13.07.2015 Aufrufe

Vortrag von Dieter Kurzmeier zu "Kurzumtriebsplantagen"

Vortrag von Dieter Kurzmeier zu "Kurzumtriebsplantagen"

Vortrag von Dieter Kurzmeier zu "Kurzumtriebsplantagen"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Energieholzproduktion undNaturschutzAuswirkungen <strong>von</strong> Kur<strong>zu</strong>mtriebsplantagenauf Naturhaushalt, Landschaftsbild undbiologische Vielfalt<strong>Dieter</strong> <strong>Kurzmeier</strong>


Gliederung1. Hintergrund2. Rechtliche Rahmenbedingungen3. Auswirkungen, Chancen und Risiken <strong>von</strong>Kur<strong>zu</strong>mtriebsplantagen4. Naturschutzfachliche Anforderungen5. Fazit


[GWh]1.4341.4711.5581.6361.8752.0132.1022.2773.2603.5894.7375.2076.0388.24710.07714.02518.68524.28127.53130.34133.86640.000Deutsche Ziele (Integriertes Energie- und Klimaprogramm)• Einsatz erneuerbarer Energien bis 2020‣ Stromerzeugung <strong>von</strong>14,4% (2007) auf 30%Entwicklung der Stromerzeugung aus Biomasseanlagen* inDeutschland35.00030.00025.00020.00015.00010.0005.00001990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010* Feste und flüssige Biomasse, Biogas, Deponie- und Klärgas, biogener Anteil des Abfalls; 1 GWh = 1 Mio. kWh;Quelle: BMU-KI III 1 nach Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat); Bild: BMU / Brigitte Hiss; Stand: Dezember 2011; Angaben vorläufig


[GWh]45.59149.74050.85851.41958.22057.24269.18275.37679.74683.02386.67093.133102.403126.339Deutsche Ziele (Integriertes Energie- und Klimaprogramm)‣ Wärmeerzeugung <strong>von</strong> 6,6% (2007) auf 14%Entwicklung der Biomassenut<strong>zu</strong>ng* <strong>zu</strong>rWärmebereitstellung in Deutschland140.000130.000120.000110.000100.00090.00080.00070.00060.00050.00040.00030.00020.00010.00001997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010* Feste und flüssige Biomasse, Biogas, Deponie- und Klärgas; 1 GWh = 1 Mio. kWh;Quelle: BMU-KI III 1 nach Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat); Bild: BMU / Brigitte Hiss; Stand: Dezember 2011; Angaben vorläufig


Deutsche Ziele (Integriertes Energie- und Klimaprogramm)‣ Emissionssenkung bis 2020 um 40% unter das Niveau <strong>von</strong> 1990Struktur der Treibhausgas-Emissionsvermeidung inDeutschland im Jahr 2010Gesamt rd. 120 Mio. t CO 2 -ÄquivalentWind:23,2 %Wasser:13,9 %Biomasse:50,8 %Biokraftstoffe:4,1 %Solarthermie:1,0 %Geothermie:0,4 %Photovoltaik:6,6 %Quelle: UBA nach Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat); Abweichungen in den Summen durch Rundungen; Stand: Dezember 2011; Angaben vorläufig


kumulierter Anlagenbestand [-]Deutsche Ziele (Integriertes Energie- und Klimaprogramm)160.000‣Erhöhung des Anteils der Biokraftstoffe <strong>zu</strong>r Reduzierung THGEntwicklung der Pellethei<strong>zu</strong>ngen in Deutschland140.000120.000125.000140.000105.000100.00080.00070.00083.00060.00040.00020.000044.00027.00019.00013.0008.0003.0002000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010Quelle: Deutsches Pelletinstitut (DEPI) auf Basis der Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)sowie des Bundesindustrieverbandes Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. (BDH); Bild: BMU / Bernd Müller; Stand: Februar 2011; Angaben vorläufig


Daraus folgt ab 2020 in BRD jährl. Holzlücke <strong>von</strong> 40 Mil. m³Deckung des <strong>zu</strong>künftig steigenden Holzbedarfs1. Erhöhung der Holzimporte nach Deutschland• Wertschöpfung verlagert sich insAusland• Risiko des Importes nicht nachhaltigproduzierten Holzes• Energetisch ungünstig <strong>zu</strong>bewertender Transport


Deckung des <strong>zu</strong>künftig steigenden Holzbedarfs2. Erhöhung des Holzangebotes in Deutschland‣ a) KurzfristigAktivierung vorhandener Waldpotentiale(nachhaltig ?)‣ b) LangfristigVeränderung der Waldbaustrategie(Anbei <strong>von</strong> fremdländischen,schnellwachsenden Holzarten, Düngung etc.)


Deutsche Ziele (Integriertes Energie- und Klimaprogramm)‣ c) MittelfristigEtablierung <strong>von</strong> KUP bzw.Agroforstsystemen


Stand des Energieholzanbaus (Stand 2011)LandKUP[ha]Rheinland-Pfalz ca. 50Baden Württemberg 200Bayern 200Deutschland 5.000(errechnetes Potential für Brandenburg) 200.000Schweden 17.000Dänemark 800Italien >6.000England 2.000


Rechtliche RahmenbedingungenBundeswaldgesetz vom 31.07.2010§ 2 BWaldG: KUP und Agroforstflächensind kein Wald➨ keine forstbehördlicheGenehmigung erforderlich➨ landwirtschaftliche Flächenprämienbleiben erhaltenBundesnaturschutzgesetz-§14(Eingriffe in Natur und Landschaft)⇒ land- , forstwirtschaftl. Bodennut<strong>zu</strong>ngist nicht als Eingriff <strong>zu</strong> sehen, wenn Zieleund Grundsätze des Naturschutzes undder Landschaftspflege berücksichtigtwerden.Forstvermehrungsgutgesetzrechtliche Grundlage für Erzeugung,Inverkehrbringen, Ein-/Ausfuhr <strong>von</strong>forstl. Vermehrungsgut (hinsichtlich KUP,Pappel, Robinie keine WeideGgfls.Umweltverträglichkeitsprüfung


Grundzüge <strong>von</strong> Kur<strong>zu</strong>mtriebsplantagen (auch:Energieholz, Agrarholz)• Anbau schnellwachsenderGehölzarten(> 6 t/ha/a)• Brennwert je nachBaumart 3000 – 5000 lHeizöl/ha/a• Umtriebszeiten 3-5 bzw.8-15 Jahre• Nut<strong>zu</strong>ngsdauer: 20 (-30 )Jahre• Übergangsform zwischenLand- und ForstwirtschaftBereits eingesetzt:WeidenPappelnRobinienebenfalls möglich/ denkbar:Grauerle, SchwarzerleMoorbirke, HängebirkeEberescheEschenblättriger AhornFaulbaumGötterbaum (Ailanthus altissima)HaselnußFeldulmePlataneBlauglockenbaum (Paulownia tomentosa)Spätblühende TraubenkirscheEdelkastanieMiscanthus (Riesen-Chinaschilf)


Beispiel einer Kur<strong>zu</strong>mtriebsplantage mit schnellwüchsigenGehölzen auf einer landwirtschaftlichen FlächeVerwendung unterschiedlicher Baumartenbzw. Sorten sowie heimischer Arten(Zitterpappel, Salweide, Erle)


Chancen und Synergien <strong>von</strong> Kur<strong>zu</strong>mtriebsplantagenBiologische VielfaltIm Vergleich <strong>zu</strong>konventionell oderintensivbewirtschaftetenannuellen Kulturenkann dieTier- undPflanzenartenvielfaltin KUPhöher sein(NABU, 2008).


BodenfunktionenNach der Etablierunglängere Bodenruhe ,dadurch Förderungder Humusbildungim Boden ,Intensivierung desBodenlebens.Erosionsgefahrbei KUP nur in derAnlagephase.(NABU, 2008).Chancen und Synergien <strong>von</strong> Kur<strong>zu</strong>mtriebsplantagen


Landschaftsbild‣ Anpassung an denLandschaftsraum‣ Bevor<strong>zu</strong>gungkleinerer undlänglicherBestandsflächenChancen und Synergien <strong>von</strong> Kur<strong>zu</strong>mtriebsplantagenKUP können strukturierende u. gliederndeWirkungen auf das Landschaftsbild haben.


