Forderungen der Papierfabriken an die Qualität des ... - INGEDE
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<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer Papiere<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Papierfabriken</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong><strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer Papiere– <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> gesammelten Altpapiers und Aufbereitungsverfahren –Ulrich Höke1. Altpapier........................................................................................................1921.1. Statistiken......................................................................................................1921.2. Altpapiersorten.............................................................................................1951.3. Erfassung, Sortierung..................................................................................1971.4. Alternative Erfassung..................................................................................2011.5. Aufbereitung.................................................................................................2022. Grafische Papiere..........................................................................................2042.1. Sorten.............................................................................................................2042.2. Altpapiereinsatz............................................................................................2052.3. <strong>Qualität</strong>s<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungen..............................................................................2062.4. Limitierende Faktoren zum Altpapiereinsatz...........................................2073. Schlussfolgerungen......................................................................................2084. Literatur.........................................................................................................209Aufgrund <strong>der</strong> Primärrohstoffknappheit in Europa ist <strong>die</strong> Grundstoffindustrie – zumin<strong>des</strong>tso l<strong>an</strong>ge wir in Europa industrielle Produktion aufrechterhalten wollen – inimmer stärkerem Umf<strong>an</strong>g auf Sekundärrohstoffe <strong>an</strong>gewiesen. Die visionären Ziele<strong>der</strong> EU-Kommission zur Etablierung einer Europäischen Kreislaufwirtschaft undihrer For<strong>der</strong>ung nach hochwertigem Recycling kommt <strong>die</strong> Papierindustrie in Europaund beson<strong>der</strong>s in Deutschl<strong>an</strong>d bereits sehr nahe; allerdings ist mit dem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzin Deutschl<strong>an</strong>d eher eine Schwächung denn eine Stärkung <strong>des</strong>hochwertigen Recyclings zu befürchten.Die <strong>Qualität</strong> von Produkten wird im wesentlichen Maße von <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>der</strong> eingesetztenRohstoffe und natürlich von den Produktionsverfahren bestimmt. So ist esverwun<strong>der</strong>lich, dass wir in Deutschl<strong>an</strong>d Altpapier unabhängig von qualitativen Gesichtspunktenin einem nicht spezifizierbaren Mix in einer Tonne (bei haushaltsnaherErfassung) sammeln und <strong>an</strong>schließend versuchen, <strong>die</strong>sen Mix mühsam mit hohemAufw<strong>an</strong>d wie<strong>der</strong> ausein<strong>an</strong><strong>der</strong> zu trennen. Gerade für <strong>die</strong> Herstellung grafischer Papieremit sehr unterschiedlichen und zum Teil sehr hohen <strong>Qualität</strong>s<strong>an</strong>sprüchen ist <strong>die</strong><strong>Qualität</strong>sbeeinträchtigung durch <strong>die</strong> gemischte Erfassung und limitierte Sortiergüteein Hin<strong>der</strong>nis zur Verwendung von mehr Sekundärrohstoff im Neupapier.191
<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer PapiereRückg<strong>an</strong>g im Gebrauch von Papierprodukten bedeutet natürlich auch, dass absolutweniger Altpapiermenge – beson<strong>der</strong>s im grafischen Sortenbereich – in Europa bzw.auch in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>fällt.Dabei ist Altpapier inzwischen auch weltweit mengenmäßig <strong>der</strong> wichtigste Rohstoff für<strong>die</strong> Papierherstellung geworden (Bild 2), weltweit liegt <strong>die</strong> Einsatzquote von Altpapierbereits bei 56 Prozent.Altpapier-Einsatzquote%80706050403020100Deutschl<strong>an</strong>dEUWelt1980 19902000 2010Bild 2:Entwicklung <strong>der</strong> Altpapiereinsatzquoten global und regionalQuellen:Neidhardt, T.; Faul, A.; Kibat, K. D.; Putz, H. J.: Stoffliche Verwertung von Altpapier im Focus.Wochenblatt für Papierfabrikation11/ 2012, S. 838-842Zellcheming AK RECOBeson<strong>der</strong>s Deutschl<strong>an</strong>d ist ein Vorreiter im Bereich <strong>der</strong> Altpapiernutzung mit einerAltpapiereinsatzquote von gut siebzig Prozent, während im europäischen Durchschnittmit etwa fünfzig Prozent Einsatzquote <strong>an</strong>scheinend noch mehr Altpapier eingesetztwerden könnte. Der Europäische Altpapierrat (ERPC) berichtet in seinen jährlichenMonitoring-Reporten [4] eine deutlich höhere Recyclingquote in Europa, <strong>die</strong> im Jahr2011 auf 70,4 Prozent <strong>an</strong>gewachsen ist (Bild 3). Dabei wird aber <strong>der</strong> Nettoexport in <strong>die</strong>Recyclingquote eingerechnet. Deutlich wird dadurch in Bild 3, dass <strong>der</strong> hohe Altpapierexport<strong>an</strong>teilin Grunde eine hohe Reserve für weitere Steigerung <strong>der</strong> Altpapiereinsatzquotein Europa darstellen könnte.Stu<strong>die</strong>n zufolge wird aber <strong>die</strong> Papierproduktion nie ohne stetigen Nachschub vonFrischfasern auskommen können; nicht nur aus qualitativen Gründen, son<strong>der</strong>n vorallem aus mengentechnischen Erwägungen [5, 6, 7], da Faserverluste im gesamten Recyclingkreislaufauftreten, <strong>die</strong> ausgeglichen werden müssen. Ohne <strong>die</strong>sen Frischfaserinputwürde <strong>der</strong> Papierkreislauf innerhalb weniger Monate völlig zum Erliegen kommen [6, 7].193
