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Yannic Behovits 2. Bericht - WordPress – www.wordpress.com

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Von kleinen Ameisen, Märchenwinkeln und fahrenden Schulen<strong>2.</strong> Erfahrungsbericht von <strong>Yannic</strong> <strong>Behovits</strong>„Alexis! Spiel ab!“ Die kleine Leydi brüllt mit einer Stimme, die man ihrem zierlichenKörperbau nicht zutrauen sollte, über den staubigen Bolzplatz. Aber Alexis behält den Ball,kämpft sich durch die Reihen der Verteidiger, schießt... und der Ball fliegt an denorangefarbenen Hütchen vorbei, die unser Tor markieren und rollt über den Platz davon.Es ist Freitagnachmittag und wir sind wie immer auf dem Campo, einer weitläufigen,braunen Fläche, die auf allen Seiten von Häusern umstanden ist. Mal campiert hier einZirkus, mal spricht der Präsident Daniel Ortega vor mehreren zehntausend Anhängern undfreitags spielen wir eben Fußball mit den Kindern. Ab und zu müssen wir das Spielunterbrechen, weil ein Taxi hupend unser Spielfeld kreuzt. Alexis, einer der Mitarbeiter imProjekt, sagt immer, Freitag sei der Tag der Woche, der ihm am meisten Spaß mache. Umzwei Uhr mittags ziehen wir mit etwa zwanzig Kindern aus dem Projekt los, vorbei amgeschäftigen Markt Matagalpas, auf einem Trampelpfad durch eine grüne Wiese mitMangobäumen und schließlich über eine Brücke, die den Rio Grande de Matagalpaüberspannt. Der Rio Grande ist hier in seinem Quellgebiet nur bei starkem Regen wirklich„grande“, also groß,ansonsten doch eher einBach.Und Alexis hat recht mitdem, was er über denSportnachmittag sagt,nach der fünftägigen undmitunter auchanstrengendenArbeitswoche entlässteinen die Bolzerei miteinem guten undentspannten Gefühl insHimmel und Hölle im Innenhof des ProjektsWochenende. Wobei„entspannt“ auch relativ sein kann, bei 30 Grad im Schatten, auf einem Platz, auf dem eskeinen Schatten gibt...


Aber was passiert den eigentlich genau in diesen fünf Tagen, die meine Arbeit hier im „LasHormiguitas“ ausmachen? Ein wenig davon habe ich ja schon im letzten <strong>Bericht</strong> erwähnt,machen wir uns also jetzt daran, das Bild zu vervollständigen:Der Montag beginnt morgens um 9 Uhr mit der Reunión, bei der sich fast alle Mitarbeiterdes Zentrums an zwei kleine Tische setzen, um <strong>–</strong> ab und an bei Kaffee und Keksen <strong>–</strong> dievergangene Woche zu besprechen, die kommende zu planen und ganz bewusst aucheinfach über alles zu reden, was gerade interessant erscheint. Denn viel Zeit zumUnterhalten bleibt den profes im Projektalltag nicht. Da scheift das Gespräch während derReunión dann schon mal ab, man spricht über Rezepte und streitet sich über Politik,meine Mitfreiwillige Lara wird vor berüchtigten Casanovas gewarnt und mir erklärt man,dass man häufiges Bedanken hier scherzhaft mit „Was heißt hier Danke? Runter mit demHöschen!“ kontert.Und wer sind nun diese ominösen profes? Derzeit arbeiten im Hormiguitas sechsEinheimische und wir zwei Freiwilligen. Die Leitung übernehmen Doña Isabel und DoñaSandra. Isabel kümmert sich die Schreibarbeit, um Abrechnungen und die Materialien desProjekts und verbringt oft denhalben Tag in ihrem Büro imzweiten Stock, ist aber auchimmer hellauf begeistert,wenn es ans Basteln undMalen geht.Sandra beschäftigt sichhauptsächlich mit derHausaufgabenbetreuung,dem eigentlich wichtigstenAngebot des Zentrums für dieKinder. Sie schreibt aberauch Texte für Kalender undHausaufgabenbetreuung (frisch gestrichen)Broschüren, machtWorkshops mit den Kindern und plant mit uns Freiwilligen die Mobile Schule. Manchmalhat sie aber auch keine Zeit, mit uns zu planen, häufig fällt im Projekt etwasAußerplanmäßiges an, das eben auch erledigt werden muss.Zu den beiden kommen noch die Psychologin Liseth, Vilma, die in derHausaufgabenbetreuung arbeitet und die Sekretärin Cecilia. Sie alle haben eine Vorliebefürs Basteln und freuen sich immer ganz besonders, wenn Lara wieder mit einer neuen


