Über die Ausstellung - Kroatien Kreativ 2013
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Wussten Sie,dass …12schätzungsweise 3.000.000 Kroaten im Ausland leben?Davon mehr als eine Million in den USA und etwa 350.000in Deutschland.das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen bei7.900 Kuna liegt? Das sind etwas mehr als 1.000 Euro.388 Prozent der Bevölkerung <strong>Kroatien</strong>s katholisch sind?4,4 Prozent sind orthodox, 1,3 Prozent sind muslimischenGlaubens. Außerdem bestehen kleine jüdische, griechischkatholischeund protestantische Glaubensgemeinschaften.der Velebit mit 145 Kilometern das längste kroatischeGebirge ist? Am höchsten Punkt misst er mehr als 1.700Meter. Das Velebitmassiv steht unter strengem Schutz.4Neben vielen anderen Tierarten sind hier Braunbären,Wölfe und Luchse zuhause.54 Höhlen in <strong>Kroatien</strong> tiefer als 250 Meter sind?jedes Jahr etwa 10.000.000 Touristen ihren Urlaub in<strong>Kroatien</strong> verbringen?51Nikolauskirche aus dem12. Jahrhundert bei Nin62„Rapska Fjera“ auf der Insel RabDas Festival findet jedes JahrEnde Juni statt. Es entstand im14. Jahrhundert, als <strong>die</strong> Bewohnerder Insel ihre Unabhängigkeitvon Venedig feierten. Heute ziehtes viele Touristen an.3Höhle von Cerovac auf demVelebit4Im dalmatinischen KüstenstädtchenMakarskaDie Fischer verkaufen den Fangder letzten Nacht.5Braunbären im VelebitAuch in der Lika und in Gorskikotar gibt es Braunbären.6An einem Hang des Velebitsnahe Obrovac
Kulturerbeder Küste1„Festungswerke, wie ich zuvor niemals sah.Gewaltige Steinwälle mit Türmen, Bastionen,Laufgängen ziehen sich <strong>die</strong> Felsen empor,davon sie als ein Teil erscheinen:als schütze Dalmatiens Felsengebirge selbstseine schönste Stadt.“ Richard Voss über Dubrovnik, 191812Altstadt von Dubrovnik36 Türme, zwei KilometerLänge, bis zu 25 Meter Höheund 6 Meter Breite hat <strong>die</strong>Stadtmauer aufzuweisen.Damit zählt Dubrovnik zu denmassivsten VerteidigungsbautenEuropas.Das Amphitheater in Pula,Istrien (30 v. Chr. – 1. Jahrhundertn. Chr.)Dalmatien und <strong>die</strong> Halbinsel Istrien haben schon vieleHerrschaftswechsel erlebt: Römer, Ostgoten, Byzanz,kroatisch-ungarische Könige, Venedig, Frankreich, dasHaus Habsburg, Italien und Jugoslawien – alle kämpftenum <strong>die</strong>se Landstriche und hinterließen ihre Spuren.Trotzdem oder gerade deshalb existiert bis heute einstarkes istrisches und dalmatinisches Regionalbewusstsein.3Euphrasius-Basilika in23Poreč , IstrienDie frühchristliche Basilikaaus dem 6. Jahrhundert istein herausragendes Zeugnisbyzantinischer Baukunst.4Kathedrale des Hl. Jakobin ŠibenikDer Bau der Šibeniker Kathedraledauerte 100 Jahre(1431 – 1533). Sie ist vollkommenaus Stein und ungewöhnlichgebaut: Die Steinplatten sindnicht gemauert, sondern ohneBindemittel mit Nut und Federzusammengeführt – eine aus45dem Holzhandwerk entlieheneTechnik.5Altstadt von Trogir,Detail des Radovan-Portals(13. Jahrhundert)6Das Nähen von Pager SpitzeAuf der Insel Pag fertigenFrauen seit der Frühen NeuzeitNadelspitze an. Die älteren6Frauen geben ihr Wissen inKursen weiter, <strong>die</strong> Jahre dauern.7Französisches Ufer, SplitWährend der Habsburger-7Herrschaft begann Ende des19. Jahrhunderts <strong>die</strong>Entwicklung des Tourismus –heute der wichtigsteWirtschaftsfaktor der Küste.