Ulrich HökePapierrecyclingMillionen Tonnen10080604040 %47 %52 %62 %69 % 70 %2001991 1995 2000 2005 2010 2011Recycling außerhalb Europas Papier- und Pappeverbrauch in EuropaRecycling innerhalb Europas RecyclingrateBild 3:Quelle:Entwicklung <strong>der</strong> Recyclingrate in Europa (CEPI-Län<strong>der</strong>)ERPC, CEPIDie Altpapiereinsatzquote ist bezogen auf <strong>die</strong> jeweiligen Neupapiersorten sehr unterschiedlich.Im europäischen Rahmen (Bild 4) wird deutlich, dass hauptsächlichWellpappenpapiere im Bereich <strong>der</strong> Verpackungsmaterialien und Zeitungsdruckpapiereim Bereich <strong>der</strong> grafischen Papiere sehr hohe Altpapiereinsatzquoten aufweisen undoffenbar fast ausschließlich auf Altpapierbasis produziert werden [3]. Der Eindrucktäuscht aber etwas, da aufgrund <strong>der</strong> Aufbereitungsverluste bei <strong>der</strong> Papierherstellung<strong>die</strong> Einsatzquoten über hun<strong>der</strong>t Prozent liegen müssten; bei Verpackungspapieren wäredas etwa 110 Prozent und bei Zeitungsdruckpapieren etwa 120 Prozent.Einsatzquoten%100WellpappenpapiereZeitungsdruck90<strong>an</strong><strong>der</strong>e80Verpack-<strong>an</strong><strong>der</strong>eungs-papierePapiere70Haushalt60u. S<strong>an</strong>itär50Karton40302010<strong>an</strong><strong>der</strong>e grafische Papiere00 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100Anteil <strong>an</strong> <strong>der</strong> gesamten Papier- und Kartonproduktion %Gemischte SortenWellpappen und KraftpapierZeitungen und Zeitschriften Hochwertige PapiersortenBild 4:Quelle:CEPIAltpapiereinsatzquoten in Europa194
<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer PapiereDie <strong>an</strong><strong>der</strong>en grafischen Papiere haben im europäischen Durschnitt lediglich einen Altpapiereinsatzvon nur zehn Prozent. Diese Sortengruppe wäre <strong>der</strong> größte Bereich (beietwa 35 Millionen Tonnen <strong>an</strong><strong>der</strong>e grafische Papiere) zur möglichen Steigerung <strong>des</strong> Altpapiereinsatzes,wenn <strong>die</strong> jeweils notwendige entsprechende Sekundärrohstoffqualitätin ausreichenden Mengen vorh<strong>an</strong>den wäre. Sowohl CEPI als auch <strong>der</strong> VDP (Verb<strong>an</strong>dDeutscher <strong>Papierfabriken</strong>) haben den großen Strauß <strong>an</strong> unterschiedlichen grafischenPapiersorten unter einem Begriff <strong>an</strong><strong>der</strong>e grafische Papiere zusammengefasst. Im Kapitel 3soll versucht werden, <strong>die</strong> Sortenvielfalt <strong>die</strong>ser Gruppe etwas mehr aufzuschlüsseln.In Deutschl<strong>an</strong>d erreichen wir bei den grafischen Papieren deutlich höhere Altpapiereinsatzquotenals in Europa (Bild 5). Bei Zeitungsdruckpapieren liegen wir mit117 Prozent nahezu bei <strong>der</strong> Sättigung. Bei <strong>an</strong><strong>der</strong>en grafischen Papieren liegt <strong>der</strong> Wertmit etwa 28 Prozent deutlich über dem europäischen Durchschnitt.Altpapier<strong>an</strong>teil%14012010080604020Bild 5:020042005 2006 2007Zeitungsdruckpapier2008 2009 2010 2011sonstige grafische PapiereAltpapiereinsatzquoten inDeutschl<strong>an</strong>dQuelle:VDPAuffällig ist, dass sich innerhalb <strong>des</strong> gezeigten Zeitraums von acht Jahren kaum Bewegungin <strong>der</strong> Einsatzquote gezeigt hat. Der Grund liegt weniger darin, dass nichttechnologisch mehr Altpapier in einigen Sorten eingesetzt werden könnte, son<strong>der</strong>ndarin, dass <strong>die</strong> Papierindustrie als kapitalintensive Industrie keine Investitionen vornimmtbei völlig unsicheren Prognosen über <strong>die</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong> entsprechendenSekundärrohstoffmengen <strong>der</strong> jeweils benötigten Sorte.1.2. AltpapiersortenKonsequenterweise haben daher <strong>die</strong> Beteiligten in <strong>der</strong> Papierkette für eine qualitativeEinstufung von Altpapiersorten gesorgt (Bild 6). Da Altpapier <strong>an</strong> unterschiedlichenQuellen eingesammelt wird, hat <strong>die</strong> jeweilige Sammelart natürlich Einfluss auf <strong>die</strong><strong>Qualität</strong> [6]. Anfallstellen wie Druckereien und Papierverarbeiter können sortenreineTrennung meistens im eigenen Hause vornehmen. Auch in Kaufhäusern und Supermärktenwird versucht, relativ sortenrein zu sammeln. Lei<strong>der</strong> wird viel zu wenig Büroaltpapiergetrennt erfasst. Am heterogensten ist Altpapier aus haushaltsnaher Erfassung,vor allem bei dem heute mehr o<strong>der</strong> weniger eingeführten Holsystem (blaue Tonne).195