Idee für die Kinder ins Projekt kommt und basteln ganz gerne auch mal mit. Der letzte imBunde und einzige Mann ist Alexis. Er ist 28 und mittlerweile schon 15 Jahre im Projekt,zuerst als Projektkind, später als Mitarbeiter. Er gibt eine Malklasse und geht freitags mituns und den Kindern zum Sport.Auf ihren Schultern (und für ein Jahr auch ein kleines bisschen auf unseren) ruht dasHormiguitas, ein Zentrum, das sich schon seit 1997 um arbeitende Kinder und Jugendlichekümmert.Arbeitende Kinder, was machen die eigentlich genau? In meinem Kopf waren lange Zeitdie Bilder von Sweatshops großer Markenfirmen in Bangladesh oder China, aber diesesind eben nur ein Teil dessen, was Kinderarbeit ist. Ich kann natürlich nur für Nicaraguasprechen, nein, nicht einmal das, eigentlich nur für die Kinder, im Projekt und auch vondenen weiß ich nur von sehr wenigen etwas über ihre Arbeit: Da ist der hochgewachseneJunge, der seiner Mutter an ihrem kleinen Imbiss am Busbahnhof hilft. Über einemHolzfeuer braten sie Fleisch, das sie in Bananenblätter gewickelt an hungrige Reisendeverkaufen. Das Mädchen, das eigentlich dringend eine Brille bräuchte, aber keine hat;warum, kann ich nur spekulieren. Einmal habe ich sie von weitem gesehen, mit einerKühlkiste auf der Schulter imPark. Zu fragen, was genau sieverkauft, habe ich michallerdings noch nicht getraut.Ein heikles Thema, finde ichzumindest, dafür brauche ich,denke ich auch noch mehr Zeitund Vertrauen.Aber ich glaube, die tatsächlicheArbeit ist nicht das einzige, waseine Rolle spielt. Denn esWäscheklammern zum Selbstbemalen.arbeiten ja nicht nur die Kinderder Familie, sondern auch die Eltern. Und obwohl sie hart arbeiten, reicht das Geld nichtmal für das Nötigste aus. Gerade an die Straßenverkäufer sind von morgens bis abendsbeschäftigt, da bleibt nur wenig Zeit, um den Kindern etwa bei den Hausaufgaben zuhelfen oder mit ihnen für die Schule zu lernen. Ein Teufelskreis droht, wenn die Kinder,statt in die Schule zu gehen oder zu lernen, arbeiten müssen, dadurch schlechte Notenbekommen und so später kaum Perspektiven auf besser bezahlte Arbeit haben.


Hier soll sich das Centro de promoción social Las Hormiguitas (in etwa: Zentrum fürsoziale Förderung „Die kleinen Ameisen“) einschalten: Von den 120 eingeschriebenenKindern kommen etwa 30 jeden Tag, um ihre Hausaufgaben mit Unterstützung der Profeszu machen, an Workshops und Kursen teilzunehmen, Spiele zu spielen oder auch einfachmal ein Kinderbuch zu lesen. Letzteres klingt fast selbstverständlich, ist es aber nicht.Lesen ist in Nicaragua wenig verbreitet, nicht nur, aber auch aus Gründen derVerfügbarkeit: In Matagalpa gibt es zwar Bibliotheken (ohne Ausleihmöglichkeit), aberkeine Buchhandlung, wie man sie sich in Deutschland vorstellt. In einzelnen Geschäftengibt es Bücher, jedoch in sehr beschränkter Auswahl und teilweise zu Preisen, die für dieDurchschnittsbevölkerung schlichtweg nicht zu bezahlen sind. „Richtige“ Bücher ingrößerem Format und ordentlich gebunden kosten an die 500 Córdoba (etwa 16 €), einLehrer z.B. verdient im Monat 4500 C (150 €).Im Hormiguitas gibtes den Rincón deCuentos,„Märchenwinkel“,in etwaeinen Raum mitMatratzen undSitzkissen, an denWänden bunte Bilder,die viel Geschick ausden Büchernabgemalt wurden. Inzersägten, an dieWand geschraubtenRegenrinnen wartendie Bücher darauf,"Um schon in der Kindheit die Liebe zu Büchern und zum Lesen zuwecken" - Der Rincón de Cuentosgelesen zu werden. Eine NGO hat diese Leseecken in mehreren Städten des Landesaufgebaut und die Bücher zur Verfügung gestellt. Ich gehe gern mit ein oder zwei Kindernin den Rincón, wenn gerade sonst nichts zu tun ist. Wir lesen abwechseln jeweils eineSeite. Manchmal geht das eher stockend, manchmal rattern sie die Zeilen aber auch nurso runter. Ich glaube, meine ersten Leseversuche im Hort waren ziemlich ähnlich. Ammeisten freut es mich, wenn ein Kind noch kurz mit mir über die Seite spricht, die wirgerade gelesen haben oder sich ein Bild nach dem Lesen nochmal genau anschaut. Dann


habe ich das Gefühl, dass sie das Buch wirklich angenommen haben und nicht nur Wortfür Wort aneinandergereiht. Dann macht Lesen Spaß, mir und hoffentlich auch denKindern.Zurück zum Montag.Nach der Reunión, die den ganzen Vormittag dauert, gehen Lara und ich in die WG, umdort zu essen. Mittlerweile sind die Mittagspausen schon entspannter. Wir sind auf GalloPinto (Reis und Bohnen, auf Vorrat gekocht, werden nur noch gemischt und angebraten)umgestiegen, dazu wahlweise frittierte Kochbananen oder frittierten Käse. Das klingt jetztungesund, ist es wahrscheinlich auch. Aber wen kümmert's, es schmeckt eh viel zu gut,um darauf zu verzichten. Außerdem gibt es dazu ja selbstgemachte Limonade, die ist dochsehr gesund <strong>–</strong> bis auf die 3 Esslöffel Zucker...Am Nachmittagplanen wir im Projektdie Mobile Schule,über die ich schon imletzten <strong>Bericht</strong> einwenig erzählt habe.Manchmal planen einoder zwei promotoresmit. Die promotoressind Kinder undJugendliche aus demProjekt, die einigeAufgabenübernehmen. Sie verleihen die Bücher im Rincón und begleiten uns mit der MobilenSchule. Letzte Woche haben wir mit ihnen einen der Workshops gemacht, die wir jedenMonat für sie organisieren. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob das gut gehen würde: 20Kinder wollen beschäftigt werden und der, der sie beschäftigen soll, bist du. Ganz allein.Aber es ging richtig gut und mit dem Klatschrhythmus vom Vorbereitungsseminar inDeutschland hatten wir sie dann endgültig auf unserer Seite. Zwar nicht immer im Takt,aber voller Elan und lachender Gesichter. Wieder einer von diesen Momenten, in denen eseinfach klappt und man sieht, dass sich die Mühe lohnt.Die Mobile Schule zu planen bedeutet, ein neues Thema für die Woche zu finden und sichdazu entsprechende Spiele, Fragerunden, Geschichten oder ähnliches auszudenken.


Dann wählen wir aus der Menge verschiedener Folien („Folien“ ist die wörtlicheÜbersetzung der spanischen „Láminas“, tatsächlich sind es eher bemalte und beschriftetePlastiktafeln) die passenden aus und bauen die Mobile Schule im Hof auf, um sie zuwechseln. Manche Folien behandeln größere Themen wie sexuelle Aufklärung,Kinderrechte und Kinderarbeit, andere stellen mit einem raffinierten System Rechen- undSprachaufgaben, bei denen die Kinder ihre Antworten selbst überprüfen können.Zur Verfügung gestellt wird uns die Mobile Schule von einer belgischen NGO, die uns inder Vorbereitung zu einem 4-tägigen Workshop in Leuven eingeladen hatten. Neben derErinnerung die weltberühmten belgischen Pommes mit literweise Mayonnaise habe ichdavon viel Nützliches für die Arbeit mit der Mobilen Schule mitgenommen, was mir jetzt,bewusst und unbewusst viel weiterhilft. Andererseits wird mir hier aber auch derUnterschied zwischen Theorie und Praxis klar. Oft sind die Kinder sind schüchtern, trauensich nicht, zur Mobilen Schule zu kommen oder sind zu beschäftigt. Einige wollen dieSpiele und Aktivitäten, die man vorbereitet hat, nicht mitmachen. Statt die Kinder richtigkennen zu lernen und Gespräche mit ihnen zu führen, spielt man viel eher an den Folienund fragt wenn dann mal nach Namen und Alter.Am nächsten Morgen, also dienstags, geht es dann auch gleich los mit der MobilenSchule. Wir fahren auf die Müllkippe. Der Weg macht die letzte Biegung und wir blickenauf ein weites Feld, durch das eine schlammige Straße führt. Die Sonne brennt herunterauf die Plastiktüten, die von Fliegen umschwirrten Essensreste, die alten Schuhe undzerrissenen Kleidungsstücke, PET-Flaschen, Metallschrott und Spielzeug in Einzelteilen.Alles, was im Müll landet, landet letztendlich hier. Ein unangenehmer, stechender Geruchliegt in der Luft. Geier picken zwischen den Abfallbergen herum oder schwingen sichschwerfällig in Luft, um von oben Ausschau nach besonderen Leckerbissen zu halten.Eine Rinderherde ist auf der Suche nach Essbarem, manchmal kommen auch Schweine.Hier arbeiten diejenigen, die das noch verwerten können, was andere wegwerfen. JungeMänner, die während der Arbeit Musik aus Kopfhörern ihres Handys hören,Frauen,manchmal mit Babys oder kleinen Kindern, Jungen und Mädchen, den „typischen“Arbeiter“ auf der Müllkippe gibt es nicht. Wenn einer der LKW kommt, um den Müllabzuladen, nehmen sie den Berg mit Stöcken auseinander und sammeln alles Brauchbareheraus. Den Rest fährt später ein Bulldozer platt. Einige Dinge, etwa Plastikflaschen,werden auf großen Häufen gesammelt, um später verkauft zu werden, an jemanden, dersie dann recycelt.Und hier arbeiten wir also mit der Mobilen Schule. Aber inzwischen ist das mulmige


Gefühl, das ich anfangs hatte, beinahe verschwunden. Denn natürlich sind die Kinder dortso wie andere Kinder, können genau so viel Spaß beim Spielen haben und wissen oft sehrviel. Einige kommen und begrüßen mich, kennen sogar meinen Namen, da freut es michnatürlich besonders, wenn ich mich auch noch an ihren erinnere. Und auch hier merktman, dass, auch wenn zwar nicht alles so läuft wie man irgendwann mal dachte, trotzdemdie schönsten Dinge passieren können: Vor ein paar Wochen hatten wir das Thema „DieWelt“ und mit einem gefunden Mikrofon haben wir spontan Nachrichten aus einigenLändern improvisiert, die die Kinder vorher auf der Karte gesucht hatten. Zehn lachendeKinder um uns herum. Und sogar sogar die jungen Männer, die sonst eher distanziertwirken, fanden es nach anfänglichem Spott interessant. Plötzlich wollte jeder das Mikrohaben. Wieder einer dieser Momente, na, ihr wisst schon...Wenn wir dann wieder in Projekt zurückkommen, sind oft schon viele Kinder da, diegerade Hausaufgaben machen. Und die sind für mich teilweise gewöhnungsbedürftig. Daheißt es: „Schreibe ein Gedicht/Märchen ab“ oder „Male die Nationalflaggen, -wappen,-vögel und -bäume sämtlicher Staaten Zentralamerikas ab“, was ziemlich viel Arbeit ist.Viele Antworten lassen sich auch eins zu eins aus Büchern abschreiben, was mit Freudepraktiziert wird. „Profe, geben Sie mir ein Buch, wo das drin steht!“, hört man häufig. Aberoft geht es auch nicht anders, wenn Vilma alleine 15 Kinder betreuen soll, kann sie einfachnicht mit jedem jede Aufgabe durchsprechen. Andererseits sind die Kinder ziemlich gutdarin, ihre Aufgaben von anderen lösen zu lassen und einfach zu warten, bis ihnen dieProfe (oder ich) es letztendlich doch vorrechnet. Aber wenn ich mit Geduld dranbleibe,klappt es meistens doch, die Kinder sind ja keineswegs blöd, nur manchmal eben etwasdenkfaul.Promotoras auf dem Markt,Pizza aus dem Steinofen...und Bananen.


Den Mittwoch habe ich ja schon in meinem letzten <strong>Bericht</strong> recht genau beschrieben,geändert hat sich seitdem auch wenig. Meine Musikklasse wurde etwas erweitert, weil einJunge im Projekt auch gerne Gitarre lernen würde. Und weil ich das auch als erstesgelernt habe, bringe ich ihm gerade Knockin' on heaven's door bei.„YANNIC!“ An wahrscheinlich keinem anderen Tag höre ich meinen Namen so oft wie amDonnerstag. Ich gebe die Computerklasse. Gleich beim Eingang des Projekts gibt es dafüreinen eigenen Raum, vom Gang abgetrennt durch ein Art Holzzaun. Darin stehen zweiPCs und zwei Laptops, an denen die Kinder der 4. - 6. Klasse den Umgang mit PC lernenund üben können. Unsere Vorgänger Daniel und Maike haben dafür ein System mitAufgaben zu Word, Excel, PowerPoint und Windows ausgearbeitet, das wir zur Zeitweiternutzen. In jeder Kategorie gibt es drei Aufgaben mit ansteigender Schwierigekeit,zum Schluss eine Prüfung. Viele Kinder brauchen beim Lösen der Aufgaben Hilfe.Für mich, der ich im Prinzip mitComputern aufgewachsen bin,war das erst mal eineUmstellung. So vieleKleinigkeiten, die ich mittlerweileganz intuitiv mache, bereitenden Kindern oft Schwierigkeiten.Viele von ihnen benutzen nur imHormiguitas Computer. EigeneComputer haben nur wenige undim Internetcafé muss manLara und ich in der Computerklassebezahlen. Da brauchen dieKinder schnell dann doch malHilfe. Und die fordern sie lautstark ein. Na ja, also dann los. Oft muss ich aber nur kleineTipps geben, zumindest bei den schwereren Aufgaben, denn die Kinder kennen dieAbläufe schon, es fehlt nur eine Kleinigkeit. Und einige Kinder haben bereits alle Aufgabenerledigt, wollen aber weiterhin in die Computerklasse kommen, deshalb versuche ich mirein paar neue Aufgaben für sie auszudenken. Währenddessen gibt Lara ihre Bastelklasse,die nicht nur den Kindern großen Spaß macht, sondern auch mir weiterhilft, denn jedesKind, das bastelt, kann nicht laut rufend in die Computerklasse hereinspringen.


Am Nachmittag gegen halb vier stemmen wir die Mobile Schule dann wieder auf dieCamioneta, einen der Pick-Up-Trucks, die hier beinahe jeder fährt, der ein Privatauto hat.Die Promotores und wir stellen uns neben die Mobile Schule auf die Ladefläche und wirfahren los ins etwas außerhalb gelegene Viertel Sabadell. Auf der Fahrt hat man einengroßartigen Ausblick über Matagalpa, der kühle Wind ist sehr angenehm. Wir lassen dieasphaltierte Landstraße hinter uns und biegen auf einen unbefestigten Weg, der bergabins Viertel führt. Rechts vom Weg fällt der Berg an die 30 Meter senkrecht ab. Wenn derAbfahrt! Hin- und...Weg vom Regen aufgeweicht ist, können wir mit der Mobilen Schule nicht nach Sabadell,die Abfahrt wäre zu gefährlich.Im Gegensatz zur Müllkippe und dem Markt, wo meist eher wenige Kinder kommen, sindes in Sabadell ab und zu schon über 50 Kinder, kaum eines älter als zwölf. Manche habenihre kleinen Geschwister auf dem Arm, manche sind sehr schüchtern, andere springenregelrecht auf mich drauf. Hier arbeiten wir anders: Komplexe Spiele und ausgedehnteFragerunden liegen den Kindern nicht, sie mögen viel lieber Geschichten zum Mitspielenund viel Bewegung. Und sie malen gern mit Kreide, einige nur leider eher auf mir undihren Gesichtern als an der Tafel.Und den Freitag kennt ihr ja nun auch schon, so schließt sich also der Kreis.Das Hormiguitas ist ein verhältnismäßig durchstrukturiertes Projekt. Als Freiwilliger hatteich von Anfang an klare Aufgaben und Dinge, um die ich mich zu kümmern hatte. Das hatmir anfangs sehr geholfen, mich in die Projektarbeit einzufinden. Aber es gibt immer nochgenügend Freiraum, um eigene Ideen einzubringen oder auf Wünsche der Projektkindereinzugehen. Zum Beispiel hätten einige der Jugendlichen gerne eine Englischklasse, sowie sie unsere Vorgänger schon begonnen hatten. Vielleicht können wir die auch schonbald realisieren....Rückweg nach Sabadell mit der MobilenSchule.


Doch trotz all der Struktur und Planung liegt auch eine Ungewissheit in der Luft: DieseWoche haben uns die Profes in der Reunión die derzeitige Lage des Projekts erklärt. DieMitarbeiter werden beinahe alle aus dem Ausland finanziert: Isabel und Sandra werdenvon Wuppertal, der Partnerstadt Matagalpas bezahlt, die Gehälter von Cecilia und Alexiskommen aus Finnland. Liseth und Vilma werden zum Teil aus den Einnahmen derKalender und anderen Spenden bezahlt. Allerdings wird Vilma zum Ende des Schuljahresim Dezember mit Sicherheit aufhören und für Cecilia und Alexis gibt es noch keine Zusageaus Finnland. Wenn sich nichts ändert, bleiben für das neue Jahr also nur drei Mitarbeiterund zwei Freiwillige. Doch die Profes sehen dem gelassen entgegen. „Wenn das Geldirgendwann für mein Gehalt nicht mehr reicht, muss ich mir eben noch eine Halbtagsstellesuchen...“, witzelt die Psychologin Liseth. Im Moment kann ich es mir noch gar nichtanders vorstellen. Irgendwie gehören alle Mitarbeiter so zum Projekt dazu, dass ich sie mirgar nicht wegdenken kann. Aber vielleicht ist es wieder wie so oft und die Dinge entwickelnsich ganz anders, als man gedacht hätte. Eine Sache, die ich hier immer wieder bemerke,ist, dass die Menschen viel eher mit dem arbeiten, was da ist und nicht mit dem, was esvielleicht geben könnte. Die Dinge kommen zu lassen, anstatt sie zu erzwingen. Heute zuleben, statt sich mit dem Morgen verrückt zu machen. Eine interessante Perspektive,oder?<strong>Yannic</strong>Grüne Wälder und......Blicke in die Ferne: Die anderen Nica-Freiwilligen zu Besuch in Matagalpa


<strong>Yannic</strong> <strong>Behovits</strong>Freiwilliger der Weltweiten Initiative e.V.in der Kindertagesstätte für arbeitende Kinder "Las Hormiguitas - Movimiento Cultural Nicaragüense"Email: yannic.behovits@wi-ev.deHandy: 00505-88682799Skype: yannic.behovitsMeine Sprechstunde:Ich bin (fast) jeden Mittwoch zwischen 20.15 Uhr und 21.15 Uhr zu erreichen und immer dann, wenn manSkype-Status grün ist.Meine WG-Anschrift:Colonia Ruben Dario 35BMatagalpaNicaraguaPost und Päckchen können an die WG geschickt werden.Mein Projekt:Las HormiguitasMercado Guanuca 1/2 cuadro al esteTel.: (+505) 2772 2181E-Mail: lashormiguitas09@yahoo.deSpenden für unsere FW-Dienste sind natürlich sehr willkommen:Weltweite Initiative für Soziales Engagement e.V.Konto: 861 1300BLZ: 550 20 500Betreff: SPENDE 1104Webseiten:Unsere lesenswerte FW-Zeitung: <strong>www</strong>.wortwechsel-weltweit.deMein Träger: <strong>www</strong>.weltweite-initiative.deDer gemeinsame Blog der Nicaragua-Freiwilligen: <strong>www</strong>.nica201<strong>2.</strong><strong>wordpress</strong>.<strong>com</strong>Meine Träger-Organisation:Weltweite Initiative für Soziales Engagement e.V.Beuthstrasse 908645 Bad Elster

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