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<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Heimatforschung</strong>Band 1Der Weismannstadel in HemauThomas Feuerer(Hrsg.)


Förderer und Sponsoren, die die Herausgabeder Publikation ermöglicht haben:Holzbau Semmler GmbH, HemauRCP RoCemPlaster Baustoff GmbH, RegensburgHolz Maag GmbH, HemauBayerisches Landesamt für Denkmalpflege, MünchenAllen Spendern sei an dieser Stelle noch einmal ganzherzlich gedankt.Impressum© 2013 Verlag Th. Feuerer, An der Hofmark 1, 93155 KollersriedHerausgeber und Redaktion: Dr. Thomas Feuerer, KollersriedLayout: Barbara Stefan, RegensburgDruck: Kössinger AG, SchierlingTitelfoto: Thomas und Andrea SemmlerFoto Umschlagrückseite: Ernst BöhmAlle Rechte vorbehalten. Soweit nicht anders angegeben, stammen die Abbildungen von den jeweiligen Verfassern.Für den Inhalt der <strong>Beiträge</strong>, die Gestaltung der Abbildungen und deren Nachweis sind die Autoren verantwortlich.Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.Die elektronische Ausgabe dieses Werkes ist frei verfügbar unterhttp://www.heimatforschung-regensburg.de/1 (URN: urn:nbn:de:bvb:355-rbh-1-1)ISSN (Print): 2197-1218ISSN (Internet): 2197-1226


InhaltAndrea und Thomas SemmlerVorwort der Bauherren ..................................................................................................................................Eva MartinyDas Loft der AltmühlregionJurastadel – Ortsbild prägende Architektur der Juraorte mit moderner Nutzung .....................................Thomas Feuerer„ ... dadurch also auch die Vorstadt einige Verschönerung erlanget“Geschichte und Bedeutung des Blauhorn- und Weismannstadels ..............................................................Ernst BöhmAuferstanden aus RuinenChronologie einer Rettung ..............................................................................................................................Thomas SemmlerDas Holz im WeismannstadelInstandsetzung eines Kulturdenkmals ...........................................................................................................Hans-Jürgen StroblDas „Kouddach“ auf dem WeismannstadelNeueindeckung des Kalkplattendachs .............................................................................................................Karl JobstSteinköpfe und Putz gestalten die MaueransichtRestaurierung des Mauerwerks im Weismannstadel .....................................................................................Michael SchmidtDer Weismannstadel von Hemauund seine denkmalpflegerische Bedeutung ...................................................................................................58173945545864


Andrea und Thomas SemmlerVorwort der BauherrenAndrea und Thomas SemmlerUnser Familienbetrieb, die Holzbau Semmler GmbH,wurde im Jahre 1900 gegründet. Bereits in der viertenGeneration wird bei uns das Zimmererhandwerkausgeübt. Und schon seit langem liegt einer unsererSchwerpunkte im Bereich der Instandsetzung undSanierung von historischen Gebäuden und Denkmälern.Über viele Jahrzehnte hinweg konnte sich unsere Firmahier ein enormes Fachwissen aneignen und praktischeErfahrungen sammeln. Die Wertschätzung für alteBauwerke wie den Weismannstadel in Hemau war unsalso mehr oder weniger in die Wiege gelegt. Als unser(Schwieger-)Vater Jakob Semmler anlässlich desBürgerfestes 2005 erstmals mit einer künstlerischenProtestaktion auf den drohenden Abriss des Blauhornunddes Weismannstadels an der Dietfurter Straßeund auf den damit einhergehenden Kulturverlust aufmerksammachte, löste er damit eine kleine Bürger-Jakob Semmler mit Hund Leobewegung aus. Nicht zuletzt dank seiner spektakulärenInitiative schrieb es sich der Kulturstadel Hemau e.V.,dem wir seit seiner Gründung angehören, kurz daraufauf die Fahnen, sich für den Erhalt der beiden Jurastadeleinzusetzen. VonAnfang an haben wir dieBemühungen des Vereinsund vieler seiner engagiertenMitglieder fürdieses Vorhaben mitgetragen. Sie wurden dankenswerterweiseauch von den Firmen Günter Eckl undMaag Holz tatkräftig unterstützt. Als sich aber dieIdee, in den historischen Gebäuden einen öffentlichenkulturellen Veranstaltungsort zu schaffen, wegenzahlreicher Widerstände nicht umsetzen ließ, konntenwir den Abriss der beiden Stadel – buchstäblich inallerletzter Minute – dadurch verhindern, dass wir sieAndrea und Thomas Semmler, Vorwort der Bauherren5


eines der beiden denkmalgeschützten Gebäude, denWeismannstadel, wieder instand zu setzen und füruns zu einem ganz persönlichen Schmuckstück werdenzu lassen.Installation von Jakob Semmler 2005im Januar 2010 kurzerhand privat erworben haben.Mit großem Einsatz, viel Fleiß und auch so manchemKompromiss ist es uns zwischenzeitlich gelungen,All dies wäre freilich nicht möglich gewesen, wennwir nicht von vielen Seiten Hilfe und Unterstützungerhalten hätten. Genannt seien hier vor allem dasBayerische Landesamt für Denkmalpflege und derFreistaat Bayern sowie die Stadt Hemau, das LandratsamtRegensburg und der Bezirk Oberpfalz. Allehaben ideell und/oder finanziell geholfen. Ganz besondershervorheben wollen wir den für uns zuständigenGebietsreferenten des BLfD, Herrn Dr. Michael Schmidt,der uns davon überzeugt hat, das Kalkplattendachwieder in seiner ursprünglichen Form herzustellenund einen denkmalgerechten Außenputz anbringenzu lassen. Ihm ist es letztlich zu verdanken, dass derWeismannstadel seinen ursprünglichen Charme nichtTag des offenen Denkmals 20126 <strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


verloren hat. Aber auch alle beteiligten Handwerkerwaren stets mit großem Eifer zugange. Mit ihrer Kompetenzund Wertschätzung alter Handwerkstechnikenhaben sie dieses Kleinod ländlicher Baukultur wiederbelebt.Hierfür gilt allen Beteiligten unser aufrichtigerDank und unser großer Respekt.Am 09. September 2012, dem Tag des offenen Denkmalszum Thema „Holz“, konnten wir den schon fastfertig renovierten Weismannstadel zum ersten Malder Öffentlichkeit präsentieren. Die zahlreichen Besucher– es waren wohl an die 500 – haben uns mitihrem Lob und ihrer Anerkennung darin bestärkt, dasRichtige getan zu haben. Zwischenzeitlich wurdenauch schon mehrere Familien- und Betriebsfeiern imWeismannstadel abgehalten. Die zukünftige Hauptnutzungdürfte sich damit bereits abzeichnen. Einweiterer Schwerpunkt wird eine Ausstellung über dasZimmererhandwerk sein, welche im Dachgeschoß imEntstehen ist. Mit historischen Werkzeugen, Maschinenund Plänen, die zum Teil noch aus der Zeit der Firmengründungvor über hundert Jahren stammen, wollenwir hier die Handwerkstechniken und die Handwerkskunstder Zimmerer präsentieren. All die Erinnerungsstücke,die seit vielen Jahrzehnten in Lager- undKellerräumen aufbewahrt wurden, werden so endlicheinen angemessenen Platz erhalten.Wir wünschen uns für die Zukunft viele schöne Stundenin unserem Weismannstadel. Wir hoffen aber auch,dass wir zahlreiche Nachahmer finden. Denn der Erhalthistorischer Bauwerke ist kein Selbstzweck, er ist gelebteHeimat- und Kulturpflege.Andrea und Thomas SemmlerBauherrenAbbildungsnachweisErnst Böhm: S. 3; Andrea und Thomas Semmler: S. 4, 5 (o. l., o. r.), 6 (u.),7; Jakob Semmler: S. 5 (r. u.), 6 (o.)Andrea und Thomas Semmler, Vorwort der Bauherren7


Eva MartinyDas Loft der AltmühlregionJurastadel – Ortsbild prägende Architektur der Juraorte mit moderner NutzungEva Martiny ist 1. Vorsitzende des Jurahausvereins und saniert privat mit ihrem Mann gerade ihr drittes historischesAnwesen, das Jurahaus-Ensemble Obermühle.Die Hauslandschaft Jurahaus, einst in den Dörfernder Altmühlregion nahezu flächendeckend vorhandenund mit ihrem europaweit einmaligen Kalkplattendachdie Region prägend, stirbt. Obwohl in Teilen derBevölkerung ein Umdenken eingesetzt hat und vorallem bei jungen Leuten Wohnen im Jurahaus häufigeine hohe Wertschätzung genießt, werden nach wievor Jurahäuser abgebrochen. Sie verfallen, werdendurch mangelnden Unterhalt zum „Schandfleck“ undschließlich zum Opfer des Baggers. Nur ein kleinerTeil der Jurahäuser steht unter Denkmalschutz, nochweit weniger die Jurastadel.Während die Erhaltung historischer Wohnhäuser ofteher am Unvermögen der Besitzer scheitert, sichmodernes Wohnen in den alten und oft seit Generationenim Familienbesitz befindlichen Gebäuden vorzustellen,fehlt es den mächtigen und häufig Ortsbildprägenden Scheunen- und Stallgebäuden einfach ander Nutzung. Die Landwirtschaft wird aufgegeben,die Stadel werden nicht mehr gebraucht; eine kleineGarage für den PKW tut es auch. Der Stadel wird abgerissen,mit dem Stall verschwinden manchmal gemauerteKreuzgewölbe oder „Böhmische Kappen“,handbehauene Balken werden einzeln verkauft oderlanden im Johanni-Feuer.Damit verändern sich aber nicht nur die Ortsbilder,sondern es geht ein kulturelles Erbe an wertvollsterBau- und Handwerkskunst verloren. Mächtige handbehaueneBalken, die sich viele Meter spannen, Innenräumeund Fassaden von höchster Ästhetik fallen derSpitzhacke zum Opfer. Zudem steht ein erheblicherTeil der Stadel nicht unter Denkmalschutz, weil auchdie Erfassung denkmalwürdiger Gebäude sich zunächstauf Gebäude mit öffentlicher oder Wohnnutzungkonzentrierte. 1 Angesichts zunehmend restriktiverEintragungspraxis in die Denkmalliste durch das BayerischeLandesamt für Denkmalpflege ist hier wohlauch keine große Änderung zu erwarten.Traurige Beispiele für das Verschwinden von Jahrhundertealten Scheunen sind z.B. der Stadel der Schlößlmühlebei Enkering oder der 80 m lange Stadel amTempelhof bei Ochsenfeld, einem ehemals fürstbischöflichenLandgut. Sie stehen leider nur für vieleandere Fälle.Enkering, SchlößlmühleDie Stadel bildeten das Rückgrat bäuerlicher DorfundSiedlungsstrukturen, ihr Anteil am Baubestandin den Dörfern lag vor 200 Jahren bei 40 bis 50 Pro-8 <strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Eine besondere und wohl einmalige Nutzung dürfteder so genannte „Maurerstadel“ in Eichstätt erfahrenhaben: Er wurde denkmalgerecht saniert und wird alsrepräsentative Moschee genutzt.Im Folgenden sollen einige Beispiele für moderneNutzung vorgestellt werden:Eichstätt, MaurerstadelBeilngries, UtzmühleDie Utzmühle in Beilngries wurde von der FamilieKeckl erworben und instand gesetzt. Der Steinstadelwurde für die fünfköpfige Familie zu Wohnzweckenumgebaut. Der Stallflügel stammt aus dem 18./19.Jahrhundert, die übrigen Gebäude sind rund hundertJahre alt. Moderne Stahl-Glaswände im Inneren lassendie ursprüngliche Konstruktion sichtbar, die Schlafräumegruppieren sich um das große Abwurfloch derTenne, das über zwei Geschoße reicht. Die Wärmedämmungerfolgte über mineralische Außendämmungder Wände. 5Die Familie Suttor hat innerhalb von drei Jahren denunter dem Geschlecht von Trotha <strong>zur</strong> ehemaligenSchlossbrauerei gehörenden Stadel, der seit 53 Jahrenim Familienbesitz war und als Lagerhalle verwendetwurde, in ein trautes Heim verwandelt.Der 17 x 7 m große Gewölbekeller diente der Brauereials Kühlraum, wo das in Stücke zerteilte Eis aus demSchlossweiher gelagert wurde. An der Stelle der großenEin- und Ausfahrtstore befinden sich nun zwei großeTerrassentüren. Aus Energiespargründen wurde voninnen an die massive Außenwand eine Ziegelwandvorgemauert, die Fenster liegen in der Innenschale.Der ursprüngliche Charakter der offenen Lagerhallewurde im Eingangsbereich beibehalten, denn nachoben ist der Blick frei bis zum galerieartigen Dachstuhl. 6Schönbrunn,ehemaligerBrauereistadel10


Die Scheune ist das letzte Zeugnis des ehemaligenTittinger Schinderanwesens aus dem 18. Jahrhundert,das 1950 noch komplett erhalten war. Ab 1997 erfolgteder Umbau zum Wohnhaus. Der Eindruck einerScheune sollte erhalten werden ohne die Wohnnutzungzu verleugnen. Im Inneren wurden die Grundstrukturmit den vier Ständern im Erd- und den sechs Ständernim Obergeschoß sowie die hohe Deckenbalkenlagevollständig übernommen. Die Tenne wurde <strong>zur</strong> Wohnhalle,die höher angelegten Räume in den Seitenbereichenwerden über Zwischentreppen erreicht. 7Titting, ehemalige ScheuneDie Familie Hüttinger aus Treuchtlingen wollte ursprünglichnur ihr altes Korbhaus sanieren. Schließlichwurde aus drei rund 200 Jahre alten Gebäuden imOrtsteil Graben eine Kombination aus Wohngebäudenund Museum. Im Stadel befindet sich eine Dauerausstellungfür den von Karl dem Großen angelegtenKanal, den so genannten „Karlsgraben“ oder „FossaCarolina“, von dem ein Rest in Graben zu sehen ist. Fürdie vorbildliche Instandsetzung erhielt die FamilieHüttinger die Bayerische Denkmalschutzmedaille. 8Treuchtlingen-Graben, KarlsgrabenmuseumDas Ehepaar Martiny kaufte 2005 das MühlenanwesenObermühle mit einem Wohn-/Mühlgebäude, einemsteinernen Stallstadel, einem verbretterten Sägemühlstadelund einem kleineren Nebengebäude, dem Badhaus.Ein Mühlenanwesen an dieser Stelle gibt eswohl schon seit dem Mittelalter, die Hauptgebäudegehen auf die Jahre 1810 bis 1812 <strong>zur</strong>ück. Alle Gebäude,insbesondere das Wohngebäude und die ehemaligeSägemühle, waren durch Feuchtigkeit aus demdaneben liegenden Mühlteich und den sich hier sammelndenHangschuttquellen schwer geschädigt. ImSägemühlstadel hatte das Landesamt für Denkmalpflegebereits 1996 eine umfangreiche Notsicherungveranlasst. Der Stallstadel und der SägemühlstadelEva Martiny, Das Loft der Altmühlregion11


Dietfurt-Mühlbach, Obermühlesind mittlerweile weitgehend instand gesetzt, derWohn-/Mühltrakt hat gerade ein neues Steindacherhalten, die Sanierung der Innenräume ist im Gange.Das oberschlächtige Wasserrad von 1925, die historischenWalzenstühle und die Wehranlage wurdenerhalten. Der Stallstadel, Teile des Sägemühlstadelsund des Mühltrakts sollen als Ausstellungszentrumfür die Geschichte der Obermühle und die Jurahausarchitekturdienen, das Wohnhaus wird wieder eineWohnnutzung finden. 9Kinding, ehemaliger StadelDer Münchner Künstler Victor Kraus und seine Fraukauften das Wohnstallhaus mit Stadel in Kinding1992. Während das Wohngebäude, erbaut in der1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, bereits saniert war,war der Stadel aus dem 18. Jahrhundert einsturzgefährdet.Der Künstler wollte ihn als Atelier einrichten,scheiterte aber zunächst am Widerstand der Denkmalschutzbehörden,die eine Belichtung der Räume überein Lichtband im Steindach ablehnten. Nachdem einTeil der Außenmauer eingestürzt war, einigte mansich schließlich und die Instandsetzung des Stadelskonnte beginnen. Heute dient der Stadel nicht nurals Atelier und Künstlerwerkstatt, sondern auch alsVeranstaltungsraum für Konzerte, den auch der Jurahausvereinregelmäßig nutzt. 1012<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


HeubergDas 1805 erbaute Hirtenhaus mit angebautem ehemaligemZehentstadel wurde 1979 von der FamilieGeisenhof erworben und instand gesetzt. Es istin seinen Dimensionen ein Unikat und der Kleinheitvon Heuberg mit seinen acht Bauernhöfen geschuldet.Im Stadelbereich birgt es das Architekturbüro desEigentümers. Es war das erste Gebäude im LandkreisWeißenburg-Gunzenhausen, das im Zuge der Sanierungwieder ein Steindach erhielt. 11Die ehemaligen Gemeinde- und Pfarrstadel, von denenhier nur die Beispiele in Biberg, Dörndorf undKottingwörth erwähnt werden, haben manches gemeinsam:Sie sind im Besitz einer öffentlichen Institution,also der Gemeinde oder einer Kirchenstiftung,die Dorfgemeinschaft hat Interesse an ihrem Erhaltund findet eine Nutzung, die dem Gemeinwohl dient,und es finden sich Freiwillige, die ein hohes Maß anEigenleistung <strong>zur</strong> Instandsetzung beitragen. Soentstanden in einer Reihe von Dörfern im AltmühltalBibergund auf der Jura-Hochfläche vorbildliche Sanierungenmächtiger Jurastadel. Sie werden für Vereine genutzt,Eva Martiny, Das Loft der Altmühlregion13


Dörndorffür kirchliche Gruppen, für Dorffeste, für kulturelleVeranstaltungen, und sind damit zu einem Mittelpunktdes Dorfes geworden und zu einem Zentrumlebendiger Dorfgemeinschaft. Häufig stehen sie imZentrum des Dorfes und bereichern das Ortsbild. Siesind oft Auslöser für ganz neue Ideen <strong>zur</strong> Dorfkulturund bereichern das kulturelle Leben auf dem Land.Bei der Instandsetzung arbeiten Alteingesessene Seitean Seite mit Zugezogenen, rüstige Rentner zeigenSchreibtischgewohnten alte Handwerkskünste, dieJugendgruppe unterstützt den Gartenbauverein beiden Außenanlagen. So entsteht mit der InstandsetzungZusammengehörigkeit. Ein Modell, das sich überseinen Erfolg weiter verbreitet.KottingwörthDer ehemalige Pfarrzehentstadel, Antonistr. 41, ausdem frühen 18. Jahrhundert in der östlichen EichstätterVorstadt ist in Privatbesitz und wurde von der FamilieSchindler liebevoll und denkmalgerecht saniert. DenEigentümern schwebte dabei keine konkrete Nutzungvor. Sie erkannten, dass sich die großen Räume fürvielfältige Zwecke eignen. Seitdem ist der JurastadelEichstätt, Antonistr. 4114<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Eichstätt, Antonistr. 41immer wieder für Ausstellungen, Besichtigungen oderein Konzert geöffnet. 12Eichstätt, Antonistr. 4Für den noch nicht instand gesetzten ehemaligenNotre Dame-Stadel, Antonistr. 4, der vor 1724 erbautwurde und <strong>zur</strong> Klosteranlage Notre Dame du SacréCoeur gehörte, hat die Innenarchitektin Laura Böhnleineine Nutzungsvision entwickelt. 1315


Ein vorbildliches Beispiel für die Verbindung vonwirtschaftlicher Nutzung mit der sensiblen Instandsetzungeines Baudenkmals, das bis ins 17./18.Jahrhundert <strong>zur</strong>ückgeht, ist der Gasthof Stirzer inDietfurt. Das Ensemble aus ehemaligem Wohnhaus,Stall und Stadel ist in seiner Größe typisch für diebeeindruckenden Jura-Anwesen in Dietfurt, die sichwohlhabende Stadtbauern leisteten. Im mächtigenJurastadel wurden Übernachtungsräume untergebracht,die, liebevoll ausgestattet, viel Flair bieten, aber mitkleinen Komforteinschränkungen dem DenkmalschutzRechnung tragen. So sind die Bäder teilweise überden Flur zu erreichen, um massive Eingriffe in dieSubstanz oder Zerstückeln der repräsentativen Räumezu vermeiden. Die Räume sind für Radfahrer undWanderer konzipiert, die die besondere Atmosphäreauch regelmäßig schätzen und nutzen. Das Saisongeschäftkann auch auf eine Beheizung der Räumeverzichten. 14DietfurtDie genannten Beispiele zeigen die mannigfacheNutzungsmöglichkeit der Jurastadel und sind damitgleichzeitig ein Plädoyer für ihren Erhalt.1234567891011121314Vgl. Eva Martiny, Aschenputtel in Wartestellung. Mächtige Jurastadel warten auf Nutzung, in: Das Jurahaus 13 (2007/2008), S. 7-14.Johannes Geisenhof, Der Stadel, das Loft des Altmühljuras, in: ebd., S. 33-40, hier S. 33.Vgl. dazu die diversen <strong>Beiträge</strong> von Konrad Bedal in: Das Jurahaus 2 (1996/1997), 6 (2000/2001), 8 (2002/2003) und 17 (2011/2012).Geisenhof, Stadel (wie Anm. 2).Michael Kühnlein, Stadelkultur im Jura, in: Das Jurahaus 13 (2007/2008), S. 15-18, hier S. 16f.Moritz Schnizlein, „No risk, no fun“. Ein trautes Heim in Schönbrunn, in: ebd., S. 25-28.Geisenhof, Stadel (wie Anm. 2), S. 36f.Johannes Steinhauser, „Darf´s noch ein bisschen mehr sein?“ Das Großprojekt der „Jurahaus“-Familie Hüttinger, in: Das Jurahaus 13 (2007/2008),S. 29-32.Eva Martiny, Sanierungstagebuch der Obermühle in Mühlbach/Dietfurt in der Oberpfalz, in: ebd., S. 63-65.Moritz Schnizlein, „Es werde Licht“. Die Kindinger Stadlschöpfung, in: ebd., S. 19-23.Geisenhof, Stadel (wie Anm. 2), S. 34-36.Jürgen Grund, Der historische Zehntstadel strahlt wieder, in: Das Jurahaus 18 (2012/2013), S. 63-65.Laura Böhnlein, Sta(d)ttscheune. Klosterstall wird Highlight einer SlowCity, in: ebd., S. 67-73.Kühnlein, Stadelkultur (wie Anm. 5), S. 17.AbbildungsnachweisLaura Böhnlein: S. 15 (r. o., m., u.); Johannes Geisenhof: S. 11 (o.), 13 (l. o., r. o.); Jürgen Grund: S. 14 (u.), 15 (l. o.); Michael Kühnlein: S. 10 (l.),16;Eva Martiny: S. 8, 9, 10 (r. o., r. u.), 12, 13 (l. u., r. u.), 14 (l. o., r. o., l. m., r. m.); Johannes Steinhauser: S. 11 (m.)16 <strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Thomas Feuerer„ ... dadurch also auch die Vorstadt einige Verschönerung erlanget“Geschichte und Bedeutung des Blauhorn- und des WeismannstadelsDr. Thomas Feuerer ist Kulturreferent des Landkreises Regensburg und Kreisheimatpfleger, von 2004 bis 2011 war er1. Vorsitzender des Kulturstadels Hemau e. V.EinleitungSteinerne und hölzerne Bauten mit Kalkplattendächernprägten – vermutlich schon seit dem Mittelalter –über Jahrhunderte hinweg die Landschaft im Altmühlgebiet.Als Kern- und Ursprungsgebiet dieses archaischenHaustyps, der inzwischen in vielen einst typischenJuradörfern, -märkten und -städten freilich nur nochin wenigen Exemplaren vorhanden ist, gilt gemeinhindie Gegend um Solnhofen westlich von Eichstätt.Die historische Verbreitung reicht indes grob gesagtvon Treuchtlingen bis Regensburg und zieht sich ineinem rund 50 Kilometer breiten Gürtel die Altmühlentlang. 1 Neben Eichstätt zählen zu den wichtigstenJurahaus-Orten vor allem Kelheim, Riedenburg, Matting,Altmannstein, Dietfurt, Beilngries, Berching, Greding,Dollnstein, Mörnsheim, Bieswang, Solnhofen,Pappenheim, Burgsalach oder Tagmersheim – undnicht zuletzt auch Hemau, die Stadt auf dem Tangrintel.2Das historische Verbreitungsgebiet des Kalkplattendaches entlang der AltmühlThomas Feuerer, Geschichte und Bedeutung des Blauhorn- und des Weismannstadels17


Ein wiederaufgebauter Hof im Fränkischen Freilandmuseum in BadWindsheimDas Jurahaus hat viele Gesichter: 3 Es kommt vor alsbescheidenes Taglöhnerhaus ebenso wie als stattlicherWohnstallbau, als Bürger- und Handwerkerhaus,als Stadelgebäude oder Backofen, als Pfarrhof, Wegkapelleoder sogar als Schloss, unverputzt, weiß gekalktoder mit aufwändigen Architekturmalereien,mit oder ohne Fachwerk, mit symmetrischen oderasymmetrischen Giebeln, mit dort überstehendemoder bündig abschließendem Dach, mit großenoder kleinen Fenstern, aus dem späten Mittelalterstammend oder im Stile des Klassizismus errichtet.Allen diesen Gebäuden gleich ist aber das Material,aus dem sie erbaut wurden: Kalkbruchsteine, Kalkmörtelund Holz, ferner dünne Kalkplatten als Dachbedeckungund Eichen- oder Fichtenhölzer als Unterkonstruktionfür die charakteristisch flach geneigtenDächer.Obwohl Jurahäuser eine enorm hohe Lebensdauerhaben, gerieten sie ab der Mitte des 20. Jahrhundertsimmer stärker in Misskredit. „Mit einem Mal galtensie als kalt und feucht, als ungesund und ärmlich, alsunbewohnbar und unmodern.“ 4 So kam es, dass inden letzten Jahrzehnten eines um das andere verschwand.Waren Hemau und die umliegenden Dörferbis in die 1950er Jahre vom Jurahaus dominiert, sogibt es hier heute nur noch einzelne Restexemplaredieses Haustyps. Zwei davon stehen in der DietfurterStraße in Hemau. Bei beiden handelt es sich um zuBeginn des 19. Jahrhunderts errichtete Stadel, diesich bis vor kurzem im Besitz der Stadt befanden undwegen ihres vermeintlich schlechten Bauzustandesbzw. wegen fehlender Nutzung abgerissen werdensollten, um durch Neubauten oder durch einen Parkplatzersetzt zu werden. Dank des Engagements einigerBürger und des örtlichen Kulturvereins konnte diesin letzter Minute verhindert werden. Seit 2010 sinddie beiden Stadel wieder in Privatbesitz. Einer davon,der Weismannstadel, wurde jetzt von der FamilieSemmler aus Hemau in enger Abstimmung mit demLandesamt für Denkmalpflege fachgerecht saniert. 5Ehemaliger Pfarrhof und ehemaliges Lehrerhausin Schambch bei Riedenburg128<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


BlauhornstadelDer obere, direkt gegenüber dem sog. Bergkircherlgelegene Stadel (Dietfurter Straße 16b) ist der älterevon beiden. In der aktuellen Denkmalliste wird er wiefolgt beschrieben: „Ehem. Remise mit Bierlagerkeller,sog. Blauhornstadel, giebelständiger und später gesteilterSatteldachbau aus Bruchsteinmauerwerk, Jurahausbauweise,bez. 1811“. 6 Es handelt sich um einschlichtes Gebäude mit rechteckigem Grundriss undrotem Ziegeldach. Bis zu dem infolge eines teilweisenEinsturzes des Daches aus Sicherheitsgründen erforderlichgewordenen Rückbau im Jahre 2011 wares an der Ost- und Nordseite mit offenkundig späterhinzugefügten gemauerten Anbauten versehen. Sowohlan der südlichen als auch an der nördlichen Giebelseitefinden sich jeweils eine große Toreinfahrt und, paarweisesymmetrisch darüber angeordnet, zwei größeresowie zwei kleinere Fensteröffnungen.Die beiden Hemauer Jurastadel von Norden aus gesehen; in der Mitteim Hintergrund das Bergkircherl, Zustand 2007Unten: Der Blauhornstadel von Süden, Zustand 2007; die ursprünglichniedrigere Gebäudehöhe und die daraus resultierende flachereDachneigung sind noch deutlich am Mauerwerk zu erkennen


Handaufmass des Blauhornstadels, Zustand 2007(Aufmass und Zeichnung: Jakob Semmler)20 <strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Handaufmass des Blauhornstadels von Westen, Zustand 2007(Aufmass und Zeichnung: Jakob Semmler)Die West- und die Ostwand hingegen sind fensterlos.Bei genauerem Hinsehen kann man am Mauerwerkunterhalb des Giebels noch deutlich erkennen, dassder Stadel einst etwas niedriger war als heute undfolglich auch einen wesentlich flacheren Dachneigungswinkelhatte. Dies deutet ohne Zweifel daraufhin, dass er früher das für die Gegend typische sog.Legschieferdach gehabt haben muss. Unter demGebäude befindet sich ein geräumiger, tief eingegrabenertonnengewölbter Keller, der lediglich übereine steile Treppe zu erreichen ist.Blick in das Innere des Blauhornstadels, Zustand 2007Der Blauhornstadel aus nordöstlicher Richtung gesehen, Zustand2007Thomas Feuerer, Geschichte und Bedeutung des Blauhorn- und des Weismannstadels21


Zwei am südlichen bzw. am nördlichen Giebel mittigunterhalb des Firstes angebrachte Kalksteinplattenmit darüber befindlichen Kreuzzeichen aus rotemZiegelstein sind die einzigen Zierelemente desGebäudes. Auf beiden Platten ist die gleiche Inschriftzu lesen, nämlich: P B H 1811. Die drei Buchstabenverweisen offensichtlich auf den Bauherren, die Zahlgibt mit Sicherheit Auskunft über das Baujahr. In demam 16. Dezember 1835 im Zuge der damals vorgenommenenUraufnahme abgefassten Liquidationsprotokollüber die Besitzungen des Hemauer TafernwirtsMichael Gößwein wird dieser Stadel unter derlaufenden Plan-Nummer 222 folgendermaßen verzeichnet:Die Wagenremise mit gedeckter Kegelbahnund Sommerhaus, dann Keller – der Sommerkeller amMünchsberg – sub Kat. Nr. 167. 7 Vergleicht man dasUraufnahmeblatt der Stadt Hemau aus dem Jahre1830 mit dem heutigen Lageplan, dann stellt manfest, dass sich am Grundriss des Gebäudes nicht vielgeändert hat. Der heutige Stadel ist also wohl iden-Die Zierelemente am Südgiebel des Blauhornstadels, Zustand 2007Ausschnitt aus dem aktuellen Lageplan der Stadt HemauAusschnitt aus dem Uraufnahmeblatt der Stadt Hemau aus dem Jahre 1830 (Geobasisdaten © Bayerische Vermessungsverwaltung 2013);der Blauhornstadel und das Tafernwirtshaus „Zur goldenen Ente“ des Michael Gößwein am Stadtplatz sind mit der Nummer 14 bezeichnet22


tisch mit der 1830 kartierten und 1835 erwähntenWagenremise, die bis 2011 vorhandenen Anbautenan der Ost- und Nordseite standen vermutlich aufden Fundamenten der gedeckten Kegelbahn und desSommerhauses.Der besagte Michael Gößwein indes war der Besitzerdes renommierten Tafernwirtshauses mit radizierterTaferne <strong>zur</strong> goldenen Ente, welches am Stadtplatz lag(ehemals: Haus-Nr. 14; heute: Stadtplatz 13) und zudem noch einige andere Besitzungen und landwirtschaftlicheFlächen gehörten. Zusammen mit dembenachbarten Anwesen und dessen Zugehörungen(ehemals: Haus-Nr. 13; heute: Stadtplatz 15) hatteer sämtliche Besitzungen nach Urkunde vom 5. Oktober1833 gemeinsam mit seiner Ehefrau Theresia vonderen Mutter, der Witwe Viktoria Blauhorn, um denAufschlag von 16000 fl. übernommen und war soauch in den Besitz des Stadels an der Dietfurter Straßegekommen. 8Im Jahre 1834 reichte Michael Gößwein beim Magistratder Stadt Hemau ein Gesuch wegen Erbauung einesBräuhauses ein. Dieser Akt ist insofern von Interesse,weil darin auch das Protokoll einer Besichtigung seinesgesamten Betriebs (zu dem mittlerweile schon einsolches Bräuhaus gehörte) am 12. April 1845 durcheine Kommission des Hemauer Stadtmagistrats zufinden ist. Der heute noch existente Keller unter demStadel in der Dietfurter Straße 16b wird darin ausführlichbeschrieben: 9Sommerkellerwelcher in der Länge 51´" " " Breite 26´" " " Höhe 15´haltet, in dem sich 9 Ganter [sc. Untersätze für Bierfässer]befinden, auf denen 21 Stück 50 eimerige Fäßer, dannauf dem Schußganter 12 Stück 15 eimerige Fäßer, undsogenannte Sattelfäßer 18 Stück zu 36 Eimer gelagertwerden können, und neben bey noch ein geräumigerGang verbleibt, so betragen demnach21 Fäßer a 50 Eimer 1050 "18 ----- a 36 ------ 648 "12 ----- a 15 ------ 180 "zusammen1878 Eimer.Ausweislich des Liquidationsprotokolls kann MichaelGößwein nicht der Erbauer des Stadels gewesen sein.Jener wird freilich in keiner Quelle namentlich genannt.Die drei Buchstaben P B H auf den erwähnten Kalkplattenlegen zumindest nahe, dass es GößweinsSchwiegervater gewesen sein muss, von dem allerdingsnichts überliefert ist. Es lässt sich deshalb nur vermuten,Blicke in das Innere des unter dem Blauhornstadel gelegenen Sommerkellers,Zustand 2007Thomas Feuerer, Geschichte und Bedeutung des Blauhorn- und des Weismannstadels23


dass er mit jenem Herrn Paulus BlauHorn Tafernwirthin Hemau identisch war, der im Jahre 1816 ein miteinem Empirerahmen eingefasstes Votivgemälde miteiner Ansicht der Stadt Hemau malen ließ, welchesheute im Chorraum der Kath. Wallfahrtskirche MariaHilf in Beratzhausen hängt. 10Während in den gut zweihundert Jahren seit derErbauung im Jahre 1811 die Besitzer mehrfach wechselten,blieb die Nutzung des Blauhornstadels – wieer in den Quellen zumindest anfangs genannt wird– die längste Zeit dieselbe, nämlich als landwirtschaftlichesGebäude, d. h. als Wagenremise mitSommerkeller, dann wohl auch als Stadel und Stall,Widmung am Rahmendes Votivbildesschließlich sogar als Lagerplatz für den in Hemauproduzierten Romadur-Käse (bis ca. 1960).Wann genau das ursprüngliche mit ziemlicher Sicherheitvorhandene Steindach abgenommen und durchein Ziegeldach ersetzt worden ist, konnte leider nichtfestgestellt werden. Dies scheint jedoch bereits an derWende vom 19. zum 20. Jahrhundert geschehen zusein, denn auch auf den ältesten Fotos ist schon dasheutige Steildach zu erkennen.Seit einigen Jahrzehnten steht das Gebäude leer.Trotz eines Brandes im April 2009 11 und des teilweisenEinsturzes des Daches im September 2009 12 ist dankder umgehend durchgeführten Notsicherungsmaßnahmender neuen Eigentümer die Bausubstanz alsden Umständen entsprechend gut zu bezeichnen.Votivbild mit Ansicht der Stadt Hemau im Chorraum der Kath. WallfahrtskircheMaria Hilf, Beratzhausen; der Blauhornstadel ist miteinem roten Kreis markiertDer Blauhornstadel nach der Notsanierung 201124 <strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


WeismannstadelDer untere Stadel (Dietfurter Straße 16a), der bis 2007aus zwei zwar aneinander gebauten aber ursprünglichnicht zusammengehörenden Bauteilen verschiedenenAlters bestand, ist der jüngere von beiden.Blick in den Dachstuhl des Weismannstadels, Zustand 2007Der Weismannstadel von Süden, Zustand 2007Der Weismannstadel aus südwestlicher Richtung, Zustand 2007Der Weismannstadelmit späteren Anbautenvon der Dietfurter Straßeaus gesehen,Zustand 2007Thomas Feuerer, Geschichte und Bedeutung des Blauhorn- und des Weismannstadels


Der eigentliche Jurastadel nahm den südlicherenTeil des Gebäudekomplexes ein.In der aktuellen Denkmalliste ist er wiefolgt verzeichnet: Ehem. Stadel, sog. Weismannstadel,giebelständiger Flachsatteldachbauaus Bruchsteinmauerwerk, Jurahausbauweise,bez. 1824. 13 Das schlichteGebäude hat einen trapezförmigen Grundrissund war bis 2007 an der Südseite miteinem kleinen Anbau versehen.Handaufmass des Weismannstadels, Zustand 2007(Aufmass und Zeichnung: Jakob Semmler)26<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Bestandsplan des Weismannstadels, Zustand 2007(Aufmass und Zeichnung: Klaus Löffler und Yvonne Nicolai)Thomas Feuerer, Geschichte und Bedeutung des Blauhorn- und des Weismannstadels27


Bestandsplan des Weismannstadels, Zustand 2007(Aufmass und Zeichnung: Klaus Löffler und Yvonne Nicolai)28 <strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Die unmittelbar an der Straße liegende Ostfassade weistabgesehen vom Stadeltor drei übereinander liegende,symmetrisch angeordnete Fensterpaare sowie eine mittigunterhalb des Dachfirstes angebrachte Kalksteinplattemit Inschrift auf. Die gegenüberliegende westliche Giebelseitehingegen verfügt lediglich über die entsprechendenFensteröffnungen und eine kleine, vermutlicherst später durchgebrochene Zugangstür, nicht jedochüber ein vergleichbares Tor oder eine vergleichbareSteintafel. Anders als der obere Stadel scheint der unterebaulich nie in größerem Umfang verändert worden zusein. Er war jedenfalls bis zum Beginn der Sicherungsarbeitenim Sommer 2007 mit dem wie es scheint bau-Die Kalksteinplatte mit Inschrift am Ostgiebel des Weismannstadelszeitlich aufgebrachten, in Hemau und Umgebung einst Joseph Weismann war seit 1827 der Besitzer des sog.weit verbreiteten Kalkplattendach versehen.Niglbaeckerhauses mit personeller Bierwirthschaft. 15Der heute nicht mehr vorhandene nördliche Teil des Dieses Anwesen, ein Wohnhaus nebst angebauter Holzschupfe,dann Pferd- und Kuhstall, 4 Schweinställe undStadelkomplexes lag quer zum Straßenverlauf. DiesesGebäude hatte ein wesentlich steileres und daher nicht Hofraum mit Zisterne, liegt unmittelbar neben dermit Kalkplatten sondern mit roten Ziegeln gedecktes Kirche (ehemals: Haus-Nr. 102; heute: Kirchgasse 6).Dach. Der einzige Zugang erfolgte durch eine Tür von Weismann hatte es zusammen mit allen zugehörigenNorden. Abgesehen von mehreren kleineren Fensteröffnungenund einigen deutlichen Spuren von Eingrif-von Peter Höß gegen Dareingabe des nach EhevertragBesitzungen nach Urkunde vom 23. Januar 1827 vonfen in die ursprüngliche Bausubstanz waren ansonsten vom 15. November 1808 von seiner Ehefrau Magdalenakeine markanten baulichen Befunde festzustellen. Angesichtsdes maroden baulichen Zustands und aus konservatorischenÜberlegungen kam man im Zuge der inAbsprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege imSommer 2007 durchgeführten Notsicherung nicht umhin,diesen Gebäudeteil ab<strong>zur</strong>eißen,Auf der erwähnten Kalksteinplatte am Ostgiebel deshier in Frage stehenden Jurastadels ist folgende Inschriftgut erkennbar: Joseph Weismann. 1824. Erbauer undBaujahr stehen somit eindeutig fest. In dem am 2. Januar1836 im Zuge der damals vorgenommenen Uraufnahmeabgefassten Liquidationsprotokoll über die Besitzungendes Hemauer Wirts Joseph Weismann wird dieser Stadel Ausschnitt aus dem Uraufnahmeblatt der Stadt Hemau aus demunter der laufenden Plan-Nummer 220 folgendermaßen Jahre 1830 (Geobasisdaten © Bayerische Vermessungsverwaltung2013); der Weismannstadel und das Niglbäckerhaus sind mit derbeschrieben: Stadel und Pflanzgärtl am Mönchsberg subK. N. 56. 14 Nummer 102 gekennzeichnet, das frühere Anwesen des JosephWeismann mit der Nummer 117Thomas Feuerer, Geschichte und Bedeutung des Blauhorn- und des Weismannstadels29


Mirbet angeheiratet erhaltenen Hauses Nr. 117 eingetauscht.Die mit letzterem verbundene Hofstelle warihm offensichtlich zu klein gewesen, denn das Grundstückfür seinen Stadel an der Dietfurter Straße hatte er bereitsim Jahre 1824 nach Urkunde vom 24. März 1832 vonJoseph Leibl um 51 fl. erkauft, und sodann im Jahre 1824den Stadel neu erbaut. 17Zu diesem Stadelneubau ist im Stadtarchiv Hemauglücklicherweise ein ganzer Akt erhalten. 18 Darin befindetsich zunächst einmal ein Protokoll über das Gesuchum polizeiliche Bewilligung vom 9. März 1824 des hierals bürgerlichen Anwesensbesitzers von Hemau bezeichnetenJoseph Weismann, welcher auf einem vonJohann Leibl erkauften Gartenplatz einen ihm unumgänglichnothwendigen Stadl zu erbauen gedenket.Diesem Gesuch war einst ein Bauplan des MauerermeistersLeonhard Lochner beigelegt, welcher jedochleider nicht mehr erhalten ist. Der Petent erklärte darin,dass er die Besitzer der benachbarten Stadel und Kellernicht im geringsten beeinträchtigen und in seinemaufzuführenden Stadel keinen Keller graben und keinHaus erbauen lassen wolle.Es folgt ein Protokoll vom 12. März 1824 über die gegendieses Baugesuch vorgebrachten Einwände der hiesigbürgerlichen Tafernwirthin Victoria Blauhorn, Besitzerindes benachbarten Sommerkellers. Sie befürchtet, dassihr die Einfahrt in ihren Keller durch den Stadelneubauaußerordentlich erschwert werde, da schon bisher, obwohlnoch kein Gebäude dort gestanden habe, so vielSchnee öfters liegend geblieben ist, dass das Räumenviel Zeit gekostet habe, und künftig wohl noch mehrSchnee liegen bleiben werde. Außerdem gibt sie zubedenken, dass die Feuergefahr steigen werde, weil indem neuen Stadel gedroschen werden solle und mandiesen regelmäßig mit Lichtern betreten werde, wodurchihr Stadel, Keller und hölzernes Sommerhaus in Brandgeraten könnten. Ferner wachse auch noch das Risikoeines Einbruchs, weil der bislang gut von der Straße auseinsehbare Eingang zu ihrem Keller künftig verdecktsein werde.Daran anschließend findet sich ein Konzept bzw. eineAbschrift eines Schreibens des Stadtmagistrats an dasKönigliche Landgericht Hemau vom 16. März 1824,womit die beiden Protokolle und der Bauplan dem Gericht<strong>zur</strong> Begutachtung vorgelegt werden, sodann eineschriftliche Aufforderung des Landgerichts Hemau anden Stadtmagistrat vom 5. August 1824, in der Angelegenheitdes Stadelneubaus von Joseph Weismann Stellungzu nehmen.Diese Stellungnahme datiert dann vom 12. August 1824.Man hatte beschlossen, dass man gegen den Stadelbaukeine Einwendungen zu machen habe, als Joseph Weismannkeinen anderen schicklicheren und gefahrloserenPlatz besitzet, den Stadl selbst in der Form eineshübschen Hauses durchaus gemauert, somit den allerhöchstenVerordnungen entsprechend, 19 und niemandenzum Nachtheile herstellet, dadurch also auch die Vorstadteinige Verschönerung erlanget.Der Akt schließt mit einem Schreiben des LandgerichtsHemau an den Stadtmagistrat mit beiliegender Abschriftder von der Königlichen Regierung am 2. September1824 bestätigten Entschließung des Landgerichts injener Sache. Dem Gesuch Weismanns wurde demnachgrundsätzlich stattgegeben, allerdings mit der Auflage,dass der Bau entweder mit Ziegeln oder Schiefer gedecktwerden müsse. Ausschlaggebender Grund für die Beurteilungdes Gerichts war, dass Weismann keinen anderenBauplatz <strong>zur</strong> Verfügung habe. Beschrieben wurde hierübrigens auch die genaue Lage des geplanten Stadelsunter Angabe der Entfernungen zu den benachbartenGebäuden, unter anderem zum Blauhornschen Stadel.Soweit zum eigentlichen Jurastadel. Der kleine, im Jahre2007 entfernte Anbau an der Südseite war 1848 vomdamaligen Besitzer, Joseph Amann, seines Zeichensbürgerlicher Glasermeister von Hemau, als zusätzliche30<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Bauplan für die Wagenremise am Weismannstadel aus dem Jahre 1848Wagenremise an den bestehenden Stadel angebaut,gemauert und mit Schiefer eingedekt [sic!] worden. 20Das nördliche, ebenfalls 2007 abgerissene Gebäudewurde wohl erst im Jahre 1890 neu errichtet und zwardurch den benachbarten Grundstückseigentümer alsFaßremise. Jedenfalls ist das Grundstück am 30. Oktober1890 aus genau diesem Grund neu vermessenworden. 21Bis zum Ankauf durch die Stadt Hemau vor ein paarJahren wurde der Gebäudekomplex von den jeweiligenEigentümern stets für (land-)wirtschaftliche Zweckegenutzt. Zuletzt waren auf dem Areal Pferde untergebracht,wie sich an den lange Zeit noch vorhandenenEinbauten unschwer erkennen ließ. Seitdem aber standder Weismannstadel leer, und seine Bausubstanz nahmmit jedem Jahr mehr Schaden. Nach jahrelangem Ringenum Erhalt oder Abbruch und der damit verbundenenMessoperat anlässlich der Erbauung der Fassremise am Weismannstadelim Jahr 1890emotional geführten öffentlichen Diskussion ist er inzwischenwieder in Privatbesitz. Eine umfassende denkmalgerechteSanierungsmaßnahme konnte jetzt – 189 Jahrenach der Erbauung – zum Abschluss gebracht werden.Thomas Feuerer, Geschichte und Bedeutung des Blauhorn- und des Weismannstadels31


Der Weismannstadel nach der Notsicherung, Zustand 2007Der Weismannstadel von Nordosten während der Sanierung, Zustand201132<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


BedeutungAuch wenn die beiden zu Beginn des 19. Jahrhundertsan der Dietfurter Straße in Hemau errichteten Jurastadelbis 2007 nicht in den offiziellen Denkmallisten geführtwurden, 22 so kann doch keinerlei Zweifel daran bestehen,dass es sich bei ihnen sehr wohl um „richtige“Baudenkmäler handelt. Mehr noch, zusammen mit dembenachbarten sog. Bergkircherl 23 bilden sie offenkundigeinen historisch bedeutsamen, das Ortsbild prägendenStraßenzug. Sie sind also vielleicht sogar als Teil einesganzen Denkmal-Ensembles anzusprechen. Für ihrenCharakter und ihre Bedeutung als Baudenkmäler indessind vor allem zwei Argumente entscheidend: ein städtebaulichesund ein kulturgeschichtliches.Zunächst zum städtebaulichen Argument. Hemau, wohlnoch vor der ersten Jahrtausendwende entstanden, warbis <strong>zur</strong> Mitte des 14. Jahrhunderts zu einer zwar kleinen,aber doch weitgehend typisch ausgebildeten und folglichauch mit einer wehrhaften Stadtmauer versehenenAckerbürgerstadt herangewachsen. Bis zum Beginn des19. Jahrhunderts hatte es dann – einmal ganz abgesehenvon einigen wenigen, zumeist innerhalbdes Mauerringes gelegenen Neu- bzw.Die beiden Hemauer Jurastadelvom Bergkircherl aus gesehen,Zustand 2007Ausschnitt aus einer im Jahre 1772 angefertigten Kopie der Karte desAmtes Hemau von Christoph Vogel, 1597Umbauten – jedoch keine größeren Veränderungen mehram Stadtbild gegeben. 24 Erst durch den Verfall derStadtmauer und das Verfüllen des Stadtgrabens begannin Hemau eine neue, wenngleich bescheidene Entwicklungsphase.Der Chronist Johann Nepomuck Müllerschildert diesen sich über mehrere Jahrzehnte hinziehen-33


den städtebaulich durchaus bedeutsamen Verfallsprozessmit folgenden Worten:Die Mauern und Befestigungswerke unseres Städtchenserlitten in jenem Kriege [sc. im österreichischen Erbfolgekrieg(1740-1748)] so arge Beschädigungen, daß dieKosten lediglich für die allerdringendsten Reparaturenvon den Werkmeistern trotz der damaligen Wohlfeilheitder Baumaterialien schon auf achtzehnhundert dreißigGulden veranschlagt wurden. Die vollständig erschöpfteCommunalkasse vermochte eine so bedeutende Summenicht aufzuwenden, und die Mauern und Sturmgängewurden von da an theils aus dieser Rücksicht, theilsdeshalb dem Verfalle Preis gegeben, weil die Erfahrungnun zu wiederholten Malen gelehrt hatte, daß die altenBefestigungen den verbesserten Geschossen und derneueren Taktik nicht mehr Widerstand zu leisten vermöchten.Nur die Thorthürme suchte man noch eineZeit lang durch Nothdächer vor dem gänzlichen Einsturzezu sichern. Anfänglich wurden die brauchbarerenBestandtheile der ruinosen Mauern, namentlich diebehauenen Eckquadern und das eichene Balkenwerk vonJedermann nach Belieben verschleppt, bis endlich derMagistrat die gesammten Werke und Thürme in denJahren 1808 bis 1810 vollends veräußerte. Nun verschwandenallmählig die Gräben und Zwinger, zu Gärtenund Bauplätzen eingeebnet, die Mauern zu Neubautenbenützt. Als im Jahre 1802 die bisherige hölzerne Brückeüber den Neuthorgraben abgebrochen, und dieserüberwölbt ward, nahm man die erforderlichen Steine ausden unmittelbar anstossenden Stadtmauern, und damalsverfiel auch der früher oft erwähnte `Mönch bei derStiegen´ seiner jetzigen profanen Bestimmung. Der letztebedeutendere Rest der Stadtmauer unterhalb desneuen Thores mußte 1825 das Steinmaterial zum Spitalbauliefern. Das neue Thor selbst veräußerte dieGemeinde 1807 an den Taglöhner Andreas Hanfstinglum zweihundertzwanzig Gulden, löste es aber 1830 vondiesem um hundert Gulden wieder ein, und ließ Thorsammt Thurm niederlegen. Das obere und untere Thorwurden 1808 zum Abbruch verkauft, und bald darnachebenfalls dem Boden gleichgemacht. 25So weit der Bericht Müllers. Der Blauhorn- und derWeismannstadel, beide unmittelbar nach der endgültigenPreisgabe der alten Stadtbefestigung wohl ausderen Baumaterial errichtet, sind also gewissermaßendie steinernen Relikte eines einschneidenden gesellschaftlichenund städtebaulichen Wandels, markierensie doch für Hemau die Wende von der alten <strong>zur</strong> neuenZeit. Die bis dahin räumlich stark eingeengten Bürgerhatten nun erstmals die Möglichkeit, auch außerhalbder mittelalterlichen Siedlung Gebäude zu errichten. Daso mancher Hemauer diese Chance wahrnahm, entstandenin den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhundertseinige neue Stadel und Wohnhäuser entlang der vonHemau wegführenden Straßen nach Kelheim, Riedenburg,Dietfurt, Nürnberg, Beratzhausen und Regensburg.Festgehalten wurde dieser historische Vorgang übrigensin dem bereits erwähnten Votivbild des besagten PaulusBlauhorn aus dem Jahre 1816, auf dem die ersten Gebäudeaußerhalb des Mauerrings zu sehen sind, daruntereben auch der Stadel des Auftraggebers.Ausschnitt aus dem vom Tafernwirt Paulus Blauhorn 1816 gestiftetenVotivbild mit Ansicht der Stadt Hemau; sein wenige Jahre zuvorerbauter Stadel ist auf der linken Seite zwischen Bergkircherl undStadtmauer zu erkennen<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Blick über die Kalkplattendächer von Hemau in den 1930er JahrenDamit zum kulturgeschichtlichen Argument. Wie eingangsbereits ausgeführt, war in und um Hemau dasJurahaus mit seiner Kalkplattendeckung wohl über Jahrhundertehinweg der dominante Haustyp schlechthin. 26Heute gibt es jedoch nur mehr sehr wenige Exemplaredieses Haustyps auf dem Tangrintel. Die beiden Stadelan der Dietfurter Straße gehören somit zu den letztenerhaltenen Gebäude ihrer Art in dieser Gegend. Sie sinddamit wertvolle Zeugen vom Leben und Wirtschaftender Vorfahren. In ihrer – zweifellos ästhetischen – funktionalenSchlichtheit spiegelt sich nicht zuletzt der Charakterdes ganzen Landstrichs und seiner Bewohnerwieder.Historisches Eigentum verpflichtet bekanntermaßen.Dieser Grundsatz gilt auch und vor allem für die Städteund Gemeinden, die auf einem so sensiblen Handlungs-feld wie der Baudenkmalpflege unbedingt Vorbild seinmüssen. Er gilt aber auch für jeden normalen Bürger.Denn was einmal abgerissen wurde, ist für alle Zeitenunwiederbringlich verloren, und jeder Abbruch stellteinen Verlust an Heimat dar. Gerade aber in Zeiten vonPerspektiv- und Orientierungslosigkeit, der Zersiedelungder Landschaft durch Straßen, Industrie- und Gewerbegebieteungeahnten Ausmaßes sowie der Zerfransungder gewachsenen Ortskerne durch immer neue Neubaugebietemeist mit Häusern, die nie Denkmal-Charaktererreichen werden, ist gebaute Heimat ein unverrückbarerWert, den es zu schützen und zu bewahren gilt. Unddie beiden Jurastadel in der Dietfurter Straße, der Blauhorn-und der Weismannstadel, sind ohne jeden Zweifelgebaute Heimat.Thomas Feuerer, Geschichte und Bedeutung des Blauhorn- und des Weismannstadels35


1234567891011121314151617181920212223242526Vgl. zum Beispiel Konrad Bedal, Zum ländlichen Hausbau zwischen Regensburg und Eichstätt. Bemerkungen anläßlich der Exkursion des Arbeitskreisesfür Hausforschung 1975 ins Altmühltal, in: Jahrbuch für Hausforschung, Bd. 26: Bericht über die Tagung in Regensburg v. 2.-5.9.1975, Münster/Westfalen1976, S. 155-201 [wiederabgedruckt in: Das Jurahaus 2 (1996/1997), S. 47-62], hier S. 166-168.Zu Hemau vgl. 700 Jahre Hemau, die Stadt auf dem Tangrintel. 1305-2005. <strong>Beiträge</strong> zum Symposium am 3. Dezember 2005 und Dokumentation derAusstellung vom 25. Juni bis 24. Juli 2005. Im Auftrag der Stadt Hemau hg. von Thomas Feuerer, Norderstedt 2006.Das Folgende nach Peter Leuschner, Für die Ewigkeit gebaut, in: Passion Jurahaus. Heinrich Ullmann (1872 bis 1953) zum 50. Todestag, hg. vom Jurahaus-Verein, Privatdruck, Hofstetten 2003, S. 6-10, hier S. 6.Ebd., S. 8.Bei den vorliegenden Ausführungen handelt es sich um die überarbeitete Fassung eines unveröffentlichten Manuskripts des Verfassers von Februar 2007.Vgl. dazu Thomas Feuerer und Stefan Mirbeth, Jurastadel in Hemau erhalten neue „Überlebenschance“, in: Das Jurahaus 13 (2007/2008), S. 41-43.Vgl. http://www.blfd.bayern.de/denkmalerfassung/denkmalliste/bayernviewer/index.php (letzter Zugriff am 5. Juli 2013).Vermessungsamt Regensburg, Außenstelle Hemau, Liquidationsprotokoll der Gemeinde Hemau, Band 1, S. 149-161, hier S. 149.Ebd., S. 150.Stadtarchiv Hemau, Akten I, Fach 48, Akt 71.1 Fuß = 29,18592 cm, d. h. 51´ = 14,88 m, 26´ = 7,59 m, 15´ = 4,37 m; Grundfläche: 112,94 m 2 ; umbauter Raum: 493,54 m 3 ; 1 Eimer = 60,4 Liter, d.h.1878 Eimer = 113.431,2 Liter.Erwähnung dieser Votivtafel bei Friedrich Hermann Hofmann (Bearb.), Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg, Bd. IV: Bezirksamt Parsberg(Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern), München 1906 [ND München 1983], S. 37.Ein Fuhrunternehmer mit Namen Blauhorn, der zwischen Regensburg und Nürnberg unterwegs war, erscheint übrigens bereits in den Rechnungen desMautamts Hemau aus dem Jahre 1650 (freundliche Mitteilung von Herrn Georg Paulus, Hohenwart). Auch im Bürgerbuch von Hemau sind mehrereBlauhorn verzeichnet: 1596 Friederich Plohorn 1 fl., 1620 Christian Blawhorn, Schuhmacher, Burgersohn und 1652 Hans Thoma Plohorn, Burgerssohn,1/4 Wein, vgl. Gerhart Nebinger, Das Bürgerbuch der Stadt Hemau 1558-1700, in: Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde 29 (1966),S. 115-136, hier S. 119, S. 121 und S. 125.Mittelbayerische Zeitung vom 7. April 2009: „Eine Zigarettenkippe löste Brand im Blauhorn-Stadel aus“.Mittelbayerische Zeitung vom 30. September 2009: „Dachstuhl des Blauhorn-Stadels ist eingestürzt“.Vgl. http://www.blfd.bayern.de/denkmalerfassung/denkmalliste/bayernviewer/index.php (letzter Zugriff am 5. Juli 2013).Vermessungsamt Regensburg, Außenstelle Hemau, Liquidationsprotokoll der Gemeinde Hemau, Bd. 2, S. 1073-1083, hier S. 1074.Vgl. dazu Stadtarchiv Hemau, Akten I, Fach 61, Akt 49 1/2 (Gesuch des Jos. Weismann um Verleihung einer Bierzapferskonzession). Darin: Gesuch vom27. Oktober 1827; Genehmigung vom 27. Dezember 1827.Vermessungsamt Regensburg, Außenstelle Hemau, Liquidationsprotokoll der Gemeinde Hemau, Bd. 2, S. 1073-1083, hier S. 1080. Vgl. dazu ebd., S. 1225die Angabe zu Haus-Nr. 117: Das Mirbethaus Kat. N. 956. Wohnhaus nebst angebautem Stall, dann halber Stadel, Schupfe, Backofen, Schweinestall,Hofraum mit einem kleinen Würzgärtl mit Zistern.Ebd., S. 1080.Stadtarchiv Hemau, Akten I, Fach 48, Akt 2: Akt des Joseph Weismann Stadlbau betr. 1824 [ohne Foliierung]. Es gibt übrigens noch einen weiteren Aktzum Weismann-Stadel, vgl. Staatsarchiv Amberg, Landgericht ä. O. Hemau, Justizakten Nr. 54: Joseph Weismann gegen Victoria Blauhorn wegenDurchfahrtsrecht, 1830.Es gibt nur wenige schriftliche Hinweise wie diesen über die Auswirkung von Bauvorschriften auf die ländliche Bebauung. Dieses wichtige Thema istdaher bislang kaum erforscht, vgl. aber etwa Ingeborg Seyfert, Der Einfluß von Bauvorschriften und Forstordnungen auf die ländliche Bauweise imBayerischen Wald, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1972/75 (1975), S. 107-115.Stadtarchiv Hemau, Akten I, Fach 48, Akt 95: Akt des Joseph Amann Glasers zu Hemau Gesuch wegen Herstellung einer Wagen Remiß betreffend 1848[ohne Foliierung]. Der Anbau war demnach zunächst ohne Genehmigung errichtet worden. Erst als der Besitzer des benachbarten Sommerkellers, deroben erwähnte Michael Gößwein, am 17. Juli 1848 beim Magistrat der Stadt dagegen Einwände erhob und diverse Auflagen forderte, wandte sich amselben Tag auch Amann mit einem vom Zimmermeister Albert Steiner gezeichneten Bauplan an die Stadt mit der Bitte um Genehmigung.Vermessungsamt Regensburg, Außenstelle Hemau, Operat des Messungsamtes Hemau Nr. 104 des Kalenderjahres 1890 (rote Nr. 251).Vgl. Sixtus Lampl (Bearb.), Oberpfalz. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Denkmäler (Denkmäler in Bayern, Bd. III), München 1986, S. 211f.Zum sog. Bergkircherl (Dietfurter Straße 13; Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut, 1721 geweiht, Turm 1722 errichtet, nach Profanierung 1804 im Jahre1814 wieder hergestellt) vgl. vor allem Hofmann, Kunstdenkmäler (wie Anm. 10), S. 110.Vgl. hierzu und zum Folgenden Thomas Feuerer: Von der „Wohnung des Hemmo“ zum „oppidum“ Hemau, in: 700 Jahre Hemau (wie Anm. 2), S. 87-121,hier vor allem S. 117-121.Johann Nepomuck Müller, Chronik der Stadt Hemau. Unveränderter Nachdruck der Originalausgabe. Im Auftrag der Stadt Hemau mit einer Einleitungneu herausgegeben von Thomas Feuerer, Norderstedt 2005, S. 243f.Für diese Annahme sprechen übrigens auch zwei Erwähnungen von Steindachdeckern in der lokalen historischen Überlieferung: a) 1591 wurde derSteindecker Hans Maier zu Hemau mit dem Schwerte hingerichtet. Vgl. ebd., S. 287. b) 1630/31 wird der Steindachdecker Hans Weidtner in das Bürgerbuchder Stadt Hemau eingetragen. Vgl. Nebinger, Bürgerbuch (wie Anm. 10), S. 134.AbbildungsnachweisBayer. Landesamt für Vermessungswesen und Geoinformation: S. 22 (u.), 29 (r. u.); Ernst Böhm: S. 18, 19, 21 (m., l. u., r. u.), 22 (o.), 23, 24 (r. u.),25, 29 (r. o.), 32, 33 (u.); Heiner Hagen: S. 24 (l., r. o.), 34; Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg: S. 33 (o.); Kulturstadel Hemau e. V.:S. 27, 28; Dr. Michael Schmidt: S. 37; Jakob Semmler: S. 20, 21 (o.), 26; Stadt Hemau: S. 22 (m.), 31 (o.), 35; Heinrich Ullmann: S. 17; VermessungsamtRegensburg, Außenstelle Hemau: S. 31 (u.)36<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


128 Hemauer Bierkeller


Ernst BöhmAuferstanden aus RuinenChronologie einer RettungErnst Böhm ist 2. Vorsitzender des Kulturstadels Hemau e.V. und hat den Kampf um den Erhalt des Weismannstadelsvon Anfang an mit großem Engagement unterstützt.Seit 1994Leerstand und Verfall: Nachdem der Weismannstadelin den Besitz der Familie Leibl übergegangen ist, wirder weiter als landwirtschaftliches Gebäude genutzt.Zuletzt dient er zwischen 1980 und 1994 als Pferdestallungfür die Traber des Bernhard Leibl. Danachsteht er jedoch leer und verfällt zusehends.1996, DezemberGrundstücksankauf durch die Stadt Hemau: Am23. Dezember 1996 kauft die Stadt Hemau das Arealrund um den Blauhorn- und den Weismannstadel.2004Ausweisung als Mischgebiet: Der Stadtrat weist dasursprünglich mehr als 9.000 m 2 große Grundstück ander Dietfurter Straße als Mischgebiet aus und planteine Wohnbebauung.2005Neuer Bebauungsplan und erste Pläne für „BetreutesWohnen“: Der Stadtrat bringt einen neuen Bebauungsplanfür das Areal an der Dietfurter Straße auf denWeg, der auf dem gesamten Gelände Gebäude für„Betreutes Wohnen“ vorsieht.2005, JuniKünstlerischer Protest durch Jak Deglbauer: Anlässlichdes Bürgerfestes im Juni 2005 demonstriert JakobSemmler mit einer Kunstinstallation („Kulturfresser“)vor dem Tor des Weismannstadels gegen den Abrissund für den Erhalt der beiden Jurastadel.Ernst Böhm, Auferstanden aus Ruinen


Die geplante Anlage für „Betreutes Wohnen”, Stand 20062006, OktoberAbbruch der Stadel beschlossene Sache: Die im Oktober 2006 im Stadtrat vorgestellte Neukonzeption fürdie Bebauung des Areals an der Dietfurter Straße sieht jetzt eine Anlage für „Betreutes Wohnen“ mit dreieigenständigen Gebäuden und 30 Wohneinheiten vor. Das größte Gebäude direkt im Kurvenbereich an derDietfurter Straße wird dreigeschossig geplant, der Abriss der beiden Stadel ist fest auf Anfang 2007 terminiert.2007, FebruarFormierung des Widerstands: Nachdem der Stadtrat Ende Januar 2007 beschlossen hat, das Projekt „BetreutesWohnen“ nun doch an einem anderen Standort zu realisieren, formiert sich am 10. Februar 2007eine kleine Gruppe engagierter Bürger <strong>zur</strong> Rettung der Stadel.bis 2007, JuniErarbeitung eines Nutzungskonzeptes: Ein zum größten Teil aus Mitgliedern des Kulturstadels Hemau e. V.bestehender Arbeitskreis erarbeitet bis Juni 2007 in insgesamt sechs Arbeitstreffen ein Nutzungskonzept fürden Weismannstadel.2007, JuniInfoabend im Zehentstadel: Am 13. Juni 2007 findet im Zehentstadel Hemau ein Infoabend mit zwei Vorträgenund der Eröffnung einer Fotoausstellung statt. Die 1. Vorsitzende des Jurahausvereins, Eva Martiny,spricht zum Thema „Jurahaus & Jurastadel“. Anschließend referiert der 1. Vorsitzende des KulturstadelsHemau, Dr. Thomas Feuerer, zum Thema: „Der Blauhorn- und der Weismannstadel. Geschichte und Bedeutungzweier (fast) vergessener Baudenkmäler“. In der Ausstellung sind Aufnahmen „Tangrintler Jurahäuser“ vonJosef Ostermeier aus Kollersried zu sehen.40<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


2007, AugustKulturstadel Hemau e. V. beschließt aktiven Einsatz für Erhalt der beiden Jurastadel: In einer außerordentlichenMitgliederversammlung am 2. August 2007 beschließt der Kulturstadel Hemau e. V., sich noch intensiver fürdie beiden Stadel zu engagieren. Der „aktive Einsatz für den Erhalt und Unterhalt von regionaltypischenBaudenkmälern“ wird als Vereinsziel in die Satzung aufgenommen.2007, September/OktoberNotsicherung des Weismannstadels: Mit Erlaubnisder Stadt Hemau und in Absprache mit dem BayerischenLandesamt für Denkmalpflege nimmt derKulturstadel Hemau e. V. eine Notsicherung desWeismannstadels vor. Dabei werden rund 500 ehrenamtlicheArbeitsstunden sowie Firmenleistungen undMaterialspenden im Gesamtwert von knapp 15.000Euro erbracht.Der Weismannstadel während der Notsicherung2007, NovemberBauaufnahme als Planungsgrundlage: Als Grundlage für die weiterer Planungen fertigt Dipl.-Ing. (FH) YvonneNicolai aus Hemau zusammen mit einem Kollegen ehrenamtlich ein Bauaufmass des Weismannstadels an.2008, NovemberAufnahme in die Denkmalliste: Nach der im November 2008 erfolgten Prüfung der Denkmaleigenschaftnimmt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die beiden Jurastadel unter den Aktennummern D-3-75-148-103 und D-3-75-148-102 in die Denkmallisteauf.2009, JanuarKulturstadel Hemau e. V. will Weismannstadel sanieren:Der Stadtrat beschließt im Januar 2009 auf einenentsprechenden Antrag des Kulturstadels Hemau e.V.hin, dem Verein den Weismannstadel <strong>zur</strong> Sanierungkostenlos zu überlassen, falls die Finanzierung auseigener Kraft gesichert werden kann.2009, AprilBrand im Blauhornstadel: Anfang April 2009 brichtim Blauhornstadel ein durch eine Zigarettenkippeausgelöster Brand aus, der jedoch von der Feuerwehrgelöscht werden kann.Zeichnung von Eckart Riecke; die handkolorierten Drucke wurdenzugunsten der Sanierung des Stadels verkauft2009, JuniKulturstadel Hemau e. V. setzt sich Ultimatum: Da nur bedingt öffentliche Gelder <strong>zur</strong> Verfügung stehen,nimmt sich der Kulturstadel Hemau e.V. bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 24. JuniErnst Böhm, Auferstanden aus Ruinen41


2009 vor, die zum Erhalt des Weismannstadels fehlenden50.000 Euro entweder bis Ende Oktober mittelsSpenden und Sponsoren zusammenzubringen oderdas Vorhaben aufzugeben.2009, SeptemberTag des offenen Denkmals: Im September 2009 wirbtder Kulturstadel Hemau e. V. am Tag des offenenDenkmals im Blauhorn- und Weismannstadel nocheinmal mit Führungen und zahlreichen Aktionen umUnterstützung und Spenden für seine Pläne. Kurzdarauf, Ende September, stürzt das Dach des Blauhornstadelsein.Vision einer künftigen Nutzung im Modell2010, JanuarKauf der beiden Stadel durch die Familie Semmler:Nachdem der Kulturstadel Hemau e. V. Anfang November2009 bekannt geben muss, dass die Finanzierungder Instandsetzung durch den Verein gescheitert ist,kauft Andrea Semmler am 7. Januar 2013 den Blauhorn-und den Weismannstadels von der Stadt Hemau,um deren unmittelbar drohenden Abriss zu verhindern.2011, November bis 2012, JuniBeginn der Generalsanierung des Weismannstadels- Holzbauarbeiten: Zwischen November 2011 undJuni 2012 werden die Holzbalkendecke, die Dachkonstruktion,die Dachhaut und die Holzböden vonder Firma Holzbau Semmler und mit vielen Eigenleistungendurch die Bauherren abschnittsweise instandgesetzt.2012, MärzGeneralsanierung des Weismannstadels – Dacheindeckung:Im März 2012 bringt die Firma Strobl ausEichstätt binnen drei Wochen das neue Kalkplattendachauf.42<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


2012, April bis MaiGeneralsanierung des Weismannstadels – Fensterund Verglasung: Im Frühjahr 2012 werden die Fensteraus Eichenholz von der Firma Köbler aus Langenkreithgesetzt und von der Firma Kellner aus Hemau verglast.2012, Juni bis SeptemberGeneralsanierung des Weismannstadels - Putzsanierung:Über den Sommer 2012 werden die Putze unddas Mauerwerk durch die Firma Karl Jobst aus Hemau/Laufenthal unter Mithilfe der Bauherren saniert.2012, September bis OktoberGeneralsanierung des Weismannstadels - Elektroinstallation: Im Herbst 2012 errichtet die Firma Meier ausHemau eine einfache Elektroinstallation, und die Firma Licht Hoch 2, gleichfalls aus Hemau, installiert dieBeleuchtung im Innen- sowie Außenbereich.2012, SeptemberTag des offenen Denkmals: Im September 2012 wird der beinahe fertige Weismannstadel erstmals derÖffentlichkeit präsentiert. Bei der vom Kulturstadel Hemau e. V. organisierten Veranstaltung sind u. a.musikalische Darbietungen von Thomas Dürr aus Laaber und historische Führungen von Dr. Thomas Feuerergeboten. Insgesamt wollen an diesem Tag mehr als 500 Besucher die beiden Jurastadel sehen.2013, AugustOffizieller Abschluss der Generalsanierung und Einweihung des Weismannstadels: Am 23. August 2013 wirddie Generalsanierung des Weismannstadels im Rahmen der traditionellen Bergkirchweih offiziell abgeschlossenund das inzwischen vollständig sanierte Gebäude erhält den kirchlichen Segen.AbbildungsnachweisErnst Böhm: S. 38, 41 (o.), 42 (o.); Kulturstadel Hemau e. V.: S. 39 (m.), S. 40, S. 41 (u.); Andrea und Thomas Semmler: S. 42 (m., u.), 43; JakobSemmler: S. 39 (u.); Stadt Hemau: S. 39 (o.)Ernst Böhm, Auferstanden aus Ruinen43


Thomas SemmlerDas Holz im WeismannstadelInstandsetzung eines KulturdenkmalsThomas Semmler ist Zimmerermeister und Geschäftsführer der Firma Holzbau Semmler GmbH, eines HemauerFamilienbetriebs in der vierten Generation. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea hat er den Weismannstadel 2010gekauft und zwischen 2011 und 2013 saniert.AusgangssituationAls wir den Weismannstadel im Sommer des Jahres2007 das erste Mal so richtig in Augenschein nahmen,zeigten sich außen wie innen zahlreiche, zum Teilmassive Schadensbilder.An der Süd-West-Seite des Gebäudes war das bauzeitlicheKalkplattendach immer wieder durch herabfallendeÄste der während des Leerstandes unmittelbaram Hauseck gewachsenen Bäume beschädigt worden.Dies hatte dazu geführt, dass es hier über Jahre hin-Thomas Semmler, Das Holz im Weismannstadel45


weg zu extremem Tagwassereinbruch gekommen war.Die als Auflager der Kalkplatten dienenden von Handgespaltenen Riegel und die gesamte Dachkonstruktioneinschließlich der Geschoßdecke hatten dadurch großenSchaden genommen und waren stark abgefault.an den Weismannstadel angeschlossen, eine ordentlicheDachentwässerung war deswegen wohl schonvon Anfang an nicht gegeben. Auch hier drang folglichüber Jahre und Jahrzehnte hinweg Tagwasser durchdas marode Kalkplattendach in die Dachkonstruktionein und führte zu starken Abfaulungen an der Satteldachkonstruktionund der Balkenlage sowie zu starkenAusschwemmungen im Mauerwerk.Letzteres war auch an dem sich im Spitzbodenbereichnach oben hin verjüngenden Giebel an der Westseiteder Fall: Der Kalkmörtel war hier weitgehend ausgeschwemmtund die Fachwerkkonstruktion durch daseindringende Tagwasser abgefault.BaubeschreibungWeitere Schäden waren an der Nordseite des Gebäudesunübersehbar. Den bis 2007 hier befindlichen Anbau– ursprünglich eine Faßremise aus dem Jahre 1890 –hatte man mit seiner Giebelseite unfachmännischWegen der Form des Grundstückes, das Joseph Weismann1824 von Joseph Leibl erwerben konnte unddas er noch im selben Jahr fast komplett überbaute,ist der Grundriss des Stadels asymmetrisch. Dieswiederum hat <strong>zur</strong> Folge, dass die Dachkonstruktionleicht windschief ist.46<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Beim Dachtragwerk selbst handelt es sich um einenPfettendachstuhl mit 2-fach stehendem Stuhl undmit in die Sparren eingezapften Kehlbalken.Als Geschoßtrennung ist eine Holzbalkendecke eingezogen.Diese lag ursprünglich auf der heute nichtmehr vorhandenen so genannten Mauerlatte auf, welcheman – ganz im Stil der Zeit – in das Mauerwerkintegriert hatte. Die Balkenlage wird zudem von zweikomplett durchgehenden Unterzügen getragen, diewiederum von jeweils zwei mit Kopfbändern ausgesteiftenPfosten gestützt werden. Über der Balkendeckewurde bauzeitlich ein Bretterbelag verlegt, der jedochin großen Teilen abgefault und sehr marode war.Das Dach ist als Satteldach mit einer durch die windschiefeKonstruktion bedingten Neigung zwischenca. 20° und ca. 25° anzusprechen. Die Pfetten wurdenin einem Stück eingebaut. Als deren Auflager dienenauf die gesamte Länge jeweils zwei durch Kopfbänderausgesteifte Pfosten. Die beiden Giebelseiten sind abOberkante Deckenbalkenlage als Fachwerkkonstruktionmit Kopfbändern ausgeführt. Gemeinsam mit demgleichfalls ab Oberkante Balkendecke als Fachwerkkonstruktionausgebildeten Kniestock vervollständigensie das Dachtragwerk.Thomas Semmler, Das Holz im Weismannstadel47


Alle Hölzer waren aus handbehauenen Fichtenbäumenhergestellt, abgebunden und montiert. Besondersauffallend an der Dachkonstruktion ist, dass man dievorhandenen Sparren mit dem „Zopf“, das heißt mitdem dickeren Ende des Stammes und folglich mit derunteren Seite nach oben montiert hatte.ursprünglichen Pfosten waren leider nicht mehrvorhanden, sie mussten durch neue Fichtenholzpfostenersetzt werden. Auch die Auflagerung der Balkenlageerfolgte auf einer neuen Mauerlatte aus Eichenholz,die mit dem Mauerwerk verankert wurde.SanierungsmaßnahmenDie Umsetzung des Sanierungskonzeptes begann mitder Holzbalkendecke. Große Teile der vorhandenenGeschoßdecke wurden querschnittsgleich ergänzt,mehrere Balken mussten sogar komplett ausgetauschtwerden. Dabei kam ebenfalls wieder Fichtenholz <strong>zur</strong>Um das Obergeschoß besser erreichbar zu machen,haben wir eine Treppenauswechslung vorgenommenund die vorhandene steile Stiege durch eine bequemeBodentreppe aus Fichtenholz ersetzt. Diese wurde alstypische Stadeltreppe abgebunden.Verwendung, welches technisch nachgetrocknet undallseitig gehobelt und gefast wurde. Sämtliche neuenHölzer wurden selbstverständlich in unbehandelterForm eingebaut.Um mehr Durchfahrtsbreite zu gewinnen, hatten dieVorbesitzer einen der beiden Unterzüge entfernt.Diese Konstruktion wurde <strong>zur</strong>ückgebaut und der Unterzugwieder in der originalen Lage montiert. Die48<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Die auf der Oberseite der Holzbalkendecke neu verlegtenNut- und Federbretter aus Fichtenholz dienenzugleich als Fußbodenbelag. Ihre Befestigung erfolgtedem historischen Vorbild entsprechend durch sichtbareVernagelung.Im Bereich des Dachtragwerks bereitete der Giebel ander Westseite die meisten Probleme. Da das Mauerwerkdort sehr marode war, drohte mit dem Ausbau derabgefaulten Fachwerkkonstruktion der Einsturz desGiebels. Angesichts dessen haben wir das neue Fachwerkabweichend vom ursprünglichen Bestand vordas Mauerwerk gestellt, jedoch genau in derselbenMachart wie die frühere Konstruktion. Anschließendwurden die Balkentaschen eingeschalt, Bewährungseisenverlegt und diese mit der Fachwerkwandkonstruktionverbunden. Um den Bestand des restlichenGiebelmauerwerks zu sichern, wurde die Schalungschließlich ausbetoniert.Die Giebelseite an der Ostseite hingegen war zumGlück gänzlich unbeschädigt und konnte daherunverändert erhalten werden. Dafür musste an denbeiden Traufen die Fachwerkkonstruktion jeweilskomplett erneuert werden. Auch die Mittelpfettenwurden an mehreren Stellen querschnittsgleich ergänzt.Und bei einigen Kehlbalken und Sparren ließes sich nicht verhindern, diese komplett auszutauschen.Thomas Semmler, Das Holz im Weismannstadel49


Fehlende Kehlbalken wurden neu ergänzt und mitden Sparren verzapft. Die Sparrenkonstruktion musstean vielen Stellen durch querschnittsgleiche Ergänzungen– die alle verplattet und mittels Stabdübelwieder miteinander verbunden wurden – instandgesetzt werden.genügende, d. h. konkret eine einigermaßen windundluftdichte Konstruktion zu schaffen, wurde beider Instandsetzung vom historischen Dachaufbauabgewichen. Die neue Konstruktion besteht zunächstaus einer Fichtenholzschalung aus Nut- und Federbrettern.Darauf wurde eine diffusionsoffene Vordeckungverlegt. Eine Konterlattung mit einer Dickevon 40 mm sorgt für ausreichende Hinterlüftung derDachhaut. Als Unterkonstruktion für das Kalkplattendachwurden sodann 40 mm starke Lärchenholzbohlenmit einem Luftabstand von ca. 10 mm verlegt, umauch hier eine ausreichende Hinterlüftung der Kalkplattenzu gewährleisten. Dazwischen ist im Abstandvon 25 cm jeweils ein Riegel von 6 cm Dicke eingebaut.Die dadurch erreichte Absatzbildung verhindertdas Herabrutschen der Steinplatten.Der weitere Dachaufbau sah ursprünglich folgendermaßenaus: Auf den Sparren waren von Handgespaltene, mit Holznägeln befestigte Riegel aufgebracht,und zwar in der Weise, dass die flache Seiteauf den Sparren auflag und die halbrunde Seite nachoben zeigte. Unmittelbar darauf waren dann diedünnen Kalkplatten verlegt. Durch die halbrunde Formund die ungleichmäßige Dicke der Riegel wurde dasAbrutschen des mit mehrfacher Überdeckung geschichtetenKalkplattendaches verhindert.Um nun eine dauerhafte und modernen AnsprüchenIm Bereich der Dachüberstände an den beiden Giebelnhaben wir an der Unterseite der Sichtschalung handgespalteneRiegel als „Attrappe“ montiert, um das ursprünglicheäußere Erscheinungsbild des Kalkplattendacheswenigstens optisch wieder herzustellen. Ob esfrüher Windbretter am Ortgang gab, konnte nichtmehr eindeutig festgestellt werden. Da im Betrieb ausGroßvaters Zeiten Schablonen für Zierbretter vorhandenwaren, haben wir mit deren Hilfe Windbretter in Fichteendbehandelt hergestellt. Außerdem wurden jeweilsein Zierkopf an den Traufseiten und ein Firstschmuck50<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


angebracht. Diese sollten einst als Abschreckung dienenund halten in Zukunft hoffentlich böse Geistervom Weismannstadel fern. Mittels Zahnleistenformwurde die Oberseite der Windbretter übrigens sehraufwendig an die Kalkplattendeckung angepasst.Das zweiflüglige Tor war sehr gut erhalten und konntemit wenigen Handgriffen instand gesetzt werden.Charakteristisch für das Tor sind die Eckpfosten, diean Ober- und Unterseite mit Eisendornen versehensind. Diese Dornen sind in Aussparungen von Kalksteineneingeführt und ermöglichen so das Drehender Torflügel.Um den Aufenthalt im Stadel möglichst „zugfrei“ zugestalten, haben wir dahinter eine verglaste Windfangkonstruktionin Fichtenholz installiert. Als Zugang imWindfangbereich dient ein historisches HaustürblattThomas Semmler, Das Holz im Weismannstadel51


aus einem ehemaligen Pfründnerhaus in der <strong>Regensburger</strong>Straße in Hemau.Die Fenster wurden ebenfalls alle komplett erneuertund den ursprünglichen Formen entsprechend inEichenholz ausgeführt. Im Obergeschoß sind zumBeispiel einflüglige Fenster mit einfachen Drehbeschlägennach historischem Vorbild eingebaut. Da ander Außenfassade eiserne Einschlaghaken vorhandenwaren, haben wir darauf geschlossen, dass die Fenstereinst mit einfachen Klappläden versehen waren. Ebensolche wurden deshalb an den beiden Giebelseitenwieder neu hergestellt.52<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


RückblickFür die Instandsetzung des Weismannstadels habenwir von November 2011 bis Juni 2012 insgesamt ca.16 m 3 neues Fichtenholz und 2 m 3 Eichenholz verbaut– natürlich alles aus regionaler Produktion. Die Holzverbindungenwurden selbstverständlich überwiegendnach historischem Vorbild mit Holznägeln, Verblattungen,Versätzen und Verzapfungen ausgeführt.Ganz besonders möchte ich an dieser Stelle unseremlangjährigen Mitarbeiter Franz Hackner danken, derbei der Durchführung der Arbeiten federführend war.Aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Bereichder Sanierung und Instandsetzung von Kirchen undsonstigen historischen Gebäuden war Franz Hacknergenau der richtige Handwerker für das „Projekt Weismannstadel“.Er und seine fleißigen Kollegen MaikKober, Johann Meyer, Hans Bach, Wolfgang Diriglund Stefan Lindl besaßen immer jenes Quantum Feingefühl,das man unbedingt braucht, wenn man denursprünglichen Charakter eines historischen Gebäudesauthentisch bewahren will. Wir sind sehr stolz aufunsere erfahrenen Zimmerer, auf ihre qualitätvolleArbeit und auf den wunderbaren Weismannstadel!AbbildungsnachweisErnst Böhm: S. 44, 45, 46; Andrea und Thomas Semmler: S. 47, 48, 49, 50, 51, 52; Regina Karl: S. 53Thomas Semmler, Das Holz im Weismannstadel53


Hans-Jürgen StroblDas „Kouddach“ auf dem WeismannstadelNeueindeckung des KalkplattendachsHans-Jürgen Strobl ist Dachdeckermeister und Geschäftsführer der Firma Strobl Dach GmbH und Co. KG, eines imJahre 1884 gegründeten Eichstätter Familienbetriebs in der fünften Generation.VerbreitungDie Verwendung von Kalkplatten zum Dachdeckenwird im Altmühlgebiet nachweislich schon seit demMittelalter praktiziert. Steindächer findet man freilichin der Regel nur in jenen Ortschaften, von denen ausSteinbruch Hennhüllman mit einem Fuhrwerk in einem Tag einen geeignetenSteinbruch erreichen, den Wagen beladenund <strong>zur</strong> Baustelle <strong>zur</strong>ückkehren konnte. Auch in derMaterialWas den Weismannstadel zu einem Baudenkmalmacht, ist vor allem die besondere Art seiner Dachdeckung,denn schon seit seiner Errichtung im Jahre1824 hatte er ein Kalkplatten- oder Legschieferdach.Diese Variante des Steindachs ist so nur im Gebietdes Altmühljura verbreitet, denn nur hier gibt esFundstellen, an der die vor 160-140 Millionen Jahrenentstandenen Kalkplatten des weißen Juradurch ungestörte Lagerung der Schichten in vortrefflicherGüte und in allen Stärken von einemMillimeter bis zu einem halben Meter vorhandensind. Bei ihnen handelt es sich um Ablagerungeneines ausgedehnten flachenSchelfmeerbeckens, das sich einstvom Oberrhein bis nach Oberösterreicherstreckte.Anlieferung von Kalkplattenzum Umdecken eines Daches54


näheren Umgebung von Hemau gab es einige solcherSteinbrüche. So erklärt es sich, dass um das Jahr 1810laut einer damals erhobenen Statistik 888 der insgesamt1230 in der heutigen Stadtgemeinde vorhandenenGebäude mit „Legschiefer“ gedeckt waren, das sindimmerhin 72 Prozent. Kein Wunder also, dass auchnoch in der Mitte des 20. Jahrhunderts die meistenHäuser in Hemau mit Naturstein gedeckt waren.VerlegetechnikDie Technik der Eindeckung mit Kalkplatten ist relativeinfach und einheitlich, auch große zeitliche undregionale Unterschiede sind nicht festzustellen.Bis heute ist die baulicheGrundvoraussetzung einrelativ flach geneigtes Dach(Durchschnitt: ca. 27 bis 30°). Auf die im Abstandzwischen 70 und 100 cm liegenden Sparren bzw. Rofenwird eine Art Schalung aufgenagelt. Sie bestandfrüher aus ungesäumten Brettern bzw. Schwartenoder – wie im Falle des Weismannstadels – ausaufgespaltenen Stangen von ca. 10 cm Durchmesser.Da letztere oft noch mit Lehm ausgestrichen waren,hieß dieses Dach in der südwestlichen Oberpfalz imVolksmund auch „Kouddach“ 1 , also Kotdach von„Kot“ im Sinne von „Erdreich“. Auf diesen grobenUnterbau werden die Kalkplatten (in der Regel 0,5bis 2 cm stark) einfach aufgelegt, und zwar beginnendmit der Traufe. In Schichten von fünf bis zehn Lagenwerden die Kalkplatten übereinander gelegt, die nächsteLage immer ein paar Zentimeter gegenüber derdarunter liegenden <strong>zur</strong>ücktretend. So ergibt sich eineStärke der Dachhaut von etwa 8 bis 15 cm. Zur Gewährleistungdes Tagwasserablaufs ist es wichtig, dassdie Platten nach außen immer ein Gefälle von ca. 15°aufweisen. Auf dem First überragten früher größerePlatten der Wetterseite die andere Seite. Sie warenHans-Jürgen Strobl, Das „Kouddach“ auf dem Weismannstadel55


oft <strong>zur</strong> Sicherheit mit Steinen beschwert. Heute werdenin der Regel aber spezielle Firstziegel verwendet. Ander Dachtraufe liegen ebenfalls größere Platten aufder so genannten Scharlatte. Das Gewicht der aufgelegtenPlatten ist beträchtlich und betrug einst imDurchschnitt 250 bis 275 kg pro m 2 (gegenüber rund75 kg beim doppelt gedeckten Ziegeldach).Vor- und NachteileDas Kalkplattendach hat zahlreiche Vorteile im Vergleichzu anderen Dächern. Es bietet gute Dämmung(wirksamer Hitzschutz bedingt durch die große Masse),guten Schutz bei Brandgefahr (deshalb waren im19. Jahrhundert Steindächer bei Neubauten zum Teilsogar behördlich vorgeschrieben), hohe Dichtheit (dadie Steinplatten absolut Wasser abweisend sind) undgrößte Dauerhaftigkeit (ein Kalkplattendach kann gut100 Jahre ohne irgendwelche Schäden aushalten, inEinzelfällen dürfte es sogar mehrere Jahrhunderteohne große Reparaturen überdauern).Das Legschieferdach hat aber zweifellos auch Nachteile.Früher war vor allem das hohe Gewicht ein Nachteil,nicht zuletzt weil es an die Bauleute bestimmte statischeMindestanforderungen stellte, heute ist es derhöhere Lohn- und Materialaufwand im Vergleich <strong>zur</strong>Eindeckung mit einem herkömmlichen Ziegeldach.BauablaufIm März 2012 wurde der Weismannstadel innerhalb3 Wochen von insgesamt vier Mann mit Legschieferplattenaus dem Steinbruch der Firma Berger, Eichstätt-Blumenberg, eingedeckt.An der Traufe haben wir rechteckige Traufplatten mit15 bis 20 mm Stärke verlegt. Auf den Rest der Dachfläche,insgesamt 186 m 2 , wurde 6 bis 12 mm starkeKernware mit einer sechs- bzw. siebenfachen Überdeckungaufgebracht.Die Traufplatten wurden mit Blechhaften gegen Abrutschengesichert. Am First haben wir zunächst dieLegschieferplatten angedeckt und die letzten zweiSteinreihen mit Steinkleber beidseitig angeklebt. Dannwurden rote Patentlüfterfirstziegel mit grauem Dachdeckermörteleingebaut und mit Firstklammern amVorkopf angeschraubt.Die Ortgänge wurden mit gezwickten Legschieferplattenund einem Überstand der sichtbaren Deckschichten56<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


von ca. 3 bis 10 cm eingedeckt und befestigt. DasGewicht des neuen Daches auf dem Weismannstadeldürfte ca. 200 kg pro Quadratmeter betragen. Darausergibt sich ein Gesamtgewicht der Dacheindeckungvon annähernd 37 Tonnen.1 Anton Stangl, Das alte Bauernhaus im ehemaligen Kreis Parsberg/ AbbildungsnachweisOberpfalz. Ein kulturhistorischer Rückblick auf fast verschwundeneländliche Bauformen mit detailgetreuen Handzeichnungen des Autors,Ernst Böhm: S. 54 (l., r. o.); Andrea und Thomas Semmler: S. 55 (r. o.),56, 57; Heinrich Ullmann: S. 54 (r. u.), 55 (l., r. u.)hg. von Ferdinand Stangl, Kallmünz o. J., S. 62 [das Original dieserAbschlussarbeit stammt aus dem Jahre 1943].


Karl JobstSteinköpfe und Putz gestalten die MaueransichtRestaurierung des Mauerwerks im WeismannstadelKarl Jobst ist freiberuflicher selbständiger Restaurator und Kirchenmaler.Das Mauerwerk des Weismannstadels war im Jahre1824 aus Kalkbruchsteinen und Kalkmörtel errichtetund anschließend mit einer wahrscheinlich einlagigenPutzschicht versehen worden. Da von größerenzwischenzeitlichen Umbauten nichts überliefert ist,kann man davon ausgehen, dass die vor Beginn derRestaurierungsmaßnahme vorgefundenen Mörtel undPutze in der Regel als bauzeitlich anzusprechen sind.Nicht zuletzt infolge des jahrelangen Leerstandes desStadels waren freilich zahlreiche Schadensbilderentstanden: In vielen Bereichen, sowohl außen alsauch innen, hatten die verwendeten Putz- und Setzmörtelerhebliche Schäden genommen, das Mauerwerkwar zum Teil stark ausgewaschen.Bauherren, Denkmalpfleger und Ausführender warensich von Anfang an darin einig, dass es bei den geplantenRestaurierungsmaßnahmen vor allem darumgehen musste, zum einen die Aussagekraft des Mauerwerksnicht mit einer Putzlage zu mindern, und zumanderen das farbige Erscheinungsbild des Weismannstadelsentsprechend der historischen Putzfarbe wiederherzustellen.Die entscheidende Frage war daher,welches Mörtelmaterial verwendet werden sollte. Es58<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


musste in Hinblick auf Härte, Farbigkeit, Struktur undWiderstandsfähigkeit dem Bauwerk möglichst gerechtwerden. In Kooperation mit Herrn Peter Butz von derFirma RCP RoCemPlaster Baustoff GmbH konntenverschiedene Arbeitsproben mit Romanzement angesetztwerden, welche vom Bayerischen Landesamt fürDenkmalpflege begutachtet wurden. Der Vorschlagdes zuständigen Gebietsreferenten Dr. Michael Schmidt,nach dem Anwerfen des Mörtels Kieselsteinchen mitanzubringen, erwies sich als der zielführende Ansatz.Die Ausführung der zwischen Juni und September2012 durchgeführten Arbeiten erforderte nicht nureine hohe Materialkenntnis, sondern auch einekonzentrierte Vorgehensweise, damit die Reinigungder Steinköpfe vor der Antrocknung des Putzes erfolgte.Zustand des Mauerwerks vor der RestaurierungDas Massivmauerwerk des Gebäudes besteht aus Naturstein,die Bögen über Fenster und Tor aus gebranntenZiegeln.Karl Jobst, Restaurierung des Mauerwerks im Weismannstadel59


Spuren der Verwitterung, abgängiger Fugen undfehlender Kleinsteine waren vor allem an der NordundWestseite zu beobachten.Das Mörtelbett der Steine und die Restputzflächenbestehen aus ockrig-gräulichem Kalkputz.Vor allem an der Nordseite siedelte sich in den Fugenpflanzlicher Bewuchs an.Zwecks Salzbelastung (Chlorid, Sulfat, Nitrat) wurdenim Labor Fugenmörtel-Proben untersucht mit demErgebnis, dass nur eine geringe Belastung bestand.60<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Durchgeführte MaßnahmenFolgende Maßnahmen wurden durchgeführt:1. Der Pflanzenbewuchs wurde entfernt. Durch Einstreichen dieser Bereiche mit Keim Algicid plus sollteverhindert werden, dass evtl. neuer Bewuchs entsteht.2. Sandende Fugen und loser Putz wurden mit Hochdruckreiniger und Fugeisen abgetragen.3. Die Mauerlücken wurden mit RCP Stampfmörtel (Bindemittel: Romanzement) und Bruchsteinen vomBlauhornstadel ausgezwickelt.4. Die tiefen Fugen und Zwischenräume wurden mit RCP-Versetz- u. Fugmörtel I (Bindemittel: Larnit Zement)egalisiert.5. Das Aufbringen der letzten Putzlage erfolgte perHand mit Kelle, das anschließende Verteilen und Planierendes Mörtels mit einer abgearbeiteten kleinenMalerbürste. Nach dem Ansteifen des Putzes wurdedie Oberfläche mit einer Kokosbürste nachplaniert.Durch diese Maßnahme wurden zugleich die Steinköpfegereinigt. Das gesamte Putzmaterial wurde mitPigmenten aus Eisenoxidgelb und Eisenoxidrot demhistorischen Vorbild entsprechend angepasst.129


Verwendetes PutzmaterialWie bereits erwähnt, sollte die ursprüngliche Putzfarbedes Weismannstadels möglichst genau nachgebildetwerden, um dessen historisches Erscheinungsbildwiederherzustellen. Bei der Herstellung des Objektmörtelsorientierte man sich daher am Farbton desNeumarkter Grubensandes. Dieser wird immer noch<strong>zur</strong> Selbstherstellung von Kalkputzen in der Restaurierungverwendet. Er enthält geringe Mengen vonEisenoxidgelb, dadurch entsteht der angenehm beigePutzfarbton, der den Weismannstadel seit der Restaurierungauszeichnet.Der beim Weismannstadel verwendete Objektmörtelwurde von der Firma RCP RoCemPlaster BaustoffGmbH hergestellt. Seine Baustoffmatrix stellt sichgemäß historischem Vorbild im einzelnen wie folgtdar:- Bindemittelbasis: Kalk, Roman Zement, LarnitZement u. Kalkspatzen- Zuschlag: Quarzsand 0/2 + örtlicher Zuschlag 4/6- Pigmente- ohne organische Zusätze- hydrophil (W = 0)- Erhärtung: hydraulisch u. carbonatisch- Druckfestigkeit: > 3,5 N/mm 2Diese PZ-freie Mörtelmatrix bot die Gewähr einesfrühfesten (Grünstandsfestigkeit) und danach moderatenErhärtungsverlaufes ohne Verlust der hydrophilenGrundstruktur. Mangels Anlagemöglichkeit einerHorizontalsperre oder Abdichtung gegen rückwärtigeDurchfeuchtung ist der Wassertransport in der Baustoffmatrixdreidimensional bei gleichzeitig hoherRücktrocknungsgeschwindigkeit gewährleistet. Durchdie Zugabe von „Kalkspatzen“ (Branntstückkalk) wurdedie Fähigkeit <strong>zur</strong> „eigenen“ Rissheilung bei dynamischerLast oder zeitversetzer Schwindrissbildung erreicht.Die durchgehende beigegelbe Kolorierung der Mörtelmatrixdurch entsprechend gewählte Sande und Bindemittelmachte eine spätere Farbfassung entbehrlich.Die Endschlichtung der Mörtelbereiche mittels Kokosbürsteermöglichte sowohl die teilweise (2/3 gefasste)Freilegung des Quarzzuschlages als witterungsstabileingebettete, sichtbare Kornlage (Buntkorn K: 4/6)im Fugbereich, als auch die gewünschte Anarbeitunggegen den „ballig“ <strong>zur</strong>ückgewitterten Naturstein (gegenNull).62<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


FazitDank des permanenten Dialogs mit Herrn Butz, derimmer bereit war vor Ort zu sein, wenn dies erforderlichwar, und Dank der hervorragenden Verarbeitbarkeitdes von der Firma RCP RoCemPlaster Baustoff GmbHhergestellten Mörtelmaterials konnte die durchausanspruchsvolle Restaurierung des Mauerwerks desWeismanstadels gelingen - getreu dem Motto: „DasObjekt mit seinen Charakteristika und Anforderungensteht im Mittelpunkt und bestimmt die Vorgehensweise.“Gewiss, ohne Andrea und Thomas Semmler gäbe esden Weismannstadel heute nicht mehr. Neben ihnenzählen für mich aber auch Dr. Thomas Feuerer undDr. Michael Schmidt mit ihrem Wissen um die Geschichteund die Bedeutung des Stadels zu den Retterndieses Kleinods.AbbildungsnachweisKarl Jobst: S. 58, 59, 60, 61 (o.), 62, 63; Andrea und Thomas Semmler: S. 61 (u.)Karl Jobst, Restaurierung des Mauerwerks im Weismannstadel63


Michael SchmidtDer Weismannstadel von Hemauund seine denkmalpflegerische BedeutungDr. Michael Schmidt ist stellvertretender Referatsleiter und Gebietsreferent für die Stadt und den LandkreisRegensburg beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.Die Sommermonate 1903 verbrachten Wassily Kandinskyund seine Schülerin und Freundin Gabriele Münterin Kallmünz. Das Künstlerpaar wohnte zusammenmit den Studenten der „Phalanx“-Malschule im Gasthof„Zur Roten Amsel“, kam sich auch privat näher – undfeierte im August 1903 im Oberpfälzer MarktfleckenVerlobung. Künstlerisch bedeutete dieser Aufenthaltfür die beiden eine Zeit des Sich-Findens undExperimentierens. Kandinsky und Münter fertigtenüberwiegend kleinformatige Gemälde in nachimpressionistischerSpachteltechnik. Das Pastose der Bilderkorrespondierte mit den Motiven der unberührtenFlusslandschaft an der Naab und dem authentischenBild des Marktes: Kandinsky und Münter waren zuBeginn des 20. Jahrhunderts auf der Suche nach dereinfachen, unberührten bäuerlichen Kulturlandschaftan den Zusammenfluss von Naab und Vils gelangt.Sie waren auf der Suche nach dem Ursprünglichen,dem Authentischen.Viel hat sich in den vergangenen über 100 Jahren ereignet,Vieles hat sich verändert. Intakte historischeOrtskerne im Landkreis Regensburg wie jener durchdie Aura eines Künstlerortes mit einem speziellenÜberlieferungs- und Erhaltungswillen ausgestatteteMarkt Kallmünz, Hohengebraching, einst Sommersitzder Äbte von St. Emmeram, das ehemalige DominikanerinnenklosterAdlersberg oder Matting sindselten geworden. Viele Orte vollzogen einen Struktur-


wandel, der nur noch wenig vom ursprünglichenErscheinungsbild übrig ließ: So erinnert, um zwei Beispielezu nennen, im <strong>Regensburger</strong> Stadtteil Winzernur noch wenig an den historischen Weinort mit seinencharakteristischen Wirtschaftsgebäuden, auchweite Bereiche des Marktes Donaustauf entwickeltenin den letzten vierzig Jahren eine bauliche Eigendynamik,dem auch der Status als Denkmalensemblenur schwerlich Einhalt bieten kann, mit der Folge,dass das typische Donaustaufer Kleinbauernhaus imsogenannten Burgquartier inzwischen nahezu verschwundenist. Dort, wo das historische Baugefügeeines Ortes noch vorhanden ist, ist es in aller Regelgefährdet. Dabei wurde und wird mitunter viel Geldin dörfliche Infrastrukturprojekte und Verschönerungsmaßnahmeninvestiert – nicht immer zum Vorteil fürdas historisch Gewachsene und das Authentische. Andie Stelle einer gerade auch durch Zufälligkeitenbestimmten baulichen Überlieferung treten allzu häufigklare orthogonale Strukturen und etwas allzu Aufgeräumtes.Wie anders die aus der sogenannten Bergkapellezum Gegeißelten Heiland, dem Blauhorn- undHemau, Weismannstadelmit Bergkapelle undBlauhornstadeldem Weismannstadel bestehende Baugruppe von Hemau:ein wahrlich wohltuender historischer Platzim Glacis der Ackerbürgerstadt Hemau.Unter dem Gesamtbestand an Baudenkmälern inBayern – etwa 120.000 – sind ca. 65% in privaterHand. Vor allem für diese Fallgruppe – und hierinsbesondere für die 22.000 ländlichen Anwesen –besteht nach den Prognosen in den nächsten Jahrenein erhöhter Instandsetzungsbedarf sowie Bedarf füreine denkmaladäquate Nachnutzung. Man geht derzeitvon ca. 3.000 leer stehenden Gebäuden in Bayernaus; ein Großteil des Leerstandes entfällt dabei aufehemalige landwirtschaftliche Anwesen. Besondersgefährdet sind hierbei die Neben- und Wirtschaftsgebäude,die mit ihren großräumigen und mituntersperrigen Strukturen oftmals einer ökonomischenVerwertung entgegenstehen.Auch im Landkreis Regensburg sind die Baudenkmälerdes bäuerlichen Kulturschaffens gefährdet. Sie sindin besonderer Weise dem oftmals lauten Ruf ausgesetzt:immer höher und weiter. Der mustergültig instandgesetzteWeismannstadel von Hemau setzt ein Zeichengegen den Strom. Es ist eine Sanierung, die Mutmacht, die zeigt, dass am Ende nicht das Unausweichlichestehen muss. Diese Sanierung ist in besondererWeise das Verdienst der Eigentümerfamilie, die inuneigennütziger Weise den Weismannstadel und denbenachbarten, wenig älteren Blauhornstadel (hierwurde inzwischen eine qualifizierte Notsicherungdurchgeführt) zum Zwecke der Rettung erwarben.Die Frage nach einer Umnutzung des Weismannstadelszu Wohnzwecken, und mit ihr in der Konsequenzgravierende bauliche Eingriffe, stellte sich für dieFamilie Semmler hierbei nicht. Der Stadel durfte dasbleiben, was er immer war: ein giebelständiger Flachsatteldachbauaus Bruchsteinmauerwerk in Jurabauweisemit einem Kalkplattendach. Freilich ist dies –immobilienökonomisch gesprochen – keine rentierlicheNutzung, aber sie ist denkmalfachlich die gebotenste.Als Denkmalpfleger bin ich zuversichtlich, für den65


Hemau, Blauhornstadel nach erfolgter NotsicherungBlauhornstadel gleichfalls eine adäquate Nutzung zufinden, die dessen ursprünglicher Zweckbestimmungals Funktionsgebäude mit angebautem Sommerkellerund Kegelbahn entweder entspricht oder zumindestnahekommt.Die Nutzung eines Baudenkmals ist eines der Zentralproblemeder Denkmalerhaltung, da das Schicksal ei-nes Gebäudes zumindest auf lange Sicht von einerNutzung abhängt. Gewiss, es gibt auch Gebäude, diemittelfristig ohne Nutzung dastehen – und gut damitleben – oder solche, die aufgrund ihrer denkmalpflegerischenBedeutung aus der Nutzung genommensind. In der Regel ist seitens der Denkmalpflege abergerade eine Nutzung gewünscht, um den Fortbestanddes Gebäudes langfristig zu sichern. Die Denkmalpflegewill eben keine Musealisierung der Gebäude, sondernwill das historische, kulturelle und bauliche Erbe alsTeil der Gegenwart verstanden wissen. Baudenkmälersind Bestandteil der Wirklichkeit und als solche insLeben gesetzt. Die Bandbreite der Nutzungsänderungen– z.B. Nachnutzungen, Nutzungserweiterungenund Umnutzungen – ist vielfältig. Häufig sind auchmoderate bzw. untergeordnete Nutzungen und reineNutzungsadaptionen realisierbar, die ohne Eingriffein den Baubestand auskommen, somit rückbaubarsind und damit dem Aspekt der Reversibilität genügen.Es sind dies Umnutzungen auf Zeit (letztlich Überwinterungen).Problematisch hingegen sind seit jeherIntensivnutzungen – vor allem Wohnnutzungen –mit der steten Gefahr der Übernutzung.In einer Zeit mit immer kürzeren Nutzungs- undRenovierungsintervallen stellt sich bei allem auch dieFrage, inwieweit die aktuelle Nutzung tatsächlichauch die endgültige ist. Die aktuelle Nutzung wirddamit <strong>zur</strong> Übergangsfrist für spätere, wieder andereFunktionen. Das Nutzungskarussell ist eröffnet.In den jeweiligen Denkmalschutzgesetzen der Bundesländerist der Nutzungsaspekt als zentraler Bestandteildes Denkmalschutzes und der Denkmalpflegeverankert, in Bayern genießt die Frage der denkmalpflegerischangemessenen Nutzung sogar Verfassungsrang:„Staat, Gemeinden und Körperschaften habendie Aufgabe, die Denkmäler der Kunst, der Geschichteund der Natur sowie die Landschaft zu schützen undzu pflegen, herabgewürdigte Denkmäler der Kunstund der Geschichte möglichst ihrer früheren Bestimmungwieder zuzuführen (...)“ (Art. 141 der Baye-66<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


ischen Verfassung). Aus der Bayerischen Verfassungleitet sich unmittelbar auch die Privilegierung derursprünglichen Zweckbestimmung gegenüber anderenNutzungen nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetzab: „Baudenkmäler sollen möglichstentsprechend ihrer ursprünglichen Zweckbestimmunggenutzt werden. Werden Baudenkmäler nicht mehrentsprechend ihrer ursprünglichen Zweckbestimmunggenutzt, so sollen die Eigentümer (...) eine der ursprünglichengleiche oder gleichwertige Nutzunganstreben. Soweit dies nicht möglich ist, soll eineNutzung gewählt werden, die eine möglichst weitgehendeErhaltung der Substanz auf die Dauer gewährleistet.“(Art. 5 Bayerisches Denkmalschutzgesetz).Nutzungsvorrang hat damit die ursprüngliche Zweckbestimmungeines Gebäudes. Was aber tun, wenn dielandwirtschaftliche Nutzung endete? Welche Nutzungfür großflächige Bauvolumina finden?Die Nutzungsfindung für Baudenkmäler wird nachallgemeiner Einschätzung zu einem, vielleicht demzentralen Thema der aktuellen Denkmalpflege.Die Denkmalpflege des 21. Jahrhunderts sieht sichvor dem Hintergrund der veränderten sozialen, demographischen,ökonomischen und ökologischenRahmenbedingungen mit neuen Herausforderungenkonfrontiert. So wird auch die überwiegendeMehrheit von historischen Wirtschaftsgebäuden nurmit einer angemessen Umnutzung überleben können.Wo aber endet die denkmalfachliche Gebotenheitund das noch akzeptable Maß und wo beginnt dieÜbernutzung? Schon das Erscheinungsbild eines zuWohnzwecken umgenutzten historischen Wirtschaftsgebäudesist ungeachtet der damit verbundenen Eingriffein den materiellen historischen Bestand einanderes als das der angestammten Nutzung.All jene Baudenkmäler, die wie der Weismannstadelmöglichst in ihrer überkommenen Zweckbestimmungerhalten und instand gesetzt werden können, ohneeiner Gewinnmaximierung und Übernutzung anheimzufallen,verdienen daher besonderen Schutzund denkmalpflegerische Fürsorge.Wie der Weismannstadel konnte im Jahr 2013 auchder bruchsteingemauerte Zehentkasten des ehemaligenDominikanerinnenklosters Adlersberg bei Pettendorfwiederhergestellt werden. Dieser war nach dem Abtragseines baufällig gewordenen Dachwerkes in den1970er Jahren nur noch auf die bloßen Umfassungsmauerndes 14. Jahrhunderts beschränkt. Eine neuaufgeschlagene zimmermannsmäßige Dachkonstruktionlässt die Dimension des Baus wieder erleb-Obertraubling, BayWa-Lagerhaus (erbaut 1920) – Rettung durchWohnnutzung?Adlersberg, Zehentkasten (14. Jahrhundert) von WestenMichael Schmidt, Der Weismannstadel von Hemau und seine denkmalpflegerische Bedeutung67


ar werden, vor allem garantiert sie den bestmöglichenSchutz des Bruchsteinmauerwerks vor Bewitterungund trägt so <strong>zur</strong> Nachhaltigkeit bei. Das Gebäude istwieder in Funktion, ist Wirtschaftsgebäude und Veranstaltungshallefür die dortige Brauerei, ohne dassdas naturrote Falzziegeldach hierfür mit Belichtungsöffnungenperforiert worden wäre. Der Denkmalpflegerhofft, dass dem Hemauer Weismannstadel und demAdlersberger Zehentkasten weitere Instandsetzungenfolgen mögen, bei denen die ursprüngliche Zweckbestimmungder Baudenkmäler mit ihren weitläufigen,großzügigen und offenen Strukturen erhalten werdenkann. Dies gilt für den im Kern barocken SünchingerSommerkeller, Ort des bekannten Taubenmarktes,ebenso wie für eine malerische, erst jüngst als einBaudenkmal erkannte Gruppe von drei giebelständigen,teilweise verbretterten Block- und Fachwerkbautenmit Steildächern aus dem 16./17. Jahrhundertam Ufer der Schwarzen Laber in Beratzhausen. DieDenkmalpflege setzt sich dafür ein, dass auch dieseBauten das bleiben dürfen, was sie sind: historischeWirtschaftsgebäude. Denn im Maßhalten und nichtin der Übernutzung liegt die Zukunft für unsereVergangenheit. Möge der Weismannstadel auch hierinein Vorbild sein.Beratzhausen, Stadelgruppe an der Schwarzen LaaberDer Landkreis Regensburg ist nicht gerade für einendichten Bestand an historischen Bauernhäusern bekannt.Im Umkreis der prosperierenden Stadt Regensburgwar der Bestand an Objekten des bäuerlichenund ländlichen Kulturschaffens in den letzten Jahrzehntenin hohem Maße einem Veränderungsdruckunterworfen. Dabei verdient der Bestand an bäuerlichenAnwesen im Landkreis Regensburg eine eingehendereBetrachtung. Der Landkreis liegt im Schnittpunktdreier Hauslandschaften und ist hierin auchSpiegelbild der naturräumlichen Ausstattung undseiner historischen Entwicklung. Die Gegend um Regensburgwird durch die beiden großen Flüsse Donauund Regen in drei Naturräume geteilt: Südlich derDonau entfaltet sich die weite Ebene des Gäubodensund der Übergang ins Tertiäre Hügelland Niederbayerns,nördlich der Donau beginnt westlich desRegen der Oberpfälzer Jura, östlich des Regen derVordere Bayerische Wald. Ausgehend von der naturräumlichenAusstattung haben sich im Bereich desVorderen Bayerischen Waldes Reste von historischenBlockbauten im Typus des Waldlerhauses erhalten.Auch die Übergangszone zum Tertiären Hügellandwar ursprünglich durch in der Regel zweigeschossigehölzerne Blockbauten geprägt – am ursprünglichstenim denkmalprämierten Haus Nr. 8 in Buchhausenerhalten (1599) – , allerdings setzte hier häufig bereitsin der Barockzeit als Ausdruck der wirtschaftlichenStärke dieser agrarisch privilegierten Region eine starkeTendenz <strong>zur</strong> Versteinerung der Bauten ein, die zunächstdas Erdgeschoss erfasste (Schierling, Prangstraße 6),später auch das Obergeschoss durch einen Massivbauablöste. Besonders einprägsame Vertreter dieser Entwicklunghaben sich mit dem Holzer-Anwesen in Mintraching,einem Bauernhaus in Rogging (Gde. Pfakofen)und einem Bauernhaus in Pinkofen (Gde. Schierling)erhalten. Zumindest die beiden letztgenannten Wohnstallhäusersind in ihrem Bestand akut gefährdet.Mit der Gemeinde Hemau hat der Landkreis RegensburgAnteil an der Jurahaus-Landschaft. Von Regensburg68<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Pittmannsdorf, Stadel mit Kalkplattendachkommend bildet ein Stadel im Ort Pittmannsdorf (siebenKilometer vor Hemau) gleichsam den Auftakt zuder dritten Hauslandschaft. Dieser Stadel erscheintdabei als ein merkwürdig hybrider Bau – in der Konstruktionein Holzständerbau, die Dachdeckung mitKalkplatten ausgeführt – und hierin besonders geeignet,die topographische Nahtstelle zwischen dem Noch-Nicht (Konstruktion) und dem Schon (Kalkplattendach)zu besetzen. Der Bereich um Pittmannsdorf wurdebereits 1919 von Heinrich Ullmann als Grenze desSchutzgebietes des Kalkplattendaches im Altmühlgebietdefiniert (Heinrich Ullmann, Das Kalkplattendachim Altmühlgebiet, in: Bayerischer Heimatschutz 17.Jg., Nr. 11-12, 1919, hier: Karte Abb. 2). Mit demwiederhergestellten Kalkplattendach des Weismannstadelsgehören die 20 mit ihren Kalkplattendächernexplizit in der Bayerischen Denkmalliste genanntenBaudenkmäler im Landkreis Regensburg dem Gemeindebereichvon Hemau an. Allerdings ist anzumerken,dass die tatsächliche Zahl von Kalkplattendächern(allein im Stadtgebiet von Hemau) weit höherist. Prominentestes Beispiel ist das Alte Rathaus amStadtplatz. Sowohl innerhalb der ehemaligen Stadtmauernder historischen Ackerbürgerstadt (z.B. in derRiedenburger Straße) als auch in den Erweiterungsquartierendes 19. Jahrhunderts außerhalb desmittelalterlichen Berings gibt es noch einige WohnundWirtschaftsgebäude mit Kalkplattendächern.Nachdem Hemau nicht den Status eines Denkmalensemblesnach Bayerischem Denkmalschutzgesetzgenießt, ist eine gesetzliche Erhaltungsforderung mitAusnahme der Baudenkmäler hier nicht möglich. Füralle übrigen Kalkplattendächer ist der Erhalt dieserhistorischen Deckungsart eine ausschließlich freiwilligeLeistung, der vielleicht gerade deshalb besondere Anerkennunggebührt. Heinrich Ullmanns von Denkmalpflegerngerne zitierter Aufruf zum Schutz derKulturlandschaft aus dem Jahr 1919 ist im Stadtbereichvon Hemau in den meisten Fällen ein bloßer Appellan die Freiwilligkeit: „Es erscheint als eine dankbareund fruchtbringende Aufgabe, diese Werte als unzerstörbaresGut der Heimat zu sichern in einer Zeit,in der wir sonst so Vieles verlieren müssen.“ Es istdaher zu begrüßen, dass sich dessen ungeachtet inHemau als Bekenntnis <strong>zur</strong> Region Oberpfälzer Juraviele Dächer mit ihrer authentischen Legschieferdeckungerhalten haben. Gewiss, die Wiederherstellungder Kalkplattendeckung am Weismannstadel war obder finanziellen Mehraufwendungen gegenüber einerRotdeckung für die Eigentümerfamilie kein leichterSchritt, und die Entscheidung stand auf des MessersSchneide. Sie hat sich aber gelohnt, denn nur mitseiner für das Gebäude archivalisch verbürgten Kalkplattendeckungerfährt der Bau auch jene Anmutung,die ihm 1824 als Stadel in Jurabauweise mitgegebenworden war. Erst die richtige Deckung erschließt denGestaltwert des Bauwerks, macht es zu einem identitätsstiftendenBaudenkmal und im eigentlichen Sinnezum vollwertigen Bestandteil der Jurahauslandschaft.Der benachbarte Blauhornstadel, ehemalsebenfalls mit einem Kalkplattendach gedeckt, wurdein späterer Zeit zu einem Steildachstadel umgebaut.Dieser Umbau ist als prägend anzusehen, so dass hiereine Rückführung auf einen Jurastadel mit Legschieferdeckungnicht in Betracht kommt. Ganz imGegenteil: Die typologische Differenzierung zwischenWeismann- und Blauhornstadel als Teil der Bau- undVeränderungsgeschichte hat einen besonderen Reizinnerhalb der Baugruppe.Michael Schmidt, Der Weismannstadel von Hemau und seine denkmalpflegerische Bedeutung69


Im Unterschied zu der seit den Forschungen Ullmannsallgemein akzeptierten (und daher nicht mehr hinterfragten)Umgrenzung des Schutzgebietes des Kalkplattendacheszeigt sich bei näherer Betrachtung,dass das Vorkommen von Steindächern im LandkreisRegensburg keineswegs auf den Bereich der GroßgemeindeHemau beschränkt ist: neben der mit sogenanntenZwicktaschen belegten Satteldachremiseeines zweiteiligen aus dem 18. Jahrhundert stammendenWirtschaftsbaus am Baudenkmal Mausermühlegehören dazu auch einige Flachsatteldachgebäudean der Donau im Bereich von Oberndorf (LandkreisKelheim) und Matting. In Matting verfügt zumindestdas im Kern aus dem 15./16. Jahrhundert stammendeund wohl um 1607/08 baulich veränderte Gasthausmit seinem Zunftstüberl über eine (bei der Instandsetzungin den 1980er Jahren wiederhergestellte)Kalkplattendeckung, ähnliches ist auch für das typgleicheehemalige Gasthaus von Kleinprüfening(Mariaorter Straße 17) anzunehmen, errichtet 1613 (d).Mausermühle bei Beratzhausen, Wirtschaftsbau mit Remise (links),18. JahrhundertMatting, An der Donau 21, GasthausMausermühle bei Beratzhausen, Detail der Dachdeckung mit ZwicktaschenKleinprüfening, ehem. Gasthaus (1613 d)70<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1


Letzteres ist damit das am weitesten östlich gelegeneJurahaus, will man nicht das heute als Baierwein-Museum bekannte Kelterhaus von Bach a.d. Donau,ein eingeschossiger Flachsatteldachbau wohl des15./16. Jahrhunderts, diesen Bauten hin<strong>zur</strong>echnen.rung mit ihrer anspruchsvollen Handwerker- undRestauratorenleistung brachte ein historisches Wirtschaftsgebäude,das noch 2007 einer Parkplatzerweiterungim Wege stand, wieder ins öffentliche Bewusstsein.In seinem bloßen Dasein strahlt der Stadel Ruheund Kraft aus. Sein Bruchsteinmauerwerk wirkt unbeugsamarchaisch, die Proportion hingegen geradezumodern. Er erscheint wie eine Urhütte und ist dochvon zeitloser Maßstäblichkeit. Die im räumlichen Wirkungsbezugunterhalb des Stadels am Neukirchensteigerrichteten beiden neuen Wohngebäude scheinen derProportion des Weismannstadels zu folgen und demBaudenkmal gleichsam Reverenz zu erweisen.Bach a.d. Donau, Kelterhaus (Baierwein-Museum), 15./16. JahrhundertDie zum Teil mittelalterlichen Bauten der Matting-Gruppe verfügten mit ihren Pfettendächern zumindestüber die bautechnisch-konstruktiven Voraussetzungenfür Legschieferdächer. Für den Landkreis Regensburgbedeutet das wiederhergestellte Kalkplattendach desWeismannstadels einen Beitrag <strong>zur</strong> Stärkung des inseinem Bestand gefährdeten Jurahauses im Allgemeinenund der Legschieferdeckung im Besonderen.Hemau, Einfamilienhäuser am NeukirchensteigDer Weismannstadel ist Inbegriff des Zeitlosen, desUnverrückbaren. Er ist in einer schnelllebigen Zeit eintypologischer Ankerpunkt und historischer Ruhepolfür Hemau und die Juraregion im Landkreis Regensburg.AbbildungsnachweisBayer. Landesamt für Denkmalpflege, Michael Schmidt (2013): S. 64, 65,66, 67, 68, 69, 70, 71 (l. o., r.); Bayer. Landesamt für Denkmalpflege,Karl Schnieringer (2012): S. 71 (l. u.)Gefährdetes Wohnstallhaus bei HemauDer sanierte Weismannstadel wurde innerhalb vonnur wenigen Monaten – weit über Hemau hinaus –zu einem Besucherobjekt. Die mustergültige Sanie-Michael Schmidt, Der Weismannstadel von Hemau und seine denkmalpflegerische Bedeutung71


Wir danken folgenden Firmen,die an der Instandsetzung des Weismannstadels beteiligt waren:Eckl GmbHNürnberger Straße 44, 93155 HemauTel.: 09491/1830, Fax: 09491/551E-Mail: info@eckl-hemau.deKarl JobstRestaurator und KirchenmalerLabertalstr. 16, 93155 HemauTel.: 09491/1476Glas KellnerNürnberger Str. 13, 93155 HemauTel.: 09491/903797, Fax: 09491/903796E-Mail: info@glaskellner.deSchreinerei KöblerLangenkreith, Tangrintelstraße 35, 93155 HemauTel.: 09491/954705, Fax 09491/954706Licht hoch 2 GmbHGewerbering Ost 5a, 93155 HemauTel.: 09491/954350, Fax: 09491/954301E-Mail: info@licht2.deMaag Holz GmbHKelheimer Straße 14a, 93155 HemauTel.: 09491/9414-0, Fax: 09491/9414-22E-Mail: info@maag-holz.deElektro Meier GmbHAm Wasserturm 2, 93155 HemauTel.: 09491/1770, Fax: 09491/3434E-Mail: service@elektrotechnik-meier.deKarl Pollinger HeizungsbauJosef-Ebenhöch-Str. 6, 93155 HemauTel.: 09491/902073, Fax: 09491/902075E-Mail: karl.pollinger@t-online.deSpenglerei Pollinger Konrad GmbH & Co. KGSteinbruchweg 2, 93339 JachenhausenTel.: 09442/2713, Fax: 09442/906301E-Mail: k.p@spenglerei-pollinger.deRCP RoCemPlaster Baustoff GmbHLager RegensburgDitthornstraße 24 a, 3055 RegensburgTel.: 0941/38222263, Fax: 0941/38222265E-Mail: info@rocemplaster.deHolzbau Semmler GmbHRieb 5, 93155 HemauTel.: 09491/941110, Fax: 09491/941112E-Mail: info@dachsanierer.deNaturstein Semmler GmbHRieb 5, 93155 HemauTel.: 09491/902515, Fax: 09491/902514E-Mail: info@naturstein-semmler.deStrobl Dach GmbH & Co. KGKuhweg 6a, 85072 EichstättTel.: 08421/2983, Fax: 08421/80863E-Mail: info@strobldach.de72<strong>Regensburger</strong> <strong>Beiträge</strong> zu <strong>Heimatforschung</strong>, Band 1

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