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Lorin MaazelBarbara HanniganDonnerstag, 5. Dezember 2013, 20 UhrFreitag, 6. Dezember 2013, 20 Uhrmphil.de


Richard Wagner„Siegfried-Idyll“Benjamin Britten„Four Sea Interludes“ aus „Peter Grimes“ op. 33a1. „Dawn“: Lento e tranquillo – 2. „Sunday Morning“: Allegro spiritoso –3. „Moonlight“: Andante comodo e rubato – 4. „Storm“: Presto con fuoco„Les Illuminations“ (Die leuchtenden Bilder)nach Gedichten von Arthur Rimbaud für hohe Stimme und Streichorchester op. 181. „Fanfare“ – 2. „Villes“ – 3a. „Phrase“ – 3b. „Antique“ – 4. „Royauté“ –5. „Marine“ – 6. „Interlude“ – 7. „Being Beauteous“ – 8. „Parade“ – 9. „Départ“„The Young Person’s Guideto the Orchestra“Variationen und Fuge über ein Thema von Henry Purcell op. 34Lorin Maazel, DirigentBarbara Hannigan, SopranDonnerstag, 5. Dezember 2013, 20 Uhr2. Abonnementkonzert e5Freitag, 6. Dezember 2013, 20 Uhr3. Abonnementkonzert cSpielzeit 2013/2014116. Spielzeit seit der Gründung 1893Lorin Maazel, ChefdirigentPaul Müller, Intendant


2 Richard Wagner: „Siegfried-Idyll“Sonnenaufgang im TreppenhausSusanne StährRichard Wagner(1813–1883)„Siegfried-Idyll“EntstehungWagner komponierte das „Siegfried-Idyll“ abder zweiten November-Hälfte und im Dezember1870 im Landhaus Tribschen bei Luzern: als Geschenkzum 33. Geburtstag seiner zweiten EhefrauCosima (1837–1930), die er wenige Monatezuvor geheiratet hatte. Die Urfassung schrieber für ein größeres Kammerensemble von 13 Musikern;Anfang 1874 fasste er dann die Ausarbeitungfür Orchester ins Auge – gegen den WillenCosimas. In dieser Form wurde das Werk1878 veröffentlicht.Widmung„Tribschener Idyll (…), als Symphonischer GeburtstagsgrussSeiner Cosima dargebracht vonIhrem Richard, 1870“ (in der Widmungshandschrift);im Erstdruck von 1878 noch breiter ausgeführtund in Gedichtform gebracht.Lebensdaten des KomponistenGeboren am 22. Mai 1813 in Leipzig; gestorbenam 13. Februar 1883 in Venedig.UraufführungAm 25. Dezember 1870 in Tribschen bei Luzernim Treppenhaus von Wagners Wohnhaus (11 Mitgliederdes Zürcher Tonhalle-Orchesters undWagners Assistent Hans Richter, der zwischenBratsche und Trompete wechselte; Dirigent:Richard Wagner); bei den Folgeaufführungen inMannheim (1871) und Meiningen (1877) forderteWagner ein auf 35 Musiker erweitertes Ensemble.


Franz von Lenbach: Richard Wagner (um 1870)3


4Richard Wagner: „Siegfried-Idyll“Alpenpanorama mitWotan und FrickaIm März 1866 unternahm Richard Wagner eineSchifffahrt auf dem Vierwaldstättersee. Aufeiner Landzunge vor Luzern entdeckte er, inapart erhöhter Lage mit Blick auf das Wasserund das Alpenpanorama von der Rigi bis zumGotthardmassiv, ein klassizistisches Landhaus,das spontan sein Interesse weckte. Denn Wagner,der gerade aus Bayern ausgewiesen wordenwar, befand sich wieder einmal auf der Suchenach einem neuen „Asyl“, nach einer Zufluchtsstätte.Und wie der Zufall es wollte, wardas stattliche Haus, das Oberstleutnant Walteram Rhyn gehörte, tatsächlich gerade zu verpachten:Schon am 7. April unterzeichnete Wagnereinen Mietvertrag über 3.000 Franken per anno,was damals in etwa dem Jahreseinkommeneines Schweizer Regierungsrats entsprach. Aberder Komponist, der sich seiner großzügigenApanage durch Bayernkönig Ludwig II. weiterhinsicher sein durfte, wollte und musste nichtaufs Kleingeld schauen.Tribschen wurde für ihn zu einem Glücksfall,privat und künstlerisch. Hier fand er zu ungeahnterProduktivität, stellte die Partitur der„Meistersinger“ fertig, vollendete den „Siegfried“,den er so viele Jahre zurückgestellt hatte, undkomponierte weite Teile der „Götterdämmerung“.Und hier konnte er sein neues Liebesglück ausleben:seine Verbindung mit Cosima von Bülow.Sie hatte sich für Wagner von ihrem Gatten,dem Dirigenten Hans von Bülow, scheiden lassen,schenkte ihm – nach der bereits in Münchengeborenen Tochter Isolde – mit Eva undSiegfried zwei weitere Kinder und gab ihm am25. August 1870 in der Luzerner Matthäus kirchedas Ja-Wort. Die Wagners führten einen großenHaushalt in Tribschen, dem neben der Familieauch noch eine Gouvernante, ein Kindermädchen,eine Köchin und weitere Bediensteteangehörten, dazu Hunde, Katzen, ein Pferdund die beiden Pfauen Wotan und Fricka. Natürlichempfing man auch allerlei prominenteGäste, etwa Cosimas Vater Franz Liszt oderden jungen Basler Philologen Friedrich Nietzsche,und sogar der Bayernkönig höchstselbstgab sich im Mai 1866, zu Wagners 53. Geburtstag,die Ehre und stellte sich als Gratulant ein.Geburtstagsgruß und TodeswunschBesonders lebhaft ging es im Advent 1870 zu– und Hausherrin Cosima wusste die Zeichenzunächst nicht zu deuten. Regelmäßig zog sichWagner mit einigen befreundeten Musikernaus dem Zürcher Tonhalle-Orchester zurück,dazu kam der Dirigent Hans Richter, eigentlichein gelernter Hornist, der sich sonderbarerweiseaber plötzlich auf der Trompete versuchte, umunentwegt Siegfrieds Hornruf zu schmettern.Erst am Weihnachtstag, am 25. Dezember, alsCosima ihren 33. Geburtstag feierte, wurde ihrdes Rätsels Lösung offenbar. „Wie ich aufwachte,vernahm mein Ohr einen Klang, immer vollerschwoll er an, nicht mehr im Traum durfte ich michwähnen. Musik erschallte, und welche Musik !Als sie verklungen, trat R. mit den fünf Kindernzu mir ein und überreichte mir die Partitur des‚Symphonischen Geburtstagsgrußes‘ –, in Tränenwar ich, aber auch das ganze Haus; auf derTreppe hatte R. sein Orchester gestellt und sounser Tribschen auf ewig geweiht !“, notierteCosima in ihr Tagebuch und schloss: „Nun be-


Richard Wagner: „Siegfried-Idyll“5griff ich R.s heimliches Arbeiten, nun auch desguten Richter’s Trompete […] ‚Laß mich sterben‘,rief ich R.“ Doch diesen „Geburtstagswunsch“wollte Richard ihr dann lieber dochnicht erfüllen…„Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelgesang undOrange-Sonnenaufgang“: So lautete der Originaltiteljener „Treppenhausmusik“, die als „Siegfried-Idyll“ in das Repertoire eingegangen ist. „Fidi“war der Kosename von Sohn Siegfried, der am6. Juni 1869 in Tribschen das Licht der Welt erblickthatte, und sein „Anteil“ an der Partiturspiegelt sich auch im Zitat des von Wagner komponiertenWiegenlieds „Schlaf, Kindchen, schlafe“,das von der Oboe intoniert wird. Der Löwenanteildes motivischen Materials, das Wagnerim Idyll zum Einsatz bringt, entstammt jedochdem dritten Akt des „Siegfried“, namentlich ausdem Schlussduett des Titelhelden mit Brünnhildemit der Passage „Sie / Er ist mir ewig, istimmer mir Erb’ und Eigen, ein und all !“ Welchschönere Liebeserklärung hätte Wagner seinerFrau präsentieren können ?schließlich, nicht zuletzt aus finanziellen Erwägungen,auf die Publikation „geeinigt“ hatte,stellte sie mit leicht säuerlichem Unterton fest:„Das Idyll wird nun überall herabgespielt; diesePrüfung heiter hinzunehmen gilt mein Bemühen !“Das Publikum, nicht nur im heutigen Konzert,wird indes Wagners merkantiler Spürnase dankbarsein – denn sonst hätten wir womöglichnoch auf eine der schönsten Orchesterkompositionendes Meisters verzichten müssen.„Der Öffentlichkeit hingeliefert“Es war gewiss dieser intime, bekenntnishafteCharakter der Komposition, der Cosima gegendie Pläne ihres Gatten revoltieren ließ, die Partitur,die in ihrer Urfassung für ein 13-köpfigesKammerensemble gefasst war, auf die größereOrchesterbesetzung auszudehnen und zu publizieren.„Ich sage ihm, daß es mir schrecklichwäre, dieses Werk der Öffentlichkeit hingeliefertzu sehen“, vermerkte sie am 14. Januar 1874im Tagebuch, und noch knapp vier Jahre später,am 14. Dezember 1877, nachdem man sich


6Benjamin Britten: „Four Sea Interludes“Das Meer, die feindliche HeimatSusanne StährBenjamin Britten(1913–1976)„Four Sea Interludes“aus „Peter Grimes“ op. 33a1. „Dawn“: Lento e tranquillo2. „Sunday Morning“: Allegro spiritoso3. „Moonlight“: Andante comodo e rubato4. „Storm“: Presto con fuocoLebensdaten des KomponistenGeboren am 22. November 1913 in Lowestoft /East Suffolk; gestorben am 4. Dezember 1976in Aldeburgh / East Suffolk.Entstehung1941, während seines amerikanischen Exils,lernte Britten die Werke des englischen Dichtersund Goethe-Zeitgenossen George Crabbe kennenund fasste den Plan, Crabbes Verserzählung„The Borough“ als Opernstoff zu nutzen. Nachseiner Rückkehr in die Heimat bat er den SchriftstellerMontagu Slater um die Erstellung desLibrettos zu seiner Oper „Peter Grimes“, dasEnde 1942 vorlag. Die Arbeit an der Partitur, dieim Auftrag der Koussevitzky Foundation entstand,nahm Britten jedoch erst im Januar 1944 auf;er konnte die Komposition im Februar 1945 abschließen.Unmittelbar danach, noch im Frühjahr1945, hat er vier der insgesamt sechs Orchesterzwischenspieleunter dem Titel „Four SeaInterludes“ zu einer Art Suite für den Konzertgebrauchzusammengestellt.UraufführungAm 13. Juni 1945 in Cheltenham / England inder Cheltenham Town Hall (London PhilharmonicOrchestra unter Leitung von Benjamin Britten).Wenige Tage zuvor, am 7. Juni 1945, war dieUraufführung der Oper „Peter Grimes“ am Sadler’sWells Theatre in London mit Brittens LebenspartnerPeter Pears in der Titelpartie über die Bühnegegangen (Chor und Orchester des Sadler‘sWells Theaters unter Leitung von Reginald Goodall;Regie: Eric Crozier; Peter Grimes: PeterPears; Ellen Orford: Joan Cross; Kapitän Balstrode:Roderick Jones).


Benjamin Britten (um 1940)7


8Benjamin Britten: „Four Sea Interludes“Eine Kindheit mit MeeresblickDie salzige Luft, die rauschende Brandung, diegellenden Schreie der Möwen, der heulendeWind – das waren die prägenden Sinneseindrücke,die Benjamin Britten schon in frühesterKindheit empfing. Sein Elternhaus in Lowestoft,der östlichsten Stadt Großbritanniens, wo er vorgenau hundert Jahren, am 22. November 1913,als Sohn eines Zahnarztes zur Welt kam, lag inder Kirkley Cliff Road, in unmittelbarer Nähedes Strands, mit Blick auf das Meer. Wenn derkleine Benjamin aus dem Fenster sah, konnte ervor allem in der dunkleren Jahreszeit die Naturgewaltenhautnah miterleben, etwa „die wildenStürme, die oftmals Schiffe an unsere Küstewarfen und ganze Strecken der benachbartenKlippen wegrissen“, wie sich Britten 1945 erinnerte.Der weit gestreckte Landstrich an derrauen britischen Nordsee, die Grafschaft Suffolk,war ihm mehr als Heimat: Sie bildete einunverzichtbares Fundament seines Lebens.„Suffolk mit seiner welligen trauten Landschaft,seinen herrlichen gotischen Kirchen, hoch und eng,mit seinen Marschen, seinen wilden Wasservögeln,seinen großen Häfen, seinen kleinenFischerdörfern. Ich bin ganz und gar in dieserwunderbaren Grafschaft verwurzelt. Und icherfuhr es an mir selbst, als ich einst versuchte,woanders zu leben.“Die einschneidende Selbsterfahrung, von derBritten sprach, sammelte er Anfang der vierzigerJahre. Am 29. April 1939 hatte er gemeinsammit seinem künftigen Lebenspartner, demTenor Peter Pears, in Southampton einen Ozeandampferbestiegen, um in der Neuen Welt seinGlück zu versuchen. Als eingefleischter Pazifistwar er tief beunruhigt über die politische Situationin Europa, die unausweichlich auf einenneuen Krieg zulief; als sensibler Künstler fühlteer sich obendrein verletzt von einigen Kritiken,die ihm zwar eine meisterhafte Beherrschungdes kompositorischen Handwerks attestierten,zugleich aber bemängelten, dassseine Musik zu brillant sei und geistiger Tiefeentbehre. Seine Hoffnungen, die er mit demfreiwilligen Exil in den USA verband, solltensich indes bald zerschlagen, denn einerseits littBritten fürchterlich unter Heimweh, und andererseitsfühlte er sich auch vom gesellschaftlichenKlima in den Vereinigten Staaten abgestoßen.Schon im April 1940 schrieb er an seinenSchwager: „Dieses Land ist genauso korrupt wiedie Alte Welt, doch hat es nur wenig von derenCharme. Wie hier schon im letzten Krieg gegenPazifisten vorgegangen wurde, ist unvorstellbar,und es hat seither jede Menge Beispielevon Massenhysterie gegeben, etwa die Aktionendes Ku-Klux-Klan, die Pogrome gegen Schwarze,usw. Jeder nur annähernd liberale Menschwird hier als Kommunist bezeichnet und entsprechendbehandelt.“ Zwei Jahre später zogBritten die Reißleine und entschied sich dafür,in das kriegsgeplagte Großbritannien zurückzukehren– die Sehnsucht nach der Heimat hatteüber alle Sorgen und Zweifel gesiegt.Außerhalb der MengeEs war die Lektüre des britischen Dichters GeorgeCrabbe (1754–1832), die Britten während seineramerikanischen Jahre Trost gespendet hatte.In Crabbes Œuvre, das der Grafschaft Suffolkeine prominente Rolle zuweist, stieß er auf dieVerserzählung „The Borough“ (Die Gemeinde),


Peter Pears als Peter Grimes (Uraufführung am Sadler’s Wells Theater, 1945)9


10Benjamin Britten: „Four Sea Interludes“in der es um den Fischer Peter Grimes aus Aldeburghgeht, einen moralisch fragwürdigen Charakter,der immer tiefer ins Verderben driftet.Dieser Außenseiter hat sich selbst nicht im Griff,und er pflegt seine Lehrjungen hemmungsloszu schinden. Als einer der ihm anvertrauten Jugendlichenmit dem Boot vom Kurs abkommtund verdurstet, macht man Grimes für seinenTod verantwortlich; als dann noch ein zweiter,von Grimes zur Eile bei der Arbeit angetrieben,von einer Klippe stürzt und stirbt, bricht ein Tribunalüber den Fischer herein. Er wird aus derDorfgemeinschaft verstoßen und endet im Wahnsinn.Ausgerechnet diese problematische Figur, derjede Heldenhaftigkeit abgeht, entflammte BrittensOpernambitionen: Noch in Amerika entwarfer gemeinsam mit Peter Pears, der für dieTitelrolle ausersehen war, erste Skizzen zurHandlung und Dramaturgie; nach seiner Heimkehrbat er dann den befreundeten SchriftstellerMontagu Slater um die Ausarbeitung alsLibretto. So eigenartig seine Sympathie für denverkommenen Fischer auf den ersten Blick anmutet:Mit dem Los des Außenseiters konntesich Britten bestens identifizieren. Zum einen,weil er als Homosexueller einer damals nochweithin stigmatisierten Minderheit angehörte,zum anderen aber, weil auch sein Pazifismus vonder Mehrheit der Gesellschaft abgelehnt wurde– schließlich war der Zweite Weltkrieg in vollemGange, während Britten an seinem „Grimes“arbeitete. „Als Kriegsdienstverweigerer standenwir außerhalb der Menge“, schilderte Brittendie Lage, wie sie sich ihm und Pears darstellte.„Nicht, dass wir körperlich gelittenhätten, aber wir fühlten natürlich einen enormenDruck. Ich glaube, dass dieses Gefühl unsteilweise dazu bewog, aus Grimes eine Figurmit Einsichten und Konflikten zu machen –einen gequälten Idealisten.“Die See und die SeeleDie Uraufführung des „Peter Grimes“, die gleichnach Ende des Zweiten Weltkriegs, am 7. Juni1945 im Sadler’s Wells Theatre in London stattfand,geriet zu einem Sensationserfolg – undauch bis heute ist dieses Werk die bekanntesteund meistgespielte Oper Brittens geblieben.Besondere Bewunderung fanden von Anfang andie sechs instrumentalen Zwischenspiele, derenbühnentechnische Bewandtnis zwar in derÜberbrückung der Umbaumaßnahmen zwischenden einzelnen Akten bzw. Szenen bestehenmochte, aber die doch viel mehr sind. Denn mitdieser dramatischen und visionären Orchestermusiksetzt Britten zum einen der Landschaftund Natur Suffolks ein tönendes Denkmal, vomAufgang der Sonne bis zur sternklaren Nacht,von der friedvollen Majestät des Ozeans bis zuden entfesselten Sturmgewalten, und würdigtdamit zugleich, wie er selbst bekannte, „denewigen Kampf der Männer und Frauen, die ihrLeben, ihren Lebensunterhalt dem Meer abtrotzen“.Zum anderen jedoch ergründet Britten dieNatur im doppelten Sinne, nämlich die Naturum uns und die Natur in uns, indem jedes derZwischenspiele ein Psychogramm der Gesellschaftoder des gedemütigten und verzweifeltenTitelhelden zeichnet.Nur sechs Tage nach der Uraufführung der Operstellte Britten vier der „Interludes“ als ausgekoppelteSuite für den Konzertgebrauch vor.


Benjamin Britten: „Four Sea Interludes“11Dabei änderte er die Abfolge der Stücke dahingehend,dass der ursprünglich im ersten Aktplatzierte Satz „Storm“ als Finale nun den effektvollenAbschluss bildet und damit gleichzeitigden Sturm der Gefühle symbolisiert, der denFischer Grimes in den Abgrund reißt. Am Beginnjedoch steht „Dawn“, ein Klanggemälde derMorgendämmerung an einem grauen, kalten undböigen Tag, in dem Britten in den Streichern undHolzbläsern die Möwen schreien und die Wellenaufrauschen lässt, während eherne Bläser akkordedie unermessliche Weite und Gewalt des Ozeanssuggerieren. Ganz anders begegnet uns die Seeam „Sunday Morning“ im Sonnenschein, wennsich das strahlende Licht auf der spiegelndenWasseroberfläche bricht und Glocken, zunächstimitiert von den Hörnern und Fagotten, zum Kirchgangrufen. Und doch lassen einige abgründigeTakte erahnen, dass sich die „fromme“ Gemeinde,die sich hier versammelt, alsbald zum Richterüber ein Menschenschicksal erheben wird. Ähnlichunterläuft Britten im dritten Satz („Moonlight“)die Erwartungen, die man wohl an einverträumtes Mondscheinidyll richten würde.Zwar lässt er die tiefen Streicher, Fagotte undHörner im ruhevollen Schreitgang und mit schattigenNachtklängen beginnen, doch von fernherwird in Flöten und Harfe, später auch im Xylophon,ein Wetterleuchten hörbar, Vorbote einesheranrückenden Gewitters, das sich am Endeindes wieder zu verziehen scheint. Die eigentlicheEntladung folgt im stürmischen Finale,wenn Britten die Gewalten des Meers in einemorchestralen Orkan entfesselt und damit – zumindestin der Suite – den buchstäblichen Untergangseines gebrochenen Helden markiert,der hinausfährt auf die offene See, um seinemLeben ein Ende zu setzen.


12 Benjamin Britten: „Les Illuminations“ op. 18„I must put them to music“Michael KubeBenjamin Britten(1913–1976)„Les Illuminations“ (Die leuchtenden Bilder)nach Gedichten von Arthur Rimbaud für hoheStimme und Streichorchester op. 181. „Fanfare“2. „Villes“3a. „Phrase“3b. „Antique“4. „Royauté“5. „Marine“6. „Interlude“7. „Being Beauteous“8. „Parade“9. „Départ“Lebensdaten des KomponistenGeboren am 22. November 1913 in Lowestoft /East Suffolk; gestorben am 4. Dezember 1976in Aldeburgh / East Suffolk.TextvorlageDem Liederzyklus liegen Verse und Gedichtevon Arthur Rimbaud (1854–1891) zugrunde, derdiese in den Jahren 1872/74 und in weiten Teilenwährend eines Aufenthalts in London verfasste.Sie wurden erstmals 1886 ohne Wissendes Autors unter dem Titel „Les Illuminations“(Die leuchtenden Bilder) publiziert.EntstehungBritten begann die Komposition im März 1939noch in Suffolk mit den Liedern „Being Beauteous“(Nr. 7) und „Marine“ (Nr. 5). Den gesamtenZyklus vollendete er einige Monate späterin Amerika, am 25. Oktober 1939 in Amityville(Long Island, New York).WidmungDer Zyklus ist als Ganzes der französischsprachigenSchweizer Sopranistin Sophie Wyss(1897–1983) gewidmet. Darüber hinaus weiseneinige der Nummern weitere persönliche Zueignungenauf, die von Britten allerdings durchVerwendung von Initialen verschleiert wurden:„To K.H.W.S.“ (Nr. 3b, „Antique“) meint WulffScherchen, den Sohn des Dirigenten HermannScherchen, „To P.N.L.P.“ (Nr. 7, „Being Beau-


Benjamin Britten: „Les Illuminations“ op. 1813teous“) steht für Peter Neville Luard Pears undhinter „To E.M.“ (Nr. 6, „Interlude“) verbirgt sichElizabeth Mayer, bei der Britten und Pears inAmerika logierten.UraufführungAm 30. Januar 1940 in London in der AeolianHall (Boyd Neel Orchestra unter Leitung vonBoyd Neel; Solistin: Sophie Wyss). Bereits am21. April und 17. August 1939 hatte die SchweizerSopranistin die beiden zuerst entstandenenLieder in Birmingham und London (Proms) vorgetragen.Am 18. Mai 1941 wurde eine von Brittendirigierte Aufführung des Liederzyklus, beidem sein Lebensgefährte Peter Pears (Tenor)den Gesangspart übernahm, im Rahmen des inNew York stattfindenden 18. Musikfestes derInternationalen Gesellschaft für Neue Musik imRundfunk ausgestrahlt (CBS).Kompositorische AnfängeSchon als Jugendlicher kam Benjamin Brittenmit Tendenzen und Einflüssen in Berührung, dieweit über den nach dem Ersten Weltkrieg nochvorherrschenden romantischen Stil spätviktorianischerPrägung hinausgingen, und als dereneinflussreichste Vertreter Edward Elgar undCharles Villiers Stanford bezeichnet werdenkönnen. Entscheidend für Brittens offenen Blicküber die kulturellen Grenzen der britischen Inselhinaus war dabei die private Unterweisung imTonsatz durch Frank Bridge (1879–1941): Diesermachte ihn nicht nur mit der Musik der ZweitenWiener Schule bekannt, sondern eröffnete ihmauch einen Zugang zu Bartók und Skrjabin. Umsoenttäuschender war für Britten das 1930aufgenommene Studium am Londoner RoyalCollege of Music unter John Ireland (einemSchüler von Stanford), das ihn in seiner kompositorischenEntwicklung kaum weiterbrachte– lediglich auf dem Klavier und der Viola konnteBritten hier seine Fertigkeiten vervollkommnen.Einen umso nachhaltigeren Eindruck musste daherauf Britten die im Radio übertragene Aufführungvon Alban Bergs Oper „Wozzeck“ vom14. März 1934 machen, bei der Sir Adrian Boultdas BBC Orchestra dirigierte – und die auchBerg am Wörther See empfangen konnte. Zuder erwünschten persönlichen Begegnung kames jedoch nicht, als sich Britten, mit einem Reisestipendiumversehen, im Oktober und Novemberin Paris, Basel, München, Salzburg und schließlichauch in Wien aufhielt. Obwohl noch amAnfang seiner Karriere stehend, war es ihmschon zu diesem Zeitpunkt möglich, den eige-


14Benjamin Britten: „Les Illuminations“ op. 18nen Lebensunterhalt nicht mit dem Klavier (durchStundengeben oder Auftritte), sondern als Komponistvon Musik für Dokumentarfilme zu bestreiten– eine herausfordernde Tätigkeit, dieim Nachhinein wie eine Vorstudie zu den späterenKammeropern erscheinen kann: „Ich hattePartituren zu schreiben, die für nicht mehrals sechs oder sieben Musiker bestimmt warenund die auf ihren Instrumenten alle Effekte hervorzubringenhatten, die jeder Film verlangte.“Erste Höhepunkte des kompositorischen Schaffensstellen in diesen Jahren aber die 1937 entstandenen„Variations on a Theme of FrankBridge“ op. 10 für Streichorchester dar, die 1937bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wurden,wie auch das Klavierkonzert op. 13 (1938),bei dessen Uraufführung Britten selbst den Solopartübernahm.Auf der Suche, auf der ReiseAngesichts dieser Erfolge als junger Komponistmuss es überraschen, dass Britten im April 1939gemeinsam mit seinem späteren Lebensgefährten,dem Tenor Peter Pears, nach Nordamerikaemigrierte. Für diesen Schritt waren offenbarpersönliche, politische und künstlerische Umständeursächlich: der Tod der Mutter, die Vorbotendes Krieges und wiederholt negative Kritikan seinem Kompositionsstil. Doch auch jenseitsdes Atlantiks blieb für Britten die Anerkennungseiner künstlerischen Individualitätweithin aus – ein Schicksal, das er mit vielender in jenen Jahren aus Deutschland geflüchtetenKomponisten und Musikern teilte. Auchdie musikalische Einbeziehung der aus verschiedenenEthnien stammenden amerikanischenFolklore wollte nicht recht gelingen, und spätestensmit dem Misserfolg der Operette „PaulBunyan“ (1941) schlugen die großen Hoffnungenin Ernüchterung und Heimweh um. Am 16. März1942 notierte Britten schließlich in das Gästebuchvon Elizabeth Mayer „The end of the weekend“– gemeint ist ein Wochenende, das imGanzen knapp drei Jahre gewährt hatte und am17. April mit der Anlandung in Liverpool endete.Die nun in den folgenden Monaten und Jahrenwährend des Krieges (oftmals vor unerfahrenenHörern) gegebenen Konzerte regten Britten indeszur Beschäftigung mit dem britischen Volksliedund der Musik Henry Purcells an – eine Begegnung,die ihren schöpferischen Niederschlagin der Serenade für Tenor, Horn und Streicher(1943) und in der Oper „Peter Grimes“ (1945)fand, deren unbestrittener Erfolg einen Wendepunktin Brittens Biographie markiert.Selbstfi ndung mit Arthur RimbaudIn die Zeit des Wechsels von der Alten in dieNeue Welt fällt die Komposition von „Les Illuminations“– einem Liederzyklus, mit dem Brittennicht nur von der Besetzung her, sondernauch kompositorisch an die glänzenden Bridge-Variationen anschließt. Die den einzelnen Nummernzugrunde liegenden Verse lernte Brittenoffenbar eher zufällig über H. W. Auden (1907–1973) kennen, der ihm zuvor den Text für „OurHunting Fathers“ op. 8 (1936) geschrieben hatte.Sophie Wyss, die Solistin der Uraufführungder „Illuminations“, erinnerte sich 1977 in einemRadiointerview: „Zurück von einem Recital, erzähltemir Benjamin, dass er das Wochenendebei den Eltern von Auden verbracht hatte und


Benjamin Britten (um 1940)15


16Benjamin Britten: „Les Illuminations“ op. 18dass er einige höchst aufregende Gedichte vonArthur Rimbaud gelesen habe. Er sagte: I mustput them to music.“Dass sich Britten ausgerechnet von den seltsamgeheimnisvollen wie verblüffend direkten,literaturgeschichtlich jedenfalls revolutionärenDichtungen Rimbauds so begeistert zeigte, mageinem persönlich-künstlerischen Impuls zu verdankensein, könnte aber auch an der eigenen,von Unbestimmtheit geprägten biographischenSituation gelegen haben: Arthur Rimbaud(1854–1891) verfasste sein gesamtes dichterischesŒuvre als junges Genie, um dann nach nurwenigen schöpferischen Jahren zu verstummen.Sein Leben setzte er auf unwegsamen Pfaden alsSöldner auf Java, Deserteur, Matrose, schließlichals Kaufmann und Forscher in Aden/Jemenfort, bis nach einer Amputation der Wundbrandsein trostloses Ende herbeiführte – beredt schweigend,wie dies im Bereich der Musik etwa JeanSibelius zu einem freilich viel späteren Zeitpunktund in anderer Art und Weise getan hat.Voces intimaeMusikalisch handelt es sich bei „Les Illuminations“um ein frühes, sehr persönlich gefasstesMeisterwerk. Dies betrifft nicht nur die vonBritten vorgenommene stringente Auswahl derzugrunde liegenden Verse, sondern auch die musikalischeFülle der Partitur und ihr formal geschlossener,zyklischer Aufbau. Dieser dokumentiertsich schon rein äußerlich in der Wiederkehrdes vor Selbstbewusstsein strotzenden, zunächstmit markanten Fanfaren umgebenen Mottos„J’ai seul la clef de cette parade sauvage“ (Ichhabe den Schlüssel, ich allein, zu diesem wildenPossenspiel); es kehrt zunächst im gänzlichanders entwickelten, mehr lyrisch-nachdenklichgeprägten Interludium (Nr. 6) wieder (in derSingstimme als wörtliches Zitat) und steht nochmalsam Ende der „Parade“ (des eigentlichenPossenspiels, Nr. 8). Zudem fasziniert Brittenmit einem sicheren, der französischen Sprachevollkommen angemessenen Parlando, wie etwain der geisterhaften Szene der Städte (Nr. 2):Die sagenhafte Welt der Feen wie auch die aus„Schlössern von Knochen“ dringende „fremdeMusik“ entpuppt sich als freche Melange ausgrotesker Danse macabre und den bedrohlichenSchatten einer Höhle des Berggeistes. Hierzubildet die Doppelnummer aus „Phrase“ und „Antique“(Nr. 3a und 3b) einen beruhigten Gegensatz,wobei nicht nur die Fanfare des Anfangsin einer Metamorphose wiederkehrt, sondernsich hinter „Antique“ mit einer von den Streichernimitierten Gitarrenbegleitung („quasichitarra“) ein regelrechtes abendliches Ständchenverbirgt – in diesem Fall als intimer Rückblickauf die zu Ende gegangene Freundschaftmit dem um Jahre jüngeren WidmungsträgerWulff Scherchen. Wie ein kontrastierendesScherzo in geradezu leichtfertigem Ton wirktdazu das Lied „Royauté“ (Nr. 4) mit seiner kuriosanmutenden, am Ende allerdings offenen Geschichte.Stärke und Kraft gehen von „Marine“(Nr. 5) aus, einem in Vers und Silbe frei gestaltetendichterischen Seestück, das in BrittensVertonung nicht nur Freiheit und Weite atmet,sondern auch Gischt, Wind und Wellen spürenlässt.Als Kernstück des gesamten Zyklus erweistsich hinsichtlich Position, Umfang und Ausdruckscharakterdas Lied „Being Beauteous“


Benjamin Britten: „Les Illuminations“ op. 1817(Nr. 7), das Peter Pears gewidmet ist. Brittenerreicht hier trotz aller Distanz zum romantischenTonfall eine verblüffende Innigkeit, diesich nicht nur in den mit Christusbildern verbrämtenVersen findet, sondern eigentlich kulminiertin der Zeile „Oh ! nos os son revêtusd’un nouveau corps amoureux“ (Oh, unsereKnochen sind in einen neuen Leib aus Liebe eingehüllt).Mit der vorletzten Nummer „Parade“(Nr. 8) setzt nochmals ein Scherzo an, währendder in Es-Dur anhebende, im Tempo stark zurückgenommeneletzte Gesang „Départ“ (Nr. 9) einoffenbar auch für Britten selbst nachdenklichreflektierendes, wenn nicht gar resignierendesFinale bildet: „Assez vu, assez eu, assez connu“(Genug geschaut, genug gehabt, genug erkannt).


18 Der Gesangstext„Les Illuminations“Arthur Rimbaud1. FANFAREJ’ai seul la clef de cette parade sauvage !2. VILLESCe sont des villes ! C’est un peuple pour qui sesont montés ces Alleghanys et ces Libans derêve ! Des chalets de cristal et de bois se meuventsur des rails et des poulies invisibles. Les vieuxcratères ceints de colosses et de palmiers decuivre rugissent mélodieusement dans les feux…Des cortèges de Mabs en robes rousses, opalines,montent des ravines. Là-haut, les piedsdans la cascade et les ronces, les cerfs tettentDiane. Les Bacchantes des banlieues sanglotentet la lune brûle et hurle. Vénus entre dans lescavernes des forgerons et des ermites. Desgroupes de beffrois chantent les idées despeuples. Des châteaux bâtis en os sort la musiqueinconnue… Le paradis des orages s’effondre.Les sauvages dansent sans cesse la fêtede la nuit… Quels bons bras, quelle belle heureme rendront cette région d’où viennent mes sommeilset mes moindres mouvements ?1. FANFAREIch habe den Schlüssel, ich allein, zu diesemwilden Possenspiel !2. STÄDTEStädte ! Volk, für das sich die Gebirge, dieseTraumesgipfel, aufgesteilt. Sennerhütten ausKristall und Holz bewegen sich auf unsichtbarenRollen, und auf unsichtbaren Schienen gleitensie dahin. Und die alten Krater, die umschlossenvon Kolossen der Antike und umsäumt vonKupferpalmen sind, brüllen klingend in denFeuern… Feen, die die Königin begleiten,schillernd rot und opalingewandet, steigen wiein Reigen aus den Schluchten alter Ströme.Und dort oben saugen Hirsche, ihre Füße inden Dornen und den Wassern der Kaskade, anden Brüsten der Diane. Die Bacchantinnen derDörfer schluchzen, brennend heult der Mond. Indie Höhlen rußiger Schmiede und der EinsiedlerBehausung tritt die Liebesgöttin ein. UndSturmglocken singen die Bilder der Völker. AusSchlössern von Knochen dringt fremde Musik…Das Paradies der Stürme bricht zusammen. Unddie Faune tanzen ohne Unterlass das Fest derNacht… Welch gute Arme und welch schöneStunden führten mich in die Bereiche dort, womeine Schlummer wohnen und mein zartestesEmpfi nden niedersteigt ?


Der Gesangstext193a. PHRASEJ’ai tendu des cordes de clocher à clocher; desguirlandes de fenêtre à fenêtre; des chaînesd’or d’étoile à étoile, et je danse.3b. ANTIQUEGracieux fils de Pan ! Autour de ton front couronnéde fleurettes et de baies, tes yeux, desboules précieuses, remuent. Tachées de liesbrunes, tes joues se creusent. Tes crocs luisent.Ta poitrine ressemble à une cithare, des tintementscirculent dans tes bras blonds. Ton cœurbat dans ce ventre où dort le double sexe. Promène-toi,la nuit, en mouvant doucement cettecuisse, cette seconde cuisse et cette jambe degauche.4. ROYAUTÉUn beau matin, chez un peuple fort doux, unhomme et une femme superbes criaient sur laplace publique: „Mes amis, je veux qu’elle soitreine !“ „Je veux être reine !“ Elle riait et tremblait.Il parlait aux amis de révélation, d’épreuveterminée. Ils se pâmaient l’un contre l’autre. Eneffet ils furent rois toute une matinée où lestentures carminées se relevèrent sur les maisons,et toute l’après-midi, où ils s’avancèrentdu côté des jardins de palmes.3a. PHRASESeile spannte ich von Glockenturm zuGlockenturm; und Girlanden knüpfte ich vonHaus zu Haus; goldene Ketten spannte ichaus von Stern zu Stern, und ich tanze !3b. KLASSISCHAnmutiger Sohn des Pan ! Deiner rundenAugen Kostbarkeiten kreisen um die Stirne,die bekränzt mit Blumen und mit Beeren ist.Deine schmächtigen Wangen sind besprengtmit Tropfen braunen Mostes. Deine Zähneschimmern. Deine Brust gleicht einer Zither,und ein Klingen kreist in deinen hellenArmen. Und dein Herz schlägt in dem Leib, inden das zwiefache Geschlecht gesenkt, undschläft. Gleite durch die Nacht, leise imWechsel deiner Schenkel, leise und sacht.4. KÖNIGLICHUnd mitten auf dem Marktplatz war’s, aneinem schönen Morgen bei einem sanften,liebenswürdigen Volke, dass sich ein Mannund eine Frau, sehr herrlich und sehr stolz,aufschwangen, rufend: „Freunde, ich will, siesei Königin !“ und „Ich will Königin sein !“Sie lachte und bebte. Er sprach vonOffenbarung zu den Freunden, von einerPrüfung, die zu Ende sei. Sie waren alleaußer sich im Taumel dieses Augenblicks.


20Der GesangstextUnd wirklich, Könige waren sie den ganzenMorgen lang, an dem die Matten an denHäusern neu umglänzt, und einen ganzenNachmittag, an dem sie zu den Palmengärtengingen.5. MARINELes chars d’argent et de cuivre, les prouesd’acier et d’argent, battent l’écume, soulèventles souches des ronces. Les courants de la lande,et les ornières immenses du reflux, filent circulairementvers l’est, vers les piliers de la forêt,vers les fûts de la jetée, dont l’angle est heurtépar des tourbillons de lumière.5. AM MEERDie silbernen Wagen und kupfernen Karren,Sinnbild und Zeichen der Macht, diestählernen, silbernen Buge der Schiffepeitschen den Schaum und tragen denAufruhr in dornige Stämme. Die Ströme derHeide, die unermessliche Wegspur desMeers, ziehen langsam kreisend nach Ost,zu den Säulen des Waldes, den Streben derMole, wo der Winkel zerbricht in Wirbeln vonLicht.6. INTERLUDEJ’ai seul la clef de cette parade sauvage.6. ZWISCHENSPIELIch habe den Schlüssel, ich allein, zu diesemwilden Possenspiel.7. BEING BEAUTEOUSDevant une neige un Être de Beauté de hautetaille. Des sifflements de morts et des cerclesde musique sourde font monter, s’élargir et tremblercomme un spectre ce corps adoré: des blessuresécarlates et noires éclatent dans les chairssuperbes. Les couleurs propres de la vie sefoncent, dansent, et se dégagent autour de laVision, sur le chantier. Et les frissons s’élèventet grondent, et la saveur forcenée de ces ef-7. SCHÖNHEITVor einem Schneefeld, einem Wesen vonvollkommener Schönheit. Todespfeifenund Kreisen dunkler Musik heißen denangebeteten Leib sich erheben, sich dehnenund zittern. Scharlachrote, schwarze Wundenreißen auf in diesem edlen Fleisch. Die reinenFarben des Lebens tönen sich dunkler, tanzenund lösen sich auf um die Erscheinung, überdem Bauplatz. Die Schauder steigen auf und


Der Gesangstext21fets se chargeant avec les sifflements mortelset les rauques musiques que le monde, loin derrièrenous, lance sur notre mère de beauté. Ellerecule, elle se dresse. Oh ! nos os sont revêtusd’un nouveau corps amoureux. O la face cendrée,l’écusson de crin, les bras de cristal ! Lecanon sur lequel je dois m’abattre à travers lamêlée des arbres et de l’air léger !grollen, und der rasende Geschmack desAblaufs tränkt sich mit dem tödlichenGepfeife und den rauhen Tönen, die die Welt,weit hinter uns, hier über unsere Mutter allerSchönheit wirft. Sie weicht zurück, siebäumt sich auf. Oh, unsere Knochen sind ineinen neuen Leib aus Liebe eingehüllt. O, dasaschenfarbene Antlitz, Wappenschild ausMähnenhaar, Arme aus Kristall. Der Feuerschlund,in welchen ich mich stürzen mussdurch das Gesperr der Bäume und die leichteLuft !8. PARADEDes drôles très solides. Plusieurs ont exploitévos mondes. Sans besoins, et peu pressés demettre en œuvre leurs brillantes facultés etleur expérience de vos consciences. Quelshommes mûrs ! Des yeux hébétés à la façon dela nuit d’été, rouges et noirs, tricolorés, d’acierpiqué d’étoiles d’or; des facies déformés, plombés,blêmis, incendiés; des enrouements folâtres! La démarche cruelle des oripeaux ! Ily a quelques jeunes…O le plus violent paradisde la grimace enragée !…Chinois, Hottentots,bohémiens, niais, hyènes, molochs, vieilles démences,démons sinistres, ils mêlent les tourspopulaires, maternels, avec les poses et les tendressesbestiales. Ils interpréteraient des piècesnouvelles et des chansons „bonnes filles“.Maîtres jongleurs, ils transforment le lieu et lespersonnes et usent de la comédie magnétique…J’aiseul la clef de cette parade sauvage !8. POSSENSPIELEchte Schelme her ! So manche haben eureWelten schon bestellt. Genügsam und vonNot bedrängt, Kunstfertigkeiten und dieKenntnis eures guten Geistes zu gebrauchen.O, welch reife Menschen ! Stumpfen Blickswie Sommernächte, Augen scheckig rot undschwarz, stählern und mit Sternenstaubbestäubt. Mit Gesichtern ungestaltet, bleifarben,fahl und aschengrau, mit gemachtenHeiserkeiten. Grausam flüchtiges Flitterwerk !Unter ihnen einige Junge… O Paradiesetoller Wildheit, Paradiese der Grimassen !…Hottentotten und Chinesen, Liederliche undHyänen, Irre, Teufel und Moloche, Unheilkünder,Fetischgreise, alle mischen sie denKunstgriff lang vertrauten Zauberwitzes mitdes Marktschreiers Gehabe und mit rohenZärtlichkeiten. Immer neuer Stücke Spieler,und sie würden auch die Lieder „wohlerzoge -ner Töchter“ singen. Meisterhafte Taschenspieler,ihr verwandelt Ort und Leute, gaukeltihnen Wunder vor… Ich habe den Schlüssel,ich allein, zu diesem wilden Possenspiel !


22Der Gesangstext9. DÉPART9. AUFBRUCHAssez vu. La vision s’est rencontrée à tous lesairs. Assez eu. Rumeurs de villes, le soir, et ausoleil, et toujours. Assez connu. Les arrêts de lavie. O Rumeurs et Visions ! Départ dans l’affectionet le bruit neufs !Genug geschaut. Die Gesichte sind begegnetallen Winden. Genug gehabt. Die Städtebrodeln, Sonne, Abend, immerzu. Genugerkannt. Des Lebens Aufenthalte. O Aufruhrund Gesichte ! Durchstieg zu neuer Neigungund zu neuem Klang.Übersetzung: Hans Schafgans


Benjamin Britten: „The Young Person’s Guide to the Orchestra“23Lehrstück und reine MusikJörg HandsteinBenjamin Britten(1913–1976)„The Young Person’s Guide to the Orchestra“Variationen und Fuge über ein Thema vonHenry Purcell op. 34Thema – Allegro maestoso e largamenteVariation A – Presto (Flöten)Variation B – Lento (Oboen)Variation C – Moderato (Klarinetten)Variation D – Allegro alla marcia (Fagotte)Variation E – Brillante: alla polacca (Violinen)Variation F – Meno mosso (Viole)Variation G – (Violoncelli)Variation H – Cominciando lento ma poco apoco accel. al Allegro (Kontrabässe)Variation I – Maestoso (Harfe)Variation J – L’istesso tempo (Hörner)Variation K – Vivace (Trompeten)Variation L – Allegro pomposo(Posaunen und Tuba)Variation M – Moderato(Pauken und Percussion)Fuge – Allegro moltoLebensdaten des KomponistenGeboren am 22. November 1913 in Lowestoft /East Suffolk; gestorben am 4. Dezember 1976in Aldeburgh / East Suffolk.EntstehungDas Werk ist ursprünglich als Filmmusik entstanden.Im Oktober 1944 bat ein Produzent derCrown Film Unit Benjamin Britten um die Kompositioneines Soundtracks zu dem Dokumentarfilm„Instruments of the Orchestra“ (Regie:Muir Mathieson), der für das Bildungsministeriumproduziert werden sollte. Britten nahmden Auftrag an und äußerte am 19. Dezember1945 die Hoffnung, seine Musik werde auch„für das normale Orchesterrepertoire brauchbarsein. Aber ich bin noch nicht sicher.“ AnSilvester 1945 war die Partitur fertig und imLauf des Jahres 1946 entschied sich Britten füreine Konzertfassung mit einem neuen Sprecherpart,die dann den heute bekannten Titel erhielt.Widmung„This work is affectionately inscribed to thechildren of John and Jean Maud: Humphrey,Pamela, Caroline and Virginia, for their edificationand entertainment“ (Dieses Werk ist denKindern von John und Jean Maud, Humphrey,Pamela, Caroline und Virginia, zu ihrer Erbauungund Unterhaltung herzlich zugeeignet): JohnRedcliffe-Maud (1906–1982) war ein hochrangigerbritischer Staatsbeamter, Minister und


24 Benjamin Britten: „The Young Person’s Guide to the Orchestra“Diplomat, der mit der Pianistin Jean Hamilton(1904–1993) verheiratet war. Sein Sohn, HumphreyMaud, war einer von mehreren minderjährigenJungen, mit denen Britten Freundschaftenunterhielt; um entstehenden Gerüchtenkeinen Raum zu geben, unterband Vater JohnMaud trotz der ehrenvollen Widmung schließlichBrittens Beziehung zu seinem Sohn.UraufführungAm 15. Oktober 1946 in Liverpool in der PhilharmonicHall (Royal Liverpool Philharmonic Orchestraunter Leitung von Malcom Sargent). DerFilm „Instruments of the Orchestra“ wurde erstmalsam 29. November 1946 im Londoner EmpireTheatre gezeigt – den Soundtrack dazu hattedas London Symphony Orchestra unter Leitungvon Malcom Sargent eingespielt.Musik mit NutzanwendungAls Benjamin Britten 1964 den frisch begründeten,für große humanistische Leistungen vergebenen„Aspen Award“ entgegennahm, bezeichneteer sich selbst als Schöpfer von „Gelegenheitsmusik“.Gefiel sich der inzwischenwichtigste englische Komponist des 20. Jahrhundertsin ironischem Understatement ? Tatsächlichbestimmte er damit nur seine künstlerischePosition. Und die lag vom großen klassischromantischenParadigma der absoluten Musikebenso weit entfernt wie von den Abstraktionender Moderne: „Ich glaube an Wurzeln, an Gemeinschaften,an Hintergründe, an persönlicheBeziehungen. Ich möchte, dass meine Musik fürdie Menschen von Nutzen ist, dass sie ihnengefällt, dass sie ihr Leben aufwertet.“ Das vonder Romantik geprägte und noch immer verbreiteteBild des einsam schaffenden, sich um dasPublikum nicht scherenden Genies hatte Brittenlängst verabschiedet. Schon in einer Schulfunksendung1946 erklärte er den Kindern, wie ersich den modernen Künstler vorstellte: „Er wirdweniger in sich hineinsehen; er wird nicht mehrmit langen Haaren herumlaufen und hoffentlichnicht mehr so leicht in einer Dachkammer verhungern.“Britten selbst residierte lieber in Landhäusernmit eigenem Tennisplatz. Das ermöglichteihm unter anderem seine publikumsbezogeneHaltung – obwohl er keinesfalls das war,was man als „angepasst“ bezeichnet.Auf den Spuren PurcellsIm Gegensatz zu den strammen Avantgardistenseiner Zeit komponierte Britten gerne auf Bestellung,für das Theater, den Rundfunk und den


„The Young Person’s Guide to the Orchestra“ in Brittens Skizzenbuch25


26Benjamin Britten: „The Young Person’s Guide to the Orchestra“Film. Schon 1935 lieferte er für die „GeneralPost Office Film Unit“ Musik zu kurzen Dokumentarfilmen– was er nicht nur als bloße Brotarbeitsah. Hier öffnete sich sein Blick für konkreteLebenswelten, hier schärfte er die Präzisionseines handwerklichen Könnens. Nachseiner Rückkehr aus Amerika, wo er gemeinsammit seinem Lebensgefährten Peter Pears dieJahre 1939 bis 1941 verbracht hatte, machtesich ein weiterer Einfluss geltend: Die beidenKriegsdienstverweigerer wurden verpflichtet,im Einsatz für das Vaterland zahlreiche Konzertezu geben, auch vor klassikfernem Publikum.Auf der Suche nach einer unmittelbar verständlichenMusik gelangte Britten zu Henry Purcell.Natürlich sollte der „Orpheus Britannicus“ auchPate stehen bei der Geburt einer neuen nationalenMusiktradition: In der Einführung zu „PeterGrimes“ äußerte Britten die Absicht „Glanz,Freiheit und Lebendigkeit der englischen Musikzu erneuern, die seit Purcells Tod merkwürdigrar geworden sind“. Auf dessen Spuren wandteer sich gezielt dem Musiktheater zu, derLied- und Chormusik, der lebhaften, plastischgesanglichenVertonung der englischen Sprache.Wie Purcell schuf er einen eigenen Vokalstilund mit „Peter Grimes“ setzte er den wichtigstenMarkstein in der Geschichte der englischenOper seit Purcells „Dido and Aeneas“.Nach der Uraufführung im Juni 1945 wurde Brittenflugs zum neuen „Orpheus Britannicus“ erhoben.Seinem barocken Vorgänger huldigte ermit zahlreichen Bearbeitungen, etwa der „PurcellCollection“. Die „Donne-Sonnette“ sind „inhommage to Henry Purcell“ geschrieben. Dasselbegilt für die „Chacony” aus dem zweitenStreichquartett. Und „The Young Person’s Guideto the Orchestra“ führte erstmals Kinder zuPurcell: Zugrunde liegt eine eingängige Melodieaus dem Theaterstück „Abdelazar“ – also wiederum„Gelegenheitsmusik“.Musik und KindheitDer junge Benjamin hätte wohl eines solchenFührers kaum bedurft. Seine Mutter, eine ausgezeichneteAmateurmusikerin, brachte ihnsehr früh mit klassischer Musik in Berührung,und als Fünfjähriger begann er bereits zu komponieren.Allerdings relativierte Britten dieseersten Versuche ein wenig: „Es war das Musterauf dem Papier, was mich daran interessierte,und als ich meine Mutter bat, es zu spielen, hatmich ihr entsetzter Blick beträchtlich aus derFassung gebracht.“ Professionellen Kompositionsunterrichterteilte ihm ab seinem vierzehntenLebensjahr Frank Bridge (1879–1941), derihm auch einen Zugang zur kontinentalen, inEngland sonst kaum rezipierten Moderne verschaffte,etwa zu Bela Bartók und Alban Berg.Seinem Lehrer zu Ehren komponierte Britten1937 die „Variations on a Theme of Frank Bridge“op. 10, ein brillantes Werk für Streichorchester,auf dessen Form er in seinem „Guide“ zurückgreifensollte. Die Musik seiner Kindheit ließ erin der „Simple Symphony“ (1934) noch einmalaufleben: Hier verarbeitete er Themen, die erzwischen neun und zwölf Jahren geschriebenhatte. In mancher Hinsicht ist Britten immerjung geblieben und hat, wie ein Zeitgenosseberichtet, einen kindlichen Wesenszug bewahrt:„Am liebsten spielt er Mozart und Tennis, amliebsten hängt er Purcell nach und dem Fischfang.[…] Weil ihm beides eins ist, Spiel wieErnst, Ernst und Spiel, beides happiness, was‚Glückseligkeit‘ und ,Gewandtheit‘ in einem


Benjamin Britten: „The Young Person’s Guide to the Orchestra“27bedeutet.“ Eine ganze Reihe von Werken, Lieder,Kantaten und Opern, entstand eigens fürKinder – nicht nur aus pädagogischem Eifer.Britten hatte daran selber Spaß und er schätztedie Herausforderung, auf diesem Feld unmittelbareZugänglichkeit und künstlerische Qualitätzu verbinden. Es wundert also kaum, dasser – trotz der intensiven Arbeit an „Peter Grimes“– gerne zusagte, als ihm ein ehemaligerKollege von der GPO Film Unit im Oktober 1944anbot, die Musik zu einem Lehrfilm für Kinderzu schreiben.Komponiertes RegiebuchBritten hat die Komposition mit Blick auf die filmischeInszenierung des Orchesters angelegt.Das ist selbst in der Fassung für den Konzertsaalzu spüren. So entspricht etwa die Instrumentationden typischen Einstellungsgrößen im Kino:Eine Totale erfasst zunächst das ganze Orchester,dann rücken vier Halbtotalen die einzelnenInstrumentenfamilien, Holzbläser, Blechbläser,Streicher und Schlagwerk, gesondert ins Bild,und schließlich fügen sich die Gruppen wiederzur Totalen. Erst nach diesem Überblick mit derThemenvorstellung holt die Kamera die einzelnenInstrumente in Nahaufnahmen heran. Aberschon vor den Variationen erscheint das Purcell-Thema wie in wechselnden Kameraeinstellungenund Beleuchtungen: auf verschiedenen Tonstufen,harmonisch und satztechnisch variiert. Auchdie Übergänge zwischen den Abschnitten sindquasi filmisch gestaltet: Es gibt Schnitte, Kontrastmontagenund oft weiche Blenden. Wenndie Aufmerksamkeit auf den Sprecher gelenktwerden soll, blendet sich die Musik dezent inden Hintergrund, ohne dass der kompositorischeFluss abreißt. Die Partitur räumt aber auch durchKürzungen die Möglichkeit ein, den Sprecherpartzu streichen.Die Instrumente stellen sich vorSystematisch, von oben nach unten, wie sie inder Partitur angeordnet sind, stellen sich mitden dreizehn Variationen die Instrumente vor.Nur die Tuba bekommt keine eigene, die Paukenund zehn Schlaginstrumente teilen sich eineVariation. Sie ist allerdings die längste und kompositorischanspruchsvollste und bildet – gegendie Partituranordnung – den abschließendenHöhepunkt der Folge. Da die Variationen meisteine brillante Spieltechnik verlangen, rücken sienatürlich auch die jeweiligen Musiker ins Rampenlicht.Der „Guide“ erhält damit Züge eines„Konzerts für Orchester“. Mit feiner Ironie illustrierendie Kontrabässe diesen Aspekt: Sieentwickeln, sich vorwitzig nach oben wagend,fast solistische Ambitionen, die ihnen in üblichenOrchesterwerken gar nicht zustehen. Derjunge Hörer soll aber nicht nur die Instrumentekennenlernen, sondern auch die charakteristischenTonfälle und Ausdruckshaltungen, die sichin der klassisch-romantischen Musik mit ihnenverbinden. So wandeln zum Beispiel die Oboendas Thema, das die Flöten gerade noch leichtfüßigumspielten, in einen elegischen Klagegesang.Die Fagotte marschieren in ihrer gewohntenRolle als Clowns lustig herum, aber daserste gerät dabei auch traurig ins Singen. Selbstdie scheinbar homogene Streichergruppe zeigtsehr verschiedene Charaktere; die Violinen präsentierensich mit glänzender Tanzmusik, dieBratschen als nachdenkliche Melodiker, die Violoncellials ausdrucksvolle Sänger. Und damit


28 Benjamin Britten: „The Young Person’s Guide to the Orchestra“der Ernst nicht überhand nimmt, beenden dieKontrabässe dieses Kapitel mit dem etwas augenzwinkerndenNachspiel.Die heitere Kunst der FugeMit seinem klingenden Instrumentenführer hatBritten die Idee des heute so beliebten „Edutainment“vorweggenommen: die Wissensvermittlungdurch spielerische und unterhaltsameMethoden. Doch warum funktioniert das Stückauch als autonomes Orchesterwerk, warum vermages immer wieder auch fortgeschrittene Hörerzu fesseln ? Die Antwort klingt bereits imUntertitel an: „Variationen und Fuge über einThema von Henry Purcell“. Britten hat eine Formgefunden, die sich vorzüglich zur Vorstellungder Instrumente eignet und doch auf einer reinmusikalischen Ebene trägt. In dieser Hinsichtbildet die Fuge die Krönung des Werkes: Wieein kunstvolles Puzzle wird hier das zuvor zerlegteOrchester wieder zusammengesetzt. Zugleichspielt Britten seinen kompositorischenWitz jetzt voll aus. Er fugiert keineswegs diekomplette Purcell-Melodie, sondern nur denAusschnitt mit der simplen Sequenzierung. Immerum einen Ganzton rutscht das Dreiklangsmotivnach unten – ein sogenannter „Schusterfleck“,über den die Flöten sich kichernd lustigmachen. Wie ein virtuoser Jongleur wirbelt nundas Orchester kurze Floskeln und Tonleiternkontrapunktisch durcheinander, lebhaft durchdie verschiedensten Tonarten springend. Dendabei ausgesparten Melodiebeginn liefern dieBlechbläser am Schluss feierlich nach. Dochdies ist mehr eine letzte Pointe als die üblicheThemen-Apotheose: Mitten in der betriebsamenGeschäftigkeit der Schlaginstrumente, völligunvorbereitet und unmotiviert setzt das Blechein. Als ob zwei Filme simultan auf die Leinwandprojiziert würden, blenden sich die getragenen,majestätischen Klänge des Themasüber das quirlige Geschehen der Fuge. Es dürftedem Komponisten besonders gefallen haben,dass Purcell und Britten nun gleichzeitig erklingen.


Die Künstler29Lorin MaazelDirigentDer in Paris geborene Amerikaner erhielt mit fünfJahren Violin- und mit sieben Jahren Dirigierunterricht.Bereits als Jugendlicher stand Lorin Maazelam Pult aller großen amerikanischen Orchester.1953 gab er sein europäisches Debüt als Dirigentam Teatro Massimo Bellini in Catania / Sizilien.Rasch entwickelte er sich zu einem der führendenDirigenten, trat 1960 als erster Amerikanerin Bayreuth auf, debütierte 1961 beim BostonSymphony Orchestra und 1963 bei den SalzburgerFestspielen.Seit über einem halben Jahrhundert ist LorinMaazel einer der am meisten geschätzten Dirigentender Welt. Zuletzt leitete er als Musikdirektordas Opernhaus in Valencia / Spaniensowie von 2002 bis 2009 die New Yorker <strong>Philharmoniker</strong>.Außerdem ist er Gründer und KünstlerischerLeiter des viel beachteten CastletonFestivals in den USA. Im September 2012 tratLorin Maazel seine Amtszeit als Chefdirigentder <strong>Münchner</strong> <strong>Philharmoniker</strong> an.Seither hat Lorin Maazel mehr als 150 Orchesterin über 5000 Opern- und Konzertaufführungendirigiert, darunter zahlreiche Uraufführungen.Lorin Maazel war Chefdirigent des Symphonieorchestersdes Bayerischen Rundfunks (1993–2002), Music Director des Pittsburgh SymphonyOrchestra (1988–1996), als erster AmerikanerDirektor und Chefdirigent der Wiener Staatsoper(1982–1984), Music Director des ClevelandOrchestra (1972–1982) und künstlerischer Leiterund Chefdirigent der Deutschen Oper Berlin(1965–1971).1985 ernannte das Israel Philharmonic OrchestraLorin Maazel zum Ehrenmitglied, außerdem ister Ehrenmitglied der Wiener <strong>Philharmoniker</strong> underhielt die Hans von Bülow-Medaille der Berliner<strong>Philharmoniker</strong>.


EMPFIEHLTAKTUELLEKLASSIK-HIGHLIGHTSBRUCKNER 3Diese Neuaufnahme der 3. SinfonieBruckners mit den <strong>Münchner</strong><strong>Philharmoniker</strong>n unter der Leitungvon Lorin Maazel ist einfach großartig.MITREISSENDEBAROCKKONZERTECellistin Sol Gabetta spielt auf ihrer neuenCD wunderschöne barocke Cellokonzerte vonVivaldi, aber auch von anderen italienischenKomponisten wie Platti, Chelleri und Zani.Die Noten für diese musikalischen Schätzehat sie in Schloss Wiesentheid bei Würzburgentdeckt. Limitierte Deluxe-Edition.EIN HÖHEPUNKTDES VERDI-JAHRESStar-Tenor Jonas Kaufmann („Sängerdes Jahres“, ECHO-Klassik) begeistert aufdieser CD mit einer gelungenen Auswahlvon Arien aus Il trovatore, Aida, Rigoletto,Don Carlo u.a. Ein Muss für jeden Opern-Fan.Limitierte Deluxe-Edition mit Bonus-Track.LUDWIG BECK • MARIENPLATZ • MÜNCHEN


Die Künstler31Barbara HanniganSopranGilbert und Jukka-Pekka Saraste. 2010 debütiertesie selbst als Dirigentin am Pariser Théâtre duChâtelet mit Strawinskys „Renard“ und steht indieser Saison am Pult des WDR SinfonieorchestersKöln, der Accademia Nazionale di Santa Ceciliaund des Mahler Chamber Orchestra.Die kanadische Sopranistin Barbara Hanniganstudierte an der University of Toronto, am KoninklijkConservatorium in Den Haag und privat beiNeil Semer. Früh entdeckte sie ihre Faszinationfür die Neue Musik und profitierte von der engenZusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten.Regelmäßig ist Barbara Hannigan zu Gast bei denBerliner <strong>Philharmoniker</strong>n, aber auch bei anderenführenden Orchestern weltweit, und konzertiertunter Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Pierre Boulez,Vladimir Jurowski, Esa-Pekka Salonen, AlanAls geschätzte Interpretin zeitgenössischer Musikwirkte Barbara Hannigan in über 75 Uraufführungenmit. In der aktuellen Saison singt sie dieWeltpremiere von Hans Abrahamsens „Let metell you“, ein Auftragswerk der Berliner <strong>Philharmoniker</strong>,in Berlin und Birmingham unter AndrisNelsons, in Rotterdam unter Yannick Nézet-Séguin und in Göteborg unter Kent Nagano. IhrOpernrepertoire erweiterte sie kürzlich um diePartie der Lulu, die sie am La Monnaie in Brüsselgab, sowie um die der Agnes in George Benjamins„Written on Skin“. In dieser Rolle war siebeim Festival in Aix-en-Provence, am Royal OperaHouse Covent Garden und an der BayerischenStaatsoper zu hören. Dorthin kehrt sie 2014 alsMarie in Bernd Alois Zimmermanns „Die Soldaten“zurück.Besonderes Renommee erlangte sie als Interpretin– sowohl als Sängerin als auch als Dirigentin– von Ligetis „Mysteries of the Macabre“,ein Werk, das sie u. a. am Lincoln Center, in derDisney Hall, in der Berliner Philharmonie, imThéâtre du Châtelet, im Amsterdamer Concertgebouw,im Wiener Konzerthaus und bei denSalzburger Festspielen zum Besten gab.


32PhilharmonischeBlätterAuftaktKlassik für alleDie Kolumne von Elke HeidenreichIch habe gerade in einerneuen Übersetzung dasvor mehr als fünfzig Jahrengeschriebene Buch„Clockwork Orange“ vonAnthony Burgess gelesen,das 1971 spektakulär vonStanley Kubrick verfilmt wurde. Darin geht es um Alex,Mitglied einer grausamen Jugendgang, die raubt,vergewaltigt, mordet. Das Erschreckendste an allemist für mich: um sich in Stimmung dafür zu bringen,hört Alex klassische Musik, vor allem Beethoven undBach, und während er auf seinem Bett liegt und dieseMusik hört, stellt er sich vor, wie er jemanden zudiesen Klängen rhythmisch zusammenschlägt, unddas verschafft ihm Lust und Befriedigung.Ausgerechnet Musik, von der ich immer denke, dasssie den Menschen zum Menschen macht, ihn sozialisiert,seine Seele öffnet – bei Alex erreicht siedas Gegenteil. Und es kommt noch schlimmer: alsAlex ins Gefängnis kommt, wird er Teil eines brutalenUmerziehungs<strong>program</strong>ms: man zwingt ihn, grauenhafteFolterfilme anzusehen, die alle mit schönsterklassischer Musik unterlegt sind. Am Ende istAlex von Gewaltphantasien geheilt, es wird ihmaber auch jedes Mal total schlecht, wenn er klassischeMusik hört. Das eine konditioniert das andere.„Musik, „ schreibt Burgess in einem Kommentarzu seinem Roman, „die ein neutrales Paradiessein sollte, ist für ihn zur Hölle geworden.“Was für eine infame Idee. Alex ist böse, aber einStaat, der einen Menschen so umerzieht, dass ernicht mehr die freie Wahl des Handels hat, istauch böse. Die Musik hat Alex ja nicht zu demgemacht, was er war – er selbst hat sie benutztals Ansporn zu seinen gewalttätigen Träumenund Taten. Es hätte ihn ja nichts daran gehindert,diese Musik einfach nur zu genießen. Das bedeutet:die Dinge – auch die der Kunst – sind nichtmehr und nicht weniger als das, was wir von ihnenzulassen. Wenn uns Musik leicht, weich,nachdenklich, melancholisch, durchlässig, sogarglücklich macht – was für ein schöner Effekt.Wenn wir jung sind, funktioniert das noch vielstärker als später, wenn wir über die Strukturender Werke oder die Komponisten schon so vielwissen. Die Nazis haben Wagners und LisztsMusik für ihre Propagandazwecke missbraucht.Sie haben die Musik benutzt, aber die Musik ansich ist unschuldig. Beethovens 9. ist unschuldig,auch wenn Alex dazu seine Mordphantasienaustobt. Das ist weniger schlimm, als einenMenschen so zu konditionieren, dass ihm schlechtwird und er von Gewaltphantasien gequält wird,wenn er Mozarts Jupitersymphonie hört.Das Buch hat mich sehr nachdenklich gemacht.Es hat mir die Musik natürlich nicht verleidet, aberes hat mir gezeigt, wie man das Schönste, dasder Mensch besitzt, missbrauchen und manipulierenkann. Alex ist ein dummer Schläger, aufgewachsenin armseliger Umgebung. Wir habenmehr Chancen als er. Wir, ob jung oder alt, könnendie Musik als das hören, was sie auch seinkann: das rettende Geländer.


PhilharmonischeBlätter6 Fragen an …33Manuel von der NahmerInstrument: CelloBei den <strong>Münchner</strong> <strong>Philharmoniker</strong>nseit 1997Maria TeiwesInstrument: HornBei den <strong>Münchner</strong> <strong>Philharmoniker</strong>nseit 20111 Was würden Siedem <strong>Münchner</strong>Publikum gernemal sagen?Bleiben Sie unsweiterhin treu, dennes gibt für einenMusiker nichts Schöneres, als vor einem vollenSaal zu spielen!2 Welches Instrument dürften Ihre Kindernicht lernen?Meine Kinder dürfen alles lernen. JedesInstrument ist besser als kein Instrument.3 Nehmen Sie das reichhaltige KulturangebotMünchens auch selbst wahr?Oh ja. Museen, Oper, Kleinkunst und Fußball.4 Haben Sie einen Lieblingsplatz in München?Die Bar Centrale in der Ledererstraße.5 Gab es einen Auftritt, der Sie besondersbewegt hat?Mit 18 Jahren hatte ich das große Glück unterLeonard Bernstein in einem Jugendorchesterzu spielen. Das 1. Konzert mit ihm, Romeo undJulia von Berlioz, werde ich nie vergessen.6 Was macht man, wenn man einen Einsatzversäumt?Das restliche Orchester war einfach zu früh!1 Mal ehrlich, wieviel üben Sie proTag?Mindestens zweiStunden.2 Was sagt manLeuten nach, dieIhr Instrument spielen? Und stimmt das?Lebensfrohes,meist trinkfestes Völkchen undgut kochen können viele auch. Stimmt häufig.3 Üben Sie auch im Urlaub?Selbstverständlich. Maximal vierzehn Tagesind im Sommer ohne Üben möglich.4 Welches Buch lesen Sie gerade?Eugen Ruge: In Zeiten des abnehmendenLichts.5 Haben Sie neben der Musik eine weiteregroße Leidenschaft?Das Leben, mit allem was dazu gehört.6 Was ist das Schwierigste an IhremInstrument?IMMER den richtigen Ton zu treffen.


34PhilharmonischeBlätterÜber die Schulter geschaut„Musik ist Kommunikation in reinster Form“Der <strong>Philharmoniker</strong> Gunter Pretzel über das Symposium„Musik ist Kommunikation“ vom 2. bis 5. JanuarWarum ist Musik Kommunikation?Weil Musik sich in einem Raum entfaltet,in dem sich mehrere Menschenaufhalten, und diese durch Musik ineine Wahrnehmungssphäre gehobenwerden, in der der Einzelne als abgegrenztesIndividuum zurücktritt. Sowie Musiker sich im gelingenden Zusammenspielin einer höheren Identität wiederfindenkönnen, so kann sich das Publikum dort oben indieser Sphäre auch mit den Musikern verbinden.Wie kann man sich das genau vorstellen?Musikalische Kommunikation ist inhaltlich nichtfestgelegt und sie geschieht wechselseitig undgleichzeitig, in ihr fallen Tun und „Verstehen“zusammen. In meinen Augen finden wir in derMusik die Kommunikation in ihrer reinsten undunmittelbarsten Form. Diese Kommunikationkann überaus dicht sein. Zwischen den Musikern– und darüber sprechen wir ja in dem Symposium– kann Kommunikation zu so etwas wie einemFluidum werden, in welchem man sich gemeinsamin großer Sicherheit und Selbstverständlichkeitbewegt. Von außen gesehen siehtdas aber so aus, als würde man sich da aufextrem schmalen Grat bewegen. Das Symposiumwill die Hörer in dieses Fluidum hineinnehmen, ich halte dies für eine sehr spannendeAufgabe.Gibt es mal mehr und malweniger Kommunikation?Es gibt Kommunikation auf sehr verschiedenenEbenen. Das fängt anbeim orchestralen Alltag, wenn esdarum geht, zusammen zu spielen,zum Beispiel bei den Streichern dieselbenStriche zur selben Zeit zu machen. Nennenwir es mal das grundlegende Räderwerk derorchesterinternen Kommunikation. Kommunikationgeht aber noch weiter, verfeinert sich immermehr und berührt schließlich den Identitätskerndes Orchesters. Musikalische Kommunikationin ihrer höchsten Form lässt die bloßeSynchronisation weit hinter sich. Sie gibt jedemMusiker das Gefühl von Freiheit und Spontaneität,in welcher man sich dennoch gegenseitiggar nicht verlieren kann.Haben Sie ein konkretes Beispiel vorAugen?Es war für uns alle ein unglaubliches Erlebnis, alsZubin Mehta einmal bei einem Konzert in Wienkurzfristig für den erkrankten Sergiu Celibidacheeingesprungen war, es wurde Bruckner gespielt.Ich kann es hier in der gebotenen Kürze gar nichtangemessen erzählen, aber sowohl er als auchwir selbst erlebten in einem hochemotionalenKonzert, welch überwältigende geistige Kraftein Orchester aus sich selbst heraus entwickelnkann – ein Erlebnis, das uns mit ihm bis heutein besonderer Weise verbindet.


PhilharmonischeBlätterÜber die Schulter geschaut35Mit welcher Fragestellung wollen Siesich im Symposium beschäftigen?Ich möchte den Teilnehmern das Phänomen internerKommunikation im Orchester so nahe bringenwie möglich, sie gleichsam mit hinein nehmen.Diese Kommunikation ist überaus reichhaltigund vielfältig. Bei der Konzeption der Veranstaltungmöchte ich dem hohen Anspruch dieserAufgabe gerecht werden, dies aber auf unterhaltsame,ansprechende und vielfältige Weise.Welche Gäste wird es geben?Es gibt „kommentierte Proben“, das heißt, der Musiker„klappt seinen Kopf auf“ und spricht sozusagenlaut mit, was er beim proben denkt. Dadurchsoll es den Besuchern möglich sein, sich mit demMusiker und seinem Denken zu verbinden. Zu Gastist das Streichquartett unseres KonzertmeistersSreten Krstic; mit meiner Partnerin Charlotte Walterspielstelle ich das Projekt „Pult 3“ vor, welchesdie musikalische Kommunikation sozusagen untersMikroskop legt. Dann kommt, worüber ich michsehr freue, der Jazztrompeter Matthias Schrieflmit seiner Band, auch er will sich auf eine kommentierteProbe einlassen. Daneben gibt es Referateund Vorträge, u.a. vom prominenten MusikwissenschaftlerProf. Dr. Peter Gülke, der ja auchDirigent ist, was ihn besonders spannend für unsmacht. Der Manager Dr. Thomas Girst von BMWist mit dabei, er spricht über Zusammenspiel imManagement. In der Wirtschaft gilt ja ein Teamdann als besonders kreativ, wenn es sich aus möglichstunterschiedlichen Menschen zusammensetzt,die sich gegenseitig ergänzen. Das fi nde ich für einOrchester mit seinen Stimmgruppen einen überausanregenden Gedanken. Schließlich kommt nochProf. Denis Rouger aus Stuttgart, er wird das Phänomen„Zusammenspiel“ den Teilnehmern als eigeneErfahrung erschließen.An wen richten Sie sich und setzen SieVorkenntnisse voraus?Nein, gar nicht! Das ist die spannende Aufgabe:Mit Menschen, die Offenheit und Neugierdebesitzen, aber keine besonderen Kenntnissemitbringen müssen, tief einzudringen in die Phänomeneinterner Kommunikation im Orchester.Natürlich wünschen wir uns besonders, dasssich die Abonnenten und das Publikum unseresOrchesters dafür interessieren. Aber ebensowillkommen sind uns die Hörer der <strong>Münchner</strong>Volkshochschule.Wir möchten den Blick auf das Orchester nachhaltigbeeinflussen, wir möchten aber vor allemauch zukünftige Konzerterlebnisse intensivierenund vertiefen.Das Symposium fi ndet statt vom 2. bis 5.Januar 2014 im Haus Buchenried am StarnbergerSee als Kooperation mit der <strong>Münchner</strong> Volkshochschuleund Kulturreferat mit Spielfeld Klassik.


36PhilharmonischeBlätterAus dem GasteigDer BISS-VerkäuferWolfgang RäuschlSeit drei Jahren verkauft der gebürtigeSalzburger Wolfgang Räuschl dieMonatszeitung BISS am Gasteig. DieZeitung hat ihm geholfen, von der Straßewegzukommen und der Kontakt mitden Menschen gab ihm sein Selbstwertgefühlzurück. Wolfgang Räuschlwirkt zufrieden, er hat einen Job, eine Wohnungund Ziele im Leben. Der 54-jährige sagt: „Ichhätte nie gedacht, wie gigantisch schnell dasgeht, diese Grundpfeiler im Leben zu verlieren.“BISS steht für „Bürger in sozialen Schwierigkeiten“.Und in denen befand sich Wolfgang Räuschl,als er seinen Job als Kellner verlor und nach „privatemDesaster abrutschte“. Fast drei Jahreverbrachte er auf der Straße, er lebte vom Pfandflaschen-Sammeln.An einem Prinzip hielt erfest: Kein Alkohol, keine Drogen!Als er auf BISS aufmerksam wurde, bot sich ihmwieder eine Perspektive. Seit Dezember 2011ist er dort als Verkäufer angestellt. Bei mindestens400 verkauften Exemplaren im Monat bekommter ein Gehalt, das sich an Hartz IV orientiert.Er ist krankenversichert und bekommtein Monatsticket für die MVV. Kurz nach seinerEinstellung verhalf ihm BISS zu einer Wohnung.Seitdem ist Wolfgang Räuschl Biss-Verkäuferam Gasteig. „Zu meinen Stammkunden gehörensowohl Studenten als auch Abonnenten. Es kommenauch viele aus dem Chor.“ Um seiner Kundschaftgerecht zu werden, fing er an zu lesenund sich dafür zu interessieren, was im Gasteigläuft. Eine Abonnentin schwärmtebeim Kauf einer BISS vom 1. Satzeiner Beethoven Sinfonie. „Den 1.Satz kannte ich bis dahin nur vomTennis“. Mittlererweile kennt er nichtnur das aktuelle Programmangebot,sondern auch viele kleine Geschichtenrund um den Gasteig.Zum Abschluss sagt er: „BISS hat mir eine Arbeitgegeben und mir zu einer Wohnung verholfen.Welches Geschenk mir die Konzertbesucherinmacht, wenn sie ein paar Worte mit mirwechselt, weiß die gar nicht.“ Wolfgang Räuschlfühlt sich „wahrgenommen“. Und er hat auchetwas mitgenommen vom Standort Gasteig. Imnächsten Jahr fährt er nach Verona, und in derArena dort will er eine Oper sehen. „Darauf arbeiteich hin.“Die ZeitschriftDas BISS-Magazin ist die älteste StraßenzeitungDeutschlands. Im Oktober feierte sie ihr20-jähriges Jubiläum. Vom Verkaufspreis, derzeit2,20 Euro, behält der Verkäufer 1,10 Euro.BISS-Verkäufer kann nur werden, wer bedürftigim Sinne des Sozialgesetzbuches ist, derzeitsind es mehr als 100 Verkäufer. Neben demArbeitsangebot kümmert sich BISS auch umdie Entschuldung des Verkäufers und unterstütztfinanziell bei der Wohnungsausstattung.


PhilharmonischePhil harmonischeZahl:71.137Beim Heimspiel des FC Bayern München am19. Oktober wurde das Trikot, das Lorin Maazelbei der Aufnahme des Champions-League-Hymneder <strong>Münchner</strong> <strong>Philharmoniker</strong> trug, feierlichübergeben. Live vor 71.137 Zuschauern.Zu sehen ist das Trikot jetzt in derFC Bayern Erlebniswelt.Philharmonische Notizen37BlätterSonderkonzert der Freunde und FördererAm 24.10. fand das diesjährige Sonderkonzertder Freunde und Förderer statt. Gustavo Dudameldirigierte Mahlers 7. Sinfonie in der ausverkauftenPhilharmonie. Im prominent besetztenAuditorium befanden sich neben Matthias Sammerauch Herzog Franz von Bayern und AlexandraPrinzessin von Hohenzollern. Auf dem Empfangnach dem Konzert überreichte der HornistUlrich Haider dem Vorstand der Freunde undFörderer einen Scheck über 8000 €. Der bisherigeErlös aus dem Verkauf der Blasmusik CD„Ehrensache“ geht zugunsten der Orchesterakademieder <strong>Münchner</strong> <strong>Philharmoniker</strong>.Im NebelStephan Graf (Kontrabass) und Jürgen Popp(Fagott) organisieren seit Jahren die Orchesterfeste.Diesmal ging es mit Bergschuhen ausgerüstetzum Brauneck. Der Großteil der Gästenutze zwar die Kabinenbahn, für eine Wanderungam Gipfel war aber noch ausreichend Zeit. Leiderlagen die Berge im dichten Nebel. Der Abendim Panoramarestaurant war dennoch ein gelungenesFest.Neue KollegenDie Geigerin und Akademistin Florentine Lenzhat eine Stelle in den 1. Geigen bei den <strong>Münchner</strong><strong>Philharmoniker</strong>n gewonnen. Ihre Probezeitbeginnt im Januar 2014. Im selben Probespielgewann auch der griechische Geiger Iason Keramidiseine Stelle in unserem Orchester.Kammerkonzerte4 Konzerte der Kammermusikreihe der <strong>Münchner</strong><strong>Philharmoniker</strong> werden seit dieser Saisonauch im vor ca. einem Jahr eröffneten Festspielhausin Erl zu Gehör gebracht. Das 1. Konzertzu Ehren Benjamin Brittens 100. Geburtstag warbereits ausverkauft. Nächstes Konzert am 15.Februar 2014.Ein Höhepunkt der diesjährigen Kammermusikreihe:Bereits am 15. Dezember ist der Tenor„Mark Padmore zu Gast“ im Künstlerhaus amLenbachplatz.OrchesterakademieUnser Akademist, Gergely Csikota, hat das Probespielum einen Zeitvertrag für die Solo-Trompetebei den <strong>Münchner</strong> Symphonikern gewonnen.


38PhilharmonischeBlätterOrchestergeschichteAnton von Weberndirigiert „österreichische Meister“Gabriele E. MeyerSeine erste internationale Konzertreise als Dirigentführte „Dr. Anton von Webern aus Wien“ imHerbst 1929 auch nach München. Hier sollte erden 2. Abend der von der Theatergemeinde Münchenveranstalteten Reihe „Meister der Bühneund des Konzertsaales“ leiten. Auch wenn Weberndie Beschränkung auf österreichische Komponistennicht sonderlich behagte, stürzte er sich dochmit Feuereifer auf die ihm gestellte Aufgabe. Innur zwei Proben, am 16. November und am Vormittagdes Konzerts am 19. November, erarbeiteteer mit den <strong>Münchner</strong> <strong>Philharmoniker</strong>n Mozarts„Jupiter“-Symphonie, Arnold Schönbergs„Verklärte Nacht“ (in der Bearbeitung für Streichorchester),Hugo Wolfs „Italienische Serenade“und Johann Strauß’ „Gschichten aus dem Wienerwald“.– Webern muss ein auch pädagogischaußerordentlich befähigter Orchestererzieher gewesensein, sonst wäre der Abend angesichts derknapp bemessenen Probenzeit nicht so erfolgreichverlaufen. Die schon 1922 anlässlich eines DüsseldorferKonzerts beschriebene „peinlichste musikalischeSauberkeit“ begeisterte Musiker wieZuhörer und Kritiker gleichermaßen. Selbst derDirigent war mit sich zufrieden: „Keine Spur von,Nervosität‘, Bangigkeit, sicherer als zuhause(Wien). Viel Freude, Behagen. […] Mit dem Orchestersehr gut ausgekommen.“ Und Schönberg,seinen überaus verehrten Lehrer, ließ er sogleichwissen, welche Freude es ihm gemacht habe, zumersten Mal „Verklärte Nacht“ zu dirigieren unddass er den größten Teil seiner Probenarbeit diesemStück gewidmet habe. – Akribische Genauigkeitwar wohl schon immer ein Kennzeichendes vielleicht radikalsten Vertreters der SchönbergschenZwölftontheorie gewesen, gemäß derMaxime seines Lehrers, dass Kunst nicht von„Können“, sondern von „Müssen“ komme. Diesekristalline Klarheit im Komponieren spiegelte sichnach übereinstimmenden Berichten auch in WebernsWiedergabe von fremden Werken. – Die<strong>Münchner</strong> Presse jedenfalls war voll des Lobesüber das Gehörte. „Mozart’s Jupitersymphonieerklang in selten idealer Vollendung. Das Finale,äußerst lebhaft genommen, machte im Orchesterdie letzten Kräfte mobil“. Wolfs „ItalienischeSerenade“ erklang „mit liebevollem Auskostenihrer stilleren, intimeren Schönheiten“. SchönbergsFrühwerk „Verklärte Nacht“, ein Höhepunktdes schönen Abends, deutete Webern „mit einersolch außerordentlichen Intensivierung des Ausdrucksund solch prächtigem Klangempfi nden(geradezu wunderbar gelang der mählich im leisestenpianissimo verlöschende und verklärteAusklang des Werkes), daß die Leistung des Dirigentenwie des Orchesters gleich imponierendund eindrucksvoll war“. Am Ende dieses „genußreichen“Konzerts erklangen noch die „Gschichtenaus dem Wienerwald. „Wer verübelt es bei solchzündender Musik dem Dirigenten“, meinte ein namentlichnicht bekannter Rezensent zwei Tagespäter, „wenn er einige Male in Ueber-Begeisterungnahe daran war, mit der Partitur und demTaktstock ins Orchester zu tanzen?“


PhilharmonischeBlätterDas letzte Wort hat …39„Lackschuh oder Barfuss“Paul Müller,Intendant der <strong>Münchner</strong> <strong>Philharmoniker</strong>Seit einigen Wochen treffe ich mich im14-tägigen Abstand zu Gesprächen mitunseren Abonnenten. In kleinen Gruppenvon 10 Personen diskutieren wir 90Minuten über die Zukunft der KlassischenMusik, die Zukunft des Orchestersund über die Zukunft der MusikstadtMünchen. Es ist eine schöne Bestätigung zu erfahren,dass der eingeschlagene Weg der Intensivierungunserer Aktivitäten im Spielfeld Klassik vonIhnen als richtig und wichtig eingeschätzt wird.Im März dieses Jahres hat sich eine Erfahrungtief in meinem Bewusstsein verankert. Der Auftrittder <strong>Münchner</strong> <strong>Philharmoniker</strong> in der Postgarage,als 2.000 junge Menschen zwischen 20 und35 dem Orchester zujubelten, als sich Griegs „Inder Halle des Bergkönigs“ und Brahms „UngarischerTanz Nr. 5“ stimmig einfügten in die besondereAtmosphäre an diesem ungewöhnlichen Ort.Dieser Abend hat mir eindrücklich gezeigt, dass dieMusik und die Art, wie wir sie spielen, auch überden Konzertsaal hinaus Leute begeistert. Die Reihedieser Konzerte werden wir unbedingt fortsetzen:zum Beispiel in der Reithalle im Novemberoder im Deutschen Theater im Januar.Auf ein Projekt freue ich mich ganz besonders,denn mit „Lackschuh oder Barfuss“ betretenwir im März 2014 gewissermaßen konzertantesNeuland in der Philharmonie. Ich habe den TubistenAndreas Martin Hofmeir, den Protagonistenunseres gemeinsamen Projektes,kürzlich in einem seiner Konzertevon LaBrassBanda im CircusKrone besucht. Mein Wunsch ist es,einen Teil der Intensität und Energiedieser Konzerte auch in die Philharmoniezu tragen.Dies sind nur zwei Beispiele, die uns zeigen, wiewichtig für uns die Verbreiterung unserer Aktivitätenist. Mit Blick auf die demografi sche Entwicklungüberrascht es nicht, dass wir uns an jüngere Menschenrichten. Wobei, was genau heißt eigentlichjung? Wann fängt jung an, wo hört jung auf? „Jung“ist vor allem wohl ein relativer Begriff. Vor 15 Jahrenlag das Augenmerk der Musikvermittlung mehroder weniger ausschließlich auf den Kindergärtenund Schulen. Mit Spielfeld Klassik wollen wir mehrsein. Ein Programm für alle. Für Kindergartenkindergenau wie für Schüler, für Studenten und junge Erwachsenegenau wie für Rentner, für <strong>Münchner</strong> genauwie für Menschen mit Migrationshintergrund,für Klassikneugierige genau wie für langjährigeAbonnenten. Für uns bedeutet das, jedes Jahr einvielfältiges und breites Angebot zu entwickeln.Mehr als 150 Veranstaltungen sind das pro Jahr,Bekanntes und Bewährtes gepaart mit neuen Produktionenund Experimenten. Entwickelt von einemTeam, das aus Mitarbeitern und Orchestermusikernbesteht, die gemeinsam ein Ziel antreibt:eine nachhhaltige Neugierde. Ich lade Sie herzlichein, lassen Sie sich anstecken.


40 VorschauSo. 08.12.2013, 11:00So. 08.12.2013, 15:00Ristorante AllegroDas philharmonische MusicalLudwig Wicki, DirigentMargit Sarholz und Werner Meier,Künstlerische LeitungRuth-Claire Lederle, RegieHansi Anzenberger, „Peter Silie“Jana Nagy, „Lillie Lecker“Caroline Hetényi, „Sabine Rosine“Constanze Lindner, „Willi Vanilli“Benjamin Schobel, „Mark Tomate“Charlotte I. Thompson,„Heidi Hühnchen“Anna Veit, „Nina Nudel“Alexander Wipprecht,„Renato Gelato“So. 15.12.2013, 11:00 3. KaKo„Mark Padmore zu Gast“Benjamin Britten„Winter Words“Maurice RavelStreichquartett F-Dur„Cinq Mélodies populaires grecques“„Sainte“„Ronsard à son âme“Ralph Vaughan Williams„On Wenlock Edge“ für Tenor,Streichquartett und KlavierMark Padmore, TenorJulian Shevlin, ViolineSimon Fordham, ViolineJulia Rebekka Adler, ViolaSissy Schmidhuber, VioloncelloPaul Rivinius, KlavierMi. 18.12.2013, 20:00 3. Abo aDo. 19.12.2013, 20:00 4. Abo bFr. 20.12.2013, 20:00 3. Abo fIgor Strawinsky„Symphonies d’instruments à vent“(Symphonien für Blasinstrumente)„Les Noces“ (Die Hochzeitsfeier),Fassung von 1923„Le Roi des Étoiles“ (Der König derSterne), Kantate für Männerchorund Orchester„L’Oiseau de Feu“(„Der Feuervogel“)Valery Gergiev, DirigentPhilharmonischer Chor MünchenEinstudierung: Andreas HerrmannImpressumHerausgeberDirektion der <strong>Münchner</strong><strong>Philharmoniker</strong>Lorin Maazel, ChefdirigentPaul Müller, IntendantKellerstraße 4,81667 MünchenLektorat: Christine MöllerCorporate Design:Graphik: dm druckmediengmbh, MünchenDruck: Color Offset GmbH,Geretsrieder Str. 10,81379 MünchenGedruckt auf holzfreiem und FSC-Mixzertifiziertem Papier der SorteLuxoArt Samt.TextnachweiseSusanne Stähr, Michael Kube,Jörg Handstein, Elke Heidenreich,Alexander Preuß, Gabriele E. Meyerund Paul Müller schrieben ihreTexte als Originalbeiträge für dieProgrammhefte der <strong>Münchner</strong><strong>Philharmoniker</strong>. Der Abdruck desGesangstextes wurde genehmigtdurch den Musikverlag Boosey& Hawkes, Berlin. LexikalischeAngaben und Kurzkommentare:Stephan Kohler. Künstlerbiographien:Christine Möller. Alle Rechtebei den Autorinnen und Autoren;jeder Nachdruck ist seitens derUrheber genehmigungs- undkostenpfl ichtig.BildnachweiseAbbildungen zu Richard Wagner:Herbert Barth / Dietrich Mack /Egon Voss, Wagner – Sein Leben,sein Werk und seine Welt inzeitgenössischen Bildern undTexten, Wien 1975. Abbildungenzu Benjamin Britten: Boosey &Hawkes Archiv, Berlin; Paul Banks,Benjamin Britten: A Catalogue ofthe Published Works, Aldeburgh1999; Heinrich Lindlar, BenjaminBritten – Das Opernwerk, Bonn1955. Künstlerphotographien:wildundleise.de (Lorin Maazel),Elmer de Haas (Barbara Hannigan),wildundleise.de (Manuel von derNahmer, Paul Müller), Leonie vonKleist (Elke Heidenreich), Archivder <strong>Münchner</strong> <strong>Philharmoniker</strong>.


Philippe JordanDirigentChristian TetzlaffViolineRichard WagnerVorspiel zum I. Aufzug von „Lohengrin“György LigetiKonzert für Violine und OrchesterRobert SchumannSymphonie Nr. 2 C-Dur op. 61Mittwoch, 22.01.2014, 20 UhrDonnerstag, 23.01.2014, 20 UhrSamstag, 25.01.2014, 19 UhrSonntag, 26.01.2014, 11 UhrPhilharmonie im GasteigKarten € 61 / 51,50 / 45 / 36,90 / 31,20 / 18,10 / 12,30Informationen und Karten über München TicketKlassikLine 089 / 54 81 81 400 und unter mphil.demphil.de


mphil.de116. Spielzeit seit der Gründung 1893Lorin Maazel, ChefdirigentPaul Müller, Intendant

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