Der Krieg in<strong>Kroatien</strong>12Serbisch besetzte Gebietein <strong>Kroatien</strong>Im August 1990 blockiertenserbische Aufständische <strong>die</strong>Verkehrswege zwischen Zagrebund Dalmatien. BewaffneteKonflikte mit kroatischen Polizistenforderten bald erste Todesopfer.Als <strong>Kroatien</strong> am 25. Juni 1991seine Unabhängigkeit erklärte,marschierte <strong>die</strong> JugoslawischeVolksarmee auf. Serbische Aufständischeriefen <strong>die</strong> „SerbischeRepublik Krajina“ aus.Serbische Flüchtlinge aus der„Krajina“ bei Banja Luka, 1995Mit der Anerkennung <strong>Kroatien</strong>sals Staat internationalisiertesich der Konflikt. Zwar wurde imJanuar 1992 ein vorübergehenderWaffenstillstand erreicht.Doch bis 1995 eroberte <strong>die</strong>kroatische Armee einen Großteilder besetzten Gebiete zurück.Nun flohen 200.000 Serben.1995 beschlossen <strong>die</strong> kroatischeRegierung und serbische Vertreter<strong>die</strong> friedliche ReintegrationOstslawoniens, Westsyrmiensund der Baranja in das kroatischeStaatsgebiet bis 1998.Um 1980 war Jugoslawiens Systemkrise offensichtlich,das Vertrauen in <strong>die</strong> Führungskader schwand. Als <strong>die</strong>serbische Regierung unter Slobodan Miloševi ć <strong>die</strong> Autonomiedes Kosovo und der Vojvodina aufhob, verschärftensich nationale Spannungen. Bei den ersten freien Wahlen1990 setzten sich in Serbien nationalistisch orientierteKommunisten unter Miloševi ć durch. In <strong>Kroatien</strong> kam <strong>die</strong>national-konservative „Kroatische Demokratische Gemeinschaft“an <strong>die</strong> Macht. Nach der neuen kroatischenVerfassung waren <strong>die</strong> 580.000 Serben in <strong>Kroatien</strong> keinkonstitutives Staatsvolk mehr, sondern eine Minderheit.234563Ankunft kroatischer Flüchtlingeaus Knin in Pakovo Selo, 19924Lipovac, Syrmien, 19965Kroatische Vertriebene ausBanja Luka (Bosnien), 19956Nijemci, Syrmien 19971SlowenienUngarnZagrebPetrinjaOsijekVukovarPulaPlitviceBosnien-HerzegowinaZadarKninSplit550.000 Menschen waren 1991 auf derFlucht. Zeitweise kamen aus BosnienDubrovnik500.000 Flüchtlinge ins Land. Der <strong>Kroatien</strong>kriegforderte mehr als 20.000 Todesopfer,darunter 9.000 Zivilisten.
