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Prix GALA

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aus dem Regieraum der West Side Storywest side story4Ein unterhaltsames Interviewaus dem Regieraum während derProben zur West Side Story.Philipp Zingg im Gespräch mitTatjana Gürbaca.Der Schock sitzt tief, wenn sichder Bühnenvorhang für die Luzerner«West Side Story» hebt, dennnichts ist mehr, wie es einstmalswar: keine Backsteinmauern, keineMaschendrahtzäune, keine Feuerleitern,keine New Yorker Strassen -szenen. Alles ist schwarz, schwarz,schwarz und leer.<strong>GALA</strong>: Tatjana, was tust du, wastatest du?Tatjana Gürbaca: Nu heul malnicht gleich los, ja. Realismus wargestern. Ein Originalbühnenbildinteressiert mich nicht, denn da -mit ist alles schon beantwortet.Wir müssen uns von den verbrauchtenBildern der Tradition befreienund so mal richtig tabula rasamachen.Ja, das kennen wir: ein leeres Nicht-Bühnenbild regt die eigene Phantasiemehr an, der Zuschauer mussmehr mitdenken usw. Aber daswar vorgestern.Du sag mal, sind wir hier schon ineiner Kampfszene zwischen Jetsund Sharks oder was?Bloss nicht! Ich kann nämlichkein Blut sehen. Nein, das ist dassackstarke Intro, damit die Leserge packt werden und dranbleiben.Ganz wie im richtigen Theater,weisst du.Das Theater ist der Ort für Träume,Utopien, Hoffnungen, Diskussionen.Und vor allem, Theaterist was ganz Politisches!Also für Alt-68er bist du eindeutigzu jung! (Anm. d. Red.: Tatjanakommt aus Berlin. Nicht geradeKreuzberg, aber doch)Aber ich sehe die Bühne hier inLuzern durch die politische Brille:sie ist ein Versammlungsort, eineArt Bürgerversammlung auf einemSpielpodest von nur 8 mal 8 Meter,auf dem sich die Schauspieler,Sänger, Tänzer zusammenfindenoder balgen müssen. Für dieseSchauspieltruppe hat’s aber nichtgenügend Platz und schon entstehendie Konflikte, denn sie könnensich nicht ausweichen. Allebleiben auf der Bühne präsentwährend des ganzen Stücks, spielenoder sitzen auf Hockern rundum das Podest und haben eineTasche mit ihren Requisiten dabei.Nun müssen sich die Spieler für dieBandenkämpfe raue Kampfmonturenüberziehen, dazu Masken undMotorradhelme tragen, aber dannmüssen die gleichen Akteure raschumgezogen in eine Liebesszeneumsteigen. Gleiche Spieler – verschiedeneRollen: Amerikaner-Puertoricaner, Eingesessene-Eingewanderte,Jets-Sharks.Alles so offensichtlich also, würdeHeidegger sagen. Aber ist dasjetzt modernes Regietheater odereinfach Schauspieler-Recycling?Alles, beides und überhaupt. Undweil das immer auf offener Bühnegeschieht, werden die Zuschauerzu Komplizen des Geschehens unddie Schauspieler und Tänzer zeitweisezu Zuschauern.Das ist ja wie in einem richtigen«Tatort»-Krimi!Ja, einfach besser als der abgesetzteLuzerner «Tatort». (DieserStachel in unserem Fleisch, sogemein!) Aber insgesamt würdeich sagen: ein sehr interessanterAnsatz.

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