seite:TheoretischeSchulungen bildeneine gute Grundlage,praxisnaheWeiterbildungenin Feld und Waldintensivieren dasGelernte.Foto oben vonFundación NaturaFoto Mitte vonDavid DudenhoeferEin wildlebenderLippenbär aufeiner Kaffeefarm inIndien. Diese Bärenarternährt sichvorwiegend vonInsekten, vor allemTermiten. Aber auchFrüchte oder Honigstehen auf demSpeiseplan.Foto unten vonKalyan Varma14 19


StandardDafür steht <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> Certifi edStandardIm Uhrzeigersinn:Hier wird Orangenabfallkompostiert.Diese Orangen-Mango-Farm inCosta Rica dientauch als lehrreicheDemonstrationsfarm.Foto vonYessenia SotoIllustrative Schildererläutern auchLeseunkundigen,welche Abfälle anSchweine verfüttertwerden dürfen.Foto vonYessenia SotoSchon die Kinderlernen Müllzu trennen.Foto vonRobert GoodierEine Schulklasseerhält praktischeUmweltbildungim Garten.Foto von der<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>Ivan Vega, Kaffeefarmeraus Kolumbien,zeigt stolz,dass er fl ießendeGewässer auf derFarm schützt.Foto vonDavid DudenhoeferVorbildlich: Trinkwassertankswiediese gibt es aufeiner Teefarmin Ruanda.Foto vonMarc Monsarrat.Arbeiter und ihreFamilien, auchSaisonkräfte,müssen einwandfreiuntergebrachtwerden, wieauf dieser Kaffeefarmin Tansania.Foto vonMachare EstateAuf zertifi ziertenFarmen dürfen wildlebendeTiere nichtgejagt werden.So können aufeiner indischenTeefarm Elefantengesichtet werden.Foto vonJoke AertsErhalt der BodenfruchtbarkeitSchutz wildlebender TiereUnterkünfte mit guter HygieneMülltrennung & AbfallverwertungZugang zu SchulbildungReinhaltung der GewässerZugang zu sauberem TrinkwasserIntegrierter Pflanzenschutz –reduzierter Einsatz von PestizidenGesundheitsvorsorge für Farmer,Arbeiter und ihre FamilienZusammenarbeit mit der nächsten GenerationErhalt natürlicherPflanzengemeinschaftenIm Uhrzeigersinn:Foto 1: IndonesischeStudentenerheben Walddaten.Foto 2: Die<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>hat über JahrzehnteArtenvielfalt,Zustand undAusdehnung wirtschaftlichgenutzterWaldparzellenerfasst und kartiert,auch in Abgrenzungzu Schutzgebieten,heute oft mit GPS.Fotos vonWilliam CrosseAuch Zimt kommtvon zertifi ziertenFarmen, hier einBauer beim Schälender Rinde.Foto vonDonald BasonParanussbäumegehören zu den Gigantendes Tiefl and-Regenwalds in Peruund stehen alsRepräsentanten desobersten Stockwerksin weitemAbstand zueinander.Sie und dieniedrigeren Bäumesowie die Pfl anzender unterstenSchichten bilden einfein abgestimmtesvitales Ökosystem.Foto vonDavid DudenhoeferGesundheitsvorsorgeund medizinischeVersorgung fürFarmer, Arbeiter undihre Familien sindPfl icht.Foto vonRobert GoodierDefi nierte Agrochemikaliendürfen nurdann eingesetztwerden, wennes keine andereMöglichkeit mehrgibt, die Ernte zuschützen. Bevorzugtsind der Einsatz vonNützlingen oderandere biologischeAlternativen wie hormonelleLockfallen.Foto 1 & 3 vonRobert GoodierFoto 2 vonYessenia Soto20 21