Ulrich HökeBild 6:AltpapierLister <strong>der</strong> europäischen (CEPI/B.I.R.)St<strong>an</strong>dardsorten und ihre <strong>Qualität</strong>enGruppe 1: Untere SortenGruppe 2: Mittlere SortenGruppe 3: Bessere SortenGruppe 4: Krafthaltige SortenGruppe 5: Son<strong>der</strong>sortenEuropäische Altpapiersortenliste(EN643)Die Sortenliste nennt 57 verschiedeneAltpapiersorten, <strong>die</strong> im Wesentlichen indrei Gruppen: untere, mittlere und höhereSorten eingeteilt wurden. Hierbei h<strong>an</strong>deltes sich um eine grobe <strong>Qualität</strong>seinstufung,<strong>die</strong> nur in <strong>der</strong> Detaillierung <strong>an</strong>satzweiseetwas über den Einsatzbereich <strong>der</strong> jeweiligenSorte aussagt. Hinzu kommen<strong>die</strong> Gruppe krafthaltige Sorten (für denVerpackungsbereich relev<strong>an</strong>t) und Son<strong>der</strong>sorten.Die Son<strong>der</strong>sorten sind zurzeitsehr umstritten, da u.a. durch Definierung<strong>die</strong>ser Sorten <strong>die</strong> EU-Kommission <strong>die</strong>Diskussion über das Ende <strong>der</strong> Abfalleigenschaftvon Altpapier ausgesetzt hat.Innerhalb <strong>der</strong> Gruppe 5 (Son<strong>der</strong>sorten)findet sich auch <strong>die</strong> Sorte 5.01: Altpapiergemischt, unsortiert. Das heißt, hierbeih<strong>an</strong>delt es sich um <strong>die</strong> Ware aus kommunaler haushaltsnaher Erfassung (Blaue Tonne),<strong>der</strong>en Zusammensetzung einschließlich <strong>der</strong> Abfall<strong>an</strong>teile nicht bek<strong>an</strong>nt ist. Nichts<strong>des</strong>totrotzvermarkten viele Kommunen heute <strong>die</strong>ses Gemisch möglichst hochpreisig,ohne dass dafür ein Marktpreis existiert.Meine persönliche Meinung ist, dass <strong>die</strong>ses Gemisch in <strong>der</strong> blauen Tonne nicht in <strong>die</strong>Altpapiersortenliste gehört. Es ist in <strong>der</strong> Tat lei<strong>der</strong> Abfall, und k<strong>an</strong>n erst nach einer Sortierungzu einer Sorte innerhalb <strong>der</strong> Sortengruppen eins bis drei umgew<strong>an</strong>delt werden.Die wichtigsten Sorten in <strong>der</strong> Gruppe 1 sind:• 1.02: Sortiertes gemischtes Altpapier• 1.04: Kaufhausaltpapier (gebrauchte Papier- und Kartonverpackungen)• 1.06: Illustrierte• 1.11: Deinkingware (sortiertes grafisches Papier, im wesentlichen Zeitungen undIllustrierte)Beispiele für Gruppen 2 und 3 sind:• 2.02: unverkaufte Zeitungen• 2.03: Weiße Späne mit leichtem Andruck (holzhaltig)• 2.06: Bunte Akten• 3.05: Weiße Akten (holzfrei)• 3.14: Weißes Zeitungsdruckpapier, unbedruckt• 3.15: weißes, gestrichenes Papier• 3.17: Weiße Späne196
<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer PapiereDeutlich wird aus <strong>die</strong>ser Auflistung, dass <strong>die</strong> Sortenbeschreibungen einen Kompromissaus Anfallstelle und Einsatzzweck darstellen. Bild 7 gibt einen Überblick über <strong>die</strong> indeutschen <strong>Papierfabriken</strong> eingesetzten Altpapiermengen im Jahr 2011. Die unterenSorten machen mehr als drei Viertel <strong>des</strong> verwendeten Altpapiers aus. Mittlere undhöhere Sorten sind erwartungsgemäß nur in begrenztem Umf<strong>an</strong>g verfügbar.Untere Sorten78,0 %Mittlere Sorten6,1 %Bessere Sorten5,5 %Gesamt 16.073.851 TonnenKrafthaltige Sorten9,1 %Son<strong>der</strong>sorten1,3 %Bild 7:Altpapierverbrauch in Deutschl<strong>an</strong>d2011 nach SortengruppenQuelle: VDPDie Unteren Sorten teilen sich dabei zu fast gleichen Teilen (je etwa ein Drittel) inMischpapier, Kaufhaussorten und Deinkingsorten auf, wie Bild 8 verdeutlicht.Deinkingsorten 1.06 … 1.1134,8 %Mischpapier 1.01, 1.0229,2 %Kaufhaussorten 1.04, 1.0536,0 %Bild 8: Verbrauchsmengen <strong>der</strong> unteren Altpapiersorten in Deutschl<strong>an</strong>d 2011Quelle: VDP1.3. Erfassung, SortierungAltpapier fällt als sogen<strong>an</strong>ntes Preconsumer- Material und als Postconsumer-Ware <strong>an</strong>.In beiden Fällen können Bring- o<strong>der</strong> Holsysteme zum Einsatz kommen. Die haushaltsnaheErfassung von Altpapier, <strong>die</strong> aufgrund <strong>der</strong> <strong>an</strong>gesprochen <strong>Qualität</strong>sproblematikhier beson<strong>der</strong>s im Focus steht, gibt es sowohl Bring- als auch Holsysteme. Als197
<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer PapiereSorte 5.01Bunker 80 m 3StoffstromteilerBallistikseparatorBallistikseparator1.04BallistikseparatorBallistikseparatorMengenteilungSteigb<strong>an</strong>d Steigb<strong>an</strong>d Steigb<strong>an</strong>dOptik/NIROptik/NIROptik/NIROptik/NIR1.04Sortierb<strong>an</strong>d11.11Sortierb<strong>an</strong>d21.11Sortierb<strong>an</strong>d31.11Sortierb<strong>an</strong>d41.111.02BunkerBunkerReste1.11 1.04Papier zurProduktionBunkerBallenpresseBild 9:Flussdiagramm <strong>der</strong> Altpapiersortier<strong>an</strong>lage bei Stora Enso Sachsen GmbHSensor/KameraInputLichtquelleFör<strong>der</strong>b<strong>an</strong>dDruckluftimpulsDeinkingBild 10:Opto-Elektronisches Sortiersystem199
Ulrich HökeBild 11:Teilaufnahme <strong>der</strong> Sortier<strong>an</strong>lageStora Enso Sachsen GmbHDie aussortierte Sorte Mischpapier 1.02 enthält dabei noch min<strong>des</strong>tens vierzig Prozentgrafisches Papier, auch <strong>die</strong> Sorte 1.04 enthält noch grafisches Papier von etwa fünf biszehn Prozent. Von <strong>an</strong><strong>der</strong>en Sortier<strong>an</strong>lagen in <strong>der</strong> Entsorgungsbr<strong>an</strong>che sind uns sogarWerte von etwa sechzig Prozent grafischen Anteils im Mischpapier 1.02 und bis zu25 Prozent im Kaufhausaltpapier 1.04 bek<strong>an</strong>nt [8]. Die heutigen mehr o<strong>der</strong> wenigerautomatisierten Sortier<strong>an</strong>lagen sind also bei weitem nicht in <strong>der</strong> Lage, weiße und braunePapiere effizient vonein<strong>an</strong><strong>der</strong> zu trennen.Wichtiger noch ist <strong>die</strong> Frage nach <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>der</strong> erzeugten Sorte 1.11: Nur durchm<strong>an</strong>uelle Nachsortierung lässt sich <strong>die</strong> For<strong>der</strong>ung nach weniger als drei Prozent unerwünschterPapiere und Pappen einhalten. Die auch so nachsortierte Ware enthältbei