Chancen und Synergien <strong>von</strong> Kur<strong>zu</strong>mtriebsplantagenVerminderung derFlächenkonkurrenzfür dieLandwirtschaft,<strong>zu</strong>m AnbauregenerativerEnergie,Naturschutz usw.Die nach naturschutzfachlichen Gesichtspunkten angelegte nachhaltigeProduktion <strong>von</strong> Dendromasse steht nicht in unmittelbarer Konkurrenz<strong>zu</strong>r Nahrungsmittelproduktion !


Risiken <strong>von</strong> KUPBiologische VielfaltDie Tier- undPflanzenartenvielfalt inKUP geringer als inNiederwäldern (ohneintensive Nut<strong>zu</strong>ng)oder Hecken. KUP alsLandnut<strong>zu</strong>ngsform keingleichwertiger Ersatzfür Wald, Hecken oderandereGehölzökosysteme.BfN 2010


Risiken <strong>von</strong> KUPGrünlandEine Anlage<strong>von</strong> KUP auf(artenreichem)Dauergrünlandverändertdiese Flächennachhaltignegativ.Grünland möglichst meidenBfN 2010Vollumbruch <strong>von</strong>Grünland


Risiken <strong>von</strong> KUP (Einsatz <strong>von</strong> schweren technischen Geräten)Boden und WasserAnwendung sanfterBewirtschaftungsmethodenDer Einsatz <strong>von</strong>schwerem Gerät,hier bei der Anlageeiner KUP, kann <strong>zu</strong>Bodenverdichtungenführen.


Schneller Ernteerfolg5Jahre


Risiken <strong>von</strong> KUP (Einsatz <strong>von</strong> schweren technischen Geräten)hier: bei der Ernte mit „Bioballer“


Risiken <strong>von</strong> KUP (Einsatz <strong>von</strong> schweren technischen Geräten)hier: bei der Ernte mit „Bioballer“ das fertige Ergebnis


Risiken <strong>von</strong> KUP (Einsatz<strong>von</strong> schweren technischenGeräten)hier: bei der Ernte mit„Bioballer“, auch ein„Ergebnis“


Risiken <strong>von</strong> KUP (Einsatz <strong>von</strong> schweren technischen Geräten)


Risiken <strong>von</strong> KUP (Einsatz <strong>von</strong> schwerentechnischen Geräten)


Risiken <strong>von</strong> KUP ( Wahl der richtigen Erntezeit)


Risiken <strong>von</strong> KUP ( Wahl der richtigen Erntezeit verhindert Ernteverlust)


… und verhindert Bodenschäden


Aufbereitung <strong>von</strong> Hackschnitzel inder Praxis


4. Naturschutzfachliche AnforderungenA) Standortabhängige Anforderungen1. Festlegung <strong>von</strong> Tabu- und VorrangflächenNationalparke, Biosphärenreservate, Natura 2000-Gebiete, Naturschutzgebiete sowie gesetzlich geschützte BiotopeAusschluss <strong>von</strong> Arten mit hohem Wasserbedarf(Beeinträchtigung des Grundwasserhaushaltes)


2. Erhaltung der Landschaftsbildqualität und der ErholungsfunktionStruktur der KUP ( Größe, Lage,Form den naturräumlichen Gegebenheitendes betreffenden Landschaftsausschnitts angepasst.)KUP


3. Schutz <strong>von</strong> Grund- und OberflächengewässernUmgebrochenes Grünland in einem FFH-Gebiet in der Eifel (Birgel, LandkreisVulkaneifel). Auf einer Fläche <strong>von</strong> 6,6 ha wurden in einer BachaueFlachlandmähwiesen umgebrochen, um Mais an<strong>zu</strong>bauen.


B) Anforderungen an die BewirtschaftungErhaltung der biologischen VielfaltAuswahl <strong>von</strong> Pflanzgut (Arten und Sorten), dieAnbaustruktur (Reihenabstände, Gesamtgröße, Form derPlantage, Struktur innerhalb der Anlage, Umtriebszeit,Holzerntemethode)z.B.streifenweiserWechsel derGehölzart,Feldholzkern z.B.aus EicheMöglichst keineDüngung undkeinenHerbizideinsatz


Zeitversetzte Anpflanz- und Erntetermineerhöhen die Strukturvielfalt in KUP• Förderung derStrukturvielfaltdurchunterschiedlicheAltersstrukturenbzw. Umtriebszeiten• SchaffungvielfältigerRandstrukturen/Säume alsImmisions- undLärmschutz


Randstreifen z.B. mit kraut- und staudenreichen Säumen können<strong>zu</strong>r Verbesserung der Lebensraumqualität <strong>von</strong> KUP beitragenErhöhung der Artenvielfalt


Vermeidung invasiverArten (z.B. SpätblühendeTraubenkirsche, Robinie)Verzicht auf den Anbaugentechnisch veränderterPflanzen und den Einsatz <strong>von</strong>Herbiziden


KUP als Eingriff in Natur und LandschaftFür großflächige KUP muss eine UVP <strong>zu</strong>r Anwendung kommen


Keine Umwandlung <strong>von</strong> Wald inKur<strong>zu</strong>mtriebsplantagen !(inzwischen nach BWG verboten)Negatives Praxisbeispiel einer - im Auftrag <strong>von</strong> RWE bereitsbetriebenen „KUP“- Fläche bei Langscheid im Sauerland / NRWFAKTEN:RWE- Innogy plante deutschlandweit in den nächsten Jahrenca. 20 Biomasseheizkraftwerke als industrielle Großanlagen.Hier<strong>zu</strong> wollte RWE auf gepachteten Wald- und Agrarflächenca.1o.ooo ha Kur<strong>zu</strong>mtriebsplantagen einrichten.Eine erste Fläche (ca. 55 ha) im Sauerland/NRW wurde bereitsgerodet und bestockt.Das hätte bedeutet:Großflächige Monokulturen <strong>von</strong> riesigen Ausmaßen.


Praxisbeispiel aus NRW


Praxisbeispiel aus NRW


Bodenverdichtung durch „Woodscrackers“


…..4-5 m hohe Wurzelberge – für die Verbrennungluftgetrocknet….


Alle 5-10 Jahre wird bei den Ernten die entstandenebiologische Artenvielfalt vernichtet!


Quo vadis?


Perspektiven der KUP aus Sicht des NaturschutzesBewertung Energieholz• Längere Bodenruhe, geringer Einsatz<strong>von</strong> Dünge- und Pflanzenschutzmittelnund geringere Störungen.• Günstige Klimabilanz (CO2, Lachgas)• Veränderung des Mikroklimas(Reduzierung der Windgeschwindigkeit,Veränderung der Luft- und Bodenfeuchte)• Hochwertiger als intensiv genutzte,einjährige Ackerkulturen wie Mais oder Raps.• Bereicherung besonders in waldarmen,ausgeräumten Landschaften durchStrukturierung und Schaffung <strong>von</strong>Trittsteinen (Biotopvernet<strong>zu</strong>ng).


Risiken aus Sicht des NaturschutzesGroßflächige Monokulturen, inBe<strong>zu</strong>g auf:• Landschaftsbild• Verlust <strong>von</strong> wertvollenRandstrukturen und Vielfalt.• Umwandlung bzw. Umbruchhochwertiger Lebensräumewie artenreichesExtensivgrünland,Feuchtwiesen, Bachauen,Brachflächen, Wiesenbrüter-Offenland.• Beeinträchtigung <strong>von</strong>Feuchtgebieten und desWasserhaushaltes durcherhöhten Wasserbedarf.


Naturschutzfachliche Anforderungen an KUP• Festlegung <strong>von</strong> Tabu- und Vorrangflächensowie Mindestabständen <strong>zu</strong> anderen Biotopen• Verwendung unterschiedlicher Baumarten bzw.Sorten sowie heimischer Arten (Zitterpappel,Salweide, Erle)• Erreichen der Strukturvielfalt durch unterschiedlicheAltersklassen bzw. Umtriebszeiten• Kleinere und längliche Bestandsflächenbevor<strong>zu</strong>gen• Schaffung vielfältiger Randstrukturen/Säume• Erhalt der Biodiversität und falls möglich,Verbesserung des Ist-Zustandes• Grünland möglichst meiden


FazitIm Vergleich <strong>zu</strong> Ackerkulturen wie Raps oder Mais kann derAnbau <strong>von</strong> Energieholz eine deutliche Bereicherung <strong>von</strong> Naturund Landschaft darstellen.


Die intelligente Herstellung und die effiziente Nut<strong>zu</strong>ng <strong>von</strong>Energieholz ist nur im Kontext mit dem Klima- und Naturschutz<strong>zu</strong> lösen!


Vielen Dank für Ihre Geduld

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!