Standard NICHT-ZERTIFIZIERTE FARM ZERTIFIZIERTE FARMStandardUnten links:In einer sogenanntenFarmer FieldSchool mit maximal30 Teilnehmernlernen Kakaobauern,was besteAgrarpraktikensind. Außerdemstehen betriebswirtschaftlicheundgesellschaftlicheThemen wieGleichberechtigung,Gesundheitsvorsorgeund Hygiene aufder Weiterbildungsagenda,hier in derCôte d’Ivoire.Foto vonSascha TischerUnten rechts:Auf <strong>Rainforest</strong><strong>Alliance</strong> Certifi ed-Farmen werden dieBauern regelmäßigweitergebildet.Hier das Beispieleines Kakaoveredelungsworkshopsin Nicaragua imJahr 2007.Foto vonPablo HernandezGentechnikerlaubt!Erosion, verursachtdurch AbholzungKahlschlag zur Gewinnungvon AckerlandGiftige Chemikalien,unsicher gelagertMindestpreise oder Prämien. Gleichwohl zeigtdie Realität und zeigen immer mehr Untersuchungenund Studien – auch im Auftrag öffentlicherAuftraggeber wie dem Schweizer Wirtschaftssekretariat:Für zertifizierte Qualität zahltder Markt höhere Preise und Prämien.Jagd von geschütztenTierenMissbräuchlicheKinderarbeitMangelhafte Unterbringungfür Arbeiter und ihre FamilienKaum MüllentsorgungVerschmutzte Flüsseund GewässerEinwandfreie Unterbringungmit Trinkwasserversorgungundguter HygieneVerbot von rund 100giftigen Chemikalien.Sichere Aufbewahrungerlaubter Substanzen.Keine Gentechnik!Schutz der Gewässerund Böden;Abfalltrennung undKompostierungWichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang,dass die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> im Gegensatz zumanch anderem System keinen Anteil hat amVerkauf oder Erwerb von Rohstoffen oder an derVermarktung von Halbfertig- und Fertigprodukten.Die Siegelnutzung ist auch nicht mit einerLizenzgebühr pro verpackter Einheit verbunden.Preise sind wichtig, aber nicht am wichtigsten:Verantwortungsvolle, gute agrarische Praktikenführen in aller Regel zu stabilen, höherenErträgen und häufig auch zu besserer Qualität.Dies sind gleichwertige wichtige Treiber für daswirtschaftliche Wohlergehen von Farmen.Der Zertifizierungsprozess dauert in der Regelbis zu zwei Jahren; angefangen bei der erstenBestandsaufnahme bis zum abschließendenAudit, bei dem das Zertifikat vergeben wird.Die Farmer werden in dieser Zeit nicht alleingelassen, sondern von Trainern der <strong>Rainforest</strong><strong>Alliance</strong> oder von Partnerorganisationen eng undin einem partnerschaftlichen Verhältnis begleitet.Denn wirkliche Veränderungen auf dem Feldund auf der Farm können nur dann wirken, wennsie von den Menschen gewollt werden und ihnenSchutz wildlebender Tiere &Pflanzen; mehr ArtenvielfaltVerbesserte Organisationund gesteigerte EffizienzZugang zu medizinischerVersorgungKinder besuchen dieSchule; keine ausbeuterischenTätigkeitenAnbau möglichst unter Schattenbäumen(Agro-Forst-Systeme);vorhandene Waldflächen und wertvolleÖkosysteme stehen unter Schutzdie Vorteile bewusst sind. Die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>geht daher auf Demonstrationsfarmen neueWege: Sie teilt die Farm in Parzellen ein. Eine Parzellewird konventionell intensiv bewirtschaftet– wie in der Vergangenheit üblich. Eine überlässtman gänzlich der Natur, eine widmet man z. B.der Agroforstwirtschaft. Man pflanzt zunächstbodendeckende heimische Pflanzen und Sträucherin Kombination mit künftig Schatten spendendenBäumen. Indem auch andere Früchte tragendePflanzen eingebracht werden, sorgt manzudem für mehr agrarische Vielfalt. In einemvierten Abschnitt kümmern sich die Bauern z. B.um besondere Veredelungs- und Pflegetechniken.Die Farmer können so rasch erkennen, dass besserePraktiken und naturnäheres Wirtschaftender Gesundheit ihrer Farmen dienen. Allein, dassHitzestress für