Spuren alterKulturen812Opferschale der Starčevo-Kultur (Jungsteinzeit,6300 – 4200 v. Chr.)Archäologischer Park SopotIn der Jungsteinzeit lebtenMenschen der Sopot-Kulturfast 1.000 Jahre lang am Uferdes Bosut. Der Fluss, reich anFischen und Muscheln, sowieEichenwälder und fruchtbareAckerflächen boten denMenschen eine gute Lebensgrundlage.Die Häuser warenaus Lehm und Stroh, einVerteidigungsgraben schützte<strong>die</strong> Siedlung. Die Menschenlebten von Ackerbau und Viehzucht.Die Siedlungsgeschichte der Stadt Vinkovci reicht8.000 Jahre zurück. Nach frühgeschichtlichen Kulturenlag in der Antike hier <strong>die</strong> Stadt Colonia Aurelia Cibalae,<strong>die</strong> für <strong>die</strong> Versorgung der römischen Truppen am Donau-Limes wichtig war. In Cibalae wurden zwei römische Kaisergeboren: <strong>die</strong> Brüder Valentinian I. (321 – 375) und Valens(328– 378). Im Frühmittelalter entwickelte sich <strong>die</strong> Stadtauf den antiken Ruinen weiter.1233Orion von Vinkovci (Kupferzeit,4350 – 2450 v. Chr.)Der Orion von Vinkovci gilt alsältester Kalender Europas. Erentstand um 2600 vor Christusund ist ein Zeugnis der Vuč edol-Kultur. Nach <strong>die</strong>sem Kalenderbeginnt das Jahr in der Abenddämmerungdes ersten Frühlings-45tages, wenn das WintersternbildOrion untergeht und symbolischvon der Sonne abgelöst wird.Die horizontalen Linien stehenfür <strong>die</strong> vier Jahreszeiten, in denensich Sternbilder abwechseln.4Vinkovci-Kultur (Bronzezeit,2500 – 800 v. Chr.)5La-Tène-Kultur (Eisenzeit,67800 – 15 v. Chr.)6Keramiklampen(Antike, 1. – 5. Jahrhundert)7Valentinian I. und Valens8Römischer Altar mit Inschrift,<strong>die</strong> Cibalae und den Stadtraterwähnt99Frühmittelalter (6. Jahrhundert)10Frühe Neuzeit(17. – 18. Jahrhundert)10
Slawonien,Baranja undSyrmien1/ 2Osijek (dt. Esseg) an der Drau4St. Peter Kathedrale, Ðakovo6Pannonian Challenge, OsijekMit gut 84.000 Einwohnern istDie Kathedrale ist der östlichste<strong>2013</strong> findet in Osijek zum 13. MalOsijek <strong>die</strong> viertgrößte Stadt desBischofssitz <strong>Kroatien</strong>s. Der ur-der internationale Extremsportwett-Landes und das wirtschaftliche,sprüngliche Bau aus dem 13. Jahr-bewerb Pannonian Challenge statt.administrative und kulturellehundert wurde von den OsmanenBeliebt ist auch das VukovarerZentrum Ostkroatiens. Diezerstört. Im 19. Jahrhundert ließFilmfestival, bei dem Filme aus denbarocke Festung, zahlreiche ParksBischof Josip Juraj StrossmayerDonauländern präsentiert werden.und <strong>die</strong> Jugendstilarchitektur<strong>die</strong> heutige Kathedrale von Wienerziehen viele Touristen an.Architekten erbauen. Die Fresken,7Folklorefestival Vinkovcier Herbstvon deutschen Malern geschaffen,Seit den 1960er Jahren finden3Lebkuchenbäckerei Blažekovi ćsind in <strong>Kroatien</strong> einzigartig.in Vinkovci und Ðakovo jährlich zweiDas Handwerk der Lebkuchen-beliebte Folklorefestivals statt. Dortbäcker kam im 17. Jahrhundert5Slama Land Art Fest, Baranjapräsentieren sich Trachtengruppenaus Österreich nach <strong>Kroatien</strong>.Seit 2006 versammeln sich Künstleraus <strong>Kroatien</strong> und den Nachbar-Heute üben es nur noch wenigeaus der ganzen Welt in der Baranjaländern. Die Teilnehmer tauschenFamilien aus. Die Lebkuchen-und verwandeln Stroh in Kunst.Erfahrungen aus und geben ihrbäckerei der Familie Blaž ekovi ćWissen an <strong>die</strong> nächste Generationist heute ein Osijeker Wahrzeichen.weiter.1 23456 7
Unter demHalbmond6„Jedoch ist <strong>die</strong> Brücke zu Esseck kaum mit einerandern zu vergleichen.“ Edward Brown, englischer Reisender, 16701Im 16. Jahrhundert stieg das Osmanische Reich zurWeltmacht auf. Mehr als 150 Jahre gehörten auch weiteTeile des heutigen <strong>Kroatien</strong>s dazu. Die Kriege zwischenchristlichen und muslimischen Heeren veränderten<strong>die</strong> ethnische Struktur. So kamen beispielsweise Wlachenaus Bosnien und Serbien in das einst von Ungarn bewohnteGebiet um Osijek.23451Türkischer Schlachthammer„nadž ak“, 16./17. Jahrhundert4Die Osijeker BrückeReisende bestaunten <strong>die</strong> vonNach der Schlacht bei Mohács 1526den Osmanen erbaute Brücke alseroberten <strong>die</strong> Osmanenachtes Weltwunder. Sie war vonschrittweise ganz Slawonien. Derstrategischer Bedeutung für <strong>die</strong>letzte Versuch der Habsburger sieFeldzüge der Osmanen.zurückzudrängen, endete 1537 miteiner Niederlage bei Ðakovo.5Ehemalige Moschee in Ðakovo,heute Allerheiligenkirche2Hrvatska KostajnicaIn osmanischer Zeit war <strong>die</strong>6Hamam in IlokBevölkerung mobiler als davor oderVon der osmanischen Architekturdanach. Bauern konnten sich freiist heute wenig erhalten.bewegen, viele zogen auf der SucheOsmanische Speisen, Getränke,nach besseren Lebensbedingungenund Brauchelemente finden sichin <strong>die</strong> Städte.hingegen in ganz Südosteuropa.3Die Schlacht bei Wien 1683Mit der misslungenen Belagerungvon Wien begann der „GroßeTürkenkrieg“ zwischen europäischenMächten und Osmanen.Mit dem Frieden von Karlowitz(1699) musste das OsmanischeReich Ungarn und große Teile<strong>Kroatien</strong>s an Österreich abtreten.
Die Ankunftder Schwaben123Reisende auf einer UlmerSchachtel, 19. JahrhundertViele deutsche Auswandererfuhren mit so genannten UlmerSchachteln <strong>die</strong> Donau hinunter.Im Hafen von Apatin angekommen,setzten <strong>die</strong> Siedlerihren Weg auf dem Land fort.Prinz Eugen von SavoyenAls Feldherr trug Eugen Franz,Prinz von Savoyen-Carignan(1663 – 1736), entscheidend zuÖsterreichs Sieg über <strong>die</strong>Osmanen bei. Zum Dank erhielter vom Wiener Hof Ländereienin der Baranja.Schloss Eltz, VukovarDer Mainzer Graf Philipp Karl vonEltz kaufte 1736 <strong>die</strong> VukovarerBesitzungen. Wie andere Grundherrenwarb er Siedler an –Deutsche, Ungarn, Tschechenund andere Slawen. Sie legtenSümpfe trocken, bauten Straßenund Brücken und betriebenWaldwirtschaft. Die Einwandererveränderten <strong>die</strong> Sozialstruktur derRegion nachhaltig: Sie brachtenihre heimischen Speisen, ihreSprachen und eigene Bräuche insLand.Nach der Osmanenzeit wanderten immer wiederdeutschsprachige Siedler ins östliche <strong>Kroatien</strong> ein.Die Habsburger warben für <strong>die</strong> von ihnen verwalteteMilitärgrenze Bauern und Soldaten an. Um Siedler fürihre Ländereien bemühten sich aber auch privateGrundherren, <strong>die</strong> vom Wiener Hof ihr Land als Dankfür militärische Ver<strong>die</strong>nste erhalten hatten. Nur einTeil der deutschen Siedler wanderte direkt ausdeutschen Territorien ein. Andere waren bereitsfrüher nach Ungarn übersiedelt und zogen nun innerhalbder Habsburger Monarchie weiter: Sie erhofftensich günstiges Land und bessere Lebensbedingungen.Von den Kroaten wurden sie als Schwaben (Š vabe)bezeichnet.123„… dass <strong>die</strong> Ansiedlung <strong>die</strong>ser 40 deutschenFamilien umso erwünschter sey, als mitselber ein ganzes Dorf formiert werden kann…“Baron Brzezina von Siegenthal,Befehlshaber des Slawonischen Generalkommandos, 1818
Lebenin der Stadt1Um 1900 erlebte Osijek einen Aufschwung: In über20 Fabriken, hunderten von Geschäften und mehr als1.000 Handwerkstätten herrschte Betriebsamkeit.Das Bürgertum, egal ob kroatisch, ungarisch, serbisch,jüdisch oder deutsch, pflegte ein ausgeprägtesLokalbewusstsein. Ausdruck <strong>die</strong>ser städtischen Identitätwar auch das Esseker Deutsch, ein Dialekt mit starkemkroatischem und ungarischem Einschlag.231Esseker Allgemeine Illustrierte3Marktszene in Osijek,Zeitung, 1869Anfang 20. JahrhundertAuch nachdem Kroatisch 1876Verwaltungssprache geworden war,4Plakat zur Industrieausstellungdominierte das Deutsche weiterhinin Osijek, 1889Handel und Wissenschaft, Kaffee-Die 1853 in Osijek gegründetehäuser, Bühnen und Presse.Handels- und HandwerkskammerSlawoniens war ein wichtiger2Zielscheibe, 1832Faktor für den wirtschaftlichenNach mitteleuropäischen VorbildAufschwung der Stadt. Sieentstanden in Osijek seit dembemühte sich um <strong>die</strong> Eisenbahn-18. Jahrhundert zahlreiche Vereine.anbindung Slawoniens anDer Bürgerliche SchützenvereinZentralkroatien, unterstütztewurde bereits 1784 gegründet. Alsden Bau von Produktionsstätten4elitärer Klub stand er lange nur demBürger- und Beamtentum offen.und platzierte Osijeker Handwerkerund Händler bei <strong>Ausstellung</strong>enin der ganzen Monarchieund im Ausland.„Kroaten, Serben, Schwaben und Juden saßen im Casinoeinträchtig beisammen. Es gab keine Rassenvorurteileund keine Stammesanimositäten, sie waren alle Esseker,eingefleischte Lokalpatrioten, für <strong>die</strong> es außerhalb ihrerStadt nichts zu suchen gab.“ Wilma von Vukelich, deutsch-jüdische Schriftstellerin, 1904
Leben im Dorf12Brotbacken, ErnestinovoWeizenernte, PetlovacWachsenden Wohlstand erreichten<strong>die</strong> Siedlerfamilien durchihren landwirtschaftlichenErfolg. Ihr Leben war vonbäuerlichen Wertvorstellungengeprägt: Fleiß, Sparsamkeitund das Streben nach Landbesitz.Der Lebensmittelpunkt der Donauschwaben war ihrDorf. Kirche und religiöse Gemeinschaft sowie der vonder Landwirtschaft vorgegebene Lebensrhythmusprägten den Alltag. Die meisten deutschen DörferSlawoniens entstanden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.In der Batschka, dem Banat und Syrmienwurde in jener Zeit Land knapp und teuer. So gründeten<strong>die</strong> Donauschwaben in <strong>Kroatien</strong> und Bosnien Tochter-3Mutter mit ihrem Kind,siedlungen. Die Bindungen an <strong>die</strong> MuttergemeindeErnestinovoerhielten sich aber noch bis nach dem 2. Weltkrieg.Die Dorfgemeinschaft gabdem Einzelnen feste Regelnvor, bot aber auch Sicherheit.Nicht nur <strong>die</strong> Familie sorgte123dafür, dass ein Kind von kleinauf in sie hineinwuchs. HohenStellenwert besaßen auch <strong>die</strong>Paten - während sich sonstalle im Dorf duzten, wurdensie respektvoll mit „Ihr“ angesprochen.4Musikkapelle der freiwilligenFeuerwehr, Sarvaš um 1920Das Vereinsleben der Donau-45schwaben war rege. DieSarvašer Feuerwehr-Kapellewurde von Deutschen wievon Slawen engagiert, umbei Hochzeiten und anderenFesten aufzutreten. In den1920er Jahren spielte sie fastjedes Wochenende in Osijek.5Kommunion, PetlovacIm Lebens- und Jahreslauf6spielte <strong>die</strong> Kirche eine tragendeRolle. Das Kirchweihfest gehörtezu den größten Attraktionendes Dorflebens. In ethnischgemischten Orten existiertenoft auch verschiedene Konfessionenund mehrere Kirchen.6Dorfstraße, SarvašIm Straßendorf Sarvaš beiOsijek lebten Anfang des20. Jahrhunderts knapp 1.200Menschen. <strong>Über</strong> 95 Prozentwaren Deutsche.„Mir hen mit dene andre ganz durchanander gwhohnt,hen serwische und krawattische (kroatische) Nochbrsleitghat un hen uns mit allene gut vrtrage. Vielleicht hen<strong>die</strong> andre denkt, mir Schwowe schaffe zuviel.“Rosina Lemler, geboren 1909 in Vod – inci, Slawonien
Evakuierung,Flucht, Lager1Treck aus Sarvaš in Ungarn,1944Am 31. Oktober 1944 brachder Treck auf: „In der Früh waralles bereit, und <strong>die</strong> Fahrt insUngewisse begann. Man hörtekein Klagen, nur das dumpfeGrollen der Kanonen und dasleise Geknatter der Maschinengewehre.Unter dem Geläuteder Kirchenglocken zogen wirvoller Kummer, Wehmut undSorgen aus dem Ort.“ (JohannGassenheimer, aufgeschrieben1961)Volksgruppenführung und Wehrmacht evakuierten Ende1944 <strong>die</strong> meisten Donauschwaben aus Slawonien undSyrmien. Fast alle verbliebenen Deutschen wurden vonden neuen Machthabern zwischen 1945 und 1947in Lagern interniert. In verlassenen Dörfern wie Krndijaoder Valpovo wurden Lager errichtet. Die Sterblichkeitwar hoch. Während <strong>die</strong> deutsche Bevölkerung interniertwar, wurde ihr beschlagnahmter Besitz an Kolonisten ausganz Jugoslawien verteilt.2Treck aus Sarvaš kurz vordem Ziel, Deutschlandsberg13(Österreich), 19443Lageraufzeichnungen, 1945Ab Juli 1945 war Jelena Krtnakerin den Lagern Valpovo undKrndija interniert. Am 30. Septemberschrieb sie: „Mama istkrank geworden. Ihr Bein ist geschwollen,sie hat Fieber, unddraußen weht ein so kalter Wind.2Sie liegt auf dem Stroh, zittert,und ich sitze neben ihr, ganzblau vor Kälte.“4Grab im Lager Krndija,Ende 1940er Jahre4„23.VII.1945: Mama und mich haben sie heute insUngewisse getrieben. Mama ist verzweifelt, weintfürchterlich. Ich beherrsche mich, so gut ich kann.Bei mir habe ich meine Madonna, mein Kreuz,ein bisschen Wäsche, ein Kleid – das ist mein ganzerReichtum. Wir werden beschuldigt, dass wir inder Volksgruppe waren, aber das ist nicht wahr.“Lageraufzeichnung von Jelena Krtnaker aus Pož ega
Donauschwabenin Brasilien1„Ich hab als Bauer sterben wollen,drum bin ich auf Brasilien.“ Blasius Marx aus Syrmien, geboren 18912 34In Österreich saßen 1950 noch 20.000 Donauschwaben inFlüchtlingslagern fest. Michael Moor, Agrar-Ingenieur ausInd – ija, wollte seinen Landsleuten wieder zu eigenem Landverhelfen und so viele wie möglich gemeinsam ansiedeln.Brasilien suchte Kolonisten mit landwirtschaftlichenKenntnissen, um sein Defizit in der Weizenproduktion zubekämpfen. 1949 reiste Moor mit einer Expertengruppedorthin, um Möglichkeiten einer Ansiedlung zu prüfen –und wurde im Bundesstaat Paraná fündig. Die „SchweizerEuropa Hilfe“ unterstützte mit 9 Mio. Schweizer FrankenLandkauf, Maschinen, Transport und Aufbau derSiedlungen.12 – 3Ozeandampfer Provence2.446 Donauschwaben wandertenmit <strong>die</strong>sem Dampfer zwischen1951 und 1952 nach Brasilien aus.Vor der Abreise mussten sie derGenossenschaft „Agrária“ beitreten.82 Prozent der Brasilienauswandererstammten aus Syrmien undSlawonien, <strong>die</strong> übrigen aus demBanat, der Batschka und Ungarn.Gründung der donauschwäbischenKolonie Entre RiosIn der Kolonie entstanden fünfDörfer. Die Familien erhielten perLos 15 Hektar Land und vier HektarWald. Jedes Dorf errichtete eineKirche und ein eigenes Schulhaus.4 Krise und AufschwungTrotz akribischer Planung bliebengute Ernten aus. Die Siedler warenmit dem Klima nicht vertraut,<strong>die</strong> aus Deutschland geliefertenMaschinen erwiesen sich als unbrauchbar.Die Kolonie geriet ineine finanzielle Krise. Bis 1970wanderte mehr als <strong>die</strong> Hälfte derSiedler wieder ab. Eine großangelegteAgrarreform brachte<strong>die</strong> Rettung. Schon 1971 erzeugteEntre Rios zehn Prozent derbrasilianischen Weizenernte. Die„Agromalte“ gehört heute zu dengrößten Mälzereien der Welt undliefert jährlich 220.000 TonnenMalz.Viele Donauschwaben verließen in den 1950erJahren ihre kroatische Heimat. In Österreich,Deutschland, den USA, Kanada, Australien,Argentinien und Brasilien schufen sie sich eineneue Existenz. Ihre Kultur pflegen sie überall aufder Welt in Landsmannschaften und Vereinen.
Reisen in <strong>die</strong>Vergangenheit„Ungefähr einen Kilometer von unserem Dorf entferntsahen wir, dass unser Hund neben dem Pferdewagenherlief. Darüber waren wir so gerührt, dass wir nichtssagen konnten. Jetzt war er verlassen, so wie <strong>die</strong> Küheund Schweine. Das waren erdrückende Gedanken.“ Eva LinznerEva Linzner mit Mutter undGeschwistern in Tovarnik, 1935Die Familie floh 1944 nach Österreichund emigrierte später nachBrasilien. Doch Eva Linzner wurdedort nicht heimisch; sie zog nachDeutschland.Eva Linzners Elternhaus inTovarnik, 19791979 fuhren Eva Linzner und ihrMann erstmals wieder nachTovarnik – mit gemischtenGefühlen. Sie wurden herzlichaufgenommen. Von da an unternahmensie viele „Heimwehreisen“.Sie besuchten kroatischeund serbische Bekannte sowieihre einzige Verwandte in Vukovar.Eva Linzner vor den Trümmernihres Elternhauses, 1998Das Haus war in den 1990erJahren im Krieg zerstört worden.Linzners nahmen einige Ziegelsteineals Andenken mit.Josef Reinhofer mit seinenEltern, 1943Josef Reinhofer wurde 1939 inKeš inci geboren. Da seine Muttersehr jung heiratete, lebte <strong>die</strong>Familie dort im Haus der Großeltern.Der Vater stammte ausJarmina, wo sie oft zu Besuchwaren.Geburtshaus von Josef ReinhofersVater in Jarmina, 2009Josef Reinhofer wollte sein Herkunftslandwiedersehen und reistemit seinem Sohn nach <strong>Kroatien</strong>.Im Haus seines Vaters in Jarminalebt heute Familie Ilekovi ć, <strong>die</strong> ausZagorje stammt und hier nach demZweiten Weltkrieg angesiedelt wurde.Obwohl Josef bei der Flucht erstfünf Jahre alt gewesen war, konnteer sich an viele Details im Haus undim Dorf erinnern.Auf dem Friedhof von Jarmina,2009Als Josef Reinhofer das Familiengrabbesuchte, begleiteten ihnsein Sohn Michael und ŽeljkoIlekovi ć. Die beiden stehen bisheute miteinander in Kontakt.„1944 flüchteten wir aus <strong>Kroatien</strong>, der Vater kamerst 1951 zu uns nach Österreich. Wir verließenunsere zweite Heimat 1952. Wir fanden eine guteneue Heimat in den USA, aber wenn ich nach<strong>Kroatien</strong> und Österreich auf Besuch komme, ist esmir sehr schwer – nach Hause zu kommen undwieder zu gehen.“ Josef Reinhofer
Donauschwabenin <strong>Kroatien</strong> heute12320-jähriges Jubiläum derDeutschen Gemeinschaft –Landsmannschaft der Donauschwabenin <strong>Kroatien</strong>, 2012Die Deutsche Gemeinschaftin Osijek ist <strong>die</strong> größte Organisationder Minderheit. Zweigstellengibt es unter anderemin Naš ice, Slavonski Brod,Ðakovo und Beli Manastir. Beider Feier im StaatstheaterOsijek betonte StaatspräsidentIvo Josipovi ć den wichtigenBeitrag der Minderheit zu Kulturund Forschung.Njemač ka riječ –Deutsches WortDie zweisprachige Zeitschriftberichtet über politische Themen,<strong>die</strong> <strong>die</strong> deutsche Minderheitbetreffen. Sie informiert überVereinsaktivitäten sowie überForschungen zur Geschichte derDonauschwaben.Internationales deutschsprachigesTheaterfestival,Osijek 2005Nach Jahrzehnten der Assimilationist der Sprachverlustweit fortgeschritten. InternationaleKooperationen undJugendaustausch sollen derEntwicklung entgegenwirken.<strong>Kroatien</strong>s Unabhängigkeit war auch für <strong>die</strong> rund 3.000Deutschen und Österreicher ein historischer Wendepunkt.In der neuen Verfassung wurden sie als Minderheitanerkannt. Sie haben seither das Recht auf muttersprachlichenUnterricht, politische Vertretung undstaatliche Unterstützung. Für das von der kommunistischenRegierung enteignete Vermögen wurde einEntschädigungsgesetz verabschiedet und <strong>die</strong> ehemaligenInternierten als politische Häftlinge anerkannt.1324 545Eröffnung der BegegnungsundGedenkstätte Valpovo, 2010Die Donauschwaben sind heuteVermittler bei der Aufarbeitungvon Europas jüngster Geschichte.Begegnungs- und Gedenkstättein ValpovoIn der St. Rochus-Kapelle, unweitdes einstigen Lagergeländes, hälteine <strong>Ausstellung</strong> <strong>die</strong> Erinnerungan deutsche Zivilisten wach, <strong>die</strong> injugoslawischen Lagern umkamen.ImpressumKonzeptionLeni Perenč evi ćTexteChristian GlassHenrike HampeLeni Perenč evi ćDanijel Petkovi ćAnita Rapan Papeš aRenata TrischlerAna WildFotosDamir RajleZvonimir TanockiJutta WeissertJule ObergfellAna WildKroatische Zentralefür TourismusEine <strong>Ausstellung</strong> desDonauschwäbischen Zentralmuseums UlmGestaltungBraun Engels Gestaltungin Kooperation mit: