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Zeitpolitisches Magazin - Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik

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KINDERBETREUUNG RUND UM DIE UHRgleichen Ort verbringen können. Im Achten Familienberichtwird daher ebenfalls davon ausgegangen, dass Familie „unverzichtbareLeistungen <strong>für</strong> unser Gemeinwesen“ erbringt. „DieseLeistungen werden aber nicht selbstverständlich erbracht. Umzu gewährleisten, dass Familien die ihnen zugeschriebenenAufgaben auch zukünftig erfüllen können, brauchen sie Schutzund Unterstützung durch Staat und <strong>Gesellschaft</strong>. Eines der wesentlichenUnterstützungsmerkmale, auf die Familien dabeiangewiesen sind, ist ein hinreichendes und verlässlich verfügbaresMaß an Zeit <strong>für</strong> Familie.“ (Achter Familienbericht 2012,S. 1). Folgerichtig wird daher konstatiert, dass eine moderneFamilienpolitik der Familie und ihren Mitgliedern ermöglichenmuss, „über ihren Zeitgebrauch souverän zu entscheiden.“(a. a. O.).Dazu benötigen Familien allerdings entsprechende sozial- undarbeitsrechtliche sowie gleichstellungsorientierte Rahmenbedingungen.Insoweit fordert die Arbeiterwohlfahrt (AWO)an dieser Stelle, dass die Kinder- und Jugendhilfe ihrer Anwaltsfunktiongerecht wird und bei der Realisierung von Kinderförderungsangebotenvorrangig das Wohl des Kindes undnicht die Interessen der Wirtschaft im Blick hat. Des Weiterensetzt sich die AWO in diesem Zusammenhang <strong>für</strong> eine familienbewussteNeuausrichtung arbeitszeitrechtlicher Grundlagenein, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf <strong>für</strong> Frauenund Männer gleichermaßen möglich macht. Es sollten zudemgezielt Maßnahmen gefördert werden, die eine partnerschaftlicheVerteilung der Familien- und Sorgearbeit unterstützen.(vgl. Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e. V. 2012) (s. denBeitrag von Dagmar Howe).FazitDie Bereitstellung und Erhöhung der Qualität von Angeboten<strong>für</strong> Kinder zu ungünstigen Zeiten sowie die öffentliche Förderungdieser Angebote sind zu begrüßen. Die Ausrichtung dieserAngebote am Wohl des Kindes und der Zeitsouveränitätvon Familien ist dabei grundlegend. Dazu gehört es auch, diezunehmenden Erwartungen an die Flexibilität, Mobilität undVerfügbarkeit von Arbeitnehmer/innen bei gleichzeitig ansteigenderMüttererwerbstätigkeit kritisch zu diskutieren. Dennmit diesen Anforderungen wird die Herstellungsleistung Familieim Sinne des Kindeswohls von Vätern und Müttern undinsbesondere von den Alleinerziehenden zunehmend schwererzu realisieren sein. Um das Spannungsfeld der drängendenFragen <strong>für</strong>sorglicher Praxis aufzulösen, können und solltendaher sowohl die geschlechtergerechte Fürsorgearbeit in derFamilie mit monetären Leistungen und <strong>Zeitpolitik</strong> gefördertals auch eine am Kindeswohl orientierte quantitative und qualitativeEntwicklung von Angeboten der Fürsorgearbeit außerhalbder Familie unterstützt werden.JANA TESKEArbeiterwohlfahrt (AWO) Bundesverband e.V.Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e. V. (2012): Weimarer Erklärung„Chancengerechtes Aufwachsen in gemeinsamer Verantwortung– (An)Forderungen an eine Politik <strong>für</strong> Kinder, Jugendlicheund Familie“, Berlin.Becker-Stoll: Kindeswohl und Fremdbetreuung, in Zeitschrift <strong>für</strong>das gesamte Familienrecht, 2/2010, S. 77 ff.BMFSFJ (2012): Achter Familienbericht: Zeit <strong>für</strong> Familie. Familienzeitpolitikals Chance einer nachhaltigen Familienpolitik, Berlin.BMFSFJ (2006): Siebter Familienbericht: Familie zwischen Flexibilitätund Verlässlichkeit, Berlin.„Man muss sich jeden Fall genau ansehen.“Gespräch in einem Berliner JugendamtWarum bietet der Bezirk keine Kitas mit verlängertenÖffnungszeiten an?Bis 2006 hat es Versuche gegeben, in jedem Teil des Bezirkseine Kita anzubieten, die bis 19.30 Uhr geöffnet war.Das haben zu wenige Eltern angenommen, was von denZeiten und vom Angebot her gut nachvollziehbar ist. Mit19.30 Uhr ist vielen nicht geholfen. Gebraucht werdenabends noch längere Betreuungszeit und Zeit am Wochenende.Und es ist eine Kostenfrage. Auch wenn nur drei Kinderda sind, müssen zwei Erzieherinnen da sein. Und esfragt sich, ob es <strong>für</strong> die Kinder nicht schöner ist, wenn jemandzu ihnen nach Hause kommt, weshalb die Elternstets versucht haben, das Angebot nicht in Anspruch nehmenzu müssen.Betreuen Tagesmütter auch zu ergänzenden Zeiten?Lassen sie das Kind dann länger bei sich?Das kommt bei sehr kleinen Kindern sehr selten vor. DieTagesmütter, die regulären Tagesbetrieb haben und meistensja um 7 Uhr anfangen, können nicht bis 21 Uhr arbeiten.Die hätten dann ja eine enorm lange Arbeitszeit. DieBetreuungspersonen, die ergänzend arbeiten, machen inder Regel keine Tagespflege.Wie erfahren die Eltern, dass das Jugendamt helfenkann?Wer es sich leisten kann, stellt <strong>für</strong> ungünstige Zeiten privateine Kinderfrau, einen Babysitter oder eine Au-pair-Person ein. Jeder versucht es erst mit privater Hilfe. Erst,ZPM NR. 23, DEZEMBER 2013 15

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