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Der Flyer zum Film - Niess.info

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EdelweißpiratenDeutschland 2004Regie: Niko von GlasowBuch: Kiki von GlasowKamera: Jolanta DylewskaSchnitt: Oli Weiss, Andreas WodraschkeMusik: Andreas SchillingDarsteller: Iwan Stebunow (Karl Ripke), Simon Taal (Peter Ripke),Bela B. Felsenheimer (Hans Steinbrück), Jochen Nickel (Josef Hoegen),Anna Thalbach (Cilly Serve), Jan Declair (Ferdinand Kütter) u. a.Länge: 97 Min.Verleih: 3Rosen <strong>Film</strong>verleihVertrieb: Central <strong>Film</strong>FSK: ab 12 JahrenIKF-Altersempfehlung: ab 14 JahrenKlasse: ab 8. Jahrgangsstufe<strong>Film</strong>-Heft ... 3


EDELWEISSPIRATENInhaltAmerikanische Soldaten befreienam Ende des Zweiten Weltkrieges,im Frühjahr 1945, den EdelweißpiratenKarl Ripke aus einem Gestapo-Gefängnisin Köln. Bleich und apathisch, mit kahlgeschorenem Kopf tritt der junge Mannaus den dunklen Kellern ans Licht underinnert sich an sein Leben als Edelweißpirat.Köln-Ehrenfeld im Kriegsjahr 1944. KarlRipke lebt mit seinem jüngeren BruderPeter allein und ganz auf sich gestelltin den Ruinen der Stadt, ständig vonHunger, Bombenangriffen und Verfolgungdurch Hitlerjugend und Nazi-Polizeibedroht. Die Mutter der beiden Jungenstarb im Bombenhagel. <strong>Der</strong> Vater ist seitJahren Soldat und fern an der Front. <strong>Der</strong>älteste Bruder Otto ist gefallen. Zur Familiegehört nur noch Ottos Verlobte Cilly,die mit ihren beiden Kindern, Anton undFelizitas, in einem Kellerloch in der Schönsteinstraßein Ehrenfeld haust.Karl ist in der Gruppe der Ehrenfelder Edelweißpiraten,Peter in der Hitlerjugend. DieEdelweißpiraten haben sich dem Widerstandgegen das Regime der Nationalsozialistenverschrieben. Sie wehren sichgegen die Eingliederung in die HJ, ziehenals freie Gruppe durch die Trümmerhöfe,schreiben Antikriegsparolen an die Ruinenwändeund liefern sich lebensgefährlicheSchlachten mit den HJ-Streifen. DieEdelweißpiraten helfen Hans Steinbrück,auch „Bombenhans“ genannt. Er ist auseinem Konzentrationslager geflohen undsie finden ihn halbtot in den Ruinen. Sieverstecken ihn vor den Schergen zuerst ineinem Kellerloch, später bei Cilly und rettenihm so das Leben. Cilly verliebt sichin Hans.Karl schreibt einen verzweifelten Brief anden Vater, der ihm die Verantwortungfür Peter übertragen hat. Karl befürchtet,dass die Rettung von Hans Steinbrück zugefährlich für seine Freunde, für Cilly undauch für Peter wird. Die Brüder erhaltenunterschiedliche Antwortbriefe vom Vater.Peter erteilt er allgemeine Ratschläge.Karl aber vermittelt der antifaschistischeVater seine wahre Meinung über den mörderischenKrieg und die Nazi-Herrschaft.Als der Vater fällt, findet Peter die Briefean Karl. Er begreift, dass der Vater gegendie Nazis war und schließt sich voll Trauerund Scham den Edelweißpiraten an. Seinneues Vorbild ist Hans Steinbrück.Hans versteckt zwei Jüdinnen in CillysWohnung und Waffen in ihrem Keller.4 ... <strong>Film</strong>-Heft


Cilly, die Papier für Flugblätter einkauft,wird von den Verkäuferinnen denunziertund entkommt nur knapp der Verhaftungdurch die Gestapo. Cillys Wohnung wird<strong>zum</strong> Treffpunkt der Edelweißpiraten inKöln-Ehrenfeld. Die Gruppe plant mit Hanszusammen ein Attentat auf die Gestapo-Zentrale. Karl verweigert die Teilnahme,weil er dies für zu riskant hält. Das Vorhabenwird verraten, die Gestapo stürmt CillysWohnung. Sie finden das Waffenlagerund die Jüdinnen. Die Ehrenfelder Gruppewird beim Versuch, Cilly zu befreien, festgenommen.Es beginnt im ganzen Vierteleine Hetzjagd auf die Mitglieder der Edelweißpiraten.Karl, Peter und der schwerverletzte Hans Steinbrück können fliehen.Karl kann seinen Bruder Peter nicht dazubewegen, mit ihm die Stadt zu verlassen.Peter bleibt bei Hans. Er will den Freundnicht allein lassen. „Edelweißpiraten sindtreu.“In den Gestapo-Kellern werden die gefangenenMitglieder der Gruppe von Gestapo-Kriminalsekretär Josef Hoegen gefoltert.Die Gestapo braucht Schuldeingeständnisse,da sie die Gruppe ohne Gerichtsverfahrenliquidieren will. Karl weiß, dassPeter und Hans Steinbrück den Verfolgernnicht entkommen können. Er stellt sichfreiwillig der Gestapo. In einem Deal mitJosef Hoegen verrät er Hans Steinbrückund seinen Bruder, um sich und Peter zuretten. Er verspricht Hoegen, nach demZusammenbruch der nationalsozialistischenHerrschaft zu bezeugen, dass dieserden Brüdern das Leben gerettet hat.Hans Steinbrück und Peter werden gefangengenommen und gefoltert. Peter behauptetauch unter der Folter bis zuletzt,nicht von seinem Freund Hans Steinbrück<strong>zum</strong> Widerstand verführt worden zu sein,sondern sich aus eigener Überzeugungden Edelweißpiraten angeschlossen zuhaben. Er will seinen Freund nicht belasten,seine Würde als Widerstandskämpfernicht verlieren und nimmt dafür seinenTod an.Josef Hoegen versucht vergeblich, demJungen das Leben zu retten. Am Endedes <strong>Film</strong>s trifft der von den US-Truppenbefreite Karl Ripke den Gestapo-MannJosef Hoegen auf der Gefängnistreppe.Hoegen wird von zwei amerikanischenSoldaten abgeführt. <strong>Der</strong> Mann erinnertKarl an sein Versprechen. Karl reagiertnicht. Als Hoegen sagt, „dein Scheißbruderwollte sterben, er war nichts wert“,zerbricht die Erstarrung der langen Qualund Schuld in Karl. Er fängt an zu schreienund sein Nein, Nein, Nein hallt endlosdurch die Räume.<strong>Film</strong>-Heft ... 5


<strong>Film</strong>-FigurenDie Figuren der jungen Widerstandskämpfersind an die historischen Personender Edelweißpiraten in Köln-Ehrenfeldangelehnt, ihre Charaktere aber derDramaturgie des <strong>Film</strong>s untergeordnetund angepasst. Ihre Namen sind freierfunden. Die Stimme des alten Mannes,der die Geschichte der EhrenfelderGruppe erzählt, gehört Jean Jülich, einemüberlebenden Edelweißpiraten derGruppe in Köln-Sülz. Nur die ErwachsenenCilly Serve, Hans Steinbrück undKonrad Lorent auf der Seite der Edelweißpiratenund die drei Nazi-Schergenagieren im <strong>Film</strong> unter ihren authentischenNamen und in ihren historischbelegten Positionen und Charakteren.Mehr wie ein Schatten taucht ein Jungemit dem Namen Barthel in zwei sehrkurzen Szenen des <strong>Film</strong>s auf. Das ist einHinweis auf den historischen BartholomäusSchink, der im November 1944im Alter von 16 Jahren von den Nazisermordet wurde.Karl Ripke wird im <strong>Film</strong> als ein besonnenerWiderstandskämpfer charakterisiert.Er ist einer der beiden Hauptfiguren derEhrenfelder Gruppe. Er ist mutig, lässtnie einen Zweifel an seiner Gesinnung,schätzt aber die Gefahren des Widerstandsin einem übermächtigen, totalitärenSystem richtig ein.Peter Ripke ist der jüngere Bruder vonKarl. Er befindet sich noch in der Phaseder Suche nach Vorbildern, nach Identifikationund Orientierung. Er durchläuftim <strong>Film</strong> eine Entwicklung vom Hitlerjungen<strong>zum</strong> Edelweißpiraten. Er ist derJüngste in der Gruppe, aber der eigentlicheHeld in der Geschichte. An seinerIntegrität und moralischen Kraft scheitertdas Böse, das der Gestapo-FoltererJosef Hoegen verkörpert.Konrad Lorent (authentischer Name)spielt im <strong>Film</strong> einen durch den Faschismuszerstörten Mann. Er erschießt denOrtsgruppenleiter Soentgen.Hans Steinbrück (authentischer Name)verkörpert im <strong>Film</strong> einen Widerstandskämpfer,für den die Rache an den Nazisan erster Stelle steht. Er ist eine vielschichtigePerson, in der sich Draufgängertum,Mut und Wut mit politischenWiderstandsmotiven vermischen.Cilly Serve (authentischer Name) ist dieVerlobte des ältesten, schon gefallenenBruders Otto Ripke. Sie versucht, trotzHunger und Bombenhagel ihre Kinder lebenddurch den Krieg zu bringen, leistetaber dennoch Widerstand. Sie kümmertsich um die Brüder Ripke, die Verletztenund Verfolgten.Josef Hoegen (authentischer Name undauthentische Position) ist Kriminalsekretärim Sonderkommando der Gestapoin Köln. Er wird im <strong>Film</strong> als der gefährlichsteTätertyp charakterisiert, quältund tötet als brutaler Gestapo-Folterergrausamer als verlangt.Ferdinand Kütter (authentischer Nameund authentische Position) ist leitenderKommissar des Gestapo-Sonderkommandos,das im September 1944 zur„Bekämpfung des politischen Widerstandsund des Bandenwesens“ in Köln-Ehrenfeld eingesetzt wurde. Er verkörpertim <strong>Film</strong> den Charakter des reinenBefehlsempfängers, der jedes befohleneVerbrechen ausführt. So will er die gefangenenWiderstandskämpfer noch imHof exekutieren, als die amerikanischenSoldaten schon unter seinem Fenster inden Straßen kämpfen. Nur der fehlendeExekutionsbefehl aus Berlin rettet denGefangenen das Leben. Ohne Befehl istKütter handlungsunfähig.Heinrich Soentgen (authentischer Nameund authentische Position) ist Ortsgruppenleiterder NSDAP in Köln-Ehrenfeld.Im <strong>Film</strong> wird er charakterisiert als dertypische Erfüllungsgehilfe, der seineMacht genießt und <strong>zum</strong> eigenen Vorteilgebraucht. Er erpresst die Witwen dergefallenen Soldaten mit Drohungen <strong>zum</strong>Beischlaf.Jean Jülich (links)und Bela B. Felsenheimer,der im <strong>Film</strong> HansSteinbrück spielt6 ... <strong>Film</strong>-Heft


EDELWEISSPIRATENProblemstellungZeitgeschichteIm Folgenden wird die Situation im Kriegsjahr1944 kurz umrissen, um die Lebensweltder Gruppe der Edelweißpiraten inden historischen Kontext einzubetten.Als die Amerikaner am 6. März 1945 Kölneinnahmen, waren 95 Prozent der Stadtzerstört und von den ehemals 768.000Einwohnern nur noch 10.000 Menschenin der Stadt. „Köln war eine Stadt mitwenigen Menschen und vielen Rattengeworden, die auf den Schuttbergenumherhuschten. (...) In Stille schweltenTrümmer und Balken, die Feuer knistertenin verödeten Straßen.“ (Friedrich, S. 260)<strong>Der</strong> Krieg war verloren, die Lage an allenFronten hoffnungslos. Die Alliierten landetenmit 300.000 Soldaten am 6. Juni1945 in der Normandie.Über die Breite des Widerstands in derBevölkerung gegen den verbrecherischenStaat gibt es keine genauen Zahlen. Aberdie Zahlen aus Gerichtsakten und denVerhörprotokollen der Gestapo „erlaubenes doch, mit Sicherheit zu sagen, dassdie oppositionellen Strömungen erheblichumfangreicher waren als es in einer seltsamenInteressenverbindung die nationalsozialistischeund die alliierte Kriegspropagandawahrhaben wollten“. (Erdmann, S. 142)Als Regimegegner galt jeder, der Judenhalf, der zu Ostarbeitern freundlich war,der den Endsieg anzweifelte und der sichden HJ-Organisationen entzog. Zwischen1933 und 1944 gab es nach Justizurteilen11.881 Hinrichtungen (Hinrichtungslistedes Reichsjustizministeriums, vgl.Erdmann, S. 142). Dazu kamen die zahlreichenMorde außerhalb der regulärenJustiz, die Morde in den Konzentrationslagern,Gefängnissen und auf den Straßen.Im Kölner Stadtgebiet wurden im zweitenHalbjahr 1944 von den Nazis 2.400Menschen umgebracht (vgl. von Hellfeld,1981, S. 32). Ohne Gerichtsurteil wurdenin Köln-Ehrenfeld 13 Menschen am10. November 1944 hingerichtet, darunterauch einige Edelweißpiraten.Authentische LebensläufeDie tatsächlichen Lebensläufe der historischenPersonen geben Auskunft überdas alltägliche Leben unter der Nazi-Herrschaft.Fast alle Mitglieder der Ehrenfelder Edelweißpiratenwachsen in Arbeiterfamilienauf, die der KPD, SPD und den Gewerkschaftennahe stehen. Die Grundeinstellungdieser Familien ist antifaschistisch.Sie sind deshalb verdächtig und gefährlichfür das Nazi-Regime und werden beobachtetund verfolgt.Lebensläufe der jungen Widerstandskämpferin der Ehrenfelder GruppeRoland Lorent, geboren am 12.3.1920,Maschinenschreiner. Er ist Mitglied derFalken, sein Vater Mitglied der SPD.„Roland Lorent, der den OrtsgruppenleiterSoentgen erschoss, drehte regelrechtdurch, wenn er SA- und SS-Leute sah.“(von Hellfeld, 1981, S. 45) Er wird am10.11.1944, 24-jährig, aufgehängt.Gustav Bermel, geboren am 11.8.1927,kaufmännischer Lehrling. Er ist aus demArbeitsdienst von den Schanzarbeiten amWestwall geflohen und gehört keiner politischenGruppe an.Adolf Schütz, genannt Addi oder Dolfes,geboren am 3.1.1926. Er stammtaus einer Arbeiterfamilie und desertiertvon der Wehrmacht. <strong>Der</strong> Vater ist an derFront. Schütz ist ein enger Freund vonBarthel Schink, Bubbes Rheinberger undBüb Schwarz. Er gehört keiner politischenOrganisation an. Er wird am 10.11.1944,18-jährig, aufgehängt.<strong>Film</strong>-Heft ... 7


Franz Rheinberger, genannt Bubbes, geborenam 22.2.1927, Arbeiter. Er stammtaus einer armen Familie. Er gehört keinerpolitischen Gruppe an. Er wird am10.11.1944, 17-jährig, aufgehängt.Bartholomäus Schink, genannt Barthel,geboren am 25.11.1927, Dachdeckerlehrling.Er ist ein guter Gitarrenspieler. SeinVater ist Postbeamter. <strong>Der</strong> antifaschistischeingestellte Vater verbietet seinen Kindernden Kontakt zu der streng nationalsozialistischausgerichteten Familie der Mutter.Barthel gehört keiner politischen Gruppean. Er wird am 10.11.1944, 16-jährig,aufgehängt.Günter Schwarz, genannt Büb, geborenam 26.8.1928, Halbjude, Dreherlehrling.Er ist ein enger Freund von BarthelSchink. Er lebt mit seinem Bruder als„Geltungsjude“ bei seiner kommunistischenTante, die selbst verfolgt wird.Später kommen Vater und Tante insKonzentrationslager. Schwarz gehörtkeiner politischen Gruppe an. Er wird am10.11.1944, 16-jährig, aufgehängt.Wolfgang Schwarz, geboren 1924, istder ältere Bruder von Günter Schwarz.Er muss als Halbjude seine Konditorlehreabbrechen. Er arbeitet, auch zur Tarnung,im Heimatkraftpark (Reparaturbetrieb derKraftwagen) der Wehrmacht, wo er voneinem guten Freund beschützt wird. Ermahnt die Gruppe oft zur Vorsicht.Hans Steinbrück, genannt „Bombenhans“,geboren am 12.4.1921, Seemann. Er istzeitweilig Führer der Ehrenfelder Gruppe.Sein Vater war im Rotfrontkämpferbundund erzog den Sohn antifaschistisch.„Den Nationalsozialismus habe ich früherstets bejaht. Von 1933 bis 1935 habe ichaktiv am Aufbau des Jungvolkes in derAltmark mitgewirkt. Eine Funktion hatteich nicht inne, obwohl ich das Jungvolkvon Grund auf allein organisiert und aufgebauthabe. <strong>Der</strong> Partei der NSDAP odereiner Gliederung habe ich nicht angehört.“(Hans Steinbrück im Vernehmungsprotokoll der Gestapo,zitiert nach von Hellfeld 1981, S. 10)1942 Antrag zur Aufnahme in die Gestapo,nach vorherigen Hilfeleistungen für dieGestapo. 1943 Verhaftung, Deportationins Konzentrationslager Buchenwald.1944 Arbeit als Häftling und „Bombenhans“in einem Bombenräumkommandoin Köln-Ehrenfeld; Kontakte zu Ostarbeiternund den Edelweißpiraten. Nach derFlucht versteckt ihn Cilly Serve. Er wirdam 10.11.1944, im Alter von 23 Jahren,aufgehängt.Cilly Serve ist die Frau eines Mithäftlingsvon Hans Steinbrück. Hans Steinbrücklebt nach seiner Flucht bei ihr. Sie verstecktjüdische Frauen in ihrem Keller.Ihre Wohnung in der Schönsteinstraße 7ist Treffpunkt, Waffenlager und Unterschlupffür die Ehrenfelder Edelweißpiraten.8 ... <strong>Film</strong>-Heft


Lebensläufe der Mitglieder des Sonderkommandosder Gestapo zur Bekämpfungdes politischen Widerstands und des Bandenwesensin Köln-EhrenfeldFerdinand Kütterleitender Kommissar des „KommandosKütter“, bezeichnet als von „krankhaftemEhrgeiz“ besessene, „gnadenlose Persönlichkeit“,der seine Ermittlungserfolgeals großen Schlag gegen „die Feinde desReichs“ proklamierte. Kütter war hauptsächlichan den Razzien in Köln Ehrenfeldbeteiligt, „bei denen wahllos geprügelt undkaputtgeschlagen wurde, um Hinweise aufdie Verstecke der gesuchten Jugendlichenzu erzwingen“. (von Hellfeld, 1981, S. 45)Er begeht Selbstmord, als die Stadt Kölnvon den Amerikanern eingenommen wird.Josef Hoegengeboren am 28.11.1898, keine Lehreoder Ausbildung. 1922 Beginn seiner politischenKarriere mit dem Eintritt in dieKölner Kriminalpolizei als Hilfsbeamter.1927 Kriminalassistent, 1933 PolitischePolizei, 1934 Versetzung zur Gestapo(Bekämpfung von Linkskreisen), 1935Eintritt in die NSDAP und Beförderung<strong>zum</strong> Kriminalsekretär. 1941 wegenSchwarzkauf von Fleisch zu sechs MonatenGefängnis verurteilt und aus derGestapo entlassen. 1942 Ausschluss ausder Partei, 1943 mit gleichem Aufgabenbereichwieder in die Gestapo aufgenommen.Hoegen macht eine steile Karrierevom ungelernten Hilfsarbeiter <strong>zum</strong> Kriminalsekretärbei der Gestapo. In dieserPosition ist er 1944 einer der grausamstenVerfolger der Edelweißpiraten in Kölnim „Kommando Kütter“. Das LandgerichtKöln beschreibt 1949 Hoegen als einenbrutalen Folterer, der Kommunisten fürVerbrecher gehalten und Zeugen in denVernehmungen als „Freiwild“ angesehenhat. „Bei diesen grausamen Verfolgungsmaßnahmenaus politischen Gründen (...)z. B. auf das Einschlagen von mehr oderweniger Zähnen auch bei Frauen, brachteder Angeklagte <strong>zum</strong> Ausdruck, dass Menschenwürdebei ihm für nichts geachtetwürde.“ (Landgericht Köln 19.12.1949 Az. 24KS 10/49, zitiert nach von Hellfeld, 1981, S. 47)„J. Hoegen wird in der Anklage in 73Fällen der Misshandlung, die dreimalden Tod zur Folge hatte, beschuldigt.Das Landgericht Köln verurteilte ihn in52 Fällen wegen Aussageerpressung, in12 Fällen wegen Anwendung seelischerZwangsmittel, in 52 Fällen wegen Körperverletzungim Amt, in 36 Fällen wegengefährlicher Körperverletzung und Verbrechengegen die Menschlichkeit zu neunJahren Zuchthaus.“ (von Hellweg, 1981, S. 6)<strong>Film</strong>-Heft ... 9


Die Wertung der Kölner Edelweißpiraten als WiderstandskämpferNach dem Krieg wurden die Edelweißpiraten als Kriminelle eingestuft. Denn siestahlen Lebensmittel, um zu überleben. Sie galten nicht als Widerstandskämpferund wurden vergessen.1952-1962: Die Mutter von Barthel Schink, Gertrude Schink, versucht vergeblich,ihren Sohn als politisch Verfolgten zu rehabilitieren.„Was kann ich tun, dass ich meine Akte wiederbekomme? Seit dem Jahr 1952 versucheich, meinen Sohn Bartholomäus Schink als politisch Verfolgten anerkennen zulassen, bis heute, 1957, stehe ich vor einer Mauer, die nicht zu überspringen ist ...“(Brief vom 24.6.1957, zitiert nach Goeb, S. 166)1962: Prozess der Familie Schink zur Rehabilitierung von Barthel Schink.Die besonders grausamen Gestapo-Schergen, darunter Josef Hoegen, sagten überdie „Terrorbande“ aus und kennzeichneten sie als gefährliche Kriminelle. Die FamilieSchink verlor den Prozess (vgl. Jülich, S. 161).25.10.1970: Mehrere hundert Menschen versammelten sich am Hinrichtungsplatzzur Mahnwache. „Wir Kölner werden die Morde nicht vergessen.“ (Goeb, S. 167)10.11.1970: Ein Protestzug zog <strong>zum</strong> Hinrichtungsplatz mit 3.000 Menschen (vgl.Goeb, S. 168).1972: Erste Gedenktafel für die am 10.11.1944 hingerichteten Widerstandskämpferam Bahnübergang Hüttenstraße, heute Bartholomäus-Schink-Straße. Nach langjährigenAuseinandersetzungen wurde die Tafel wieder entfernt. Sie befindet sich heuteim NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, im EL-DE-Haus.1978: Über die Edelweißpiraten berichtete die Fernsehsendung Monitor.1984: Die Edelweißpiraten Barthel Schink und Jean Jülich wurden in Israel als Widerstandskämpferanerkannt und in der Gedenkstätte Yad Vaschem als „Gerechteunter den Völkern“ geehrt. Jean Jülich und Fritz Theilen als ehemalige Edelweißpiratenund die Schwester von Barthel Schink wurden eingeladen.1986: Die „Initiative Edelweißpiraten als Antifaschisten“ erreichte die Anbringungeiner Gedenktafel am Bahnübergang der Bartholomäus-Schink-Straße. Wegen Bauarbeitenwurde die Tafel 2002 abgenommen.2003: Wiederanbringung der Gedenktafel an den Bögen der Bahnunterführung inder Bartholomäus-Schink-Straße. Die Inschrift lautet:HIER WURDEN – AM 25.10.1944 – ELF VOM NS-REGIME – ZUR ZWANGSARBEIT– NACH DEUTSCHLAND – VERSCHLEPPTE BÜRGER – POLENS UND DER UDSSR– UND AM 10.11.1944 – DREIZEHN DEUTSCHE – UNTER IHNEN – JUGENDLI-CHE EDELWEISSPIRATEN – AUS EHRENFELD SOWIE ANDERE – KÄMPFER GEGENKRIEG UND TERROR – OHNE GERICHTSURTEIL ÖFFENTLICH – DURCH GESTAPOUND SS GEHENKT (Zitiert nach Theilen, S. 151)2005: <strong>Der</strong> Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters setzte sich dafür ein, dass dieEdelweißpiraten der „Ehrenfelder Gruppe“ als Widerstandskämpfer anerkannt werden.In einer Feierstunde am 16.6.2005 wurden vier der ermordeten Edelweißpiratenin Köln und die überlebenden Mitglieder der Ehrenfelder und der Sülzer Gruppegeehrt.10 ... <strong>Film</strong>-Heft


Jugend im Faschismus<strong>Der</strong> <strong>Film</strong> thematisiert die Konflikte, in dieJugendliche geraten sind, die unter derTerror herrschaft der Nazis aufwachsenmussten und sich dem Widerstand verschrieben.Die Hauptfiguren und Träger dieser Konflikteim <strong>Film</strong> sind die beiden Brüder Ripke.Für Karl Ripke besteht der Konflikt darin,wie er unter dem Gewaltpotenzial desStaates ein Stück Freiheit für sein Lebenaußerhalb der faschistischen Normen findenund wie er in immer bedrohlicherenSzenarien der Gewalt und Verfolgung seineigenes und das Leben seines BrudersPeter retten kann. Für sich selbst hater entschieden, Widerstandskämpfer inder Gruppe der Edelweißpiraten zu sein.Durch die Verantwortung für seinen Brudergerät er in die Falle, die der faschistischeStaat ihm mit seinem übermächtigenGewaltpotenzial stellt. Die extremste Artder Gewalt, die die Gestapo ausübt, istdie Gewalt über die Körper der Jugend lichen.Die Folter ist so entsetzlich, dass die -jenigen, die sich viele Jahre unter Lebens -gefahr gewehrt haben, <strong>zum</strong> Verrat gezwungenwerden. Auch Karl wird <strong>zum</strong> Verräter.Aber sein Verrat hat eine andere Farbe. Erliefert sich freiwillig der Gestapo aus, umsein eigenes und Peters Leben zu retten.<strong>Der</strong> Konflikt zwischen Verrat und Verwei gerungdes Verrats unter der faschistischenGewalt und Folter ist eines der Haupt themendes <strong>Film</strong>s. Die beiden Brüder übernehmenin diesem Konflikt unterschied licheRollen. Karl arrangiert sich, er wird <strong>zum</strong>Verräter aus edlen Motiven. Er erlebtdas Drama des vergeblichen Verrats, daer das Leben seines Bruders nicht rettenkann. Peter, der seinen Freund HansSteinbrück nicht verlässt, wird <strong>zum</strong> Märtyrerfür die Treue zu seinen Freundenund für die Menschenwürde des Widerstandskämpfers.Es stellt sich also dieFrage, wie der Einzelne sich verhaltenkann, wenn er dem Gewaltpotenzial einesfaschistischen Unrechtsstaates ausgeliefertist. Und wie wir uns verhalten hätten,wenn wir in die gleichen Konflikte, wiedie Brüder Ripke geraten wären.Um dieser Diskussion eine breitere Basiszu geben, sollen hier die Rahmenbedin gungeneiner Jugend im nationalsozialis ti schenDeutschland und der Wider stand der Edelweißpiratenskizziert werden. Eine kurzeBetrachtung zu den Verhältnissen der Machtsoll abschließend die Sicht erweitern.„... und sie werden nicht mehr frei ihrganzes Leben.“ (Adolf Hitler am 2.12.1938)Unter welchen Bedingungen die Jugendlichenim „Dritten Reich“ aufwachsensollen, wird deutlich in einer Rede Hitlersam 2.12.1938 in Reichenberg im Sudetenland.Dort heißt es:„Diese Jugend, die lernt ja nichts anderesals deutsch Denken, deutschHandeln und wenn diese Knaben mitzehn Jahren in unsere Organisationhineinkommen, (...) dann kommen sievier Jahre später vom Jungvolk in dieHitlerjugend, und dort behalten wir siewieder vier Jahre und dann geben wirsie erst recht nicht zurück (...), sonderndann nehmen wir sie sofort in die Partei,in die Arbeitsfront, in die SA oderSS, in das NSKK und so weiter.Und wenn sie dort zwei Jahre oderanderthalb Jahre sind, und noch nichtganze Nationalsozialisten gewordensein sollten, dann kommen sie in denArbeitsdienst und werden dort wiedersechs oder sieben Monate geschliffen(...), dann die Wehrmacht zur weiterenBehandlung auf zwei Jahre (...) unddann nehmen wir sie, damit sie aufkeinen Fall rückfällig werden, sofortwieder in die SA, SS und so weiter undsie werden nicht mehr frei ihr ganzesLeben.“ (Zitiert nach von Hellfeld, 1981, S. 15)<strong>Film</strong>-Heft ... 11


Nach diesem Konzept hat der männlicheJugendliche im nationalsozialistischenStaat folgende Aussichten: Im Alter von10 bis 14 Jahren ist er im Jungvolk, von14 bis 18 Jahren in der HJ, von 18 bis20 Jahren in der Partei, an der Arbeitsfront(Arbeit am Westwall), in der SAund SS oder in dem NSKK, von 20 bis 21Jahren bei Nichtanpassung im Arbeitsdienst,von 21 bis 23 Jahren in der Wehrmacht,danach geht er wieder in die SAoder SS.Die Edelweißpiraten Barthel Schink undBüb Schwarz sind 1938 zehn und elf Jahrealt. Sie geraten als Kinder in die nationalsozialistischenJugendorganisationen,deren straffen Organisationsprinzipien sieunterliegen. Die HJ übernimmt aus derWandervogelbewegung die Fahrten, dieLagerfeuer, die Lieder, die Naturverbundenheit,vermischt diese Tradition abermit paramilitärischem Drill, mit Zwang zuunbedingtem Gehorsam gegenüber oftgleichaltrigen HJ-Führern, wöchentlichenÜbungen mit Leistungsnachweis im Leistungsbuch.Wie weit die Vereinnahmungdes Einzelnen gehen soll, zeigt der Appellvon Baldur von Schirach im HJ-Leistungsbuchvon 1935.„Körperliche Ertüchtigung ist keinePrivatsache des Einzelnen. Die nationalsozialistischeBewegung befiehlt denganzen Deutschen zu ihrem Dienst.Dein Körper gehört deiner Nation,denn ihr verdankst du dein Dasein.Du bist ihr für deinen Körper verantwortlich.Erfülle die Forderungen dieses Leistungs -buches, und du erfüllst eine Pflichtgegen dein deutsches Volk.“(Baldur von Schirach, zitiert nach dem Leistungsbuch1935 von Johann Wehrmann, zitiert nachMaas, S. 99)Das heißt, dass der Körper, der gesamteMensch, Eigentum des nationalsozialistischenStaates ist. Das Individuum giltnichts, die Erfüllung der Forderungen isteine Verpflichtung, die der Staat bedingungslose<strong>info</strong>rdern kann. Die aktive Mitgliedschaftin der HJ ist keine Privatsache,sondern Dienst am deutschen Volk.Die Jugendlichen sind von ihrem individuellenLeben, ihren Körpern und ihremMenschsein enteignet.„Die so geleistete Politisierung destrivial Alltäglichen machte die Eingliederungdes Einzelnen in die politischeOrganisation möglich. Gerade weil beidem Körperlichen, als dem unmittelbarindividualisierenden Moment der Gesellschaftangesetzt wurde.“ (Maas, S. 103)<strong>Der</strong> Staat ist nicht die Summe der Individuen,sondern er ist die primäre Instanz,die die Existenz des einzelnen Menschenerst ermöglicht. Außerhalb des Staatesgibt es kein Dasein.Auf ihren freien Fahrten sangen die Edelweißpiratenumgedichtete Volkslieder, dieihre Freiheitssuche, aber auch die Gefahr,in der sie sich befanden, ausdrückten.Hohe Tannen weisen dir die Sternean der Isar wild springenden Flutliegt das Lager der Edelweißpiraten,und du Eisbär, du hütest es gut.Hör‘ Eisbär, was wir dir jetzt sagen,unsere Heimat ist nicht mehr frei,schwingt die Keulen ja wie in alten Zeiten,schlagt HJ, SA den Schädel entzwei.(Umgedichtetes Volkslied aus einem Bericht desReichssicherheits-Hauptamtes vom 15.3.1943,zitiert nach Peukert, S. 76)Am 1.12.1936 bestimmt ein Gesetz dieHJ zur allein rechtmäßigen Jugendorganisation.Alle anderen Gruppen bis aufeinige kirchliche, scharf kontrollierte Jugendorganisationensind verboten. Seit12 ... <strong>Film</strong>-Heft


1936 besteht Zwangsmitgliedschaft. Wersich der HJ entzieht, ist Repressalien inder Schule, am Arbeitsplatz und in denFamilien ausgesetzt und unterliegt derständigen Kontrolle durch die HJ und diePolizei der NSDAP.Das Strafregister für Unangepasste bestehtaus individueller Ermahnung, zeitweiligerFestnahme, Wochenendkerker,aus dem die Jugendlichen gebrandmarktmit kahl geschorenem Kopf zurückkehren,Fürsorgeerziehung, Einweisung inein Arbeitslager oder Jugend-Schutzlagerbeziehungsweise Konzentrationslager undProzess.<strong>Der</strong> Widerstand der Edelweißpiraten<strong>Der</strong> Jugend bleibt also nur die Wahlzwi schen Anpassung, Opposition oderFreiheitssuche in den geheimen „wildenCliquen“. Die Kölner Edelweißpiratenunternehmen <strong>zum</strong> Beispiel freie Fahrtenzu Baggerseen im Umland, wo sie vieleGleichgesinnte treffen. Ihre Oppositionzeigt sich in der anderen Kleidung. Sietragen karierte Hemden, Manchesterhosen,weiße Kniestrümpfe und das Edelweißunter dem Rockaufschlag.Diese freien Gruppen werden von denNazis von Anfang an verfolgt. 1944 gibtes Edelweißpiraten in allen Kölner Stadtvierteln,etwa 3.000 in ganz Köln, davonungefähr 120 in Köln-Ehrenfeld.In Junkers Kneipe bei Wein und Pfeifeda saßen wir beisamm’.Ein guter Tropfen von Malz und Hopfen,der Teufel führt uns an.Hei, wo die Burschen singenund die Klampfen klingenund die Mädels fallen ein.Was kann das Leben Hitlers uns geben,wir wollen frei von Hitler sein.Hei, wo die Fahrtenmesser blitzenund die Hitlerjungen flitzen ...(Umgedichtetes Volkslied, in: Goeb, S. 19)SchlüsselerlebnisseFür Barthel Schink ist der Tod des jüdischenFrisörs Spieroth ein prägendesErlebnis. Er ist sein Freund und wird inder Reichspogromnacht am 9.11.1938vor seinen Augen erschlagen, ohne dassihm jemand hilft. Barthel ist zutiefst erschüttertund beschließt, Widerstand zuleisten.Günter Schwarz und sein älterer BruderWolfgang sind Halbjuden. <strong>Der</strong> Vater istals Jude und Kommunist ins Konzentrationslagerdeportiert worden. Günter wirdauf dem Schulhof von Mitschülern halbtotgeschlagen, die von einem Nazi-Lehrergegen ihn aufgewiegelt wurden. Wolfgangmuss zwangsweise seine Konditorlehreabbrechen. Die Jungen leben beieiner Tante, die wegen ihrer früherenKP-Mitgliedschaft verfolgt wird. Sie hungern,da sie keine Lebensmittelkartenbekommen. Wolfgang Schwarz kann imHeimkraftpark der Wehrmacht nur arbeiten,weil er von einem Freund gedecktwird. Auch für die Brüder ist die Reichspogromnachtdas erste furchtbare Erlebnis.Es ist der Staat selbst, der den jungenMenschen keine Alternativen lässt. DieUnmenschlichkeit des Systems bringt siedazu, das Unrecht zu erkennen und sichdagegen zu wehren. In einem Interview1980 sagt Barthel Schinks Schwester:„Barthel wollte das gar nicht, man hatihn da ein bisschen reingezogen. Gitar reund Musik, das war sein Leben, dasAndere war nicht sein Leben, da hatman ihn zu gezwungen. <strong>Der</strong> Staat hatihn dazu gemacht – hätte man ihm seineGitarre gelassen, er hätte sie heutenoch. Er hätte niemals eine Pistole indie Hand genommen, gezwungen habeneigentlich die Nazis ihn, die ihmaufgelauert haben.“(Zitiert nach von Hellfeld 1981, S. 25)<strong>Film</strong>-Heft ... 13


Was unterscheidet die Gruppe der Ehren felderEdelweißpiraten von den ange passtenJugendlichen? Die Gruppe hat erkannt,dass das Nazi-Regime ein menschenverachtendes,mörderisches Unrechtssystemist. Sie lehnen jede Teilnahme an den HJ-Organisationen ab. Sie hassen den militaristischenDrill in den HJ-Gruppen und dasWandern in geschlossenen Formationen.Sie verweigern bedingungslosen Gehorsamund die Befolgung von Befehlen. Sieverabscheuen das Machtgefälle und diestrengen Hierarchien innerhalb der HJ-Gruppen und die ständige Kontrolle. Zuihren Aktivitäten im Widerstand 1943/44gehören Flugblattaktionen. Sie verteilen<strong>zum</strong> Beispiel Flugblätter mit der Wahrheitüber die Situation an der Ostfront (vgl.Goeb, S. 44). Sie schreiben Antikriegsparolenan die Ruinenwände und an Eisenbahnwagons.„Räder rollen für den Sieg,Nazi-Köpfe rollen nach dem Krieg.“Sie stehlen Lebensmittelkarten aus derNSDAP-Bezirksstelle in der Rochusstraßeund verteilen sie an Notleidende. Sie stehlenLebensmittel, um die im Untergrundlebenden Flüchtlinge zu versorgen. Siestehlen Waffen und basteln Molotow-Cock tails, um sich gegen die Angriffe derHJ-Streifen zu verteidigen und nehmenzuletzt den bewaffneten Kampf gegen dieNationalsozialisten auf.Es gibt keine Diskriminierung innerhalbder Gruppe. So sagt Barthel Schink zuWolfgang Schwarz, der ihm erzählt, dasser Halbjude ist:„Warum erzählst du das? Bei uns spieltdas keine Rolle. Wir wissen, dass dieNazis lügen. Und ich weiß genau,dass Juden in Ordnung sind, dass siegute Kämpfer sind. Wir brauchen guteKämpfer.“ (Zitiert nach Goeb, S. 44)Zur Gruppe der Ehrenfelder Edelweißpiratengehören 1944 untergetauchte Wehrmachtsdeserteure,Flüchtlinge aus denZwangsarbeiterlagern, Flüchtlinge aus denKonzentrationslagern, untergetauchte Juden,Ostarbeiter und Jugendliche, die ausdem Arbeitsdienst geflohen sind, Lehrlingeund Schüler. In den freien Gruppengibt es keine festgelegten Hierarchien,keine klare Organisation. Die Aktionenwerden spontan diskutiert, beschlossenund durchgeführt. Die Teilnahme ist freiwillig.Oberstes Gesetz der freien Gruppenist Zusammenhalten und Treue, abernicht auf der Basis von Zwang und Angstwie in der HJ, sondern auf der Basis freierEntscheidung des Einzelnen. So verweigertim <strong>Film</strong> Karl Ripke die Teilnahme amÜberfall auf die Gestapo-Zentrale, weil erdas für zu gefährlich hält. Im Unterschiedzu den rein männlichen HJ-Gruppen sindbei den Edelweißpiraten Mädchen gleichberechtigteMitglieder.Machtbeziehungen<strong>Der</strong> <strong>Film</strong> polarisiert zwei Lager, das Lagerder Widerstandskämpfer, der Verfolgtenund das Lager der faschistischen brutalenVerfolger. Es gibt keine neutrale Personim <strong>Film</strong>, keinen Mittelweg, kein Sich-Heraus -halten. Die beiden Lager werden klar undhart einander gegenübergestellt: die faschistischeMacht auf der einen Seite unddie Gegenmacht des Widerstands auf deranderen. Dazwischen liegt das Niemandslandder zerstörten Stadt.Vordergründig gibt es klare Machtverhältnisse.Aber die Macht wird im Laufe derGeschichte auch als ein kompliziertesGeflecht deutlich. In diesem Geflecht geratendie Figuren des <strong>Film</strong>s in Konflikte.Die faschistische Machtausübung bewegtsich auf der Ebene der Macht über dieKörper, auf der Ebene der Macht überLeben und Tod. Wir sehen brutale Folterszenenim <strong>Film</strong>, in denen der Nazi-FoltererHoegen diese Macht über die Körper14 ... <strong>Film</strong>-Heft


genießt. <strong>Der</strong> <strong>Film</strong> zeigt, das Übergewichtder brutalen, faschistischen Macht, aberauch ein gewisses Potenzial von Gegenmachtin den jungen Widerstandskämpfern.Dieses Machtpotenzial ist der einzigeHoffnungsschimmer, den der <strong>Film</strong>aufzeigt.„Die Macht ist etwas, was sich von unzähligenPunkten aus und im Spiel ungleicherund beweglicher Beziehungenvollzieht.“ (Foucault, S. 115)Foucault behauptet, dass die Macht nichtnur etwas Äußeres ist, das die Beherrscherund die Beherrschten starr einanderentgegensetzt, sondern dass sie als Beziehungsphänomenverstanden werdenkann, das beweglich ist. Bezogen auf dieKonflikte, die der <strong>Film</strong> thematisiert unddie sich in den Bereichen von Macht undGegenmacht bewegen, heißt das, dass inden handelnden Personen die Macht changiert,sich festsetzt aber auch verändert.Im Zentrum des <strong>Film</strong>s stehen die BrüderRipke. Folgen wir dem Spiel der Macht,in das diese beiden Hauptpersonen verwickeltsind. Karl Ripke gehört zu denvorsichtigen Widerstandskämpfern. Erschätzt das Machtpotenzial des totalitärenSystems richtig ein. Er steht klar undselbstbewusst auf der Seite der Gegenmacht.Erst in seiner Auseinandersetzungmit Hoegen verkehren sich die Positionen.Er will sich und den Bruder retten und trittdeshalb in einen neuen Diskurs ein. Wirsehen den Deal und die Macht als Beziehungsphänomen,bei dem sich die Frontenverschieben, bei dem die Grenzen derLager undeutlich werden. Macht und Gegenmachtgleichen sich an, vertauschensich, werden zu einem neuen Beziehungsgeflecht.Karl Ripke begibt sich als Verräteran Hans Steinbrück und seinem Bruderan den Rand des faschistischen Lagers. Indiesem Machtspiel ist der Verbrecher Hoegender Sieger, weil er Karl Ripke zu einempositiven Zeugen für sich erpressen kann.Auch in der Begegnung des brutalen FolterersHoegen mit Peter Ripke zeigt sichdas komplizierte Geflecht. Um der Stärkerezu bleiben, wird Hoegen gezwungen,scheinbar menschlich zu argumentieren.Er kann aber dem Jungen das Leben nichtretten, weil der nicht zugibt, dass er vonHans Steinbrück <strong>zum</strong> Widerstand verführtworden ist. In der Beziehung zu Peter istHoegen der Schwächere. Im innewohnendenNetz der Macht wird er und mit ihmdas ganze Machtpotenzial des totalitärenStaates ein Stück weit entmachtet. Peterbehält seine Würde als Widerstandskämpferaus eigener Überzeugung. Er verrätden Freund nicht, weil er seine Menschenwürdenicht preisgeben kann. Aber er verliertsein Leben.Es ist für uns heute wichtig, aus dieserGeschichte zu behalten, dass niemandin den menschlichen Gesellschaften, wieauch immer sie sein mögen, aus demSpiel der Macht, verstanden als Beziehungssystemzwischen den Menschen,herausfällt. Es ist wichtig, bewusst wahrzunehmen,wie sich die Machverhältnissein den Familien, in den Jugendgruppenund in den beruflichen Bereichen zeigen.Und es ist wichtig, sich auf der Basisdieser Erkenntnis zu entscheiden. Für dieMöglichkeit der Entscheidungsfreiheit,so begrenzt sie auch unter den brutalenMachtverhältnissen des Nazi-Regimeswar, sind die Edelweißpiraten von Köln-Ehrenfeld ein leuchtendes Beispiel.„Es steht an der Grenze die Edelweißschar,die Kämpfer für Freiheit gegen Nazigefahr,das Edelweiß, es wehe, es weht beiTag und Nacht,der Kampfruf erschalle, Edelweiß bahntsich Macht.“ (In: Peukert, S. 75)<strong>Film</strong>-Heft ... 15


EDELWEISSPIRATENSequenzübersichtS = SequenzS 1 Rahmen. Erzählstimme: Jean Jülich erzählt als Karl Ripke die Geschichte derEhrenfelder Edelweißpiraten.Gestapo-Gefängnis bei der Befreiung durch die Amerikaner.Häftlinge zur Erschießung im Hof. Rettung in letzter Sekunde.Karl taucht versteinert aus den Gestapo-Kellern auf und erinnert sich.Seine Geschichte beginnt.S 2 Leben und Aktionen der Ehrenfelder GruppeWohnung der Brüder Ripke. Streit der beiden Brüder.Die Gruppe stromert durchs Viertel, Antikriegsparolen.Cilly wird im Hof von Soentgen bedroht.Prügelei der Gruppe mit der HJ.S 3 Hans Steinbrück in der Ehrenfelder GruppeHans lässt eine Bombe explodieren. Ein Bewacher stirbt. Hans ist schwer verletzt.Die Gruppe findet Hans und versteckt ihn.Soldaten transportieren die Leichen ab und und suchen Hans.Hans rettet den verschütteten Anton, Cillys Sohn.Cilly nimmt Hans bei sich auf und pflegt ihn.S 4 Konflikte innerhalb der GruppeKarl stiehlt Pistole und Ausweis von einem toten oder schlafenden Soldaten.Karl ist eifersüchtig auf die Liebe zwischen Cilly und Hans.Karl gibt Hans Pistole und Ausweis, damit er verschwindet.Hans ist eine zu große Gefahr für alle.Hans und Kumpel und brechen ein Lebensmittellager auf.Feier in Cillys Wohnung. Rivalität zwischen Karl und Hans.Hans will mit der Gruppe das Gestapo-Hauptquartier sprengen. Karl verweigertsich.S 5 Peter Ripke wird Edelweißpirat<strong>Der</strong> Vater von Karl und Peter ist gefallen.„<strong>Der</strong> Todesengel“ Soentgen überbringt die Nachricht im Treppenhaus.Karl und Lorent erschießen Soentgen im Hof.Peter wechselt von der HJ zu den Edelweißpiraten.Hans lehrt ihn zu schießen.S 6 VerfolgungVerkäuferinnen denunzieren Cilly beim Einkauf von Papier für Flugblätter.Cilly entkommt nur knapp der Verfolgung durch die Gestapo.Hans bringt zwei Jüdinnen in Cillys Wohnung.Sonderkommando der Gestapo fängt einen Edelweißpiraten und Hoegen foltertihn.16 ... <strong>Film</strong>-Heft


Geburtstagsfeier für Peter in Cillys Wohnung.Folterkeller in der Gestapo-Zentrale.Fortsetzung der Geburtstagsfeier. Cilly tanzt mit Karl. Streit mit Hans wegenFürsorgerin.Folterszene im Gestapo-Keller. <strong>Der</strong> Gefangene verrät Cillys Adresse.Das Sonderkommando bricht <strong>zum</strong> Großeinsatz auf.Fortsetzung der Geburtstagsfeier. Hans und Karl prügeln sich.Cilly wirft alle hinaus. Hans verlässt die Wohnung.Die Gestapo besetzt Cillys Wohnung. Cilly als Lockvogel.Hoegen schlägt die Kinder, um von Cilly Informationen zu erpressen.Hans kommt in eine Kneipe mit Spitzeln.S 7 Festnahme der GruppeHans will Cilly mit Hilfe der Gruppe befreien. Alle stimmen zu, auch Karl.Die Gruppe fährt bewaffnet im Auto.Das Sonderkommando wartet in Cillys Wohnung.Fürsorgerin nimmt Cilly die Kinder weg, Cilly wird abtransportiert.Einige Mitglieder der Gruppe werden festgenommen.Karl und Peter können mit dem schwer verletzten Hans fliehen.Peter bleibt bei Hans.Karl verschwindet.Razzia im ganzen Viertel. Hetzjagd auf Edelweißpiraten in den Höfen.Festnahmen in den Wohnungen.S 8 Folter und HinrichtungKarl liefert sich der Gestapo aus. Verrat an Hans und Peter. Deal mit Hoegen.Gestapo nimmt Hans und Peter fest.Folterszenen in den Gestapo-Kellern zur Erpressung von Schuldeingeständnissen.Folterszene, ein Edelweißpirat soll Cilly belasten.Folterszene, Peter bleibt sich unter der Folter treu und nimmt seinen Tod an.Karls und Peters letztes Gespräch durch die Wand im Gefängnis. Karl weint.Peter will sterben.10. November 1944: Öffentliche Hinrichtung.S 9 Rahmen. Karl steht immer noch auf der Treppe des Gefängnisses und erinnert sich.Cilly befreit ihre Kinder mit einer Pistole aus dem Waisenhaus.Hoegen wird abgeführt.Karls letzter Rückblick auf seine Freunde. Sie malen Parolen an fiktive durchsichtigeWände.Erzählstimme. Hoegen wird nach dem Krieg zu neun Jahren Gefängnis verurteilt.Danach ist er Gemüsehändler in Köln. Die Edelweißpiraten werden 1972in Israel in Yad Vaschem als Widerstandskämpfer geehrt.<strong>Film</strong>-Heft ... 17


EDELWEISSPIRATEN<strong>Film</strong>spracheNiko von Glasow: „Die Art undWeise, wie wir gefilmt haben,war dokumentarisch. Die Schauspielerhaben ihre Szenen durchgespielt und sinddabei von zwei Kameras gefilmt worden.Oft wussten sie nicht, ob sie gefilmt werdenoder nicht.“ (Presseheft <strong>zum</strong> <strong>Film</strong>)<strong>Der</strong> Eindruck dokumentarischer Wahrheitund Authentizität wird am Anfang des<strong>Film</strong>s durch die Erzählstimme des altenMannes erweckt, der kurz vor seinem Todeine wahre Geschichte erzählt und sie aufTonband aufnimmt. Wir hören das Klickendes Tonbandgerätes, sehen aber nochkeine Bilder.Dann kommt der junge Karl Ripke aus denGestapo-Kellern, hält auf der Treppe inneund erinnert sich. Schon ist der Zuschauermitten im Bild-Geschehen. Die wacklige,sehr unruhige Kameraführung, dieSchwenks nach oben, unten und zur Seiteund die subjektive Kamera suggerierendem Zuschauer, dass er das Geschehenselbst betrachtet, dass er teilnehmenderBeobachter ist und dass er wahre Ereignissesieht. Die unruhige Kameraführungvermittelt das Gefühl der Hektik, derBedrohung, der Angst; die Gruppenaufnahmensind ein besonders gutes Beispieldafür. Die einzelnen Personen bewegensich und die Kamera bewegt sich – oftauch um die Gruppe herum. So wird dasGefühl von rastloser Unruhe, Angst undFlucht erzeugt.Viele Szenen spielen sich in Innenräumenab, in Ruinenkellern, in der halb zerstörtenWohnung von Cilly Serve oder in derWohnung der Brüder Ripke. Die flackerndeKameraführung bewirkt in den engenRäumen den Eindruck des Eingeschlossenseins,des Gefangenseins. Die Jugendlichenkönnen sich kaum bewegen.Die Stadt ist für sie nicht mehr nutzbar.Sie ist durch die Gestapo, die HJ-Streifenund die Bombenangriffe zu gefährlich. DieAußenwelt weist sie ab und verbannt siein die Ruinenkeller, Höfe und in die halbzerstörten Wohnungen. Jugendliche, diegemeinsam die Stadt und das Umland erkundenwollen, sich ihre Umgebung ersterobern müssen, sind eingesperrt undabgeschnitten von der Gesamtheit ihrerLebenswelt. <strong>Der</strong> Entschluss, den <strong>Film</strong>hauptsächlich in Innenräumen zu drehen,ist also eine thematisch richtige Entscheidung.Wir sehen kaum eine Einstellung inder Totalen.<strong>Film</strong>ische GestaltungIm Bildzentrum stehen immer die einzelnen<strong>Film</strong>figuren, sehr oft nur ein oderzwei Personen. Mit ihren Körpern undGesichtern wird die Geschichte erzählt.Die Körperhaltungen, die Bewegungen,die Gestik der Hände und der Ausdruckin den Augen und Mündern der Gesichterübermitteln die Informationen, die der Zuschauerfür das Verständnis der erzähltenGeschichte braucht. Die Dialoge sind ehersparsam und zurückgenommen, nur dasNötigste wird gesprochen. „Warum hastdu mir nichts gesagt? Das war doch nurwegen Papa.“ Das ist die ganze Erklärung,die Peter zu seinem dramatischenSeitenwechsel vom Hitlerjungen <strong>zum</strong> Edelweißpiratengibt. Alles andere vermitteltsein Gesicht in Großaufnahme.„Die Kamera verfolgt, läuft weg und verstecktsich. Wir halten drauf, ersparenden Zuschauern nichts, nehmen sie mit indie Verstecke, die Ruinen, die Folterkellerund an den Galgen.“ (Niko von Glasow, Presseheft<strong>zum</strong> <strong>Film</strong>)EinstellungsgrößenJe nach Größe des abgebildeten Objektswerden meist folgende Einstellungsgrößenunterschieden: Totale (Person/en imHandlungsraum), Halbtotale (Person bildfüllendvon Kopf bis Fuß), Amerikanisch(Person etwa ab Knie aufwärts), Halbnah18 ... <strong>Film</strong>-Heft


(Person etwa ab Hüfte aufwärts), Nah(Person ab Brust aufwärts), Großaufnahme(Kopf der Person) und Detail (<strong>zum</strong> BeispielAuge, Nase oder Finger der Person).In EDELWEISSPIRATEN werden hauptsächlichdie Groß-, Nah- und die AmerikanischeEinstellung und manchmal dieHalbtotale verwendet. In der Szene, inder sich Peter weigert, seinen verletztenFreund Hans Steinbrück zu verlassen, gibtes folgende Einstellungen: Karl und PeterRipke tragen den verletzten Hans. Wirsehen ihre Schultern, Hände und Köpfein Nahaufnahme; in der Halbtotalen Hansim Bett und dann Peters Gesicht, dersich weigert, den Freund zu verlassen, inGroßaufnahme; Detail mit der Pistole inKarls Hand; Karl in Nahaufnahme. Er versucht,den Bruder zu überzeugen. Wiederdas Bett mit Hans und Peter in der Halbtotalenund der Abschied der Brüder, diesich gegenüberstehen, in der Nah-Einstellung.Karl geht, man sieht seinen Rückenvon hinten erst in der Nah-, dann in derAmerikanischen Einstellung.Die gleichen Einstellungen werden in derSzene verwendet, in der Karl und Peterin Cillys Wohnung kommen, nachdem sievom Tod ihres Vaters erfahren haben.Karl kommt herein, Amerikanische Einstellung,dann Karls und Cillys Gesichterin Großaufnahme, sie tröstet ihn. Peterkommt herein, hat die HJ-Uniform abgelegt,Amerikanische Einstellung. In Großaufnahmedie Gesichter von Karl und Peter.Peter sagt: „Das war doch nur wegenPapa.“ Wir sehen eine Detail-Einstellung:Auf dem Tisch liegt eine Pistole neben einemalten Teddy.MontageEin wesentliches Element der filmischenGestaltung ist die Montage. In EDELWEISS-PIRATEN werden harte Schnitte als eigenständigesHaupt-Stilmittel eingesetzt. Inden wichtigsten Abschnitten wird mitKontrastmontage gearbeitet.Die Kontrastmontage wird verwendet,um die gegensätzlichen Lager der Verfolgerund der Verfolgten zu kennzeichnen.So wechseln die einzelnen Episoden vonPeters Geburtstagsfeier mit Bildern ausden Folterkellern der Gestapo, in denender Folterer Hoegen das schon gefangeneMitglied der Edelweißpiraten quältund endlich Cillys Adresse und den Namendes Rädelsführers Hans Steinbrückerpresst. Zuerst sehen wir Cillys Wohnungmit Musik, Tanz und Zuwendungin lächelnden Gesichtern. Dann – ohneÜbergänge – sehen wir die Auswüchseund Zeichen der Unmenschlichkeit in denzerschlagenen, gequälten Gesichtern derJungen und die zu Masken erstarrten Gesichterder Nazi-Schergen im Folterkeller.In harten Schnitten werden die Bilder beiderGruppen in ihrer Polarität besondersdeutlich und eindrücklich. Sie charakterisierendie beiden Lager, zu denen dieMenschen sich sortiert haben: entwederangepasste Nationalsozialisten oder die imWiderstand lebende Gruppe der Edelweißpiraten.<strong>Der</strong> Zuschauer wird emotional indas Geschehen hineingezogen. Er wirdgezielt beunruhigt und ahnt die Gefahr,die hintergründig lauert und durch dieschnell wechselnden Szenen vermitteltwird. Er hat Angst um die ahnungslos Feiernden,über denen sich schon die Katastropheder Vernichtung zusammenbraut.Auch die Szene der Exekution ist besonderseindrücklich und schonungslos konstruiert.Die Exekution findet öffentlichstatt. Im Bild erscheint immer derselbePlatz. Wieder ist das filmische Mittel derDarstellung die Montage, hier die alternierendeMontage. Wir sehen in stetemWechsel zwischen schnellen Schnittendie Gesichter der Verurteilten in denSchlingen und einzelne Personen oderkleine Gruppen von Zuschauern. Zu denengehört auch Karl Ripke im Gestapo-Auto,<strong>Film</strong>-Heft ... 19


der gezwungen wird, die Exekution anzusehen.Da ist in der Reihe der Zuschauerdas schmerzverzehrte Gesicht eines Vaters,die Gruppe zweier weinender Kinder,wahrscheinlich Geschwister eines Verurteilten,und das arrogante zufriedene Gesichteines Hitlerjungen in Uniform.<strong>Der</strong> Zuschauer wird direkt in das Geschehenhineingezogen. Er blickt von den Verurteiltenzu den einzelnen Zuschauern mitihren unterschiedlichen Reaktionen undwie gebannt wieder zurück auf die Gesichterin den Schlingen in der Erwartungdes Todes.<strong>Der</strong> <strong>Film</strong> benutzt weiter das Mittel derintellektuellen Montage (vgl. Bordwell,S. 31). Ein gutes Beispiel ist in der obenbeschriebenen Szene in Cillys Wohnungzu finden, als Peter dort ohne HJ-Uniformerscheint und die Seiten wechselt.Es ist das Bild des Kinderteddys nebender Pistole auf dem Tisch. <strong>Der</strong> Zuschauermuss selbst interpretieren, muss selbstdieses Detail zu der erzählten Geschichtein Beziehung setzen. Hier bedeutet daszwischen zwei Schnitten getrennte Detail,dass Peter durch seine Entscheidung, sichden Edelweißpiraten anzuschließen, vomKind <strong>zum</strong> bewaffneten Widerstandskämpferwird.FarbenDie Farbwahl entspricht der erschütterndenGeschichte, die der <strong>Film</strong> erzählt. DieLebenswelt der Edelweißpiraten in derTrümmerlandschaft der zerstörten Stadt,die bombengeschädigten Wohnungen, dieRuinenhöfe, alles erscheint in helleren unddunkleren Grautönen, die manchmal einenGelbstich haben. Ab und zu wird das Graufast Weiß. Die Farbgebung charakterisiertwieder die beiden Lager, die sich im <strong>Film</strong>gegenüberstehen. Die Gesichter und Körperder Menschen, die im Widerstandgegen die Nazis leben, sind grau, oft hellgrau,wirken zerbrechlich und dünn. Siesind durch die gleiche Farbe in den Trümmernfast versunken. Sie erscheinen grauverstaubt als Teil der beschädigten Steinein der Trümmerlandschaft. Die Gesichter,die sehr oft in Groß-Einstellung erscheinen,sind blass und farblos, aber scharfbeleuchtet.Nur einmal flammt eine klare, leuchtendeFarbe auf. Es ist die blaue Mütze vonCilly. Sie sucht bei einem Bombenangriffihre Kinder im Ruinenhof und wird vonSoentgen bedrängt. Warum ist ihre Mützegerade blau? Blau wird allgemein als dieFarbe des Wassers, des Schutzes, der Zufriedenheitund der Harmonie angesehen.Tatsächlich sind Cilly und ihre Wohnungder Zufluchtsort für die Gruppe, wo sieTrost, Unterschlupf und Hilfe finden.Im Gegensatz dazu ist das Lager der Nazismit eindeutigen Farben gekennzeichnet.Soentgen erscheint in leuchtend senffarbenerUniform, die Gestapo trägt überschweren Körpern schwarze Ledermäntel.Auch die Hitlerjungen tragen Schwarz.Ihre knallroten Armbinden leuchten in dergrauen Trümmerstadt.Die Mittel der filmischen Darstellung sindgut gewählt und konsequent eingesetzt.Sie sind der Geschichte, die erzählt wird,angepasst. <strong>Der</strong> Zuschauer wird durch dieVerbindung der Nah- und Groß-Einstellungenmit den Montage-Konstruktionenemotional am Geschehen beteiligt underfährt betroffen einen Teil deutscher Geschichte.20 ... <strong>Film</strong>-Heft


EDELWEISSPIRATENFragen und Anregungen für den UnterrichtZum Inhalt und Thema? Was wissen Sie über die Ehrenfelder Gruppe der Edelweißpiraten?Wer gehörte dazu? Nennen Sie die authentischen Namen und beschreibenSie die authentischen Mitglieder.? Vergleichen Sie die <strong>Film</strong>figuren mit den tatsächlichen historischen Personen.Können Sie Ähnlichkeiten zuordnen? Begründen Sie Ihre Einschätzung.? Welche unterschiedlichen Lager zeigt der <strong>Film</strong>?Charakterisieren Sie die Personen, die im <strong>Film</strong> zu den verschiedenenLagern gehören, und beschreiben Sie die unterschiedlichen Ziele.? Wird der Alltag und der mutige Widerstand der Gruppe im <strong>Film</strong> überzeugenddargestellt? Welche Szenen haben Sie besonders beeindruckt?? Welche Szenen spiegeln den nonkonformistischen Alltag der Jugendlichenwider?? Wie gefährlich schätzen Sie die ablehnende Haltung der Jugendlichengegenüber den Nationalsozialisten sein und wie zeigt der <strong>Film</strong> dieseGefahr?? Welcher Edelweißpirat in der <strong>Film</strong>-Gruppe gefällt Ihnen am besten?Begründen Sie Ihre Wahl.? Mit welcher <strong>Film</strong>person können Sie sich am weitesten identifizieren,mit welcher am wenigsten?? Können Sie die Wandlung von Peter Ripke vom HJ-Jungen <strong>zum</strong> Edelweißpiratennachvollziehen? Begründen Sie Ihre Einschätzung.? Hat Karl Ripke richtig gehandelt, als er durch Verrat seinen Bruder rettenwollte? Wie beurteilen Sie sein Handeln? Trägt er eine Mitschuldam Tod seines Bruders? Wie hätte er handeln können? Gab es Alternativenzu seinem Verrat?? Welche Szenen des <strong>Film</strong>s haben Sie besonders beeindruckt?? Was wissen Sie über das Kriegsjahr 1944 in Deutschland?? Wie versuchte Hitler, die Jugend zu angepassten Nationalsozialisten zuerziehen? Beschreiben Sie den vorgezeichneten Weg für einen jungenmännlichen Menschen in dieser Zeit.<strong>Film</strong>-Heft ... 21


? Wie war die Hitlerjugend organisiert? Welche Ziele hatte sie?? Beschreiben Sie die Repressalien des Staates gegen die oppositionellenJugendlichen.? Gab es nur in Köln freie Gruppen wie die Edelweißpiraten oder auch inanderen Städten? Welche Namen hatten sie dort? Woran erkannte maneinen Edelweißpiraten?? Wogegen wehrten sich die freien Gruppen?? Was versteht man unter „freien Fahrten“, was taten die Jugendlichendort? Warum waren die „freien Fahrten“ verboten?? Gehörten zu den freien Gruppen auch Mädchen? Welche Rolle spielten sie?? Wie hießen die nationalsozialistischen Organisationen für Mädchen undwelche Ziele hatten sie?? Worin bestand die Opposition der Ehrenfelder Gruppe? Beschreiben Sieihren Weg von der Freiheitssuche <strong>zum</strong> Widerstand.? Welche unterschiedlichen Motivationen haben die einzelnen Personen inder Ehrenfelder Gruppe für ihren Widerstand?? Was haben Sie durch diesen <strong>Film</strong> über die komplizierten Beziehungenvon Macht und Gegenmacht gelernt? Können auch die Beherrschtenein Stück Macht behalten? Begründen Sie Ihre Meinung.? Wenn Macht als eine Beziehung zwischen Menschen verstanden werdenkann, wie haben die Edelweißpiraten sie dann genutzt? Geben SieBeispiele aus dem <strong>Film</strong>.? Halten Sie es für eine Pflicht, dass jeder Mensch den Machtgebrauch inseinen zwischenmenschlichen Beziehungen überdenken sollte? BegründenSie Ihre Meinung und nennen Sie Beispiele aus Ihrem Alltagsleben,in denen Macht eine Rolle spielt.? Was wissen Sie über die Bewertung der Edelweißpiraten nach dem Krieg?? Was sagt Ihrer Meinung nach der <strong>Film</strong> über die Edelweißpiraten aus?Stellt er sie eher als Kriminelle oder eher als politische Widerstandskämpferdar?? Was bedeutet für Sie heute Widerstand?22 ... <strong>Film</strong>-Heft


Fragen zur <strong>Film</strong>sprache? Was ist eine Kontrastmontage? Beschreiben Sie eine Szenenfolge,in der die Kontrastmontage angewendet wird. Welche Wirkung wirddurch sie erzielt?? Geben Sie Beispiele für eine alternierende Montage. Beschreiben Sieentsprechende Szenen.? Was bedeutet die Detaileinstellung, in der der alte Teddy neben derPistole auf dem Tisch liegt?? Welche Farben sind Ihnen besonders aufgefallen? Wie beurteilen Siedie Farbgebung?? In welchen Farben wird der Lebensbereich der Ehrenfelder Gruppegezeigt, die Ruinenhöfe, die zerbombten Wohnungen, die handelndenPersonen?? Wie ist der Anfang des <strong>Film</strong>s gestaltet? (<strong>Der</strong> <strong>Film</strong> hat einen doppeltenRahmen.)? Werden die filmischen Gestaltungsmittel der Thematik des <strong>Film</strong>sgerecht? Begründen Sie Ihre Meinung.Zur Diskussion! 1. Hitlerjugend oder Edelweißpiraten.Beschreibung des Lebens eines angepassten Jugendlichenin der Hitlerjugend.Welche Normen musste er erfüllen? Was war das Ziel derHitlerjugend? Welche Bedeutung hatten die Kleidung, die Frisur,die Abzeichen, die Fahrten, die Lieder?Im Gegensatz dazu die Beschreibung des Lebens der Jugendlichen inder Gruppe der Edelweißpiraten. Worin bestand der Protest der Edelweißpiraten?Welche Bedeutung hatten die Kleidung, die Frisur, dasEdelweiß als Abzeichen, die Fahrten, die Lieder?! 2. Warum haben sich so wenige Menschen gegen die für jedermannoffensichtlichen Verbrechen der Nationalsozialisten gewehrt? Warumwaren die Edelweißpiraten nur eine kleine Minderheit, die von der Freiheitssuche<strong>zum</strong> aktiven Widerstand fand?<strong>Film</strong>-Heft ... 23


EDELWEISSPIRATENWeiterführende MaterialienFreie JugendgruppenViele tausend Jugendliche zählte einesich ausbreitende Protestbewegung inder zweiten Hälfte der 1930er-Jahre.Niemand kennt die genauen Zahlen. Dieoppositionellen Jugendlichen, die viel<strong>zum</strong> Widerstand gegen das Nazi-Regimebeitrugen, wurden nach 1945 vergessenund tauchten im Geschichtsbewusstseinder Bundesrepublik Deutschland erst spätauf. Die freien Jugendgruppen entstandenaus den 1933 verbotenen BündischenJugendgruppen, deren Ziele Eigenverantwortlichkeit,freie Entwicklung und Selbstbestimmungim Bereich von Arbeit undFreizeit waren. Sie alle entzogen sich denHJ-Organisationen.Zu den oppositionellen Jugendgruppengehörte beispielsweise die Swing-Jugend,mit Jugendlichen aus dem Bürgertum dernorddeutschen Städte. Sie waren politischwenig engagiert, wollten aber einfreies Leben führen und lehnten die HJab. Sie veranstalteten Swing-Parties mitJazz-Musik, trugen lange karierte Jackets,lange Haare und als Zeichen einen zusammengeklapptenRegenschirm. Die Swing-Mädchen schminkten sich und trugenkurze Kleider.Die größte Gruppe der oppositionellenJugendlichen stellten die Edelweißpiratendar, die im gesamten Nazi-Deutschlandweit verbreitet waren. Zu ihnen gehörtenviele proletarische Jugendliche ausArbeiterfamilien, die antifaschistischeingestellt waren. <strong>Der</strong> Schwerpunkt derEdelweißpiraten-Bewegung lag im Rhein-Ruhr-Gebiet. Hier gab es <strong>zum</strong> Beispiel folgendeGruppen: Die Kittelbachpiraten, dieNavajos, das Rote X. Ihre Verweigerungund ihr Protest waren eingebettet in einbreites Feld antifaschistischer und nonkonformistischerAlltagskultur.Die Edelweißpiraten trugen weiße Kniestrümpfe,weiße oder karierte Hemdenund kurze Hosen. Ihr Zeichen war einEdelweiß unter dem Rockaufschlag odereine weiße Stecknadel. Die Mädchenerschienen in blauen Röcken, weißen Blusenund Söckchen auf den freien Fahrten.<strong>Der</strong> extreme Hass, mit dem der nationalsozialistischeStaat die freien Gruppenmit ihren Zeltlagern und freien Fahrtenverfolgte, basierte auf der Ablehnung undVerspottung seiner Ideologie.„Die Edelweißpiraten und Swing-Boysveralberten das Ideal des militärischenMannes, hart, diszipliniert, befehlsgewohntund gehorsam, ‘zäh wie Leder,hart wie Krupp-Stahl’. Sie spotteten derangemaßten Amtsautorität der braunenUniformträger. Sie hielten weder etwasvon fremdbestimmter Arbeit noch vonfremdbestimmter Freizeit. Sie lebten ihreKörperlichkeit aus. Vor allem setzten sieder prüden offiziösen Moral offenere undfreiere Formen von Liebe und Sexualitätentgegen. Kurz: Sie verkörperten beinahedas genaue Gegenbild zu den Normen,auf die die Nationalsozialisten besonderenWert legten.“ (Peukert, S. 155/156)24 ... <strong>Film</strong>-Heft


Jugend-Schutzlager MoringenEin Beispiel für die Verfolgung nichtangepasster Jugendlicher im Nationalsozialismusist das Jugend-SchutzlagerMoringen, das schon 1940 für ungefähr1.000 Häftlinge eingerichtet wurde. Eswar tatsächlich ein Konzentrationslagermit dauerinhaftierten, oppositionellenJugendlichen, zu denen auch viele Edelweißpiratengehörten. Die Jugendlichenmussten im Lager ca. elf Stunden pro Tagarbeiten.<strong>Der</strong> Zweck des Jugendschutzlagers war,„die Insassen nach kriminalbiologischenGesichtspunkten zu sichten, die noch Gemeinschaftsfähigenso zu fördern, dasssie ihren Platz in der Volksgemeinschaftausfüllen können und die Unerziehbarenbis zu ihrer endgültigen anderweitigenUnterbringung unter Ausnutzung ihrerArbeitskraft zu verwahren.“ (Peukert, S. 139)Dem Lagerkommandanten unterstandenein leitender Erzieher sowie zwölf weitereErzieher und die Wachmannschaften.Jeder Zögling wurde „kriminalbiologisch“untersucht und den verschiedenen Blöckenzugeteilt.Zugangsblock B: Beobachtungsblock.U-Block: Block der Untauglichen, für Geistesschwacheoder geistig Geschädigte.Aussicht: Bewahrungsanstalt.S-Block: Block der Störer, für Zöglinge,die anlagemäßig unzufrieden, missgestimmt,unverbesserliche Quälgeisterwaren, also Zöglinge, die ständig imZwiespalt mit der Gemeinschaft standen.Aussicht: Konzentrationslager.D-Block: Block der Dauerversager, Zöglingemit charakterlichen Schwächen,Unstete und Antriebsarme, die keine Belastungaushielten. Aussicht: Konzentrationslager.G-Block: Block der Gelegenheitsversager,Unselbstständigen und Leichtsinnigen.Sie hatten eine geringe Chance, später indie Freiheit zu kommen.F-Block: Block der fraglich Erziehungsfähigen,Zöglinge bis zu 25 Jahren. Aussicht:Konzentrationslager oder einer der anderenBlöcke.E-Block: Block der Erziehungsfähigen. Siewaren Verwahrloste und Erziehungsgeschädigte.Aussicht: Freiheit und Wehrdienst.(Alle Angaben aus einem Bericht des Essener Landgerichtspräsidentenan das Reichsjustizministeriumvom 31.7.1944, vgl. Peukert, S. 137-141)<strong>Film</strong>-Heft ... 25


EDELWEISSPIRATENLiteraturhinweiseBordwell, David: Visual Style in Cinema,Frankfurt am Main 2001Erdmann, Karl Dietrich: <strong>Der</strong> Zweite Weltkrieg.In: Gebhardt: Handbuch der deutschenGeschichte, Band 21, München 1980Focke, Harald/Reimer, Uwe: Alltag untermHakenkreuz, Reinbek bei Hamburg 1979Foucault, Michel: Sexualität und Wahrheit,1. Band, Frankfurt am Main 1977Friedrich, Jörg: <strong>Der</strong> Brand, München 2003Goeb, Alexander: Er war sechzehn als manihn hängte, Reinbek bei Hamburg 1981Hellfeld, Mathias von: Edelweißpiraten inKöln, 1981Hellfeld, Mathias von/Breyvogel, Wilfried:Piraten, Swings und junge Garde. Jugendwiderstandim Nationalsozialismus, Bonn1991Jülich, Jean: Kohldampf, Knast und Kamelle,Köln 2003Kater, Michael H.: Hitler-Jugend, Darmstadt2005Kenkmann, Alfons: Wilde Jugend. Lebensweltgroßstädtischer Jugendlicher zwischenWeltwirtschaftskrise, Nationalsozialismusund Währungsreform, Essen 2002Klönne, Arno: Jugendliche Opposition im„Dritten Reich“, Landeszentrale für PolitischeBildung Thüringen (Hrsg.) 1996Maas, Utz: Als der Geist der Gemeinschafteine Sprache fand, Opladen 1984Markmann, H.J.: Die Edelweißpiraten.Jugendopposition in Deutschland. In:Bundeszentrale für politische Bildung,Band 156, Bonn 1980Peukert, Detlev: Die Edelweißpiraten,Köln 1980Roeseling, Severin: Das braune Köln. EinStadtführer, Köln 1999Rüther, Martin/Krauthäuser, Jan Ü./Ott,Rainer G. (Hrsg.): Es war in Schanghai.Kölner Bands interpretieren Lieder derEdelweißpiraten (Musik-CD/DVD/Buch).Ein CD-Buch mit 18 Songs, ausführlichenHintergrund<strong>info</strong>rmationen, Fotos und einer<strong>Film</strong>-Dokumentation auf DVD. Erhältlichim NS-Dokumentationszentrum KölnSchilde, Kurt: Im Schatten der WeißenRose – Jugendopposition gegen den Nationalsozialismusim Spiegel der Forschung(1945-1980), Frankfurt am Main 1995Theilen, Fritz: Edelweißpiraten, Frankfurtam Main1984, überarbeitete Ausgabe,Köln 2003Wend, Bernd Jürgen: Das nationalsozialistischeDeutschland, Landeszentrale fürpolitische Bildungsarbeit Berlin, Berlin1999Linkswww.edelweisspiraten.comWebsite des Verleihs <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> mit weiterenMaterialien und Tippswww.edelweisspiraten.deSeite mit vielen Informationen zur NSDAPin Köln, Portaits, Zeitungsartikel, Literaturhinweisenu. a.www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd_0404_edelweiss/Seite des NS-DokumentationszentrumsKöln mit vielen Informationen zur EhrenfelderGruppe, Steinbrück-Gruppe, Liedtextenu. a.www.shoahprojekt.org/widerstand/kids/shkids4.htmHier findet sich ein Artikel von MichaelLichte: „Kids im Nazi-Regime, WiderstandJugendlicher gegen den Nationalsozialismus“.Die Seite gehört <strong>zum</strong> Shoah-Projekt.26 ... <strong>Film</strong>-Heft


LehrplanbezügeBeispielhaft möchten wir Sie hier auf Bezüge zu Lehrplaneinheiten (LPE) für die bayerischeHauptschule hinweisen. <strong>Der</strong> <strong>Film</strong> ist selbstverständlich auch in vergleichbarenLehrplaneinheiten anderer Schularten und Bundesländer einsetzbar.Jahrgangsstufe 7Kath. Religionslehre, LPE 7.5 Wer bin ich, wie will ich werden? – Auf der Suche nachsich selbst; Ev. Religionslehre, LPE 7.1 So möchte ich sein – Leitbilder für das LebenJahrgangsstufe 8Geschichte/Sozialkunde/Erdkunde, LPE 8.6 Demokratie und NS-Diktatur, hier besonders8.6.3 Alltag zwischen Akzeptanz und Widerstand (ausgewählte Personen und Gruppendes Widerstands) und 8.6.6 Arbeitsweisen, Arbeitstechniken (<strong>Film</strong>material, z. B. Dokumentarfilme,Spielfilme auswerten und vergleichen)Kath. Religionslehre, LPE 8.6 Den eigenen Weg suchen – was dem Leben Halt undRichtung gibt; Ev. Religionslehre, LPE 8.2 Suche nach Sinn – Sehnsucht nach LebenEthik, LPE 8.2 Das Leben in die eigenen Hände nehmenEthik, LPE 8.3 Leitbilder für mein LebenDeutsch, Teilbereich 2.5 Medien und Medienerfahrungen untersuchenKunst, LPE 8.6 Vor und hinter der Videokamera (Szenen wie im <strong>Film</strong>)Jahrgangsstufe 9Kath. Religionslehre, LPE 9.1 „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – einanderachten und helfen; Kath. Religionslehre, LPE 9.3 Kirche in der Geschichte – Ringen umdie Verwirklichung des EvangeliumsEv. Religionslehre, LPE 9.3 Verantwortung wahrnehmen – Christen in der GesellschaftEthik, LPE 9.1 Autorität und SelbstbestimmungEthik, LPE 9.3 Verantwortung für das Gemeinwohl wahrnehmenDeutsch, Teilbereich 2.5 Medien und Medienerfahrungen untersuchenMusik, LPE 9.3 Musik und Medien – Videoclip, <strong>Film</strong>musikJahrgangsstufe 10Kath. Religionslehre, LPE 10.5 Mein Lebensweg – meine Lebensvorstellungen; Kath.Religionslehre, LPE 10.1 <strong>Der</strong> Mensch und seine Macht – zwischen Versuchung undVerantwortung;Ev. Religionslehre, LPE 10.3 Wege ins Leben – Verantwortung und SelbstbestimmungEthik, LPE 10.1 Verantwortung und GewissenEthik, LPE 10.4 Persönliche ZukunftsvorstellungenGeschichte/Sozialkunde/Erdkunde, LPE 10.6 Erziehung und PersönlichkeitsentwicklungDeutsch, Teilbereich 2.5 Medien und Medienerfahrungen untersuchenMEHR ÜBER FILME WISSEN, FILME ANALYSIEREN, FILME BESPRECHENDas Institut für Kino und <strong>Film</strong>kultur (IKF) führt verschiedene Projekte zur <strong>Film</strong>- undMedienbildung durch wie <strong>zum</strong> Beispiel Lernort Kino: Schul-<strong>Film</strong>-Woche oder Kino-Seminare, berät Schulen, die für ihre Schülerinnen und Schüler Sonderprogramme inKinos ausrichten wollen. Lehrerinnen und Lehrer werden bei der Themenstellung, beider <strong>Film</strong>auswahl unter ziel- und altersgruppenspezifischen Aspekten beraten. Das IKFstellt Materialien für die Nachbereitung des <strong>Film</strong>erlebnisses im Unterricht: <strong>Film</strong>-Hefteund Kino & Curriculum. Es hat zu über 100 Kinofilmen Materialien erstellt. Die meistenwerden kostenlos an Lehrer abgegeben.Weitere Informationen: Institut für Kino und <strong>Film</strong>kultur (Adresse siehe Impressum)www.film-kultur.de • www.lernort-kino.de • www.kino-fuer-toleranz.dewww.kino-gegen-gewalt.de • www.ins-kino-<strong>zum</strong>-nachbarn.de • www.film-hefte.de


Großer Musikwettbewerb <strong>zum</strong> Kinofilm!WIE NIMMT MAN AM MUSIKWETTBEWERB TEIL?Du bist zwischen 12 und 19 Jahren und machst Musik? Dann kannst du beimbundesweiten Musikwettbewerb <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> EDELWEISSPIRATEN mitmachen!Teilnehmen kannst du allein, mit deiner Band, Schulklasse, Musikschulgruppe,deinem Mini-Orchester oder wer dir sonst noch einfällt.DAS THEMADie Gedanken sind frei – neue Ideen in alten LiedernDie Aufgabe: Schreibe einen Song und setze dich dabei mit der Frage auseinander,ob jung und anders zu sein, für dich heute ganz selbstverständlichmöglich ist – oder gibt es Situationen, in denen du auch heute Mut bräuchtestwie die EDELWEISSPIRATEN, um deine Art leben zu wollen durchzusetzen?So wie die EDELWEISSPIRATEN, die in den 40er Jahren mit umgedichtetenFahrtenliedern ihr Lebensgefühl <strong>zum</strong> Ausdruck brachten, musst du bei dieserAufgabe auf bekannte deutsche Volkslieder zurückgreifen und ihre Texte bearbeitensowie ihre Melodien neu interpretieren - alleine oder mit deiner Band.TEILNAHMEBEDINGUNGENedelweisspiratenDas Genre der Bearbeitung ist frei wählbar – von Rock bis Pop, von HipHopbis Folk, von Jazz bis Klassik.WAS GIBT ES ZU GEWINNEN?Die besten zehn Einsendungen werden auf der <strong>Film</strong>webseite vorgestellt.2 x ein Produktionstag im Tonstudio der SAE (München / Berlin) mit Workshop1 x 3-tägige Band-Reise nach Berlin oder Köln (Anfahrt, Unterkunft, Frühstück)1 x ein komplettes Schlagzeug-Set von Sonor1 x E-Gitarre mit Verstärker von Aria1 x Keyboard MILAN von Reinhardt mit Keyboardständer von König & Meyer1 x ein Thomann-PA-Set PM802D, PA-Set 15 x eine Traumflöte von Mollenhauer1 x GuitarRig von Native Instruments (Software-/Hardware-Setup für Gitarristen)3 x GuitarCombo von Native Instruments (Software-Gitarrencombos)Weitere Infos & Preise findest du auf der Webseite www.edelweisspiraten.comFÜR LEHRER• Zu dem <strong>Film</strong> EDELWEISSPIRATEN ist ein <strong>Film</strong>heft für den Unterricht beimInstitut für Kino und <strong>Film</strong>kultur erhältlich: www.film-kultur.de• Für die Unterrichtsgestaltung finden Sie auch Tipps aufwww.edelweisspiraten.com• Für Schulvorführungen zu Sonderkonditionen unterstützen wir Sie gerne!Kontakt: edelweisspiraten@3rosen.com• <strong>Der</strong> Edelweißpiraten-Musikwettbewerb wird begleitet vonLet´s make Music e.V., der Initiative zur Förderung des aktiven Musizierens.www.letsmakemusic.deAkzeptiert werden aber nur Bearbeitungen von überlieferten Volksliedern- nicht zu verwechseln mit aktueller Volksmusik oder alten Schlagern!Zur ersten Orientierung könnt ihr unter www.volksliederarchiv.denachschauen.Pro Band und Einzel-Teilnehmer wird nur ein Musikstück in der Länge vonmax. 4 Minuten in den Datei-Formaten MP3, WAV oder CD-A angenommen.Außerdem musst du dich auf der Webseite www.edelweisspiraten.comregistrieren, wo du auch zusätzliche Infos, Tipps und Hilfestellungen findest.Einsendeschluss ist der 31. März 2006TEILNAHME-KONTAKTSchicke deinen Beitrag bis <strong>zum</strong> 31. Märzals MP3, WAV oder CD-A-Dateiauf CD per Post an:WER VERGIBT DIE PREISE?Eine unabhängige Jury (u.a. Regisseur Niko von Glasow) bewertet dieEinsendungen und vergibt die Preise.<strong>Der</strong> Rechtsweg ist ausgeschlossen. Nur die Gewinner werden benachrichtigt.Weitere Informationen <strong>zum</strong> Wettbewerb und <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> sowie die AllgemeinenTeilnahmebedingungen findest du auf www.edelweisspiraten.com3Rosen GmbHStichwort: EdelweißpiratenTraunsteiner Str. 710781 Berlinoder als email-Anhang (max. 8 MB) anedelweisspiraten@3rosen.com

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