Auf dem Gebiete der Tierzucht gab die Lichtung der Bestände durch die Kriegsfolgen schonseit dem Ende <strong>des</strong> Polenkrieges Veranlassung zur Einfuhr von <strong>deutsche</strong>n Zuchttierenin größerem Umfang. Vor allem <strong>für</strong> die technisch und züchterisch sehr rückständige Rinderzucht,die Schweinezucht und die Schafzucht war das von größtem Wert, und man kann in manchenGegenden bereits gute Nachkommen solcher <strong>deutsche</strong>r Vatertiere finden. Die Pferdezucht wurdevorwiegend mit einheimischem Material wieder aufgebaut. Es ist gelungen, die Zahl der staatlichenHengste von 200 Stück am Ende <strong>des</strong> Polenkrieges auf 900 Stück zu erhöhen. Noch entscheidenderaber als die Einfuhr von Zuchttieren wirkt sich das neue vorbildliche Tierzuchtgesetzmit seiner Körordnung aus. Durch sie werden die so zahlreichen schlechten Vatertiereausgemerzt.Auch am Ausbau der landwirtschaftlichen Verwertungs- und Absatzeinrichtungenist mit Nachdruck gearbeitet worden. Der größte Teil der Zuckerfabriken im Generalgouvernementkonnte wieder in Gang gesetzt werden. Besonders dringend und wichtigwar der Ausbau <strong>des</strong> noch völlig unentwickelten Molkereiwesens. Trotz aller Schwierigkeitenist es inzwischen gelungen, zahlreiche neue Molkereibetriebe zu schaffen und die Bauernfast restlos an dieses Molkereinetz anzuschließen. Eine Anzahl übernommener neuzeitlicherAusfuhrschlachthöfe und Konservenfabriken sind auf ihre neuen Aufgaben umgestellt und ausgebautworden.III. D IE ANPASSUNG DER LANDW IRTSCHAFTIM GENERALGOUVERNEMENT AN DIE HEUTIGEN VERHÄLTNISSE1. Der BetriebsaufbauWenn wir nunmehr auf gesicherter wirtschaftlicher Grundlage den neuen Betriebsaufbau derLandwirtschaft im Generalgouvernement in die Wege leiten, um auch hier die Kräfte <strong>des</strong> Bodensvoll zur Entwicklung zu bringen, so kann uns die Landwirtschaft der ost<strong>deutsche</strong>n Nachbargebieteals Beispiel dienen. Sie hatte zusammen mit der ganzen <strong>deutsche</strong>n Landwirtschaft vorKriegsausbruch bereits ein großes Stück auf dem Weg der Erzeugungssteigerung zurückgelegtund vermag uns daher <strong>für</strong> unseren Aufbau im Generalgouvernement vieles zu sagen.Wir müssen dabei auch hier wieder von Unterlagen <strong>für</strong> den alten polnischen Staat ausgehen,weil solche <strong>für</strong> das Generalgouvernement noch nicht verfügbar sind.Übersicht 15. Die Hauptgruppen der Bodennutzung in Ostdeutschland und PolenO stdeutschland 1937in % d .N utzfl.Getreide, Hülsenfrüchte insges. . 46,4Hackfrüchte, Gartengewächse. . 17,6FeldgemüseF utterpflanzen.............................. 7,5Handelsgewächse......................... 0,5sonstige A ckerfrü ch te................. 3,5Ackerland in s g e s a m t................. 75,5Gartenland, O b s t b a u ................. 2,0Wiesen.............................................. 14,4W e id e n .......................................... 8,1100in % d.A ckerfl.61.423.49,90,74,6100P o le n 1937 und 1931Getreide, Hülsenfrüchte, insges.H a ck frü ch te.................................N utzfl.47,113,31937A ck erfl.64.918,4F e ld fu tte r ..................................... 4,5 6,3Ölfrüchte und Handelsgewächse . . 1,0 1,3Sonstige A ckerfrüchte............... 2,1 3,0I.d. Anbaustatist, n. gef. Ackerfrüchte 4,4 6.1Ackerland in s g e s a m t..................... 72.4 100Gartenland, O bstflächen........... 2,2Wiesen............................................ 14,9W e id e n ........................................ 40,5100Nutzfl.A cl193147,2 (11,94.60,71.66,572,52,214,910,41006,31,02,51008,729
Das zum Vergleich herangezogene Gebiet Ostdeutschland umfaßt die Provinzen OstpreußenBrandenburg mit Berlin, Pommern und Schlesien (die Provinz Grenzmark ist seit 1937 in denangrenzenden Provinzen mitenthalten). Es sind das Nachbargebiete <strong>des</strong> ehemaligen Polen diehinsichtlich ihrer natürlichen Grundlagen nicht nennenswert besser gestellt sind als das Generalgouvernement.Die Ackerfrüchte, die dort vertreten sind, finden auch hier noch ihr Fortkommen.Der Vergleich <strong>des</strong> Kulturartenverhältnisses zeigt uns in beiden Gebieten ein verwandtes Bildwobei in Polen aber ein etwas höherer Anteil an Dauergrünland, besonders an Weiden und einetwas geringerer Teil an Ackerfläche vorhanden war. Die hier bereits sichtbare Neigung zur extensiverenKulturart m Polen kommt beim Vergleich <strong>des</strong> Anteils der AckerfrüchteO s ^ e u t s c U a n r t T ' b" Getreidebau *ur unwesentlich stärker gewesen als inOstdeutschland, da<strong>für</strong> aber waren der Hackfrucht- und Feldfutterbau, die Feldfrüchte alsodie den Boden in guter Kultur halten und in den Hackfrüchten auch viel höhere Nährwert-’ertrage liefern, bedeutend schwächer vertreten. Die dabei eingesparte Fläche entfällt auf Ackerstucke,über deren Nutzung in der polnischen Statistik nichts ausgesagt ist. Man geht aber kaumfehl wenn man den Hauptteil von ihnen der Brache und der Actrw eide zurechlet ^nd dam“ur die Nutzung als im wesentlichen ausgefallen betrachtet. Überraschend ist im Rahmen dieserextensiven Bodennutzung der verhältnismäßig hohe Anteil Polens an Gartenland und Obstflache,der denjenigen Ostdeutschlands sogar noch etwas übertriflt. Hier kommt das starkel u S u c k 11 kleiQbäUerlichen — n zahlreichen Gehöften und Gärten zumDie eigentliche Futterfläche (Wiesen, Weiden, Feldfutterbau) macht im ehemaligen Polen 29 9°/m n J r d/ ‘!'0% d e r N " t z M c i , e - ihr A M di *■»« p « * t i « d 8 ] « ^ ü. , w i üI Z dZ T “ " V , gT gere° Weide- und d" " h —L u e ^ r ü !la n d !s “ vorhan ■>'■»— »»Big um 14,8% hinter derjenigen im<strong>deutsche</strong>n Durch,churtt zuruck, übertriift aber diejenige der Grenzmark und Brandenburgsb ahedrejemgeSchlesiens. Nur Pommern, vor allem aber OstpreuB.n, weiseneine flachenmaßig stärkere Futtergrundlage auf.30