statistischen Überprüfungen immer noch etwa zwei bis vier Prozent <strong>an</strong> braunemKarton, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> späteren Papierproduktion sogen<strong>an</strong>nte Melierfasern erzeugt.Untersuchungen <strong>des</strong> PMV in Darmstadt zeigen, dass sogar noch höhere Werte <strong>an</strong>unerwünschten Papieren und Pappen in Deinkingware 1.11 aus Sortier<strong>an</strong>lagen gefundenwerden [8]. Außerdem beschreibt <strong>die</strong>ses Forschungsprojekt auch, dass in <strong>der</strong>Deinkingware nach <strong>der</strong> Sortierung auch bis zu acht Prozent <strong>an</strong><strong>der</strong>e Papierprodukteals Presseprodukte, hauptsächlich Büropapiere, enthalten sind.Die <strong>INGEDE</strong> hat bereits seit Jahren ein Monitoring System aufgebaut, in dem <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong><strong>Qualität</strong>sdaten aus <strong>der</strong> eigenen Eing<strong>an</strong>gskontrolle von gelieferter Deinkingwaremonatlich melden, und <strong>die</strong> zusammengefasst und <strong>an</strong>onymisiert allen Mitglie<strong>der</strong>n zurVerfügung stehen (Bild 12).Ingede-MonitoringEing<strong>an</strong>gskontrolle <strong>der</strong> Mitgliedswerke, Sorte 1.11,seit 1999 (Ingede Methoden 7, 8 und 14)• Papierfremde Best<strong>an</strong>dteile: 0,2 % bis 0,5 %• Ungeeignete Papiere/Karton: 2 % bis 3 %Summe: 2 % bis 3,5 %• Feuchtigkeit: 8 % bis 9,5 %• Alter:8 bis 4 Monate• Abgelehnte Lieferungen: 2 % bis 4 %Bild 12:Zusammengefasste Daten ausdem <strong>INGEDE</strong>-Monitoring-System200
<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer PapiereHinzu kommt <strong>der</strong> regional mehr o<strong>der</strong> weniger vorh<strong>an</strong>dene Abfall<strong>an</strong>teil in <strong>der</strong> blauenTonne. Gefunden werden z.B. tote Kleintiere, Waffen und Munition, Feuerwerkskörperund entzündliche Materialien, Spritzen und Verb<strong>an</strong>dsmaterial, gebrauchte Hygieneartikel,Dosen, Bauschutt, Fahrrad- und Moped- Teile, Pulver aus diversen aufplatzendenBehältnissen usw. Solche Beimengungen sind nicht nur problematisch für <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong><strong>des</strong> Papiers, son<strong>der</strong>n stellen auch potentiell eine Gefährdung von Mitarbeitern dar.Etliche Entstehungsbrände in unserer Sortier<strong>an</strong>lage konnten zum Glück bisher immerrechtzeitig unter Kontrolle gebracht werden. Der schlimmste bisherige Fall wurde durchein Pulver ausgelöst (es stellte sich als überlagertes Pestizid heraus,) das <strong>die</strong> Mitarbeitervor Ort so beeinträchtigte, dass wir sie in das Kr<strong>an</strong>kenhaus einliefern mussten.1.4. Alternative ErfassungDas neue Kreislaufwirtschaftsgesetz begünstigt <strong>die</strong> Kommunen, in dem es versucht,ihnen das Monopol über Altpapier zuzugestehen. Gewerbliche Sammlungen werdenextrem erschwert. Grundlage ist zunächst einmal, dass Altpapier einfach zu Abfalldefiniert wird.Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> kürzlich gegründeten Vereins IZP-eV [9] (Initiative Zukunft PapierRohstoffe) halten <strong>die</strong>se Position für nicht haltbar. Sol<strong>an</strong>ge <strong>der</strong> Bürger eine Zeitungo<strong>der</strong> Zeitschrift in <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d hält, hält er keinen Abfall in <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d. Erst durch dasZusammenwerfen verschiedenster Materialien bzw. Produkte in eine Tonne wird darausAbfall gemacht. Dieser Vorg<strong>an</strong>g ist völlig unnötig, wenn <strong>der</strong> Bürger seine Zeitungo<strong>der</strong> Zeitschrift <strong>an</strong> eine Annahmestelle, einen Wertstoffhof o<strong>der</strong> in eine (caritative)Bündelsammlung gibt o<strong>der</strong> zur Schule o<strong>der</strong> zum Kin<strong>der</strong>garten mitnimmt, welche damiteine kleine Budgeterhöhung zum Wohle <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> generieren.Altpapier ist Rohstoff und kein Abfall. Sollten sich dennoch Juristen mit <strong>der</strong> Entledigungsabsichtals Abfalldefinition durchsetzten (was absolut unverständlich für denaufgeschlossenen und umweltorientierten Bürger ist), so erkennt m<strong>an</strong> sehr leichtaus den Bil<strong>der</strong>n 13 und 14, dass <strong>die</strong> alternative Erfassung von rein grafischen Papierprodukten<strong>die</strong> deutlich leistungsfähigere Erfassung gegenüber <strong>der</strong> kommunalenTonnensammlung ist, und damit natürlich auch ihre Zulassungsberechtigung gemäßKreislaufwirtschaftsgesetz erhalten muss.Vor allem in den fünf neuen Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n hat sich <strong>die</strong> alternative Erfassung mittelsAnnahmestellen stark durchgesetzt, da <strong>der</strong> Bürger das ehemalige staatliche SERO-System kennt. Heute funktioniert <strong>die</strong>ses Prinzip wie<strong>der</strong> – natürlich auf privatwirtschaftlicher,wettbewerblicher Basis, schafft Arbeitsplätze und ist das deutlich umweltfreundlichereSystem mit weitaus weniger Ressourcenverschwendung als im kommunalenHolsystem. Zugleich wird aus dem alternativen System qualitativ hochwertige, absolutsortenreine Ware geliefert, ohne dass aufwendige, Energie verschwendende Sortierprozessenotwendig werden.Diese System setzt sich inzwischen auch hier und da in den alten Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n durch.201
Ulrich HökeKommunale SammlungAnnahmestellenTonnen <strong>an</strong> <strong>der</strong> Straße bereitstellenBürger bringt Zeitungen/Zeitschriften zurAnnahmestellein Pressfahrzeugen entleerenTr<strong>an</strong>sport zum UmschlagplatzUmladung in LKW-TrailerTr<strong>an</strong>sport zur Sortier<strong>an</strong>lageTr<strong>an</strong>sport zur PapierfabrikAbfall-EntsorgungSortierung <strong>der</strong> HaushaltssammelwareTr<strong>an</strong>sport zu <strong>Papierfabriken</strong>o<strong>der</strong> ÜberseehafenNeues PapierNeues PapierÜbersee-ContainerBild 13:Systematik bürgernaher PapiererfassungAnalyse alternativ erfasster Deinkingware 1.11aus AnnahmestellenSeit 2001 etwa 500.000 Tonnen<strong>an</strong> Stora Enso Sachsen gelieferte Menge• Zeitungen 60 % ± 5 %• Illustrierte 40 % ± 5 %• Sonstige grafische Papiere < 1 %• Ungeeignete Papiere max. 0,8 %• Papierfremde Best<strong>an</strong>dteile 0Das bedeutet: Absolut sortenreine WareBild 14:<strong>Qualität</strong> alternativ erfasster Deinkingware (StoraEnso Sachsen)1.5. AufbereitungDie Aufbereitung von Altpapier einschließlich <strong>des</strong> Deinkingverfahrens (Deinking= Druckfarbenentfernung) zur Herstellung eines Faserstoffs, mit dem neues Papierhergestellt werden k<strong>an</strong>n, ist in vielen Publikationen umf<strong>an</strong>greich beschrieben worden[7, 8]. Bild 15 gibt beispielhaft eine Anlage wie<strong>der</strong>.202
<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer PapiereAuflösungScheibenfilterEindickungDickstoffreinigungRückwasserflotation1VorsortierungDispergierungCle<strong>an</strong>erungNachflotationIC-SortierungVorflotationScheibenfilterEindickungHilfsmittelaufbereitungRückwasserflotation2FeinsortierungDIP-Türme (Bleiche)MarktstofflinieBild 15:Flussdiagramm <strong>der</strong> Deinking<strong>an</strong>lage von Stora Enso Sachsen GmbHHierbei h<strong>an</strong>delt es sich um eine 2-Loop-Anlage, wie sie heute am häufigsten vorkommt.Je nach Anfor<strong>der</strong>ung <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Endproduktes werden in einer Deinking<strong>an</strong>lagemehr o<strong>der</strong> weniger Prozessschritte <strong>an</strong>geordnet. Bei alle Prozessstufen h<strong>an</strong>delt es sichim Wesentlichen um Trennverfahren aus dem Bereich <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ischen Verfahrenstechnik.Nach <strong>der</strong> Auflösung <strong>des</strong> Altpapiers in einem Pulper o<strong>der</strong> einer Auflösetrommel mittelsRückwasser und wenigen Chemikalien (Natronlauge, Seife, Wasserglas, Wasserstoffperoxid),<strong>die</strong> eine leichte Waschlauge erzeugen, wird versucht, Verunreinigungenund Druckfarben, Klebstoffe, Heftklammern usw. abzutrennen. Je<strong>der</strong> Trennschrittist natürlich mit Mengenverlusten verbunden, so dass <strong>die</strong> Ausbaute einen wichtigenProzessparameter darstellt. Je nach regionaler Herkunft <strong>des</strong> Altpapiers (Kriterien sindFüllstoffgehalt und Feinstoffgehalt) wird in 1-loop-Anlagen eine Ausbeute von 83 bis87 Prozent erzielt, bei 2-loop- Anlagen eine Ausbeute von 76 bis 82 Prozent, und in3-loop Anlagen (in Europa ist nur eine einzige vorh<strong>an</strong>den) eine Ausbeute von sechzigbis siebzig Prozent.Durch Zentrifugalverfahren werden Schwerschmutz wie S<strong>an</strong>d und Leichtschmutzwie Styropor abgetrennt. Durch Hindurchdrücken <strong>der</strong> Pulpe durch Siebkörbe werdenPlastikteile, Klebstoff- Applikationen, <strong>die</strong> sich nicht auflösen, u.Ä. abgetrennt. DieEntfernung von Druckfarben erfolgt in Flotations<strong>an</strong>lagen, in denen in den hochverdünntenStoffstrom Luftblasen eingeblasen werden, <strong>die</strong> hydrophobe Partikel einesbestimmten Größenspektrums <strong>an</strong>lagern. Der so aufschwimmende Deinkingschlammwird abgepaddelt, mech<strong>an</strong>isch entwässert und verbr<strong>an</strong>nt. Die 2-loop-Anlage zeichnetsich dadurch aus, dass zweimalig mehrstufig flotiert wird mit einer zwischengeschalteten203
Ulrich HökeDispergierung, <strong>die</strong> bei erhöhter Temperatur und hoher Stoffdichte betrieben werdenmuss. Das energieintensive Dispergieren soll für eine weitere Druckfarbenablösungvon den Fasern sorgen und evtl. vorliegende größere Schmutzpunkte zerkleinern.Je<strong>der</strong> Prozessschritt erfor<strong>der</strong>t seine eigene Stoffdichte, so dass Entwässerungs- undVerdünnungsvorgänge vielfältig vorkommen. Wie aus <strong>der</strong> Bild 15 zu entnehmen, k<strong>an</strong>n<strong>an</strong>fallen<strong>des</strong> Filtrat, das im System im Kreislauf geführt wird, über Druckentsp<strong>an</strong>nungs-Flotationen im Sinne einer Art Nierenfunktion gereinigt werden.Ziel <strong>des</strong> g<strong>an</strong>zen Aufw<strong>an</strong><strong>des</strong> ist, bestimmte <strong>Qualität</strong>seigenschaften <strong>der</strong> Pulpe zu erreichen,<strong>die</strong> für <strong>die</strong> d<strong>an</strong>n folgende Papierproduktion erfor<strong>der</strong>lich sind. Neben einigenmech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften sind vor allem optische Parameter entscheidend, undhier vor allem Weißgrad o<strong>der</strong> Helligkeit und Schmutzpunktgehalt. Reicht <strong>der</strong> erzielteWeißgrad nicht aus, k<strong>an</strong>n durch entsprechend geschaltete Bleichstufen <strong>der</strong> Weißgrad<strong>an</strong>gehoben werden, aber nur in engen Grenzen. Weißgrade wie bei Frischfaserstoffenerzielbar, sind bei Sekundärfaserstoffen nicht erreichbar.2. Grafische Papiere2.1. SortenWie eing<strong>an</strong>gs schon erwähnt, werden in den Statistiken <strong>der</strong> Verbände nur Zeitungsdruckpapierund <strong>an</strong><strong>der</strong>e grafische Papiere aufgeführt, bei denen es sich um ein sehrbreit gefächertes Sortenspektrum h<strong>an</strong>delt. In Bild 16 ist versucht worden, Hauptsorten<strong>der</strong> grafischen Papiere nach <strong>Qualität</strong> und Wert einzuordnen.Wood-free coated,gestrichenes FeinpapierWertFeinpapiereCopyWood-freeuncoated,ungestrichenesFeinpapierUngestrichenes Magazinpapier:SC-B: Supercal<strong>an</strong><strong>der</strong>ed B;SC-A: Supercal<strong>an</strong><strong>der</strong>ed AGestrichenes Magazinpapier:LWC: Leight Weigh Coated,FCO: Film Coated Offset,HWC: Heavy Weight CoatedAufgebessertesZeitungspapierPressepapiereSt<strong>an</strong>dard-Zeitungspapier<strong>Qualität</strong>Bild 16:Grobe Einteilung von Druckpapiersorten204
<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer PapiereDer Bereich <strong>der</strong> Pressepapiere reicht vom St<strong>an</strong>dard-Zeitungsdruckpapier über aufgebesserte(hellere) Sorten zu ungestrichenen und gestrichenen Magazinpapieren. Esschließen sich Büro- (Kopier-) Papiere <strong>an</strong>, schließlich mit höchsten Ansprüchen <strong>die</strong>Feinpapiere, gestrichen und ungestrichen.2.2. AltpapiereinsatzJe höher <strong>die</strong> Ansprüche <strong>an</strong> Papier gestellt werden, umso weniger Altpapier wird für<strong>des</strong>sen Herstellung eingesetzt (Tabelle 1).Tabelle 1:Altpapiereinsatz in grafischen PapierenPapiersorte Altpapiereinsatz Hauptsorte Altpapier%St<strong>an</strong>dard-Zeitungspapier 80 bis 120 1.11aufgebessertes Zeitungspapier 0 –ungestrichenes MagazinpapierSC-B 80 bis 120 1.06/1.11SC-A 0 bis 20 1.06/2.03/2.05/2.06gestrichenes MagazinpapierLeight Weigh Coated 0 bis 20 1.11/3.15/5.05Film Coated Offset 80 bis 120 1.06/1.11/2.03/2.05/2.06Copy 0 bis 120 2.05/2.06/3.04/2.10/3.14/3.15/3.16/3.18ungestrichenes Feinpapier 0 bis 20 2.05/3.10/3.16/3.18Während hohe Altpapiereinsatzquoten bei St<strong>an</strong>dard-Zeitungsdruckpapier vorliegen,wird bereits bei aufgebessertem Zeitungsdruckpapier kein Altpapier verwendet, da<strong>die</strong> gefor<strong>der</strong>ten Weißgrade zumin<strong>des</strong>t mit <strong>der</strong> Deinkingware 1.11 nicht erzielbar sind.Im Rahmen <strong>der</strong> Magazinpapiere haben sich bei den ungestrichenen Sorten sog. B- (o<strong>der</strong>gar C-) <strong>Qualität</strong>en etabliert, <strong>die</strong> bis zu über hun<strong>der</strong>t Prozent aus Altpapier hergestelltwerden. Diese reichen in ihrer optischen <strong>Qualität</strong> natürlich nicht <strong>an</strong> <strong>die</strong> A-<strong>Qualität</strong>enher<strong>an</strong>. Beim Steichen von sog. LWC (Leight-Weight-Coated) Papieren konnte aufgrund<strong>der</strong> Bla<strong>des</strong>trich-Technologie überhaupt kein Altpapier eingesetzt werden, da z.B. Melierfasern(braune Fasern aus Karton<strong>an</strong>teil in <strong>der</strong> Deinkingware) eine Produktion mitBlade-Coatern völlig unmöglich machte (Rakelstreifen und Abrisse). In den letztenJahren hat es aber <strong>die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> FCO- (Film-Coated-Offset) Papiere gegeben,<strong>der</strong>en Basispapier vollständig aus Altpapier herstellbar ist. Die Oberflächenqualitätkommt aber <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>der</strong> Blade- gestrichenen Papiere nicht her<strong>an</strong>, und im Tiefdruckverfahrensind <strong>die</strong>se Papiere nicht ausreichend gut bedruckbar.Es gibt einige wenige Papierhersteller, <strong>die</strong> auch Büro-Papiere und auch einige Feinpapieremit Altpapiereinträgen herstellen. Büropapiere werden in einigen Fällen sogaraus hun<strong>der</strong>t Prozent Altpapierstoff hergestellt. Zum Einsatz kommen hier überwiegenhöherwertige Altpapiersorten, bei <strong>der</strong>en Verfügbarkeit <strong>die</strong> Hersteller auch mit Hygienepapierproduzentenkonkurrieren müssen, und <strong>die</strong>, wie eing<strong>an</strong>gs gesehen, nur sehrbegrenzt auf dem Markt vorh<strong>an</strong>den sind.205
Ulrich Höke2.3. <strong>Qualität</strong>s<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungenAn jede Papiersorte werden je nach Einsatzzweck verschiedene <strong>Qualität</strong>s<strong>an</strong>sprüchegestellt. Allgemein wird eine gute Verarbeitbarkeit und Bedruckbarkeit gefor<strong>der</strong>t.Beson<strong>der</strong>s <strong>die</strong> Werbewirtschaft stellt hohe Ansprüche <strong>an</strong> <strong>die</strong> Optik <strong>des</strong> Druckerzeugnisses,so dass bestimmte mech<strong>an</strong>ische Eigenschaften, optische Eigenschaften undOberflächeneigenschaften (Bild 17) zu erfüllen sind.Bedeutende <strong>Qualität</strong>skriterien grafischer PapiereMech<strong>an</strong>ische Eigenschaften• Reißlänge,Weiterreißarbeit• Dimensionsstabilität• Rupfen, Spalten• Antriebwi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>dOberfläche• Rauheit, Glätte• ReibungOptische Eigenschaften• Weißgrad, Helligkeit• Farbort• Gl<strong>an</strong>z• Schmutzpunktfreiheit(Reinheit)• OpazitätBild 17:Bedeutende <strong>Qualität</strong>skriterien für grafische PapiereDer Einsatz von Altpapier in Neupapieren richtet sich vor allem nach den optischenParametern und den Oberflächeneigenschaften. Ein Faserkollaps – wie häufig in <strong>der</strong>Öffentlichkeit diskutiert – durch nicht mehr mech<strong>an</strong>isch verwendbare Fasern durchzu viele Recyclingzyklen ist nicht zu befürchten, sol<strong>an</strong>ge ausreichen Frischfasern ingesamten Kreislauf hineinkommen. Wie eing<strong>an</strong>gs gezeigt, ist eine stetige Frischfaserzufuhrrein mengentechnisch schon erfor<strong>der</strong>lich, um den Recyclingkreisslauf amLeben zu erhalten.Bei den optischen Eigenschaften, <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>s vom Altpapierrohstoff beeinflusst werden,geht es vor allem um Weißgrad und Schmutzpunktfreiheit. Tabelle 2 gibt einigeHinweise zu den zu erzielenden Eigenschaften bezüglich <strong>die</strong>ser beiden Parameter.Beachtet werden muss dabei auch immer <strong>die</strong> Messmethode, z.B. ob bei <strong>der</strong> Weiße <strong>der</strong>sog. ISO-Weißgrad, <strong>der</strong> Hellbezugswert Y, o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Luminosity L gemessen, und mitwelcher Lichtart beleuchtet wurde.Tabelle 2:Wichtige optische <strong>Qualität</strong>s<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> grafische PapierePapiersorte Weißgrad SchmutzpunkteISO 2470 (D65)Ingede Methode 2 (DOMAS)%Zeitungsdruck 60 < 110 mm 2 /m 2aufgebesserter Zeitungsdruck 65 bis 80 < ?Magazinpapier (LWC, SC) 65 bis 85 < ?Kopierpapier 70 bis 100 0 bis ?Feinpapier 80 bis 110 0 bis ?206
<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer PapiereFür <strong>die</strong> Altpapiersorte 1.11 k<strong>an</strong>n mit allen Aufbereitungschritten und zweifacherBleiche in <strong>der</strong> Deinkinking<strong>an</strong>lage nur ein Weißgrad von maximal 68 Prozent erreichtwerden, was völlig unzureichend für viele Papierqualitäten ist. Daher muss m<strong>an</strong> beiweißeren Papierqualitäten auch verstärkt höherwertige Altpapiersorten und Frischfaserneinsetzten.Zudem hat m<strong>an</strong> sich zwar <strong>an</strong> gewisse Schmutzpunkt<strong>an</strong>teile in Zeitungsdruckpapiergewöhnt, was aber völlig unakzeptable für höherwertige grafische Papiere ist. FürDeinkingstoff für Zeitungsdruckpapier gibt es Schmutzpunkt-Grenzwerte, <strong>die</strong> von <strong>der</strong>Technischen Kommission Deinking formuliert wurden, und <strong>die</strong> inzwischen Eing<strong>an</strong>ggefunden haben in <strong>die</strong> Deinkbarkeits-Scorecard <strong>des</strong> Europäischen AltpapierratesERPC [10]. Für <strong>an</strong><strong>der</strong>e Papierqualitäten als für Zeitungsdruck sind mir bisl<strong>an</strong>g keinevereinbarten Grenzwerte bek<strong>an</strong>nt. In einem z. Zt. laufenden Vorhaben <strong>der</strong> <strong>INGEDE</strong>sollen Grenzwerte für höherwertige grafische Produkte ermittelt werden. Auf jedenFall toleriert <strong>die</strong> Werbewirtschaft in Hochgl<strong>an</strong>zprospekten keinerlei Schmutzpunkte,<strong>die</strong> durch das Druckbild hindurchscheinen und <strong>die</strong> Werbebotschaften verunstalten.Auch sind Schmutzpunkte in Printprodukten unakzeptabel, bei denen Kleingedrucktesunleserlich werden k<strong>an</strong>n, z.B. bei Beipackzetteln, Telefonbüchern, Preislisten usw.2.4. Limitierende Faktoren zum AltpapiereinsatzEing<strong>an</strong>gs erwähnt wurde bereits <strong>die</strong> rein mengentechnische Betrachtung, <strong>die</strong> grundsätzlichFrischfaserinput in den Papierkreislauf erfor<strong>der</strong>lich macht. Einfache reinmengenmäßige Erwägungen zeigen, dass min<strong>des</strong>tens dreißig Prozent <strong>des</strong> erfor<strong>der</strong>lichenFaserstoffes zur Papierherstellung als Frischfasern global in den Papierkreislaufgepumpt werden müssen, damit <strong>der</strong> Papierkreislauf nicht zusammenbricht.Technologisch betrachtet, limitieren optische <strong>Qualität</strong>s<strong>an</strong>sprüche <strong>an</strong> grafische Papiereden Altpapiereinsatz, vor allem wenn hohe Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> Weiße und Schmutzpunktfreiheit<strong>des</strong> Papiers gestellt werden. Schmutzpunkte ergeben sich dabei aus (ungehörigen)Beimengungen im Altpapier, aus nicht abgelösten Druckfarben und ausMelierfasern, also braunen und durchgefärbten Papierfasern, <strong>die</strong> aus unerwünschtenPapieren und Pappen in <strong>der</strong> Deinkingware 1.11 resultieren. Diese wirken dabei so,dass das Papier schmutzig aussieht, und sie reduzieren auch den gesamten Weißebzw.Helligkeitseindruck. Knapp drei Prozent <strong>an</strong> braunen Fasern im Deinkingstoffreduzieren den Weißgrad um ein Prozent [10]. Hinzu kommt, dass <strong>der</strong> heutige Mix<strong>an</strong> Druckverfahren in Printprodukten nicht optimal in unseren Flotations<strong>an</strong>lagenentfärbt werden k<strong>an</strong>n (Bild 18).Während einige Druckverfahren wie Flexodruck und St<strong>an</strong>dart-Inkjet aufgrund <strong>der</strong>Wasserlöslichkeit <strong>der</strong> Druckfarben und ihres hydrophilen Zust<strong>an</strong><strong>des</strong> nicht flotiertwerden können und so zu einer Vergrauung <strong>der</strong> Fasern führt, können einige vernetzteDruckfarben nicht flotiert und nicht in <strong>der</strong> Deinking<strong>an</strong>lage aussortiert werden, so dass<strong>die</strong>se ebenso wie Melierfasern zu Schmutzpunkten im Neupapier führen. Beson<strong>der</strong>szu erwähnen ist in <strong>die</strong>sem Zusammenh<strong>an</strong>g das Indigo-Flüssigtonerverfahren.207
Ulrich Hökewasserbasierendöl-/lösungsmittelbasierendvernetzt<strong>an</strong>steigende DruckpartikelgrößeKonventioneller Flexo(Industrieller Einsatz)Offset (Mineralöl)Verbesserter Flexo(Experimenteller Einsatz)Offset (Pfl<strong>an</strong>zenöl)Inkjet(agglomerierte Pigmenttinten)Trockentoner(Kopierer, Laserdrucker)UVInkjet(St<strong>an</strong>dard)TiefdruckFlüssigtoner(ElectroInk)Eignung für das FlotationsdeinkingBild 18:Quelle:<strong>INGEDE</strong>Deinkbarkeit von Druckprodukten nach Art <strong>des</strong> Druckverfahrens3. SchlussfolgerungenDer Altpapiereinsatz in grafischen Papieren ist in Europa und beson<strong>der</strong>s in Deutschl<strong>an</strong>dbereits recht hoch, aber beson<strong>der</strong>s in Papieren mit hohen optischen <strong>Qualität</strong>s<strong>an</strong>sprüchendoch noch ausbaufähig. Für hochwertiges Recycling im Sinne <strong>der</strong> Zielstellung<strong>der</strong> Europäischen Kommission, ist sortenreiner Rohstoff unabdingbare Voraussetzung.Daher ist <strong>die</strong> Erfassung rein grafischer Altpapiere getrennt von Verpackungsmaterialien,dort wo es möglich ist, <strong>der</strong> Gemischtsammlung vorzuziehen.Auch könnte eine reine Büropapiererfassung <strong>die</strong> Mengenlimitierung <strong>an</strong> höherwertigenAltpapiersorten etwas entsp<strong>an</strong>nen helfen.Rein mengentechnisch könnte in Europa mehr Altpapier verwendet werden, wenn m<strong>an</strong><strong>die</strong> hohen Nettoexportmengen aus Europa in Richtung Fernost in Betracht nimmt.Das hohe Übersee -Verkehrsaufkommen mit entsprechend hohen Carbon Footprinterscheint zumin<strong>des</strong>t zum Teil unnötig.Die in Deutschl<strong>an</strong>d heute vorherrschenden Art und Weise, haushaltsnah erfasstesMisch-Altpapier <strong>der</strong> Kommune monopolistisch vermarkten zu wollen, betrachtenwir äußerst kritisch. Kommunen bzw. kommunale Betriebe (als nicht steuerpflichtigesOrg<strong>an</strong>) schreiben häufig <strong>die</strong> Vermarktung auf Basis fragwürdiger Indizes plus erwartetenAufschlag aus, wobei <strong>der</strong> Index nicht einmal für <strong>die</strong> in <strong>der</strong> Tonne vorliegendeWare gilt. Für <strong>die</strong> Haushaltssammelware 5.01 gibt es schließlich keinen Marktpreis.208
<strong>For<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>des</strong> Altpapiers für <strong>die</strong> Herstellung grafischer PapiereVermarktung k<strong>an</strong>n unseres Erachtens nur für eine h<strong>an</strong>delbare (sortenreine) Wareerfolgen, für <strong>die</strong> klare <strong>Qualität</strong>skriterien vorliegen. Bleibt zu hoffen, dass <strong>die</strong> EU <strong>die</strong>End-of-Waste-Verordnung bald verabschiedet, worin z.B. <strong>die</strong> Deinkingware 1.11 beiErfüllung <strong>der</strong> Reinheitsfor<strong>der</strong>ungen klar als Rohstoff bzw. Produkt und nicht als Abfalldeklariert wird. Altpapier ist Rohstoff und kein Abfall.4. Literatur[1] Neidhardt, T.; Faul, A.; Kibat, K. D.; Putz, H. J.: Stoffliche Verwertung von Altpapier im Focus.Wochenblatt für Papierfabrikation 11/2012, S. 838-842[2] Unfold the Future. The Forest Fibre Industry. 2050 Roadmap to a Low Carbon Economy. CEPIwww.cepi.org, 2011[3] CEPI Annual Statistics: www.cepi.org, 2011[4] ERPC (Europe<strong>an</strong> Recovered Paper Council): Paper Recycling Monitoring Report www.paperforrecycling.eu,2011[5] Blechschmidt J. (Hrsg.): Altpapier: Regularien, Erfassung, Aufbereitung, Maschinen und Anlagen,Umweltschutz. Carl-H<strong>an</strong>ser-Verlag, 2011[6] Bartek Stawicki und Barry Read (Ed.): Cost Action E48 Final Report: The Future of Paper Recyclingin Europe: Opportunities <strong>an</strong>d Limitations. Cost Office (Brussels) 2010[7] Höke, U.; Schabel, S. (Hrsg.): Recycled Fibre <strong>an</strong>d Deinking. Second (updated )edition, book 7of Papermaking Science <strong>an</strong>d Technology, Paper Engineers Association, Paperi ja Puu, Helsinki,2010[8] Putz, H. J.; Weinert, S.: <strong>Qualität</strong>seigenschaften <strong>der</strong> wichtigsten Altpapiersorten in Abhängigkeitvon den Sortierbedingungen. Abschlussbericht AIF-Vorhaben 15408N, 2010[9] www.izp-ev.de[10] <strong>INGEDE</strong>-Testmethoden und -Publikationen unter www.ingede.org209
Copyright © 2009 TK Verlag Karl Thomé-KozmienskyAlle Rechte vorbehalten.Das Einspeisen <strong>der</strong> Daten in Netzwerke ist untersagt.Ulrich HökeRecycling und RohstoffeThomé-Kozmiensky + Goldm<strong>an</strong>n Recycling und Rohstoffe B<strong>an</strong>d 5B<strong>an</strong>d 4Thomé-Kozmiensky + Goldm<strong>an</strong>n Recycling und RohstoffeausB<strong>an</strong>d 1Recycling und Rohstoffe B<strong>an</strong>d 2 3Energie aus Abfall 1Recycling und Energie Rohstoffe aus Abfall 1Thomé-Kozmiensky Thomé-Kozmiensky + Goldm<strong>an</strong>n Beckm<strong>an</strong>n B<strong>an</strong>d 2ausThomé-Kozmiensky Beckm<strong>an</strong>nRECYCLING UND ROHSTOFFEB<strong>an</strong>d 1 und 2B<strong>an</strong>d 1KARL J. THOMÉ-KOZMIENSKY DANIEL GOLDMANN HRSG.Thomé-Kozmiensky + Goldm<strong>an</strong>n Recycling und Rohstoffe B<strong>an</strong>d 4Herausgeber: Karl J. Thomé-Kozmiensky und D<strong>an</strong>iel Goldm<strong>an</strong>n • Verlag: TK Verlag Karl Thomé-KozmienskyCD Recycling und Rohstoffe, B<strong>an</strong>d 1 und 2ISBN: 978-3-935317-51-1Erscheinung: 2008/2009Preis:35.00 EURRecycling und Rohstoffe, B<strong>an</strong>d 4ISBN: 978-3-935317-67-2Erscheinung: 2011Gebundene Ausgabe: 580 Seiten,mit farbigen AbbildungenPreis:50.00 EURRecycling und Rohstoffe, B<strong>an</strong>d 2ISBN: 978-3-935317-40-5Erscheinung: 2009Gebundene Ausgabe: 765 SeitenPreis:35.00 EURRecycling und Rohstoffe, B<strong>an</strong>d 5ISBN: 978-3-935317-81-8Erscheinung: 2012Gebundene Ausgabe: 1004 Seiten,mit farbigen AbbildungenPreis:50.00 EURRecycling und Rohstoffe, B<strong>an</strong>d 3ISBN: 978-3-935317-50-4Erscheinung: 2010Gebundene Ausgabe: 750 Seiten,mit farbigen AbbildungenPreis:50.00 EUR145.00 EURstatt 220.00 EURPaketpreisCD Recycling und Rohstoffe, B<strong>an</strong>d 1 und 2 • Recycling und Rohstoffe, B<strong>an</strong>d 2Recycling und Rohstoffe, B<strong>an</strong>d 3 • Recycling und Rohstoffe, B<strong>an</strong>d 4 • Recycling und Rohstoffe, B<strong>an</strong>d 5Bestellungen unter www.o<strong>der</strong>.deDorfstraße 51D-16816 Nietwer<strong>der</strong>-NeuruppinTel. +49.3391-45.45-0 • Fax +49.3391-45.45-10E-Mail: tkverlag@vivis.deTK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky210