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Unsere Bäche und Kanäle in Augsburg - WasSerLeben - Natur in ...

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LandschaftspflegeverbandStadt <strong>Augsburg</strong> e.V.ImpressumHerausgeber: Landschaftspflegeverband Stadt <strong>Augsburg</strong> e.V. (LPVA),Dr.-Ziegenspeck-Weg 10, 86161 <strong>Augsburg</strong>Telefon: 0821 3 24 - 60 54, Telefax: 0821 3 24 - 60 50,E-Mail: <strong>in</strong>fo@lpv-augsburg.dewww.lpv-augsburg.dewww.wasserleben-augsburg.deKooperationspartner: Stadt <strong>Augsburg</strong> <strong>und</strong> Regio <strong>Augsburg</strong>Text: Nicolas Liebig (LPVA)Fotos: Andreas Zahn / AZ, Angelika Prem / AP, Gerhard Mayer / GM,Horst Jetter / HJ, Helmut Weißenbach / HW, Marc Roberts / MR,Michael Mährle<strong>in</strong>, www.photoArs.de / MM, Nicolas Liebig / NL,Norbert Liesz, www.norlies.de / NoL, Norbert Pantel / NP,OKAPIA KG Frankfurt / OK, Hubert Schuster / HSKarten: Geodatenamt der Stadt <strong>Augsburg</strong>Gestaltung: www.billa.spiegelhauer.deStand: Mai 2013, 2. AuflageWasSerleben – <strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>Augsburg</strong>E<strong>in</strong> Projekt des Landschaftspflegeverbandes Stadt <strong>Augsburg</strong> e.V.als Beitrag zur UNESCO-Welterbe-Bewerbung der Stadt <strong>Augsburg</strong>Dieses Projekt wurde mit dem Förderpreis des Deutschen <strong>Natur</strong>schutzpreises2012 ausgezeichnet, der vom B<strong>und</strong>esamt für <strong>Natur</strong>schutz alsTräger <strong>und</strong> Jack Wolfsk<strong>in</strong> als Stifter ausgelobt wird.Der Landschaftspflegeverband wird unterstütztvon den Stadtwerken <strong>Augsburg</strong> <strong>und</strong>der Stadtsparkasse <strong>Augsburg</strong>.Liebe Mitbürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitbürger,wer <strong>in</strong> <strong>Augsburg</strong> unterwegs ist oder sich im Siebentischparkaufhält, kommt unweigerlich mit den zahlreichen <strong>Bäche</strong>n <strong>und</strong><strong>Kanäle</strong>n <strong>in</strong> Kontakt, die wie Adern das Stadtgebiet durchströmen.Wasser bestimmt seit jeher die Entwicklung <strong>Augsburg</strong>s. <strong>Unsere</strong>Vorfahren gaben mit ihren ausgezeichneten wasserbaulichen Fertigkeitenvor, wo es zu verlaufen hat. Denn das Wasser wurde dr<strong>in</strong>gendbenötigt: zur Verteidigung der Stadt, zum Transport von Gütern,zum Abtransport von Unrat, zur Gew<strong>in</strong>nung von Energie <strong>und</strong>– ganz wichtig – zum Tr<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> Kochen.Aber die <strong>Bäche</strong> <strong>und</strong> <strong>Kanäle</strong> übernahmen auch ökologischeFunktionen, <strong>in</strong>dem sie sich zu Lebensräumen zahlreicher Tier- <strong>und</strong>Pflanzenarten entwickelten, die heute selten <strong>und</strong> teilweise sogarvon Aussterben bedroht s<strong>in</strong>d.<strong>Augsburg</strong> bewirbt sich mit se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigartigen Technik- <strong>und</strong> Kulturdenkmälernder städtischen Wasserwirtschaft um die Auszeichnungzum UNESCO-Welterbe. Wir f<strong>in</strong>den zu Recht! In diesem Erbe stecktauch e<strong>in</strong> <strong>Natur</strong>erbe. Deshalb unterstützen wir die Bewerbung <strong>und</strong>wollen dabei zusätzlich Aspekte der Biologischen Vielfalt <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong>rücken. Diese Broschüre <strong>in</strong>formiert Sie, welche Bachtypenes <strong>in</strong> <strong>Augsburg</strong> gibt, wie sie entstanden s<strong>in</strong>d, wie sie genutzt wurden(<strong>und</strong> werden), wo sie verlaufen <strong>und</strong> welche Arten <strong>in</strong> <strong>und</strong> an ihnenleben. Spannende E<strong>in</strong>blicke s<strong>in</strong>d garantiert!Übrigens: <strong>Unsere</strong> Broschüre entstand im Rahmen unseres Projektes„WasSerleben – <strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>Augsburg</strong>“. Die Projektidee wurde am29. Oktober 2012 mit dem Deutschen <strong>Natur</strong>schutzpreis ausgezeichnet.Der Preis wird vom B<strong>und</strong>esamt für <strong>Natur</strong>schutz verliehen, dasPreisgeld stiftet Jack Wolfsk<strong>in</strong>. Mit dem Preisgeld s<strong>in</strong>d wir nun <strong>in</strong> derLage, Sie auf vielfältige Weise von der fantastischen Vielfalt unserer<strong>Bäche</strong> <strong>und</strong> <strong>Kanäle</strong> <strong>in</strong> <strong>Augsburg</strong> zu begeistern. Informieren Sie sichüber unser Projekt unter www.wasserleben-augsburg.de <strong>und</strong>nutzen Sie unsere zahlreichen Angebote!Mit besten GrüßenIhrRa<strong>in</strong>er SchaalUmwelt- <strong>und</strong> Forstreferent,Vorsitzender Landschaftspflegeverband Stadt <strong>Augsburg</strong>2 I Arten Vorwort I 3


© AP© MM© NL© NLZusammenfluss des H<strong>in</strong>teren <strong>und</strong> Mittleren Lechs zum Stadtbach Wasserwerk am Hochablass Ölbachquelle im <strong>Natur</strong>schutzgebiet „Stadtwald <strong>Augsburg</strong>“ Der Höhgraben im <strong>Augsburg</strong>er Norden ist e<strong>in</strong> QuellbachLebensadern unserer StadtSeit der Stadtgründung vor mehr als 2000 Jahren beschäftigen sichdie <strong>Augsburg</strong>er mit Fragen der Wasserversorgung. Die hoch entwickelteWasserarchitektur <strong>und</strong> Wasserkunst sowie das reich verzweigte,135 Kilometer lange Netz an <strong>Bäche</strong>n <strong>und</strong> <strong>Kanäle</strong>n s<strong>in</strong>d Zeugendieser historisch bedeutsamen Entwicklung. Bis heute prägen sie das<strong>Augsburg</strong>er Stadtbild.Es gibt zwei Bachtypen: Lechkanäle <strong>und</strong> Quellbäche.6 I <strong>Bäche</strong> <strong>und</strong> <strong>Kanäle</strong>Lechkanäle - <strong>Bäche</strong> aus MenschenhandLechkanäle (im Mittelalter auch als „Leche“ bezeichnet) werden mitWasser gespeist, das heute an der Staustufe 22 <strong>und</strong> am Hochablassaus dem Lech ausgeleitet wird. Zunächst dienten die <strong>Kanäle</strong> dazu,den Stadtgraben als Verteidigungsanlage mit Wasser zu versorgen.Später nutzte man auch die Energie <strong>und</strong> die Transport- <strong>und</strong> Entsorgungsmöglichkeiten,die das fließende Wasser bot. Das war dieentscheidende Voraussetzung für die <strong>in</strong>dustrielle Entwicklung <strong>Augsburg</strong>s.Der Bau der <strong>Kanäle</strong> außerhalb der Stadt erfolgte meist <strong>in</strong> altenFlutr<strong>in</strong>nen des Lechs. Schon die Römer lenkten Lechwasser auf dieseWeise nach <strong>Augsburg</strong>. E<strong>in</strong> wesentliches Unterscheidungsmerkmalzu natürlichen <strong>Bäche</strong>n unserer Region ist, dass die Wasserstände derLechkanäle regulierbar s<strong>in</strong>d. Hochwasserereignisse f<strong>in</strong>den deswegennicht statt. Dennoch können unsere Lechkanäle e<strong>in</strong> wichtiger Lebensraumfür zahlreiche Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten se<strong>in</strong>.Quellbäche - Glasklar <strong>und</strong> extrem empf<strong>in</strong>dlichQuellbäche (im Volksm<strong>und</strong> auch „Gießer“ genannt) entspr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>Quellfluren der Flussauen <strong>und</strong> führen re<strong>in</strong>es Gr<strong>und</strong>wasser. Die Gießerdienten über Jahrh<strong>und</strong>erte der Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung <strong>Augsburg</strong>s. IhrVerlauf wurde oft künstlich verändert, um bestimmte Verteilerpunktegezielt mit Tr<strong>in</strong>kwasser zu bedienen. E<strong>in</strong> Beispiel ist der Brunnenbachim Stadtwald <strong>Augsburg</strong>. Wasserbauer leiteten ihn zu den Wassertürmenam Roten Tor (aus dem 15. Jahrh<strong>und</strong>ert). Von dort versorgteman die <strong>Augsburg</strong>er bis 1840 mit Tr<strong>in</strong>kwasser. Auch die berühmten<strong>Augsburg</strong>er Prachtbrunnen erhielten ihr Wasser aus dem Brunnenbach.Die Fließstrecke der Gießer im Stadtgebiet misst r<strong>und</strong> 50 km.Quellbäche s<strong>in</strong>d sehr sauber <strong>und</strong> sauerstoffreich. Seltene Tier- <strong>und</strong>Pflanzenarten leben <strong>in</strong> <strong>und</strong> an ihnen. Weil sie sehr empf<strong>in</strong>dlicheBach-Ökosysteme s<strong>in</strong>d, verdienen sie das besondere Augenmerk des<strong>Natur</strong>schutzes.Bachläufe <strong>und</strong> Bachnamen - E<strong>in</strong> ständiger WandelDer Verlauf der <strong>Bäche</strong> <strong>in</strong> <strong>Augsburg</strong> wurde immer den Bedürfnissender jeweiligen Epoche angepasst. So wurde zum Beispiel bis <strong>in</strong> die1870er Jahre darauf geachtet, dass <strong>in</strong> die Quellbäche ke<strong>in</strong> Lechwassergelangt. Als mit der Eröffnung des Wasserwerkes am Hochablass imJahr 1879 das Zeitalter der Gr<strong>und</strong>wasserbrunnen begann, verlorendie Quellbäche ihre ursprüngliche Funktion. Man führte nun beideBachsysteme - Quellbäche <strong>und</strong> Lechkanäle - an geeigneten Stellenzusammen. Auch die Namen der <strong>Bäche</strong> unterlagen e<strong>in</strong>em ständigenWandel. Bei e<strong>in</strong>em Vergleich mit historischen Karten wird das deutlich.So wurde der heutige Lochbach im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert als HaunstetterMühlbach <strong>und</strong> der Brunnenbach als Mittelbach bezeichnet.<strong>Bäche</strong> <strong>und</strong> <strong>Kanäle</strong> I 7


Lech früherFlussbettAue© NL© NLKiesbankQuellbächeLech heuteehemalige AueDammAueFlussbett Aue ehemalige AueUfersicherungDammtrockengefalleneQuellbächeGr<strong>und</strong>wasserGr<strong>und</strong>wasserNach der Begradigung des Lechs hat sich das Flussbett immer weiter e<strong>in</strong>getieft. Dies führte zu e<strong>in</strong>er Absenkungdes Gr<strong>und</strong>wasserspiegels <strong>und</strong> zum Trockenfallen vieler Quellbäche <strong>in</strong> der Flussaue.Der Lech ist heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong> enges Korsett gezwängtWarum <strong>Bäche</strong> „trockenfallen“Nach dem verheerenden Hochwasser von 1910 begann man, diemächtige Gewalt des Lechs „e<strong>in</strong>zudämmen“. Deichbauten zwängtendas ursprünglich mehrere h<strong>und</strong>ert Meter breite Flussbett auf nur 50bis 80 Meter e<strong>in</strong>. Außerdem wurde der Flusslauf begradigt. Das Wasserfloss nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schmalen Ger<strong>in</strong>ne deutlich schneller, was zurFolge hatte, dass sich der Lech <strong>in</strong> den Untergr<strong>und</strong> grub. Die Situationverschärfte sich mit dem Bau der Staustufen. Sie unterbrachen dieKiesfracht aus den Bergen. Der Lech räumte mit jedem Hochwasserse<strong>in</strong> Flussbett weiter aus. Da von oben ke<strong>in</strong> Kies nachkam, hat er sichbis heute um bis zu sieben Meter <strong>in</strong> den Untergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>getieft.Trockengefallene ÖlbachquelleDie Auswirkungen dieses Prozesses s<strong>in</strong>d vielseitig. Besondersproblematisch ist die Absenkung des Gr<strong>und</strong>wasserspiegels. Sie führtdazu, dass Quellen <strong>und</strong> <strong>Bäche</strong> <strong>in</strong> flussnahen Bereichen austrocknen<strong>und</strong> somit wertvolle Lebensräume seltener Tier- <strong>und</strong> Pflanzenartenverloren gehen. Die schrumpfende Siebenbrunner Quellflur oder dastrockengefallene Ziegelmoorbächle<strong>in</strong> im Stadtwald <strong>Augsburg</strong> s<strong>in</strong>dBeispiele dafür.Der trockengefallene Branntwe<strong>in</strong>bach im <strong>Augsburg</strong>er Norden wird<strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Abschnitt wieder künstlich mit Wasserversorgt.8 I <strong>Bäche</strong> <strong>und</strong> <strong>Kanäle</strong> <strong>Bäche</strong> <strong>und</strong> <strong>Kanäle</strong> I 9


© NoL2. ArtensteckbriefeWir stellen Ihnen neun Arten vor, die Sie anunseren <strong>Bäche</strong>n <strong>und</strong> <strong>Kanäle</strong>n beobachtenkönnen. Weitere Artensteckbriefe f<strong>in</strong>den Sieunter www.wasserleben-augsburg.de.10 I <strong>Bäche</strong> <strong>und</strong> <strong>Kanäle</strong>Spitalbach <strong>in</strong> den Grünanlagen am Roten Tor11


Eisvogel(Alcedo atthis)Wasseramsel(C<strong>in</strong>clus c<strong>in</strong>clus)© HWWussten Sie,dass der Eisvogel e<strong>in</strong>eFluggeschw<strong>in</strong>digkeitvon 90 km/herreichen kann?Der „fliegende Edelste<strong>in</strong>“ lebt an klaren Gewässern. Er ernährt sichhauptsächlich von Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Jungfischen. Spektakulär ist se<strong>in</strong>eJagdmethode. Von e<strong>in</strong>er Sitzwarte aus stößt er blitzschnell zu, <strong>in</strong>demer sich wie e<strong>in</strong> Pfeil <strong>in</strong>s Wasser stürzt. Dabei taucht er bis zu e<strong>in</strong>enMeter tief. Nachdem er den Fisch gefangen hat, wird dieser mit demKopf voraus verschlungen.Neben geeigneten Ansitzwarten (über dem Wasser hängendeÄste) braucht der Eisvogel senkrechte Uferabbrüche. Hier baut derVogel se<strong>in</strong>e Brutröhre. Leider s<strong>in</strong>d solche Bed<strong>in</strong>gungen durch dieVerschmutzung <strong>und</strong> den Verbau unserer <strong>Bäche</strong> <strong>und</strong> Flüsse seltengeworden. Deshalb gehört der Eisvogel heute zu den starkgefährdeten Vogelarten.In <strong>Augsburg</strong> ist der Eisvogel e<strong>in</strong> seltener, aber regelmäßiger Brutvogel.Etwas häufiger ist er im W<strong>in</strong>ter anzutreffen, wenn auch Tiere ausnördlichen oder höher gelegenen Regionen zu uns ziehen. Mit etwasGlück kann man den Eisvogel sogar <strong>in</strong> der Innenstadt beobachten.Bemerkbar macht er sich vor allem durch se<strong>in</strong>en scharfen Pfiff.Die Wasseramsel ist ganzjährig an sauberen, schnell fließenden<strong>Bäche</strong>n <strong>und</strong> Flüssen zu Hause. Sie lebt von Wasser<strong>in</strong>sekten<strong>und</strong> deren Larven, die sie tauchend vom Gewässergr<strong>und</strong> pickt. WennWasseramseln auf e<strong>in</strong>er Ansitzwarte sitzen, „knicksen“ sie ständig.Das sieht aus, als ob der Vogel ohne Unterlass Kniebeugen macht.Typische Brutplätze s<strong>in</strong>d Nischen <strong>und</strong> Höhlungen <strong>in</strong> derUferböschung. Geeignete Nistmöglichkeiten bef<strong>in</strong>den sich oftunter Brücken. Gerne werden auch Nistkästen angenommen.In <strong>Augsburg</strong> ist die Wasseramsel relativ häufig anzutreffen. GuteBeobachtungsmöglichkeiten bieten <strong>Bäche</strong>, <strong>in</strong> denen sich Sitzwarten(Wurzelstöcke, Ste<strong>in</strong>e) bef<strong>in</strong>den. Wie der Eisvogel zeigt sich auch dieWasseramsel regelmäßig <strong>in</strong> der Innenstadt. Ihr Gesang iste<strong>in</strong> anhaltendes, aber unauffälliges Geplapper, das oftvom Rauschen des Baches übertönt wird.© HWWussten Sie, dass die Wasseramsel der e<strong>in</strong>zigeS<strong>in</strong>gvogel <strong>in</strong> Europa ist, der se<strong>in</strong>e Nahrung unterWasser sucht? Sie ist für ihre Tauchgänge äußerstgut angepasst. So hat sie zum Beispiel e<strong>in</strong>e großeBürzeldrüse. Mit dem Sekret fettet sie ihr Gefiederregelmäßig e<strong>in</strong> <strong>und</strong> schützt es so vor Nässe.12 I ArtenArten I 13


<strong>Augsburg</strong>er NordenDerch<strong>in</strong>ger StraßeA<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>ger StraßeS traßeSüdtiroler StraßeMeranerBlücherstraßeFriedberger StraßeMer<strong>in</strong>ger Straße©Stadt <strong>Augsburg</strong>, Geodatenamt.Mühlhauser StraßeBerl<strong>in</strong>er Alleer aßeNagahama-AlleeFriedberger StraßeHans -Böckler-StraßeJakoberwallstHaunstetter StraßeLandsberger StraßeDonauwörther StraßeRied<strong>in</strong>gerstraßeFrölichstraßeHermanstraßeStettenstraßeRosena u straßeGögg<strong>in</strong>ger StraßeSchertl<strong>in</strong>straße16 I Arten Arten I 17Innenstadt<strong>und</strong> StadtwaldEichleitnerstraßeermeister-Müller-R<strong>in</strong>gßeInn<strong>in</strong>ger Straße


Mühlkoppe(Cottus gobio)Biber(Castor fiber)© OKDie Mühlkoppe ist e<strong>in</strong> typischer Fisch klarer, sauerstoffreicher <strong>Bäche</strong>.Sie erreicht e<strong>in</strong>e Länge von 15 cm. Ihre Tarnfarbe macht sie auf ste<strong>in</strong>igemUntergr<strong>und</strong> nahezu unsichtbar.Der Biber ist fast an jedem Bach <strong>in</strong> <strong>Augsburg</strong> anzutreffen.Experten schätzen den Bestand im Stadtgebiet auf m<strong>in</strong>destens100 Tiere <strong>in</strong> mehr als 20 Revieren.© OKWussten Sie, dass Mühlkoppen schlechteSchwimmer s<strong>in</strong>d? Weil sie ke<strong>in</strong>e Schwimmblasehaben, die ihnen Auftrieb verleiht, können sie sichnur am Gewässergr<strong>und</strong> aufhalten. Zur Fortbewegungdienen ihnen dort ihre kräftigenBrustflossen, mit denen sie sich gut abstoßen<strong>und</strong> festhalten können.Als Nahrung dienen der Mühlkoppe kle<strong>in</strong>e Würmer <strong>und</strong> Wasser<strong>in</strong>sekten,die sie zwischen Ste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Kieseln am Gewässergr<strong>und</strong>sucht. Hier legt das Weibchen auch se<strong>in</strong>e Eier ab. Die Überwachungübernimmt das Männchen. Nach vier bis fünf Wochen schlüpfen dieJungfische. Gefährdet ist die Mühlkoppe vor allem durch den Verbau<strong>und</strong> die Verschmutzung unserer Gewässer.In <strong>Augsburg</strong> f<strong>in</strong>det man den <strong>in</strong> Bayern selten gewordenen Fisch noch<strong>in</strong> fast allen <strong>Bäche</strong>n <strong>und</strong> <strong>Kanäle</strong>n. Bevorzugt werden allerd<strong>in</strong>gs Quellbächewie der Höhgraben, der Brunnenbach oder der Große Ölbach.Als re<strong>in</strong>e Vegetarier ernähren sich Biber im Sommer von Gräsern,Kräutern <strong>und</strong> Wurzeln. Im W<strong>in</strong>ter fressen sie R<strong>in</strong>de <strong>und</strong> Knospenvorzugsweise von Weiden <strong>und</strong> Pappeln. Um an die schmackhaftenjungen Teile der Bäume zu kommen, nagen sie sie um. Dabei stellenselbst Bäume mit mehr als 80 cm Durchmesser ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis dar.Im Mai/Juni werden <strong>in</strong> der Biberburg e<strong>in</strong> bis drei Jungtiere geboren.Sie bleiben zwei Jahre im Familienverb<strong>und</strong> <strong>und</strong> helfen den Eltern imnächsten Jahr bei der Aufzucht der jüngeren Geschwister.Biber bauen gerne Dämme. Auf diese Weise stauen sie <strong>Bäche</strong> auf,um bequem zu ihrer Nahrung schwimmen zu können. In Biberrevierenf<strong>in</strong>den viele Kröten <strong>und</strong> Frösche e<strong>in</strong>en Laichplatz. Das wiederumist für R<strong>in</strong>gelnattern von Vorteil, da ständig Beute vorhanden ist.Weitere Nutznießer der Biberaktivitäten s<strong>in</strong>d Libellen,Jungfische <strong>und</strong> Sumpfpflanzen.Wussten Sie, dass auf e<strong>in</strong>em QuadratzentimeterBiberhaut mehr als 20.000 Haare wachsen? Damitist er gut gegen Kälte <strong>und</strong> Nässe geschützt. UnsMenschen wachsen maximal 300 Haare pro Quadratzentimeter– wenn überhaupt.Wenn Biber <strong>in</strong> der Nähe von Straßen, Bahnl<strong>in</strong>ien, Parkanlagenoder landwirtschaftlichen Flächen aktiv s<strong>in</strong>d, können sie auchSchäden verursachen.20 I ArtenArten I 21


© NoLWeiden(Salix spec.)Wussten Sie, dass geschälte, zerkle<strong>in</strong>erte <strong>und</strong>getrocknete Weidenr<strong>in</strong>de im Altertum gegenSchmerzen, Fieber oder Rheuma e<strong>in</strong>gesetztwurde? Der Wirkstoff ist die Salicyl-Säure.Sie wird heute synthetisch hergestellt <strong>und</strong>ist Hauptwirkstoff vieler Schmerzmittel.© NLWeiden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e sehr arten- <strong>und</strong> formenreiche Pflanzengattung.E<strong>in</strong>ige Arten, wie zum Beispiel die Silberweide, haben sich optimalan die Lebensraum-Bed<strong>in</strong>gungen der Bach- <strong>und</strong> Flussauen angepasst.Ihre Wurzeln s<strong>in</strong>d besonders kräftig, ihre Äste <strong>und</strong> Zweige sehrbiegsam <strong>und</strong> die Blätter äußerst schmal. Mit diesen Eigenschaftenhaben Silberweiden beste Chancen, reißende Überflutungen schadloszu überstehen. An Ufern von <strong>Bäche</strong>n <strong>und</strong> Flüssen gehören sie deswegenzu den charakteristischen Baumarten.Typisch für unsere Region s<strong>in</strong>d die Kopfweiden. Das ist ke<strong>in</strong>e Weidenartsondern e<strong>in</strong>e besondere Wuchsform, die durch regelmäßigesSchneiden von Weidenruten entsteht. Früher wurden die Ruten zumKorbflechten genutzt. Mittlerweile gibt es diese Nutzungsform nurnoch selten. Weil speziell ältere Kopfweiden für zahlreiche selteneTierarten e<strong>in</strong>en wichtigen Lebensraum darstellen, werden sie heutevon <strong>Natur</strong>schützern geschnitten <strong>und</strong> damit erhalten.3. BachsteckbriefeWir stellen Ihnen beispielhaft drei <strong>Bäche</strong>aus dem <strong>Natur</strong>schutzgebiet „Stadtwald<strong>Augsburg</strong>“ vor. Weitere Steckbriefe f<strong>in</strong>denSie unter www.wasserleben-augsburg.de.Achten Sie bei Ihren Spaziergängen auchauf die Bachnamensschilder an den Brücken.Über den aufgedruckten QR-Code gelangenSie mit Ihrem Smartphone direkt zumpassenden Bachsteckbrief.24 I ArtenReichskanal im Siebentischwald25


BrunnenbachGrenzgrabenTypLängeVerlaufQuellbach10 kmDie Quelltöpfe bef<strong>in</strong>den sich im südlichen Haunstetter Wald (Höhe Lautersee). Der Bach fließt<strong>in</strong> nördliche Richtung entlang der Westgrenze des <strong>Natur</strong>schutzgebietes „Stadtwald <strong>Augsburg</strong>“.Südlich von Siebenbrunn nimmt er den Jägerbach <strong>und</strong> den Ochsenbach (mittlerweiletrockengefallen) auf. Im Siebentischwald wird vom Brunnenbach e<strong>in</strong> Großteil des Wassers <strong>in</strong>den Zigeunerbach ausgeleitet. Der Brunnenbach verläuft weiter durch die Dürrenastheide,die Sportanlage Süd <strong>und</strong> die Kle<strong>in</strong>gartenanlage am Rande des Siebentischparks bis <strong>in</strong> denSilbermannpark, wo er <strong>in</strong> den Lochbach mündet. Zuvor erhält er über den BrunnengrabenLechwasser aus dem Siebenbrunner Bach.Wissenswertes Der Brunnenbach ist wohl der wichtigste Quellbach <strong>in</strong> der Geschichte <strong>Augsburg</strong>s. Bis 1840floss er vom Gebiet des Silbermannparks parallel zum Lochbach bis zu den Wassertürmen amRoten Tor. Beide <strong>Bäche</strong> wurden durch e<strong>in</strong>e Holzsp<strong>und</strong>wand vone<strong>in</strong>ander getrennt. Vom RotenTor aus wurde das Tr<strong>in</strong>kwasser <strong>in</strong> die Stadt weiterverteilt. Unter anderem erhielten auch dieberühmten <strong>Augsburg</strong>er Prachtbrunnen „Brunnenbach-Wasser“.Bacherlebnisorte Dürrenastheide südlich der Sportanlage SüdWiese am Alten Forsthaus nordwestlich von SiebenbrunnAquädukt am Roten TorZigeunerbachStempfleseeSiebenbrunner BachGenzgrabenTypLängeVerlaufWissenswertesQuellbach2,5 kmBacherlebnisorte GalgenablassGalgenwieseIm Gegensatz zu den meisten <strong>Bäche</strong>n im Stadtwald verläuft der Grenzgraben nicht <strong>in</strong> Süd-Nord sondern <strong>in</strong> West-Ost-Richtung. Se<strong>in</strong> Wasser erhält der Grenzgraben aus dem Brunnenbach.Unweit vom Hochablass wird aus dem Grenzgraben der Reichskanal.Bis 1806 markierte der Grenzgraben die Grenze zwischen dem Kurfürstentum Bayern <strong>und</strong>der freien Reichsstadt <strong>Augsburg</strong>. Interessant ist der sogenannte Galgenablass. An diesem Ortwird e<strong>in</strong> Teil des Grenzgrabenwassers durch e<strong>in</strong>en Düker (Rohrleitung) unter dem SiebenbrunnerBach durchgeleitet. Bis <strong>in</strong> die 1870er Jahre war das genau umgekehrt. Damals kreuzte derGrenzgraben an dieser Stelle den Siebenbrunner Bach über e<strong>in</strong>e Brücke. Dann tiefte man denSiebenbrunner Bach für die Wasserkraftnutzung der Textilfabrik im Siebenbrunner Unterdorfe<strong>in</strong> (größere Fallhöhe = mehr Energieausbeute). Um weiterh<strong>in</strong> das Quell- vom Lechwassertrennen zu können, musste der Düker angelegt werden.Etwas bachabwärts des Dükers stand e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Schleuse, über den sich die Wassermengeim Siebenbrunner Bach regulieren lies. Der dafür nötige „Schütz“ (e<strong>in</strong>e Bretterwand) war ane<strong>in</strong>er Vorrichtung „aufgehängt“, die e<strong>in</strong>em Galgen glich. Der Name „Galgenablass“ beschreibtdiese wasserbauliche E<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> nicht, wie manchmal behauptet, den Ort e<strong>in</strong>er ehemaligen„Richtstätte“.ZigeunerbachStempfleseeSiebenbrunner BachBrunnenbach26 I SteckbriefSteckbrief I 27


© NL© NL© NL© NL© HJUmbau e<strong>in</strong>er Sohlschwelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Raue RampeTotholz im AumühlbachZusammenfluss von Lech- <strong>und</strong> QuellwasserVollsperrungen für Bach-WandererIm Stadtwald existieren zahlreiche künstlicheAbstürze (Querbauwerke). Für viele Gewässerorganismenstellen sie unüberw<strong>in</strong>dbareH<strong>in</strong>dernisse dar. Um die <strong>Bäche</strong> durchgängigzu machen, müssen die Abstürze <strong>in</strong> sogenannteRaue Rampen umgebaut werden.Das ist am Alten Floßgraben bereits passiert(siehe Bilder).Abwechslung ist gefragtViele Bachläufe s<strong>in</strong>d sehr monoton. Durchdie E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung von Wurzelstöcken <strong>und</strong> Kieserhöht sich die Strukturvielfalt, <strong>und</strong> mit derAufweitung von Bachabschnitten entstehenwertvolle Flachwasserzonen. So lässt sich fürjeden Bachbewohner das richtige Wohnzimmere<strong>in</strong>richten.Klar <strong>und</strong> sauber muss es bleibenViele Gewässerorganismen haben sich aufbesonderen Bed<strong>in</strong>gungen der Quellbächespezialisiert. Durch die Zuleitung vonLechwasser verschlechtern sich für vieleArten die Lebensbed<strong>in</strong>gungen. Quellbäche<strong>und</strong> Lechkanäle sollten deswegen möglichstwieder getrennt werden.30<strong>Augsburg</strong>-Pfersee von oben. L<strong>in</strong>ks im Bild: Wertach <strong>und</strong> WertachkanalArten I 31


32 I Arten

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