Christoph Kern, Sohn von Hannes Kern, Ortsstellenleiter/Stv. der Wasserrettung Bischofshofen,brachte seine Gedanken über den Tod des kleinen Julian auf Papier.Titelseite: Werfen am 14. Oktober <strong>2012</strong>. Foto: Fritz Hörmann
<strong>Allerheiligen</strong>Bei einem Gespräch vor der Firmung fragte der Firmspender in die Runde wasdenn ein Heiliger sei. Da zeigte ein Junge auf und meinte, dass das bunteMenschen auf den Kirchenfenstern seien. Man mag jetzt über diese Antwort einwenig schmunzeln, aber ich finde, dass das gar keine schlechte Beschreibung ist.Die Figuren auf unseren Kirchenfenstern werden vom Licht der Sonne erhellt. Erstdurch das Licht strahlen sie selbst in den schönsten Farben. Man könnte auchsagen, dass diese Figuren lichtdurchlässig sind, transparent für das Licht, dass siesich von ihm durchdringen lassen.Wer dieses Licht ist, ist nicht schwer zu erraten. Es ist Jesus, von dem derEvangelist Johannes sagt, dass »in Ihm das Leben war (ist) und das Leben dasLicht der Menschen ist«.Wenn ich mit Kindern durch die Kirchen gehe um sie mit ihnen zu erschließen,dann ist mir immer wichtig, dass ich ihnen bewusst mache, dass HeiligeMenschen wie Du und ich waren (sind), die den Glauben als Bereicherung für ihrLeben entdeckt haben, als Halt und Stärke. »Heiligkeit ist nicht der Luxus einigerweniger Menschen, sondern eine einfache Pflicht für Dich und mich« schreibtMutter Teresa von Kalkutta. Wenn wir heute an Heilige denken, denken wir imselben Atemzug an Wunder und legen das Thema ganz schnell beiseite. »Das istnichts für mich!«. Heiligkeit ist aber nichts Außergewöhnliches, sie ist die Folgeeines Lebens mit Gott. »Der Herr verlangt von uns keine großen Taten, sondernnur Hingabe und Dankbarkeit. Er braucht unsere Werke nicht, sondern alleinunsere Liebe« sagt die Kirchenlehrerin Therese von Lisieux. Immer dann, wennwir uns bemühen unsere täglichen Aufgaben gut zu tun, immer dann, wenn wireinen wachen Blick für die Sorgen und Nöte der anderen haben, immer dann,wenn wir nicht vom Glauben reden, sondern ihn leben, werden wir durchlässigfür das Licht, das uns den Weg weist. Heiligkeit ist eigentlich etwas ganzNatürliches. Sie ist unser Auftrag. Für die Heiligkeit, die Gemeinschaft mit Gott,der uns strahlen lässt, sind wir geschaffen: »Seid heilig, denn ich, der Herr EuerGott, bin heilig« (Lev 19,1).Im September dieses Jahres durfte ich viel von diesem Licht spüren, von seinerWärme und seiner Kraft. Es begegnete mir in den vielen Menschen, die michbegrüßt haben, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen und in jenen, die einfachnur ihren Dienst oder ihr Ehrenamt gelebt haben.Besonders viel konnte ich von diesem Licht spüren, als es dunkel wurde inWerfen, als der kleine Julian bei dem tragischen Unglück ums Leben kam. Wennich auch nur den Dank der Vielen vervielfache, ist es mir ein herzliches AnliegenEuch allen ein herzliches »Vergelts Gott!« zu sagen, für den Blick, den ihr füreinanderhabt, für die Hilfe, die ihr geleistet habt und für die Stütze, die ihr für dieFamilie, aber auch für die Gemeinde wart. So viel ist im Verborgenen geschehen.<strong>Pfarrbrief</strong> – Pfarrwerfen • Werfenweng • Tenneck • Werfen – <strong>Allerheiligen</strong> <strong>2012</strong>3