Pflanzen und Böden reduziertund Feuchtigkeit im Boden gehalten sowie Erosionerfolgreich vorgebeugt werden kann, entfaltetungemein positive Effekte.Unabhängige SAN-akkreditierte Inspektorenprüfen regelmäßig, ob die Betriebe die Kriteriendes SAN-Standards einhalten. Die Besuchefinden auch unangemeldet statt und gehenmit qualitativen Befragungen in die Tiefe. Esgeht immer um die Befähigung der Bauern undErzeugergemeinschaften, künftig unabhängigagieren und stets frei unternehmerisch entscheidenzu können.Warum der Fokus auf Landwirtschaft?Anlass für die Gründung der <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>war der Schutz des Regenwalds. Ohne dieMenschen vor Ort in das Vorhaben mit einzubeziehen,wäre ein so großes Ziel nicht umzusetzengewesen. Umweltschutz ist untrennbarverbunden mit sozialem und wirtschaftlichemWohlergehen. Die Lebensgemeinschaften vor Orthängen vom Wald ab. Der Wald wiederum wirdhäufig gerodet, um Anbaufläche für Lebensmittelzu erhalten – zum Eigenbedarf oder für denVerkauf. Allerdings: Es macht wenig Sinn, einer inArmut lebenden Familie oder Dorfgemeinschaftvorzuschreiben, die Axt ruhen zu lassen, ohneeine Alternative anzubieten. Im Rahmen ihrestechnischen Unterstützungsprogramms arbeitendie <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> und ihre Partner mitBauern, Ranchern und Forstarbeitern zusammen.Sie zeigen ihnen Verfahren auf über denschonenden Umgang mit den Naturressourcen.Diejenigen, die die strikten Umwelt-, Sozial- undbetriebswirtschaftlichen Anforderungen desSAN-Standards erfüllen, sind für die Nutzung des<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> Certified-Siegels zugelassen.Mit ihm können sie ihre Produkte kennzeichnenund herausheben. Das verschafft ihnenZugang zu neuen Märkten, lässt bessere Preiseerzielen und verbessert den Zugang zu Krediten.So gelingt es ihnen und auch der Gemeinde, dieArmut zu überwinden.Oben rechts:Häufi g leidentropische Farmenunter veraltetemPfl anzenbestand.Das Einbringen vonjungen, gesunden,widerstandsfähigerenPfl änzlingen istin vielen Regionenüberfällig. Die<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>und ihre Partnerkümmern sichdarum, dass FarmerZugang zu neuemPfl anzmaterialerhalten oder selbstPfl anzen- undBaumschulenaufbauen und unterhaltenkönnen.Foto von der<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>22 23


Echter Einfl uss gemessen in ZahlenZahlenDer Einfluss, den die <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>auf die sozialen, ökologischen undökonomischen Faktoren der tropischenForst- und Landwirtschaft hat, ist am leichtestendirekt vor Ort zu erkennen: Mehr Kindergehen in die Schule und erreichen eine höhereSchulbildung. Bedrohte Arten und seltene Vögelwerden auch auf den Farmen wieder heimisch.Den Farmern, den Arbeitern und ihren Familiengeht es insgesamt besser als auf nicht-zertifiziertenBetrieben. Dies sind einige der Verbesserungen,die die Zertifizierung von Forst- undLandwirten bringt. Es gibt zahlreiche Studien,die sie belegen:Ökologie:• Eine im Jahr 2011 durchgeführte Studiekommt zu dem Ergebnis, dass FSC-/<strong>Rainforest</strong>-<strong>Alliance</strong>-zertifizierte Forstbetriebe zum Schutzeines nahe gelegenen UNESCO-Weltnaturerbesbeitragen. Sie erweitern den Lebensraum vonWildtieren, vergrößern den Genpool, erschwerendas Eindringen unerwünschter Arten undbieten Schutz vor Waldbränden.• Untersuchungen in El Salvador ergaben, dassZugvögel sich bevorzugt auf <strong>Rainforest</strong>-<strong>Alliance</strong>zertifiziertenFarmen niederlassen; Vergleichsgruppewaren der Sonne ausgesetzte Farmen.Im biologischen Korridor Apaneca gelegen sinddie untersuchten zertifizierten Farmen Teileines aus einzelnen Waldstücken bestehendenFlächenverbunds. Dies erhält und schützt Wanderroutenziehender Arten. Dazu zählen auchdie über 500 Vogelarten des Landes.Soziales:• Eine im Jahr 2009 in der Côte d’Ivoire durchgeführteStudie zeigte für Kinder, die auf<strong>Rainforest</strong>-<strong>Alliance</strong>-zertifizierten Kakaofarmenaufwachsen, eine um 20 Prozent höhere Schulbesuchsquoteverglichen mit Kindern auf nichtzertifiziertenFarmen. Ein Ergebnis, das bereitsim ersten bzw. zweiten Jahr nach erfolgreicherZertifizierung erzielt wurde. In der Folgestudiezwei Jahre später, 2011, hatten 50 Prozent derKinder auf zertifizierten Farmen einen altersgemäßenWissensstand erreicht. Auf nichtzertifiziertenFarmen waren es hingegen nur13 Prozent der Kinder.• Bei der risikoreduzierenden Anwendung vonAgrochemikalien schnitten <strong>Rainforest</strong>-<strong>Alliance</strong>zertifizierteBananenplantagen in Ecuador mehrals zweifach besser ab als nicht zertifizierteFarmen, so die Ergebnisse einer im Jahr 2007veröffentlichten Untersuchung. Beim Abfallmanagementerzielten die zertifizierten Farmendie maximale Bewertung, während die nicht-zertifizierteKontrollgruppe gerade mal ein Drittelder möglichen Bewertung erreichte.Linke Seite:MissbräuchlicheKinder- undjedwede Formvon Zwangsarbeitsind gemäß SAN-Standard verboten!Kinder sollen in dieSchule gehen undin Ruhe lernen können.Denn Bildungist der beste Wegaus der Armut.Foto von der<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>Rechte Seite:Auditoren, die Farmenauf ÜbereinstimmunggemäßSAN-Standardprüfen, lassen sichnicht täuschen.Es wird nicht nurgeschaut, ob Kinderam Tag des Auditsin der Schule sind,sondern es gibtauch PISA-ähnlicheTests, die denaltersgerechtenBildungsstand vonKindern und Jugendlichenprüfen.Foto vonSascha TischerEl Salvador: Artenvielfalt bei Bäumen auf <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> Certified-KaffeefarmenMessbarer Einfluss:Studien, Untersuchungen und Evaluationenbelegen, dass <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> Certifi ed-Farmenund zertifi zierte forstwirtschaftliche Betriebe signifi -kante Verbesserungen zeigenUrsprünglichesWaldgebiet114 Arten/ha<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>Certified-Kaffeefarm60 Arten/haKaffeefarm involler Sonne35 Arten/ha18 25


ZahlenLinks Mitte:Bei der Kakaoerntesollten die Früchtenicht mit Macheten,sondern mit Holzschlägelngeöffnetund die Pulpesträngeper Handentfernt werden.Anderenfallswerden die Kakaobohnenin ihrerQualität gefährdet.Foto vonSascha TischerLinks unten:Ein Ausschnitt ausder Vielfalt an inDeutschland erhältlichenProduktenmit dem grünenFrosch-Siegel.Foto vonStefan DintelmannRechts oben:Lange Zeit galt derGroße Rote Araals gefährdet inCosta Rica. Heutesieht man denfarbenprächtigenKrachmacherwieder häufi ger.Foto vonSascha TischerRechts Mitte:Auch der Lebensraumvon Faultierenist mehr und mehrgefährdet. DiesesExemplar konntein Costa Rica inentspannter Schlafpositionbeobachtetwerden.Foto vonSascha TischerRechts unten:Brüllaffen geltenals scheu. Sie bewegensich in derRegel nur durchdie Baumwipfel.Bodenkontaktmeiden sie – auchaus Angst vor Fressfeinden.Deshalbsind Biokorridoreunerlässlich. In denAbend- und frühenMorgenstundenhört man sie oftgespenstisch durchden Regenwaldrufen.Foto vonSascha TischerÖkonomische Indikatoren auf Kakaofarmen in der Côte d’Ivoire (2012)<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong> Certified-Farmennicht-zertifizierte FarmenErtrag, in Pfund/Hektar1,255 726Umsatz, in USD/Hektar$909 $534Ökonomie:• Einer im Jahr 2012 in der Côte d’Ivoire durchgeführtenStudie zufolge liegt der Ernteertragauf <strong>Rainforest</strong>-<strong>Alliance</strong>-zertifizierten Kakaofarmenmehr als 70 Prozent höher als auf nichtzertifiziertenFarmen. Das Netto-Einkommen derzertifizierten Farmen vervierfachte sich nahezu.• In einer Studie mit über 300 Kaffeefarmen inNicaragua, die nach verschiedenen Standardszertifiziert sind, zeigten die <strong>Rainforest</strong>-<strong>Alliance</strong>zertifiziertenFarmen einen um 20 bis 40 Prozenthöheren Ertrag als die nach anderen Statutenzertifizierten Farmen. Im Schnitt wies dieKaffeeernte der <strong>Rainforest</strong>-<strong>Alliance</strong>-zertifiziertenFarmen eine bessere Qualität auf, und die Farmererhielten bessere Preise. Das befähigte sie,Einnahmen wieder zu investieren.Netto-Einkommen,in USD/Hektar$398 $111Einschätzung derökonomischenVerbesserung67% 26%Was kann ich tun?Die Farmer in den Tropen brauchen etwas amDringendsten: Die Gewissheit, dass sich ihreMühe lohnt und ihre Waren bei uns Absatzfinden. Ein einfacher Weg, missbräuchlicheKinderarbeit in den Tropen zu bekämpfen,Ausbeutung von Menschen, Tieren und NaturEinhalt zu gebieten und die Lebensbedingungenzu verbessern, liegt darin, im Supermarkt aufdas Siegel mit dem grünen Frosch zu achten.Denn der Frosch versichert, dass die Rohstoffevon Farmen kommen, die den strengen ökologischen,sozialen und wirtschaftlichen Kriteriendes SAN-Standards genügen.Hilfreiche Links:• www.rainforest-alliance.org/de• www.thefrogblog.de• www.sustainabletrip.org• www.label-online.de(Siegel- und Labeldatenbank)• www.kompass-nachhaltigkeit.de(Navigationsportal für die Beschaffung fürdie öffentliche Hand und für Klein- und mittelständischeUnternehmen)• www.rainforest-alliance.org/de/work/impact(Studien und Untersuchungen im Überblick)• www.sanstandards.org(Portal für den SAN-Standard und weitereRichtlinien und Interpretationshilfen)ImpressumPressestelle der<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>c/o :relations Gesellschaftfür Kommunikation mbHMörfelder Landstraße 7260598 Frankfurt am Mainwww.rainforestalliance.org/dewww.thefrogblog.deCover-Foto:Rotaugenlaubfrosch,Foto vonGreen PathwaysRückseite:Regenbogentukan,Foto vonSascha Tischer,bearbeitet vonAlexander BeitzV.i.S.d.P.:Sascha TischerRedaktion:Volker Hofmann,Dagmar Seyfert,Sascha Tischer,Stuart Singleton-WhiteLayout/Satz:<strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>Editorial-Team,New YorkAlexander Beitz,Dreist Media, HamburgDruck:Druckerei Lokay,Reinheim© <strong>Rainforest</strong> <strong>Alliance</strong>,Inc. 201326 27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!